Die Tafelrunde bedankt sich bei Ensign,
die diesen Veranstaltungstipp per Zuschrift an uns weiterleitete
Es
ist noch keine Woche her, dass eine recht große Delegation von
Mitgliedern der Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell"
Potsdam Babelsberg mit dem Programm "Zu den Sternen" im
Rahmen der "Klassik am Weberplatz" eine viel beachtete Außenmission besuchte. Doch während die zahlreichen Konzertbesucher
andächtig den Soundtracks von "Raumpatrouille Orion" und
der Originalserie "Raumschiff Enterprise" lauschten,
schmiedeten einige Abgesandte bereits Pläne für eine weitere
Außenmission, zumal der musikalische Rahmen bereits stimmungsvoll in
die richtige Richtung wies.
Nachdem Potsdam und Berlin schon Schauplatz mehrerer spannender Star-Trek-Vorträge etwa von Hubert Zitt, David X. Noack oder Tilman Klingenberg wurden, steht nun ein
weiteres spannendes Referat an: Im Rahmen der Reihe "Potsdamer
Gespräche" findet nämlich an genau jener Stätte, an der vor
beinahe drei Jahren einer unserer Blogautoren seine Eheschließung
feierte, ein Abend unter dem Titel "Frogs oder Tribbles? Freund-und Feindbilder im Science Fiction des Kalten Krieges" statt. Im
Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte wird Rüdiger Zill (ja: Zill, nicht Zitt!) vom renommierten Einstein-Forum einmal genauer beleuchten, was die
beiden frühen Fernsehserien "Raumschiff Enterprise" und
"Raumpatrouille Orion" eint, aber auch, was beide
Produktionen mitten im Weltraumrennen zwischen Sowjetunion und
Vereinigten Staaten unterscheidet.
Zill, der in London, Dresden, Wien und New York tätig war, studierte Philosophie, Geschichte und Soziologie
und kann beide Serien daher aus einer Warte heraus analysieren, die
über technische, politische oder musikalische Grenzen hinausgeht.
Wie wichtig etwa der Sputnik-Schock, Juri Gagarins Weltraumausflug
oder die Mondlandung tatsächlich für die TV-Science-Fiction und für
die erklärte Lieblingsserie vieler Tafelrundenmitglieder war, kann
man fraglos kontrovers diskutieren, zumal es dahingehend eine Menge
Mythen und Legenden gibt. So stimmt es zum Beispiel, dass Leningrad
mehrfach in der Zukunft Star Treks erwähnt wird. Unwahr ist
hingegen, dass ein Artikel in der sowjetischen Zeitung "Pravda"
erschien, auf den hin Gene Roddenberry die Figur Pavel Chekovs in die
Crew initiierte. Und ob eben jener Gene Roddenberry, der sich in
seiner Vision gegen die Existenz von Geld aussprach, selbst ein
verkappter Kommunist war, darf zumindest bezweifelt werden.
Der Vortrag "Frogs oder Tribbles?"
wird am Donnerstag, den 10. Juli 2014 um 18Uhr im Haus der
Brandenburgisch-Preußischen Geschichte beginnen und allen, denen in
den heißen Monaten das Portmonee zu schmelzen droht, sei versichert,
dass der Eintritt zu diesem reizvollen Referat frei ist. Der
Veranstaltungsort liegt mitten in der historischen Altstadt Potsdams
und ist bequem mit Bahn, Bus, Straßenbahn oder gar zu Fuß zu
erreichen. Wer dabei sein will, sollte eingedenk der Platzprobleme
bei der "Klassik am Weberplatz" unbedingt in unseren
Kommentaren Bescheid geben, so dass wir für unsere Gruppe eine
ausreichende Zahl an Sitzplätzen reservieren können.
Doch ich kann im Hinterkopf bereits
einige Tafelrundenmitglieder ob des Themas brubbeln hören und
natürlich liegt es auf der Hand, dass nicht all unsere Trinkkumpanen
Geschichte und Philosophie studiert haben. Aus diesem Grund empfehlen
wir an dieser Stelle noch einmal in aller Kürze fünf essenzielle
Star-Trek-Original-Serien-Episoden, die man sich im Vorfeld ansehen
könnte um in einer anschließenden Situation fachmännisch wirken zu
können.
5. "Das unentdeckte Land"
Kinofilm VI
Eigentlich befasst sich der letzte Kinofilm mit der vollständigen Originalbesatzung kaum mit dem Kalten
Krieg. Aber hinter dem Film, der zu den besten überhaupt gezählt
wird, verbirgt sich eine nur notdürftig verschleierte Parabel auf
sein plötzliches Ende. In der Tat stehen die vom Untergang bedrohten
Klingonen für die zusammenbrechende Sowjetunion, wie sie 1991, im
Entstehungsjahr des Filmes, dem Regisseur Nicholas Meyer deutlich vor
den Augen lag. Es ist nicht weiter schwer, im Kanzler Gorkon Michail Gorbatschow, in Praxis Tschernobyl oder im tarnfähigen Bird of Prey
eine Metapher für das Atomwaffenarsenal des auseinanderbrechenden
Staatsgebildes zu erkennen.
4. "Das Jahr des Roten Vogels"
Staffel II, Episode 25
Diese Folge aus der Feder Gene
Roddenberrys höchstpersönlich zählt kaum zu den Glanzlichtern der
Serie, aber offensichtlicher als andere stellt sie die USA in einen
Gegensatz zu kommunistischen Kräften. Dabei zeigte Roddenberry nur
wenig störende Subtilität und wer auf pseudopatriotischen Schmalz
steht, kann in dieser Folge miterleben, wie "frei",
"tapfer" und mit einer "sternenbesprenkelten Flagge"
ausgestattet Amerikaner selbst nach Jahrhunderten der Isolation noch
immer sein können.
3. "Der erste Krieg"
Staffel
II, Episode 16
Bis heute grenzt es an ein kleines
Wunder, dass dieses Script die Hürden der NBC-Zensoren passieren
konnte, obwohl dem Großteil der aufmerksamen Zuschauer der Bezug zum
Vietnamkrieg nicht entging. In dieser militärischen
Auseinandersetzung, in der Russen und Amerikaner wie hier Klingonen
und Föderation einen Stellvertreterkrieg führten, erlebte das stolze Amerika
seine erste Niederlage – ein Trauma, das auch spätere
Star-Trek-Folgen beschäftigen sollte.
2. "Kampf um Organia"
Staffel I, Episode 27
In dieser Folge ist zunächst wenig von
einem Kalten Krieg zu spüren. Bis an die Zähne bewaffnet stehen
sich die Kriegsgegner gegenüber, während beide Seiten versuchen,
die Kontrolle über einen strategisch günstig gelegenen Planeten zu
erlangen. Doch der vermeintliche Spielball der Supermächte entpuppt
sich als weit überlegen und zwingt beide Parteien in genau das,
worum es beim Referat gehen soll: In eine Auseinandersetzung ohne
Waffen...
1. "Kennen Sie Tribbles?"
Staffel II, Episode 13
Wie der Titel
der Veranstaltung bereits verrät, kommt dieser Episode eine
besondere Bedeutung zu. Doch das liegt nicht nur an den vielen
augenzwinkernden Lobhuldigungen Chekovs auf die Sowjetunion, sondern
an dem "friedlichen" Wettrennen, das sich Klingonen und
Föderation bei der Besiedlung strittiger Grenzgebiete liefern. In
wohl keiner Folge wird das Anliegen Rüdiger Zills, die Übertragung
des Kalten Krieges als Abstraktion in einer Science-Fiction-Serie
wohl deutlicher als in dieser zeitlosen Klassik-Folge.
Ich
hoffe, dass die kurze Einführung den ein oder anderen
Unentschlossenen dazu bewegen wird, dem Vortrag Rüdiger Zills
beizuwohnen. Am Donnerstag wird es kein Weltmeisterschaftsfußballspiel geben und im Angesicht der drohend hitzigen Temperaturen kann ich
den Veranstaltungsort nur wärmstens empfehlen, denn im Gegensatz zu
so manch einer flirrender Neubauwohnung wird der Saal im Haus der
Brandenburgisch-Preußischen Geschichte klimatisiert sein...