Montag, 2. Oktober 2017

Turons Senf zur Berlin Comic Con 2017


Einleitung.
Die Hauptstadt Deutschlands ist ein Mekkah für Nerds. Gleich mehrere Star-Trek-Stammtische, einige Star-Wars-Zusammenkünfte, zahlreiche Cosplayer, eine vibrierende Manga-Szene, größere Kostümgruppen und unzählige andere Gruppen wachsen und gedeihen in einer Region, in der immerhin knapp sechs Millionen Menschen in einer multikulturellen Gemeinschaft leben. Darüber hinaus ist es eine Gegend, die traditionell Musiker, Filmschaffende und Künstler jeglicher Coleur wie ein Magnet anzieht.
Dass dieses Potential jahrelang brach lag, mag verwundern, aber zum Glück gibt es seit letztem Jahr (die Tafelrunde berichtete) die Comic Con, die neben Veranstaltungsorten in Frankfurt, Dortmund und München (sowie Rotterdam und Warschau) eben auch die Hauptstadtregion bedient.
Natürlich waren Vertreter der Tafelrunde auch in diesem Jahr mit dabei, um Spaß zu haben, Stars zu treffen und natürlich davon zu berichten.


Lobenswerte Aspekte.

Standort.
Nachdem man viele Jahre nach Düsseldorf, Bonn oder Frankfurt pilgern musste, um eine Convention zu besuchen, ist es im Vergleich beinahe erschreckend erholsam, eine solche Veranstaltung quasi direkt vor der eigenen Haustür erleben zu können: Die Anfahrtswege sind kurz, mehr eigene Freunde kommen mit und am Ende eines Abends kann man schließlich wieder im eigenen Bett schlafen.
Natürlich bedeutet das im Gegenzug auch, dass man sich nunmehr zweimal überlegt, zu anderen Veranstaltungen wie z.B. der FedCon zu fahren und solche Abwägungen nunmehr eher von der Qualität, als von der Quantität eines solchen Events abhängig sind. Ob Situation mit mehreren Conventions dem nationalen Markt auf Dauer gut oder schlecht tut, bleibt dabei allerdings abzuwarten.

Cosplayer.
So wie der menschliche Körper nicht ohne Blut funktionieren kann, kann keine Convention ohne den Einsatz von Cosplayern existieren. Sie symbolisieren das Herzblut der Fangemeinschaft, trotten in aufwändigen Kostümen den ganzen Tag zur Unterhaltung der anderen Gäste die Gänge entlang und sind am Ende auf mehr Fotos zu sehen als alle Stargäste zusammen. Von ihrem Kreativität, ihrer Leidenschaft und ihrem Einsatz hängt am Ende der Gesamteindruck einer ganzen Veranstaltung ab.
Insofern könnten Cosplayer ruhig etwas mehr für ihre Tätigkeit entlohnt werden, in dem sie z.B. einen ermäßigten Eintritt bezahlen, die 'Waffenkontrollen' vielleicht etwas transparenter gestaltet werden oder ein gratis Autogramm dabei rausspringt.
So wie die vielen Cosplayer sich gern ablichten ließen, waren übrigens auch die verschiedenen Props wie die Tardis, Groot oder Iron Throne eine willkommene Bereicherung des Angebots, was die geduldigen Schlangen vor diesen Bachbauten an beiden Tagen deutlich unter Beweis stellten.


Neue Freunde und alte Bekannte.
Ob der geringen Distanz gelang es (wie gesagt) vielen Bekannten, Freunden und Mitgliedern der Tafelrunde und anderer Fangruppierungen, die  Messehallen am Funkturm aufzusuchen – selbst wenn der Besuch der Berliner Comic Con einigen nur an einem der beiden Tage möglich war. So traf man allenthalben bekannte Gesichter, wenn man die Gänge auf und abspazierte, wie Miri, Rok, Strifes, Onaris89, Thunderchild, Steffi, Jayna Winston, Tom Jones, Sean McElroy, Sven, Adriana, Frank Conan, Sarah Ricarda, Jens und seine Frau und sogar Vertreter der Starbase Roddenberry aus Dresden.

Die Comic Con bot einen würdigen Rahmen für ein solches Wiedersehen, aber sie war gleichzeitig auch der idealen Punkt um Kontakte mit Star-Trek-Fans zu knüpfen, die man bislang noch nicht kannte.

Ja selbst der Kontakt zu längst verloren geglaubten Personen wie Daniel gelang beim ein oder anderen Fachsimpeln über Star Trek, Kostüme oder schottische Bekleidungstraditionen…



Organisation.
Auch wenn man sich vielleicht im ein oder anderen Moment etwas abgefertigt gefühlt hat, kommt man am Ende nicht umhin zuzugeben, dass dieses Event glänzend organisiert war und flüssig funktioniert hat. Die Anfänger-Fehler des Vorjahres wiederholten sich jedenfalls nicht noch einmal.
Vom Eingangsbereich, in dem die Besucher zügig eingelassen wurden; über die beiden Hallen, die deutlich mehr Platz als zuvor boten; bis hin zu den zwei räumlich deutlich separierten Foto-Bereichen wirkte alles ausgeklügelter, stimmiger und schlichtweg erwachsener als noch im Vorjahr. Die Shoots waren auf die Sekunde genau geplant, die vier (!) Autogramm-Bereiche verhinderten größere Menschenaufläufe und die Ordner waren zumeist bestimmt, aber durchweg freundlich.



Mal was anderes.
Zudem konnte man immer wieder leise Ansätze erkennen, die die Berliner Comic Con zu etwas besonderem machte. Die größte Abwechslung war sicherlich der Onigiri-Workshop, bei dem zwar nicht alles reibungslos funktionierte, dafür aber der Einsatzwille der Betreuer alle Unzulänglichkeiten wieder ausbügelte. Zudem kam man hier in den Genuss, sein Essen zwar selbst herstellen zu müssen, dafür aber nichts bezahlen zu brauchen.
Von derlei innovativen Ideen hätte es durchaus mehr geben können…


Essensauswahl.
Doch auch wenn man für das Essen in den Hallen schon Messepreise bezahlen musste, soll an dieser Stelle die Nahrungsmittelversorgung noch einmal explizit gelobt werden:
Es gab keinen Unsinn mit irgendwelchen Essen-Marken, keine lapprigen Con-Burger und keine unmotivierten Hotel-Angestellten, denen man bei jeder Frage nach Allergien merklich auf die Nerven ging.
Stattdessen bot sich in einer Ecke der Panel-Halle coole Auswahl an einzelnen Food-Trucks, die von asiatischem Essen, Pulled-Pork-Burgern, Burritos, Crepes, Hot-Dogs, Nachos, Nudelgerichten eine erstaunlich große Vielfalt, einen guten Service und eine gute Qualität boten.

Kritikwürdige Aspekte.


Facebook-Beitrag von Thunderchild (Euderion Infinity) zur Comic Con


Händlerische Vielfalt.
Diese Einschätzung auf Facebook trifft den Nagel auf den Kopf: Selten hat man so wenig Geld auf einer Convention gelassen. Vielleicht lag es ja daran, dass (vielleicht subjektiv gefühlt) weniger Händler vor Ort waren. Vielleicht war schlichtweg das Angebot zu breitgefächert, um speziellen Shopping-Bedürfnissen gerecht zu werden. Und vielleicht waren Stände wie Pauw Pauw, der Import-Süßigkeiten-Stand oder der Poster-und-Kunstdruck-Anbieter einfach nicht genug, um das selbe Publikum über zwei Tage hinweg bei der Stange zu halten.


Ganz besonders ärgerlich war in diesem Jahr der Mangel an Star-Trek-Merchandise – und das ausgerechnet in einer Zeit, in der die neueste Serie ausgestrahlt wird. Zwar hangen über den Buden übergroße Transparente, auf denen das dreißigjährige TNG-Jubiläum gefeiert wurde, doch auf den Fluren war davon kaum etwas zu spüren. Ganze drei (!) Star-Trek-T-Shirts waren im weiten Rund zu finden und andere (kleinere) Funde waren eher überschaubar, so dass der Stand mit den Star-Trek-Münzen, das einzige war, was in größerem Umfang auf die Franchise Bezug nahm.

Alle Star-Trek-Shirts der Berlin Comic Con auf einem Bild
Ambiente.
Bei aller organisatorischen Leistung bleibt zu bemerken, dass man dem Messecharakter bei einer Convention, die in einer Messehalle stattfindet beim besten Willen nicht entfliehen kann. Es ist laut, warm und man kann sich nirgendwo hinsetzen außer auf den Fußboden. Vielleicht ändert der angekündigte Standortwechsel im kommenden Jahr etwas an diesem Kritikpunkt, doch die zurückliegenden Tage bekamen vom Veranstaltungsort seinen Stempel aufgedrückt.
Immerhin war es nicht durchgehend erdrückend voll. Am Samstag Nachmittag und den gesamten Sonntag hindurch war der Publikumsverkehr vergleichsweise überschaubar, so dass man zwar genug Zeit hatte, den ein oder anderen Stand (vergebens), das ein oder andere Panel oder den ein oder anderen Comic-Zeichner genauer unter die Lupe zu nehmen, aber im Gegenzug gab es auch weniger Cosplay, weniger Fan-Begegnungen und weniger Stimmung, in die man eintauchen konnte.
Hinzu kommt, dass die Idee, Comic Stage und Panel Area offen zu halten zwar prinzipiell gut gemeint war, aber am Ende darunter litt, dass der Ton zu schlecht war, der Platz (zumindest bei den größeren Stars) hinten und vorn nicht reichte und die Dauer des Bühnengeschehens völlig unzureichend war.
Schließlich lag mir persönlich das Motiv 'Aus jedem Doerf ein Köter' nicht besonders. Natürlich hat so eine Veranstaltung mehr Chancen, wenn sie verschiedene Fangruppen anspricht, aber die die ganz große Dichte an (sehenswerten) Stars gab es in Berlin am Ende dann doch nicht. Sicherlich ist das subjektiv und die Veranstalter hatten mit John Hurt (leider verstorben), Charles Dance und Sean Gunn (beide mussten wegen anderweitiger Verpflichtungen absagen) auch etwas Pech, doch bei der Menge an Photoshoots ging es mir ähnlich wie Thunderchild mit der Auswahl an Star Trek-Merchandise: Noch nie hab ich auf einer Convention so wenig Geld gelassen.



Fazit.
Die Berlin Comic Con hat in ihrem zweiten Jahr aus ihren Anfängerfehlern gelernt und bot dem Berliner und Brandenburger Nerd-Publikum eine solide Veranstaltung. Die Kritikpunkte sind überschaubar und somit bleibt das Event eine Pflichtveranstaltung für die hungrigen Fans der Region.
Als Besucher war es zwar angenehm, sich nicht von der Menschenmasse mitreißen zu lassen, aber es bleibt für den Veranstalter zu hoffen, dass es eher an der Weite, als an den fehlenden Besuchern lag. Aber auch ich spiele mit dem Gedanken, das nächste Mal eher eine Tageskarte zu erwerben, um mich lediglich am eher überschaubaren Sonntag umzuschauen.


Denkwürdige Zitate.

"Hier bin ich doch mal richtiger Deutscher; hier kann ich noch Schlange stehen."
Im Vorbeigehen aufgeschnappt

"Wir kaufen hier nix was glitzert und auch im Kaugummiautomat zu finden ist."
ebenfalls im Vorbeigehen aufgeschnappt


Weiterführende Links.
Natürlich hat Sarah (Lwaxana) Ricarda zum Thema Berlin Comic Con auch einen Vlog-Beitrag auf ihrem Youtube-Channel veröffentlicht, den ich Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten will…

xf

4 Kommentare:

  1. Gleich das erste Foto. Die Dame mit dem Shirt "Winterbaby is Coming". Das ist ja sowas von süss ^^. Alles gute für die werdende Mama! :D

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  2. Sehr schön zusammen gefasst! Und danke fürs Verlinken! :)

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  3. Tolle Bericht für eine tolle Con! Mir hat es unterm Strich sogar besser gefallen als letztes Jahr: Besser organisiert, weniger überfüllt. Die Händlerstände hätten in der Tat mehr sein können. Das einzige, was mich aber wirklich genervt hat, waren die fehlenden Tische in der "Fressmeile" ;).

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