Donnerstag, 17. Juli 2014

Kernfusion in Star Trek - Was ist das?

Forscher arbeiten bereits seit 50 Jahren an einer Energiequelle, die die Antwort auf die Energiefrage der Zukunft liefern könnte. Die Rede ist von Kernfusion. Diese Art der Kernenergie ist eine mögliche Alternative zu bisherigen Energiegewinnungsformen. Doch kann diese Technik wirklich den Weg in ein neues Energiezeitalter ebenen? Star Trek meint ja...

Der ITER Forschungsreaktor in Frankreich, Quelle: ZDF NEO, Abenteuer Wissen - Kernfusion
Die Sonne macht es vor, ist sie doch das größte Kernfusionskraftwerk in unserem Sonnensystem. Warum also die natürlichste aller Energiequellen nicht auf die Erde holen?
Nachdem wir als Menschheit die Ressourcen unseres Planeten nahezu aufgebraucht, unsere Schadstoffe in die Atmosphäre geblasen und Meere verschmutzt haben, wäre es doch ein logischer Schritt neue Technologien zu ergründen, um uns von fossilen Brennstoffen unabhängiger zu machen und unsere Umwelt ein Stück weit zu entlasten, oder?

Was ist Kernfusion?


Kernfusion ist Kernenergie. Was gleich, wenn nicht sogar gleich-gefährlich klingt, ist das Gegenteil der Kernspaltung. Bei der Kernfusion werden Atomkerne miteinander verschmolzen, statt gespalten. Das entsteht dann, wenn zwei Wasserstoff-Atome aufeinander treffen und zu einem Heliumatomkern fusionieren. Beim heutigen Stand der Technik sind das die Wasserstoff-Isotope Deuterium und Tritium. Die Ressource, um eine Kernfusion in Gang zu setzen, ist also auf unserem Planeten in Form von Wasser nahe zu unendlich vorhanden. Der Knackpunkt dabei ist nur die Bedingungen für eine Kernfusion, wie wir sie auf der Sonne vorfinden, auf der Erde zu simulieren.
Um das zu schaffen, erzeugen Forscher mit Hilfe eines magnetischen Ringes ein mehrere Millionen Grad heißes Plasma, indem sie die besagten Wasserstoffatomkerne aufeinander treffen lassen. Weil Wasserstoffatome jeweils aus einem Proton bestehen, stoßen diese sich im Normalfall ab. "Presst" man diese Atomkerne zusammen, entsteht sogenannte Bindungsenergie, die zur Energieerzeugung genutzt werden kann.

Zwei Wasserstoffatome verbinden sich zu einem Heliumatom und erzeugen Energie, Quelle: Eigenes Gekritzel
Was der Kernspaltung (zurecht) nachgesagt wird, ist ihre extreme Umweltbelastung durch radioaktive Brennstoffe. Uran oder Plutonium haben ein Halbwertszeit von Jahrhunderten und belasten die Umwelt über mehrere Generationen hinweg, während Tritium nur eine Halbwertszeit von 12 Jahren hat. Trotzdem können während der Kernfusion Materialien radioaktiv werden und zwischen 50 und 100 Jahren strahlen. Trotzdem kann es bei der Kernfusion nicht zu Kernschmelzen kommen, da mehrere Komponenten nötig sind, um einen Kreislauf aufrechtzuerhalten. Fällt eine dieser Komponenten aus, erlischt der Reaktor. Katastrophen wie in Tschernobyl wären somit ausgeschlossen.

Star Trek und Kernfusion


In Star Trek ist die Energieerzeugung durch Kernfusion neben der Materie und Antimateriereaktion die zweit wichtigste Energiegewinnungsform. Fusionsreaktoren werden auf Raumschiffen für die Versorgung der Hauptsysteme, aber auch als Antriebsquelle der Impulstriebwerke verwendet. Außerdem dienen sie als Backup-Energie, so können Schiffe auch ohne aktivierten Warpkern weiterfliegen. Ein Beispiel wäre die Folge Star Trek: Voyager: "Tag der Ehre". Hier wurde nach einem missglückten Experiment der Warpkern der USS Voyager abgestoßen. Trotz dieser verlorenen Hauptenergiequelle konnte die Voyager ohne sofortigen Energieverlust mit Impulsantrieb weiter fliegen.



Da stellt sich die Frage, warum in Star Trek: Into Darkness die Enterprise über keine Energie mehr verfügt, um der Erdanziehung zu trotzen, wenn laut Story nur der Warpkern beschädigt ist? Was ist mit den Fusionsreaktoren, die für solche Situationen als Backup dienen? Schieben wir das einfach mal auf die Dramaturgie des Films, dass die Fusionsreaktoren weggelassen wurden. Komischerweise diente eine reale Fusions-Forschungsanlage für die Kulisse des Warpreaktors im letzten Star Trek Film von 2013.



Wo steht die Kernfusion heute im 21. Jahrhundert?


Momentan leben wir in einer Welt, in der die Energiefrage hitzig diskutiert wird. Auf der einen Seite stehen die Befürworter für eine Energiewende mithilfe von erneuerbaren Energien. Auf der anderen Seite argumentieren die Kohle- oder Atomkraft-Sympathisanten. Dabei haben die letzten Jahre gezeigt, dass die Nutzung durch Atomkraftwerke zu schwerwiegenden Katastrophen führen kann  (FukishimaTschernobyl). Auch die Energiegewinnung durch Kohle führt zu einer immer stärkeren Umweltbelastung, Smogwolken in China sind die wohl offensichtlichsten Anzeichen. Nicht zu vergessen das sogenannte Fracking (Faszination Wissen BR, Was ist Fracking | Video), dass bereits in den USA und mit Sicherheit auch demnächst in Deutschland kommerziell praktiziert werden wird. Beim Fracking werden Chemikalien in die Erde gepumpt, um an Erdgas zu gelangen, einer der Nebeneffekte ist, dass das Grundwasser verschmutzt wird.

Spock fast uns Menschheit logisch zusammen!
Genutzte Quellen für diese Collage: images.fotocommunity.de, www.polpix.sueddeutsche.com, www.img.welt.de und www.nationalgeographic.de
Doch was sind die Alternativen? Erneuerbare Energiequellen haben es schwer, da sie zu teuer sind oder politisch verhindert werden. Auch scheint nicht jeden Tag die Sonne oder weht der Wind. Dabei stehen wir momentan an der Schwelle eines neuen Energiezeitalters, ermöglicht durch einen effizienteren Einsatz von Hoch-Technologien. Ein Luxus, der uns erlauben sollte, neue Dinge auszuprobieren - der weltweit wachsenden wirtschaftlichen Produktivität würde es mit Sicherheit nicht schaden. Wie wäre es da mit einem Dritten Energieweg? Dieser könnte einen Kompromiss darstellen, der sowohl den Umweltschutz einbezieht, als auch die Energiefrage für die kommenden Generation lösen kann, ohne weiter an den natürlichen Ressourcen der Erde zu nagen, die unweigerlich in naher Zukunft ausgeschöpft sein werden. Ist dieser Kompromiss die Kernfusion?

Gefahren der Kernfusion


Bei allen Vorteilen, bringt die Kernfusion, wie auch jede neue Form der Technologie, Gefahren mit sich, dies soll nicht verschwiegen werden.
Wie auch bei der Kernspaltung entstehen bei der Kernfusion radioaktive Abfälle, die dem Menschen und der Umwelt schaden können. Diese entstehen durch den Neutronenbeschuss auf Reaktorwände, was diese radioaktiv werden lässt. Auch hier müssen verwendete Komponenten nach einer gewissen Zeit entsorgt und stetig erneuert werden, da Forscher bisher noch keine Materialen gefunden haben, die den Extrembedingungen der Kernfusion auf einem längern Zeitraum oder gar einer kommerziellen Anwendung standhalten können. Beim heutigen Stand der Forschung werden die Elemente Deuterium und Tritium genutzt, wobei Tritium allein schon radioaktiv ist. Aber wie bereits beschrieben, die erzeugten Abfälle für die Durchführung einer Kernfusion haben eine geringe Halbwertzeit. Trotzdem, hier besteht noch reichlich Forschungsbedarf.

In die Zukunft mit Kernfusion? Quelle: Star Trek: Der Film (1979)

Fazit


Ist Kernfusion wirklich die Energie der Zukunft? Die Antwort auf diese Frage kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Mit Sicherheit kann aber gesagt werden, dass ein Wandeln folgen wird, wenn es nichts mehr zu verbrennen gibt und unsere Lebensgrundlage bröckelt.
Dann werden alle lokalen Auseinandersetzungen und Luxusprobleme nichtig und es wird eine globale Lösung nötig sein. Kernfusion steckt noch in den Kinderschuhen und alle Kritik an ihr ist berechtigt, da auf viele offene Fragen noch keine Antworten gefunden wurden.
Eins hat die Forschung an der Kernfusion aber bereits erreicht. Um das Projekt ITER zu realisieren, haben sich Nationen, wie die USA, Russland, China und die Europäische Union zusammengesetzt, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Schon allein das ist ein großer Erfolg und steht dafür, dass global eine Lösung für die Energiefrage der Zukunft gefunden werden kann - wenn man es möchte.

Zum Ende noch zusammenfassende Worte von unseren geschätzten Professor Harald Lesch zum Thema Kernfusion



Artikel, die helfen können, sich ein eigenes Bild über Kernfusion zu machen:

Was ist Kernfusion?:
http://www.ipp.mpg.de/ippcms/de/pr/fusion21/kernfusion/index.html

Radioaktive Abfälle, die bei Kernfusion entstehen
http://www.scinexx.de/dossier-detail-134-12.html

Fortschritte in der Forschung der Kernfusion:
http://www.zeit.de/wissen/2014-02/kernfusion-energie-erfolg-usa

Was sind die Gefahren der Kernfusion
http://ksi.jimdo.com/konzept/kernfusion-keineswegs-so-unproblematisch/

Montag, 14. Juli 2014

Vive la France oder God save the Queen? Picard zwischen Großbritannien und Frankreich

Jedes Jahr am 14. Juli begeht unser Nachbarland Frankreich seine te nationale, also seinen Nationalfeiertag mit einer Menge militärischem Brimborium. Vor allem in der Kapitale Paris, die ja in der Star-Trek-Zukunft als Sitz des Föderationspräsidenten zu einer Art Hauptstadt für einen Großteil des Alpha- und Beta-Quadranten der Milchstraße werden soll, zentrieren sich die Feierlichkeiten. Aus Sicht eines Trekkies liegt die herausragende Bedeutung des Staates jedoch in erster Linie darin, als Geburtsort des legendären Sternenflottencaptains Jean-Luc Picard gedient zu haben.
Und als wäre das noch nicht genug feierte gestern auch der englische Schauspieler Sir Patrick Stewart Geburtstag, der in über 177 Star-Trek-Episoden und in vier Kinofilmen die Rolle des Captain Picard mit Leben erfüllte.
Grund genug für die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg, beiden denkwürdigen Tagen ein Denkmal zu setzen. Allerdings soll an dieser Stelle weder eine Top-Ten-Liste der besten Picard Momente stehen, noch ein Gratulationsartikel, den weder Stewart noch irgendein Franzose je lesen werden.
Stattdessen wollen wir uns an dieser Stelle einmal einer Frage widmen, die die Fanseele beschäftigt wie kaum eine andere: Woher kommt eigentlich Captain Picard wirklich?
Denn auch wenn der Kanon strikt auf Frankreich als Urheimat des legendären Sternenflottenoffiziers verweist, gibt es eine Reihe von gewichtigen Gegenargumenten, die den Charakter eher jenseits des Ärmelkanals auf den Britischen Inseln verorten lassen. Um diesen spannenden Streit einmal näher zu betrachten, wollen wir nun einmal in lockerer Form ein paar Argumente für beide Seiten sammeln, um in einer anschließenden Konklusion einen Schlussstrich unter diese Debatte ziehen zu können.


Picard ist ein Franzose, weil...

sein Geburtsort La Barre im heutigen Regierungsbezirk Haute Saône innerhalb der Serie ("Familienbegegnung") und auf der Kinoleinwand ("Treffen der Generationen") hinlänglich etabliert ist. Die Autoren der Serie gingen sogar so weit, das verschlafene Dörfchen zum Ursprungsort allen Lebens auf der Erde zu deklarieren ("Gestern, Heute, Morgen") und somit den Stellenwert Frankreichs innerhalb Star Treks erheblich zu fördern.
Allerdings muss man einschränkend anmerken, dass die bekannten romantisierenden Darstellungen des Fleckens keinerlei Deckungsgleichheit mit dem tatsächlichen Ortsbild aufweisen.


Picard ein Experte für Weine und seine Herstellung ist. Als Spross einer alteingesessenen Winzerfamilie frönt der Captain zu verschiedenen Gelegenheiten ("Familienbegegnung", "Der Erste Kontakt", Star Trek: Nemesis") der urfranzösischen Leidenschaft für Weine – vorzugsweise denen aus eigenem Anbau.
Jedoch bleibt auch hier anzumerken, dass La Barre keineswegs in einer der ausgewiesenen Weingegend des Landes liegt und die tatsächlich existierende Weinmarke "Chateau Picard" aus dem knapp 800 Kilometer entfernten Saint Estèphe an der Atlantikküste stammt. Zudem ist die Vorliebe für solcherlei edle Tropfen keineswegs allein den Franzosen vorbehalten.


er zuweilen ins Französische zurückfällt. Zugegebenerweise kann man diese Momente an einer Hand abzählen und sie beschränken sich zumeist auf die Verwendung des unfeinen Ausdrucks "merde". Während Data die Sprache bereits als "obskur" bezeichnet ("Der Ehrenkodex"), gelingt es seinem Captain jedoch auf dem Holodeck bestens, sich in seiner vermeintlichen Landessprache zu verständigen ("11001001").
Spannend ist übrigens der Umstand, dass die Verwendung von "merde" in der französischen Synchronisation weniger präsent ist als in der englischen Originalausgabe oder deutschen Übersetzung:



.. er sich noch immer für französische Musik begeistert. Einmal abgesehen von Aufnahmen bekannter Franzosen wie Satie, Berlioz oder Bizet intonierte Picard zu diversen Gelegenheiten auch melodische Perlen wie "Auprès de ma Blonde", "Frère Jaques" oder "Sur le Pont d'Avignon". Ja sogar einige Takte der französischen Nationalhymne "La Marseillaise" schafften es als Hommage Qs an seinen selbsterklärten Freund in die Episode "Rikers Versuchung".


er immer auch seine Landsleute bedenkt. Der Captain der Enterprise nannte die Yacht seines Schiffes nach seinem Landsmann Cousteau (StarTrek: "Der Aufstand"), versuchte sich selbst am längst gelösten Satz des Fermats ("Hotel Royale") und schreckte auch nicht davor zurück, seinen ersten Offizier mit dem größten Feldherren seiner angeblichen Heimat zu vergleichen ("Rikers Versuchung")

er bereits in der ersten Episode der Serie kapituliert. Das gängige Klischee über Franzosen, die sich bei militärischen Auseinandersetzungen ergeben, blühte in den USA eigentlich erst seit der französischen Weigerung, der USA im zweiten Golfkrieg Unterstützung zu leisten auf. Aus dem Empfinden heraus, dass die Franzosen ihrerseits oft von amerikanischer Militärunterstützung profitierten (im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg, im Vietnamkrieg u.s.w.) verfestigte sich vor allem im anglophonen Sprachraum über Jahre ein Stereotyp, das Star Trek frühzeitig vorwegnahm.

Bildquelle: drheckle.net
Nach diesen Auflistungen, wird es Zeit, auch die Argumente der gegnerischen Seite unter die Lupe zu nehmen, die davon ausgeht, dass Picard (ein Name, der in dieser und anderen Formen in Großbritannien tatsächlich verbreitet ist) eher aus dem Vereinigten Königreich stammen muss.



Picard ist Brite, weil...

er wie einer spricht. Jeder, der TNG bereits im englischsprachigen Original genossen hat, kommt nicht umhin zu bemerken, dass Patrick Stewart seiner Rolle einen starken britischen Zungenschlag verleiht, die so gar nicht zum Akzent eines Franzosen passen mag. Stewart bedient sich eines eleganten britischen Englischs, dass die Sprechweisen seiner amerikanischen Schauspielerkollegen bereits im direkten Vergleich einen hierarchischen Unterschied nahelegen.

er eine ungewöhnliche Affinität zu Shakespeare zeigt. Picard kann den englischen Nationalbarden nicht nur zitieren ("Mission Farpoint"), sondern gibt sogar Tipps zur Darstellungsweise an den Androiden Data ("Der Überläufer") und hat in seinem Bereitschaftsraum stets eine Sammelausgabe in der Auslage. Shakespeare stand bezüglich seines Einfluss auf die englische Sprache dem Einfluss Luthers auf die deutsche in Nichts nach und auch wenn man andernorts Zuneigung zu Shakespeare empfinden kann, kann wohl niemand den berühmtesten Engländer aller Zeiten so viel Verehrung entgegenbringen wie ein Muttersprachler selbst.


er eine besondere Leidenschaft für Earl Grey (heiß) hegt. Immer wieder sieht man den Sternenflottencaptain diese "urbritische" Teespezialität zu sich nehmen und als wäre diese Passion noch nicht Beweis genug, kann er diese Mischung sogar von Darjeeling (einer anderen traditionsreichen Domäne aus Zeiten des britischen Kolonialreiches) unterscheiden.




er immer wieder britische Marinetraditionen bemüht. So tritt er beispielsweise im Rahmen der Beförderung Worfs in einer britischen Marineuniform auf ("Treffen der Generationen"), vereinnahmt vor der Schlacht mit den Borg den britischen Admiral Horatio Nelson ("In den Händen der Borg", und dass obwohl laut anderer Quellen einer seiner französischen Vorfahren auf der gegnerischen Seite gestanden haben soll) und ist sich nicht zu schade, mit Data fröhlich ein Werk aus der Feder der beiden Engländer Gilbert und Sullivan zu intonieren ("Der Aufstand").
Höhepunkt dieser Anleihen ist ohne Frage jener denkwürdige Moment, in dem Stewart als Picard-Doppelgänger in Zehn Vorne die Seefahrer-Hymne "Heart of Oak" zu singen beginnt, die nicht nur als offizieller Marsch der britischen Navy gilt, sondern auch vom ruhmreichen Sieg der Briten gegen die feigen Franzosen kündet.





er in einem von Qs Streichen ausgerechnet einen britischen Volkshelden mimt. Im Zuge seiner schwierigen Beziehungsführung mit Vash entführt das omnipotente Superwesen seinen vermeintlich französischen Freund weder in eine Illusion "Cyrano de Bergeracs", noch "Les Misérables", geschweige denn in "Die fabelhafte Welt der Amelie". 
Nein, Q packt in "Gefangen in der Vergangenheit" Picards weiße Waden in grasgrüne Leggins und lässt ihn im Sherwood Forrest Robin Hood nachspielen; also genau jene englische Legende, die schon die Fantasie so vieler Film- und Serienproduzenten beflügelt hat. Tatsächlich liegt Nottingham nur knapp hundert Kilometer vom Geburtsort des Schauspielers Patrick Stewarts entfernt und wenn man schon den angeblichen Geburtsort Picards in diese Rechnung mitaufnimmt, sollte man auch der britischen Herkunft des Darstellers berücksichtigen.



Wie man also sieht, kann man für beide Seiten gewichtige Argumente finden, die alle ihre Daseinsbereichtigung haben. Einerseits scheint Picard kein glaubwürdiger Franzose zu sein, während seine Vita aber andersherum auch nicht gerade wie die eines Angelsachsen erscheint.
Um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, sollten wir daher an dieser Stelle noch eine dritte Baustelle eröffnen, um zu einem Ergebnis zu kommen.

Picard ist in Wirklichkeit Amerikaner, weil...

die USA sich ohnehin auf die gleichen Literaturtraditionen berufen wie die Briten. Shakespeare ist an amerikanischen Schulen zumindest ebenso wichtig wie im Vereinigten Königreich, Robin Hood gehört auch jenseits des Großen Teiches zum allgemeinen Kulturgut und wenn die Marinetraditionen innerhalb der Sternenflotte auf ein bestimmtes Vorbild ausgerichtet sind, dann doch immer noch auf das US-amerikanische. Explizit amerikanischen Autoren steht Picard in puncto Zitierfähigkeit gegenüber Shakespeare jedenfalls in nichts nach, wie seine Kenntnisse über Moby Dick lebhaft unter Beweis stellen (Star Trek: "Der erste Kontakt").

er ein begeisterter Anhänger von Privatdetektivgeschichten ist. Während nämlich der Londoner Sherlock Holmes dem Supergenie Data kampflos überlassen bleibt, widmet sich der Captain der Enterprise in seiner Freizeit dem beinahe erschreckend trivialen Handlungsrahmen eines Privatschnüfflers namens Dixon Hill, wie er in billigen Groschenheften nicht schlechter porträtiert werden könnte. Ein besonderes Kontrastprogramm im Hinblick auf intellektuell anspruchsvollere Köpfe wie Shakespeare, Melville oder Berlioz.




er ebenfalls eine Mitschuld an der Unterdrückung der amerikanischen Ureinwohner trägt. Wie man in "Am Ende der Reise" erfahren konnte, war auch einer der Vorfahren Picards an der systematischen Dezimierung der Indianer beteiligt. Damit schultert er auch eine der Hauptaltlasten amerikanischer Geschichte, da die Besiedler der Neuen Welt nicht gerade zimperlich mit den Heiden umgingen, die sie dort vorfanden. Picard wird von einer Folge zur anderen plötzlich in eine Traditionslinie mit amerikanischen Tätern wie James William Forsyth oder Buffalo Bill gestellt, um die Kollektivschuld des gesamten Landes auf mehrere Köpfe zu verteilen.

Wie man also sieht, steckt auch eine gute Portion Amerikaner in der Figur, was nicht zuletzt darin begründet liegt, dass die verschiedenen an der Serie beteiligten Autoren ebenfalls Amerikaner waren und ihre eigene Lebens- und Erfahrenswelt zur Grundlage eines Picard-Bildes machten, das bis heute anhält.
Und genau da liegt das Problem.
Bedenkt man, dass der geringste Teil dieser Autoren wirklich über Informationen über Frankreich und Großbritannien aus erster (also eigener) Hand verfügte, kann man sich gut vorstellen, dass die bestehenden Lücken mit Allgemeinplätzen und Stereotypen gefüllt wurden.
Aus genau diesem Grund ist La Barre ein Märchenort in allerfeinster Disney-Manier, kommt Picards Französisch kaum über "merde" hinaus und stellt sein Tee-Konsum auch kaum einen Widerspruch dar. Die meisten Stereotypen sind dabei nicht zwangsweise französisch, sondern europäisch beziehungsweise dass, was die Autoren für typisch auf dem Alten Kontinent hielten.


Hinzu kam, dass die Besetzung Picards mit Patrick Stewart das Ergebnis eines langwierigen Prozesses war, in deren Verlauf man beschloss, den talentierten Shakespeare-Veteranen eben nicht durch einen verordneten (und höchstwahrscheinlich albernen) Dialekt zu limitieren. Während zu Beginn der ersten Staffel noch viel Wert auf die Betonung der französischen Herkunft Picards gelegt wurde, versandeten entsprechende Bemühungen im Laufe der Serie und mit zunehmendem Einflussverlust Gene Roddenberrys und nur punktuell wurde Picards Herkunft noch thematisiert.
Im gleichen Maß und im Zuge des allgemeinen Erfolges der Serie erhielt Stewart mehr und mehr Freiheiten, die er – bewusst oder unterbewusst – auch nutzte, um seiner Rolle einen britischeren Anstrich zu verpassen.
Picard ist daher bei genauerem Hinsehen ein schizophrener Kosmopolit, der im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen der amerikanischen Drehbuch-Autoren, Gene Roddenberrys und Patrick Stewarts zu eben jener Kultgestalt geworden ist, die Fans bis heute lieben.

In diesem Sinne: Vive la France!



Der Kalte Krieg in Star Trek und Raumpatrouille Orion: Zum Vortrag von Rüdiger Zill


"Im Weltraum sind alle Krieger kalte Krieger." Chang zu Kirk in Star Trek VI - Das unentdeckte Land, Quelle: memory alpha
Der Vortrag hätte so schön werden können und begann so viel versprechend. Turon hat bereits seinen Senf zum Vortrag von Rüdiger Zill abgegeben und ich will dem in nichts nachstehen. Zill hatte sich vorgenommen interkulturelle Bezüge der Serien Star Trek-Raumschiff Enterprise und Raumpatrouille Orion herzustellen. Der Vortrag wurde dabei von einer Powerpoint-Präsentation und kleineren Filmschnipseln begleitet. Es folgte eine anschließende Diskussion mit dem Publikum. Wir fangen wie immer mit den positiven Aspekten an.

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Um den Hintergrund beider Serien zu beleuchten, ging Rüdiger Zill vor allem auf deren Produktionsgeschichten ein, was einen Großteil seines Vortrags ausmachte. Etliche dazugehörige Bilder ließen das Ganze etwas plastischer erscheinen. Kleine Einspieler bereiteten auf das Kommende vor. Der Vortrag wurde mit betonender Stimmlage gehalten, sodass man nicht sofort genötigt war auf Durchzug zu schalten. 
Inhaltlich hatte der Vortragende die nötigen Grundlagen aufgearbeitet und man merkte ihm durchaus an, dass er einiges an Recherchearbeit investiert haben musste. Vieles davon floss offenbar in die Raumpatrouille Orion. Hin und wieder flammte der Bezug zum Thema auf, wenngleich dieser verhältnismäßig kurz aber dafür prägnant ausfiel. 
Er sprach Themen wie die interkulturelle Vielfalt der Serien an und betonte, dass dies aus heutiger Sicht sicher mit der Normalität konform ginge, aber zu damaliger Zeit nicht der zeitlichen Prägung entsprach. Beide Serien profitierten, wie wir wissen von dieser Nonkonformität. Zill kam schließlich auf die Oberste Direktive zu sprechen, die wohl einer der wichtigsten Grundpfeiler der Föderation gilt. Als oberstes moralisches Prinzip bestimmt sie stets die Handlungsweisen der Crew, auch wenn diese sie gelegentlich nicht befolgt. Der Vortrag als solcher war durchaus unterhaltsam und versuchte seinen Ansprüchen gerecht zu werden.

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Er versuchte es, aber verfehlte sein eigentliches Thema. Es fehlten historische Bezüge, die sehr selten mal kurz angedeutet wurden. Der Vortrag, den Zill vorbereitet hatte, hatte jedoch mit der eigentlichen Thematik wenig zu tun. Es gab keine Hauptthese, die der Thematik voran gestellt wurde. Ich fühlte mich an diesem Abend an mein erstes Referat an der Universität Potsdam erinnert. Damals hatte ich das Thema komplett verfehlt, stammelte in meinem Vortrag und wirkte vor versammelter Mannschaft völlig unbeholfen, während ich ablas, was ich mir aufgeschrieben hatte. Es war einer dieser Urkatastrophen des Studiums, die sich gern ins Gedächtnis einbrennen und die mich in Albträumen noch heute heimsuchen. 
Wenn man mich fragt, was mir Geschichte gebracht hat, dann antworte ich meistens, dass ich lernte frei zu sprechen. Das scheint an Rüdiger Zill an diesem Abend spurlos vorbei gegangen zu sein. Der Vortrag war komplett abgelesen und seine Hände feierten stets eine Party in den Hosentaschen. Die Powerpoint-Präsentation war eine lose Ansammlung nichtssagender Bilder, die zwar mühelos den Vortrag im Allgemeinen unterstrichen, es aber nicht schafften die Worte des Vortragenden zu unterstützen. Eine absolute Beleidigung fürs Auge waren die grauen Test-Bilder und die schwarze Schrift auf dunklem Grund. 
Inhaltlich gesehen sträubten sich mir das eine oder andere Mal die Haare. Einige Aspekte, die Zill nannte, sind nämlich mehr als fragwürdig gewesen. Er sieht den Erfolg der Serien im Wettlauf der beiden Supermächte um den Weltraum von dem wir wissen, dass hier die Sowjetunion mit Projekten wie Laika, Sputnik und dem Herrn Gagarin einen großen Vorsprung hatte, bis die USA auf den Trichter kamen ein Filmstudio in den Mond zu verwandeln und eine Mondlandung zu inszenieren. Nein, im Ernst, ich glaube nicht an Verschwörungstheorien und die Mondlandung hat statt gefunden, aber Zill ging auf diesen Wettlauf nicht weiter ein, denn er fiel nur im Nebensatz. Dieses Weltraumrennen hat meines Erachtens, wenn überhaupt, einen eher kleineren Einfluss auf den kommerziellen Erfolg der Serien gehabt. Die Fans tragen bis heute einen großen Teil der Verantwortung für die Fortsetzung der Franchises.
Star Trek so Zill, sei innerhalb der TOS-Staffeln vom Wagentrek-Gedanken durchdrungen gewesen. Unglücklicherweise zeigte Zill dann auch den Ausschnitt, in dem Gene Roddenberry sagte, dass dies nur ein Vehikel gewesen sei um die Serie zu verkaufen. Tatsächlich ist Star Trek von einem explorativen Gedanken durchdrungen, aber Kirk & Co sind nicht gekommen um zu bleiben, sondern um freundschaftliche Bande mit anderen Spezies des Universums zu knüpfen. Mit dem Wagentrek der amerikanischen Kolonisation hat das recht wenig zu tun. 
Zill ging auf einige Andeutungen, die er machte nicht ein und liess sie komplett bedeutungsschwanger im Raum verklingen. Dazu gehörte die Anspielungen auf die Amazonenkönigin Penthesilea und des "Prinzen von Homburg". Erst in der Diskussion wurde zumindest der Genderaspekt beider Serien betont, wenngleich ich mich frage, was die Gender-Diskussion mit dem Kalten Krieg als Thema zu tun hat. Diese Bezüge aussen vor zu lassen und sie nur am Rande zu erwähnen machte es für den Laien etwas schwer zu folgen. Wenn der Vortrag schon für ein Publikum außerhalb der Geisteswissenschaften geschrieben worden ist, hätte ich mir gewünscht, dass auf diese Vergleiche genauer eingegangen wird. 


Genderdebatten in Star Trek wären schon eine eigene Lesung wert.

Die nachfolgende Diskussion glich einer Altherrenrunde, die alte Geschichten miteinander austauschte und so dem lauschenden Publikum das Gefühl zu vermitteln, nicht teilhaben zu können. Zudem wurde mir das Thema von der Moderatorin zu sehr in die Genderdebatte gelenkt. Wir sind uns sicher einig, dass das Frauenbild bei beiden Serien eher unterirdisch repräsentiert zu sein scheint und sie im Zweifelsfall eher Stichwortgeberinnen waren. Uhura jedoch als Telefonistin unter Kirk abstempeln zu wollen, wird ihrer Rolle nicht gerecht. Unter Star Trek-Fans ist der erste Fernseh-Kuss zwischen einer schwarzen Schauspielerin und einem weißen Darsteller mittlerweile berühmt. Die Frauen in RPO wirken wie die abgebrühten Versionen ihrer männlichen Pendants. Beiden Serien ist allerdings zu eigen, dass sie versuchen eigene Wege zu gehen, sich aber nicht wirklich in ihren Geschlechterbilden unterscheiden. Die Frau ist in beiden Serien immer noch Anschauungsobjekt und dient dem männlichen Begehren als "Love interest". Hier wirklich eine Serie mit ihren vorhandenen Rollenklischees als führend in der Geschlechterbildebatte hervorheben zu wollen, zeugt meiner Meinung nach von einer Fehlinterpretation. 

Meine Frage, ob sich das zukünftige Bild der Menschheit bei Star Trek eher aufhellt, wurde übrigens damit beantwortet das RPO nur 7 Folgen Zeit hatte, seine Geschichten zu erzählen. Das mag sicher sein, aber das ist keine Begründung für den anderen Weg der Verständigung, den die Crew der Enterprise im Laufe ihrer drei Staffeln ging. Ebenso hätte es auch hier Mord und Totschlag geben können sowie beständige Kriege mit einem ewigen Feind im Hintergrund. Ich verweise damit auf die Sichtweise unseres Interviewpartners Prof. Dr. Pröve, der in Star Trek immer die diplomatischen Wege der Serie hervorgehoben hat. So wirkte das Ganze leider wie ein Schlagabtausch und anstatt einer der beiden Serien zu unterminieren, denn gelegentlich neigte Zill dazu einer der beiden Serien abzuwerten, hätte er besser daran getan, sich die Bezüge zum Kalten Krieg genauer anzusehen. Diese waren ins einem Vortrag äußerst spärlich ausgefallen. 

Fazit
Ich hatte mehr erwartet und wurde leider maßlos enttäuscht, denn auch die anschließende Diskussion der Teilnehmer, die gewiss einen teil des Kalten Krieges miterlebt hatten, führte für mich leider in die falsche Richtung. In unserer Runde nach der Lesung kamen wir dann schließlich zum dem eindeutigen Ergebnis: Thema verfehlt. Ich hätte jetzt noch stärker auf die philosophischen Bezüge eingehen können, aber ich habe weder ethische noch metaphysische Ansätze im Vortrag finden können und wenn dann waren es sicher kurze Erwähnungen, die kein Gewicht im Vortrag fanden. Die literarischen Bezüge sind sicher interessant, jedoch fehlte mir hier die Einbettung in das Thema weswegen der Prinz von Homburg-Bezug spekulativ bleiben muss, auch wenn es für Zill hier sicher offensichtliche Deutungen gibt. Der sechste Teil der Filmreihe gibt sehr deutliche Bezüge auf den Kalten Krieg mit teilweise direkten Zitaten wieder, sodass ich mir gewünscht hätte, Zill wäre darauf zumindest kurz eingegangen, aber so blieb der Vortrag leider hinter den Erwartungen zurück.