Sonntag, 4. Februar 2018

Der Tafelrunden-Check zum Super Bowl LII


A. Einleitung.

Und schon steht sie wieder vor der Tür: Die mittlerweile 52. Auflage des Super Bowls, in der die Champions der NFC und der AFC antreten, um die Krone des American Footballs zu erringen. Und selbstverständlich geben wir auch dieses Jahr unsere Analyse zum Besten, wer dieses Mega-Sport-Ereignis gewinnen wird.
Wie jedes Jahr fragen wir uns an dieser Stelle natürlich, warum wir als Star-Trek-Fan-Gemeinschaft irgendwo im deutschen Potsdam das überhaupt tun.
Aber als Nationalsport der USA kommt dem American Football natürlich eine ganz andere Bedeutung bei Star Trek zu: Viele Schauspieler sind bekennende Fans diverser Vereine (z.B. Patrick Stewart), spielten selbst in ihrer Jugend (z.B. William Shatner) oder mimten auf der Leinwand Footballspieler (Scott Bakula). Einer der ersten Super-Bowl-Teilnehmer spielte bereits in der Originalserie mit, in "Enterprise" konnte man einen Football durch die Schwerelosigkeit des Alls schweben sehen und wer könnte die wunderbare Umschreibung des Sports durch den Vulkanier Kov in der gleichen Serie vergessen, die Tucker richtigstellen musste:

"Die Jungs wollen den Quarterback doch nicht umbringen. Sie hindern ihn nur daran, den Ball zu werfen oder damit zu laufen! Es ist nur ein Spiel, kein Kampf auf Leben und Tod."


Vor allem aber finden sich in der Tafelrunde selbst Personen wieder, die den Sport betrieben haben, gern zu Spielen lokaler Teams gehen oder einfach nur Fans des Spektakels sind.
Weil wir aber wissen, dass es für Europäer ungefähr genauso schwierig ist, seine Sympathien zu verteilen wie für einen Amerikaner, der sich entscheiden muss, ob er nun die TSG Hoffenheim oder RB Leipzig bei deren Bundesligaduell unterstützen soll, wollen wir – wie jedes Jahr – eine augenzwinkernde Entscheidungshilfe geben, die beide Teams nach drei verschiedenen Aspekten untersucht, die es jedem Leser mit ein wenig Geschmack in Film, Fernsehen und Musik möglich macht, seinen Favoriten zu ermitteln.

B. Die konkurrierenden Städte.
In dieser Kategorie kümmern wir uns darum, die beiden Gegner in recht geografischen, historischen und soziologischen Aspekten näher zu betrachten, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, was für unterschiedliche oder doch eher ähnliche Teams aufeinandertreffen.

Die größere Stadt.
Zwar tragen die New England Patriots ihre Heimspiele im Vorort Foxborough aus, doch da dieser Umstand ungefähr dem Unterschied zwischen Spandau und Berlin gleichkommt, reduzieren wir das Duell einmal auf die Städte Boston (mit den New England Patriots) und Philadelphia (mit den Philadelphia Eagles).
Während Boston immerhin 687.600 Eingeborene zu bieten hat, kann Philadelphia dagegen stolze 1.568.000 Bewohner ins Rennen werfen. Weil aber Stadtgrenzen auch in den USA mitunter recht willkürlich gezogen werden lohnt es sich, das gesamte Einzugsgebiet zu betrachten. Während Boston dann sofort auf knapp 4,8 Millionen Personen anwächst, leben in Philadelphia mit circa sechs Millionen Bürgern noch immer mehr Bevölkerungsmenge vor der eigenen Haustür. Ja selbst wenn man die gesamten Bundesstaaten hinzuzählt, kommt man in Massachusetts (6,86 Millionen Einwohner) Hauptstadt Boston nicht umher zuzugestehen, dass in Pennsylvania (12, 8 Millionen Seelen) mehr Leute wohnen.
Vorteil: Eagles.


Die ältere Stadt.
Wie jedes Jahr ist es für europäische Verhältnisse immer ein wenig amüsant, auf die vermeintliche Besiedlungstradition amerikanischer Städte zu schauen, wo doch Trier (2034 Jahre), Potsdam (1025) oder Berlin (774 Jahre) dem Begriff im direkten Vergleich vielleicht doch etwas spotten. Doch für amerikanische Verhältnisse sind sowohl Boston (1630 gegründet) als auch Philadelphia (1681) vergleichsweise Urgesteine der urbanen Landschaft.
Vorteil: Patriots.


Die wichtigere Stadt.

Obwohl so etwas schwierig zu bestimmen ist bleibt festzuhalten, dass Boston zwar nicht die erste Geige spielt, aber als Beta+ Global City geführt wird, als Hauptstadt des eigenen Bundesstaates fungiert und mit den Hochschulen Harvard und MIT zwei der Vorzeige-Lehranstalten der USA vorweisen kann. Zudem wurden mit John Adams, Calvin Coolidge, John F. Kennedy und George Bush senior insgesamt vier US-Präsidenten hier geboren.
Philadelphia andererseits war einmal die Hauptstadt der gesamten USA und hier wurde die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet. In den Folgejahren durchlebte die Stadt allerdings einen rasanten Absturz. Unruhen, Korruption, Verbrechen und der Zusammenbruch traditioneller Industriezweige machten ihr zu schaffen. Zwar geht es mittlerweile längst wieder bergauf, aber die Stadt hat viel von ihrem Prestige verloren und muss sich mit dem Makel arrangieren, dass die Hauptstadt Pennsylvanias in Harriesburg liegt.
Vorteil: Patriots.




Die größere Nummer im Sport.
Dieser Punkt ist dieses Jahr ungleich ausgeglichener, denn sowohl Boston (New England Patriots, Red Sox, Celtics, Bruins, New England Revolution) als auch Philadelphia (Eagles, Phillies, Flyers, 76ers, Union) verfügen über je einen Mitglied in den fünf großen Ligaverbänden für Football, Baseball, Basketball, Eishockey und Soccer (das, was wir Europäer als 'Fußball' kennen). Es gibt jedoch einen kleinen, aber feinen Unterschied.
Während Boston zum erlauchten Kreis jener Städte gehört, die mindestens einen Titel in jeder Liga gewinnen konnten und auf insgesamt 37 Meisterschaften kommt, die der Stadt den Spitznamen "Title Town" einbrachten, scheint Philadelphia der direkte Gegenentwurf dazu zu sein.
Man schob den allgemeinen Misserfolg sogar schon auf einen Fluch ("The Curse of Billy Penn"), aber auch wenn dieser mittlerweile aufgehoben scheint, ist noch nicht allzu viel Zählbares dabei herausgesprungen.
Vorteil: Patriots.


Entfernung zum Austragungsort.
Während beide Städte für amerikanische Verhältnisse überschaubare 435 Kilometer voneinander trennen, die beinahe eine Derby-Stimmung heraufbeschwören, liegt der diesjährige Austragungsort des zweiundfünfzigsten Super Bowls tief im Mittleren Westen der USA. Der Meisterschaftskampf 2018 wird im kalten Minneapolis (Minnesota) ausgetragen, wobei man sagen kann, dass die Eagles hier im Duell mit ihren NFC-Rivalen Vikings vier Siege davontragen konnten, während es für die Patriots nur zu drei Siegen reichte. Andererseits sollte man bedenken, dass das Team aus Philadelphia hier insgesamt elf Partien austrug (also auch sieben Mal verlor), während die Pats nur fünf Versuche hatten (also nur zwei Mal verloren).
Nichtsdestotrotz haben die Eagles nicht nur mehr Erfahrung im hiesigen Rund als die Patriots, sie haben (mit 1582km) auch einen unwesentlich kürzeren Anreiseweg als ihre Rivalen (1800km).
Vorteil: Eagles.


C. Personelle Unterstützung.
In diesem Teil geht es eher um kulturelle Aspekte beider Orte, die dem hiesigen Fernsehzuschauer vielleicht besser bekannt sind als sportliche oder geografische Anhaltspunkte.

Berühmte Einwohner.
Es gibt einige großartige Persönlichkeiten, die der Stadt Philadelphia entstammen. Die monegassische Regentin Grace Kelly etwa erblickte ihrem späteren Leben im Pomp zum Trotz das Licht der Welt ausgerechnet in Philadelphia. Ihr taten es illustre Personen wie Kevin Bacon, Bradley Cooper, Jack Klugman oder David Lynch gleich.
Was sollte Boston da noch aufbieten können?
Vielleicht keine Fürstin, aber hinter Leonard Bernstein, Edgar Allan Poe, John Cena, Matt LeBlanc, Jack Lemmon oder Uma Thurman verstecken sich noch weitere namhafte Personen. Zum Beispiel Ben Affleck, Chris Evans oder Edward Norton, die Batman, Captain America und den Hulk verkörperten.
Vor so viel Superheldenkraft muss sich wohl auch ein gekröntes Staatsoberhaupt verbeugen.
Vorteil: Patriots.
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Berühmte Musiker.

Manches aus der Musikszene Philadelphias versetzt einen zurück in die Neunziger. Boys II Men, zum Beispiel. Oder in die Achtziger, wie The Hooters. Das erfolgreichste, was die Stadt heutzutage zu bieten hat, ist hingegen Taylor Swift, von der ich an dieser Stelle auch nichts vorstellen will. Dann doch lieber ein anderes Kind der Neunziger, das Erinnerungen an die guten alten Zeiten weckt.
Die Bloodhound Gang.



Boston andererseits hat mit den New Kids on the Block wohl eines der grausigsten Musikverbrechen der letzten zweitausend Jahre zu verantworten, aber man muss der Stadt zugutehalten, dass es viel bessere Acts zu bieten hat wie Aerosmith, Boston, Pixies, Dick Dale, die Dresden Dolls, Dropkick Murphys, Godsmack oder Rob Zombie.
Als Hörprobe soll diesmal ein Song der lokalen Band Staind dienen, der allerdings aufgrund der größeren Vielfalt Bostons nicht als Omen für den Super Bowl herhalten kann.
Vorteil: Patriots.



Verbindungen zu Star Trek.

Die Stadt Philadelphia ist im Star-Trek-Universum die Heimat eines großartigen Künstlers: Vic Fontaine. Im Bundesstaat Pennsylvania ereigneten sich die Streiks von O'Briens Vorfahren Aloysius, spielten die Ereignisse von "Carbon Creek"  und hier erblickte Balthazar Edison das Licht der Welt.
In Philadelphia wurden außerdem wichtige Schauspieler wie Robert Picardo, John de Lancie und Barry Jenner geboren.



Und doch bildet eher Boston einen Wallfahrtsort für Star-Trek-Anhänger.
Das liegt allerdings weniger an den dünnen Erwähnungen innerhalb Star Treks, sondern daran, dass neben Martha Hackett, Richard Herd oder John Schuck die Star-Trek-Legende Leonard Nimoy hier geboren wurde und aufgewachsen ist.
Vorteil: Patriots.



Berühmte fiktionale Fans.
Es gibt eine Menge von Filmen und Serien, die in Philadelphia spielen. Von "Twelve Monkeys", "The Sixth Sense", "Sieben", "Philadelphia", "Unbreakable" bis hin zu "It's Always Sunny in Philadelphia", "Cold Case" oder "Prince of Bel Air", das zwar in Kalifornien spielt, aber West Philadelphia immerhin musikalisch ein Denkmal setzte.
Aber eine Figur steht noch viel mehr für den Kampf der Arbeiterstadt Piladelphias gegen die Unbillen einer harten Welt:
Rocky Balboa.
Sylvester Stallone, der eigentlich in New York geboren ist, spielt gerne mit diesem Mythos und brachte bereits mehrfach seine Kunstfigur mit den Eagles in Zusammenhang.

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Auf der anderen Seite steht mit Peter Griffin Seth MacFarlanes Familienoberhaupt und "Family Guy", der in mehreren Episoden mit seinen Patriots gemeinsame Sache machte. Mal lief er für sie auf, mal versuchte er Trainer Bill Belichick zum Lachen zu bringen und mal bat er bei Gott persönlich für sein Team um Erfolg.
Doch auch wenn Peter Griffin damit offensichtlich erfolgreich gewesen sein muss, bleibt die Legende um Rocky Balboa unerreicht.
Vorteil: Eagles.



Berühmte Fans.
Die Eagles, die als eines der fänstärksten Teams im American Football überhaupt gelten, haben eine ganze Reihe von Fans. Unter ihnen sind beispielsweise Schauspieler Bradley Cooper, der ehemalige Vizepräsident Joe Biden, der Comedian Kevin Hart oder der Darsteller Danny de Vito.
Am bekanntesten – nicht zuletzt wegen seiner Rap-Einlage zu seiner Heimatstadt im Intro von "Der Prinz von Bel Air" ist aber fraglos Will Smith, den man ferner vielleicht noch aus "Independence Day", "Bright" oder "Suicide Squad" kennen könnte.

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Zu den Vorzeige-Fans der Patriots gehören hingegen die Ehefrau Tom Bradys, das Modell Gisela Bündchen, Late-Night-Host Conan O'Brien, Aerosmith-Sänger Steven Tyler oder Jon Bon Jovi.
Vorzeigefan ist sicherlich der "Marsianer" Matt Damon, der sogar einmal für eine Rolle in einem Star-Trek-Film im Gespräch war.

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Zwar gibt es kaum etwas gegen den Marsianer ins Feld zu führen, aber der Vollständigkeit halber sollte angemerkt werden, dass vor allem der Erfolg der Patriots einen ganz besonderen Fan angezogen hat, der sogar mit Quarterback Tom Brady, Trainer Bill Belichick und Club-Eigner Robert Kraft befreundet ist: Donald Trump.
Vorteil: Eagles.
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Maskottchen.
Die beiden Aushängeschilder ihrer Vereine sind die Maskottchen Pat Patriot (New England Patriots) und Swoop (Eagles). Während Pat Patriot ein wenig so aussieht, als wäre er das uneheliche Kind von Thomas der Lokomotive und Captain Hook, erfreut er sich in den USA nicht zuletzt wegen seines patriotischen Grundtones großer Beliebtheit. Doch nicht nur, dass Adler in den USA mit mindestens ebenso viel Pathos beladen werden; in diversen Internet Rankings rangiert der Adler Swoop zumeist vor seinem Kollegen aus Boston. Und er spielte immerhin in Ace Ventura mit…
Vorteil: Eagles.





D. Der sportliche Rahmen.

An dieser Stelle widmen wir uns – überblicksartig – dem sportlichen Aspekt des Spiels, vergleichen die Ausgangssituation beider Teams und widmen uns den Prognosen.

Statistik.
Die bisherige Bilanz der beiden Mannschaften spricht knapp für die Eagles, denn von den dreizehn bisherigen Begegnungen konnten sie sieben für sich entscheiden. Unter den sechs Siegen der Patriots ist aber auch der Gewinn des Super Bowls XXXIX im Jahre 2008 zu finden, in dem die Pats den Finalträumen der Eagles ein grausames Ende bereiteten. Insbesondere mit Blick auf die bisherige Titelbilanz bleibt festzustellen, dass das Team aus Philadelphia erst zum dritten Mal überhaupt das Endspiel erreicht hat, während ihrem Gegner dieses Kunststück immerhin bereits neun Mal, wobei ihnen das Kunststück gelang, seit dem Jahr 2002 insgesamt fünf Mal als Sieger vom Platz zu gehen.
Philadelphia hingegen kämpft massiv gegen den Aberglauben an.
Nachdem der "Curse of Billy Penn" überwunden zu sein scheint, geht in der NFL das Gerücht um, dass ein weiterer Fluch namens "Lombardi Curse" auf der Mannschaft lastet. So soll das Team die Trainer-Legende Vince Lombardi durch dessen einzige Play-Off-Niederlage so verärgert haben, dass die nach ihm benannte Super-Bowl-Trophäe der Mannschaft aus Philadelphia für immer verwehrt bleiben soll…
Vorteil: Patriots.


Die Quarterbackfrage.
Auf der einen Seite steht ein Fels in der Brandung. Bereits seit Jahrzehnten ist Tom Brady ein Erfolgsgarant bei den New England Patriots und seine Fähigkeiten haben bereits mehr als einmal einen Super Bowl entschieden. Mittlerweile zählt er stolze vierzig Lenzen, aber wenn uns vorangegangene Finalspiele (wie z.B. der Super Bowl 50) irgendetwas bewiesen haben, dann doch, dass gerade auf dieser Position Konstanz und Erfahrung von unschätzbarem Wert sind.
Auf der anderen Seite steht die grandiose Geschichte eines Underdogs. Als sich Carson Wentz, der etatmäßige Quarterback zu Saisonende verletzte, sprang sein neunundzwanzigjähriger Ersatz Nick Foles an und machte seine Sache in bester American-Dream-Manier so gut, dass die Eagles ihr Ligafinale gewannen und ins Endspiel einzogen. Hier kann Foles das Märchen perfekt machen, auch wenn es eher wahrscheinlicher ist, dass die Patriots diesen Personalwechsel mit ihrer Abgebrühtheit eiskalt ausnutzen werden.
Vorteil: Patriots.





Die Trainer.
Bill Belichick ist fraglos einer der erfolgreichsten und fähigsten Trainer der NFL-Geschichte, dem ohne Frage stets die Favoritenrolle zukommt. Doch Belichicks Weg ist gepflastert mit Skandalen. So ließ er Absprachen anderer Teams abfilmen, Psychospielchen mit seinen Gegnern betreibt und wurde von George R.R. Martin auf recht unschmeichelhafte Weise in einem seiner Bücher erwähnt.
Vergleichsweise unauffällig ist sein Gegenüber Doug Pederson, der über seine Tätigkeit als Assistenztrainer schließlich 2016 zum Head Coach aufstieg und seither die Eagles trainiert. Immerhin kennt er die Situation seines Schützlings Foles' bestens, denn Pederson war während seiner aktiven Laufbahn selbst zumeist als Ersatzquarterback im Einsatz. In Philadelphia bricht er jedenfalls einen Rekord nach dem anderen; ob es aber für den Gewinn des Super Bowls reichen wird, wird sich zeigen müssen…
Vorteil: Patriots.


Skandale.
Das unbeliebteste an den Eagles sind vor allem ihre Fans. Zwar zählt man sie im gleichen Moment zu den leidgeprüftesten, aber ihr schlechter Ruf manifestiert sich immer wieder an ihrem Verhalten. Sie werfen mit Schneebällen auf Weihnachtsmänner, johlen bei Schwerverletzungen anderer Spieler und tendieren zum öffentlichen Urinieren. Auch ausgestreckte Mittelfinger, Bierbecherwürfe und Spuckattacken sind keine Seltenheit.
Das alles liest sich vor allem aus europäischer Perspektive recht harmlos, stellt aber in Amerika, wo Ligasport mehr Event als Lokalkolorit ist, ein echtes Problem dar.
Die Patriots hingegen sind ein wahres Sammelbecken für Skandale und Affären wie das Deflate-Gate, Spy-Gate oder ähnliche Possen, die dem Sport vor allem Glaubwürdigkeit kosten. Da sie zudem als eines der besten NFL-Teams viele Meisterschaften für sich entscheiden konnten, haben sie es in den letzten Jahren verstärkt geschafft, den Unmut anderer Fans auf sich zu ziehen.
Ich kann an dieser Stelle den Film "Unbesiegbar" empfehlen, in dem ausgerechnet der Patriots-Fan Mark Wahlberg eine Spieler-Ikone der Philadelphia Eagles verkörpert. Der Film ist furchtbar kitschig, nach Schema F gestrickt und so sehr von der originalen Story abweichend, dass Vince Papale am Ende fast wie eine Disney-Prinzessin wirkt. Aber das Werk zeigt aus einer ungewöhnlichen Perspektive die Fans des Clubs, die der Arbeiterschaft entstammen und in einer unzertrennbaren Beziehung zu ihrem selten erfolgreichen Verein stehen. Um es zugespitzt zu sagen: Es ist ein wenig, als würde Schalke (Philadelphia) gegen Bayern München (New England Patriots) spielen.
Vorteil: Eagles.


Der Tafelrunden-Experten-Tipp.
An dieser Stelle übergebe ich das Wort an jemanden, der sich deutlich besser auskennt als ich:
Der Potsdamer Royal Dennis Rösner:

"Im diesjährigen Superbowl treffen 2 Schwergewichte aufeinander, die ein spannendes Spiel erwarten lassen. Angefangen mit dem Herausforderer aus der NFC, den Philadelphia Eagles. Vieles lässt sich über beide  Teams sagen, dennoch werde ich versuchen, die wichtigsten Fakten kurz und knapp zusammenzufassen.
Die Eagles spielen eine herausragende Saison, die beste seit Jahren (Um nicht zu sagen: Jahrzehnten!). Denn erstmals seit über fünfzig Jahren haben sie die Chance, die begehrte Lombardi-Trophäe in die Höhe zu strecken. Angeführt wird diese solide gecoachte Truppe allerdings von ihrem Backup-Quarterback Nick Foles. Der etatmäßige Quarterback, Carson Wentz,verletzte sich nämlich kurz vor Ende der regulären Saison schwer am Knie, was ein Weiterspielen unmöglich machte. Die Eagles ließen sich jedoch nicht unterkriegen und meisterten alle Herausforderungen, die die Playoffs für sie zu bieten hatte. Besonders stark spielt die Defense der Eagles auf. Die Verteidiger spielen außerordentlich physischen und knochenharten Football. Die Deckung der Gegenspieler erfolgt sehr eng, was ein Passspiel enorm erschwert und der Pass-Rush ist so enorm mächtig, sodass die Offense-Line im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun haben wird.
Eine mögliche Schwäche könnte die fehlende Spielpraxis des Backup-Quarterbacks sein sowie die fehlende Erfahrung in einem Endspiel zu stehen. Dennoch haben die Männer aus Philly keine schlechten Chancen auf den Pokal, sofern sie Ihre Stärken ausnutzen und eine gute Tagesform abrufen können.
Auf der gegenüberliegenden Seite das absolute Maß aller Dinge, wenn es um Endspiele und Erfahrung geht. Die New England Patriots stehen seit Beginn des 21. Jahrhunderts nunmehr zum 8. Mal im Endspiel. Von den sieben gespielten Superbowl-Matches konnten sie fünf für sich entscheiden. Eine Leistung, die ihresgleichen sucht. Den letzten Erfolg konnten sie im vergangenen Jahr verbuchen, als sie das größte Comeback feierten, welches es je in einem Superbowl zu sehen gab. Die Truppe um Tom Brady, den 'Greatest of all Time', wie ihn unzählige Experten und Medien nennen, ist also eine echte Macht, mit der es im Endspiel zu rechnen gilt.
Dabei sah es am Anfang des Jahres noch gar nicht so sicher nach einer Superbowl-Teilnahme aus. Auf den besten Receiver in ihrer Offense, Julien Edelman, mussten sie das ganze Jahr verzichten. Ebenso in der Defense gab es enorm viele Ausfälle, die es zu kompensieren galt. Doch die Erfahrung und, wie es scheint, der pure Wille zum Siegen machten es schließlich möglich, wieder einmal die Chance auf die Lombardi-Trophäe zu bekommen. Große Stärken der Patriots sehe ich persönlich in ihrem enorm flexiblen Passspiel. Egal ob Receiver, Tight End oder sogar Runningback, Tom Brady findet fast immer eine Anspielstation um den Ball über das Feld zu bewegen. Den Rücken freigehalten bekommt er auch hier von der außerordentlich gut zusammenspielenden Defense. Besonders die Rookies (Neulinge) und die anderen jungen Spieler konnten von den Veteranen im Team profitieren und ihre Leistung schnell steigern.
Eine Chance, die Patriots zu schlagen, gibt es eigentlich nur indem man Druck auf den Quarterback, Tom Brady, aufbaut. Ihn zu Fehlern zu zwingen, ihm wenig Zeit zu geben und stetig wissen zu lassen, dass die Defense präsent ist, das sollte das Ziel der Eagles sein.
Da ich glaube, dass Erfahrung in diesem Sport ein kaum zu ersetzendes Gut ist, und die Patriots mehr als genug davon besitzen (sowohl spielerisch, als auch was die Endspiel-Atmosphäre angeht), tippe ich auf einen (wenn auch knappen) Sieg von New England.
"
Vorteil: Patriots.


Prognosen.
Diesem Tipp schließen sich die Wettbüros in Amerika und Europa durchgehend an. Experten wie Sebastian Vollmer oder Björn Werner sehen es ähnlich und selbst Tier-Orakel wie Jimmy Fallons traditionsreiche „Puppy Predictionund andere prognostizieren größtenteils einen Sieg der Patriots.
Vorteil: Patriots.




Mein Tipp.
Obwohl ich mit Begeisterung seit den Zweitausendern jedes Jahr den Super Bowl verfolge, habe ich eine unglaublich schlechte Quote von erfolgreichen Vorhersagen. Von bislang zwölf getippten Endspielen lag ich gerade einmal drei Mal richtig.
So ist es in der Tafelrunde längst zur Tradition geworden, meinen eigenen Tipp als Argument gegen das Team zu verwerten, dem ich die Daumen drücke.
Wider besseren Wissens werde ich aber auch dieses Jahr den Underdogs meine Sympathien zukommen lassen, in der wagen Hoffnung, dass die Patriots-Dominanz vielleicht gebrochen wird.
Vorteil: Patriots.


Endergebnis.
Bei einem deutlichen Stand von zwölf zu sechs sieht wohl alles danach aus, als würden auch diesmal Tom Brady und die New England Patriots die Vince-Lombardi-Trophäe in den amerikanischen Nachthimmel recken. Unter den Zuschauern wird es wohl viele geben, die sich darüber freuen, aber auch mindestens genauso viele, denen der Sieg der Patriots Ärger bereiten wird.


E. Was es sonst noch zu wissen gibt.
Natürlich gibt es neben allem, was wir bisher erörtert haben noch ein oder zwei Sachen, die man zum Super Bowl wissen sollte.

Austragungsort und Ausstrahlung.

Als Endspielort hat man sich ausgerechnet für Minneapolis entschieden, wo die Vikings ihr Zuhause haben. Diese haben sich nicht nur von den Eagles im Liga-Endspiel herauswerfen lassen, sondern spielen auch noch in einer äußerst kalten Gegend. Wie beide Teams mit den sibirischen Temperaturen klarkommen, dürfte wohl auch von maßgeblicher Bedeutung für diesen Abend werden.
In unseren (wärmeren) Breiten kann man die Übertragung ab 22.50Uhr auf Pro Sieben miterleben, wobei der Kick-Off erst um 0.30Uhr beginnen wird. Es empfiehlt sich wohl, den nächsten Tag ausschlafen zu können.

Nationalhymne.
Die singt niemand geringeres als der Eagles-Fan Pink. So laufen bereits erste Wetten, die sich statt eines Spielergebnisses mit der Haarfarbe der Sängerin beschäftigen.

Halbzeitshow.
Die wird zum bereits dritten Mal von Justin Timberlake bestritten, wobei er zu seinem ersten Auftritt noch Mitglied der Gruppe NSYNC war. Denkwürdiger war hingegen sein zweiter Auftritt mit Janet Jackson, der als "Nipplegate" in die Annalen der Übertragungsgeschichte einging und dafür sorgte, dass bis heute die Übertragungen zeitlich verzögert werden (um notfalls eingreifen zu können).
Ob es dieses Jahr zu einem ähnlichen Moment kommen wird, darf ernsthaft bezweifelt werden.

Werbung.
Einer der Höhepunkte des Super Bowls ist stets die Werbemaschinerie, die sich jedes Jahr auf's Neue Mühe gibt, rechtzeitig zum Sportereignis neue Spots ins Rennen zu werfen, die für unglaubliche Summen während des Spiels ausgestrahlt werden. Glücklicherweise bekommt man hierzulande deutlich weniger davon mit, so dass wir hier immerhin den sehenswertesten Spot unter Mitwirkung von Peter Dinklage und Morgan Freeman zeigen.



F. Schluss
So viel von uns an dieser Stelle. Vielleicht schlägt sich ja auch der ein oder andere von Euch die Nacht für dieses Ereignis um die Ohren, möchte nach diesen Beschreibungen selbst einmal auf den Sieger tippen oder seine Abscheu gegenüber dem Sport Audruck verleihen.
So oder so – Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Wer übrigens für keine der beiden Mannschaften die Daumen drücken möchte, hat übrigens noch eine dritte Option. Der Asteroid 2000 AJ129 passiert die Erde just zum Super Bowl und glaubt man der Yellow Press in Großbritannien, könnten weder Patriots noch Eagles gewinnen. Und auch wenn es längst Entwarnung von glaubwürdigerer Seite gegeben hat, haben sich längst genug Sportmuffel entschieden, das "Team Asteroid" zu unterstützen...

Mittwoch, 31. Januar 2018

Turons Senf zur dreizehnten Folge Discovery



Spoilerwarnung
. Dieser Artikel enthält massive Spoiler zum Inhalt der dreizehnten Discovery-Folge "Auftakt zur Vergangenheit" und sollte nur gelesen werden, wenn man die Episode und sämtliche vorangegangenen bereits gesehen hat.


I. Einleitung.
Langsam kristallisiert sich heraus, dass Discovery eine Serie ist, die nur schwer in eine Reihe mit anderen Star-Trek-Serien zu bringen ist. Sie verwendet andere Erzählstrukturen, setzt das Hauptaugenmerk auf andere Inhalte (Figurenkonflikte, Todesfälle, Action) und bildet eine insgesamt geschlossene Handlung, die sich deutlich vom bislang traditionell epiosodenzentrierten Erzählmodell abhebt.
Mehr noch als die drei Abramstrek-Filme würde vielleicht diese Serie den Untertitel "Not Your Father's Star Trek" verdienen, so dass es nicht allzu sehr verwundert, dass die Serie vielen Fans Probleme bereitet. Gibt es da überhaupt noch Grund zur Hoffnung?


II. Story.
Der düstere Lorca treibt sein Unwesen auf dem Palastschiff der Imperatorin!
Er befreit seine alten Mitstreiter aus der Enge ihrer Agoniezellen, zwangsrekrutiert den hilflosen Wissenschaftler Paul Stamets, zieht marodierend durch die dunklen Gänge der ISS Charon und treibt die aktuelle Herrscherin Philippa Georgiou mehr und mehr in die Enge. Letzten Endes bleibt selbst ihr nur allein das Heil in der Flucht vor dem Widersacher und seinen Schergen zu suchen.
Aber die Korridore, Lüftungskanäle und Wartungsgänge werden nicht allein von Georgiou-treuen und oppositionellen Streitkräften bevölkert: Zwischen all diesen Fronten schleicht auch Michael Burnham umher, um nicht nur ihr Schiff, die USS Discovery, vor den hiesigen Vorgängen zu warnen, sondern auch, um einen Weg aus dem Chaos zu finden, in das sie durch die Ränkespiele Lorcas geraten ist.
Als sie und Georgiou schließlich zusammentreffen, schmieden sie einen Plan, um nicht nur dem Treiben des verhassten Emporkömmlings ein Ende zu setzen, sondern auch das gesamte Palastschiff in Schutt und Asche zu verwandeln…


III. Lobenswerte Aspekte.

Folgenkonstruktion. Man muss bei aller Kritik doch zugeben, dass mitunter eine echte Augenweide ist, was da in den kanadischen Aufnahmestudios im Namen Star Treks so zusammengezimmert wurde. Einmal abgesehen von den tollen Sets, Schauspielern und Props lässt sich dies auch immer wieder am zum Teil atemberaubenden Kameraeinsatz, den vielen unterschiedlichen Perspektivaufnahmen oder schier endlose Zweikampf-Choreografien ablesen, die in der Form gar nicht, nur sehr selten oder bestenfalls im Kinoformat zu sehen waren. Einschränkend bleibt im gleichen Atemzug aber zu bemängeln, dass dies auch bedeutet, dass mit ähnlicher Beharrlichkeit an unbeliebten Elementen wie der gefürchteten Wackelkamera oder den verhassten Lens Flares festgehalten wird.
Der Episode "Auftakt zur Vergangenheit" muss man ferner noch einen insgesamt sehr klaren Fokus zubilligen: Vermeintlich störende Elemente, wie L'Rell oder Ash Tyler, werden zugunsten der Konzentration auf einen größeren Erzählstrang ersatzlos beiseite getan (sie dürften dafür aber in den beiden nächsten Folgen umso mehr im Zentrum stehen). Dafür gibt man sich die Mühe, längerfristige Entwicklung zu finalisieren und über die Gebühr geöffnete Baustellen endlich zu schließen. Es ist eine beinahe klassische Inszenierung einer Fernsehepisode nach modernen Maßstäben, komplett mit einer Menge Action, einer ähnlichen Menge Pathos, einem Showdown und natürlich einem Cliffhanger.
Die Serie lässt seine Zuschauer durch immer neue Entwicklungen, unerwartete Twists sowie offene Fragen nicht mehr in Ruhe und das Erschreckende ist, wie sehr man sich nach dreizehn Episoden bereits an diesen Zustand gewöhnt hat und gewisse Suchterscheinungen zu zeigen beginnt.
Aber im Angesicht zweier verbleibender Folgen ist die Aussicht auf Spannung natürlich etwas eingeschränkt. Doch wer sich vor der Ausstrahlung oder kurz vor Ende dieser Episode ernsthaft gefragt hat, womit man jetzt noch zwei Folgen durchbringen will, wird sich jetzt sicherlich fragen, wie man die vielen verbliebenen Handlungsstränge jetzt noch auflösen will, denn viel zu viele Fragen stehen noch ebenso unbeantwortet im Raum, wie eh und je.
Wie wird die Crew das Dilemma um den verlorenen Krieg gegen die Klingonen lösen?
Was ist mit der Spiegeluniversums-Discovery?
Was passierte mit dem Original-Lorca?
Wie wird die Imperatorin in diesem Universum sterben?
Ist Tyler noch zu retten?
Was blüht der zum Scheitern verurteilten Sporentechnologie?
Was geht es mit Michael Burnhams ausstehender Haftstrafe weiter?


Moralität. Gegen Ende der Serie löst sich natürlich ein klein wenig das Konstrukt auf, dass eine Folge zwangsläufig der Beantwortung einer bestimmten philosophischen Frage folgt. Stattdessen springt die Moral munter zwischen verschiedenen Motiven hin und her, so dass man sich als hungriger Zuschauer am Ende wie bei einem All-You-Can-Eat-Buffet den schmackhaftesten Happen heraussuchen kann. Das ist auch ganz gut so, denn mitunter offenbaren sich Grundfragen in dieser Serie so sehr mit der Brechstange, das einem als Zuschauer förmlich der Hinterkopf schmerzt, wenn man mal wieder hinterrücks von einer von ihnen getroffen wird.
Um zu erläutern was ich damit meine, bedienen wir uns an dieser Stelle einmal eines Zitates aus der Durchsage Lorcas auf der ISS Charon:

"Hallo Philippa, jahrelang hast Du zugelassen, dass fremde Rassen unsere Grenzen überfluten und es sich vor unserer Haustür bequem machen und am Ende eine Rebellion anzetteln! Die Terraner brauchen einen Anführer, der unsere Lebensweise erhalten kann. Unsere Rasse!"

Es ist vergleichsweise unschwer, an diesen Äußerungen deutliche Anklänge an die Rhetorik des US-Präsidenten Donald Trumps zu erkennen. Lorca könnte im gleichen Atemzug von einem Einwanderungsstopp aus Mexiko reden, Wohltaten zuerst für Amerika ("America first") einfordern oder statt Georgiou Hillary Clinton als Versagerin deklassieren (wer es gerne etwas lokaler hätte: es ist ein unverhohlenes "Merkel muss weg!").
Als er kurz darauf mit Burnham spricht, setzt er diese Vergleichbarkeit fort:

"Und Sie wissen, dass die Föderation ein Experiment ist, das zum Scheitern verurteilt ist. Ein kindischer Idealismus. All die Spezies, Entscheidungen und Meinungen sind nicht gleichwertig und wie sehr auch immer sie sich bemühen: Die Starken und Fähigen werden immer obsiegen."

Auch hier bediente sich der Drehbuchschreiber einer Sprache, die bei Trump, aber auch so manchem AfD-Politiker direkt aus der Redenschatulle geborgt zu sein scheint. Es geht um die Reduzierung sowie Herabsetzung von Demokratie, der eigenen Selbsterhöhung und darwinistische Prinzipien, die wir alle schon längst überwunden geglaubt haben,  nur um sie nun doch wie Untote aus ihren vermeintlichen Gräbern kriechen zu sehen.
Aber wie reagiert man auf so etwas?
Um es mit Burnham zu sagen:

"Das Einzige, von dem ich mich habe blenden lassen, waren Sie!"

Einsicht ist der beste Weg zur Erkenntnis. Es ist sicherlich eine Sache, einem Blender und Täuscher auf den Leim zu gehen, aber eine völlig andere, das Gehirn auszuschalten und diesen Kurs beizubehalten.
Es ist natürlich toll, dass damit das erste Mal seit Enterprise (die Xindi-Attacke als Metapher für 9/11) wieder dringende tagespolitische Ereignisse angesprochen werden, denn darüber hat sich Star Trek oft erfolgreich identifiziert: Der Vietnam-Krieg in "Der erste Krieg", der Zusammenbruch der Sowjetunion in "Star Trek VI: Das unentdeckte Land" oder Rassismus in "Bele jagt Lokai" sind nur einige Beispiele für das gelungene Spiel mit gesellschaftlich relevanten Themen der Zeit.
Doch auch wenn der Versuch durchaus ehrbar ist, bleiben die vorgestellten Zitate am Ende doch nur vereinzelte Sätze eines Spiegeluniversumscharakters. Eine Figur, die einen Trump markiert oder wenigstens eine Folge, die uns mit den Folgen seiner wirren Weltsicht konfrontiert, sucht man bei Discovery wohl auch in Zukunft vergeblich.
In die gleiche Kerbe schlägt wohl auch die nicht minder mäßig verschleierte Umweltschützermetapher auf den Alleingang Trumps beim Thema Klima, die zum Beispiel dann deutlich anklingt, wenn die Crew der Discovery ihr Unverständnis zum Ausdruck bringt, dass man sich im Spiegeluniversum nicht um die Auswirkungen der heute verursachten Verschmutzungen kümmern würde.
Auch das sind sicherlich gut gemeinte Ansätze, die allerdings im großen Erzählrahmen bestenfalls den Charakter einer Randnotiz erhalten.
Daher liegen meine Sympathien auch eher in Themen, die wir bereits in vorangegangenen Rezensionen ausführlich besprochen haben, weil sie schon vorherige maßgeblich Folgen bestimmt haben.
Zum Beispiel, dass es keine unlösbaren Szenarien gibt und dass man mit ein wenig Glauben an sich selbst Außergewöhnliches erreichen kann. In bester Kobayashi-Maru-Manier erfahren das auch Saru, Paul Stamets und Sylvia Tilly, die hier eine Todesmission tatsächlich in einen Fluchtweg zurück nach Hause transformieren können.
Noch großartiger war im Vergleich dazu nur der nun endgültig ausgefochtene Showdown zwischen einem bedingungslosen Glauben an das Schicksal gegen die Annahme, dass ausschließlich Selbstbestimmung unsere Handlungen formt. Das Duell dieser beiden konträren Ansichten, in diesem Fall direkt von Lorca und Burnham ausgefochten, hat am Ende einen klaren Sieger – ein vergleichsweise versöhnlicher Abschluss im Anbetracht der Tatsache, dass trotz des Fehlens großer gesellschaftlicher Themen immerhin zentrale menschliche Motive die philosophische Tradition Star Treks am Leben erhalten.


IV. Kritikwürdige Aspekte.

Charaktermomente. Kann sich noch jemand an die ersten Begegnungen mit Lorca erinnern? An dessen dunkle, geheimnisvolle Aura?
Weiß noch jemand, wie wir Stück für Stück von der Skrupellosigkeit des Mannes erfuhren und dabei zusahen, wie er Verschwörungen gegen Klingonen, seine Vorgesetzen und seine eigene Crew spann?
Gut, denn irgendwie ist dieser Mann seit der Ankunft auf der ISS Charon verschollen.
Fast wirkt es, als ob Lorca seitdem (vielleicht durch einen Unfall mit einer Kopfverletzung? Oder einen zu langen Aufenthalt in den Agoniezellen??) wieder die konstante Brutalo-Dummheit seiner Universumsgenossen teilt oder durch das Originaluniversum verweichlicht wurde.
Nur wenige Szenen lassen ihn noch in gewohnter alter Form erstrahlen; meistens dann, wenn er Personen wie z.B. die Spiegeluniversumsvarianten von Stamets oder Owosekun effektvoll exekutiert.
Aber ansonsten läuft er erschreckend planlos (vergleiche "Kanonbrüche und Logiklöcher") über die Decks des Palastschiffes, kalauert sich auf geistiger Augenhöhe zu der wiedergefundenen Vollblutsoldatin Landry (vorherige Gerüchte, dass Lorca ursprünglich ein Verhältnis mit ihrem Spiegelbild gehabt hätte wirken nun nur noch glaubwürdiger)  durch die Dialoge und verspielt seinen sicheren Sieg am Ende durch völlig unterranisches Verhalten.
Vor allem, weil Burnham völlig unvermittelt zu seiner Achillesverse mutiert.
Natürlich hat er mit ihrer Spiegeluniversumsentsprechung das Bettlager geteilt und natürlich glaubt er, dass das Geschick die beiden zueinander geführt hätte und natürlich hat er bereits im Originaluniversum seine schützende Hand über sie gelegt.
Aber dieses konkrete, obsessive Verhalten fällt dann doch so plötzlich vom Himmel, dass die Lichtempfindlichkeit der hiesigen Eingeborenen im Vergleich dazu beinahe clever eingefügt erscheint.
So erscheint es kaum nachvollziehbar, warum er ihr freies Geleit auf dem gesamten Schiff ermöglicht. Die Art und Weise, wie er sie schließlich aufnimmt, als sie mit Georgiou im Schlepptau zurückkommt, wirkt eher wie 'liebestoller Mittfünfziger beim Ausleben der dritten Midlife-Krise'. Und dass er – einem jungen He-Man gleich – Landry mit einem Schwerthieb niederstreckt, als sie die Oberhand im Kampf gegen die Verräterin erringt, war im Angesicht der Situation völlig unnachvollziehbar. Gruseliger Höhepunkt war dann aber, dass er, nachdem er von hinten erdolcht wurde, seine mühsam ausgespuckten letzten Worte ebenfalls Burnham widmet.
Alles in allem ist Lorca lächerlich sentimental (nicht nur Burnham, sondern auch Saru gegenüber) und wirkte nicht mehr wie jener durchgängig fiese, berechnende Charakter, den Jason Isaacs mit seiner Darstellung zuvor unwiderruflich nach ganz weit oben auf die Liste der Star-Trek-Bösewichte gespielt hat.


Ähnliche Konstanzprobleme zeigte dieses Mal auch Burnham. Auch sie scheint von der Identitätskrise, die der Besuch in dieser Realität mit sich bringt, betroffen zu sein.
Zwar bleibt sie trotz aller Erfahrungen ihren Föderationsidealen treu, doch davon ab verliert sie sich völlig in einem Strudel der Gefühle zu Philippa Georgiou. Jener Frau, die sie mehrfach in die Zelle sperren ließ, ihr Kelpianersuppe servierte und den Kontakt zu ihrem Schiff untersagte, läuft sie wie ein Schoßhündchen immer wieder hinterher, obwohl ihr klar ist, dass es sich nicht um die selbe Person handeln kann, der sie schon einmal beim Sterben zusehen musste.
So wird sie für den unerträglichsten Moment der Folge verantwortlich, als sie sich dem Spiegelbild ihrer verstorbenen Ziehmutter nicht nur sprichwörtlich um den Hals wirft, um sie aus der Gefahrensituation zu beamen.
Diese massiven Charakterverwerfungen machen es schwierig, beiden Charakteren zu folgen. Es war daher in dieser Episode bedeutend angenehmer, anderen Figuren etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken.


Saru zum Beispiel, der mehr und mehr in die großen Schuhe eines Sternenflotten-Captains hineinwächst. Es erfüllt einen als Zuschauer beinahe schon mit gewissem väterlichen Stolz den hochgewachsenen Kelpianer, der das Kommando in "Wähle Deinen Schmerz" noch als Bürde verstand, so souverän auf der Brücke agieren zu sehen. Es deuten sich damit bereits einige positive Trends für die zweite Staffel an, zumal der von Doug Jones verkörperte Offizier der erste Alien-Captain der Star-Trek-Fernsehgeschichte wäre.
Nicht minder gefällig setzte sich Paul Stamets in Szene, vor allem, wenn er mit Sylvia Tilly zusammenarbeitete. Zwischen beiden herrscht eine angenehme Arbeitsatmosphäre, von der wir in der nächsten Staffel auch gern mehr sehen wollen.
Ebenfalls nach Zugabe schreit auch der plötzliche Zuwuchs in der Menge an Dialogzeilen von Airiam, dem kybernetischen Crewmitglied des Schiffes. Vielleicht kann man in ihrer verstärkten Präsenz ebenfalls ein Versprechen an die Zukunft sehen… 
Der Rest des Casts war bessere oder schlechtere Staffage. Georgiou hatte ihre Momente, aber war ebenso schizophren zerrissen wie Burnham oder Lorca. Der Spiegeluniversums-Stamets – der immerhin verstehen ließ, warum Lorca seinen Gegenpart stets unfreundlich behandelte – war weit von der Verschlagenheit entfernt, die er noch im Vorgänger offenbarte. Und auch wenn ich mich über die Rückkehr von Rekha Sharma prinzipiell gefreut habe, war ich nicht in der Lage, den Unterschied zwischen dem Original und der Spiegeluniversumsvariante zu erkennen.


Die Sache mit dem Pilz. Es gibt noch immer einiges, was mich an der neuen Serie stört. Ab und zu, wenn es mich mal wieder besonders stört, krame ich es hervor, um mich darüber zu beschweren.
Der Look zum Beispiel, der die Wahl eines Handlungsortes zehn Jahre vor der Originalserie nicht unbedingt widerspiegelt. Die Holotechnologie die auch in dieser Episode viel zu ausgereift für den Zeitrahmen war. Und diese ganze Pilzgeschichte.
Ich will nicht falsch verstanden werden: Vieles am Sporennetzwerk finde ich in der Tat reizvoll, aber die Autoren benutzen es als erzählerisches Allheilmittel, dass sie jedesmal dann aus dem Schrank kramen, wenn Sachverhalte anderweitig schlecht zu erklären sind.
So verwundert es wohl kaum, dass man Sporen mittlerweile für alles gebrauchen kann: sie dienen als Medizin, zur Energiegewinnung, als Antrieb, als Futter, als Waffe, zur Planetenzerstörung, zur Geisterbeschwörung und es ist wohl auch nicht abwegig, dass sogar Stamets Biowaffe auf seinen Forschungen zum Myzel-Netzwerk fußen.
Mein Problem daran ist, dass zu selten glaubwürdige oder zumindest halbwegs wissenschaftliche Erklärungen damit einhergehen. Es ist – frei nach dem Motto 'Friss den Pilz oder stirb' – ein Objekt erschaffen worden, dass in etwa so faktensicher wie die Midichlorianer bei Star Wars daherkommt: Es wird bei Bedarf einfach mit gerade benötigten Fähigkeiten versehen, ohne dass wenigstens halbwegs nachvollziehbare Einschränkungen den Eindruck einer erzählerischen Abkürzung schmälern würden.
Dass kann man wunderschön daran erkennen, dass Lorca in der Pilz-Kugel elendig verbrennen muss, während die USS Discovery wenige Augenblicke später das Kunststück gelingt, das Objekt völlig unbeschadet zu durchfliegen.
Und auch wenn klar ist, dass die Myzel-Netzwerk-Technologie schon allein deshalb zum Scheitern verurteilt sein muss, weil man keine zehn Jahre später in der Originalserie nichts mehr davon weiß, wage ich allmählich zu bezweifeln, dass wir in dieser Staffel noch miterleben werden, wie das Gebilde zerstört wird, denn ich bin mir sicher, dass die Autoren und Produzenten noch eine Menge mehr Pilzwuchs im Hinterkopf haben, der uns für mindestens zwei oder drei weitere Staffeln beschäftigen wird.


Kanonbrüche und Logiklöcher. Man kann als Fan ja über das optisch und inhaltlich völlig umgekrempelte Spiegeluniversum sagen was man will, aber man muss den Autoren zugutehalten, dass sie immerhin ihren eigenen Dreck beseitigen.
Nicht nur, dass sich das Palastschiff fulminant in Weltraumstaub verwandelt hat, es hinterlässt ein Imperium, dass sich neu suchen muss: Einen neuen Imperator, eine neue Herrscherelite, eine neue Richtung und eine neue Optik, die diesen Neuanfang markiert.
Auf der anderen Seite wird das diktatorische Staatsgebilde auch entscheidend geschwächt und die Nachfolgekämpfe sind ein ideales Brutbett für Rebellionen, Bürgerkriege und Katastrophen, die das Imperium genau an den Rand des Ruins bringen könnten, an dem es in "Ein Paralleluniversum" steht.
In diesem vermeintlichen Bruch in der Kontinuität kann man also – wenn man sich bemüht weiterzudenken – tatsächlich das genaue Gegenteil finden.
Leider sind solche Momente nicht unbedingt häufig gesät und mich stören vor allen die vielen kleineren und größeren Unzulänglichkeiten, die mehr an der Glaubwürdigkeit nagen, als jedes fragwürdige Schiffsdesign.
Wie sagte Lorca so schön?

"Ein Jahr, zweihundertzwölf Tage Folter und Agonie meine Freunde. Meine Anhänger! Aber ich bin zurückgekehrt, um Eurem Leid einen Sinn zu geben: Heute ist der Tag, an dem wir unser Imperium zurückerobern! […] Auf dem Schiff des Imerators sind wir genau richtig. Ich bin in ein anderes Universum und wieder zurückgesprungen; denken Sie das schafft man ohne einen Plan?"

War das, was wir nun in der Folge gesehen haben, Lorcas fast zwei Jahre lang ausgetüftelter Plan?
Allein zu hoffen, dass zufällig genug seiner alten Anhänger vor Ort sein würden ist ja schon mutig genug, aber dann auch noch wie ein Cowboy wild um sich schießend in Richtung Thronsaal zu stürmen ist so ziemlich der Gegenentwurf des planvoll agierenden Strategen, der sich in vorangegangenen Folgen etabliert hatte.
Dabei hätte es ungleich bessere Pläne gegeben, die Lorca hätte schmieden können.
Zum Beispiel hätte er eine von den klingonischen Tarnvorrichtungen herbringen können.
Oder er hätte in den Archiven seines Schiffes herumstöbern können, um die Technologie der Xindisonde zu stehlen.
Oder er hätte Mudds Zeitkristall mitnehmen können, der sich erst vor einigen Episoden als exzellentes Mittel zur Rache entpuppt hat.
Wirklich alles wäre besser gewesen als dieses wahnwitzige Unterfangen, dem sich Lorca letztendlich hingab. Obwohl das Wort 'Plan' in dieser Hinsicht mit Vorsicht zu genießen ist, denn auch Burnhams Idee, sich und Georgiou auszuliefern, war nicht weniger waghalsig.
Während ich das bei Burnham vielleicht noch als Akt der Verzweiflung interpretieren könnte, stört mich dies bei Lorca einfach.
Ist dies denn der gleiche Lorca, dem es in der originalen Zeitlinie gelang, geräuschlos den Platz seines Doppelgängers einzunehmen, Captain des fortschrittlichsten Föderationsschiffes zu werden und alle Personen in seinem Umfeld nach Belieben an der Nase herumzuführen?
Ich meine, dass dieser Mann im Vorfeld deutlich gezeigt hat, dass er besser Pläne, Intrigen und Ränke schmieden kann als die gesamte Borgia-Familie, Egon Olsen oder Brain. Aber mit seiner Rückkehr passt er sich scheinbar auch intellektuell wieder seiner stumpfen Umgebung an.
Im Zusammenhang mit dem oben genannten Zitat weißt Landry Lorca noch auf etwas anderes hin. Es sollen sich zehn imperiale Bataillone an Bord befinden, von denen man in der Folge erstaunlich wenig sieht.
Wo sind die Soldaten hin? Wo sind sie geblieben?
Zehn Bataillone umfassen immerhin mindestens 3000 Personen, von denen sicherlich ein guter Teil durch Stamets Bio-Waffe stirbt. Aber dass kein anderer von denen Lorcas, Georgious oder Burnhams Weg kreuzt, ist schon eine außerordentlich glückliche Fügung.
Verwunderung befällt den Zuschauer auch, warum man sich eigentlich die Mühe macht einen Myzel-Körper mit einem Kraftfeld zu schützen, obwohl man es nicht einmal mit Photonentorpedos zerstören kann, während man den Thronsaal als Sitz eines Imperators, der wohl ziemlich häufig zum Gegenstand von Attentaten, Angriffen und Mordversuchen werden dürfte, völlig ungeschützt lässt.
Es hat sich mir außerdem nicht erschlossen, warum Georgiou und Burnham miteinander gebeamt aber getrennt voneinander materialisiert worden sind.
Und woher Rhys nach der Rückkehr in die eigene Zeitlinie plötzlich eine interaktive Kriegsstandskarte hervorzaubert, obwohl es keinen (nicht einmal mehr automatischen) Kontakt zur Föderation gibt, wird wohl ebenso unter den Teppich des Vergessens gekehrt werden, wie alle anderen Logiklöcher.


V. Synchronisation.
Es ist noch nicht einmal so, dass die deutsche Synchronisation total schlecht wäre. Man kann Benjamin Stöwe hören, hat einen leichteren Zugang zum Inhalt und größtenteils ist die Übertragung auch recht stimmig. Aber immer wieder ist sie inkonsistent mit dem Duzen und Siezen, dem Titel der Imperatorin oder übersieht, dass Saru Burnham im Original plötzlich als 'Freund' bezeichnet. Viel zu oft gehen einfach kleinere Details in der Übersetzung verloren, was mitunter ein wenig ärgerlich macht.


VI. Fazit.
Die nach allen Regeln der Handwerkskunst produzierte Folge "Auftakt vom Ende" bietet einen Abschluss.
Es ist ein Abschied vom Spiegeluniversum, der von massiven Logiklöchern, neuen Wunderfertigkeiten der Pilztechnologie und schizophren agierenden Hauptcharakteren bestimmt wird.
Auf der anderen Seite begründet er so kurz vor Staffelende auch einen kompletten Neuanfang.
Die Crew muss ihre eigene Identität ohne den omnipräsenten Lorca finden, die Krise eines verlorenen Krieges lösen und bislang sieht alles danach aus, als würde man sich nun wieder dessen besinnen, was in bester Star-Trek-Tradition das Menschsein ausmacht.

Bewertung.
Eine neue Hoffnung.





VII. Schluss.

Discovery ist in der Tat keineswegs "das Star Trek unserer Väter" (eine weitere meiner sehr freien Übersetzungen) und ein klein wenig liegt sogar der Verdienst der Serie darin. Sie entspricht den Sehgewohnheiten des 21. Jahrhunderts und hat es verstanden, diese mit zentralen Inhalten der Franchise zu verbinden. Es ist beileibe keine Fernsehrevolution wie damals die Originalserie oder The Next Generation, aber es ist auch keine endloses Recycling vorangegangener Konzepte wie etwa Voyager oder Enterprise.
Diese mitunter rücksichtslos modernisierte Lesart Star Treks ist nicht frei von Fehlern, aber man kann ihr zumindest zubilligen, über einen gewissen Unterhaltungswert zu verfügen.
Vor allem aber ist sie besser als eines:
Gar kein Star Trek.


Denkwürdige Zitate.

"Hi, Doc…"
Ellen Landry (Spiegeluniversum) zu Paul Stamets (Spiegeluniversum)

"Es steht Dir nicht zu, mich 'Philippa' zu nennen."
Philippa Georgiou (Spiegeluniversum) zu Michael Burnham

"Ihr Mangel an Weitsicht enttäuscht mich immer wieder. Darunter habe ich auch einmal gelitten, aber nicht, was mir widerfahren ist, war ein Zufall! Weder, in einer anderen Welt zu landen, noch, ein Schiff zu finden mit dem ich wieder zurückkehren kann. Ich bin der lebende Beweis dafür, dass es das Schicksal wirklich gibt. Apropos, Wir haben jetzt den Punkt erreicht, an dem Ihr Nutzen für mich in keinem Verhältnis mehr steht zu der Gefahr sie am Leben zu lassen. Und vertrauen konnte ich Ihnen sowieso nie richtig. Der Lebenskern des Myzel-Netzwerkes; irgendwie poetisch oder? Ein Wissenschaftler stirbt durch die eigene Schöpfung! Ich mach nur Witze; ich hasse Poesie…"
Gabriel Lorca zu Stamets

"Lorca ist der Auffassung, das Schicksal hätte mich zu ihm geführt. Aber er wird nicht über meine Zukunft verfügen! Ich selbst muss entscheiden, welchen Weg ich beschreite. Das müssen wir alle. Das hat meine Philippa mir beigebracht."
Michael Burnham

"Es ist hinreichend bekannt, dass meine Spezies die Fähigkeit hat, den nahende Tod zu spüren und ich spüre ihn nicht heute nahen. Ich mag nicht auf alles eine Antwort wissen, aber eines weiß ich genau: Ich bin von einem Team umgeben, dem ich vertraue; dem besten Team, das sich ein Captain je wüschen könnte! Lorca hat unseren Idealismus missbraucht. Und damit das ganz klar ist: Die Discovery ist nicht länger Lorcas Schiff! Sie ist unser Schiff!! Und heute begibt sie sich auf ihre Jungfernfahrt. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen und ein Scheitern dürfen wir auf keinen Fall hinnehmen. Sie haben ihre Befehle. An die Arbeit!"
Saru

"Ich musste gerade daran denken wer alles gesagt hat, man würde sich leer fühlen, sobald der Sieg errungen ist. Das müssen Idioten gewesen sein!"
Lorca

"Sehr terranisch von Ihnen."
Lorca zu Burnham

"Wir hätten versucht Sie nach Hause zu bringen – wenn Sie nur gefragt hätten. Denn so ist die Sternenflotte …und so bin auch ich! Und deshalb werde ich Sie nicht töten."

"BitteHilf mir, Michael…"
Lorcas letzte Worte

"Was hast Du mit mir gemacht?"
Georgiou zu Burnham

Weiterführende Leseliste.
01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"