Freitag, 18. Juli 2014

Star Trek und die Philosophie: Habeas Corpus

"Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt. Wenn die Freiheit irgendeines Menschen zum ersten mal beschnitten wird, ist das ein Schaden für alle." Aaron Satie

Dieses Zitat lässt sich in keinem philosophischem oder einem juristischem Werk finden. Star Trek hat es hervorgebracht und bezieht sich damit auf das Recht des Einzelnen sich gegen willkürliche Herrschaft, Gefangennahme, Festsetzung aller Art zu wehren. Das meint in diesem Fall, dass man nicht ohne Grund verhaftet werden kann. Der Betroffene hat das Recht zu erfahren, weswegen man ihn in Haft nimmt. Wir müssen dafür einen Blick in die Geschichte werfen und schließlich in unsere Gegenwart um zu erkennen, was die TNG-Folge: Das Standgericht für die Rechtsphilosophie bedeutet. Damit ihr warm werdet, gibt es wie immer ein passendes Intro zu unserem Thema.


Wir haben uns wieder einmal auf dem Holodeck versammelt um einen kleinen Blick in die Geschichte zu werfen. Im 17. Jahrhundert herrscht in England die königliche Willkür. Dessen Einwohner werden zum Teil ohne Grund vor den Kadi gezerrt. Das Parlament kämpft verzweifelt dagegen an und verankert 1679 die Habeas Corpus-Akte in den Gesetzen des Königreiches. Was bedeutet Habeas Corpus? Frei übersetzt, bedeutet es, dass der Mensch das Recht auf seinen eigenen Körper hat. Das kennen wir schon: Im Naturrecht ist dieses Recht jedem Menschen gegeben. Das Gesetz hingegen geht jedoch weiter, als im Naturrecht vorgesehen. Kurz gesagt: Jeder Mensch hat ein Anrecht auf die Prüfung seiner Anklage und das Wissen darum. So gesehen war dieses Gesetz, das auch in die Bill of Rights Eingang fand, wesentlicher Bestandteil eines Widerstands gegen jedwede juristische Willkür. Dazu gehört auch die später stattfindende Trennung von Jurisprudenz und exekutiver Gewaltausübung. Simpel gesprochen: Der König oder Herrscher eines Landes darf nicht zugleich Richter sein oder juristische Macht ausüben. Diese juristische Macht wurde im Mittelalter bis in die späte Frühe Neuzeit in Form von Standgerichten ausgeübt. Ob sich die Generäle oder Kriegsherren dabei auf ihre Trommeln oder Vergleichbares setzten, wie es Picard in der heute thematisierten Folge anspricht, ist dabei völlig nebensächlich. Die Art und die Durchführung dieser Schnellgerichte ist dabei entscheidend.

Der Angeklagte hat kein Recht auf Widerspruch. Die Strafe wird sofort vollzogen und beinhaltete größtenteils die niedere Gerichtsbarkeit, führte aber zur Willkür. Ich will hier gar keine Beispiele nennen, sondern gleich auf unsere heutige Folge eingehen.

Simon Tarses' Großvater war Romulaner. Ein Fakt, den der junge Sternenflottenoffizier bei seiner Bewerbung an der Akademie verschwieg. Macht ihn das zu einem potenziellen Verräter? Wir kommen darauf zurück. Als auf der Enterprise ein Klingone, der als Austauschoffizier fungiert, bei einem Diebstahl erwischt wird, schlägt das große Wellen. Norah Satie wird im Auftrag der Sternenflotte zur Enterprise geschickt um den Vorfall einer Explosion und den begangenen Diebstahl des Klingonen zu untersuchen. Der Klingone verneint zwar einen Gehilfen gehabt zu haben und will mit dem Vorfall im Maschinenraum nichts zu tun haben, doch die steife Lady von der Gerichtsbarkeit der Sternenflotte sieht einen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen. Später stellt sich heraus, dass Vorfall im Maschinenraum ein technisches Wartungsproblem war und mit dem Diebstahl des Klingonen nichts zu tun hatte. Dennoch will die Richterin ihre Suche nicht aufgeben. Simon Tarses ist für sie der Komplize. Tarses gab dem Klingonen Injektionen und hin und wieder sollen sich die beiden mit anderen Crewmitgliedern in Zehn Vorne unterhalten haben. Ist Tarses schuldig. Hier beginnt mein philosophisches Problem.

Wenn ich zunächst annehme, dass es einen Komplizen gegeben haben muss, aber die (späteren) Fakten darauf hindeuten, dass der Klingone sich die Informationen allein beschafft hat, sehe ich keinen Sinn und keine Logik dahinter Indizien oder eher Vermutungen als Fakten zu präsentieren nur um eine Wahrheit zu erschaffen, in der Simon Tarses schuldig ist. Der Fehler liegt in der menschlichen Irrationalität und in dem was man Paranoia nennt. Die Verschwörung wird am Anfang der Folge zugrunde gelegt und Norah Satie bleibt bei ihrem Standpunkt und zwar aus folgendem Grund, den ich kurz mit einem Zitat belegen möchte:

Norah Satie: "Er war ein außergewöhnlicher Mann. Jedes Mal stellte er beim Abendessen eine Frage zur Diskussion. Meine Brüder und ich, wir stritten dann immer über diesen Punkt und über jenen. Vater spielte den Schiedsrichter und er hat immer die Zeit gestoppt, damit wir lernen uns kurz zu fassen. Aber wir durften nicht aufstehen bis wir das Thema nicht vollständig ausdiskutiert hatten."
Jean-Luc Picard: "Ich wette, sie behielten bei diesen Debatten die Oberhand über ihre Brüder."
Norah Satie: "Mehr als einmal."

Hier lassen sich mehrere Dinge feststellen. Die rüstige Dame verliert nicht gern und ist es gewohnt sich durchzusetzen. Ein gewisser Hang zur Manie ist dieser rüstigen Lady ebenfalls nicht abzusprechen und sie strahlt Selbstsicherheit aus. Sie betont weiterhin, dass sie gern allein arbeitet um leichter auf Fehler in einem Verfahren aufmerksam zu werden. In dieser Folge muss sie mit Picard arbeiten, der für sie in der Sternenflotte scheinbar ein Fehler auf zwei Beinen zu sein scheint. Wie wir später erfahren, will sie die Kontroverse um die Verschwörung nutzen um einen der größten Captains der Sternenflotte karrieretechnisch den Garaus zu machen. Ihre Machtbesessenheit scheint ihr jedoch im Weg zu stehen.

Was ist Macht? Für Michel Foucault ist es ein komplexes Beziehungsgeflecht aus vielerlei Richtungen. Macht ist eine Verhandlungsbasis auf deren Ebene sich meist mehr als zwei Seiten tummeln, so der französische Philosoph. Ist das wirklich so? Macht ist in ihrem Kern zumeist darauf ausgerichtet ein einseitiges Produkt zu sein. Ansonsten könnte man nicht von einem Machtverhältnis sprechen. Es muss einseitig sein. Genauso könnte man behaupten, dass Äpfel beim herunterfallen die Eigenschaft besitzen nach oben gezogen zu werden. Das kann sicher aufgrund äußerer Umstände passieren, aber das tut es eher selten. Ich hingegen finde, dass Foucault bei seinen Beschreibungen dieser Struktur und des Wortes gern über seine eigenen Füße stolpert und genau das macht, was Norah Satie aucht tut. Beide würfeln sich die Dinge so zurecht, bis sie passen. Foucault machte das mit den historischen Strukturen und Satie mit den Umständen der angeblichen Verschwörung.

Setzen wir einen Punkt: Habeas Corpus soll uns noch heute vor der Willkür einer Verhaftung und dem anschließenden Prozess schützen. Im Grundgesetz, Art. 104 ist dieses Recht verankert, wird aber gern bei Telefonüberwachungen übergangen. Hier können sich vor allem Richter strafbar machen, die eine solche Überwachung richterlich gestatten. Sollte ein solcher Vorfall an das Tageslicht kommen, so kann der Prozess bereits vor Beginn platzen. Dieser Fall trifft auf Simon Tarses nicht zu. Er hat keine Möglichkeit sich dem Prozess zu entziehen aber wir müssen uns die Frage stellen, warum dem so ist.
Es sind vorrangig Indizien, die gegen Simon Tarses sprechen. Seine Lüge bei der Bewerbung zum Beispiel. Der Fakt, dass sein Großvater Romulaner war, macht ihn zwar nicht zum sofortigen Saboteur, aber gibt der Anklage die Möglichkeit sich auf ein Traditionsargument zu berufen: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Dieses Argument ist meist wenig stichhaltig und zudem unlogisch, soll aber den Richter bzw. die Geschworenen beeinflussen. Da merkt man wieder einmal mit welchen windelweichen und kindlichen Argumentationsstrukturen die Juristen auch heute noch arbeiten. Es setzt voraus, dass wir nach der ersten Lüge immer lügen. Das funktioniert aber nicht, denn demnach wären alle Menschen verdächtig, weil jeder schon einmal gelogen hat, bei irgendeiner Tätigkeit. Dies reicht nicht um Simon Tarses einzusperren. Es sind sicher Indizien, die gegen Tarses sprechen, aber sie machen ihn keinesfalls verdächtig. Nun ist die Reaktion Worfs interessant, der jetzt Tarses' Leben durchleuchten möchte. Wie wir wissen, wird er nichts finden und Picard fragt zurecht, worauf sich diese Untersuchung stützen soll.

Es gibt einen ähnlichen Fall aus den Geschichtsbüchern. Dieser historische Justizskandal hat ein ganzes Land tief gespalten. 1894 wird Alfred Dreyfus in Frankreich von einem Gericht angeklagt dem deutschen Botschafter Schwartzkopf Militärgeheimnisse verraten zu haben. Das einzige Argument auf das sich die Anklage damals stützte und mit dem sie in der Öffentlichkeit für extreme Unruhe sorgte, war die Tatsache, dass Dreyfus als einziger Jude im Generalstab diente. Alle anderen Beweise wurden manipuliert und Dreyfus wurde vier Jahre lang auf einer Insel in Festungshaft gesetzt, aufgrund von Paranoia und Judenhass. Der Fall wurde danach aufgeklärt. Bei der Rehabilitierung von Dreyfus war übrigens auch ein gewisser Major Marie-Georges Picquart die Schlüsselfigur. Lassen wir seinem Nachfahren im 24. Jahrhundert die letzten Worte sprechen, um die es in diesem Artikel noch gehen soll:




Zatie versucht Picard zu provozieren, denn sie hat keinerlei Argumente, also dreht sie zurückliegende Geschehnisse verbal um und münzt sie zum Nachteil Picards in dessen Fehlleistungen, ohne dabei wirklich etwas Falsches zu sagen. Als Zuschauer weiß man jedoch, wie diese Aussagen zu behandeln sind. Hier spielt die Folge ihre ganze Stärke aus. In der Zuspitzung dieser Verhandlung. Picard macht etwas Ähnliches. Er zitiert Zaties Vater und weist sie somit in ihre Schranken, denn sie hat dessen Ideale verraten, als sich dazu verleiten liess, Tarses ohne Beweise vor Gericht zu stellen und schließlich Picard als ihren Gegner vor Gericht verbal anzugreifen.

Erschreckend an dieser Szene ist ihre Aktualität und ihre gleichzeitige Verträglichkeit mit vergangenen Ereignissen. Einerseits haben wir hier die moderne Paranoia einer Gesellschaft, die sich einer zunehmenden Bedrohung von außen stellen muss und dabei fast ihre eigenen Ideale gefährdet. Im Gegensatz zur moralisch nahezu intakten Sternenflotte haben die derzeitigen USA aber das Problem, dass sie bereits ihre Ideale verraten haben, indem sie Menschen ohne Anklage weggesperrt haben(Guantanmo) und hinter jedem Menschen eine potenzielle Bedrohung für ihr Land ansehen(Überwachung).
Andererseits ergeht der Hinweis in Richtung der McCarthy-Ära, an der wir sehen, dass Guantanamo kein trauriger Einzelfall zu sein scheint. Allein aufgrund dieser historischen Bezüge und der moralischen Aufgabe, der sich diese Folge mit Bravur gestellt hat, ist sie es wert nochmal gesehen zu werden.

Beim nächsten Mal wird es wieder um Menschenrechte gehen, wir werfen einen philosophischen Blick in die Folge "Author, Author".

Donnerstag, 17. Juli 2014

Kernfusion in Star Trek - Was ist das?

Forscher arbeiten bereits seit 50 Jahren an einer Energiequelle, die die Antwort auf die Energiefrage der Zukunft liefern könnte. Die Rede ist von Kernfusion. Diese Art der Kernenergie ist eine mögliche Alternative zu bisherigen Energiegewinnungsformen. Doch kann diese Technik wirklich den Weg in ein neues Energiezeitalter ebenen? Star Trek meint ja...

Der ITER Forschungsreaktor in Frankreich, Quelle: ZDF NEO, Abenteuer Wissen - Kernfusion
Die Sonne macht es vor, ist sie doch das größte Kernfusionskraftwerk in unserem Sonnensystem. Warum also die natürlichste aller Energiequellen nicht auf die Erde holen?
Nachdem wir als Menschheit die Ressourcen unseres Planeten nahezu aufgebraucht, unsere Schadstoffe in die Atmosphäre geblasen und Meere verschmutzt haben, wäre es doch ein logischer Schritt neue Technologien zu ergründen, um uns von fossilen Brennstoffen unabhängiger zu machen und unsere Umwelt ein Stück weit zu entlasten, oder?

Was ist Kernfusion?


Kernfusion ist Kernenergie. Was gleich, wenn nicht sogar gleich-gefährlich klingt, ist das Gegenteil der Kernspaltung. Bei der Kernfusion werden Atomkerne miteinander verschmolzen, statt gespalten. Das entsteht dann, wenn zwei Wasserstoff-Atome aufeinander treffen und zu einem Heliumatomkern fusionieren. Beim heutigen Stand der Technik sind das die Wasserstoff-Isotope Deuterium und Tritium. Die Ressource, um eine Kernfusion in Gang zu setzen, ist also auf unserem Planeten in Form von Wasser nahe zu unendlich vorhanden. Der Knackpunkt dabei ist nur die Bedingungen für eine Kernfusion, wie wir sie auf der Sonne vorfinden, auf der Erde zu simulieren.
Um das zu schaffen, erzeugen Forscher mit Hilfe eines magnetischen Ringes ein mehrere Millionen Grad heißes Plasma, indem sie die besagten Wasserstoffatomkerne aufeinander treffen lassen. Weil Wasserstoffatome jeweils aus einem Proton bestehen, stoßen diese sich im Normalfall ab. "Presst" man diese Atomkerne zusammen, entsteht sogenannte Bindungsenergie, die zur Energieerzeugung genutzt werden kann.

Zwei Wasserstoffatome verbinden sich zu einem Heliumatom und erzeugen Energie, Quelle: Eigenes Gekritzel
Was der Kernspaltung (zurecht) nachgesagt wird, ist ihre extreme Umweltbelastung durch radioaktive Brennstoffe. Uran oder Plutonium haben ein Halbwertszeit von Jahrhunderten und belasten die Umwelt über mehrere Generationen hinweg, während Tritium nur eine Halbwertszeit von 12 Jahren hat. Trotzdem können während der Kernfusion Materialien radioaktiv werden und zwischen 50 und 100 Jahren strahlen. Trotzdem kann es bei der Kernfusion nicht zu Kernschmelzen kommen, da mehrere Komponenten nötig sind, um einen Kreislauf aufrechtzuerhalten. Fällt eine dieser Komponenten aus, erlischt der Reaktor. Katastrophen wie in Tschernobyl wären somit ausgeschlossen.

Star Trek und Kernfusion


In Star Trek ist die Energieerzeugung durch Kernfusion neben der Materie und Antimateriereaktion die zweit wichtigste Energiegewinnungsform. Fusionsreaktoren werden auf Raumschiffen für die Versorgung der Hauptsysteme, aber auch als Antriebsquelle der Impulstriebwerke verwendet. Außerdem dienen sie als Backup-Energie, so können Schiffe auch ohne aktivierten Warpkern weiterfliegen. Ein Beispiel wäre die Folge Star Trek: Voyager: "Tag der Ehre". Hier wurde nach einem missglückten Experiment der Warpkern der USS Voyager abgestoßen. Trotz dieser verlorenen Hauptenergiequelle konnte die Voyager ohne sofortigen Energieverlust mit Impulsantrieb weiter fliegen.



Da stellt sich die Frage, warum in Star Trek: Into Darkness die Enterprise über keine Energie mehr verfügt, um der Erdanziehung zu trotzen, wenn laut Story nur der Warpkern beschädigt ist? Was ist mit den Fusionsreaktoren, die für solche Situationen als Backup dienen? Schieben wir das einfach mal auf die Dramaturgie des Films, dass die Fusionsreaktoren weggelassen wurden. Komischerweise diente eine reale Fusions-Forschungsanlage für die Kulisse des Warpreaktors im letzten Star Trek Film von 2013.



Wo steht die Kernfusion heute im 21. Jahrhundert?


Momentan leben wir in einer Welt, in der die Energiefrage hitzig diskutiert wird. Auf der einen Seite stehen die Befürworter für eine Energiewende mithilfe von erneuerbaren Energien. Auf der anderen Seite argumentieren die Kohle- oder Atomkraft-Sympathisanten. Dabei haben die letzten Jahre gezeigt, dass die Nutzung durch Atomkraftwerke zu schwerwiegenden Katastrophen führen kann  (FukishimaTschernobyl). Auch die Energiegewinnung durch Kohle führt zu einer immer stärkeren Umweltbelastung, Smogwolken in China sind die wohl offensichtlichsten Anzeichen. Nicht zu vergessen das sogenannte Fracking (Faszination Wissen BR, Was ist Fracking | Video), dass bereits in den USA und mit Sicherheit auch demnächst in Deutschland kommerziell praktiziert werden wird. Beim Fracking werden Chemikalien in die Erde gepumpt, um an Erdgas zu gelangen, einer der Nebeneffekte ist, dass das Grundwasser verschmutzt wird.

Spock fast uns Menschheit logisch zusammen!
Genutzte Quellen für diese Collage: images.fotocommunity.de, www.polpix.sueddeutsche.com, www.img.welt.de und www.nationalgeographic.de
Doch was sind die Alternativen? Erneuerbare Energiequellen haben es schwer, da sie zu teuer sind oder politisch verhindert werden. Auch scheint nicht jeden Tag die Sonne oder weht der Wind. Dabei stehen wir momentan an der Schwelle eines neuen Energiezeitalters, ermöglicht durch einen effizienteren Einsatz von Hoch-Technologien. Ein Luxus, der uns erlauben sollte, neue Dinge auszuprobieren - der weltweit wachsenden wirtschaftlichen Produktivität würde es mit Sicherheit nicht schaden. Wie wäre es da mit einem Dritten Energieweg? Dieser könnte einen Kompromiss darstellen, der sowohl den Umweltschutz einbezieht, als auch die Energiefrage für die kommenden Generation lösen kann, ohne weiter an den natürlichen Ressourcen der Erde zu nagen, die unweigerlich in naher Zukunft ausgeschöpft sein werden. Ist dieser Kompromiss die Kernfusion?

Gefahren der Kernfusion


Bei allen Vorteilen, bringt die Kernfusion, wie auch jede neue Form der Technologie, Gefahren mit sich, dies soll nicht verschwiegen werden.
Wie auch bei der Kernspaltung entstehen bei der Kernfusion radioaktive Abfälle, die dem Menschen und der Umwelt schaden können. Diese entstehen durch den Neutronenbeschuss auf Reaktorwände, was diese radioaktiv werden lässt. Auch hier müssen verwendete Komponenten nach einer gewissen Zeit entsorgt und stetig erneuert werden, da Forscher bisher noch keine Materialen gefunden haben, die den Extrembedingungen der Kernfusion auf einem längern Zeitraum oder gar einer kommerziellen Anwendung standhalten können. Beim heutigen Stand der Forschung werden die Elemente Deuterium und Tritium genutzt, wobei Tritium allein schon radioaktiv ist. Aber wie bereits beschrieben, die erzeugten Abfälle für die Durchführung einer Kernfusion haben eine geringe Halbwertzeit. Trotzdem, hier besteht noch reichlich Forschungsbedarf.

In die Zukunft mit Kernfusion? Quelle: Star Trek: Der Film (1979)

Fazit


Ist Kernfusion wirklich die Energie der Zukunft? Die Antwort auf diese Frage kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Mit Sicherheit kann aber gesagt werden, dass ein Wandeln folgen wird, wenn es nichts mehr zu verbrennen gibt und unsere Lebensgrundlage bröckelt.
Dann werden alle lokalen Auseinandersetzungen und Luxusprobleme nichtig und es wird eine globale Lösung nötig sein. Kernfusion steckt noch in den Kinderschuhen und alle Kritik an ihr ist berechtigt, da auf viele offene Fragen noch keine Antworten gefunden wurden.
Eins hat die Forschung an der Kernfusion aber bereits erreicht. Um das Projekt ITER zu realisieren, haben sich Nationen, wie die USA, Russland, China und die Europäische Union zusammengesetzt, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Schon allein das ist ein großer Erfolg und steht dafür, dass global eine Lösung für die Energiefrage der Zukunft gefunden werden kann - wenn man es möchte.

Zum Ende noch zusammenfassende Worte von unseren geschätzten Professor Harald Lesch zum Thema Kernfusion



Artikel, die helfen können, sich ein eigenes Bild über Kernfusion zu machen:

Was ist Kernfusion?:
http://www.ipp.mpg.de/ippcms/de/pr/fusion21/kernfusion/index.html

Radioaktive Abfälle, die bei Kernfusion entstehen
http://www.scinexx.de/dossier-detail-134-12.html

Fortschritte in der Forschung der Kernfusion:
http://www.zeit.de/wissen/2014-02/kernfusion-energie-erfolg-usa

Was sind die Gefahren der Kernfusion
http://ksi.jimdo.com/konzept/kernfusion-keineswegs-so-unproblematisch/

Montag, 14. Juli 2014

Vive la France oder God save the Queen? Picard zwischen Großbritannien und Frankreich

Jedes Jahr am 14. Juli begeht unser Nachbarland Frankreich seine te nationale, also seinen Nationalfeiertag mit einer Menge militärischem Brimborium. Vor allem in der Kapitale Paris, die ja in der Star-Trek-Zukunft als Sitz des Föderationspräsidenten zu einer Art Hauptstadt für einen Großteil des Alpha- und Beta-Quadranten der Milchstraße werden soll, zentrieren sich die Feierlichkeiten. Aus Sicht eines Trekkies liegt die herausragende Bedeutung des Staates jedoch in erster Linie darin, als Geburtsort des legendären Sternenflottencaptains Jean-Luc Picard gedient zu haben.
Und als wäre das noch nicht genug feierte gestern auch der englische Schauspieler Sir Patrick Stewart Geburtstag, der in über 177 Star-Trek-Episoden und in vier Kinofilmen die Rolle des Captain Picard mit Leben erfüllte.
Grund genug für die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg, beiden denkwürdigen Tagen ein Denkmal zu setzen. Allerdings soll an dieser Stelle weder eine Top-Ten-Liste der besten Picard Momente stehen, noch ein Gratulationsartikel, den weder Stewart noch irgendein Franzose je lesen werden.
Stattdessen wollen wir uns an dieser Stelle einmal einer Frage widmen, die die Fanseele beschäftigt wie kaum eine andere: Woher kommt eigentlich Captain Picard wirklich?
Denn auch wenn der Kanon strikt auf Frankreich als Urheimat des legendären Sternenflottenoffiziers verweist, gibt es eine Reihe von gewichtigen Gegenargumenten, die den Charakter eher jenseits des Ärmelkanals auf den Britischen Inseln verorten lassen. Um diesen spannenden Streit einmal näher zu betrachten, wollen wir nun einmal in lockerer Form ein paar Argumente für beide Seiten sammeln, um in einer anschließenden Konklusion einen Schlussstrich unter diese Debatte ziehen zu können.


Picard ist ein Franzose, weil...

sein Geburtsort La Barre im heutigen Regierungsbezirk Haute Saône innerhalb der Serie ("Familienbegegnung") und auf der Kinoleinwand ("Treffen der Generationen") hinlänglich etabliert ist. Die Autoren der Serie gingen sogar so weit, das verschlafene Dörfchen zum Ursprungsort allen Lebens auf der Erde zu deklarieren ("Gestern, Heute, Morgen") und somit den Stellenwert Frankreichs innerhalb Star Treks erheblich zu fördern.
Allerdings muss man einschränkend anmerken, dass die bekannten romantisierenden Darstellungen des Fleckens keinerlei Deckungsgleichheit mit dem tatsächlichen Ortsbild aufweisen.


Picard ein Experte für Weine und seine Herstellung ist. Als Spross einer alteingesessenen Winzerfamilie frönt der Captain zu verschiedenen Gelegenheiten ("Familienbegegnung", "Der Erste Kontakt", Star Trek: Nemesis") der urfranzösischen Leidenschaft für Weine – vorzugsweise denen aus eigenem Anbau.
Jedoch bleibt auch hier anzumerken, dass La Barre keineswegs in einer der ausgewiesenen Weingegend des Landes liegt und die tatsächlich existierende Weinmarke "Chateau Picard" aus dem knapp 800 Kilometer entfernten Saint Estèphe an der Atlantikküste stammt. Zudem ist die Vorliebe für solcherlei edle Tropfen keineswegs allein den Franzosen vorbehalten.


er zuweilen ins Französische zurückfällt. Zugegebenerweise kann man diese Momente an einer Hand abzählen und sie beschränken sich zumeist auf die Verwendung des unfeinen Ausdrucks "merde". Während Data die Sprache bereits als "obskur" bezeichnet ("Der Ehrenkodex"), gelingt es seinem Captain jedoch auf dem Holodeck bestens, sich in seiner vermeintlichen Landessprache zu verständigen ("11001001").
Spannend ist übrigens der Umstand, dass die Verwendung von "merde" in der französischen Synchronisation weniger präsent ist als in der englischen Originalausgabe oder deutschen Übersetzung:



.. er sich noch immer für französische Musik begeistert. Einmal abgesehen von Aufnahmen bekannter Franzosen wie Satie, Berlioz oder Bizet intonierte Picard zu diversen Gelegenheiten auch melodische Perlen wie "Auprès de ma Blonde", "Frère Jaques" oder "Sur le Pont d'Avignon". Ja sogar einige Takte der französischen Nationalhymne "La Marseillaise" schafften es als Hommage Qs an seinen selbsterklärten Freund in die Episode "Rikers Versuchung".


er immer auch seine Landsleute bedenkt. Der Captain der Enterprise nannte die Yacht seines Schiffes nach seinem Landsmann Cousteau (StarTrek: "Der Aufstand"), versuchte sich selbst am längst gelösten Satz des Fermats ("Hotel Royale") und schreckte auch nicht davor zurück, seinen ersten Offizier mit dem größten Feldherren seiner angeblichen Heimat zu vergleichen ("Rikers Versuchung")

er bereits in der ersten Episode der Serie kapituliert. Das gängige Klischee über Franzosen, die sich bei militärischen Auseinandersetzungen ergeben, blühte in den USA eigentlich erst seit der französischen Weigerung, der USA im zweiten Golfkrieg Unterstützung zu leisten auf. Aus dem Empfinden heraus, dass die Franzosen ihrerseits oft von amerikanischer Militärunterstützung profitierten (im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg, im Vietnamkrieg u.s.w.) verfestigte sich vor allem im anglophonen Sprachraum über Jahre ein Stereotyp, das Star Trek frühzeitig vorwegnahm.

Bildquelle: drheckle.net
Nach diesen Auflistungen, wird es Zeit, auch die Argumente der gegnerischen Seite unter die Lupe zu nehmen, die davon ausgeht, dass Picard (ein Name, der in dieser und anderen Formen in Großbritannien tatsächlich verbreitet ist) eher aus dem Vereinigten Königreich stammen muss.



Picard ist Brite, weil...

er wie einer spricht. Jeder, der TNG bereits im englischsprachigen Original genossen hat, kommt nicht umhin zu bemerken, dass Patrick Stewart seiner Rolle einen starken britischen Zungenschlag verleiht, die so gar nicht zum Akzent eines Franzosen passen mag. Stewart bedient sich eines eleganten britischen Englischs, dass die Sprechweisen seiner amerikanischen Schauspielerkollegen bereits im direkten Vergleich einen hierarchischen Unterschied nahelegen.

er eine ungewöhnliche Affinität zu Shakespeare zeigt. Picard kann den englischen Nationalbarden nicht nur zitieren ("Mission Farpoint"), sondern gibt sogar Tipps zur Darstellungsweise an den Androiden Data ("Der Überläufer") und hat in seinem Bereitschaftsraum stets eine Sammelausgabe in der Auslage. Shakespeare stand bezüglich seines Einfluss auf die englische Sprache dem Einfluss Luthers auf die deutsche in Nichts nach und auch wenn man andernorts Zuneigung zu Shakespeare empfinden kann, kann wohl niemand den berühmtesten Engländer aller Zeiten so viel Verehrung entgegenbringen wie ein Muttersprachler selbst.


er eine besondere Leidenschaft für Earl Grey (heiß) hegt. Immer wieder sieht man den Sternenflottencaptain diese "urbritische" Teespezialität zu sich nehmen und als wäre diese Passion noch nicht Beweis genug, kann er diese Mischung sogar von Darjeeling (einer anderen traditionsreichen Domäne aus Zeiten des britischen Kolonialreiches) unterscheiden.




er immer wieder britische Marinetraditionen bemüht. So tritt er beispielsweise im Rahmen der Beförderung Worfs in einer britischen Marineuniform auf ("Treffen der Generationen"), vereinnahmt vor der Schlacht mit den Borg den britischen Admiral Horatio Nelson ("In den Händen der Borg", und dass obwohl laut anderer Quellen einer seiner französischen Vorfahren auf der gegnerischen Seite gestanden haben soll) und ist sich nicht zu schade, mit Data fröhlich ein Werk aus der Feder der beiden Engländer Gilbert und Sullivan zu intonieren ("Der Aufstand").
Höhepunkt dieser Anleihen ist ohne Frage jener denkwürdige Moment, in dem Stewart als Picard-Doppelgänger in Zehn Vorne die Seefahrer-Hymne "Heart of Oak" zu singen beginnt, die nicht nur als offizieller Marsch der britischen Navy gilt, sondern auch vom ruhmreichen Sieg der Briten gegen die feigen Franzosen kündet.





er in einem von Qs Streichen ausgerechnet einen britischen Volkshelden mimt. Im Zuge seiner schwierigen Beziehungsführung mit Vash entführt das omnipotente Superwesen seinen vermeintlich französischen Freund weder in eine Illusion "Cyrano de Bergeracs", noch "Les Misérables", geschweige denn in "Die fabelhafte Welt der Amelie". 
Nein, Q packt in "Gefangen in der Vergangenheit" Picards weiße Waden in grasgrüne Leggins und lässt ihn im Sherwood Forrest Robin Hood nachspielen; also genau jene englische Legende, die schon die Fantasie so vieler Film- und Serienproduzenten beflügelt hat. Tatsächlich liegt Nottingham nur knapp hundert Kilometer vom Geburtsort des Schauspielers Patrick Stewarts entfernt und wenn man schon den angeblichen Geburtsort Picards in diese Rechnung mitaufnimmt, sollte man auch der britischen Herkunft des Darstellers berücksichtigen.



Wie man also sieht, kann man für beide Seiten gewichtige Argumente finden, die alle ihre Daseinsbereichtigung haben. Einerseits scheint Picard kein glaubwürdiger Franzose zu sein, während seine Vita aber andersherum auch nicht gerade wie die eines Angelsachsen erscheint.
Um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, sollten wir daher an dieser Stelle noch eine dritte Baustelle eröffnen, um zu einem Ergebnis zu kommen.

Picard ist in Wirklichkeit Amerikaner, weil...

die USA sich ohnehin auf die gleichen Literaturtraditionen berufen wie die Briten. Shakespeare ist an amerikanischen Schulen zumindest ebenso wichtig wie im Vereinigten Königreich, Robin Hood gehört auch jenseits des Großen Teiches zum allgemeinen Kulturgut und wenn die Marinetraditionen innerhalb der Sternenflotte auf ein bestimmtes Vorbild ausgerichtet sind, dann doch immer noch auf das US-amerikanische. Explizit amerikanischen Autoren steht Picard in puncto Zitierfähigkeit gegenüber Shakespeare jedenfalls in nichts nach, wie seine Kenntnisse über Moby Dick lebhaft unter Beweis stellen (Star Trek: "Der erste Kontakt").

er ein begeisterter Anhänger von Privatdetektivgeschichten ist. Während nämlich der Londoner Sherlock Holmes dem Supergenie Data kampflos überlassen bleibt, widmet sich der Captain der Enterprise in seiner Freizeit dem beinahe erschreckend trivialen Handlungsrahmen eines Privatschnüfflers namens Dixon Hill, wie er in billigen Groschenheften nicht schlechter porträtiert werden könnte. Ein besonderes Kontrastprogramm im Hinblick auf intellektuell anspruchsvollere Köpfe wie Shakespeare, Melville oder Berlioz.




er ebenfalls eine Mitschuld an der Unterdrückung der amerikanischen Ureinwohner trägt. Wie man in "Am Ende der Reise" erfahren konnte, war auch einer der Vorfahren Picards an der systematischen Dezimierung der Indianer beteiligt. Damit schultert er auch eine der Hauptaltlasten amerikanischer Geschichte, da die Besiedler der Neuen Welt nicht gerade zimperlich mit den Heiden umgingen, die sie dort vorfanden. Picard wird von einer Folge zur anderen plötzlich in eine Traditionslinie mit amerikanischen Tätern wie James William Forsyth oder Buffalo Bill gestellt, um die Kollektivschuld des gesamten Landes auf mehrere Köpfe zu verteilen.

Wie man also sieht, steckt auch eine gute Portion Amerikaner in der Figur, was nicht zuletzt darin begründet liegt, dass die verschiedenen an der Serie beteiligten Autoren ebenfalls Amerikaner waren und ihre eigene Lebens- und Erfahrenswelt zur Grundlage eines Picard-Bildes machten, das bis heute anhält.
Und genau da liegt das Problem.
Bedenkt man, dass der geringste Teil dieser Autoren wirklich über Informationen über Frankreich und Großbritannien aus erster (also eigener) Hand verfügte, kann man sich gut vorstellen, dass die bestehenden Lücken mit Allgemeinplätzen und Stereotypen gefüllt wurden.
Aus genau diesem Grund ist La Barre ein Märchenort in allerfeinster Disney-Manier, kommt Picards Französisch kaum über "merde" hinaus und stellt sein Tee-Konsum auch kaum einen Widerspruch dar. Die meisten Stereotypen sind dabei nicht zwangsweise französisch, sondern europäisch beziehungsweise dass, was die Autoren für typisch auf dem Alten Kontinent hielten.


Hinzu kam, dass die Besetzung Picards mit Patrick Stewart das Ergebnis eines langwierigen Prozesses war, in deren Verlauf man beschloss, den talentierten Shakespeare-Veteranen eben nicht durch einen verordneten (und höchstwahrscheinlich albernen) Dialekt zu limitieren. Während zu Beginn der ersten Staffel noch viel Wert auf die Betonung der französischen Herkunft Picards gelegt wurde, versandeten entsprechende Bemühungen im Laufe der Serie und mit zunehmendem Einflussverlust Gene Roddenberrys und nur punktuell wurde Picards Herkunft noch thematisiert.
Im gleichen Maß und im Zuge des allgemeinen Erfolges der Serie erhielt Stewart mehr und mehr Freiheiten, die er – bewusst oder unterbewusst – auch nutzte, um seiner Rolle einen britischeren Anstrich zu verpassen.
Picard ist daher bei genauerem Hinsehen ein schizophrener Kosmopolit, der im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen der amerikanischen Drehbuch-Autoren, Gene Roddenberrys und Patrick Stewarts zu eben jener Kultgestalt geworden ist, die Fans bis heute lieben.

In diesem Sinne: Vive la France!