Montag, 20. Mai 2013

Malias Logbuch: Gute und und schlechte Nachrichten

Malia starrte auf die Anzeige. Ihre Augen wanderten über den Bildschirm ohne dass sie sich selbst beim Zwinkern erwischte. Tränen rannen ihre Wangen hinab. Diese Nachricht traf sie wie der Schlag, aber sie hatte mit ihr gerechnet – irgendwann. Ihre Hände berührten den Bildschirm und strichen über das Bild einer Orionerin, die sie anlächelte.

Gestern verstarb Jeilina Norka Nadala. Sie hinter lässt eine Tochter. Nachbarn und nahe Angehörige trauern um die freundliche, humorvolle und engagierte Patriotin der orionischen Gemeinschaft. Die Familie lädt zu einem Trauermarsch ein."


Malia stand auf und schlug mit der geschlossen Faust gegen die Stahlwände, bis der Schmerz so dumpf wurde, dass sie die Hand aus Erschöpfung sacken ließ. Wimmernd sank sie zu Boden. Eine plötzliche Kälte durchzog ihre Glieder und sie verschränkte augenblicklich die Arme ineinander.
„Warum?“ Dieses Wort hallte unbeantwortet in ihrem Kopf. Der Schmerz über den Tod hatte sie unerwartet getroffen. Er war wie ein Disruptorschuss, dem man nicht entgehen konnte. Sie fasste sich wieder und stand auf. Ihre Arme breiteten sich planvoll an den Seiten aus und sie atmete schwer ein. Kontemplative Maßnahmen waren jetzt notwendig um das emotionale Gleichgewicht zu wahren. Sie zog die Handinnenflächen zu ihrem Oberkörper heran, bis sie sich trafen. Ein lauter Luftzug entglitt ihrer Lunge. Es war keine Zeit um das Geschehene zu bearbeiten und sie überlegte, wem sie sich anvertrauen konnte. Die Person, der sie am meisten vertraute, war gestorben. Sikith war Lichtjahre entfernt und ihre Kommunikationskanäle in Richtung Qo'nos wurden abgehört. Malia ging die Schiffsliste durch und blieb bei Jakaria stehen, ihrer Schiffsärztin. 


Jakaria war in die Installation der Biobetten vertieft. Malias Chefingenieur M'rel befestigte die Betten in die dazugehörigen Verankerungen. Er schwitzte aus zahlreichen Poren und ächzte über das Gewicht der Konstruktion, aber nahm sofort Haltung an, als der Captain die Krankenstation betrat. Malias Gesicht wirkte versteinert und ein wenig fahl. Die grüne Farbenpracht und der scharfe Kontrast ihrer sonst rot geschminkten Lippen fehlten. M'rel bemerkte, dass ihre Augen glasig waren.
„Captain, ist alles in Ordnung?“ fragte der Chefingenieur.
„Nein“, entgegnete Malia und fasste in diesem Moment einen Entschluss. Jakaria blickte kurz von ihrer Arbeit auf und erschrak, als sie Malia sah. Sie ging langsam auf den Captain zu.
„Kaninia dormin?“
Malia nickte und unterdrückte die Tränen so gut sie konnte. „Wer?“
„Meda Mani.“ antwortete Malia, als hätte sie das Orionische nie abgelegt. M'rel wirkte verunsichert. Orioner waren sehr emotionale Wesen, aber sie weinten eigentlich nur aus einem einzigen Grund.
„Captain, das klingonische Totenritual könnte unpassend sein, zumal die Tote nicht anwesend ist, aber ich würde es an ihrer Stelle auf einen Schrei ankommen lassen. Es kann sehr befreiend sein. Wenn sie wollen, kann ich anfangen.“
Malia blickte erstaunt in die fragenden Augen des Klingonen und hörte sich selbst zustimmen, als sie sagte: „Danke, M'rel. Schließen sie die Krankenstation und kommen sie dann wieder her.“
Malia atmete kurz durch. Jakaria schenkte ihr ein tröstendes Lächeln und legte ihr den Arm auf die Schulter. M'rel kam zurück, stellte sich aufrecht neben Malia und begann monoton zu summen. Langsam hob sich sein Kopf und seine kehlige Stimme drang durch die Station, bis es ihm Jakaria und Malia gleichtaten. Ihre Stimmen hallten durch die Gänge bis zur Brücke.


„Jix, können sie mich hören.“
„Ja, die Verbindung ist etabliert. Ich habe gute Nachrichten für sie. Wir haben im KVS einen Undinen isoliert, der für die Anschläge auf diverse Außenposten der Föderation verantwortlich sein könnte. Der zuständige Captain hatte sich mit uns in Verbindung gesetzt, als wir ihn bei Gamma Ceti Drei aufbrachten. Unseren Scans zufolge gehörte er nicht zur Spezies 8472 und sie wissen vielleicht, was das bedeuten könnte.“ Malia schnippte mit dem Finger.
„Das heißt, dass die Undinen nachlässig werden, Jix. Für uns bedeutet das, dass wir seinen Chef finden müssen.“
„Richtig, das wird ihre Aufgabe sein. Die Sache ist allerdings etwas komplexer, könnte aber dazu führen, dass wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Auf dem dritten Planeten des Madena-Sonnensystems gibt es eine Prä-Warp-Zivilisation deren Verhalten gerade von Föderationswissenschaftlern untersucht wird.“ Malia hob die Augenbrauen.
„Verstößt das nicht gegen ihre Oberste Direktive, Jix?“
„Nein, es handelt sich nicht um eine direkte Einmischung. Die Einheimischen sind fungizide Humanoide, die vorwiegend unterirdisch leben. Unsere Basis liegt außerhalb ihres Sichtfeldes hinter einem Tarnfeld.“
„Fungizide Humanoide, sie meinen eine Art Pilz-Mensch-Hybrid?“
„Exakt, Malia. Unser Mann wird dort in einer Woche auftauchen und seinem Kollegen einen Besuch abstatten.“
„Sie meinen, unser Ratsmitglied hat dort einen verdeckten Kameraden?“
„So wie es bisher aussieht, handelt es sich um den befehlshabenden Offizier der Mission, Commander Bruce Miller. Ich habe ihnen einen Verbindungsoffizier vor Ort zur Verfügung gestellt, der ihnen Informationen über die Einrichtung und den Commander geben kann. Alles Weitere finden sie im Datenstrom unseres Gesprächs. Finden sie eine Möglichkeit an beide zu kommen und verletzen sie nicht die Oberste Direktive, Malia.“
„Warum sollte ich das tun, Jix? Ich mag keine Pilze.“

Malias Logbuch

Malias Logbuch I: Steriler Start
Malias Logbuch II: Ein dicker Fisch
Malias Logbuch III: Ankunft im Eridon-Nebel
Malias Logbuch IV: Breen, Romulaner oder Klingonen?
Malias Logbuch V: Ein alter Freund
Malias Logbuch VI: Tanz mit dem Teufel
Malias Logbuch VII: Nebenwirkungen
Malias Logbuch VIII: Kein Ende in Sicht
Malias Logbuch IX: Klach D'Kel Brakt
Malias Logbuch X: Gewissheiten
Malias Logbuch XI: Routine
Malias Logbuch XII: Allein
Malias Logbuch XIII: Flucht
Malias Logbuch XIV: Bündnisse
Malias Logbuch XV: Gute und schlechte Nachrichten
Malias Logbuch XVI: Maulwürfe und Piraten
Malias Logbuch XVII: Die Hunde des Krieges
Malias Logbuch XVIII: Begegnungen
Malias Logbuch XIX: Die Blutfelder des Orion

4 Kommentare:

  1. Also ich mag Pilze! War das Deine Idee mit den "fungiziden Humanoiden"? Oder kommt das original in STO so vor? Ich muss dieses Mal allerdings zugeben, bei dem Wort "Kontemplativ" musste ich erst mal googeln ;)

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  2. Wieder einmal ein sehr schöner Logbuchauszug. Vielen Dank, dass Jix ein weiteres Mal einen Teil der Handlung sein durfte :) Freue mich auf die Fortführung.

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  3. Nein, fungizide Humanoide gab es bisher nicht im ST-Universum :-) Ich kläre ihre herkunft gern bei der nächsten Tafelrunde auf. Lieber Rok, Jix ist ein gern gesehener Gast.

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    1. Bin schon gespannt...vor allem auf das Aussehen! So 'ne Art Fliegenpilz auf Beinen? ;)

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