Turon47 bedankt sich bei seinem Informanten Hazy
Kate Mulgrews Image hat in den
zurückliegenden Tagen deutliche Kratzer abbekommen. Grund dafür ist
ihr Engagement für die militant christliche Pseudo-Dokumentation
"The Principle", in der sie den Part der Sprecherin
übernommen hat. Vor einigen Tagen ist der erste Trailer zum 'Film'
aufgetaucht, der von der Janeway-Darstellerin höchstpersönlich mit markigen
Worten eingeleitet wird:
Doch was genau den allgemeinen Aufruhr
verursachte, war nicht die Tatsache, dass Janeway ihre vor allem
durch "Star Trek" so populär gewordene Stimme für
irgendeine Produktion zur Verfügung stellte (ein absolut gängiges
Mittel für einen Zusatzverdienst für verdiente Star-Trek-Veteranen
wie William Shatner, Leonard Nimoy oder Patrick Stewart), sondern der
Umstand, dass "The Principle" eine Propagandaarbeit für ewig gestrige Verteidiger des Geozentrismus ist.
Noch einmal zur Erinnerung: Unter Geozentrismus versteht man die seit vierhundert Jahren überholte Vorstellung, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums ist und selbst die Sonne sich um unseren Heimatplaneten dreht. Obgleich diese Ansicht seit Galileo Galilei oder Nikolaus Kopernikus widerlegt ist, gibt es noch immer genügend religiöse Fanatiker, die noch immer an diesem abstrusen Weltbild festhalten, vor allem in den USA, die seit ihrer Gründung ein Nährboden für christlich-fanatische Gruppierungen und Einzelpersonen sind.
Eine dieser Personen ist der
erzkonservative Katholik Robert Sungenis. Nicht nur, dass er zu den bekanntesten Holocaustleugnern in den Vereinigten Staaten zählt; er
ist darüber hinaus auch eine der Führungsfiguren in dergeozentristischen Bewegung. Und die ist – wie viele religiös
motivierte Strömungen - nicht nur recht einflussreich, sondern auch
finanziell gut aufgestellt. Sie kann sich aufwändige Produktionen
leisten um ihre kruden Ansichten unter das Volk zu mischen.
Das Budget erlaubte es sogar, eben jene
Kate Mulgrew als Sprecherin für "The Principle" zu
gewinnen und damit die Seriosität des vermeintlich wissenschaftlich
aufgearbeiteten Inhalts weiter zu unterstreichen. Doch diese
Wissenschaftlichkeit hält bei genauerem Hinsehen keiner Überprüfung
stand, denn darin zitierte Wissenschaft wie etwa Lawrence Krauss, der
Autor des Werkes "Die Physik von Star Trek", gaben bereits
bekannt, dass die entsprechenden Äußerungen nicht mit ihrer
Einwilligung eingefügt wurden und darüber hinaus auch aus dem
Zusammenhang gerissen wurden.
Doch wie genau der Umfang der
Sprecherrolle Kate Mulgrews aussieht, ist trotz der bereits rasant um
sich greifenden Kritik bislang nur einem kleinen Kreis Eingeweihter
bekannt. Für den Otto-Normalverbraucher sind nur die einleitenden
Worte aus dem Trailer zu hören gewesen:
"Everything we think we know about our universe is wrong."
Meine – wie gewohnt - sehr freie
Übersetzung dazu:
"Alles, was wir über das
Universum zu glauben wussten, ist falsch."
Damit allein kann man noch keine bewertenden Aussagen treffen, denn dieses Null-Acht-Fuffzehn-Statement könnte genauso gut einer Vorschau von Transformers, Akte X oder X-Men entstammen. Zudem halte ich es für vergleichsweise unwahrscheinlich, dass Geozentrismus tatsächlich den Ansichten Mulgrews entspricht. Es war wohl vielmehr der Ruf des schnell verdienten Geldes, das der Schauspielerin, die seit Voyager nur noch wenig Aufmerksamkeit in Film und Fernsehen erhält, zur Mitarbeit bewegte. Zudem ruderte Mulgrew auf ihrer Facebook-Seite unlängst zurück und veröffentlichte folgendes Statement:
Meine wiederum sehr freie Übersetzung
dazu:
"Ich kann nachvollziehen, dass es einige Diskussionen um meine Beteiligung an einem Dokumentarfilm namens 'The Principle' gab. Ich möchte noch einmal jeden wissen lassen, dass ich die Meinung des herausragenden Physikers Lawrence Krauss teile, der seinerseits im Film falsch dargestellt wurde und einen eindrucksvollen Widerruf im Magazin Slate veröffentlichte. Ich bin weder ein Geozentrist, noch ein Befürworter des Geozentrismus'. Am allerwichtigsten bleibt mir allerdings festzustellen, dass ich nichts, was Robert Sungenis über Geschichte oder Wissenschaft schrieb billige und wenn ich von seiner Beteiligung gewusst hätte, wäre ich dieser Dokumentation höchstwahrscheinlich ferngeblieben. In diesem Fall war ich ein fehlinformierter Auftragssprecher. Ich entschuldige mich hiermit für die Verwirrung, die meine Stimme in diesem Trailer auslöste. Kate Mulgrew."
Anderseits wage ich zu bezweifeln, dass sich die Aufgabe des Erzählers allein auf den im Trailer hörbaren Satz beschränken wird und einem Sprecher im Zuge seiner Arbeit nicht bewusst ist, was für einen Unsinn er da eigentlich vorliest. Wir werden aber wohl bis zur endgültigen Veröffentlichung des Filmes warten müssen, um eine Einschätzung darüber abgeben zu können, ob Mulgrew nicht zumindest hätte ahnen können, auf was sie sich da eingelassen hat.
Doch Unwissenheit ist keine allzu
geeignete Entschuldigung für einen professionellen Schauspieler,
wenn es darum geht, welchen Rollen er in seiner Karriere den Vorzug
gibt. Immerhin obliegt es noch immer ihrer eigenen Entscheidung,
welche Angebote sie annimmt und welche sie ablehnt. Sollte es sich
tatsächlich um die Vorspiegelung falscher Tatsachen handeln, könnte
Mulgrew gerichtlich gegen diesen Betrug vorgehen, was sie allerdings
auch nicht von einer gewissen Informationspflicht freispricht.
Hätte
Kate Mulgrew sich etwa genauso leichtgläubig einspannen lassen, wenn
es darum gegangen wäre, in einem antiislamischen Film wie "Die Unschuld der Muslime"einzuspringen?
Oder wirre Verschwörungstheorien zum elften
September zu kommentieren?
Oder hätte sie ebenso blauäugig
einen Propaganda-Streifen für eine White-Supremacy-Organisation
eingesprochen?
Viel eher glaube ich, dass Mulgrew
gehofft hatte, dass das Echo auf diese vergleichsweise unbedeutende
Werk weitaus geringer ausfallen würde. Immerhin hat sie lediglich
ihren Job als Sprecherin erledigt.
Die Beschwerden der enttäuschten
Fangemeinde sind jedenfalls mehr als angebracht, wie ich finde.
Immerhin verdiente Mulgrew das Gehalt für ihre Erzählerrolle durch
die Glaubwürdigkeit, die sie als Captain Janeway erworben hat.
Gerade deswegen sollte sie besser auf diesen guten Ruf achten, denn
durch die Teilnahme an einem höchst zweifelhaften Unterfangen wie
diesem schädigt sie nicht nur Star Trek, sondern auch ihren eigenen
Leumund. Die Produzenten kommender Dokumentarfilme werden es sich nun
sicherlich zweimal überlegen, bevor sie Mulgrews Stimme als
Aushängeschild für ihre eigenen Projekte verpflichten.
Doch während Mulgrews Integrität
öffentlich in Frage gestellt wird, steht der Gewinner dieser
Auseinandersetzung längst fest. Frei nach dem Motto "Schlechte
PR ist immer noch PR" reiben sich die Urheber von "The
Principle" um Robert Sungenis die Hände, denn ihr Werk ist
bereits vor seinem Kinostart in aller Munde, ohne dass jemand von
ihnen die Finger rühren müsste. Vielleicht sollte man sich nicht
weiter um diesen ohnehin hanebüchenen Wahnsinn kümmern und nicht noch
Aufmerksamkeit in seine Richtung lenken.
Doch auch das ist der falsche Weg, denn
wenn wir irgend etwas aus Star Trek gelernt haben, dann doch
eindeutig, dass man auch religiösem Fanatismus entgegentreten
sollte, bevor er beginnt auszuufern. Das Erbe des bekennenden
Atheisten Gene Roddenberry sollte jedenfalls nicht durch eine
Dokumentation getrübt werden, die unter Zuhilfenahme einer aus Star
Trek bekannten Stimme versucht, die Erde ins Zentrum des Universums
zu rücken. Daher sollten auch Fans nicht aufhören, ihren Unmut zu
formulieren und auch Kate Mulgrew sollte sich noch einmal überlegen, sich
deutlicher zu positionieren und prüfen, ob es eine juristische Möglichkeit
gibt, die Veröffentlichung eines solchen Filmes mit ihrer Stimme zu
unterbinden.
Ein Facepalm für Frau Mulgrew. Sehr schöner Artikel, den ich im Ganzen zustimme. Danke.
AntwortenLöschenJa, ja! Hab ne Super Doku auf dem historychannel gesehen, die das Thema hatte "Galileo irrte sich: Die Kirche hatte Recht"; einem gleichnamigen Buch von Robert Sungenis (Theologe/Astrologe)! Er Vertritt doch tatsächlich die These, dass unser bild vom Sonnensystem falsch sei! "Am wahrscheinlichsten ist das Modell von Tycho Brahe", erklärt der Er. "Die Planeten bewegen sich um die Sonne, und die Sonne bewegt sich um die Erde." Die Erde sei bewegungslos im All, und bilde dessen zentralen Punkt, womöglich sogar den Schwerpunkt des Universums." Das schlimmste ist, was Umfragen ergeben haben: 26% der Amerikaner und 34% der Europäer, die nicht wissen, dass die Erde sich um die Sonne bewegt. 75% der Amerikaner meinen das Werk von Darwin sei Falsch,da ja Gott das Universum, die Erde und die Arten einschließlich der Menschen erschaffen habe. Leider, werden diese Thesen auch immer wieder (auch im zunehmenden Maße) von vielen Wissenschaftlern aufgegriffen und als Wahr verbreitet wird.
AntwortenLöschenAls in dem Promo-Trailer dann auch noch Lawrence Krauss mehrmals auftauchte, war ich schon wirklich arg erschüttert.
AntwortenLöschenDeshalb bin ich froh über seine Richtigstellung auf Twitter und in diesem Slate-Magazin.
Was Kate Mulgrew angeht: Das macht mich schon ein wenig traurig! Was wir von ihr nun zu halten haben, hängt sicherlich auch davon ab, wie sie sich in Zukunft zu solchen Themen positionieren wird. Dieser Facebook-Eintrag ist ein Anfang, reicht aber ganz sicher nicht aus, um ihre Reputation wiederherzustellen! Vielleicht könnte sie ihr Honorar für die Sprechrolle der Giordano-Bruno-Stiftung spenden o.ä.?
btw: Zwei Leser fanden diesen Artikel lustig?
Ich bin auch gespannt, wie sich das ganze dann schließlich im Film anhören wird. Geozentrismus ist und bleibt einige Ecken unsinniger als der Glaube an ein Fliegendes Spaghetti-Monster und auch ich erwarte, dass sich Mulgrew noch etwas deutlicher distanziert. Aber als Bürgerin eines Staates, in dem so ein Unsinn auf dem "History Channel" als Doku durchgeht kann ein öffentliches Bekenntnis gegen Religion schnell zur völligen Isolation führen, so dass eine Zusammenarbeit mit der Giordano-Bruno-Stiftung wohl kaum vorstellbar bleibt.
AntwortenLöschenP.S.: Vielleicht war ja mit "lustig" das treffende schwarz-weiß.-Meme gemeint...
Autsch, peinliche Jobwahl, würde ich sagen!
AntwortenLöschenIch kann dem Blogpost soweit zustimmen, nur an einer Stelle lehnt sich der Autor, meiner Ansicht nach, dann doch ein bisschen zu weit aus dem Fenster:
"Die Beschwerden der enttäuschten Fangemeinde sind jedenfalls mehr als angebracht, wie ich finde. Immerhin verdiente Mulgrew das Gehalt für ihre Erzählerrolle durch die Glaubwürdigkeit, die sie als Captain Janeway erworben hat. Gerade deswegen sollte sie besser auf diesen guten Ruf achten, denn durch die Teilnahme an einem höchst zweifelhaften Unterfangen wie diesem schädigt sie nicht nur Star Trek, sondern auch ihren eigenen Leumund."
Hat Mulgrew sich mit dieser Aktion selbst ins Knie geschossen? - Ja, das denke ich auch!
"Star Trek" hat sie aber sicher nicht geschadet. Mulgrew ist nicht Janeway (und damit Sternenflotten-Captain und Wissenschaftlerin), Mulgrew ist Schauspielerin! Wer Mulgrew deshalb in Fragen der Astronomie für glaubwürdig befindet, weil sie mal eine entsprechende Rolle gespielt hat, der sollte vielleicht noch einmal seine Kriterien zur qualitativen Bewertung einer Quelle/ Aussage überdenken.
Ein anderes (fiktives) Beispiel: dürfte Gates McFadden nicht für Homöopathie werben, weil sie mal Beverly Crusher gespielt hat? Was, wenn Crusher in TNG alternative Behandlungsmethoden favorisiert hätte, wäre McFaddens Engagement dann in Ordnung?
Auch ich bin oft enttäuscht (wie in diesem Fall), wenn mir sympathische Prominente ihre Bekanntheit nutzen um mir unsympathische Dinge zu unterstützen. Aber ein Schauspieler ist nun einmal nicht seine Rolle!
Anders ist es durchaus zu beurteilen, wenn ein Schauspieler versucht, seine Filmarbeit im Sinne seiner Weltanschauung zu beeinflussen, aber darum geht es hier ja nicht.
Ich sehe das naturgemäß völlig anders. Wenn, wie in deinem (fiktiven) Fall geschildert, Gates McFadden für Homöopathie die Werbetrommel rühren würde, dann würde das auch auf Star Trek zurückfallen, denn ihre vermeintlich medizinische Kompetenz geht, wie Du so schön geschrieben hast, lediglich auf eine Rolle zurück. Eine Rolle die sie in Star Trek erhalten hat und zu der sich in diesem Fall sämtliche Casting-Verantwortliche fragen müssten, ob sie damals die richtige Wahl getroffen haben.
LöschenWenn also die Janeway-Darstellerin ihre Stimme für eine geozentristische Propagandaarbeit ins Rennen schickt, wird das für Blogs wie diesen oder Zuschauer im Allgemeinen interessant, weil sie den Captain eines Raumschiffes in Star Trek gespielt hat. Oder, um ein anderes fiktives Beispiel zu nutzen: Ich hätte kaum ein Problem mit einem Charlie Sheen als Sprecher für dieses Projekt, weil er dahingehend vergleichsweise unbeleckt ist. Mulgrew hingegen hat dieses Engagement aber antreten können, weil sie durch Star Trek ein Renommee erworben hat, das sie nun aufs Spiel gesetzt hat.
Fällt also ein solches Verhalten auf Star Trek zurück? Ich denke ja. Allerdings ist das Ganze natürlich reichlich subjektiv, weswegen ich mich auch bewusst dagegen entschieden habe, einen allgemeinen Artikel zum Thema zu schreiben und die Meldung als Kommentar/Senf einzustellen. Das so etwas kontrovers formuliert sein kann und nicht unbedingt jedermanns Meinung trifft, liegt wohl in der Natur der Sache. ;)