Niemand geringeres als Adam Savage,
eines der Masterminds hinter der Erfolgsserie „Mythbusters“
sorgt im Moment in Star-Trek-Fankreisen für Furore. Das liegt
allerdings weniger an der legendären dreiundzwanzigsten Folge der
siebenten Staffel seiner „Mythbusters“, in der das Team die
Bambus-Bazooka Kirks aus „Ganz neue Dimensionen“ nachbaute,
sondern an einem kleinen Bastelprojekt, dem sich Savage in den
letzten Monaten widmete: Dem Eigenbau einer äußerst
originalgetreuen Replik von James T. Kirks Kommandosessel aus der klassischen Serie.
Doch warum nahm Savage diese Monate
währende Tortur überhaupt auf sich, zumal er über Ebay bereits im
Jahr zuvor eine entsprechende Sitzgelegenheit erworben hatte?
Die Antwort ist so simpel wie unter
Fans allgemein geläufig: Sein vermeintliches Schnäppchen entpuppte
sich rasch als Fehlkauf. Zu teuer, zu wackelig, zu unfunktional und
vor allem viel zu wenig originalgetreu ärgerte es Savage bereits
beim bloßen Anblick, bis er schließlich das Schicksal in die
eigene Hand nahm und beschloss, es selbst besser zu machen.
Warum nun ein Artikel dazu folgt, mag
man sich an dieser Stelle nicht ganz zu Unrecht fragen. Schließlich
dokumentiert das Video für sich selbst den Prozess des Baus und der
Fertigstellung eines Kultobjekts, das eigentlich kaum weiterer
Ausführungen bedarf. Doch Savages Projekt bildet nur die Spitze
eines Eisbergs, der in einem momentanen Trend unter Star Trek Fans
liegt und sich in den kommenden Jahren als mehr als eine bloße Mode
erweisen wird.
Denn Hand auf's Herz: Das
Star-Trek-Merchandise krankt im Moment an zwei Umständen.
Einerseits ist die Fanbasis längst
nicht mehr so zahlreich aufgestellt wie noch in den Goldenen
Neunzigern, als man als Händler den verschiedenen Fanschichten und
Gelegenheitszuschauern noch säckeweise Figuren, Modelle und Bücher
verkaufen konnte.
Seit zehn Jahren aber gibt es nicht
einmal mehr eine Star-Trek-Fernsehserie im Fernsehen und das
Zielpublikum ist auf einen harten Kern zusammengeschmolzen, der nicht
nur ganz unterschiedliche Vorstellungen davon hat, für welche Art
Devotionalien man bereit ist Geld auszugeben, sondern darüber hinaus
auch höhere Qualitätsansprüche stellt, als das noch vor zwanzig
Jahren der Fall war. Zudem ist die schiere Masse an möglichen
Sammelrichtungen (Bücher, Teller, Miniaturen, Pins, Spiele,
Uniformen, Modelle, Videospiele, Comics u.v.m.) mittlerweile so sehr
angewachsen, dass sich die Vertriebsmöglichkeiten unter der
geschrumpften Fanbasis inzwischen recht überschaubar gestalten. Dass
es selbst im bevölkerungsreichen Berliner Raum inzwischen nur noch eine Handvoll
Sammlerläden gibt, ist ein deutliches Indiz für diese Entwicklung,
die kaum mehr Aussicht auf nennenswerte Profite bietet.
Andererseits ist man auf Seiten der
Hersteller nicht bereit, den veränderten Umständen adäquat
Rechnung zu tragen.
Ziehen wir an dieser Stelle doch einmal
den Figuren-Produzenten Playmates als Beispiel heran:
Nachdem die Verkaufszahlen stagnierten,
beendete die Firma bereits 1999 nach einem siebenjährigen Engagement
die Fertigung ihrer noch heute weit verbreiteten Action-Figuren und
verließ das sinkende (Raum-) Schiff.
Als jedoch 2009 endlich ein neuer Kinofilm erschien, trat plötzlich auch Playmates wieder in
Erscheinung; allerdings mit einer Produktpalette an Figuren, die
qualitativ so sehr von ihren Vorgängern abwich, dass selbst
hartgesottene Sammler sich vom Hersteller abwendeten.
Die meisten Konzerne sahen in den
sinkenden Verkaufzahlen allerdings keine Kritik an der fehlenden
Qualität ihrer Produkte (schließlich hatte man ja bereits in den
Goldenen Neunzigern minderwertige Ware in satte Profite umwandeln
können), sondern deutliche Anzeichen für ein allgemein schwindendes
Interesse für Star Trek.
Ein Teufelskreis, denn im Endeffekt
wurde eine Spirale in Gang gesetzt, die eine Mitverantwortung dafür
trägt, dass in den Jäger-und-Sammler-Kreisen des Star-Trek-Fantums
im Moment trostlose Ebbe herrscht. Wird diese Durststrecke dann doch
einmal kurzzeitig von einer Welle ambitionierter Projekte
durchbrochen, so wird sie meist geprägt von minderwertigen
Verkaufsgegenständen wie bei Playmates, fragwürdigen Auswüchsen wie bei Funko oder schwankender Qualität wie bei den
Raumschiffmodellen von Eaglemoss.
Natürlich kann man in diesem Moment
wieder jene Leser unken hören, die an dieser Stelle so
selbstzufrieden wie fachkundig „Glückwunsch, da hat jemand erkannt
das dieses ganze Merchandise nur dazu gemacht wurde Geld zu
verdienen!“ einwerfen können.
Oder man zieht den Zorn jener auf sich,
die dem vermeintlich streng marxistischen Ansatz Roddenberrys folgen
und ihrem eigenen Fantum wie auch der gesamten Franchise nur eine
geldlose und damit auch antikommerzielle Sichtweise aufdrücken
wollen.
Doch sie alle vergessen, dass
Merchandise seit den Anfangstagen der Originalserie eine der Säulen
des Star-Trek-Fantums ist und untrennbar mit der Kultur seiner
Anhänger verbunden bleibt. Es gehört eben für viele Menschen dazu,
das Lieblingsschiff in der Schrankwand stehen zu haben, eine Uniform
zu besitzen oder seinen Schlummertrunk im Kommandosessel Captain
Kirks zu sich zu nehmen.
Womit wir wieder beim „Mythbuster“
Adam Savage angelangt wären, denn dieser tüchtige Heimwerker bildet
eine Art Leuchtturm für eine Bewegung, die unter Fans mehr und mehr
Fahrtwasser aufnimmt. Unter dem Motto „Wenn Du willst dass etwas
ordentlich gemacht wird, musst Du es eben selbst tun!“ (Dagobert Duck) basteln sie sich Props selbst nach (wie bei der Berliner
Fangruppe Euderion), fertigen in mühevoller Kleinarbeit ganze
Raumschiffbrücken (wie bei der Berliner Fangruppe USS K'Eylehr) oder
bearbeiten Modellausgaben mit dem Pinsel (wie bei unserem Leser
Damon) oder dem Schraubenzieher (wie bei unserem Leser Marcus). Dabei
entstehen immer wieder großartige und sehenswerte Ergebnisse, die
den Bedürfnissen der Fans nach Art des Fanartikels, Authentizität
oder Funktionalität häufig näher kommen, als die meisten
Merchandiseangebote.
Das mag man im ersten Moment vielleicht
belächeln oder von sich weisen, doch tatsächlich verbergen sich
dahinter nur erste Anzeichen für eine Entwicklung, die das gesamte
Prinzip des Geschäftsprinzips mit Fan-Utensilien über kurz oder
lang in Frage stellen wird. Längst lassen sich mit 3D-Druckern
funktionierende Triebwerke, Schusswaffen und ganze Häuser bauen.
Action-Figuren, Raumschiffmodelle oder Phaseratrappen sind im
Vergleich dazu sogar noch viel einfacher herzustellen und beim
rasanten Tempo, mit dem sich diese Technologie momentan entwickelt,
bleibt es wohl nur eine Frage von Jahren, bis sich Fans ihre
Sammlerstücke zu Hause selbst fertigen können. Merchandise, wie wir
es heute kennen, wird dann ein Relikt längst vergangener Tage sein.
So werden sich Firmen wie Eaglemoss,
Funko oder Playmates über kurz oder lang gegen den unvermeidlichen Untergang kämpfen. Sie werden sich
auf nichts Geringeres als eine Revolution vorbereiten und ihre
Verkaufspolitik noch einmal deutlich überdenken müssen.
Doch noch ist Polen nicht verloren,
denn wie das Marketing der nahen Zukunft aussehen kann, beweist schon
heute der Internetversandhandel ThinkGeek.
Zwar sind ihre Produkte nicht immer von
herausragender Qualität und man kann sich schon zu Recht fragen, ob
die Fans wirklich einen Enterprise-Pizzaschneider, ein
Star-Trek-Sushi-Set oder einen TNG-Hoodie benötigen, doch mit ihren
frischen Ideen stellt die Firma immerhin etwas in den Mittelpunkt,
was viele ihrer Konkurrenten längst verloren haben und
Selfmade-Experten wie Adam Savage mit ihrem Beispiel wieder in den
Vordergrund rücken:
Originelle Produkte für
detailversessene Fans.
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