Bitte aus Stimmungsgründen vor dem Lesen abspielen:
Wenn Amerikaner auf ihr Nachbarland Kanada blicken, ist ihnen häufig anzumerken, dass sie auf ihren nördlichen Anrainer eher mit Belustigung herabsehen. Die Einwohner werden als nervraubend freundlich empfunden (die sich für US-amerikanische Verhältnisse viel zu häufig entschuldigen), Justin Bieber zu einer Plage biblischen Ausmaßes stilisiert und in der Kult-Serie "South Park" werden die entfernten Cousins immer wieder Zielscheibe des Spotts, der sogar bis zu einem folgenreichen (wenn auch fiktiven) Krieg reicht.
Bildquelle: imgur.com |
Dabei bräuchten sich die Kanadier
nicht vor ihren südlichen Nachbarn zu verstecken: Ihr
Gesundheitssystem ist dem US-amerikanischen um Lichtjahre voraus, die
Verbreitung von Schusswaffen nahezu unvergleichbar geringer und die ewige Tabelle der US-Eishockey-Liga NHL wird von Teams aus Montreal und Toronto
dominiert. Bedenkt man ferner, dass selbst der Nationalsport
Basketball von einem Kanadier erfunden wurde, wird schnell deutlich,
dass beide Kulturkreise enger miteinander verwoben sind, als es
vielen Europäern und selbst Amerikanern bewusst ist.
Heute, am ersten Juli feiert man im
Land zwischen Pazifik und Atlantik den "Canada Day", an dem
die Einwohner des zweitgrößten Flächenstaates unseres Planeten der
Gründung ihres Staates im Jahre 1867 gedenken. Grund genug für die
Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg
anlässlich dieses Jahrestages einmal einen genaueren Blick auf die
engen Bande zu werfen, die zwischen Star Trek und dem Land am Polarkreis bestehen. Aus diesem Grund haben wir für unsere Leser zehn
Gründe zusammengetragen, die diesen Beitrag würdigen und auf
lebendige Weise unter Beweis stellen, dass Kanada mehr ist als ein
Ahornsiruplieferant für B'Elanna Torres und Dr. Phlox.
#10 Toronto City Hall.
Zugegeben: Für einen Nachbarstaat der
USA und das zweitgrößte Land der Erde wird Kanada bei Star Trek
vergleichsweise selten thematisiert. Andere Länder (z.B. Frankreich,
Australien oder China) und sogar einige US-Bundesstaaten (z.B.
Alaska, Kalifornien oder Florida) werden häufiger angesprochen als
das riesige "Dominion" (tatsächlich nennt sich der Staat
selbst so).
Doch lässt sich mit einer
überschaubaren Erwähnungsliste auch automatisch der Rückschluss
ziehen, dass Kanada für die Galaxis von vergleichsweise geringer
Bedeutung ist?
Mitnichten!
Niemand geringeres als die antiken
Iconianer erwählten ausgerechnet das selbst unter Kanadiern
geschasste Toronto als Zielort für ihre Portalausgänge. Als eine
der wenigen klar identifizierbaren Bestimmungsorte kann der aufmerksame Zuschauer in
der TNG-Episode "Die Iconia-Sonden" das Rathaus der
Provinzhauptstadt Ontarios entdecken.
Ohne Kanada würde die
US-Fernsehlandschaft und vor allem auch die Bandbreite an verfügbaren
Science-Fiction-Serien viel ärmer ausfallen, denn viele innovative
Konzepte stammen nicht aus dem TV-Mekka Los Angeles, sondern aus den
beiden kanadischen Städten Toronto und Vancouver, die man auch als "Hollywood North" bezeichnet. Beide Städte
haben sich als Produktions- und Drehorte längst etabliert und so
stammen aus Toronto etwa bekannte Serien wie "Warehouse 13",
"Odyssey 5" oder "Ein Mountie in Chicago".
Selbst Gene Roddenberrys Ehefrau Majel Barrett folgte dem guten Ruf der Stadt, um dort posthum eine Idee
namens "Genesis II" aus der Feder ihres verstorbenen Mannes
zu verwirklichen. Daraus entwickelte sich die mit einigen
Star-Trek-Veteranen (z.B. Robert Hewitt Wolfe, John de Lancie oder
Tony Todd) gespickte Serie "Andromeda", die in einem überaus deutlichen Verwandtschaftsverhältnis zu Star Trek stand.
#8 Star Trek Keller
Dass es Star-Trek-Fans auch in Kanada
geben muss, mag auf der Hand liegen, doch dass es auch dort
außergewöhnliche Ausdrucksformen gibt, dringt häufig nicht über
den großen Teich. Eines der eindringlichsten Beispiele für die
Passion kanadischer Fans bietet wohl die französischsprachige
Quebecerin Line Rainville aus Notre-Dame-des-Prairies, die in
jahrelanger Kleinarbeit ihren Keller in ein Star-Trek-Refugium
verwandelte. Bislang hat die eifrige Sozialarbeiterin (!) knapp
30.000 kanadische Dollar in ihr Vorhaben investiert, das
Untergeschoss ihres Hauses in der Optik der klassichen
Star-Trek-Serie erstrahlen zu lassen – ein Aufwand, der überaus
sehenswert ist!
#7 Berühmte Star-Trek-Veteranen
Während innerhalb der verschiedenen
Star-Trek-Serien und Filme nur wenige Charaktere wie Sam Lavelle
oder Michael Eddington kanadische Vorfahren offenbarten, stammt eine
Vielzahl bekannter Schauspieler aus dem Land des Ahornbaumes, ohne
dass dies den Anhängern unserer Breiten sonderlich bekannt ist.
Einer der berühmtesten Söhne des
Landes ist fraglos Christopher Plummer, der mit seiner Darstellung
des Klingonen-Generals Chang im sechsten Kinofilm "Das unentdeckte Land" seine enge Beziehung zu Shakespeare auf die
Kinoleinwand übertrug.
Nicht weniger populär ist die
ebenfalls in Toronto geborene Schauspielerin Nicole de Boer, die in
der letzten Staffel Deep Space Nine die Rolle Ezri Dax' übernahm.
Auch der im Jahr 2000 verstorbene John Colicos, den der
Star-Trek-Fans als Klingone Kor bekannt sein dürfte, stammt aus der
Millionenstadt am Ufer des Ontariosees.
Im französischsprachigen Quebec erblickte hingegen Bruce Greenwood das Licht der Welt, der im elften und zwölften Kinofilm
die Rolle Christopher Pikes übernahm.
Verhältnismäßig unbekannt
ist vielen Anhängern heute die ebenfalls frankophone Geneviève Bujold, die ursprünglich als Captain Nicole Janeway für die Serie "Star Trek Voyager" verpflichtet wurde. Doch nach
einigen abgedrehten Szenen verließ sie die Serie Hals über Kopf und
überließ das Feld kampflos ihrer amerikanischen Nachfolgerin Kate Mulgrew.
Außerdem stammen sowohl Barbara March
als auch Gwynyth Walsh, die die klingonischen Duras-Schwestern Lursa
und B'Etor verkörperten, ebenfalls aus Kanada.
Weitere kanadisch-stämmige Star-Trek-Schauspieler sind z.B. Sharon Acker, Matt Frewer, Leslie Hope, Robert Ito, Roy Jenson, Kerrie Keane, Heidi und Alissa Krämer, Stephen McHattie, Percy Rodrigues, Saul Rubinek, Michael Sarrazin, Cathie Shirriff und Kate Vernon (und das ist schon eine
Auswahl). Auch der Amerikaner Ron Canada, der in gleich drei
Star-Trek-Rollen zu sehen war, sollte aufgrund seines Namens an
dieser Stelle immerhin Erwähnung finden.
#6: Trikorder
Kanada sollte Trekkies vor allem als
Land bekannt sein, in dem der Trikorder erfunden wurde. Zwar war das
1996 erdachte Gerät der Firma Vital Technologies nach dem
Star-Trek-Vorbild konzipiert und benannt, doch bereits eine Klausel
im Vertrag Gene Roddenberrys bezüglich der Originalserie ermöglichte
es potentiellen Erfindern den Namen zu nutzen, sofern sie ein Gerät
mit einer entsprechenden Funktionsweise herstellen könnten.
Doch seitdem Vital Technologies 1997
Konkurs anmeldete, ist es vergleichsweise still um das Konzept
geworden. Zwar gab es einen aufsehenerregenden Betrugsversuch mit der Erfindung (in den auch Kanada verwickelt war), doch seit 2012 ist ein mit 10 Millionen US-Dollar dotierter Preis für denjenigen
ausgeschrieben, der einen funktionsfähigen Trikorder entwickelt. Die
Nase vorn haben in diesem Wettbewerb übrigens wieder die Kanadier:
In Toronto arbeitet ein Team an einem vielversprechenden Ansatz für
ein solches Gerät.
#5: Chris Hadfield
Auch wenn man es kaum glauben mag:
Kanada gehört tatsächlich zu den in der Raumfahrt aktiven Staaten
dieser Erde. Nicht nur, dass es dazu sogar die ein oder andere
kleinere Referenz bei Star Trek gab; mit Chris Hadfield existiert sogar
so etwas wie eine Lichtgestalt der kanadischen Raumfahrt. Der
sympathische Star-Trek-Fan hat es zu bislang drei Aufenthalten im
Weltall gebracht und schaffte es bei seinem letzten Ausflug sogar,
die Weltöffentlichkeit wieder für das "Abenteuer Weltraum"
zu begeistern. Legendär sind sein Gitarrenspiel in der Schwerelosigkeit, seine Twitterkonversation mit William Shatner oder
seine Fotos von Berlin, die beweisen, dass die Spreemetropole (zumindest
beleuchtungstechnisch) noch immer eine geteilte Stadt ist.
Bildquelle: Vancouver Sun |
#4: Quadrotriticale
Der größte Beitrag, der Kanadiern
innerhalb Star Treks zugestanden wurde, ist die Erfindung des
Supergetreides Quadrotriticale, das in "Kennen Sie Tribbles"
an der Aufklärung eines Spionageskandals beteiligt war.
Tatsächlich begannen im kanadischen
Manitoba ab den Fünfziger Jahren die ersten Saatprogramme auf dem
amerikanischen Kontinent. Allerdings hatte Pavel Chekov mit seinen
Einwänden, dass das Getreide eine russische Erfindung sei, nicht
ganz unrecht, denn die ersten gezielten Zuchtversuche gab es bereits
in den Dreißiger Jahren in Schweden, Schottland und eben genau jener
Sowjetunion, die Chekov korrekterweise ins Feld führte.
#3: James Doohan
Einer der wichtigsten kanadischen
Schauspieler im Dienste Star Treks war zweifelsohne James Doohan, der
in der Originalserie den schottischen Chefingenieur Montgomery Scott
mimte. Der am 3. März 1920 in Vancouver geborene Schauspieler
diente in seiner Jugend in der Königlich-Kanadischen Artillerie und
beteiligte sich am 6. Juni 1944 an der Landung der Alliierten in der
Normandie, wo er im Zuge der Kampfhandlungen auch einen Finger
einbüßte. Als "Scotty" wirkte er in 69 TOS-Folgen, sieben
Kinofilmen sowie einer TNG-Episode mit und war einer der tragenden
Sprecher der kurzlebigen Star-Trek-Zeichentrickserie. Doohan verstarb
am 20. Juli 2005; ein Teil seiner sterblichen Überreste wurde in den
Erdorbit überführt.
#2: Vulcan, Alberta
Es gibt neben Los Angeles und San
Francisco eine ganze Reihe an Pilgerorten für Star-Trek-Fans. Dazu
gehören zum Beispiel Linlithgow in Schottland (als potientieller
Geburtsort Scottys), La Barre in Frankreich (als potentieller
Geburtsort Jean-Luc Picards) oder Riverside im US-Bundesstaat Iowa
(als potentieller Geburtsort James Tiberius Kirks). In diese Liste
hat es auch ein kleiner Ort in der kanadischen Provinz Alberta
geschafft, obwohl es keinerlei Geburtslegende zu diesem verschlafenen
Nest mit nicht einmal 2000 Einwohnern gibt.
Der Grund ist schlicht und ergreifend,
dass die Siedlung den Namen "Vulcan" trägt und damit eine
Namensähnlichkeit zu jenem Planeten besteht, auf dem der legendäre
Wissenschaftsoffizier Spock geboren sein soll. Zwar geht der Name
eigentlich (wie der des Planeten auch) auf den römischen Gott des
Feuers und der Schmiede zurück, doch die findigen Einwohner haben
mit einem USS-Enterprise-A-Denkmal, dem einzigen Star-Trek-Museum
Kanadas ("TrekCetera") und einer Convention namens
GalaxyFest begonnen, ihrer Heimatstadt einen größeren
Bekanntheitsgrad zu verschaffen. Ferner gibt es auch noch ein "Spock
Days Rodeo" in der Gemeinde, wohingegen eine
Premierenveranstaltung zum elften Star-Trek-Kinofilm trotz der
Fürsprache Leonard Nimoys daran scheiterte, dass der überschaubare
Ort über kein Kino verfügte.
#1: William Shatner
Wer "Kanada" und "Star
Trek" sagt, der kommt nicht umhin, auch "William Shatner"
zu sagen. Als einer der berühmtesten Söhne des Landes verfügt der
Darsteller des legendären Sternenflottencaptains James Tiberius Kirk
über den fraglos größten Bekanntheitsgrad. Shatner, der nebenbei
auch immer wieder als Musiker, Buchautor, Produzent, Werbesprecher,
Regisseur und Pferdezüchter beschäftigt ist, erhielt an der
McGill-Universität seiner Heimatstadt Montreal nicht nur eine
Ehrenprofessur, sondern auch ein Zentrum, dass seinen Namen trägt.
Er selbst präsentiert sich oft und gern als Kanadier, auch wenn er
selbst zuweilen einschränkt, mittlerweile auch stark in den USA verwurzelt zu sein:
"I
feel a strong tie to Canada, in fact it's striped with a light blue
and white color."
Kanada
und Star Trek gehören also ähnlich eng zueinander, wie die USA und
Kanada oder gar William Shatner und Kanada. Auch wenn beide Staaten
viel trennen mag, wäre die Franchise ohne seine vielen Kanadier ein
gutes Stück ärmer und dank Fans, Wissenschaft und nicht zuletzt
William Shatner schlichtweg weniger interessant.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen