Einleitung. Die Galor-Klasse ist ein alter Bekannter. Treu flog sie noch während meiner frühen TNG-Jahre in klassischen Auftritten wie "Der Rachefeldzug", "Fähnrich Ro" oder "Das fehlende Fragment" vor meinen Augen über den Bildschirm, nur um dies in zahlreichen DS9-Folgen und sogar einigen Voyager-Episoden zu wiederholen. Sie begleitete mich in Videospielen wie "Birth of the Federation", "Star Trek Armada II" oder "Star Trek Online" und das dazugehörige Micro-Machines-Modell war eines der ersten in meinem Besitz. Und so geht es nicht nur mir: in vielen Star-Trek-Sammlungen weltweit bildet die Galor-Klasse einen festen inhaltlichen Bestandteil und ist aus der Franchise nach all ihren Auftritten kaum mehr wegzudenken.
Aufgrund eben dieser Präsenz gehört sie - nicht weniger als ein Bird of Prey, Warbird oder Borg-Kubus - zu den stilprägenden Raumschiffdesigns Star Treks und es war wohl gleichzeitig Verpflichtung als auch Risiko, dieses Modell im Hause Eaglemoss zu veröffentlichen: Verpflichtung aufgrund der reichhaltigen Tradition die mit diesem Schiffstyp einhergeht; aber eben auch ein Risiko, weil man sich schon fragen kann, ob es den britischen Modellbauern gelingen würde, diesem schon so oft gesehenen Stück Science-Fiction-Geschichte noch eine eigene Note zu verleihen.
Lobenswerte Aspekte. Erste Pluspunkte verdient sich das Modell bereits durch seine außerordentliche Kompaktheit und seine gelungene Verteilung von Plastik- und Metallelementen. Herausgekommen ist ein besonders ausgewogenes Schiff, das selbst im direkten Eaglemoss-Vergleich heraussticht.
Um diese gewagte Hypothese meinerseits zu testen, muss man nur einmal das Modell aus seiner Halterung nehmen und von selbst stehen lassen: Es bleibt auf seinen dicken Rumpf stehen ohne nach vorn oder hinten überzukippen und sieht selbst in dieser Position noch immer elegant und windschnittig aus.
Und Stichwort Halterung: Selbst die ist dieses Mal über die Gebühr gut gelungen und bietet diesem Modell trotz dessen Standhaftigheit einen sicheren Hafen.
Sobald man ihn zu den anderen Eaglemoss-Modellen in die Schrankwand stellt, fällt aber auch noch eine weitere Eigenschaft auf, die das Modell deutlich von seinen Artgenossen abhebt. Die Kolorierung ist mit seinem Braunton vielleicht nicht unbedingt eine Eins-zu-Eins-Entsprechung der im Beipackzettel beschriebenen Farbe "wüstengelb" [S. 15], doch sie sticht definitiv aus dem Einheitsbrei der üblichen Farbgebungen heraus.
Wirklich denkwürdig am Modell sind aber die vielen kleinen Details wie die Hoheitszeichen der Cardassianischen Union, die Schriftzüge, aber auch der kleine Steg am 'Schwalbenschwanz' des Schiffes, der auf beeindruckende Art und Weise zeigt, zu welchen Feinarbeiten die Eaglemoss-Schmieden tatsächlich in der Lage sind.
Kritikwürdige Aspekte. Aber an genau dieser Stelle beginnt auch gleich einer der Schwachpunkte des Modells, denn es wirkt absehbar, dass potentielle Bruchkanten am Ministeg, dem Schwanz oder am Brückenkopf wie ein Damokles-Schwert ständig über dem Modell schweben. Man sollte das Schiff daher bei aller Kompaktheit nicht all zu hoch stellen, denn nach dem Fall könnte man sich ungewollt davon überzeugen, dass sich so ein Schiff der Galor-Klasse in drei verschiedene Teile separieren kann (nicht, dass davon etwas im Begleitheft stehen würde).
Ferner darf man an dieser Stelle schon einmal die Frage stellen, warum die Warptreibwerke in diesem Fall nicht transparent gestaltet wurden. Tatsächlich ist allein der Deflektorschild am Bug des Schiffes in durchsichtigem Rot angelegt, wobei sich auch hier nicht ganz zu Unrecht die Frage aufwirft, warum diese im Heft zumeist blau gestaltet ist [vgl. S. 1, S. 3 , S. 5, S. 9, S. 16]
Das lässt sich schließlich zur Feststellung zuspitzen, dass der Detailgrad dieses Modells zwar wirklich schön, aber mitnichten konsequent ausgeführt wurde. Wenn man nämlich den kleinen, zerbrechlichen Steg am Ende des Schiffes bewundert, lässt sich diese filigrane Mehrarbeit an anderer Stelle nämlich deutlich vermissen: Der hinlänglich beschriebene [vgl. S. 15] und an mehreren Stellen im Heft deutlich sichtbare [vgl. S. 1, S. 9, S. 14, S. 15, S. 16, S. 18] "Opferaltar" erinnert in seiner Endfassung eher an einen traurig blickenden Roboter.
Begleitheft. Das orthografisch fehlerfreie Heft bietet ausgiebige Zusatzinformationen für wissbegierige Fans. So kann man herausfinden, dass 'Galor' eine mythologische Kriegerfigur ist [vgl. S. 9], am Modell nach den Initialen der Designer suchen [vgl. S. 16] oder das Henkelkreuz als Designgrundlage des Schiffes identifizieren [vgl. S. 15].
Doch davon abgesehen gibt es ein ziemlich breites Informationsloch, das nicht zuletzt in dem viel zu ausufernden, vierseitigen Lückenfüller zur Konzeption der Figur Dukats [vgl. S. 10 bis 13] begründet liegt. Bietet denn die Galor-Klasse mit ihren immerhin 29 Star-Trek-Auftritten nicht mehr Stoff für so ein Magazin?
Das würde es schon, aber stattdessen hinterlässt es den Leser mit mehr Fragen als Antworten:
Wo etwa befindet sich das Shuttledeck?
Soll das am Ende des Brückenbereiches ein Impulstriebwerk sein?
Was stellen die ganzen Aufbauten dar?
Wird es kein Eaglemoss-Modell der Keldon-Klasse geben [vgl. S. 5]?
Am Inhalt des Heftes lässt sich am Ende sogar ein wenig zweifeln, denn Rick Sternbachs Aussage, das ägyptische Design ginge vor allem auch darauf zurück, dass die Cardassianer aufgrund ihrer gewaltsamen Annexion Bajors "[…] ein bisschen wie die ägyptischen Pharaonen sind" [vgl. S.15] ist nicht nur eine sehr merkwürdige Analogie, sondern mutet auch noch stark anachronistisch an. Schließlich war das Modell erstmals in "Der Rachefeldzug" zu sehen, also eine Staffel vor der Episode "Fähnrich Ro", in der - auf Anregung Sternbachs - überhaupt erst bekannt wurde, dass die Cardassianische Union die Heimatwelt der Bajoraner in ihrem Würgegriff hielt.
Fazit. Die Galor-Klasse ist ist ein alter Weggefährte der Star-Trek-Fans. Sie muss nun nicht unbedingt gleich als "abgefahren" [S. 14] bezeichnet werden, aber dennoch stellt sie ein gelungenes optisches Highlight mit hohem Wiedererkennungswert das, das in keiner Sammlung fehlen sollte. Doch auch wenn sich Eaglemoss hier mit den Details durchaus Mühe gegeben hat, bleibt festzuhalten, dass diese Mühe durchaus ihre Grenzen zeigte, die bis weit ins Begleitheft hineinreichen.
Bewertung. Gut, aber sicherlich nicht 'abgefahren'.
Eure Bewertung.
Weiterführende Leseliste.
Eaglemoss 01. USS Enterprise NCC-1701-D
Eaglemoss 02. USS Enterprise NCC-1701 [Refit]
Eaglemoss 03. Klingonischer Bird-of-Prey
Eaglemoss 04. Enterprise NX-01
Eaglemoss 05. Romulanischer D'deridex-Warbird
Eaglemoss 06. USS Excelsior
Eaglemoss 07. USS Defiant
Eaglemoss 08. K't'inga Klasse
Eaglemoss 09. USS Voyager
Eaglemoss 10. Akira-Klasse
Eaglemoss 11. Jem'Hadar Schlachtkreuzer
Eaglemoss 12. USS Reliant NCC-1864
Eaglemoss 13. Borg Sphäre
Eaglemoss 14. Romulanischer BoP (2152)
Eaglemoss 15. Tholianisches Schiff (2152)
Eaglemoss 16. USS Prometheus
Eaglemoss 17. Xindi-Insektoiden-Schiff
Eaglemoss 18. USS Enterprise NCC-1701-E
Eaglemoss 19. Vor'Cha Klasse
Eaglemoss 20. Die USS Dauntless
Eaglemoss 21. Der Ferengi Marauder
Eaglemoss 22. Die Nova-Klasse
Eaglemoss 23. Die Galor-Klasse
Eaglemoss 24. Die USS Stargazer
Eaglemoss 25. Bajoranischer Sonnensegler
Eaglemoss 26. Nebula-Klasse
Eaglemoss 27. Krenim-Zeitwaffen-Schiff
Eaglemoss 28. Maquis-Raider
Eaglemoss 29. Jem'Hadar Jäger
Eaglemoss 30. Nausicaanischer Raider
Eaglemoss 31. Romulanischer Warbird Valdore
Eaglemoss 32. Runabout Orinoco
Eaglemoss 33. Cardassianische Hideki-Class
Eaglemoss 34. Surak-Klasse
Eaglemoss 35. Bird of Prey (22. Jahrhundert)
Premium 001. Shuttle Typ 6
Sondermodell 01. Deep Space 9
Sondermodell 02. USS Enterprise 1701 (2009)
Sondermodell 03. Die USS Vengeance
Sondermodell 04. Klingon D4 Angriffsjäger
Abo Geschenk 01. Borg-Kubus
Abo Geschenk 02. Future Enterprise