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Montag, 3. März 2014

"Der Film als Element vergangener Zeiten ist eine extrem ergiebige historische Fundgrube"

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.


Professor Dr. Pröve unterrichtet an der Universität Potsdam das Fach Geschichte im Bereich Militärgeschichte/Kulturgeschichte der Gewalt. Dabei handelt es sich um den Zeitraum des 15. Jahrhunderts, also der beginnenden Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg. Untersucht werden hierbei 
Wechselwirkungen zu Staat, Gesellschaft, Kultur und Ökonomie. Herr Pröve ist ein Star Trek-Fan der ersten Stunde. Das war für uns Grund genug ein Interview mit ihm im April 2013, vor Veröffentlichung von Star Trek: Into Darkness, zu führen. Die Themen waren dabei breit gefächert. Lwaxana, Baldavez und Strifes redeten mit ihm über seine ersten visuellen Begegnungen mit dem Phänomen Star Trek, über den Regisseur J.J. Abrams und über Star Trek als Quelle für zukünftige Historiker.





Wo wohnen Sie?
Ich wohne in Berlin.

Welchen Beruf üben sie aus?
Ich bin Historiker und Hochschullehrer an der Universität Potsdam.

Welchen Hobbies gehen Sie neben Star Trek nach?
Kann man da überhaupt noch andere Hobbies haben? Aber im Ernst: Kulturelle Ausdrucksformen wie Filme, Musik, Literatur und Theater interessieren mich sehr, da diese jeweils aufschlussreiche Spiegelbilder der Zeit darstellen und es somit erlauben, die Wandlungen von Erzählmustern präziser zu verfolgen. Zudem schätze ich Sport im allgemeinen, Fußball im besonderen, als Spieler wie als Zuschauer.

War Star Trek Ihre erste Berührung mit Science-Fiction? 
Ich war ein großer Fan von Isaac Asimov und Stanislaw Lem. Ich mochte diese seichten amerikanischen Geschichten, die zum Teil stark von der PopArt geprägt waren und sich herrlich kreativ-abstrus und spielerisch gestalteten. Bei Lem hingegen überwogen, weitaus ernster, die philosophischen und technischen Fragen seiner Zeit. Beide Perspektiven haben sich wunderbar ergänzt. Science-Fiction war damals, in den neunzehnsiebziger Jahren nicht so beliebt. Dies hat sehr viel mit dem damaligen Zeitgeist zu tun; die politischen Bewegungen der späten Sechziger und der frühen Siebziger Jahren waren wenig spaßorientiert und auf die politischen Veränderungen der gesellschaftlichen und politischen Strukturen fokussiert. Erzeugnisse, die phantasievoll andere Welten kreierten, galten als nicht zielführend. Das Genre galt somit als „uncool“. Entsprechend gab es im Vergleich zu heute viel weniger Kinofilme. SciFi war in der Öffentlichkeit kein anerkanntes Gebiet. Wahrscheinlich bestand die Schwierigkeit in der Massenkompatibilität dieser Art von Film auch darin, dass diese letztlich auf Computer-Spezialeffekte angewiesen waren. Mit dem ersten „Star Wars“-Film im Jahr 1978 begann sich dann vieles zu ändern.
Auf Star Trek (TOS) bin ich in den frühen Siebziger Jahren im deutschen Fernsehen gestoßen. Das kam auf dem Zweiten samstags im Vorabendprogramm. Es wurden nicht alle Folgen ausgestrahlt und die Serie teilweise auch sehr abenteuerlich synchronisiert. Insofern hielt sich mein Interesse in Grenzen. Nach nur wenigen Monaten, es gab ja lediglich 50-60 Folgen, endete vorläufig meine Begegnung mit der Saga.
Deutlich mehr Aufmerksamkeit widmete ich dann der neuen Serie „The Next Generation“ (TNG). Die Erstausstrahlung begann 1987 ebenfalls im ZDF, bevor dann einige Jahre später die privaten Sender die Serie in ihr Programm aufnahmen. Das war dann auch der Zeitpunkt, an dem ich feststellte, dass es Kinofilme zur Serie gab. Die waren an mir zuvor komplett vorbei gegangen. Ich mochte die Ernsthaftigkeit bei TNG, während ich hingegen bei TOS manche Sachen als zu salopp, zu oberflächlich empfand. Bei TNG hatte ich eher den Eindruck, dass man versucht, sich um Wissenschaftlichkeit und eine gewisse Stringenz in der Handlung zu bemühen. Auch Lebensphilosophie und Vorstellungen gesellschaftlicher Ordnung traten hier stärker in den Vordergrund, wohl am deutlichsten ausgedrückt durch die Oberste Direktive. Die Schauspieler waren deutlich engagierter; zum Teil hatte man Charakterdarsteller wie Patrick Stewart und Brent Spiner verpflichten können.



Warum sind sie dann trotzdem in den 70ern bei TOS geblieben? Was hat sie bei der Serie gehalten?
Wie gesagt, zunächst war ich von TOS nur mäßig begeistert; überzeugt hat mich aber die Grundidee, die Gesamtsaga. Letztere konnte ich natürlich erst Jahre später, ab TNG erfassen. Zudem hatte sich ein grundsätzlicher Umschwung abgezeichnet. Anfang der Achtzier wurde eine Reihe sehr guter Science-Fiction-Filme (u.a. Blade Runner) in die Kinos gebracht und das Genre wurde populär. Als dann TNG kam, und bald darauf die beiden weiteren Ableger Deep Space Nine und Voyager hinzustießen, erhielten diese zu Recht breite Aufmerksamkeit.

Welche Reihe ist Ihre Lieblings-Star Trek-Serie? Welche ihre Lieblingsfigur innerhalb des Franchises? Welche Figuren fanden Sie unangenehm?
Ich fand Star Trek: Enterprise recht überzeugend. Auch Voyager hatte seine Spitzenmomente als die Figur Seven of Nine in die Crew integriert wurde. Bei Deep Space Nine fand ich besonders die letzten zwei bis drei Staffeln interessant, als versucht wurde, den Bogen zu Benjamin Sisko als Abgesandten der Propheten zu spannen und damit eine Metaerzählung zu konstruieren. Ich bin mir unsicher, welche ich davon jetzt genau favorisiere, aber ich tendiere zu ENT.
Ich finde jene Figuren interessant, die ihre Identitäts-Konflikte austragen müssen, weil sie sich verschiedenen Kulturen zugehörig fühlen. T'Pol halte ich für eine faszinierende Idee, an der man die Reflexion menschlicher Handlungsweisen sehr gut festmachen kann. Auch die Gespräche mit Dr. Phlox entstammen einem weitsichtigen Konzept. In jeder Serie ist mindestens eine derartige Figur angelegt: In Voyager ist es Seven of Nine, die mit ihrer Vergangenheit als Drohne im Borgkollektiv hadert und sich gleichzeitig versucht, an Bord des Schiffes zu integrieren. Bei DS9 wird ebenfalls immer wieder mit der Idee von Identität und Selbstreflexion gespielt.
Die Figuren, die ich unangenehm fand, waren zu eindimensional gezeichnete Charaktere wie etwa William Riker, der allerdings gegen Ende der Serie einige tiefere Facetten erhielt. Zudem fand ich einige Nebenfiguren wie Wesley Crusher nervig; offenbar hatten die Drehbuchautoren hier den Versuch unternommen, gezielt jüngeres Publikum zu gewinnen.

Wer war der beste Star Trek-Bösewicht? 
Mich hat immer wieder die Einfallslosigkeit gestört, dass nämlich viele negative Gegenspieler fast durchgängig Männer waren. In den ersten Star Trek-Episoden waren es Figuren wie Khan, die das Bild entscheidend prägten und die eben nur auf martialische Art und Weise ihre Rache verübten und das nervt irgendwann. Zu viel Klischee. Die Geschlechterpolarität wurde hier zunächst gar nicht aufgebrochen; erst später sollte sich daran etwas ändern.
Deswegen sage ich jetzt einfach mal Lursa und B'Etor aus Star Trek VII: Treffen der Generationen. Die Borg-Königin, gespielt von Alice Krige, fand ich ebenfalls faszinierend; „First Contact“ zähle ich zu den gelungensten Kinofilmen. Stark war auch die Figur der Seska, die ziemlich viele Facetten allein durch ihren kulturellen Hintergrund im Kontext der Cardassianer, dem Maquis und den Kazon aufweist.



Haben Sie einen Lieblingsaußerirdischen im Franchise?
Die vielschichtig gezeichneten Ethnien, wie Klingonen, Vulkanier und Ferengi rangieren bei mir ganz oben, zumal deutlich wird, dass die Autoren mehr Zeit in deren Entwicklung gesteckt haben. Es gibt eine TNG-Folge, die ich von der Sprachphilosophie her sehr interessant finde, und dass ist "Die Kinder von Tama". Das ist eine dieser Folgen, die vom Zuschauer eine Menge abverlangen und die bei Star Trek den Unterschied zu Star Wars ausmachen, dem man anmerkt, dass es sehr auf den Mainstream ausgerichtet ist. Die Kinder von Tama sprechen in historischen und mythischen Bezügen und das Gesagte ist meist eine Referenz auf zurückliegende Ereignisse, weswegen der Schiffscomputer das nicht adäquat übersetzen kann. Den Drehbuchautor würde ich gern fragen, wie er auf die Idee für diese Folge kam.

Gibt es Ihrerseits eine Lieblingsepisode?
Ich mochte die TNG-Episode "Ich bin Hugh". Das war einer der Episoden wo meiner Meinung nach alles gestimmt hat, vom Drehbuch bis zu den Darstellern.

Wie haben Sie den Wandel der Klassik-Serie hin zur The Next Generation erlebt und wie sehr den Bruch zwischen den eher utopischen Settings hin zur ENT-Serie? Wie bewerten sie den Austausch einiger Darsteller (Bsp. Kes und Seven of Nine)
Ich kann am wenigsten mit der Originalserie anfangen. Es gibt da sicher auch Glanzlichter, aber die begrenzte Logik der Sechziger Jahre lässt sich doch deutlich in dieser Serie erkennen. Die simplen Muster, wie das Sterben eines Redshirts bei einer Außenmission haben dazu geführt, dass ich mit der Serie nicht richtig warm wurde. Von daher gab es da für mich wohl keinen Bruch.

Was halten sie von der Darstellung des Themas „Tod“ in Star Trek?
Wenn wir vom Thema 'Tod in Star Trek' sprechen, muss ich auf eine Voyager-Folge verweisen, die ich für das Thema sehr treffend fand. Sie heißt „Asche zu Asche“ und es geht um ein Volk (die Kobali), das sich durch Wiederbelebung anderer Spezies reproduziert. In anderen Folgen wird die Frage nach den jeweils kulturell codierten Vorstellungen vom Jenseits aufgearbeitet - und damit viele gängige religiöse Muster relativiert. Erstaunlich, dass die strengen puritanischen Religionswächter in den USA derartigen Perspektiven keinen Riegel vorgeschoben hatten. Solche Drehbuchideen sind vielversprechend. Der Tod gehört bei Star Trek dazu, um die Gefahr zu vergegenwärtigen, in der man sich auf einer solchen Reise im Weltall, in einer extrem lebensfeindlichen Umgebung, befindet. Vielleicht hätte man sogar noch offensiver vorgehen und häufiger eine wichtige Figur sterben lassen sollen.

Was denken Sie über das Reboot von J.J. Abrams?
Er hat ja mehrfach betont, dass er die Serie gar nicht gesehen hat und eher eine Mischung aus Star Trek und Star Wars favorisiert. Wenigstens ist er ehrlich; aber das hätte ich ihm auch vorher im Hinblick auf den elften Film attestieren können. Jüngere Leute zu verpflichten und einen Schnitt mit dem alten Franchise zu machen, ist grundsätzlich nicht das Problem. Aber mit allem dagewesenen zu brechen und dann wirklich auch schwache Stories zu liefern, die letztlich nur auf Action beruhen, ist eine Konterkarierung des Fundaments von Star Trek. Natürlich sind die Effekte toll, aber damit spricht man nur den Sehnerv an, das Großhirn bleibt außen vor. Er wildert ja regelrecht mit ein paar Charakteren und zerstört damit den Mythos.

Finden Sie, dass die Charaktere der alten Serie im Film von 2009 getroffen wurden?
Ich verstehe die Wandlung der Figur Kirk nicht. Er ist ein 17-jähriger Spätpubertist aus Idaho [sic!], der sich grad noch in der Kneipe geprügelt hat und dann nach drei Jahren Kapitän eines Mega-Raumschiffs mit einer Besatzung von mehreren hundert Menschen wird. Das wirkt auf mich sehr gestellt und es stößt mir auch sauer auf, dass bis auf die Vulkanier keine anderen bekannteren Ethnien im elften Film auftauchen. Die kärglichen Romulaner im Film kann man getrost außer Acht lassen. Die Verständigung innerhalb der Föderation, das Philosophische und Moralische ist in diesem Film schlichtweg nicht vorhanden.

Nicht mal Pille und Spock haben sie überzeugt?
Pille hat ja zu diesem Zeitpunkt schon eine Geschichte (Scheidung) hinter sich und dem Schauspieler nimmt man seine Rolle auch ab. Erzähltechnisch kommt Spock leider ebenso wie Kirk sehr verknappt weg. Die Story finde ich hanebüchen.

Werden sie sich „Into Darkness“ trotzdem ansehen?
Muss ich ja, sonst gibt es ja nichts mehr über das man schimpfen könnte. Nein, im Ernst, ich werde „Into Darkness“ allein aufgrund des grandiosen Schauspielers Benedict Cumberbatch angucken. Den kennt man als Sherlock Holmes in der neuen BBC-Reihe „Sherlock“.

Was halten sie generell von der Tendenz zu Reboots?
Darin drückt sich die große Unsicherheit unserer Zeit aus. Man wagt nichts mehr, wählt den scheinbar sicheren Weg alter Erfolgstitel und verlässt sich eher auf Vergangenes anstatt das Wagnis des Neuen einzugehen. Das fängt beim Drehbuchautor an und geht bis über den Produzenten hin zum Direktor des Senders. Denen fehlt die Risikobereitschaft. Es ist derzeit ein grundsätzliches Problem unserer Gesellschaft, das sich hier konkret am Star Trek-Reboot zeigt.




Wird sich daran in naher Zukunft irgendetwas ändern?
Dazu müsste ich einen Zeitreisenden befragen. Ich kann es nicht sagen. In der Regel verändert sich das sicher noch mal, aber die Frage ist eben: Wann?

Was macht für Sie die Faszination an Star Trek aus?
Die Grundidee der Völkerverständigung und allgemein die positive Zukunftserwartung, die in der Serie gezeichnet wurde. Es gibt immer wieder Bezüge zu Star Trek auch in anderen Serien oder im Kino oder auch der Literatur. Ich habe erst neulich „Die Nacht der lebenden Trekkies“ gelesen und musste herzhaft lachen. Ebenso ist die Persiflage in „Galaxy Quest“ wunderbar gelungen. Die Übertragung in Buchform und die Beschäftigung mit dem Thema "Star Trek" zeigt seine besondere Wirksamkeit. Ich finde es bemerkenswert, dass Physiker versuchen, etliche Ideen aus der Serie umzusetzen. Der Einfluss, den die Star Trek Saga auf unsere Lebenswirklichkeit, auf unsere Alltagskultur hat, ist erstaunlich ausgeprägt. „Beamen“ etwa gehört zum sprachlichen Standardrepertoire.
Manches haben wir auch schon ‚überholt‘: mittlerweile gibt es ja nicht wenige Gegenstände oder Errungenschaften aus der alten Serie, die bereits umgesetzt worden sind (Kommunikator vs. Handy).
Und zum Schluss: Es ist natürlich grundsätzlich und letztendlich sehr gut gemachte Unterhaltung.

Lesen Sie die Star Trek Romane? Oder vielleicht sogar Fan-fiction?
Gelesen habe ich vor vielen Jahren mal zwei Star Trek-Romane aus der DS9-Reihe. Welche das jetzt genau waren, weiß ich nicht mehr. Sie haben mir aber nicht gefallen. Ich sehe Star Trek lieber im bewegten Bild. Interessant wäre es vermutlich, wenn die Drehbuchautoren ihre nicht umsetzbaren Ideen in Buchform herausbringen würden. Meistens sind es ja ganze Teams von Drehbuchautoren, die für eine Serie arbeiten. Die Bücher konzentrieren sich auf einen Spannungsbogen, weswegen gewisse Sachen einfach raus fallen. Fan-Fiction habe ich noch nicht gelesen.

Betrachten Sie sich als Fan des Technogebabbels?
Ich finde, die Technik-Mensch-Interaktion gehört dazu. Natürlich kann man kritisieren, dass dieses stilistische Mittel ein recht simples Tool ist, um über Schwächen in der Handlung hinwegzuhelfen, um Alternativen für die Figuren aufzuzeigen, bzw. diese zu begrenzen. Wenn der Konflikt technischer Natur ist und nicht auf zwischenmenschlichen Handlungen basiert, kann das die Zuschauer vor Verständnisprobleme stellen. Ich finde dennoch, dass es den Drehbuchautoren durchaus gelingt, einzelnen zentralen Schlüsseltechnologien den Charakter eines Akteurs zuzubilligen und somit ihren ganzen Erzählschemata eine zwischenmenschliche Note zu verpassen, die aktuelle Bezüge aufweist.

Wie bewerten Sie den Umgang der Serie/ der Filme mit dem Thema Geschichte?
Ich antworte mal auf zwei Ebenen; einmal die Ebene des Betrachtenden und dann die des Betrachteten. Geschichte wird, wenig verwunderlich, nicht als akademische Disziplin, sondern als Geschichtskunde aufgefasst. Immerhin wird in einer TNG-Episode dezidiert ein Historiker eingesetzt („Der große Abschied“), der zu einem Ausflug in das Holodeckprogramm einer Story aus dem frühen 20. Jahrhundert mit genommen wird.
Interessant ist der Umgang mit der Erzählung „Zeit“, die in Star Trek nicht als kontinuierliche Fortführung gesehen wird, sondern eher als Kreis. Zeitreisen sind in Star Trek sehr populär, wenn man sich Episoden wie "Carbon Creek" (ENT), "Zeitschiff Relativity" (VOY) oder in "Gestern, Heute, Morgen" (TNG) ansieht.
Es werden immer wieder parallele Zeitlinien eingefügt und anschaulich mögliche Handlungs-Alternativen aufgezeigt. Damit wird ein Thema angeschnitten, dass uns alle bewegt. Hätte man anders entscheiden können? Gibt es einen freien Willen oder sind wir von unsichtbaren Gesetzmäßigkeiten umgeben? Damit werden letztlich auch Argumente geliefert, wie wir heute vergangene Zeiten beschreiben, erzählen, ob wir beispielsweise uns für einen Strukturzugriff oder ein kulturelles Konzept entschieden haben.

Mir persönlich fällt es schwer Zeitreise-Episoden nachzuvollziehen. Geht es Ihnen da ähnlich?
Das Thema der Zeitparadoxien ist recht verbreitet und schon vielfältig künstlerisch umgesetzt worden. Vor kurzem wurde die Idee in dem Film „Looper“ mit Bruce Willis in der Hauptrolle umgesetzt. Wenn also jemand in der Vergangenheit stirbt, erlischt natürlich auch das Licht des zukünftigen Ichs. Das ist nachvollziehbar umgesetzt. In "Zersplittert" (VOY) muss die Figur Chakotay durch die verschiedenen Zeitzonen innerhalb der USS Voyager eilen, um die Crew zu retten. Eine andere Voyager-Folge, "Endstation – Vergessenheit", beschäftigt sich wiederum mit einer Art alternativen Zeitlinie. Die Frage nach dem subjektiven und dem objektiven Realitätsbegriff steht bei diesen Episoden ganz weit vorn.

Ist Star Trek als Kulturgut eine lohnende Quelle für Historiker späterer Zeiten?
Der Film als Element vergangener Zeiten ist eine extrem ergiebige historische Fundgrube. Dabei ist es allerdings herausfordernd, die inhaltliche von der sachlichen Ebene zu trennen. Filmquellen sind für Historiker in erster Linie ein Spiegel, weil wir als Menschen zunächst einmal nur uns sehen können. Wir setzen Vergangenheit immer in Bezug zur Gegenwart, vergangene Handlungen immer in Bezug auf eigene Verhaltensweisen usw. Wir konstruieren also eine Form von Wirklichkeit für die damalige Zeit, die dieser vermutlich gar nicht gerecht wird.
Ich kann die Quelle Star Trek wie bei einer Zwiebel in mehreren Schichten untersuchen. Zunächst könnte man die Politik und Perspektive von Paramount und den Drehbuchautoren ausleuchten; ebenso die Eigengesetzlichkeiten des Genres SciFi, die Gattungsspezifika einer Fernsehserie und die Marktbedingungen von Film und Fernsehen. Dann gibt es die ganze Bandbreite der bewussten und unbewussten künstlerischen Umsetzung, also die Beleuchtung im Film, die Sicht des Kameramannes, Einstellungen, Schnitte, Einsatz der Darsteller, Kostüme, Requisiten usw.; um diese Kontexte sichtbar zu machen, müsste man eigene Sequenzprotokolle erstellen. Daher ist jeder Film eine einzigartige und vor allem sehr komplexe Quelle.
Hinzu kommt, dass wir aufgrund der über vierzigjährigen Geschichte der Saga immanent vorgehen und die einzelnen Episoden und Großerzählungen miteinander in Bezug setzen können. Nicht umsonst werden ja immer wieder von den Verantwortlichen mit viel Lust und Freude diverse Selbstverweise vorgenommen und auch einzelne Handlungsstränge miteinander verknüpft.

Haben sie die storytechnische Wandlung des Franchises in DS9 verfolgt? Von „ Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit“ hin zu „Paranoia“?
Es war kein plötzlicher Umbruch innerhalb der Serie, sondern die Veränderung erfolgte wesentlich feingliedriger und schleichender. Und dieser Prozess der Umwandlung ist wesentlich spannender zu beobachten, als ein plötzlicher Wechsel.

Gleiche Frage auch für ENT und den Nine-Eleven-Vergleich (Angriff auf Florida; Krieg gegen den Terror weit weg vom eigenen Land) ?
Es fällt schon auf, dass in „First Contact“ die Geschichte wesentlich düsterer gezeichnet wurde und in ENT scheint sich das auch zu bestätigen. Es ist mir schon fast zu offensichtlich zu sagen, es hat mit der Tagespolitik zu tun. Allerdings habe ich meinen Fokus bei Star Trek eher auf Themen wie kulturelle Alterität, Identität und Toleranz gelegt.



Halten sie Roddenberrys Vision für eine sozialistische Sichtweise?
Nicht unbedingt. Zu Beginn, in der Perspektive von Roddenberry, geht es eher um die Anbetung der Technik. Die Technik wird alles richten. Sobald die Technik zur richtigen Zeit vorhanden ist, können wir Umweltverschmutzung, Hungersnöte und Ressourcenarmut bekämpfen. Des Öfteren werden aber auch Kulturen in Star Trek entworfen, die genau das konterkarieren, und der Fortschritt eben nicht das entscheidende Kriterium für den Fortbestand darstellt.
Diese Sichtweisen hatten sich in den letzten Jahren der Saga verstärkt und es finden sich immer wieder Bemerkungen über eine Gesellschaft, die deutlich weniger kapitalistisch angehaucht ist.
In „First Contact“ fallen meiner Meinung nach die entscheidenden Sätze, in denen Picard über die Wirtschaft des 24. Jahrhunderts spricht. Geld spielt als treibende Kraft hinter allem keine Rolle mehr. Man strebt danach sich selbst und den Rest der Menschheit zu verbessern.
Abrams Filme legen auf diesen eminent wichtigen und zentralen Hintergrund keinen Wert. Es gibt einen festgelegten Bösewicht und die Handlung dreht sich darum, dass dieser zur Strecke gebracht wird. Das hat mit Roddenberrys Vision nichts mehr zu tun. Aber warten wir den nächsten Film ab, denn bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.

Glauben Sie, dass man von der Utopie einen moralischen Transfer auf gegenwärtige Positionen/Situationen machen kann? Als Beispiel hierfür dient die TNG-Folge "Wem gehört Data"?
Das ist eine ganz starke Folge, in der es um eine Gerichtsverhandlung geht und diese Folge kommt komplett ohne Action aus und dabei ist sie äußerst sehenswert. Riker hat hier einen sehr starken Moment, als er Data für einen kurzen Augenblick abschaltet, um zu verdeutlichen, dass der Android eben doch nur eine Maschine ist. Ich halte das für eine überaus intelligente Reflexion unserer aktuellen Moralvorstellung, die stets auf das Moment der Selbstbestimmung und Individualität hinausläuft.
Wie gesagt, die Serie wird als Spiegel genutzt, um heutige Probleme in andere Kontexte zu stellen, wie hier, in der Zukunft. Mit dieser Verfremdungstechnik gelingt es beim Publikum, viel gezielter und nachhaltiger Kritik an unseren aktuellen Verhältnissen zu üben.

Halten Sie Star Trek eher für eine Dystopie oder eine Utopie? Blade Runner wäre z.B. eine klassische Dystopie.
Blade Runner habe ich seinerzeit im Kino gesehen und halte es für fraglich, ob es sich dabei wirklich um eine Dystopie handelt. Das Setting des Films wirkt natürlich auf den ersten Blick dystopisch. Es bleibt aber offen, wie der Gesellschaftzustand im Film beschaffen ist. Die Replikanten ermöglichen den Menschen die Eroberung des Weltraums, man ist technisch schon bis zum Jupitermond Titan vorgedrungen. Ich bin skeptisch, ob das Setting und der Film wirklich so düster sind, wie es immer dargestellt wird, zumal der Ausgang der Handlung ja als positiv gewertet werden kann: Der Blade Runner fliegt mit dem geretteten Replikanten ins Grüne. Vielleicht ist ein Film wie "World War Z" als apokalyptisches Szenario eher eine Dystopie. Die Frage steht jetzt im Raum: Was ist demnach eine Dystopie?
Baldavez: Die klassische Dystopie wäre die „The Walking Dead“-Reihe, in der die Zombies die Hintergrundbedrohung darstellen und das eigentliche Augenmerk auf dem Zusammenspiel der noch verbleibenden Menschen liegt. Die Entwicklung der Handlung vor dem Spiegel der eigenen Angst und der allgegenwärtigen Bedrohung wird ja durchaus negativ postuliert.
Eine Dystopie wäre für mich z.B. „Waterworld“ oder „Postman“, gern auch „Mad Max“. Das sind Filme, die ganz bewusst mit Dystopien spielen.
Strifes: Da könnte man aber einwenden, dass auch diese Filme mit einem positiven Ende versehen sind.
Das sind aber fast alle Hollywood-Streifen.
Strifes: Also gibt es keine klassische Dystopie.
Das wäre dann wohl eine würdige Diskussion für ihre Internetseite.



Wie bewerten sie die Abhandlung des militärischen Komplexes in Star Trek? Wie wird ihrer Meinung nach das Thema Militär in Star Trek verhandelt? 
Gene Roddenberry war Pilot beim amerikanischen Militär. Das Militär in Star Trek spielt angesichts dieser Ausgangslage eine erstaunlich geringe Rolle. Selbst als in ENT Militär an Bord stationiert wird, um einer massiven Bedrohung der Erde zu begegnen, bleibt es beim Spannungsverhältnis zwischen der zivilen, forschenden Besatzung auf der einen und dem Militär auf der anderen Seite. Aber am Ende einigt man sich in Gegenwart der Bedrohung auf ein gemeinsames Ziel. Wieder ist also Kommunikation der Schlüssel. Selbst im Hinblick auf den Hintergrund vom Nine-Eleven-Anschlag ist die Lösung, die man letztendlich findet, ein diplomatischer Weg.

Baldavez: Dann nehmen wir einfach mal die Folge in der Deanna Troi ihre (militärische) Qualifikation zum Brückenoffizier machen möchte ("Radioaktiv"). Wo sehen sie da die Grenzen zwischen Militär und Zivilisten?
Es handelt sich um ein friedliches Forschungsschiff mit entsprechendem Auftrag, auch wenn ein gewisser unterschwelliger militärischer Ton durch die „Sternenflotte“ (Uniform, Dienstränge) stets gegeben ist. Allerdings trifft dieser Umstand beispielweise auch auf die heutige zivile Handelsmarine zu.
Es geht lange Zeit nicht um Krieg. Erst gegen Ende der Serie und kurz zwischendurch spielt das Thema eine Rolle. Die militärische Struktur bei Star Trek im Allgemeinen finde ich erstaunlich und erfreulich unterrepräsentiert. Es gibt wenig gewalttätige Auseinandersetzungen und die Waffen, die verwendet werden, sind oft bewusst nicht tödlich, nur betäubend. Das war bei TOS leider viel häufiger der Fall; den klassischen Anfangstoten, den namenlosen Crewman im roten Gewand, hatten wir ja schon angesprochen. Als Kontrast werden in einzelnen Episoden immer wieder Falken-Figuren kreiert, die nichts von Frieden und Verständigung halten und lieber kämpfen wollen. Und mit ihrem aggressiven Konzept stets scheitern.

Wie sehen sie die Rolle von Zivilisten im Star Trek-Universum? Beispiele wären hier Siskos Vater Joseph, Quark auf DS9 oder eben Guinan auf der Enterprise-D.
An diesen Personen merkt man z.B. bei TNG den Forschungsaspekt deutlich. O'Briens Frau ist Lehrerin auf DS9, vorher Botanikerin auf der Enterprise-D. Der Forschungsauftrag wird in der Serie sehr deutlich betont.

Lwaxana: Bevor ich die Frage jetzt gänzlich aufschiebe, stelle ich sie jetzt einfach mal. Was halten sie von Star Wars? Sie hatten ja mehrfach betont, dass die Reihe für sie nur ein riesiges Märchen sei.
Ich habe die Reihe natürlich gesehen. Ich fand das damals 1978 (Krieg der Sterne, heute offiziell als Vierter Teil bekannt) durchaus faszinierend, gerade aufgrund der Tricktechnik. Der Film war optisches Popcorn, die Reihe von vornherein als Unterhaltung ohne tieferes metaphysisches Gedankengut gekennzeichnet. Es ist auch weniger Science-Fiction, sondern eher Fantasy. Die Technik spielt letztendlich kaum eine Rolle. Es gibt geheime Kräfte und telepathische Überredungskünste. Es wirkt zum Teil sehr klamottig. Ich habe zuweilen im Kino herzlich gelacht, wenn es allzu holzschnittartig wurde. Die Geschichte von Gut und Böse und wie beides miteinander zusammenhängt, will ich gar nicht schlecht reden, aber es ist eben ein Märchen.
Lwaxana: Das würde bedeuten, sie mögen auch „Herr der Ringe“ nicht, weil es eben ein Märchen ist? 
Ich war immer ein Fan von Tolkien, noch mehr vom Buch als vom Film. Aber auch bei Tolkien geht es um die Verständigung zwischen den Völkern, um andere Kulturen. In einem Star Wars-Roman würde man sicher keine 100-seitige vergleichbare Beschreibung der Hobbits finden können.
Lwaxana: Glauben sie, dass Abrams Star Wars völlig verhunzen wird?
Ja.
Strifes: Aber das ist doch genau sein Metier. Da kann er dann abliefern, was er auch schon bei Star Trek gemacht hat. Action am Fließband. 
Baldavez: Oder zumindest ein durchstrukturiertes Gut gegen Böse.
Gut, da haben sie wohl recht. Er muss sich da kaum verstellen, sondern kann seine Linie durchziehen.
Lwaxana: Was halten sie davon, dass er dann beides machen wird, also Star Trek und Star Wars?
Ich halte es für ein Armutszeugnis. Man müsste mal jemanden wie die Coen-Brüder („True Grit“, „No Country for Old Men", „Fargo“) dazu bringen, einen Star Trek-Kinofilm zu drehen. Wenn man sich Abrams Star Trek ansieht, dann, so finde ich, hätte das selbst Peter Jackson („Herr der Ringe“-Trilogie) besser hinbekommen.
Baldavez: Das stelle ich mir auch interessant vor.
Der hätte die Ferengi geliebt. (schmunzelt)
Baldavez: Er hätte es vielleicht auch geschafft, Star Trek die würdige Langsamkeit zurückzugeben. Nicht unbedingt jene aus "Star Trek: Der Film", aber zumindest wäre es nicht die Hektik aus Star Trek XI geworden. 

Wenn Sie bei einer Zeitreise die zeitliche und örtliche Wahl hätten, wo bzw. wann würde es hingehen?
Wenn man konsequent genug ist, müsste man sich eigentlich selbst in der Zeit besuchen. Von der Geburt bis ins hohe Alter würde ich mein Leben mit genügend Abstand zu meinem früheren Ich begleiten. Es wäre für mich das größte Abenteuer überhaupt, das Ganze nochmal erleben zu dürfen.

Gibt es Momente in ihrem Leben, in denen Star Trek einen Einfluss auf ihr Handeln hat?
Ich setze in der Lehre gerne Zitate und Analogien aus alltagstauglichen kulturellen Genres ein. Manchmal aus der Literatur, häufig aus Filmen. Und eben auch aus Star Trek. Mit diesem Kunstgriff sorge ich nicht nur für eine gewisse Auflockerung, gute Stimmung, sondern auch dafür, keine künstliche Trennung von Elfenbeinturm und dem Leben ‚da draußen‘ entstehen zu lassen. Eine solche isolierte Betrachtung könnte nämlich dazu führen, dass wir nur in ritualisierten Bahnen denken. Es hängt aber alles zusammen, unsere Alltagskultur, unser Freizeitverhalten, die Untersuchung historischer Epochen und die Beschreibung fremdartig anmutender Kulturen in Vergangenheit und Gegenwart. Erst wenn wir lernen, weiter zu denken, offen zu sein, erschließen sich Kontexte und Wirkmechanismen nachhaltig.

Strifes: Wie reagieren die Studenten im Regelfall?
Ich habe gewisse Rezitationen derartiger Passagen schon in den Protokollen der Studierenden wiedergefunden. Die Reaktionen reichen von verhaltenem Lachen bis zum Outing der Seminarteilnehmer als Trekkies. Mit Filmen verbinden wir Emotionen, die einen Teil unserer Gedankenwelt ausmachen. Und in der Lehre kann das immer wieder abgerufen, thematisiert werden, sozusagen als verfremdeter „Verstehensschlüssel“. Etwa in dem Film „Hänsel und Gretel – Hexenjäger“: Hänsel ist zuckerkrank, weil er bei der Hexe so viel Süßes essen musste; er bricht das Ganze dann im Laufe des Films auf einen einfachen Satz herunter: "Dont eat the fucking candy". Der Film ist unfreiwillig komisch. Da wird ein Nürnberg im Mittelalter präsentiert, dass aus nicht viel mehr als ein paar zusammengenagelten Brettern besteht. Und als dann die Kinder entführt werden, zeigen sie deren Fahndungsfotos auf einer Milchflasche aus reinstem Industrieglas. Das war einfach nur großartig. Erzählung bricht sich mit Erzählung. Und wie viel sagt uns das über das bewusste und unbewusste Mittelalterbild aus?

Strifes: Da fällt mir spontan Starship Troopers ein. Ich weiß auch nicht, ob der Film ernst genommen werden möchte oder nur lustiger Trash ist. 
Diesen Film finde ich schon hart an der Kante.

Was würden Sie machen, wenn Sie einen Tag lang Zeit hätten, um das Holodeck auszuprobieren?
Wir würden das Holodeck nur mit Informationen beliefern, die wir bereits haben. Es wäre nur wieder ein Spiegel unseres eigenen Ichs. Ich würde mir diverse berühmte Fußballspiele gern nochmal ansehen. Vielleicht sogar das große Turnier, das Deutschland nach einem Nicht-Tor im Finale verloren hat (gemeint ist das berühmt-berüchtigte WM-Finale zwischen Deutschland und England von 1966 im Wembley-Stadion in London).



Wenn es eine neue Serie geben sollte, wann, wie, wo sollte diese spielen? Was erhoffen Sie sich von der Zukunft in Star Trek?
Ich hätte gern eine Serie, die 2063 direkt nach dem Start der Phoenix angesiedelt ist. Ich fände es spannend zu sehen, wie sich ausgehend vom Start der Phoenix und der entsprechenden Folgen die Menschheit bis zum Start der Archer-Enterprise entwickelt. Ich hoffe natürlich, das Star Trek weitergeführt wird, aber es kann natürlich auch sein, dass die Verantwortlichen jetzt einen Schlussstrich ziehen. Lassen wir uns überraschen.

Werden Sie sich den neuen Star Trek-Film Star Trek: Into Darkness ansehen?
Ja.

Ein Schlußwort, dass sie den Trekkies gern mit auf den Weg geben wollen?
Bleibt euch treu!

Samstag, 23. März 2013

Geburtstags"kinder" der Woche

In der letzten Woche hatten einige unserer Lieblinge ihren Ehrentag. Nach so vielen hochkarätigen Blogeintragen heute mal nur ein recht sparsamer Post. Verdient haben die Schauspieler aber dennoch die Erwähnung in unserem kleinen und bescheidenen Blog! Die Tafelrunde gratuliert:

Montag, 18.März J.G. Hertzler (64 Jahre) Martok (DS9)


19.März Connor Trinneer (44 Jahre) Commander Charles "Trip" Tucker III (ENT)


20.März John de Lancie
(65 Jahre) Q ST: The Next Generation, ST: Deep Space Nine, ST: Voyager

Quelle: Memory Alpha


22.März William Shatner (82 Jahre) James Tiberius Kirk, ST: TOS



Samstag, 16. März 2013

"Es wird kein Kriegsspiel"

Star Trek in Berlin und Brandenburg: Im Gespräch mit dem Initiator von Star Trek: Origins, Teil II.

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.
 photo StartrekinBrandenburg_zpsb36b1cfc.png
Im zweiten (und letzten) Teil des Interviews mit Werner, dem Projektleiter von Star Trek: Origins, einem Star Trek-Fan-Adventure mit Hauptsitz in Berlin verrät er, wie das Spiel inhaltlich aussehen wird, welche Mechaniken ihm zugrunde liegen und wie ihr dabei helfen könnt, das Spiel fertig zu stellen. Den ersten Teil des Interviews findet Ihr hier.

Origins: Gemeinsam mit der Enterprise ins All
Strifes: Es gibt ja die unterschiedlichsten Fanprojekte im Internet. Von Serien auf Youtube bis hin zu Fanfiction auf diversen Seiten. Wie kamst Du auf die Idee ein Spiel zu machen?
Werner: Gute Frage. Ich glaube meine größtes Problem war, dass mir für eine Youtube-Serie die Schauspieler gefehlt hätten. Wenn ich allein etwas stemmen wollte, konnte es nur ein Spiel sein. Schließlich konnte ich mir auf diese Weise meine eigenen Charaktere basteln und das Schauspieler-Problem war erstmal gelöst. Die Fixierung auf Spiele, insbesondere auf Point-and-Click-Adventures tat dann ihr Übriges. "Judgement Rites" war ein sehr liebevoll gemachtes Adventure, bei dem ich dachte: "Das kannst du auch und du machst das jetzt."

Strifes: Woher stammt Dein Hintergrundwissen für die Storyelemente? Wie kamst Du auf den romulanischen Sternenkrieg als Thema, zumal dieser Konflikt im Kanon nicht sehr breit vertreten ist?
Werner: Ich fand den Irdisch-Romulanischen Krieg sehr spannend, weil das Thema eben noch sehr viel Freiraum bietet. Die Serie war natürlich eine wichtige Grundlage, weswegen ich sie dann mehrere Male gesehen habe. Ich versuche mich schon sehr am Kanon zu orientieren und Widersprüche innerhalb meiner Geschichte zu vermeiden. Memory Alpha war hier eine große Wissensstütze. Der Roman "Was Menschen Gutes tun" aus der ENT-Reihe war auch interessant, obwohl Origins hier eher abweicht. Hin und wieder kam ich aber an Stellen, die sich in die Story des Spiels einbinden ließen.

Strifes: Warum geht es bei Star Trek: Origins um das Thema Krieg?
Werner: Der Krieg ist eines der Spannungselemente der Handlung. Er tritt aber hauptsächlich als Begleiterscheinung auf, quasi als bedrohlicher Hintergrund. Im Spiel selbst geht es um viel mehr - nicht umsonst heißt es “Origins”. Der Plot umspannt verschiedene Themen und Zeiten, spielt aber nun in jenen Jahren, in denen es nicht gut um die Sternenflotte stand und in denen wir ENT einmal anders erleben können. Ein Point-and-Click-Adventure ist eher weniger günstig für Ballerorgien als heutzutage vielleicht das Genre des Egoshooters. Es wird also kein Kriegspiel. Im Adventure ist die Handlung entscheidend und diese dreht sich hauptsächlich um einige besondere Ereignisse während des Konflikts, lehnt sich dabei an den Kanon an und der Spieler wird entscheidende neue Aspekte über die Star-Trek-Geschichte kennenlernen.

Strifes: Gab es andere Spiele die Euer Projekt beeinflusst haben?
Werner: "Perry Rhodan - The Adventure Game" war eines unter vielen Spielen, die mich visuell sehr stark angesprochen haben, gerade auch in Bezug auf Origins. Wir hatten auch zeitweise überlegt, das Ganze in einem Retro-Adventure-Look, also diese frühen Pixel-und-Sprite-Stile, zu programmieren, fanden dann aber nicht so prickelnd, das Ganze nur in einer Auflösung von 320x240 entwickeln zu müssen. Das wäre natürlich schneller zu entwickeln gewesen, aber da hat mir auch mein eigener grafischer Anspruch im Weg gestanden. Der Stil von Perry Rhodan passte für mich ganz gut zu Star Trek.

Strifes: Warum wolltest Du unbedingt ein Star Trek-Adventure machen?
Werner: Das war wohl der Vorbote meines 'Coming-Outs' als Star Trek-Fan (lacht). Ich mochte Star Trek einfach und von daher musste ein solches Projekt auch einfach nur mit Star Trek zu tun haben.

Strifes: Wir hatten bereits das Thema Krieg innerhalb von Star Trek: Origins erwähnt. Welche Elemente enthält die Story noch?
Werner: Ich möchte natürlich nicht zu viel verraten, da die Story natürlich das Kernstück des Spiels ist. Auf unserer Seite findet man Informationen, die über einen Bezug zu den Borg sprechen. Dieser spielt eine wichtige Rolle. Die Romulaner sind mit von der Partie und halten die Enterprise auf Trab. Die Beziehungen innerhalb der ENT-Crew sind ebenfalls entscheidend. Die Handlung spielt zwischen den ENT-Folgen "Terra Prime" und "These are the Voyages...". Es sind eben viele Jahre dazwischen, die Raum dafür geben, die Handlung dorthin zu verlegen. Die Beziehung zwischen Trip und T'Pol hat ja ganze am Ende der vierten Staffel einen Dämpfer bekommen und auch damit wird sich die Story befassen.
Turon47: Ich weiß, nicht ob Du es gelesen hast, aber es gab zur 5. Staffel von ENT einige Vorhaben. Die Crew sollte z.B. auf die Kzinti treffen, Guinan sollte einen Auftritt haben und es gab auch eine Idee bezüglich der Entstehung der Borg-Königin. Habt ihr solche Aspekte in eure Planung miteinbezogen?
Werner: Ich bleibe erst mal dabei, dass wir Bezug darauf nehmen (lacht).

Origins: Brückengefühl garantiert
Strifes: Wie haltet ihr es mit der Lizenz?
Werner: Das war einer der ersten Fragen, die mir neue Mitstreiter des Projekts gestellt haben. Das ist ein ewiges Damokles-Schwert, dass über einem schwebt. Es kann immer passieren, dass die Offiziellen von CBS oder Paramount kommen und sagen: "Ihr dürft das nicht verwenden, die Lizenz liegt bei uns." Das fände ich sehr schade. Wir weisen immer darauf hin, dass die Rechte bei CBS bzw. Paramount liegen. Wir sind ein nicht-kommerzielles Fan-Adventure und wollen niemanden finanztechnisch das Wasser abgraben. Ich habe natürlich auch die Hoffnung dass aufgrund von Abramstrek die alte Serien ohnehin an Wichtigkeit für die Entscheider verloren haben und wir somit das Projekt zu Ende bringen können. Das Risiko besteht natürlich weiterhin und es wäre auch das falsche Signal an andere Fanprojekte mit Star Trek-Bezug und generell an die Fans, zumal es schlechte Werbung für Paramount und CBS bedeuten würde.

Strifes: Woher stammen eure Mitarbeiter?
Werner: Aus ganz Deutschland. Theunis zum Beispiel kommt aus den Niederlanden. Dann haben wir Mitarbeiter aus Berlin, Dresden, Hamburg, Troisdorf und Lilienthal.

Strifes: Was denkst Du über andere Projekte aus dem Trekkie-Bereich, also z. B. über Raumschiff Eberswalde und Ähnliches?
Werner: Ich finde es super. Ich komme nur leider nicht dazu, mir das anzugucken/-hören. Es ist schön zu sehen, wie sich andere Projekte mit und zu Star Trek entwickeln und die Fans ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Strifes: Welche Sprachen werden in das Spiel integriert, mal ganz abgesehen von Deutsch?
Werner: Englisch ist als weitere Sprache geplant.

Strifes: Welche Engine kommt in eurem Adventure für die Programmierung zum Einsatz?
Werner: Wir schwankten lange Zeit zwischen Wintermute und Visionaire. Ersteres ist ein Open-Source-Programm und das andere hat eine kommerzielle Komponente. Eine zeitlang war auch Unity im Gespräch, aber es ist halt eine 3D-Engine und das wollte ich für Origins nicht.

Strifes: Sierra oder Lucas Arts? Welche Spiele hast Du früher gespielt?
Werner: Eher Lucas Arts. Sam and Max und die Indiana-Jones-Spiele haben mich dann doch eher angesprochen. Wobei Leisure Suit Larry (Sierra) auch seinen Reiz hatte (lacht).

Strifes: Auf eurer Seite sieht man wie weit das Spiel in der Produktion ist. Die Dialoge sind noch nicht fertig und Rätsel stehen zu fast 100%. Werden wir bei den Rätseln also eher Minigames sehen?
Werner: Es wird auch dialoglastige Rätsel geben. Im Strukturplan sind die Rätsel ja bereits integriert und dort findet sich für den Dialogschreiber auch der Hinweis "Hier Dialog einfügen!". (lacht) Minigames tauchen zwar ab und an auf. In der Regel hat der Spieler es aber mit Kombinationsrätseln zu tun, die zu lösen sind. Also solche Dinge wie Konsolen reparieren oder Energie umleiten, irgendwo ausbrechen oder Wachen ausschalten etc.

Strifes: Wird es ein für Adventures typisches Inventar geben, in dem der Spieler seine im Spiel gefundenen Gegenstände ablegen und nutzen kann?
Werner: Ja. Ein Tricorder wird ebenfalls nutzbar sein, ebenso wie ein Logbuch, indem die Aufgaben benannt sind. Auch auf das Alles-und-jeden-Scannen wollen wir nicht verzichten. Das ist einfach Star Trek.

Ein Vorgeschmack auf die Benutzeroberfläche

Strifes: Ich habe mir ein paar eurer Bilder auf der Website angesehen und mir fiel eine Frau in einer roten Sternenflottenuniform auf, die für das ENT-Spin-Off dann doch eher untypisch ist. Was hat es mit der Frau in Rot auf sich?
Werner: Das ist eine Szene für einen frühen Moment im Spiel. Das Kapitel heißt "Ein neuer Tag" und ich hatte Theunis damals gebeten mir eine Barszene zu erstellen. Hier wird die Story auch eingeleitet anhand eines Monologs. Das war Theunis erste Zeichnung für das Spiel, die er sehr schnell fertig gestellt hatte und das auch noch in hervorragender Qualität, wie man sieht. Die Zeichnung könnte man im Prinzip ohne Änderungen übernehmen. Warum die Frau hier Rot trägt  hat allerdings keinen besonderen Hintergrund, aber was ich sagen kann: es geht an dieser Stelle um eine Frau (lacht).

Strifes: Wen wird der Spieler spielen? Aus welcher Sicht wird man das Spiel wahrnehmen können?
Werner: Der Spieler wird mehrere Charaktere spielen können. Dazu gehört die Hauptcrew der Enterprise, aber auch andere Charaktere, die vielleicht nicht unbedingt zum Kern der Besatzung gehören. Es gibt zumindest eine Person, die man kennen könnte und deren Präsenz auch einen besonderen Twist innerhalb der Handlung darstellt.
Strifes: Crewman Cutler!?
Werner: Nein!

Strifes: Wie ist die Handlung aufgebaut? Werden wir eine Kapitel- oder Episodenstruktur vorfinden?
Werner: Die Geschichte hat zehn Kapitel und diese bauen aufeinander auf. Es sind mehrere eigenständige Plots, die aber vor dem Hintergrund eines größeren Roten Fadens spielen.

Strifes: Es gibt diverse Adventures, die einen geradezu unüberwindlichen Schwierigkeitsgrad besitzen, weil die Rätsel zu komplex sind? Wie schwer wird das Spiel werden?
Werner: Das ist keine leichte Frage für jemanden, der sich einige dieser Rätsel in langen schlaflosen Nächten überlegt hat. Die Rätsel sollen vor allem glaubwürdig sein. Solche Sachen wie "Benutze Banane mit Springbrunnen" wird es in Origins nicht geben, auch wenn es dazu Überlegungen gab. Wir sprechen hier von Star Trek. Rätseleinlagen á la Monkey Island passen meiner Ansicht nach nicht in ein solches Spiel mit dem vorhandenen Setting. Ich hoffe, wir finden die Balance zwischen kniffligen Rätseln und einem gewissen Spielfluss. Der Spieler soll eben nicht die Maus gefrustet an die Wand werfen, weil ihm etwas unlösbar erscheint.

Strifes: Bist Du eher der Typ, der an schwierigen Stellen in einem Adventure die Komplettlösung nachschlägt oder hast Du dann den Ehrgeiz das Rätsel ohne Hilfe zu lösen?
Werner: Ich glaube, ich habe das bei dem letzten Spiel gemacht, also die Komplettlösung nachzuschlagen. Das war bei "The Book of Unwritten Tales". Ich habe eine Stunde an einer bestimmten Stelle gehangen, die mich so frustriert hat, dass ich schlussendlich nachgesehen habe. Im Nachhinein finde ich das immer schade und habe mich natürlich auch geärgert. Ich nehme mir dadurch auch selbst das Erfolgserlebnis weg, das Rätsel aus eigener Kraft heraus gelöst zu haben. Nur will ich dann eben auch wissen wie die Geschichte weitergeht. Die Zeit ist auch so ein Faktor, der das ganze verkompliziert, da ich ja auch noch arbeite. Die Leute haben heute immer viel weniger Zeit zum Spielen und gerade Adventures sind da eigentlich ein schöner Ruhepol im lauten Gaming-Dschungel voller Ballerorgien und Actionspektakel.

Strifes: In welchen Bereichen der Entwicklung von Origins benötigt ihr noch Hilfe?
Werner: Wir brauchen immer Leute, die Concept-Art machen, also gerade in grafischer Hinsicht tätige Mitarbeiter werden händeringend gesucht. Für die 3-D-Grafik und die Locations werden auch Mitarbeiter gebraucht. Dialoge und Story sind besetzt. Auch in allen anderen Bereichen sieht es ganz gut aus, aber gerade Grafiker fehlen uns.

Strifes: Wie darf sich ein Interessent die Arbeit bei euch vorstellen?
Werner: Frei. Ich kann natürlich den neuen Mitarbeitern keine Bereiche aufzwingen. Wir sind schließlich ein Fanprojekt. Da soll jeder die Sachen machen, die er gern tut. Andernfalls ist die Motivation weg und dann springt man ab. Ansonsten gibt es da als Ausgangspunkt natürlich die Story und die bisherigen Arbeiten zu sehen und dann teilt man sich auf.
Hierfür gibt es aber auch vorher unsere Verschwiegenheitsvereinbarung, damit ich das Projekt nicht am nächsten Morgen in irgendeinem Forum gepostet, wiederfinde. Es steckt schon eine Menge Arbeit in dem Projekt und eine Vorabveröffentlichung der Story wäre schon ein harter Schlag für das Projekt
Wenn das kein Problem ist, die Chemie stimmt und die Was-will-ich-machen-Auswahl getroffen ist, kann der Neuling loslegen.

Strifes: Wie tritt man mit Euch in Kontakt?
Werner: Hauptsächlich über die Emailadresse auf unsere Website. "info[at]startrekorigins.de". Wir nutzen ein Forum zum Austausch, früher für Echtzeit-Konferenzen gern auch mal Skype.

Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview und wünschen euch viel Erfolg für Star Trek: Origins.
Werner: Sehr, sehr gerne! Danke an Euch!

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Wer das Projekt unterstützen oder verfolgen möchte, kann der Face-Book-Gruppe beitreiten, die Seite zu Star Trek: Origins selbst einmal besuchen oder Werner eine Email schreiben unter "info[at]startrekorigins.de". 

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Freitag, 15. März 2013

"Ich war mit dem Ende der vierten Enterprise-Staffel sehr unzufrieden"

Star Trek in Berlin und Brandenburg: Im Gespräch mit dem Initiator von Star Trek: Origins, Teil I.

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.
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Die Tafelrundenmitglieder Strifes und Turon47 trafen sich im Rahmen der Interviewreihe ‘Star Trek in Berlin und Brandenburg’ mit Werner, dem Initiatoren von Star Trek: Origins. Der 33-jährige Designer und Projektmanager aus Berlin-Steglitz stand in einer Zehlendorfer Bäckerstube Rede und Antwort zu seinem seit 2007 laufendem Projekt. Mit dabei war neben schreienden Kleinkindern, freundlichen Kellnern und leger gekleideten Eingeborenen auch seine geduldige Frau und ‘größte Kritikerin’ Tatjana:



Strifes: Was machst Du in deiner Freizeit neben Star Trek?
Werner: Ich wandere sehr gern. Wenn ich also nicht gerade arbeite oder den Urlaub nutze, gehe ich vorwiegend wandern. Aber auch für (Fantasy-) Bücher, Schwimmen, Radfahren und Fotografie bin ich neben dem Design und 3D zu begeistern. Filme und Filmmusik vor allem nicht zu vergessen und wenn es die Zeit erlaubt auch das eine oder andere Spiel.

Strifes: Wie bist Du zu Star Trek gekommen?
Werner: Meine Eltern haben mit mir damals Gene Roddenberrys neue Serie The Next Generation gesehen. Im Prinzip war das Ganze wie ein nachmittägliches Ritual. Ich fand die Serie wirklich toll und habe mich dann irgendwann dafür mehr begeistert als meine Eltern. Die alte Serie und die bis dato veröffentlichten Filme habe ich dann natürlich auch verschlungen.

Strifes: Du kennst also das Franchise ziemlich lang. Was hältst Du von J.J. AbramsStar Trek-Neuauflage?
Werner: Wo fange ich da an? Ich finde es grundsätzlich gut, dass Star Trek nicht untergegangen ist. Verständlich ist auch, dass Abrams versucht eine breite Masse mit seinem Film anzusprechen. Es ist eben nicht nur etwas für Trekkies dabei, sondern auch für Neuankömmlinge. Für mich blieben aber leider die Kernpunkte, die Star Trek ausmachen auf der Strecke. Mir fehlte der philosophische Ansatz, der bei Abrams in den Effekten unterging. Die Story hatte Logikfehler, war mit Effekten überladen und es fehlte das Star Trek-typische Motiv.

Strifes: Wie lebst Du Dein Fan-Dasein aus? Gehst Du z. B. auf Conventions oder zu einem Trekdinner?
Werner: Conventions haben mich immer schon gereizt. Leider hat mir bisher die Zeit gefehlt, solche Veranstaltungen zu besuchen, aber die findet sich sicher mal. Ich habe früher sehr gern Modellbau betrieben. Meine Zimmerdecke war voll von Schiffen. Aufgrund diverser Umzüge sind einige Sachen verschwunden, von denen ich nicht mehr weiß, wo sie geblieben sind. Ich wollte jetzt so langsam wieder damit beginnen, aber davon weiß meine Frau noch nichts (lacht).
Turon47: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder aufgehängt werden?
Tatjana: Sehr groß (lacht).
Werner: Die Voyager kommt auf jeden Fall wieder ins Zimmer. Eine NX-01 (mit Beleuchtung) gibt es auch noch.
Turon47: Bist Du Besitzer einer Star Trek-Uniform?
Werner: Nein, ich habe lediglich ein T-Shirt mit dem Motiv der TOS-Crew zuhause. Ich bin nicht der Typ, der sich auf Conventions mit einer Uniform zeigt. Ich finde es allerdings klasse, dass es Menschen gibt, die das machen, weil sie damit ihre Begeisterung zum Ausdruck bringen. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis ich mir darüber im Klaren war, ein Fan zu sein und dies nach außen hin zu vertreten. Ich habe meist verlegen reagiert, wenn man mich darauf ansprach. Das Selbstverständnis ein Star Trek-Fan zu sein, kam erst in den letzten Jahren dazu.
Turon47: Das klingt ja fast wie ein Outing.
Werner: Ja, ein bisschen schon (lacht).

Origins: Mit der NX-01 auf Abenteuerkurs
Werner: Ja, wir fanden es zwar interessant, aber auch nicht überragend. Die Brücke war zwar nett gemacht, aber für den restlichen Inhalt hätte man wohl nicht so lange angestanden. Es wurde viel größer angepriesen, als es letztendlich gewesen war.

Strifes: Interessierst Du Dich für andere Science-fiction-Franchises wie z. B. Star Wars, Battlestar Galactica, Firefly, Stargate, Farscape, etc.?
Werner: Ich verfolge das eine oder andere Franchise. Zurzeit hänge ich an Firefly fest, einer tollen Serie. Doctor Who steht mir auch noch bevor. Ich habe es bisher noch nicht geschafft, einen Blick hinein zu werfen. Eine Freundin erzählt mir immer wieder, wie toll die Serie ist. Ich war aber nie ein Fan von Stargate. Star Wars kann man sich mit Abstrichen ansehen. Die Effekte sind super, da kann die Story auch ruhig dünn ausfallen. "Der Angriff der Klonkrieger" waren mir allerdings viel zu schnulzig. Und Battlestar Galactica ist klasse.

Strifes: Seitdem das Franchise in TNG eine neue Heimat gefunden hatte, wurden auch Star Trek-Spiele für den Computer und Videospiele-Markt produziert. Welche Star Trek-Spiele haben dich besonders inspiriert?
Werner: Ich spielte die Adventures sehr gern, darunter Titel wie "Judgement Rites" und "25th Anniversary" sowie "A Final Unity". Die Shooter-Varianten Star Trek Voyager Elite Force I und II mochte ich ebenfalls, wobei ich sagen muss, dass mir der erste Teil besser gefallen hat.

Strifes: Wie ich erfahren habe, hast Du auch Star Trek Online gespielt. Was hältst Du von Cryptics MMO-Variante im Star Trek-Universum?
Werner: Ich habe es gespielt, aber nicht sehr lang. Ob es daran lag, dass mich das Spiel nicht fesseln konnte oder an mangelnder Zeit, kann ich heute nicht mehr sagen. MMORPGs nehmen sehr viel Zeit in Anspruch und die ist mir momentan einfach nicht gegeben – leider. Ich fand die Ansätze ganz gut und das Spiel scheint nach wie vor Zulauf zu haben, trotz der Umstellung auf Free-to-play vor drei Jahren. Es gab ein paar Sachen, die mich gestört haben, auch wenn ich mir einbilde, nicht tief genug drin gewesen zu sein. Die Quests endeten stets in Ballerorgien, was mir als Fan eher missfiel und als Spieler hangelte man sich dann von einer Quest zur nächsten. Ich mochte die Möglichkeit, mit einem eigenen Raumschiff unterwegs zu sein, allerdings gab es mir auch hier zu viel Kampf. Allein für den Anblick des Schiffes gehe ich nicht online.

Strifes: Cryptic deutete vor kurzem den "Grünen Mai" an, der wohl auf eine zukünftige Kampagne mit den Romulanern hindeutet. Hast Du davon etwas mitbekommen und wenn ja, was verbirgt sich Deiner Meinung nach dahinter?
Werner: Ich habe es erst bewusst wahrgenommen, als ich es auf eurer Website gelesen habe. Die Story kenne ich nicht, deswegen ist es schwierig für mich zu erahnen in welche Richtung sie wollen. Im Hinblick auf Star Trek: Origins finde ich es allerdings schon interessant, da die Romulaner auch hier eine Rolle haben werden. Generell sehe ich mich nach sämtlichem Material um, dass die Romulaner behandelt, da sich Origins am Kanon orientieren soll.

Strifes: Gerade Star Trek-Lizenz-Spiele haben ja in der Computerspiel-Community einen sehr schlechten Ruf. Woran liegt das Deiner Meinung nach? Am Publisher, Entwickler oder an den Fans selbst?
Werner: Es ist eine Mischung aus allem. Der Entwickler versucht sich eine bekannte Lizenz zu sichern und wenn er sie hat, veröffentlicht er eine große Bandbreite an Spielen. Allerdings ist das leider meist Massenware, da sowohl Entwickler als auch Publisher an der Lizenz verdienen möchten. Der Inhalt bleibt in den meisten Lizenzspielen auf der Strecke, da an diesen Projekten vermutlich auch oft Entwickler arbeiteten, die keine passionierte Trekkies sind. Star Trek Armada war z. B. vom Ansatz her ganz nett, ist jedoch meiner Meinung nach die plumpe Umsetzung eines Star Trek-Aufbauspiels mit strategischen Elementen. Die Synchronisation war auch unter dem Niveau, das man damals hätte erreichen können. Ich denke Activison (heute Activision Blizzard) bastelte damals an vergleichbaren Strategiespielen und sie meinten eben, sie stülpen da einfach ‘Star Trek’ drüber und dann wird es sich schon verkaufen.
Vielleicht war aber auch die Fanbasis bei Star Trek-Spielen nicht so groß, als dass sie sich in den Verkaufszahlen niedergeschlagen hätte. Star Wars ist sicherlich in der Öffentlichkeit ein wenig präsenter, gerade im Gaming-Sektor.

Strifes: Hast Du Dir Paramounts neusten Streich "Star Trek – The Video Game", der von Namco Bandai entwickelt wird, schon angesehen?
Werner: Bis jetzt habe ich nicht viel davon gesehen. Grafisch sieht es gut aus und ich befürworte es durchaus, dass wieder Star-Trek-Spiele produziert werden, gerade zum neuen Film. Paramount ist zwar höchstpersönlich für das Spiel verantwortlich, aber sie haben auch den letzten Film zugelassen, von daher sollte man mit den Erwartungen schon vorsichtig sein. Wir müssen einfach abwarten, was dabei heraus kommt. Die bisherigen Videos vermitteln den Eindruck eines gewöhnlichen Third-Person-Shooters mit Koop-Modus und das hinterlässt bei mir eher einen faden Beigeschmack, weil es bei Star Trek um eben mehr als nur Schießen gehen sollte.

Strifes: Was ist innerhalb des Projektes einfacher und was schwieriger zu realisieren?
Werner: Die Story war der Part des Spiels, der bisher am schwierigsten zu erstellen war und viel Zeit in Anspruch genommen hat. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich anfangs allein an der Handlung geschrieben habe und als dann das Team wuchs, immer neue interessante Aspekte und Ideen hinzukamen. Das Manuskript ist am Ende sehr umfangreich geworden und der Aufwand hat sich in jedem Fall gelohnt. Die Rätsel, die sich aus der Handlung ergaben, waren vergleichsweise schnell zu Papier zu bringen, wenngleich auch hier wieder sehr viel Feedback und viele Ideen aus dem Team kamen, die es dann einzuarbeiten galt. Ich hatte während der Niederschrift der Story immer schon Bilder im Kopf, wie zu jeder Passage die Rätsel aussehen würden, deshalb fällt mir die grafische Umsetzung eigentlich nicht schwer, zumal jetzt auch Hilfe in Person von Jörg da ist, einem weiteren Grafiker, der an den Charakteren zum Spiel arbeitet. Unser Problem ist nur: Die Zeit. Die Grundlagen zur Entwicklung des Spiels sind weitestgehend gelegt. Jetzt müssen wir die nächsten Schritte gehen.

Ein exklusiver Blick in die Spieleplanung


Strifes: Du arbeitest also nicht allein an dem Projekt. Welche Aufgaben übernehmen Deine Teammitglieder?
Werner: Da wäre zum einen Jörg, den ich bereits nannte. Er ist Grafiker und kümmert sich wie gesagt um die Charaktere und vielleicht auch um die Animationen. Uwe stieß relativ früh zum Projekt dazu und wird das Spiel auf Basis der Wintermute Engine entwickeln. Er hat bereits ein bekanntes und erfolgreiches Spiel namens "Dirty Split" realisiert. Sein Feedback und das von Benjamin und Michael J. (er unterstützt uns auch mit der Webseite und dem Server) waren zudem maßgeblich am Grob- sowie Feinschliff der Story und der Rätsel beteiligt - und einfach Gold wert. Michael R. übernimmt das Komponieren der Musik des Spiels und hat auch die Musik für den bisher einzigen Trailer erschaffen. Er hat bereits an dem Fanprojekt Baphomets Fluch 2.5 mitgearbeitet. David hat sich angeboten, das Voice-Recording zu übernehmen und sich um Sprecher zu kümmern, was er auch schon für "Dirty Split" getan hat. Theunis ist unser unglaublich talentierter Concept-Artist und Simone wird sich vielleicht noch mit um die Dialoge und das nötige Star-Trek-Tiefenwissen kümmern. Wir sind insgesamt acht Personen, die derzeit an Star Trek: Origins arbeiten, inklusive meiner Frau, die hierbei oft meine größte Kritikerin ist.

Strifes: Hat dich die "Baphomets Fluch"-Reihe inspiriert?
Werner: Ja, auf jeden Fall. Damals war mir jedoch noch nicht die Idee zu einem Star Trek-Point-and-Click-Adventure gekommen. Vor kurzem hab ich ein Indiegame-Adventure namens "Resonance" gespielt und auch “The Book of Unwritten Tales" gespielt. Die Spielmechaniken habe ich mir sehr bewusst angesehen, gerade vor dem Hintergrund des eigenen Projektes.

Strifes: Wird Origins ein klassisches Point-and-Click-Adventure oder ein Genremix?
Werner: Eher ein klassisches Point-and-Click-Adventure. Mein Hauptaugenmerk lag auf der Erzählung einer Geschichte. Ich war mit dem Ende der vierten Enterprise-Staffel sehr unzufrieden, weil ich fand, dass viel Potential verschenkt und die ganze Serie lieblos abgewürgt wurde. Es gab genug Raum, um mindestens eine weitere Episode zu erzählen. Das Medium des Adventures schien mir die richtige Variante zu sein, genau das zu tun.

Strifes: Wie viel Zeit investierst Du in die Fertigstellung von Star Trek: Origins?
Werner: Zur Zeit mindestens eine Stunde pro Tag. Es gab jedoch Wochen und Monate, wo die Entwicklung nicht voran kam, weil mir einfach die Arbeit dazwischen kam oder diverse andere Sachen das Projekt blockiert haben. Ich versuche es momentan aber wieder stärker voran zu treiben. Wir arbeiten an den Zwischensequenzen und der Backgrounderstellung. Ein paar Sachen sind schon fertig, die ich aber vor der Veröffentlichung auf unserer Seite zurück halte, um Spoiler zu vermeiden. Es kommt jetzt alles darauf an, wie schnell wir das Projekt voran bringen können.

Strifes: Ist es abzuschätzen, wann ihr mit dem Projekt fertig werdet?
Werner: Das ist schwierig zu sagen. Drei Jahre werkeln wir bestimmt noch daran, das kann sich aber noch weiter in die Länge ziehen - wir können ja leider nicht fulltime daran arbeiten.

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Morgen könnt ihr im zweiten Teil erfahren, wie das Spiel inhaltlich aussehen wird, welche Mechaniken ihm zugrunde liegen und wie Ihr dabei helfen könnt, das Spiel fertig zu stellen.

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