Wo Licht fällt, gibt es für
gewöhnlich auch immer eine ordentliche Portion Schatten, um die
flüchtigen Momente des Glücks bei Aufkeimen sofort wieder
unterdrücken zu können. Die guten und schlechten Nachrichten
betreffen im Moment gleichermaßen J.J. Abrams, dessen
Wiederauferstehungshilfe für die totgeglaubte Franchise Star Trek
nun auch dem Lokalrivalen Star Wars zugute kommt, für dessen mit
allgemeiner Spannung erwarteten siebenten Streich er ja bekanntlich
die Regie führen wird (die Tafelrunde berichtete).
Aber während im unter allgemeinem
Trommelwirbel die Augen der Medien, Fans und restlichen Welt auf die Bekanntgabe der Neuverpflichtungen für die noch namenlose "Episode VII" gerichtet waren, rückte eine andere Ankündigung in den
Hintergrund und erreichte ob des heiteren Trubels erst mit einiger
Verspätung die einschlägigen Internetportale.
Die Hiobsbotschaft betrifft die
Fernsehserie "Almost Human", für die Abrams' Name aus
irgend einem Grund auf der Produzentenlohnrolle steht. Als Hauptstar
der Science-Fiction-Serie irgendwo zwischen "Blade Runner", Google Glasses und "T.J. Hooker" wurde immerhin niemand geringeres als Karl Urban verpflichtet (Dr. Leonard "Pille" McCoy in den
aktuellen Reboot-Filmen und kürzlicher Star der Star Trek Destination Germany), der nun wieder frei für andere Projekte
sein dürfte. Diese Serie wurde vom US-Fernsehsender nicht verlängert
und ist somit abgesetzt.
In "Almost Human" verkörperte
Urban den kantigen Cop John Kennex, der im Jahr 2048 zusammen mit
seinem Data-ähnlichen Androidenpartner Dorian (Michael Ealy) auf Verbrecherjagd
geht (die Tafelrunde berichtete). Doch trotz einiger
vielversprechender Ansätze gelang es der Serie nicht, an Abrams'
vorherige Serieerfolge wie "Alias", "Lost" oder "Fringe" anzuknüpfen.
Abrams und Urban waren allerdings
nicht die einzigen Star-Trek-Veteranen, die an diesem Projekt
mitwirkten. Auch der durch seine Arbeit bei TNG bekannte Produzent
Naren Shankar war an der Konzeption der Serie beteiligt, bevor er
wegen 'kreativer Differenzen' vorzeitig das Entwicklerteam verließ.
Im Laufe der Serie deutet sich an, dass dieser Verlust tatsächlich
größer war als gedacht, denn die Quoten der lediglich dreizehn
Episoden sanken von beinahe zehn Millionen Zuschauern rasch auf unter
sechs. Wer die Serie verfolgen konnte, wird denn auch zugeben müssen,
dass deutliches Potential nach oben bestand und die Serie zwar
sehenswert, aber mitnichten außergewöhnlich einzustufen war.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Fernsehsender drastisch in die
eigentlich geplante Ausstrahlungsreihenfolge eingriff, bereits im
Vorfeld die den ursprünglich angesetzten Sendestart verlegte und mit
"Intelligence" ein recht ähnliches Konzept bei der
Konkurrenz unter Vertrag steht.
Mit der gestern verkündeten Absetzung
unterstrich der verantwortliche US-Fernsehsender FOX nochmals seinen
schlechten Ruf als Seriengrab, den bereits ähnlich kurzlebige
Science-Fiction-Projekte wie "Firefly", "Terra Nova" oder "Dollhouse" am
eigenen Leib erfahren mussten. Ein schlechtes Omen für zukünftige
Produktionen wie etwa einer potentiellen Star-Trek-Fernsehserie (die
den Schwung der Abramsfilme ausnutzt), denn damit wird auch der
irrige Eindruck geweckt, dass beim Publikum im Moment kein Interesse
an SciFi auf dem Fernsehschirm bestehen würde. Kein Wunder also,
dass die Entscheidungsgremien der US-Fernsehanstalten heiße Eisen
wie dem entsprechende Projekte meiden, da ihnen das Risiko für
vergleichsweise teure Weltallserien zu groß erscheint. Dass
bisherige Produktionen jedoch durch die Bank weit hinter ihren
Erwartungen zurückblieben oder zu Unrecht geopfert wurden, bleibt
bei dieser Betrachtungsweise allerdings gern außen vor.
Ob "Almost Human" jemals für
den deutschen Fernsehzuschauer ausgestrahlt wird, erscheint nach
diesem absehbaren Fehlstart als vergleichsweise unwahrscheinlich.
Scheinbar bleibt Science Fiction in den kommenden Jahren erst einmal
auf die große Kinoleinwand beschränkt, wie der Medienhype über die
Besetzung des kommenden Star-Wars-Films nahelegt. Bei aller Freude
der Genre-Fans über den Fortschritt an der siebenten
Krieg-der-Sterne-Episode bleibt dieser Tag damit aber auch das Datum,
mit dem eine mögliche Star-Trek-Fernsehserie noch mehr in weite
Ferne gerückt wurde.
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