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Freitag, 5. April 2013

Zum Tode Roger Eberts

Hollywood (und Chicago) betrauert den Tod einer weiteren einflussreichen Gestalt der Kinolandschaft. Diesmal hat es keinen der bekannten Star-Trek-Schauspieler getroffen, sondern eine Institution der gesamten Filmwelt: Roger Ebert.
Der Pulitzer-Preisträger und Science-Fiction-Fan verstarb gestern nach langer Krankheit im Alter von nur 70 Jahren.
Da es ohnhin sehr schwer ist, einem solchem Menschen mit einem Beileidsartikel in irgendeiner Form gerecht zu werden, blickt die Tafelrunde "Hermann Darnell" aus der traditionsreichen Filmstadt Babelsberg noch einmal auf die Star-Trek-Kinofilme, die Ebert im Laufe seines abwechslungsreichen Lebens besprochen hat.

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Bildquelle: dvice.com

Alle hier aufgeführten Zusammenfassungen sind Zusammenfassungen aus jenen englischsprachigen Rezensionen, die man auf suntimes.com einsehen kann (einfach den Links folgen). Wer der Sprache einigermaßen mächtig ist, sollte sich diese knapp gehaltenen Besprechungen unbedingt einmal durchlesen. Vier Sterne waren die Höchstwertung, die ein Film erhalten vom Kritikerstar erhalten konnte, null die niedrigste.

Star Trek: Der Film: Ebert bezeichnete den Startpunkt der Star-Trek-Kinogeschichte als "Augenspielzeug". Zwar sah er die Gefahr, dass die allgemeine Vetrautheit des Publikums mit der Franchise der Durchschlagskraft der Handlung im Wege stand, doch insgesamt sah er das Werk auf Augenhöhe mit "2001: Odyssee im Weltraum", "Alien" oder "Star Wars". Die Vorbehalte anderer Kritikerkollegen teilte er nur bedingt. 
Wertung: Drei Sterne.

Star Trek II: Der Zorn des Khan: Obwohl Ebert die Darstellung Khans durch Ricardo Montalban als etwas 'Episches' bezeichnete und auch Spocks Selbstopferung betont, kritisiert er die offensichtliche Ausrichtung des Films auf eine weitere Fortsetzung und die unzeitgemäßen Effekte. Dennoch hielt er den Nachfolgefilm für deutlich stärker und ursprünglicher als seinen Vorgänger.
Wertung: Drei Sterne

Star Trek: Auf der Suche nach Mr. Spock: Gut, aber nicht großartig zu sein, attestierte Ebert dem dritten Film der Reihe. Positive Aspekte wie die allgemeine Vertrautheit mit dem Inhalt, die Ausstattung oder die philosophischen Ebene standen wenigen negativen Aspekten wie einer gewissen Berechenbarkeit gegenüber. Der Streifen war in seinen Augen eine Kreuzung aus allen positiven Aspekten der beiden vorherigen Filme.
Wertung: Drei Sterne.

Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart: Für Ebert war dieser Film der absurdeste von allen und trotzdem - oder gerade deswegen - der beste, eleganteste und befriedigendste. Er unterstellte Nimoy als Regisseur besondere Professionalität aber auch den Schauspielern, die durch ihre jahrelange Zusammenarbeit so glänzend miteinander harmonierten. 
Wertung: Dreieinhalb Sterne.

Star Trek V: Am Rande des Universums: Einziger Höhepunkt des langsamen und langweiligen Filmes war für Ebert der Moment vom Eintritt in das Zentrum der Galaxie bis zur Landung der Crew, weil lediglich dieser Teil mit Spannung, Abenteuergeist und vertrautem Seriengefühl versehen war. Ansonsten mäanderte der Film zwischen den tapsigsten Szenen in der gesamten Franchisegeschichte vor sich hin, verlor sich in dummen Szenen, sinnlosen Einstellungen und zweifelhaftem Humor.
Wertung: Zwei Sterne.

Star Trek VI: Das unentdeckte Land: Lebenskraft und Lebensfreude strahlte dieser Film laut Ebert gerade im Vergleich mit dem Vorgängerwerk aus. Das Kunststück des Film sei es gewesen, Klassisches, Philosophisches und Science Fiction erfolgreich zu verbinden. Doch Ebert glaubte weder daran, dass dies der letzte Film mit der Originalcrew sei, noch, dass sie überhaupt einmal zu quasseln aufhören würden.
Wertung: Drei Sterne.

Star Trek VII: Treffen der Generationen: Dem siebenten Film warf Ebert Narzissmus vor, da er so sehr auf Insiderwitze und interne Entwicklungen fokussiert war, dass die Handlung arg darunter litt. Offen klaffende Logiklöcher, Ausstattungsmängel und Regiefehler ärgerten den Kritiker so sehr, dass er sogar Kirks Tod zu bedauern begann.
Wertung: Zwei Sterne.

Star Trek VIII: Der Erste Kontakt: Ebert lobte die Klarheit des Plots und die Regiearbeit Jonathan Frakes im Besonderen. Er stellte den mit James Cromwell verbundenen Humor heraus, lobte die Effekte und bezeichnete den Film als einen der besten Star-Trek-Filme. Mit dem Umstand, dass die neun Millarden Borg die Erde nun doch nicht mehr bevölkeren werden, zeigte sich Ebert allerdings weniger zufrieden.
Wertung: Dreieinhalb Sterne.

Star Trek IX: Der Aufstand: Großes Manko an diesem Film war laut Aussage Eberts, dass der philosophische Aspekt zwar durchaus von gewisser Relevanz für das menschliche Miteinander gewesen sei, doch dadurch auch der Unterhaltungswert des gesamten Films in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Moral des Filmes konnte der Kritiker jedenfalls nicht folgen.
Wertung: Zwei Sterne.

Star Trek X: Nemesis: Noch während Ebert den Film sah, wusste er, dass aus Star Trek einfach die Luft raus war. Mehr noch: Er schloß mit den Star-Trek-Kinofilmen ab. Zu abgedroschen waren die Effekte, die Dialoge und Handlungsstränge. Nach diesem Streifen war Ebert endgültig klar, dass das Franchise unbedingt eine Rundumerneuerung benötigte.
Wertung: Zwei Sterne.

Star Trek XI (2009): Viele Aspekte wurden von Ebert anerkannt: Der wissenschaftliche Ansatz, Zachary Quintos Schauspielkunst und die geniale Grundidee. Andere Aspekte kreidet er an: Die Belanglosigkeit, Simon Peggs heimatverbundener Sitcom-Auftritt oder die Inszenierung von Kampfszenen und Special Effects. Am Ende stempelt er den Film als 'Space Opera' ab.
Wertung: Zweieinhalb Sterne.

Natürlich muss man nicht immer Eberts Meinung gewesen sein. Ich persönlich würde die Punkte anders verteilen und es liegt in der Natur eines jeden Trekkies, seine Präferenzen anders zu setzen als die engsten Freunde, liebsten Serienstars oder höchstgeschätzten Filmkritiker.
Es sei aber darauf hingewiesen, dass Ebert nie weniger als zwei Sterne an einen Star-Trek-Film verliehen hat. Und dass der Star-Kritiker auch andere Saiten aufziehen konnte, wissen die Macher von Filmen wie "Police Academy", "Der weiße Hai IV" oder "Texas Chainsaw Massacre" nur zu gut.
In seinem Herzen jedenfalls hat er es mit Gene Roddenberrys Schöpfung gut gemeint und schon deshalb allein finde ich schade, dass wir sein Urteil zum kommenden Film "Into Darkness" nie erfahren werden...

(Gemeint ist eigentlich Eberts langjähriger Partner Gene Siskel) Bildquelle: spill.com

Montag, 4. Februar 2013

A tribute to District 9



Von Zeit zu Zeit schreibe ich auf diesem Blog über Filme mit denen man sich vor allem als Science-Fiction-Fan die Zeit vertreiben kann, wenn man wie ich auf "Star Trek: Into Darkness" wartet. District 9, von unserem Lieblingshobbit Peter Jackson (Produzent), ist ein sehr schöner Kandidat dafür.



Aliens landen in einem großen Schiff auf unserer Erde. Sie sind völlig verwahrlost und der Grund für ihre Landung bleibt unklar. Zunächst werden sie in Lagern untergebracht und dann umgesiedelt in den District 9. Dort leben sie ein wenig isoliert von den Menschen, die schon bald große Probleme mit den von ihnen sogenannten "Shrimps" haben. Die Aliens sehen tatsächlich wie eine Mischung aus Shrimp und Kakerlake aus. Die Firma MNU soll sich um ihre Umsiedlung kümmern. Wikus van der Merwe ist Leiter der Abteilung, die sich mit dieser Umsiedlung befasst. Bei einem der zahlreichen Lagerbesuche, die mit der Kamera dokumentiert werden, infiziert er sich mit einer Flüssigkeit, die ihn fortan mutieren lässt. Von hier an überschlagen sich die Ereignisse. Er wird gegen seinen Willen von seiner eigenen Firma in ein Labor verfrachtet, aus dem er anschließend wieder fliehen kann. Eine Hetzjagd beginnt, denn die MNU sieht in ihm ein gewinnbringendes Objekt für Waffentests. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Eine der typischen Dokumentarszenen aus dem Film.

Wikus van der Merwe bei einem Lagerbesuch.

Der Film jongliert mit dem ethischen Reizwort Rassismus und stellt dabei Parallelen zur afrikanischen Apartheid her. Er stellt hierbei nur die Fragen, versetzt den Zuschauer aber in Position sich dieser Frage vernünftig zu stellen, wenngleich ohne sie konkret zu beantworten. Was zunächst ein wenig nach Starship Troopers aussieht, entpuppt sich als Science-Fiction-Polit-Kino erster Klasse. Die Spezialeffekte sind hierbei zwar wohlwollend eigesetzt, aber sie schaden dem Film nicht wie im Fall von Avatar, dessen politische Message samt und sonders von seinen Effekten verschluckt wird. Im Prinzip handelt es sich bei District 9 um das was Starship Troopers vielleicht hätte werden sollen, allerdings muss man mit einer solchen Aussage vorsichtig sein, denn beide Filme sind nur schwer vergleichbar. District 9 bewegt sich zudem erzählerisch in einer anderen, weitaus höheren Liga. Lassen wir nun meinen "Lieblings"-Kritiker Roger Ebert zu Wort kommen:

"But the third act is disappointing, involving standard shoot-out action. No attempt is made to resolve the situation, and if that’s a happy ending, I’ve seen happier. Despite its creativity, the movie remains space opera and avoids the higher realms of science-fiction."

Wikus sucht Unterschlupf
Der Mann mag offenbar Happy Ends, sieht den Film am Ende schwächeln und vergleicht ihn mit einer Space Opera. Der Film hat mit der klassischen Space Opera so viel zu tun wie Seifenlauge mit einem Stück Pizza. Es gibt weder einen klassischen Helden noch einen außerirdischen Bösewicht. Vielmehr bekommt man Mitleid mit den Bewohnern von District 9. Das Ende mag sicher nicht unbedingt das verwöhnte Hollywood-Auge trösten, aber es trifft einen Nerv. Jeder mag am Ende selbst entscheiden, was ich meine. Hin und wieder stösst man in Foren auf Stimmen, die sich mit dem Film nicht anfreunden können, was sicher auch mit seinem Stil zu tun hat. Dieser Dokumentarstil ist unmittelbarer, wird aber am Anfang nur genutzt um den Zuschauer ins Geschehen zu ziehen. Das gefällt nicht jedem. Wir mögen es, wenn wir ausreichend Abstand zu dem haben, was auf der Kinoleinwand passiert. Das nennt man dann Popcorn-Kino. Manchmal zerschlägt der Film diese Trennwand und das fühlt sich ungemütlich an. Die Leistung der Schauspieler ist hervorragend, besonders Sharlto Copley weiss zu überzeugen. Ich kann den Film uneingeschränkt weiterempfehlen. Trekkies, die sich hin und wieder mit moralischen Fragen auseinandersetzen sollten hier auf jeden Fall einen Blick reinwerfen. 


Auf der Flucht