Hallo Du,
Wir sind uns noch nie begegnet und doch
kennen wir uns dank des Zaubers der sozialen Netzwerke. Du liest
regelmäßig meinen Blog und folgst mir sogar treu auf Facebook.
Zuweilen kommentierst Du hüben wie drüben meine Beiträge und man
könnte beinahe behaupten, dass ich mich über so engagierte Follower
wie Dich freue und mir gar noch viel mehr Fans wie Dich wünschen
würde.
Wenn da nicht diese eine Sache wäre.
Es hilft nicht, es zu leugnen, denn ich
haben es gesehen.
Du hast einen „Gefällt mir“-Klick
an einer Stelle gesetzt, die mir überhaupt nicht gefällt.
Es war nicht irgendeine Seite, unter
der plötzlich zustimmend Dein (Klar-) Name stand, sondern ein
Hetzartikel gegen Flüchtlinge und Asylanten in Deutschland.
Daher muss ich Dich – von einem
Star-Trek-Fan zum anderen – mal einfach geradeaus fragen:
Ist das Dein Ernst?
Glaubst Du wirklich, dass beides
irgendwie zueinander passt?
„Ich hab dadurch so viel gelernt. Zum
Beispiel, dass man Leute achten soll, egal ob sie schwarz, weiß,
Klingonen oder sogar Frauen sind.“
Auch wenn die Schreiber der
Sci-Fi-Satire diese Äußerung humoristisch zugespitzt haben,
entbehrt sie doch nicht eines gewissen wahren Kerns: Offenheit
gegenüber allem Andersartigen ist eine – wenn nicht sogar die -
Hauptbotschaft in Star Trek.
Aus diesem Grund sind die Anhänger der
Franchise auch ein Inbegriff für Toleranz. Ein intoleranter Trekkie
klingt daher schon irgendwie so widersprüchlich wie ein
kommunistischer Nazi, ein homophober Schwuler oder ein Klingone ohne
Ehrgefühl.
Hast Du denn gar nichts aus Folgen wie
„Spock unter Verdacht“, „Ganz neue Dimensionen“, „Bele jagt Lokai“, „Auf schmalem Grat“, "Das Auge des Universums“ oder
„Dämonen“ und „Terra Prime“ (u.v.m.!) gelernt, für die es
noch nicht einmal sonderlich viel Intelligenz bedarf, um darin ein
Gleichnis auf den Rassismus unserer Tage zu sehen?
Das Traurige ist, dass ich ganz genau
weiß, dass Du im Grunde gar kein schlechter Mensch bist. Vielleicht
hast Du ein paar falsche Freunde, vielleicht liegt es an dem
provinziellen brandenburgischen Provinzkaff in dem Du aufgewachsen
bist oder vielleicht hattest Du an dem Abend das ein oder andere
romulanisches Ale zu viel getrunken (das sollte aber auch wirklich
verboten werden!).
Außerdem halte ich wenig davon, Leute
an den Pranger zu stellen, arbeitslos zu machen oder vom Internet-Mob
niederbrüllen zu lassen.
Ich hoffe stattdessen, dass Du Dich der
selben Werte erinnerst, die uns Star-Trek-Fans (übrigens per
Definition eine ausländische TV-Serie!) weltweit einen: Der Glaube
an eine Menschheit, die in der Lage ist, sich weiterzuentwickeln und
über primitive Anschauungen wie Rassenhass, Fremdenfeindlichkeit
oder Intoleranz hinauszuwachsen.
Menschen, die mit Vorbildern wie
Captain Picard, Sisko oder Janeway aufgewachsen sind, lassen sich
nämlich nicht unbedingt in einen Mob pressen, der in Nauen,
Heidenau, Freital oder Tröglitz Einblicke in die tiefsten Abgründe
unserer Spezies liefert.
Wir sind die andere Seite, denn Star
Trek symbolisiert genau all das, was die „Asylkritiker“,
„PEgdIdA-Sympathisanten“ (kein Schreibfehler, der Name müsste
eigentlich korrekt auf diese Weise geschrieben werden) und „besorgten
Bürger“ gemeinhin als 'Gutmenschen' zu diffamieren versuchen.
Nimm Dir also einfach Captain Kirk zum
Vorbild, dem es in „Das unentdeckte Land“ gelang, seine Abneigung
gegen Klingonen zu überwinden. Lass ein wenig von dem, was Du
bereits Hunderte Male auf dem Fernsehbildschirm gesehen hast auf Dein
Leben abfärben. Statt Hunderten von Star-Trek-Seiten nur virtuell zu folgen,
solltest Du damit beginnen, die grundlegende Botschaft der vielen
Serien und Filme ernstzunehmen.
Natürlich gibt es zu guter Letzt aber
auch noch die Möglichkeit, dass ich mich schlichtweg in Dir
getäuscht habe und Du tatsächlich unserer einziger Follower mit
schizophrenen Anwandlungen und vor allem einem totalem Dachschaden
bist.
In diesem Fall hinterlasse ruhig weiter
Deine "Gefällt-Mir"-Angaben auf derlei mäßig verschleierten
Neo-Nazi-Seiten – aber tu uns allen den Gefallen, das
"Gefällt-Mir"-Häkchen wieder von meiner Seite zu nehmen.
Solche Fans braucht nämlich niemand;
weder Star Trek im Allgemeinen, noch Hermann Darnell im Speziellen.
Vielen Dank,
Dein Hermann Darnell