Donnerstag, 3. Juli 2014

Eine neue Außenmission: "Frogs oder Tribbles?"

Die Tafelrunde bedankt sich bei Ensign, die diesen Veranstaltungstipp per Zuschrift an uns weiterleitete

Es ist noch keine Woche her, dass eine recht große Delegation von Mitgliedern der Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam Babelsberg mit dem Programm "Zu den Sternen" im Rahmen der "Klassik am Weberplatz" eine viel beachtete Außenmission besuchte. Doch während die zahlreichen Konzertbesucher andächtig den Soundtracks von "Raumpatrouille Orion" und der Originalserie "Raumschiff Enterprise" lauschten, schmiedeten einige Abgesandte bereits Pläne für eine weitere Außenmission, zumal der musikalische Rahmen bereits stimmungsvoll in die richtige Richtung wies.


Nachdem Potsdam und Berlin schon Schauplatz mehrerer spannender Star-Trek-Vorträge etwa von Hubert Zitt, David X. Noack oder Tilman Klingenberg wurden, steht nun ein weiteres spannendes Referat an: Im Rahmen der Reihe "Potsdamer Gespräche" findet nämlich an genau jener Stätte, an der vor beinahe drei Jahren einer unserer Blogautoren seine Eheschließung feierte, ein Abend unter dem Titel "Frogs oder Tribbles? Freund-und Feindbilder im Science Fiction des Kalten Krieges" statt. Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte wird Rüdiger Zill (ja: Zill, nicht Zitt!) vom renommierten Einstein-Forum einmal genauer beleuchten, was die beiden frühen Fernsehserien "Raumschiff Enterprise" und "Raumpatrouille Orion" eint, aber auch, was beide Produktionen mitten im Weltraumrennen zwischen Sowjetunion und Vereinigten Staaten unterscheidet.


Zill, der in London, Dresden, Wien und New York tätig war, studierte Philosophie, Geschichte und Soziologie und kann beide Serien daher aus einer Warte heraus analysieren, die über technische, politische oder musikalische Grenzen hinausgeht. Wie wichtig etwa der Sputnik-Schock, Juri Gagarins Weltraumausflug oder die Mondlandung tatsächlich für die TV-Science-Fiction und für die erklärte Lieblingsserie vieler Tafelrundenmitglieder war, kann man fraglos kontrovers diskutieren, zumal es dahingehend eine Menge Mythen und Legenden gibt. So stimmt es zum Beispiel, dass Leningrad mehrfach in der Zukunft Star Treks erwähnt wird. Unwahr ist hingegen, dass ein Artikel in der sowjetischen Zeitung "Pravda" erschien, auf den hin Gene Roddenberry die Figur Pavel Chekovs in die Crew initiierte. Und ob eben jener Gene Roddenberry, der sich in seiner Vision gegen die Existenz von Geld aussprach, selbst ein verkappter Kommunist war, darf zumindest bezweifelt werden.


Der Vortrag "Frogs oder Tribbles?" wird am Donnerstag, den 10. Juli 2014 um 18Uhr im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte beginnen und allen, denen in den heißen Monaten das Portmonee zu schmelzen droht, sei versichert, dass der Eintritt zu diesem reizvollen Referat frei ist. Der Veranstaltungsort liegt mitten in der historischen Altstadt Potsdams und ist bequem mit Bahn, Bus, Straßenbahn oder gar zu Fuß zu erreichen. Wer dabei sein will, sollte eingedenk der Platzprobleme bei der "Klassik am Weberplatz" unbedingt in unseren Kommentaren Bescheid geben, so dass wir für unsere Gruppe eine ausreichende Zahl an Sitzplätzen reservieren können.


Doch ich kann im Hinterkopf bereits einige Tafelrundenmitglieder ob des Themas brubbeln hören und natürlich liegt es auf der Hand, dass nicht all unsere Trinkkumpanen Geschichte und Philosophie studiert haben. Aus diesem Grund empfehlen wir an dieser Stelle noch einmal in aller Kürze fünf essenzielle Star-Trek-Original-Serien-Episoden, die man sich im Vorfeld ansehen könnte um in einer anschließenden Situation fachmännisch wirken zu können.


5. "Das unentdeckte Land"
Kinofilm VI
Eigentlich befasst sich der letzte Kinofilm mit der vollständigen Originalbesatzung kaum mit dem Kalten Krieg. Aber hinter dem Film, der zu den besten überhaupt gezählt wird, verbirgt sich eine nur notdürftig verschleierte Parabel auf sein plötzliches Ende. In der Tat stehen die vom Untergang bedrohten Klingonen für die zusammenbrechende Sowjetunion, wie sie 1991, im Entstehungsjahr des Filmes, dem Regisseur Nicholas Meyer deutlich vor den Augen lag. Es ist nicht weiter schwer, im Kanzler Gorkon Michail Gorbatschow, in Praxis Tschernobyl oder im tarnfähigen Bird of Prey eine Metapher für das Atomwaffenarsenal des auseinanderbrechenden Staatsgebildes zu erkennen.



4. "Das Jahr des Roten Vogels"
Staffel II, Episode 25
Diese Folge aus der Feder Gene Roddenberrys höchstpersönlich zählt kaum zu den Glanzlichtern der Serie, aber offensichtlicher als andere stellt sie die USA in einen Gegensatz zu kommunistischen Kräften. Dabei zeigte Roddenberry nur wenig störende Subtilität und wer auf pseudopatriotischen Schmalz steht, kann in dieser Folge miterleben, wie "frei", "tapfer" und mit einer "sternenbesprenkelten Flagge" ausgestattet Amerikaner selbst nach Jahrhunderten der Isolation noch immer sein können.


3. "Der erste Krieg"
Staffel II, Episode 16
Bis heute grenzt es an ein kleines Wunder, dass dieses Script die Hürden der NBC-Zensoren passieren konnte, obwohl dem Großteil der aufmerksamen Zuschauer der Bezug zum Vietnamkrieg nicht entging. In dieser militärischen Auseinandersetzung, in der Russen und Amerikaner wie hier Klingonen und Föderation einen Stellvertreterkrieg führten, erlebte das stolze Amerika seine erste Niederlage – ein Trauma, das auch spätere Star-Trek-Folgen beschäftigen sollte.



2. "Kampf um Organia"
Staffel I, Episode 27
In dieser Folge ist zunächst wenig von einem Kalten Krieg zu spüren. Bis an die Zähne bewaffnet stehen sich die Kriegsgegner gegenüber, während beide Seiten versuchen, die Kontrolle über einen strategisch günstig gelegenen Planeten zu erlangen. Doch der vermeintliche Spielball der Supermächte entpuppt sich als weit überlegen und zwingt beide Parteien in genau das, worum es beim Referat gehen soll: In eine Auseinandersetzung ohne Waffen...


1. "Kennen Sie Tribbles?"
Staffel II, Episode 13
Wie der Titel der Veranstaltung bereits verrät, kommt dieser Episode eine besondere Bedeutung zu. Doch das liegt nicht nur an den vielen augenzwinkernden Lobhuldigungen Chekovs auf die Sowjetunion, sondern an dem "friedlichen" Wettrennen, das sich Klingonen und Föderation bei der Besiedlung strittiger Grenzgebiete liefern. In wohl keiner Folge wird das Anliegen Rüdiger Zills, die Übertragung des Kalten Krieges als Abstraktion in einer Science-Fiction-Serie wohl deutlicher als in dieser zeitlosen Klassik-Folge.



Ich hoffe, dass die kurze Einführung den ein oder anderen Unentschlossenen dazu bewegen wird, dem Vortrag Rüdiger Zills beizuwohnen. Am Donnerstag wird es kein Weltmeisterschaftsfußballspiel geben und im Angesicht der drohend hitzigen Temperaturen kann ich den Veranstaltungsort nur wärmstens empfehlen, denn im Gegensatz zu so manch einer flirrender Neubauwohnung wird der Saal im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte klimatisiert sein...

Dienstag, 1. Juli 2014

It's Canada Day oder Zehn Gründe warum Kanada rockt

Bitte aus Stimmungsgründen vor dem Lesen abspielen:



Wenn Amerikaner auf ihr Nachbarland Kanada blicken, ist ihnen häufig anzumerken, dass sie auf ihren nördlichen Anrainer eher mit Belustigung herabsehen. Die Einwohner werden als nervraubend freundlich empfunden (die sich für US-amerikanische Verhältnisse viel zu häufig entschuldigen), Justin Bieber zu einer Plage biblischen Ausmaßes stilisiert und in der Kult-Serie "South Park" werden die entfernten Cousins immer wieder Zielscheibe des Spotts, der sogar bis zu einem folgenreichen (wenn auch fiktiven) Krieg reicht.

Bildquelle: imgur.com

Dabei bräuchten sich die Kanadier nicht vor ihren südlichen Nachbarn zu verstecken: Ihr Gesundheitssystem ist dem US-amerikanischen um Lichtjahre voraus, die Verbreitung von Schusswaffen nahezu unvergleichbar geringer und die ewige Tabelle der US-Eishockey-Liga NHL wird von Teams aus Montreal und Toronto dominiert. Bedenkt man ferner, dass selbst der Nationalsport Basketball von einem Kanadier erfunden wurde, wird schnell deutlich, dass beide Kulturkreise enger miteinander verwoben sind, als es vielen Europäern und selbst Amerikanern bewusst ist.
Heute, am ersten Juli feiert man im Land zwischen Pazifik und Atlantik den "Canada Day", an dem die Einwohner des zweitgrößten Flächenstaates unseres Planeten der Gründung ihres Staates im Jahre 1867 gedenken. Grund genug für die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg anlässlich dieses Jahrestages einmal einen genaueren Blick auf die engen Bande zu werfen, die zwischen Star Trek und dem Land am Polarkreis bestehen. Aus diesem Grund haben wir für unsere Leser zehn Gründe zusammengetragen, die diesen Beitrag würdigen und auf lebendige Weise unter Beweis stellen, dass Kanada mehr ist als ein Ahornsiruplieferant für B'Elanna Torres und Dr. Phlox.


#10 Toronto City Hall.

Zugegeben: Für einen Nachbarstaat der USA und das zweitgrößte Land der Erde wird Kanada bei Star Trek vergleichsweise selten thematisiert. Andere Länder (z.B. Frankreich, Australien oder China) und sogar einige US-Bundesstaaten (z.B. Alaska, Kalifornien oder Florida) werden häufiger angesprochen als das riesige "Dominion" (tatsächlich nennt sich der Staat selbst so).
Doch lässt sich mit einer überschaubaren Erwähnungsliste auch automatisch der Rückschluss ziehen, dass Kanada für die Galaxis von vergleichsweise geringer Bedeutung ist?
Mitnichten!
Niemand geringeres als die antiken Iconianer erwählten ausgerechnet das selbst unter Kanadiern geschasste Toronto als Zielort für ihre Portalausgänge. Als eine der wenigen klar identifizierbaren Bestimmungsorte kann der aufmerksame Zuschauer in der TNG-Episode "Die Iconia-Sonden" das Rathaus der Provinzhauptstadt Ontarios entdecken.



#9 Hollywood North

Ohne Kanada würde die US-Fernsehlandschaft und vor allem auch die Bandbreite an verfügbaren Science-Fiction-Serien viel ärmer ausfallen, denn viele innovative Konzepte stammen nicht aus dem TV-Mekka Los Angeles, sondern aus den beiden kanadischen Städten Toronto und Vancouver, die man auch als "Hollywood North" bezeichnet. Beide Städte haben sich als Produktions- und Drehorte längst etabliert und so stammen aus Toronto etwa bekannte Serien wie "Warehouse 13", "Odyssey 5" oder "Ein Mountie in Chicago". 


Noch mehr Strahlkraft geht von der Westküstenmetropole Vancouver aus, die beispielsweise "Stargate", "McGyver" oder "Akte X" hervorbrachte.
Selbst Gene Roddenberrys Ehefrau Majel Barrett folgte dem guten Ruf der Stadt, um dort posthum eine Idee namens "Genesis II" aus der Feder ihres verstorbenen Mannes zu verwirklichen. Daraus entwickelte sich die mit einigen Star-Trek-Veteranen (z.B. Robert Hewitt Wolfe, John de Lancie oder Tony Todd) gespickte Serie "Andromeda", die in einem überaus deutlichen Verwandtschaftsverhältnis zu Star Trek stand.


#8 Star Trek Keller

Dass es Star-Trek-Fans auch in Kanada geben muss, mag auf der Hand liegen, doch dass es auch dort außergewöhnliche Ausdrucksformen gibt, dringt häufig nicht über den großen Teich. Eines der eindringlichsten Beispiele für die Passion kanadischer Fans bietet wohl die französischsprachige Quebecerin Line Rainville aus Notre-Dame-des-Prairies, die in jahrelanger Kleinarbeit ihren Keller in ein Star-Trek-Refugium verwandelte. Bislang hat die eifrige Sozialarbeiterin (!) knapp 30.000 kanadische Dollar in ihr Vorhaben investiert, das Untergeschoss ihres Hauses in der Optik der klassichen Star-Trek-Serie erstrahlen zu lassen – ein Aufwand, der überaus sehenswert ist!



#7 Berühmte Star-Trek-Veteranen

Während innerhalb der verschiedenen Star-Trek-Serien und Filme nur wenige Charaktere wie Sam Lavelle oder Michael Eddington kanadische Vorfahren offenbarten, stammt eine Vielzahl bekannter Schauspieler aus dem Land des Ahornbaumes, ohne dass dies den Anhängern unserer Breiten sonderlich bekannt ist.
Einer der berühmtesten Söhne des Landes ist fraglos Christopher Plummer, der mit seiner Darstellung des Klingonen-Generals Chang im sechsten Kinofilm "Das unentdeckte Land" seine enge Beziehung zu Shakespeare auf die Kinoleinwand übertrug.



Nicht weniger populär ist die ebenfalls in Toronto geborene Schauspielerin Nicole de Boer, die in der letzten Staffel Deep Space Nine die Rolle Ezri Dax' übernahm. Auch der im Jahr 2000 verstorbene John Colicos, den der Star-Trek-Fans als Klingone Kor bekannt sein dürfte, stammt aus der Millionenstadt am Ufer des Ontariosees.
Im französischsprachigen Quebec erblickte hingegen Bruce Greenwood das Licht der Welt, der im elften und zwölften Kinofilm die Rolle Christopher Pikes übernahm.


Verhältnismäßig unbekannt ist vielen Anhängern heute die ebenfalls frankophone Geneviève Bujold, die ursprünglich als Captain Nicole Janeway für die Serie "Star Trek Voyager" verpflichtet wurde. Doch nach einigen abgedrehten Szenen verließ sie die Serie Hals über Kopf und überließ das Feld kampflos ihrer amerikanischen Nachfolgerin Kate Mulgrew.



Außerdem stammen sowohl Barbara March als auch Gwynyth Walsh, die die klingonischen Duras-Schwestern Lursa und B'Etor verkörperten, ebenfalls aus Kanada.



Weitere kanadisch-stämmige Star-Trek-Schauspieler sind z.B. Sharon Acker, Matt Frewer, Leslie Hope, Robert Ito, Roy Jenson, Kerrie Keane, Heidi und Alissa Krämer, Stephen McHattie, Percy Rodrigues, Saul Rubinek, Michael Sarrazin, Cathie Shirriff und Kate Vernon (und das ist schon eine Auswahl). Auch der Amerikaner Ron Canada, der in gleich drei Star-Trek-Rollen zu sehen war, sollte aufgrund seines Namens an dieser Stelle immerhin Erwähnung finden.

#6: Trikorder

Kanada sollte Trekkies vor allem als Land bekannt sein, in dem der Trikorder erfunden wurde. Zwar war das 1996 erdachte Gerät der Firma Vital Technologies nach dem Star-Trek-Vorbild konzipiert und benannt, doch bereits eine Klausel im Vertrag Gene Roddenberrys bezüglich der Originalserie ermöglichte es potentiellen Erfindern den Namen zu nutzen, sofern sie ein Gerät mit einer entsprechenden Funktionsweise herstellen könnten.
Doch seitdem Vital Technologies 1997 Konkurs anmeldete, ist es vergleichsweise still um das Konzept geworden. Zwar gab es einen aufsehenerregenden Betrugsversuch mit der Erfindung (in den auch Kanada verwickelt war), doch seit 2012 ist ein mit 10 Millionen US-Dollar dotierter Preis für denjenigen ausgeschrieben, der einen funktionsfähigen Trikorder entwickelt. Die Nase vorn haben in diesem Wettbewerb übrigens wieder die Kanadier: In Toronto arbeitet ein Team an einem vielversprechenden Ansatz für ein solches Gerät.


#5: Chris Hadfield

Auch wenn man es kaum glauben mag: Kanada gehört tatsächlich zu den in der Raumfahrt aktiven Staaten dieser Erde. Nicht nur, dass es dazu sogar die ein oder andere kleinere Referenz bei Star Trek gab; mit Chris Hadfield existiert sogar so etwas wie eine Lichtgestalt der kanadischen Raumfahrt. Der sympathische Star-Trek-Fan hat es zu bislang drei Aufenthalten im Weltall gebracht und schaffte es bei seinem letzten Ausflug sogar, die Weltöffentlichkeit wieder für das "Abenteuer Weltraum" zu begeistern. Legendär sind sein Gitarrenspiel in der Schwerelosigkeit, seine Twitterkonversation mit William Shatner oder seine Fotos von Berlin, die beweisen, dass die Spreemetropole (zumindest beleuchtungstechnisch) noch immer eine geteilte Stadt ist.

Bildquelle: Vancouver Sun
#4: Quadrotriticale

Der größte Beitrag, der Kanadiern innerhalb Star Treks zugestanden wurde, ist die Erfindung des Supergetreides Quadrotriticale, das in "Kennen Sie Tribbles" an der Aufklärung eines Spionageskandals beteiligt war.
Tatsächlich begannen im kanadischen Manitoba ab den Fünfziger Jahren die ersten Saatprogramme auf dem amerikanischen Kontinent. Allerdings hatte Pavel Chekov mit seinen Einwänden, dass das Getreide eine russische Erfindung sei, nicht ganz unrecht, denn die ersten gezielten Zuchtversuche gab es bereits in den Dreißiger Jahren in Schweden, Schottland und eben genau jener Sowjetunion, die Chekov korrekterweise ins Feld führte.



#3: James Doohan

Einer der wichtigsten kanadischen Schauspieler im Dienste Star Treks war zweifelsohne James Doohan, der in der Originalserie den schottischen Chefingenieur Montgomery Scott mimte. Der am 3. März 1920 in Vancouver geborene Schauspieler diente in seiner Jugend in der Königlich-Kanadischen Artillerie und beteiligte sich am 6. Juni 1944 an der Landung der Alliierten in der Normandie, wo er im Zuge der Kampfhandlungen auch einen Finger einbüßte. Als "Scotty" wirkte er in 69 TOS-Folgen, sieben Kinofilmen sowie einer TNG-Episode mit und war einer der tragenden Sprecher der kurzlebigen Star-Trek-Zeichentrickserie. Doohan verstarb am 20. Juli 2005; ein Teil seiner sterblichen Überreste wurde in den Erdorbit überführt.



#2: Vulcan, Alberta

Es gibt neben Los Angeles und San Francisco eine ganze Reihe an Pilgerorten für Star-Trek-Fans. Dazu gehören zum Beispiel Linlithgow in Schottland (als potientieller Geburtsort Scottys), La Barre in Frankreich (als potentieller Geburtsort Jean-Luc Picards) oder Riverside im US-Bundesstaat Iowa (als potentieller Geburtsort James Tiberius Kirks). In diese Liste hat es auch ein kleiner Ort in der kanadischen Provinz Alberta geschafft, obwohl es keinerlei Geburtslegende zu diesem verschlafenen Nest mit nicht einmal 2000 Einwohnern gibt.
Der Grund ist schlicht und ergreifend, dass die Siedlung den Namen "Vulcan" trägt und damit eine Namensähnlichkeit zu jenem Planeten besteht, auf dem der legendäre Wissenschaftsoffizier Spock geboren sein soll. Zwar geht der Name eigentlich (wie der des Planeten auch) auf den römischen Gott des Feuers und der Schmiede zurück, doch die findigen Einwohner haben mit einem USS-Enterprise-A-Denkmal, dem einzigen Star-Trek-Museum Kanadas ("TrekCetera") und einer Convention namens GalaxyFest begonnen, ihrer Heimatstadt einen größeren Bekanntheitsgrad zu verschaffen. Ferner gibt es auch noch ein "Spock Days Rodeo" in der Gemeinde, wohingegen eine Premierenveranstaltung zum elften Star-Trek-Kinofilm trotz der Fürsprache Leonard Nimoys daran scheiterte, dass der überschaubare Ort über kein Kino verfügte.

Bildquelle: Wikipedia

#1: William Shatner

Wer "Kanada" und "Star Trek" sagt, der kommt nicht umhin, auch "William Shatner" zu sagen. Als einer der berühmtesten Söhne des Landes verfügt der Darsteller des legendären Sternenflottencaptains James Tiberius Kirk über den fraglos größten Bekanntheitsgrad. Shatner, der nebenbei auch immer wieder als Musiker, Buchautor, Produzent, Werbesprecher, Regisseur und Pferdezüchter beschäftigt ist, erhielt an der McGill-Universität seiner Heimatstadt Montreal nicht nur eine Ehrenprofessur, sondern auch ein Zentrum, dass seinen Namen trägt. Er selbst präsentiert sich oft und gern als Kanadier, auch wenn er selbst zuweilen einschränkt, mittlerweile auch stark in den USA verwurzelt zu sein:

"I feel a strong tie to Canada, in fact it's striped with a light blue and white color."


Kanada und Star Trek gehören also ähnlich eng zueinander, wie die USA und Kanada oder gar William Shatner und Kanada. Auch wenn beide Staaten viel trennen mag, wäre die Franchise ohne seine vielen Kanadier ein gutes Stück ärmer und dank Fans, Wissenschaft und nicht zuletzt William Shatner schlichtweg weniger interessant.


Sonntag, 29. Juni 2014

Außenmissionsbericht: "Zu den Sternen" - Klassik am Weberplatz



Insgesamt fünf Mal fand das kostenfreie Open-Air-Event "Klassik am Weberplatz" nunmehr bereits mitten in Potsdams Szene-Kiez Babelsberg statt. Dieses Mal unter dem vielversprechenden Titel "Zu den Sternen", in dessen Zuge neben "Die Planeten" von Gustav Holst auch bekannte Filmsoundtracks aus Star Wars, E.T. und vor allem auch Star Trek vorgeführt werden sollten. Kein Wunder also, dass das Tafelrundenmitglied Kwasar hier bereits einen vielbeachteten Aufruf startete, der Vorführung gemeinsam beizuwohnen.
Manche Mitglieder, wie etwa unser Hundehalter Antigraph konnten als Anwohner die Proben des Symphonieorchesters Collegium Musicum Potsdam sogar aus nächster Nähe miterleben.



Doch aufgrund der unsicheren Wetterlage mussten die Veranstalter kurzfristig umdisponieren und so kam es, dass die Vorführung ungefähr so viel mit dem Weberplatz zu tun hatte, wie Star Trek V mit dem Rand des Universums. Stattdessen wurde kurzfristig bekannt, dass das Konzert ins Studio 4 des Filmstudios Babelsberg verlegt würde, wo das ebenfalls in Potsdam ansässige Filmorchester den Kollegen freundlicherweise einen wetterfesten Ersatzspielort zur Verfügung stellte. Doch der in Aussicht gestellte Regen ließ während der gesamten Veranstaltung vergeblich auf sich warten und es mutet schon ein wenig tragisch an, dass der Umzug an diesen vergleichsweise flairfreien Veranstaltungsort am äußersten Ende des Studiogeländes im Grunde genommen ohne zwingende Notwendigkeit stattfand.



Anstelle einer geschichtsträchtigen Grünfläche in S-Bahnhof-Nähe mussten die Besucher nun mit einer dunklen Halle weit ab von S- und Straßenbahnhaltestellen Vorlieb nehmen, in der notdürftig Orchester und Publikum zusammengepfercht wurden. In der "gemütlichen" Atmosphäre von Bierbänken (freundlicherweise von der Firma Frey gesponsort), unverkleideten Belüftungsrohren und einem nackten Betonfußboden fanden sich um 19:45Uhr wahre Menschenmassen ein, um dem angekündigten Open-Air-Spektakel beiwohnen zu können. Immerhin hatten einige Leute eigene Sitzgelegenheiten dabei, was allerdings nicht wesentlich zur Entspannung der Situation beitrug.



Schnell war abzusehen, dass "Zu den Sternen" an diesem räumlich begrenzten Veranstaltungsort völlig überlaufen werden würde. Etwa dreißig Angehörigen von der Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg, der USS K'Ehleyr und der Euderion waren Kwasars Ankündigung gefolgt, so dass es unmöglich war, zu dritt ausreichend Platz für alle Interessenten freizuhalten.
So war es in der Tat bedauerlich, dass an diesem Abend eben kein Deutschlandfußballländerspiel stattfand und sich stattdessen mehr und mehr Besucher in der beengten Halle einfanden, die sowohl Sorgenfalten als auch Schweißperlen auf die Stirn der anwesenden Feuerwehrmänner trieben, die vor Ort den Brandschutz überwachen sollten. Die Veranstalter hatten die Wirkung einer Gratis-Veranstaltung unterschätzt, wie einer meiner Sitznachbarn wahrheitsgetreu zu berichten wusste.



Schnell wurde das enge Miteinander zu einer wahren Belastungsprobe, denn schnell erwärmte sich der Raum auf wahrhaft vulkanische Temperaturen wie in "Weltraumfieber", während der nicht enden wollende Nachstrom an Menschen an die Situation auf Gideon in "Fast unsterblich" erinnern ließ. Auch jene Frau, die in unserer unmittelbaren Nähe mit einem Kleinstkind auf dem Fußboden saß, zerrte an unserem immer dünner werdenden Nervenkostüm, denn das Kind heulte absehbarerweise sowohl vor als auch während der Veranstaltung. Wenn also tatsächlich Leser mit entsprechenden Kindern im Alter bis zu einem Jahr auf die Idee kommen sollten, ihren Nachwuchs auf ähnliche Events mitzunehmen:
Tut es nicht.
So etwas ist nicht nur den anderen Besuchern gegenüber unfair, sondern auch dem Baby selbst.



Nach einer Verspätung von letztendlich fünfundzwanzig Minuten betrat das Orchester schließlich endlich die Bühne. Das semi-professionelle Ensemble trat in seiner bislang umfangreichsten Besetzung von zirka siebzig Personen auf, doch wer sich bereits freute, dass es nun endlich losgehen würde, sah sich einer weiteren Belastungsprobe ausgesetzt, denn dem eigentlichen Konzert gingen noch eine Reihe von Geleitworten voraus. So etwa das der Pastorin, die auf erschreckende Art und Weise den Sprachstil William Shatners imitierte.
Oder den Willkommensworten Jann Jakobs, des Potsdamer Oberbürgermeisters, der sich vor der Vielzahl potentieller Wähler zu schwammigen Versprechungen hinreißen ließ.



"N' bisschen viel Erzählen!" kommentierte K'olbasa nicht ganz ohne Berechtigung. Um kurz nach neun (um halb neun sollte es eigentlich losgehen) ergriff endlich der Dirigent Knut Andreas das Mikrofon und stimmte seine Zuhörer auf den Abend ein.



Den gelungenen Einstieg in den Konzertabend bot endlich die Titelmelodie der deutschen Science-Fiction-Erfolgsserie "Raumpatrouille Orion". Für das geübte Ohr des geneigten Fans gut erkennbar improvisierte das Orchester dieses Thema ein wenig, was den Genuss des Peter-Thomas-Titels jedoch nur verstärkte.



Das zweite Stück des nicht mehr ganz so jungen Abends bildete ein Werk der Filmusiker-Ikone John Williams. Bei der Suite aus "E.T. - Der Extraterrestrische" mussten einige Tafelrundenmitglieder in der unmittelbaren Umgebung wie ich an das grandiose Youtube-Video "John Williams Is the Man" denken.



Als drittes und viertes Thema waren das "Star-Wars-Intro" und der "Imperial March" zu hören, obwohl die Star-Wars-Anhänger zahlenmäßig vergleichsweise spärlich gesät waren. Spätestens ab diesem Punkt merkte man dem Saal die mangelhafte Akustik deutlich an, da vor allem die Blechbläser von unserer Position aus mitunter etwas unsauber klangen, während man die Streicher und Schlagzeuger vor allen anderen deutlichst hören konnte.



Unmittelbar darauf folgte der unbestreitbare Höhepunkt des Abends – jedenfalls für alle, die dem Aufruf der Tafelrunde gefolgt waren:
Ein Medley aus verschiedenen Star-Trek-Melodien. Vor dem Abspielen wurden einige Uniformträger wie Jens, Adriana oder Frank auf die Bühne gebeten und legten dort ein Zeugnis darüber ab, dass die Franchise längst nicht so tot ist, wie hin und wieder behauptet wird. Nur K'olbasa und Miri zeigen plötzlich unbekannte Schüchternheit und kehrten auf halbem Weg zur Bühne unverrichteter Dinge wieder um.



Das Medley selbst wurde vom klassischen TOS-Thema eingeleitet, ging in einem Mix aus Voyager und Deep Space Nine über und mündete schließlich in einer Orchestralversion des Flötenstückes aus "Das zweite Leben". Anschließend folgte die Overtüre aus dem siebenten Kinofilm "Treffen der Generationen" und eine Wiederaufnahme des Voyager-Intros, während die TNG-Titelmelodie (beziehungsweise Star Trek: Der Film) den krönenden Abschluss der gelungenen Vorführung bildete (siehe Video!).


Im Großen und Ganzen war diese Interpretation in Zusammenstellung und Darbietung äußerst
gelungen, dennoch individuell und sehr ansprechend für die vielen andächtig lauschenden Fans vor Ort. Vor allem war bemerkenswert, dass Andreas nicht auf die musikalischen Impulse Michael Giachinos einging, der für die Untermalung der letzten beiden Abrams-Filme verantwortlich war. Damit blieb die Einbindung Star Treks in Gänze eine Hommage auf jene Serien und Filme, die Star Trek tatsächlich ausmachen.
Unmittelbar im Anschluss wurde um 21:40Uhr der erste Teil des Konzertabends mit einer fünfundzwanzigminütigen Pause abgeschlossen, in der den Besuchern die Gelegenheit gegeben wurde, frische Luft zu schnappen, Getränke und Speisen zu ordern oder Spenden an das Orchesterprojekt zu leisten. Die Abgabebereitschaft für dieses kostenfreie Event war dabei nicht nur in unserem direkten Umfeld recht hoch, denn trotz der widrigen Umstände hatte das Orchester sein Publikum erfolgreich in seinen Bann schlagen können.



Leider wurden aus den ursprünglich angedachten fünfundzwanzig Minuten Pause rasch fünfundvierzig, was nicht zuletzt an den übereifrigen Feuerwehrrepräsentanten lag, die die veränderte Situation ausnutzte, um die überfüllten Fluchtwege freizumachen. Dabei nahmen sie allerdings nur wenig Rücksicht auf die Gegebenheiten und so kam es, dass etwa Kwasar trotz eines frei gehaltenen Platzes im Eingangsbereich verbleiben musste, um den zweiten Teil des Abends von dort aus mitzuerleben.



Im zweiten Part ging es in Auszügen um Gustav Holsts "Die Planeten", die von Andreas bereits im Vorfeld als ein Urahn für nachfolgende Science-Fiction-Soundtracks angepriesen wurden. Zur Untermalung gab es dazu eine Slideshow mit Planetendarstellungen, die allerdings eher den Charakter von "Random Space Stuff" (Baldavez) innehatten und mehr ablenkend als hilfreich waren. Unter der Leitung der brasilianischen Gastdirigentin Cinthia Alireti gelang es dem Orchester eindrucksvoll, diese Traditionslinien aufzuzeigen, so dass sich tatsächlich an einigen Stellen deutliche Parallelen zu diversen Soundtracks selbst für den Laien offenbarten.



Während "Mars", "Venus", "Uranus", "Saturn" und "Jupiter" zu hören waren, begleitete aber auch das unablässige Geräusch auf den Betonboden stürzender Bier- und Weingläser die Vorstellung. Immer häufiger waren zudem Besucher auszumachen, die das Konzert vorzeitig verließen und den spielenden Musikern zum Trotz das Weite suchten.



Um 23:13Uhr wurde schließlich das unausweichliche Ende eingeläutet. Doch während immer mehr Besucher aufbrachen, ließ sich Knut Andreas zu einer Zugabe bewegen, obwohl die Blechbläser seiner eigenen Aussage nach bereits völlig außer Puste waren. So folgte er dem vielfachen Wunsch des Publikums (vor allem aus unserer Ecke) und wiederholte einen Teil des Star-Trek-Medleys. Nach weiteren knapp zehn Minuten war das Konzert endgültig beendet und die Musiker wurden nicht nur von uns mit Standing Ovations bedacht.



Im Anschluss gelang es Miri und Kalami, ein kurzes Gespräch mit dem Dirigenten Knut Andreas zu führen, in dessen Verlauf er zu Protokoll gab, selbst ein großer Star-Trek-Anhänger zu sein, der pro Tag mindestens eine Folge sieht. Ursprünglich hatte er sogar vor, in einer entsprechenden Uniform aufzutreten.
Als Fan hatte er laut eigener Aussage bereits lange auf die passende Gelegenheit gewartet, Sci-Fi-Soundtracks mit einem Orchester aufführen zu können und nun gelang es ihm endlich, diesen lang gehegten Traum zu verwirklichen.
Seinen Enthusiasmus und seine Leidenschaft war der Veranstaltungen jedenfalls deutlich anzumerken...



Auch wenn Akustik, Veranstaltungsort, Temperaturen, Besucheransturm, zeitliche Verzögerungen und Besucherverhalten das Konzerterlebnis des Öfteren trübten, war der Besuch des Klassikabends "Zu den Sternen" überaus lohnenswert. Den Musikern und Dirigenten gelang es eindrucksvoll, Klassik und Filmmusik in einem kohärenten Programm zusammenzuführen und somit die Hörerschaft aus gleich zwei unterschiedlichen Universen zufrieden zu stellen. Doch auch wenn alle Stücke ihre Daseinsberechtigung hatten, bewies die Zusammenstellung des Medleys, die Zugabe, die anwesenden Fans und die Passion des Dirigenten lebhaft, dass "Zu den Sternen" eine Veranstaltung war, bei der Star Trek unabstreitbar den Mittelpunkt des Geschehens bildete.



Vielen Dank an Kalami und Long für die Bilder. Wer Longs Dropbox-Fotos noch einmal durchsehen möchte, kann dies hier tun.