Dienstag, 21. Mai 2013

Exklusiv: Wenn das Internet schon existiert hätte als "Der Zorn des Khan" in die Kinos kam

Auf meiner alltäglichen Internetrunde fand ich heute morgen einen beeindruckenden englischen Text, der besser als jeder andere die momentan schwelende Diskussion um den aktuellen Star-Trek-Kinofilm "Into Darkness" ad absurdum führte. Nach einer kurzen Email an den Urheber erfolgte vor einigen wenigen Stunden die offizielle Erlaubnis, diesen Artikel mit dem Titel “If the Internet Had Existed When 'Wrath of Khan' Hit Theatres” exklusiv in deutscher Übersetzung auch bei uns veröffentlichen zu dürfen.
Wer des Englischen mächtig ist, dem sei unbedingt das Original auf “The Bitter Script Reader” empfohlen; wer damit Schwierigkeiten hat, kann sich im Folgenden an meiner bescheidenen Übersetzung erfreuen:

Wenn das Internet schon existiert hätte als "Der Zorn des Khan" in die Kinos kam


Anmerkung des Urhebers: Während einer Erkundungsmission wurde Al Gore in ein riesiges Ozonloch gesaugt, das ihn in der Zeit zurückreisen ließ. Auf sich allein gestellt nutzte er sein Wissen über die Zukunft, um das Internet Jahrzehnte vor seiner eigentlichen Entwicklung zu erfinden. Bereits in den Achtzigern war das Internet damit das, was es erst im beginnenden 21. Jahrhundert wurde – und schleppte dessen Fankultur gleich mit sich.

Dies ist eine der Rezensionen, die ich aus dieser alternativen Zeitlinie beschaffen konnte.


In der Kritik: Star Trek: Der Zorn des Khan ist ein Schlag ins Gesicht der Fans!


von: GeneGeneTheRoddenberryMachine



Spock stirbt!

Entschuldigung. Ich habe bereits einiges an Gegenwind einstecken müssen, als ich diese Überschrift in vorangegangenen Berichten gepostet habe, doch es ist eine unumstößliche Tatsache, daß man diesen Film einfach nicht besprechen kann, ohne diesen herausstechenden Punkt zu erörtern. Zudem müssen wir uns dem wirklich wichtigen Thema stellen: Nick Meyer, Harve Bennett UND Leonard Nimoy haben uns alle während der Produktion angelogen, als sie sich weigerten, die Gerüchte um Spocks Tod zu kommentieren. Das war schlichtweg lachhaft, da abzusehen war, daß dies das schlechstgehütetste Geheimnis Hollywoods sein würde. So ziemlich jeder wußte davon im Vorfeld, weswegen ich keine Ahnung habe, warum einige meiner Kritikerkollegen Paramount in den Arsch kriechen und so tun, als hätten sie vom Ende des Films keine blassen Schimmer gehabt.

Paramount verdient eigentlich gar keine Erwähnung nach dem, was sie uns mit diesem Film angetan haben. Der Film ist eine einzige Gelddruckmaschine – der letzte Atemzug einer sterbenden Franchise, die etwas besseres verdient hätte. Beim letzten Film erhielten wir den anerkannten Regisseur von bekannten Machwerken wie Meine Lieder – Meine Träume, Tödlicher Staub aus dem All oder Der Tag an dem die Erde stillstand. Und dieses Mal? Wir bekamen einen Regisseur, dessen größte Leistung ein Sherlock-Holmes-Film war. Doch im Ernst: Wir hätten so etwas erwarten müssen, nachdem Paramount die Verantwortung aus den Händen des genialen Gene Roddenberry gerissen hatte, nur um diesen Film den Händen vom Produzenten der Twen Police zu übergeben (ich kann nur vermuten, daß Roger Corman gerade anderweitig beschäftigt war, als Paramount zur offiziellen Produzentenjagd geblasen hatte).

Ja, Harve Bennett ist ein Kind des Fernsehens. Ein Kind des Fernsehens, das zugegeben hat, daß es vor Arbeitsantritt noch nicht eine einzige Folge der Originalserie gesehen hat! Er hat sich lediglich den vorherigen Film angeschaut und fand ihn 'langweilig'. Langweilig! Ich vermute einmal, dass man auf diese Art und Weise die Karriereleiter in Hollywood hinaufstolpert. Vielleicht wundern sich ja einige, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Nun, daß kann ich Euch sagen. Der Streifen wurde von Paramounts Fernsehabteilung mit einem Drittel des Budgets seines Vorgängerfilms produziert. Er ist das Produkt schlampiger Arbeit.

Nun könnte ich die Autorenschaft aufzählen, um die Schuldfrage angemessen zu beantworten, doch der offizielle Abspann erzählt nur die halbe Geschichte. Meine Studio-Spione haben mir gesteckt, daß Nick Meyer (man sollte an dieser Stelle einmal erwähnen, daß er der Autor hinter so großartigen Werken wie “Invasion of the Bee Girls” ist) das Screenplay innerhalb von zwölf Tagen zusammengestückelt hat – aus vier grundverschiedenen Drehbüchern! Wahrscheinlich gibt es aus diesem Grund so riesige Storylöcher wie die Szene, in der Chekov sich an Khans ersten Besuch auf der Enterprise erinnern kann, obwohl Walter Koenig damals noch nicht einmal Teil der Besetzung gewesen ist. Oder der Umstand, daß der neue weibliche Vulkanier viel gefühlvoller wirkt als JEDER andere Vulkanier, den man bis dahin gesehen hat – den halbmenschlichen Spock miteinbegriffen.

Ich habe noch nicht einmal die Haupthandlung angesprochen, die ohnehin kaum mehr als der aufgewärmte Folgeninhalt von “Der schlafende Tiger” ist, in den man nochmal eine kräftige Portion Moby Dick geschüttet hat. Bei Star Trek ging es einmal darum, fremde neue Welten zu entdecken; mittlerweile beschränkt es sich darauf, weit bessere literarische Vorlagen zu verwursten, während es seine eigene Vergangenheit wiederkäut. Diese Serie müßte aber eigentlich nicht so antriebslos sein, doch die Verantwortlichen haben einfach keine Ahnung, worum es bei Star Trek wirklich geht. Ihre Vorstellung von Dramatik beschränkt sich darauf, Kirk einen unehelichen Sohn und eine Midlife-Crisis anzuhängen (möchte denn wirklich irgendjemand Kirk dabei zuhören, daß er erzählt, wie sehr er es haßt, älter zu werden?).

Und dann gibt es da noch den Genesis-Apparat. Sofern man IRGENDEINEN Zugang zu Wissenschaften hat (beispielsweise seine Lehrbücher zu Schulzeiten überflogen hat), werden die Auswirkungen dieses Geräts Euren Kopf förmlich explodieren lassen. Es handelt sich dabei nämlich um einen Torpedo, der ohne Umstände einen toten Mond in einen lebendigen, atmenden Planeten verwandeln kann. In einem kurzlebigen Moment der Klarheit scheint sich selbst das Drehbuch der Dummheit dieser Tatsache bewußt zu sein, als McCoy feststellt, daß das, wofür Gott dereinst sechs Tage brauchte, nun innerhalb von sechs Minuten vollbracht werden kann.

Mal ernsthaft: Man feuert eine kleine Rakete auf einen Mond und nach Ablauf einer Stunde hat man einen Planeten, der noch idealtypischer als unser eigener ist. Gemessen an den geltenden Science-Fiction-Standards ist das einfach nur dämlich, dämlich, dämlich.

Aber es kommt noch besser! Als das Gerät nämlich endlich eingesetzt wird, geschieht dies gar nicht auf einem Planeten. Stattdessen explodiert es in einem Nebel und schafft es irgendwie, aus dem Nichts einen Planeten inklusive Ozeanen, Wolken, ausgewachsenen Bäumen UND seiner eigenen Sonne zu erschaffen! Spätestens jetzt wird schmerzlich klar, daß der erste Budgetpunkt, der den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen ist, der wissenschaftliche Berater war.

Und dafür stirbt Spock – in einer Szene, die so fürchterlich gekünstelt und gestellt wirkt, daß sie ganz klar nur dazu dient, Leonard Nimoy zu ermöglichen, den treuen und loyalen Fans so sehr ans Schienenbein zu pissen, daß sie ihn von allein in Ruhe lassen. Als nämlich die Energieversorgung zusammenbricht, muß Spock nämlich in den Maschinenraum, um dort...
...irgendetwas zu machen. Ich würde ja mehr ins Detail gehen, doch ich habe keinen Schimmer, was er da eigentlich tut und ich bin mir relativ sicher, daß Nimoy es genau so wenig weiß. Dafür bilde ich mir ein, daß Reparaturen normalerweise nicht beinhalten, daß man radioaktive Container öffnen und innen drin mit den Händen winken muß. Obwohl ihn das eigentlich in kürzester Zeit umbringen müßte, hat er genügend Zeit für eine melodramatische Todesszene. Schon allein dafür hat Paramount es verdient, zu scheitern und das wird es auch ganz sicher.

Sofern sie es ehrlicherweise als Star Trek: “Der Tod des Spock” verkauft hätten, wären wenigstens ein paar neugierige Zuschauer am Eröffnungswochenende in die Kinos geströmt, bevor allgemein bekannt würde, wie grottenschlecht der Film ist. Stattdessen befeuern sie es als Tretmühlen-Science-Fiction und die Hardcore-Trekkies werden von Spocks Ableben so enttäuscht werden, daß es wohl keinen Fortsetzungsfilm mehr geben wird.

An Paramount: Das nächste Mal solltet Ihr die Kontrolle über einen solchen Film einem ECHTEN Fan überlassen. Falls Bennett und Meyer nach diesem Film jemals wieder eine Anstellung finden sollten, muß man das als Wunder bezeichnen.



Malias Logbuch: Maulwürfe und Piraten

Malia saß im Kommandosessel ihres Schiffes und kam sich vor wie ein Maulwurf. Dieses terranische Tier ist blind und gräbt für sich selbst Höhlensysteme um dort den Rest seines Lebens zu verbringen. Nur selten sieht es die Oberfläche. Jix hatte Malias Situation bezüglich der KVS eher mit der eines terranischen Freibeutes namens Drake verglichen der vor etlichen hundert Jahren auf der Erde die Weltmeere unsicher gemacht hatte, dabei jedoch die Interessen seines Heimatlandes auf orionische Weise vertrat. Er fristete ein Dasein als Pirat im Auftrag. Sie erkannte die Unstimmigkeiten in jenem Vergleich, wußte aber das Jix eher ihren derzeitigen Status meinte. Ein tatsächlicher Auftrag der KVS existierte nicht, denn Malia handelte aus Eigeninitiative. Genau das hatte sie mit Drake gemeinsam. Das Plündern von spanischen Goldschiffen war in erster Linie auf Drakes Initiative zustande gekommen, auch wenn er im Auftrag der englischen Königin handelte.


„Captain, wir erreichen Madena 3.“
„Gut, Hitassam, halten sie die Tarnung aufrecht und bringen sie uns in eine stationäre Umlaufbahn.“
Der Ops-Offizier hatte seine Konsole mittlerweile umfunktioniert, sodass er einen Teil der CONN kontrollierte. In Notfällen übernahm der Captain selbst das Steuer.
„Wir werden uns auf die Oberfläche beamen. Haben sie das partikulare Tarnfeld in Position gebracht, M'rel?“
Der Chefingenieur nickte nur kurz. „Dann lassen sie uns aufbrechen. Malia an Laska. Treffen sie sich mit mir im Transporterraum.“
„Verstanden, Captain. Ich bin unterwegs.“ Malia ließ noch einmal ihre Finger über den Kommandostuhl gleiten und warf einen Blick zu Biremm.
„Commander Biremm, sie haben die Brücke.“



Malia stand auf einer Felsforamtion und betrachtete die Umgebung. Laska zückte neben ihr nach ihrer „Landung“ sofort den Tricorder. „Keine humanoiden Lebensformen in Scannerreichweite, Sir.“
Nach einer Stunde hatten sie die Koordinaten erreicht. Es war eine Waldlichtung mitten im Nirgendwo. Die Karten, die ihnen zur Verfügung standen waren ungenau, denn der Scanner hatte nur provisorisches Kartenmaterial ausgespuckt. Für detailliertere Scans hätten sie mindestens eine Stunde gebraucht, aber Malia hatte keine Zeit dafür. Sie hörten unweit das Geräusch knackender Äste. Eine Gestalt in Sternenflottenuniform ging aus den Schatten auf sie zu. Malia überlegte kurz, ob sie vorsichtshalber ihren Disruptor zücken sollte, aber das hätte dem Fähnrich nur Angst eingejagt und dieser schien ihr überaus nervös zu sein.
„Captain M-Malia,“ fragte der Fähnrich?
„Und ihr Name lautet ...?“
„Verzeihung, ich bin Conklin, äh, ich meine Fähnrich James Conklin, zu ihren Diensten, Captain.“
Malia sah ihn von Kopf bis Fuß an. Er schien ein wenig ungeschickt zu sein. Seine Hose war am Schienbein mit Erde beschmiert. Vermutlich war das Opponieren gegen seine Vorgesetzten etwas Neues für ihn, selbst wenn er die gesamte Föderation rechtlich gesehen auf seiner Seite hatte. „Er ist in derselben Position wie ich,“ dachte Malia.
„James, ich darf sie doch so nennen, Fähnrich?“ Conklin nickte nervös.
„Was haben sie für mich?“
Conklin holte seinen Tricorder heraus und zeigte ihr die Blaupausen der Föderationseinrichtung. Bruce Miller hatte sich in seinem Quartier offenbar gut abgeschirmt, denn es befand sich im hintersten Teil der Station. Die gesamte Station war in einen Berg eingearbeitet worden und die Felsformationen machten einen dezidierten Scan unmöglich. Insgesamt waren zwanzig Sternenflottenoffiziere und Wissenschaftler Teil der Einrichtung. Miller verließ die Station nur selten und meist unauffällig. Conklin war ihm bis zu einen Wasserfall gefolgt, an dem sich Miller aufhielt um Ruhe zu finden. Tatsächlich nutzte Miller die Zeit um sich in seine wahre Gestalt zu begeben und um sich von der Transformation zu erholen. Das konnte die Möglichkeit sein, die sie benötigten um ihn und seinen Besucher zu stellen. Malia ging davon aus, dass sich beide aufgrund ihrer Gestalt an einem neutralen Ort treffen würden.

Sie teilte dem Fähnrich die Ankunft des klingonischen Undinen mit. Er würde wohl in zwei Tagen hier eintreffen. Die Aktion würde nicht länger als zwei Minuten dauern. Sie würde die Position an den Bird-of-Prey weiterleiten und die beiden würden in Stasis gebracht werden um von Jix' Schiff abgeholt zu werden. Gemeinsam sollten die Undinen einem Verhör unterzogen werden.
Der Fähnrich verließ nach der Absprache die Lichtung und Malia war mit Laska wieder allein. Sie mussten zurück zur Ursprungsposition, da jegliche Kommunikation von der Station abgehört werden konnte. Ein Signal an ihr Schiff war nur im Tarnfeld möglich, dass auch ihrer Beamposition entsprach. Malia war müde. Sie hatte nicht geschlafen und der Raktajino verkehrte sich geradewegs in seine gegenteilige Wirkung. Laska war bereits 10 Schritte entfernt, als Malia merkte, dass etwas nicht stimmte. Sie näherten sich der Position des Tarnfeldes. Irgendwie hatte sich ihr Zustand auf dem Weg verschlechtert. Es war jetzt nicht nur die Müdigkeit, sondern ein intensives Brummen in ihrem Kopf. Sie verlor die Kontrolle und kippte nach vorn in eine sich öffnende Leere. Ein Schrei ertönte, als es um sie immer dunkler wurde. Ein kurzer Schmerz, dann hatte sie sich völlig in die Dunkelheit begeben. Als sie aufwachte, hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt und sie nahm die Umrisse einer Höhle war. Sie hustete. Der terranische Maulwurf kam ihr in den Sinn und sie lachte.

Malias Logbuch

Malias Logbuch I: Steriler Start
Malias Logbuch II: Ein dicker Fisch
Malias Logbuch III: Ankunft im Eridon-Nebel
Malias Logbuch IV: Breen, Romulaner oder Klingonen?
Malias Logbuch V: Ein alter Freund
Malias Logbuch VI: Tanz mit dem Teufel
Malias Logbuch VII: Nebenwirkungen
Malias Logbuch VIII: Kein Ende in Sicht
Malias Logbuch IX: Klach D'Kel Brakt
Malias Logbuch X: Gewissheiten
Malias Logbuch XI: Routine
Malias Logbuch XII: Allein
Malias Logbuch XIII: Flucht
Malias Logbuch XIV: Bündnisse
Malias Logbuch XV: Gute und schlechte Nachrichten
Malias Logbuch XVI: Maulwürfe und Piraten
Malias Logbuch XVII: Die Hunde des Krieges
Malias Logbuch XVIII: Begegnungen
Malias Logbuch XIX: Die Blutfelder des Orion

Montag, 20. Mai 2013

Malias Logbuch: Gute und und schlechte Nachrichten

Malia starrte auf die Anzeige. Ihre Augen wanderten über den Bildschirm ohne dass sie sich selbst beim Zwinkern erwischte. Tränen rannen ihre Wangen hinab. Diese Nachricht traf sie wie der Schlag, aber sie hatte mit ihr gerechnet – irgendwann. Ihre Hände berührten den Bildschirm und strichen über das Bild einer Orionerin, die sie anlächelte.

Gestern verstarb Jeilina Norka Nadala. Sie hinter lässt eine Tochter. Nachbarn und nahe Angehörige trauern um die freundliche, humorvolle und engagierte Patriotin der orionischen Gemeinschaft. Die Familie lädt zu einem Trauermarsch ein."


Malia stand auf und schlug mit der geschlossen Faust gegen die Stahlwände, bis der Schmerz so dumpf wurde, dass sie die Hand aus Erschöpfung sacken ließ. Wimmernd sank sie zu Boden. Eine plötzliche Kälte durchzog ihre Glieder und sie verschränkte augenblicklich die Arme ineinander.
„Warum?“ Dieses Wort hallte unbeantwortet in ihrem Kopf. Der Schmerz über den Tod hatte sie unerwartet getroffen. Er war wie ein Disruptorschuss, dem man nicht entgehen konnte. Sie fasste sich wieder und stand auf. Ihre Arme breiteten sich planvoll an den Seiten aus und sie atmete schwer ein. Kontemplative Maßnahmen waren jetzt notwendig um das emotionale Gleichgewicht zu wahren. Sie zog die Handinnenflächen zu ihrem Oberkörper heran, bis sie sich trafen. Ein lauter Luftzug entglitt ihrer Lunge. Es war keine Zeit um das Geschehene zu bearbeiten und sie überlegte, wem sie sich anvertrauen konnte. Die Person, der sie am meisten vertraute, war gestorben. Sikith war Lichtjahre entfernt und ihre Kommunikationskanäle in Richtung Qo'nos wurden abgehört. Malia ging die Schiffsliste durch und blieb bei Jakaria stehen, ihrer Schiffsärztin. 


Jakaria war in die Installation der Biobetten vertieft. Malias Chefingenieur M'rel befestigte die Betten in die dazugehörigen Verankerungen. Er schwitzte aus zahlreichen Poren und ächzte über das Gewicht der Konstruktion, aber nahm sofort Haltung an, als der Captain die Krankenstation betrat. Malias Gesicht wirkte versteinert und ein wenig fahl. Die grüne Farbenpracht und der scharfe Kontrast ihrer sonst rot geschminkten Lippen fehlten. M'rel bemerkte, dass ihre Augen glasig waren.
„Captain, ist alles in Ordnung?“ fragte der Chefingenieur.
„Nein“, entgegnete Malia und fasste in diesem Moment einen Entschluss. Jakaria blickte kurz von ihrer Arbeit auf und erschrak, als sie Malia sah. Sie ging langsam auf den Captain zu.
„Kaninia dormin?“
Malia nickte und unterdrückte die Tränen so gut sie konnte. „Wer?“
„Meda Mani.“ antwortete Malia, als hätte sie das Orionische nie abgelegt. M'rel wirkte verunsichert. Orioner waren sehr emotionale Wesen, aber sie weinten eigentlich nur aus einem einzigen Grund.
„Captain, das klingonische Totenritual könnte unpassend sein, zumal die Tote nicht anwesend ist, aber ich würde es an ihrer Stelle auf einen Schrei ankommen lassen. Es kann sehr befreiend sein. Wenn sie wollen, kann ich anfangen.“
Malia blickte erstaunt in die fragenden Augen des Klingonen und hörte sich selbst zustimmen, als sie sagte: „Danke, M'rel. Schließen sie die Krankenstation und kommen sie dann wieder her.“
Malia atmete kurz durch. Jakaria schenkte ihr ein tröstendes Lächeln und legte ihr den Arm auf die Schulter. M'rel kam zurück, stellte sich aufrecht neben Malia und begann monoton zu summen. Langsam hob sich sein Kopf und seine kehlige Stimme drang durch die Station, bis es ihm Jakaria und Malia gleichtaten. Ihre Stimmen hallten durch die Gänge bis zur Brücke.


„Jix, können sie mich hören.“
„Ja, die Verbindung ist etabliert. Ich habe gute Nachrichten für sie. Wir haben im KVS einen Undinen isoliert, der für die Anschläge auf diverse Außenposten der Föderation verantwortlich sein könnte. Der zuständige Captain hatte sich mit uns in Verbindung gesetzt, als wir ihn bei Gamma Ceti Drei aufbrachten. Unseren Scans zufolge gehörte er nicht zur Spezies 8472 und sie wissen vielleicht, was das bedeuten könnte.“ Malia schnippte mit dem Finger.
„Das heißt, dass die Undinen nachlässig werden, Jix. Für uns bedeutet das, dass wir seinen Chef finden müssen.“
„Richtig, das wird ihre Aufgabe sein. Die Sache ist allerdings etwas komplexer, könnte aber dazu führen, dass wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Auf dem dritten Planeten des Madena-Sonnensystems gibt es eine Prä-Warp-Zivilisation deren Verhalten gerade von Föderationswissenschaftlern untersucht wird.“ Malia hob die Augenbrauen.
„Verstößt das nicht gegen ihre Oberste Direktive, Jix?“
„Nein, es handelt sich nicht um eine direkte Einmischung. Die Einheimischen sind fungizide Humanoide, die vorwiegend unterirdisch leben. Unsere Basis liegt außerhalb ihres Sichtfeldes hinter einem Tarnfeld.“
„Fungizide Humanoide, sie meinen eine Art Pilz-Mensch-Hybrid?“
„Exakt, Malia. Unser Mann wird dort in einer Woche auftauchen und seinem Kollegen einen Besuch abstatten.“
„Sie meinen, unser Ratsmitglied hat dort einen verdeckten Kameraden?“
„So wie es bisher aussieht, handelt es sich um den befehlshabenden Offizier der Mission, Commander Bruce Miller. Ich habe ihnen einen Verbindungsoffizier vor Ort zur Verfügung gestellt, der ihnen Informationen über die Einrichtung und den Commander geben kann. Alles Weitere finden sie im Datenstrom unseres Gesprächs. Finden sie eine Möglichkeit an beide zu kommen und verletzen sie nicht die Oberste Direktive, Malia.“
„Warum sollte ich das tun, Jix? Ich mag keine Pilze.“

Malias Logbuch

Malias Logbuch I: Steriler Start
Malias Logbuch II: Ein dicker Fisch
Malias Logbuch III: Ankunft im Eridon-Nebel
Malias Logbuch IV: Breen, Romulaner oder Klingonen?
Malias Logbuch V: Ein alter Freund
Malias Logbuch VI: Tanz mit dem Teufel
Malias Logbuch VII: Nebenwirkungen
Malias Logbuch VIII: Kein Ende in Sicht
Malias Logbuch IX: Klach D'Kel Brakt
Malias Logbuch X: Gewissheiten
Malias Logbuch XI: Routine
Malias Logbuch XII: Allein
Malias Logbuch XIII: Flucht
Malias Logbuch XIV: Bündnisse
Malias Logbuch XV: Gute und schlechte Nachrichten
Malias Logbuch XVI: Maulwürfe und Piraten
Malias Logbuch XVII: Die Hunde des Krieges
Malias Logbuch XVIII: Begegnungen
Malias Logbuch XIX: Die Blutfelder des Orion