Samstag, 22. August 2015

Gewinnspiel

Es ist noch nicht all zu lang her, da haben wir an dieser Stelle den 100.000 Besucher auf dem Blog begrüßt. Sieht man sich jetzt mal unseren Besucherzähler an, wird einem bewußt, dass wir in nur einem Jahr die 200.000 erreicht haben. Zum Vergleich: für die ersten 100k haben wir knapp 5 Jahre gebraucht. 
Wir möchten uns nun bei all den treuen Lesern, Bloggern, Freunden und Mitgliedern der Tafelrunde  bedanken, und wir machen das wieder mit einem Gewinnspiel!
Dazu müsst Ihr nichts anderes tun als DAS Ereignis zu dokumentieren!
Wer es also schaftt, einen Screenshot von der 200.000 zu machen und das dann an unsere Mailadresse schickt, wird mit einer Überraschung rechnen müssen:
Und so könnte das dann aussehen:

Montag, 17. August 2015

Star Trek Attack Wing - Unendliche Weiten auf 36x36 Zoll

Hallo liebe Hobby-Schiffscaptains und andere Bruchpiloten! Auf Anregung von Turon47 möchte ich euch an dieser Stelle Star Trek Attack Wing (kurz STAW) etwas genauer vorstellen, welches einigen von euch aufgrund der Brettspiel-Con vor einigen Wochen schon ein wenig vertraut sein dürfte.

STAW? Was ist das überhaupt?

STAW ist ein Miniaturenspiel (Tabletop) das es euch ermöglicht  Raumschlachten und Missionen aus dem Star Trek-Universum nachzuspielen. Dabei werden derzeit Schiffe und Charaktere aus TOS, TNG, DS9, VOY und ENT sowie die Kinofilme vor 2009 thematisiert.

 STAW wird von dem US-Hersteller Wizkids vertrieben und in Deutschland ist der Distributor Asmodee seit einigen Monaten für die Veröffentlichung und den Vertrieb der deutschen Version verantwortlich. Diese lässt aber noch etwas auf sich warten. Daher gibt es STAW derzeit nur auf Englisch!

Bei STAW gibt es kein Spielfeld wie man es von Brettspielen kennt, sondern einfach einen Tischbereich von 36x36 Zoll (ca. 90x90 cm), der den Teil des Universums darstellt auf dem sich das Geschehen abspielt. Damit das Ganze etwas stimmiger aussieht verwenden wir häufig Matten mit Weltraum-Aufdrucken.
Stimmige Matte mit einigen Schiffen und Raumobjekten.
Auf dem Spielfeld werden die Schiffe dann nach bestimmten Regeln bewegt und interagieren (siehe weiter unten). Je nach Mission spielen manchmal noch weitere Objekte wie Schiffswracks, Planeten, Minen, etc. eine Rolle.

Spielen kann man am besten zu zweit oder dritt aber auch größere Szenarien sind problemlos realisierbar. Ein Spiel dauert durchschnittlich 1-2 Stunden.

Wie sehen die Schiffe und deren Besatzung in STAW aus?

Die Schiffe sind aus Plastik, leicht vorbemalt und stecken auf einer durchsichtigen “Base”, damit sie “fliegend” auf dem Untergrund bewegt werden können. Auf dem Fuß der Base befindet sich ein Pappplättchen (Token), dass spielrelevante Infos zum Schiff darstellt. Zudem wird der Captain des Schiffes als Pappbild auf die Base geklemmt - fertig ist das eigene Schiff. In der Regel kommandiert ein Spieler 2-3 Schiffe.
Einige STAW-Schiffe (selbst neu bemalt)
Zu jedem Schiff gibt es zudem eine Schiffskarte und eine Manöverkarte die die möglichen Flugmanöver des Schiffes darstellt. Zudem können Schiffe durch eine Auswahl an Captains und Upgrades (besondere Talente des Captains, Crew, Sekundärwaffen und Technologie) erweitert werden. Jeder Captain und jedes Upgrade bringt besondere Spielvorteile mit und wird durch eine eigene Spielkarte repräsentiert, die neben die Schiffskarte gelegt wird um die Zugehörigkeit zu dem Schiff zu zeigen.
Zu jedem Schiff gehören 1 Captain und einige Upgrade (z.B. Crew, Waffen)

Welche Fraktionen kann ich spielen?

Derzeit gibt es 13 verschiedene Fraktionen:
  • Föderation
  • Klingonen
  • Romulaner
  • Dominion
  • Borg
  • Kazon
  • Vulkanier
  • Bajoraner
  • Ferengi
  • Spezies 8472
  • Independent
  • Spiegeluniversum
  • Q
Die Föderation, die Klingonen, die Romulaner und das Dominion sind die Fraktionen, die seit dem Start des Spiels bzw. der ersten Erweiterung dabei sind. Daher haben sie ausreichend Schiffe zur Verfügung, um eine große Vielfalt an Flottenkombinationen zu ermöglichen. Die Borg, die Vulkanier, die Independent-Fraktion und das Spiegeluniversum sind inzwischen auch ausreichend mit Schiffen versorgt. Die anderen Fraktionen haben bisher eher wenige Schiffstypen, so dass ihre Flotten sich untereinander sehr ähneln. Die Q haben gar keine Schiffe, können aber Mitglieder des Q-Kontinuums auf anderen Schiffen mitfliegen lassen.

Während die meisten Fraktionen bekannt sind, stellen Independent und Spiegeluniversum eine Ausnahme dar. In der Independent-Fraktion finden sich Schiffe, die nicht bei anderen Fraktionen untergekommen sind aber auch nicht aus einer alternativen Realität stammen. Hier finden wir sehr viele kleinere Völker des Delta-Quadranten (z.B. Hirogen, Vidiianer) sowie Maquis-Mitglieder und weitere Exoten (z.B. Gorn, Tholianer). In der Spiegeluniversum-Fraktion finden sich sowohl die Schiffe des Spiegeluniversums als auch alle Schiffe und Personen, die aus anderen Realitäten stammen (z.B. die U.S.S. Pasteur und Captain Beverly Crusher).

Wie funktioniert das Spiel?

Ich will hier nur einen kurzen Abriss über die Regeln geben. Es geht dabei nur darum, dass ihr einen groben Überblick habt. Für jeden der es genau wissen will empfehle ich den kostenlosen Download der Regeln und die YouTube-Einführungen von Sebastian Küster.

Bevor es losgeht, möchte ich euch in folgender Grafik kurz die einzelnen Zahlenwerte auf den Karten verdeutlichen. Die Schiffskarte ist die wichtigste Karte, da hier vor allem Kampfwerte angegeben sind. Die Karte mit dem Captain steuert vor allem den Skill hinzu (je höher desto besser) und die Upgrade-Karten steuern weitere Boni und Möglichkeiten bei.
Beispielhafte Spielwerte für Schiff, Captain und ein Upgrade
 Alles beginnt mit dem Zusammenbau eurer Flotten. Dafür einigt ihr euch im Vorfeld auf einen Punktwert (typischerweise rund 100 Punkte), die jeder für seine Flotte ausgeben darf. Für diesen Punktwert könnt ihr nun eure Schiffe, Captains und Upgrades auswählen. Alles kostet Punkte. Je nach gewählter Fraktion solltet ihr bei 100 Punkten 2-3 Schiffe kommandieren.

Anschließend baut ihr euer Spielfeld auf. In der Regel reicht eine Spielmatte mit ein paar Kartenelementen (z.B. Planeten, Asteroiden, Schiffswracks). Beim 1-gegen1-Spiel stellt jeder seine Flotte auf einer der gegenüberliegenden Seiten auf. Je nach Mission und Anzahl der Spieler kann die Aufstellung variieren.

Das weitere Spiel läuft in Runden á 4 Phasen und entspricht dem so genannten “Flight Path”-System, dass einige aus X-Wing oder sogar aus D&D Attack Wing kennen werden.
Über das Manöverrad wird das nächste Schiffsmanöver verdeckt ausgewählt.
Die erste Phase ist die Planungsphase. In dieser Phase planen allle Spieler gleichzeitig welche Manöver euer Schiff fliegen soll. Jedes Schiff hat eine Manöverkarte. Eines der Manöver wählt ihr auf dem Manöverrad geheim aus und legt dann das Rad verdeckt vor euch hin. Wenn alle Spieler ihre Manöver gewählt haben, ist diese Phase vorbei. Der Clou an dieser Phase ist, dass ihr nicht wisst wie der Mitspieler fliegt, so dass immer ein bisschen Pokern dabei ist…

In der folgenden Aktivierungsphase führt ihr in der Reihenfolge eurer Initiative (abhängig von eurem Captain) euer gewähltes Manöver aus. Dafür legt ihr wie in den beiden folgenden Abbildungen gezeigt das entsprechende Manöver-Template an das Schiff und bewegt das Schiff auf die andere Seite des Templates.
 Das gewählte Manöver wird ausgeführt.
Anschließend wird in der Regel eine “Aktion” ausgeführt. Dadurch kann man sich auf die kommende Kampfphase vorbereiten, indem man sich z.B. darauf vorbereitet auszuweichen, seine Kampfstationen besetzt, als Borg regeneriert oder sonst was tut. Da die besseren Captains in der Aktivierungsphase später fliegen und Aktionen ausführen, haben sie hier einen Vorteil - sie wissen schon wie ihre Gegner agiert haben und können eine passende Aktion wählen. Schlechtere Captains müssen mehr spekulieren. Es gibt neben einigen Standardaktionen eine Unmenge an Aktionen, die ihr durch bestimmte Schiffe, Captains, Upgrades oder Missionen erhaltet.

Nun folgt die Kampfphase! Hier schießen bessere Captains vor schlechteren Captains. Im Prinzip messt ihr aus ob der Gegner in Reichweite ist und würfelt dann mit der Anzahl von roten Angriffswürfeln wie euer Schiff als Schusskraft-Wert hat. Der beschossene Gegner verteidigt sich mit der Anzahl an grünen Ausweichwürfeln die sein Agilitätswert ihm erlaubt. Jeder rote Treffer oder Volltreffer, der nicht durch ein grünes Ausweichsymbol negiert wird, fügt einen Schaden hinzu. Gut für den der noch Schilde hat, denn diese werden zuerst abgebaut. Erst dann geht es an den Hüllenwert - hier tut’s etwas mehr weh da für jeden Volltreffer noch irgendwas zusätzliches Schlimmes passiert (z.B. Waffenfehlfunktion, Warpkernbruch).
Angriffs- und Ausweichwürfel. Das Kampfstationen-Ergebnis ist ein Erfolg wenn die Kampfstationen vorher besetzt wurden.
Durch eine Reihe weiterer Waffen und Modifikatoren (z.B. Reichweite) gibt es in der Kampfphase noch etwas mehr Vielfalt. Aber das Prinzip ist immer wie hier beschrieben.

Die letzte Phase ist die Endphase. Hier wird aufgeräumt und Schilde werden wieder aktiviert.
Dann beginnt die nächste Runde wieder mit der Planungsphase… So geht es weiter bis eine der Siegbedingungen erreicht ist oder eine vorher definierte Zeit abgelaufen ist.

Okay, das klingt total toll. Wie starte ich?

Die Starter-Box und ihr Inhalt: Alles was man zum Spielen braucht!
Der ideale Start ist der Kauf der Starter-Box. Sie kostet im Handel etwa 40 Euro und enthält alles Spielmaterial was man für kleine Spiele benötigt. Dazu gehören drei Schiffe (U.S.S. Enterprise-D, I.R.W. Khazara, I.K.S. Maht-H'a).

Die Starter-Box könnt ihr dann Stück für Stück um weitere Schiffe ergänzen.

Wie regelmäßig gibt es neues Spielmaterial?

Pro Monat bringt Wizkids eine “Wave” aus drei neuen Schiffen raus. Jedes Schiff kommt als Set inkl. inkl. zugehöriger Karten und einer neuen Mission und kostet um die 16 Euro. Es dauert in der Regel 1-2 Wochen bis die Schiffe auf den deutschen Markt kommen. Wer es besonders eilig hat kann über eBay aber direkt bei den US-Händlern kaufen. In Berlin bekommt man STAW in den größeren Spieleläden. Ich kaufe immer im Gamer’s HQ in Steglitz.
Einige Erweiterungssets
Zudem gibt es regelmäßig sogenannte Organized Play (OP)-Sets mit denen man turnierähnlich eine bestimmte Mission 3x spielt. Der erfolgreichste Spieler bekommt dann ein nicht auf dem freien Markt erhältliches Schiff. OP-Sets gibt es nur für Läden! Schön ist, dass zudem JEDER Teilnehmer unabhängig von seinem Spielerfolg weiteres kleineres Spielmaterial erhält. Die Materialien findet ihr aber auch bei eBay - teils zu stolzen Preisen. Wenn ihr Interesse an der Teilnahme an OP-Spielen im Potsdamer/Berliner Raum habt, wendet euch einfach direkt an mich. Dann schicke ich euch auch Einladungen zu.

Eine Übersicht über die bereits erschienenen Schiffe und weiteres Material findet ihr auf BoardGameGeek. Bisher sind knapp 100 STAW-Schiffe und ähnliches (z.B. Shuttle, Fighter) erschienen. Einige davon sind jedoch schon vergriffen. Zur Inspiration zeigt das folgende Bild meine derzeitige Sammlung. :-)
Meine Vitrine – Es wird eng im Weltraum…
Übrigens findet man auf startrek.com regelmäßig die Vorstellungen der kommenden Erweiterungen.

Wie ist die Spieler-Community organisiert?

Im Vergleich zu verwandten Spielen wie X-Wing ist die STAW-Community in Deutschland deutlich kleiner. Sie wächst aber beständig und heißt nach meiner Erfahrung jeden neuen Spieler willkommen. STAW ist im Ruhrgebiet, in Nordwestdeutschland sowie im Berliner Raum ausreichend weit verbreitet, dass man genug Mitspieler findet.

Im Berliner Raum gibt es für das halbwegs organisierte STAW-Spiel drei Anlaufpunkte:
  1. Die OP-Spielevents vom Gamer’s HQ. Diese finden mit Unterstützung des Steglitzer Brettspielladens statt. Als neue Location für die Spiele dient das nerdige Level 76 in Potsdam-Babelsberg.
    Kontakt: E-Mail
  2. Die Flottentreffen im Jugendclub am Heckerdamm finden 1x im Monat statt und laden zu lustigen und kreativen Spielen in entspannter Atmosphäre ein.
    Kontakt: Facebook
  3. Im Funtainment-Laden in Berlin-Friedrichshain finden ebenfalls regelmäßig OP-Spielevents statt.
    Kontakt: Webseite
Zudem gibt es eine Facebook-Gruppe für STAW in Berlin, STAW in Deutschland und auch eine internationale Facebook-Gruppe. Außerhalb von Facebook ist in Deutschland vor allem die Neutrale Zone ein guter Anlaufpunkt. International spielt sich noch viel bei BoardGameGeek ab.

Ich will mehr wissen und mitmachen!

Na dann, auf ins Gefecht! Kontaktiert einfach eine der obigen Gruppen in Berlin. Zudem ist es ein guter Start die Regeln bei Wizkids kostenlos runterzuladen und zu lesen und mal in den Weiterspielen-Blog reinzuschauen, der immer aktuelle Waves, Analysen und Einführungen auf Deutsch vorstellt.

Außerdem gibt es am 8. September von 18 bis ca. 22 Uhr im Level 76 (Potsdam-Babelsberg) die Möglichkeit bei einem Demospiel einzusteigen. Ihr könnt jederzeit kommen und jederzeit einsteigen. Es wird eine anfängertaugliche Demo-Mission geben. Seid gespannt!
Demospielrunde im Level 76

Mich könnt ihr zudem unter attackwing@gmx.de erreichen. Ich gebe gerne Demospiele, auch für kleine Gruppen ab 2 Personen.

Wir sehen uns in den unendlichen Weiten auf 36x36 Zoll… ;-)

Sonntag, 16. August 2015

Auf dem roten Teppich: Die Tafelrunde zu Gast bei der "Dark Horizon" Premiere


Einleitung. Für Star-Trek-Fans ist das wohl die traurigste Dekade in der Geschichte ihrer Franchise, denn es ist das erste Jahrzehnt seit der Ausstrahlung der Originalserie, in dem im Fernsehen keinerlei Star-Trek-Serie über die Mattscheibe flimmert – und das kurz vor dem fünfzigjährigen Jubiläum der Science-Fiction-Sparte!
Klar, mag da der ein oder andere einwerfen, es gibt natürlich die Abramstrek-Kinofilme, die aber unter den langjährigen Fans aufgrund ihrer Anspruchsarmut zumindest umstritten sind und wenn es einen Grundtenor innerhalb der Anhängerschaft gibt, so ist es die Ansicht, dass Star Trek seine Stärken vor allem als Serie ausspielen kann.


Aufgrund vielfältiger Ursachen (etwa dem Dauerstreit zwischen Paramount und CBS, den aktuell schwächelnden Zuschauerzahlen von Science-Fiction-Serien oder den Nachwirkungen der weit unter ihrem Potential produzierten Serie 'Enterprise') wird der Traum einer neuen Fernsehpräsenz vorerst wohl nicht in Erfülllung gehen. Doch muss man damit auch alle Hoffnungen auf neues Star-Trek-Material abseits des Abramsverse zu Grabe tragen?
Mitnichten!


Nicht von ungefähr beschwor der Science-Fiction-Blog io9 in einem Artikel, dass wir gerade im 'Goldenen Zeitalter der Star Trek Webserien' leben würden und tatsächlich entbehrt dieser Blickwinkel nicht einer gewissen Daseinsberechtigung.
Vor allem jenseits des Großen Teiches wird Star Trek mit aufwandsintensiven Fan-Produktionen wie Star Trek Continues, Star Trek Renegades oder der mit Hochspannung erwarteten Realisierung von Star Trek: Axanar der Durst der Fans nach neuen Abenteuern gestillt. Streckenweise ist den entsprechenden Projekten kaum mehr anzumerken, dass es sich um nicht kommerzielle Werke handelt, denn längst hat ein Großteil der Beteiligten ein Niveau erreicht, dass ihre Arbeit mit der Aura einer Professionalität umgibt.


Blickt man sich außerhalb der Vereinigten Staaten um, bleibt festzustellen, dass dem Ursprungsland Star Treks beinahe eine Monopolstellung bei der Realisierung derartiger Werke zukommt. Erst auf den zweiten Blick könnte dem interessierten und vor allem recherchegeübten Internetnutzer auffallen, dass es auch unter der noch immer zahlreichen deutschen Fangemeinde ebenfalls einige Projekte gibt, die das Land der Dichter und Denker ebenfalls – wenn auch in weitaus bescheidenerem Umfang – zum einem Standort engagierter Fanproduktionen macht. Auffallend dabei ist, dass aktuell vor allem der Bundeshauptstadt Berlin mit den beiden Gruppen der Euderion und USS K'Ehleyr der Aktivposten unter den nationalen Fanfilmbeiträgen bildet. Am gestrigen Sonnabend lud die IG USS K'Ehleyr zur Premiere ihres neuesten Streifen „Dark Horizon“ - und natürlich waren Vertreter der Tafelrunde 'Hermann Darnell' bei diesem Event zugegen, um ihren Lesern davon zu berichten.


Die Veranstaltung. An die bei Star Trek propagierte Vision vom 'Sozialismus der Zukunft' zu glauben, fällt nicht zuletzt aufgrund der vielen Widersprüche innerhalb Star Treks nicht immer leicht. Wenn man aber sieht, wie eine kleine Fangruppe Essen und Getränke organisiert und an einem solchen Abend gemeinschaftlich miteinander und seinen Gästen teilt, scheint eine erste Hürde in Richtung Verbesserung der Menschheit bereits genommen. Egal, ob die engagierten Grillstandbetreuer, die fleißigen Techniker oder die uneigennützigen Bereitsteller von Speisen (unter denen der Autor an dieser Stelle einmal den leider anonym gebliebenen Rote-Beete-Kartoffelsalatproduzenten hervorheben möchte) verlieh der Veranstaltung, der immerhin knapp siebzig Personen beiwohnten, einen gewissen familiäre Atmosphäre. 


Die war auch bitterlich nötig. Nicht etwa, um den Gästen ein schlechtes Gewissen zu verpassen, wenn sie den Film doof fanden, sondern eher um den äußeren Umständen entgegenzuwirken, denn im beschaulichen Friedrichshagen, tief in den Eingeweiden Ost-Berlins, war man nicht nur weit ab von pulsierenden Anlaufpunkten wie Berlin-Mitte, Potsdam oder Wilhelmshagen: Darüber hinaus herrschten bei der schwülen Hitze um die dreißig Grad Bedingungen, die es erschwerten, einer Filmhandlung zu folgen, langärmelige Star-Trek-Kostüme zu tragen oder zum Schutz der Anwohner die Türen des Vorführraumes zu schließen.
Und dennoch vermochte es die Gastfreundlichkeit und ansteckende Vorfreude der K'Ehleyr-Crew, Spannung zu erzeugen, sich mit ihnen zu freuen und die kleinen Erfolge, die das Team mit ihren begrenzten Mitteln erreichen konnte, anzuerkennen.


Qualität. Denn natürlich konnte man darauf warten, dass erste Stimmen Kritik an „Dark Horizon“ übten.
Aus diesem Grund bietet sich an dieser Stelle ein Wort der Ehrlichkeit an: Ja, es gibt die ein oder andere Unzulänglichkeit in diesem Fan-Film und ja, man kann auch einen guten Teil der 'Beginner Mistakes' an einzelnen Szenen festmachen.


Doch nicht umsonst setzten die Verantwortlichen einen sinnvollen Vorsatz an den Anfang ihres Films, der darauf hinwies, mit welchem Budget etwa eine Folge TNG abgedreht wurde. Und natürlich hat selbst ein Fan-Kollektiv aus der Bundeshauptstadt nicht den personellen oder technischen Hintergrund, den eine amerikanische Webserie wie etwa Star Trek Continues aufweist.
Man sollte eher bedenken, dass die K'Ehleyr-Truppe nicht zur Beteiligung an einer Kickstarter-Kampagne aufrief, keinerlei Eintrittsgelder für Besucher ihres Hauptsitzes im FEZ verlangte und im Zuge der Premiere noch nicht einmal ein Tellariten-Sparschwein zur Verwirklichung kommender Projekte herumreichte.

Stattdessen ist der gesamte Film ein Statement für das Engagement von Fans, die ihre eindrucksvollen Requisiten in mühevoller Kleinarbeit selbst fertigten, bei arktischen Temperaturen nicht davor zurückschreckten Strandszenen zu drehen und ihrem Traum von einem eigenen Star-Trek-Beitrag mit den bescheidenen Mitteln ihres eigenen Geldbeutels und der eingeschränkten Freizeit neben einem Vollzeit-Berufsleben auf ansehnliche Weise verwirklichten.


Vergleicht man „Dark Horizon“ ferner mit seinen Vorgängerwerken, so kann man nicht verneinen, dass das mittlerweile eingespielte Team an seiner Mission gewachsen ist. Im Vordergrund steht aber noch immer, wie man etwa in den Gesprächen mit Beteiligten wie Tom Jones, Winston Jayna oder Mark Logan erfahren konnte, vorrangig der Spaß an Projekten wie diesen. Ausgebildeter Tontechniker, Cutter oder gar Schauspieler ist jedenfalls niemand im Team und es ist abzusehen, dass sich dieser Umstand im Zuge kommender auch nicht ändern wird. Schließlich würde ein solcher Wandel zugunsten der Qualität auf Kosten der einzigartigen Atmosphäre gehen, in der die USS K'Ehleyr-Crew miteinander umgeht und produziert. Es würde seine Seele und seinen Charme verlieren.


Besonders unter dieser Prämisse ist „Dark Horizon“ auch Ausdruck der Leidenschaft, mit der Fans in der Region Star Trek eine eigene und sehr persönliche Ausprägung verleihen. Der Vergleich mit den Original-Serien und Filmen oder anderen mit kaum mehr als 'Low Budget' etikettierbaren US-Webserien ist obsolet, da bereits in puncto Motivation, Bedingungen und Anspruch völlig andere Grundlagen herrschen. Wer sich darauf einlassen kann, dürfte mit diesem Film jedenfalls seinen Spaß haben.


Handlung. Die Crew des Defiant-Class-Raumschiffes USS K'Ehleyr wird durch ein besonderes Sternenflottenprotokoll aus seiner alltäglichen Routine und Freizeitgestaltung gerissen: Die Omega-Direktive zwingt die Führungsebene, alles stehen und liegen zu lassen um dem gefährlichsten Partikel des Universums in der direkten Umgebung eines schwarzen Loches auf den Grund zu gehen.
Doch das zerstörerische Element weckt Begehrlichkeiten. Im Spiegeluniversum hat eine terranische Fraktion ein Auge auf die seltene Substanz geworfen, um die politisch instabile Situation in ihrer eigenen Realitiät zu ihren Gunsten verändern zu können. Die Crew der K'Ehleyr wird vor ein moralisches Dilemma gestellt, in dessen Zuge sie sich ihrer eigenen Spiegeluniversumszwillinge stellen müssen...


Lobenswerte Aspekte. 'Episch' ist in letzter Zeit zu einem inflationär verwendeten Begriff verkommen, der seiner ursprünglichen Bedeutung kaum mehr gerecht wird. Aber wenn man zu Beginn von „Dark Horizon“ mit Ernst Meincke die deutsche Synchronstimme Jean-Luc Picards zu hören bekommt, muss man den Machern schon zu dieser geschickten Verpflichtung gratulieren die maßgeblich dazu beiträgt, gleich in den ersten Minuten ein Star-Trek-Feeling zu erzeugen.
Doch damit nicht genug. „Dark Horizon“ ist ein Film von Fans für Fans und auch, wenn man als Quereinsteiger arge Probleme haben dürfte, der Story zu folgen, wird man als Fan häufig Déjà Vus, Wiedererkennungsmomente und das ein oder andere NIb'poH durchleben, die sich nicht allein auf Star Trek beschränken, sondern darüber hinaus auch Klassiker wie Knight Rider (wirklich geschickt eingebaut: Das Autogramm David Hasselhoffs), Terminator und Spaghetti-Western umfassen.

Einen hilfreichen Zugang zum Film für Auskenner und Novizen haben die Veranstalter für alle Anwesenden auf der Premierenfeier gleich ins Programm aufgenommen. Indem den Zuschauer im Vorfeld und Anschluss Interviews, Making Of und Outtakes vorgeführt wurden, entwickelten sich zusätzlich Einblicke, die die verschiedenen Szenen mit Hintergrund, Insidergags (etwa der notorisch barbrüstige Tom Jones) und bekannten Gesichtern ausfüllten.

Eines dieser Gesichter gehört übrigens unserem Tafelrundenmitglied V'Nai, die in Doppelfunktion als Dax und als sadistische Spiegeluniversumsvulkanierin zu bewundern war und daneben noch für das Kostümdesign und die Kostümfertigung zuständig war. Aber auch wenn sie damit gleich vier zentrale Rollen einnehmen musste, bedeute dies nicht, dass dem Film an Frauenrollen mangelte. Nicht weniger als sechs verschiedene Schauspielerinnen sorgte für ein ausgewogenes Verhältnis innerhalb der Darstellerriege. Neben V'Nai sollte in diesem Zusammenhang auch Silvana-Simone erwähnt werden, die mit ihrer Darstellung der bajoranischen Antagonistin maßgeblich zum Flair des Films beitrug. 

Multifunktionscrewmitglied: V'Nai
Ein weiteres Tafelrundenmitglied hatte ebenfalls einen – wenn auch sehr kurzen - Auftritt innerhalb des Films: Rok, einer der Stammschreiber dieses Blogs und in seiner Freizeit Hobbymusiker brachte sich nicht nur als namenloser Redshirt, sondern vor allem als Komponist der Filmmusik zu „Dark Horizon“ ein. Natürlich ist es an dieser Stelle schwer, die Objektivität gegenüber der Arbeit eines geschätzten Kollegen und engen Freundes zu wahren, aber für den Autor persönlich war die musikalische Untermalung der Szenen ein wesentlicher Aspekt zur Entstehung einer eigenen Atmosphäre und eigenen Identität.
Die gelungene, abwechslungsreiche Vertonung verlieh der Handlung zusätzliches Tempo und ließ weder den Kritikpunkt 'generischer Musik' aufkommen (vgl. Dazu die angesprochenen „Top 15 Mistake Beginner Filmmakers Make“) sondern verlieh dem gesamten Werk ein gewisses Hollywood-Feeling.


Kritikwürdige Aspekte. Mit der Problematik der kritischen Herangehensweise an Fan-Filme haben wir uns ja bereits im Absatz Qualität ausgiebig beschäftigt, aber eine Sache bleibt daneben dennoch festzuhalten:
Es ist nicht nur für Star-Trek-Novizen etwas schwierig der Story zu folgen, sondern auch für Personen, die mit dem Konzept des vertrackten USS-K'Ehleyr-Universums nicht vertraut sind. Selbst als eingeweihten Zuschauern fällt es jedoch schwer, den mitunter etwas verworrenen Eingenentwicklungen innerhalb dieses Paralleluniversums zu folgen und es wäre durchaus hilfreich, wenn dem eigentlichen Film so eine Art 'Prelude to K'Ehleyr' vorgeschaltet wäre, die dem geneigten Rezipienten die eigenwillige Historie dieser Zeitlinie noch einmal vorstellt. Denn gerade in einer Zeit, in der sich Star Trek in einem Überangebot an alternativen Zeitlinien zu verlieren droht, kann es von Vorteil sein, sich gegenüber anderen Entwicklungen abzugrenzen – ganz besonders dann, wenn man dieses Sonderuniversum mit einem weiteren Paralleluniversum kreuzt.


Fazit. Nein, „Dark Horizon“ wird das Genre des Fanfilms nicht neu erfinden. Es wird sich nicht messen lassen können mit finanzstarken amerikanischen Fanfilm-Produktionen oder gar den Folgen und Filmen die Star Trek bislang hervorgebracht hat. Und es gibt die ein oder andere Unzulänglichkeit, die so vielen Fanfilmen anhängt.
Und dennoch lohnt es sich, diesen Film anzusehen.
Es lohnt sich, weil er ein Monument für die Begeisterungsfähigkeit ist, mit der Berliner und Brandenburger ihre Leidenschaft für Star Trek ausleben.
Es lohnt sich, weil noch echte Laien sich vor die Kamera gestellt, die Szenen geschnitten und die Musik komponiert haben.
Es lohnt sich, weil vielleicht der ein oder andere Anfängerfehler begangen wurde, aber dennoch ein stabiles Werk entstanden ist, das in weiten Teilen davon zeugt, das die Strukturen innerhalb des eingespielten Teams bereits auf einem hohen Niveau liegen.
Und es lohnt sich, weil alle Beteiligten ihren Spaß auf Zelluloid (oder besser: auf Festplatte) gebannt haben und es nur sehr schwer ist, sich diesem Zauber zu entziehen, ganz besonders dann, wenn man sich von diesem Spaß auf der Premierenfeier selbst ein Bild machen konnte. Die Vertreter der Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" hatten auf der Premierenfeier jedenfalls eine Menge Spaß und sehen bereits mit Spannung dem nächsten Projekt der USS K'Ehleyr entgegen. 


Denkwürdige Zitate.

"Auch Q kam in kurzen Hosen."
Sabine

 "Der Abend ist noch lang."
ebenso prophetische wie wahre Worte Martins

"Das Schwierigste waren die emotionalen Szenen, wenn man mit Frauen im Gespräch war und so..."
Tom Jones verrät im Making Of die wahren Bürden des Fan-Film-Filmens

"Die letzte Grenze hat einige Linien, die nicht überschritten werden sollten."
Logan

Der Film zum selber eine Meinung bilden.