Sonntag, 2. März 2014

Modellversuch 02: Die USS Enterprise [Refit]

Einleitung. Heimlich still und leise hat das britische Unternehmen Eaglemoss bereits das nächste Star-Trek-Modell auf den deutschen Zeitschriftenmarkt geworfen. Nachdem wir bereits dem Einstiegsmodell einen überraschten, aber begeisterten Artikel widmeten, folgen nun unsere Überlegungen zum zweiten Schiff der Reihe, der USS Enterprise, wie man sie aus den Kinofilmen Eins, Zwei und Drei kennen könnte.


Lobenswerte Aspekte.
Um es gleich zu Beginn auf den Punkt zu bringen: Dieses Schiff ist ein absoluter Klassiker der Modellgeschichte und gute Wahl für das zweite Modell der in Deutschland veröffentlichten Eaglemoss-Reihe. Der Übersichtlichkeit halber hätte ich dem Modell ja noch ein 'A' verpasst, aber so etwas allen Ernstes unter die Kritik zu setzen, wäre bloße Haarspalterei.
Im direkten Vergleich zum zuvor erschienen Modell der USS Enterprise NCC-1701-D wirkt dieses Schiff deutlich stabiler und auch wenn die Skalierung nicht unbedingt hundertprozentig hinhaut, ist der Refit des Originals eine echte Augenweide.
Allerdings sollte man erwähnen, dass der Preis im Vergleich zum Einstiegsmodell um das dreifache gestiegen ist. Mittlerweile kostet das Schiff im freien Handel 14,99€, doch preislich bewegt es sich damit aber immer noch in einem erträglichen und auch angemessenen Rahmen.
Als gestalterisches Element besonders hervorzuheben sind die transparent-bläulichen Elemente in den Warpgondeln, denn sie leuchten bei Lichteinfall regelrecht und verstärken somit das Star-Trek-Feeling.
Das besondere an der Lieferung sind allerdings die Ankündigungen kommender Modelle auf der immer noch überdimensionierten Verpackung. Dort kann man nämlich erfahren, dass auch der Delta-Flyer, die Steamrunner- oder die Galor-Klasse in das Sortiment mitaufgenommen wurden. Vor allem diese Nachricht ließ das Herz vieler Star-Trek-Tafelrundenmitglieder augenblicklich höher schlagen.



Kritikwürdige Aspekte. Bei aller puristischen Schönheit des Modells fällt es erschreckend detailarm aus. Vergleicht man das Modell mit den Abbildungen auf Seite zehn und elf fallen nicht nur Unterschiede zwischen Original und Modell (vgl. z.B. die Impulsantriebssektion) sondern auch die mäßige Bemalung durch die chinesischen Billigarbeitskräfte auf. Selbst die elegante Aztec-Musterung der Außenhülle, die auf den Bildern deutlich zu erkennen ist, fehlt dem Modell völlig.
Hinzu kommen weitere Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung. So wurde bei meinem Modell die linke Warpgondel nur mäßig verarbeitet und ein Teil ragt im Endbereich unnatürlich weit vom anderen ab.
Auch bei der Verpackung zeigen sich altbekannte Probleme. Wie bereits erwähnt, ist sich noch immer viel zu sperrig und fordert Beschädigungen der lose beiliegenden Zeitschrift gerade zu heraus. Zudem wird sie all jene Personen vor große Herausforderungen stellen, die ihre Modelle mit Hinblick auf den Sammlerwert in der Originalverpackung belassen möchten, denn mit DIN-untypischen-Abmaßen von 33x48cm lässt sich das Gesamtpaket nicht gerade leicht lagern.
Zudem war das Beipackheft nicht unbedingt eine Offenbarung. Wieder ist die Übersetzung streckenweise holprig und die USS Enterprise wird mit zum Teil stark verpixelten Abbildungen bedacht. Selbst das längst als Unsinn überführte Gerücht, dass "Star Trek: Der Film" mit Produktionskosten von knapp 45 Millionen der teuerste Film bis dato gewesen sei soll (vgl. S. 9), lässt sich in dem ansonsten eigentlich gut recherchierten Magazin finden (Für die, die es interessiert: der 1978 erschienene "Superman – Der Film" verschlang insgesamt knapp zehn Millionen Dollar mehr an Produktionskosten).
Vielleicht muss an dieser Stelle auch einmal erwähnt werden, dass dieses Schiff nicht in den Quantitäten verfügbar war, in denen noch das Einstiegsmodell für 4,99€ zu erwerben war. Kein gutes Omen für spontane, zukünftige Abstecher in den Zeitungsladen...



Fazit. Die USS Enterprise im Refit-Gewand aus den Kinofilmen "Der Film", "Der Zorn des Khan" und "Auf der Suche nach Mr. Spock" ist ohne Frage ein Muss für jeden Star-Trek-Anhänger. Doch auch wenn das ansehnliche Modell ein würdiger Nachfolger für die TNG-Enterprise ist, treten deutliche Mängel in Verarbeitung, Gestaltung und Verpackung zutage. Immer noch verdient das Sammlerstück, ihm eine Kaufempfehlung auszusprechen, auch wenn es kleinere Abstriche gibt. 

Unsere Bewertung
Eure Bewertung

Zusätzliche Schlussbemerkungen. Abseits der lobenswerten und kritikwürdigen Aspekte gibt es noch drei weitere erwähnenswerte Punkte, die in dieser Auflistung an dieser Stelle nicht fehlen sollten.


Punkt Eins: Die Vermarktung. Obgleich es bereits im ersten Artikel anklang, ist die Werbeabteilung von Eaglemoss Deutschland mal einfach trantütig. Egal ob Werbung beim Star-Trek-Dauerschleifensender Tele 5, ein Stand auf der ebenfalls aus Großbritannien stammenden Destination oder eine Rundmail an die Star-Trek-Internet-Seiten dieses Landes wären probate Mittel gewesen, um dem Produkt in den hiesigen Fankreisen Aufmerksamkeit zu bescheren: Stattdessen gibt es eine halbfertige Internetseite und...
..nichts weiter. Also mal ganz im Ernst, Eaglemoss: Eure Marketing-Abteilung ist eine Nullnummer.

Punkt Zwei: Die Kosten. In den Kommentaren zum ersten Artikel haben die Tafelrundenmitglieder Miri und V'Nai bereits gemeinsam darauf hingewiesen, der Endpreis bei genau siebzig (!) veranschlagten Modellen (laut Angabe in den FAQs der deutschen Seite) bei knapp tausend Euro liegen würde (1039,30€). Nicht nur, dass das ein erstaunlich lange Zeitraum für ein solches Abo-Projekt wäre; die Kosten würden reichen, um fast acht Jahre hintereinander auf die FedCon zu fahren,  zweimal alle DVDs der Star-Trek-Filme und -Serien zu kaufen oder man könnte sich sogar beinahe eine der hochwertigen selbstgeschneiderten "Zorn des Khan"-Uniform bei Anovos zulegen.

Punkt Drei: Die Laufzeit. Und wenn wir schon beim Thema sind, sollten an dieser Stelle auch einmal mahnende Worte zur ambitionierten Laufzeit fallen. Bei siebzig Modellen würde die Modell-Serie beinahe drei Jahre laufen und wer sich noch daran erinnert, wie unrühmlich das Abo-Projekt der Star Trek Fact Files vor Beendigung der Serie zum Ärger vieler Fans eingestampft wurde, wird wohl ebenso wie ich nur schwer an einen gesicherten Zieleinlauf im Jahre 2016 glauben können.
Weiterführende Leseliste.

Eaglemoss 01. USS Enterprise NCC-1701-D
Eaglemoss 02.
USS Enterprise NCC-1701 [Refit]
Eaglemoss 03.
Klingonischer Bird-of-Prey
Eaglemoss 04.
Enterprise NX-01
Eaglemoss 05.
Romulanischer D'deridex-Warbird
Eaglemoss 06.
USS Excelsior
Eaglemoss 07.
USS Defiant 
Eaglemoss 08.
K't'inga Klasse
Eaglemoss 09.
USS Voyager
Eaglemoss 10.
Akira-Klasse
Eaglemoss 11.
Jem'Hadar Schlachtkreuzer
Eaglemoss 12.
USS Reliant NCC-1864 
Eaglemoss 13.
Borg Sphäre 
Eaglemoss 14.
Romulanischer BoP (2152) 
Eaglemoss 15.
Tholianisches Schiff (2152)
Eaglemoss 16.
USS Prometheus
Eaglemoss 17.
Xindi-Insektoiden-Schiff
Eaglemoss 18.
USS Enterprise NCC-1701-E
Eaglemoss 19.
Vor'Cha Klasse
Eaglemoss 20.
Die USS Dauntless
Eaglemoss 21.
Der Ferengi Marauder
Eaglemoss 22.
Die Nova-Klasse
Eaglemoss 23.
Die Galor-Klasse
Eaglemoss 24.
Die USS Stargazer
Eaglemoss 25.
Bajoranischer Sonnensegler
Eaglemoss 26.
Nebula-Klasse
Eaglemoss 27.
Krenim-Zeitwaffen-Schiff
Eaglemoss 28. Maquis-Raider
Eaglemoss 29. Jem'Hadar Jäger 
Eaglemoss 30. Nausicaanischer Raider 
Eaglemoss 31. Romulanischer Warbird Valdore
Eaglemoss 32.
Runabout Orinoco
Eaglemoss 33.
Cardassianische Hideki-Class
Eaglemoss 34.
Surak-Klasse
Eaglemoss 35.
Bird of Prey (22. Jahrhundert)

Premium 001.
Shuttle Typ 6

Sondermodell 01.
Deep Space 9
Sondermodell 02.
USS Enterprise 1701 (2009)
Sondermodell 03.
Die USS Vengeance
Sondermodell 04.
Klingon D4 Angriffsjäger

Abo Geschenk 01.
Borg-Kubus
Abo Geschenk 02.
Future Enterprise

Samstag, 1. März 2014

Star Trek Comics

Es ist ja nicht so, dass wir noch nie über den großen Bereich des Mediums Comic hier berichtet hätten. Ich erinnere mich da an die fabelhafte Rezension unseres Strifes zum Comic der Vorgeschichte von Into Darkness aus dem Mai des letzten Jahres. Auch kann ich mich noch gut an eine Rezension Turons aus dem Jahre 2012 erinnern, in welchem er das Crossover zwischen Star Trek und Dr. Who in seiner ganz eigenen Art anlysierte.
Quelle: comicsalliance.com
Nun bin ich nicht nur Sammler alles möglichen Star Trek Merchandising, ich bin auch Comic Liebhaber. So bin ich mit den liebevollen kleinen Figuren aus dem Mosaik groß geworden, habe mit Dig, Dag und Digedag die Welt und den Weltraum erobert und bin natürlich stolzer Besitzer aller Asterix Bände, auch wenn der bisher nie im Weltraum war, dafür aber im Land Scottys -  Schottland.

Quelle: ComicCombo
Quelle: asterix.com
Was liegt da also nicht näher, dass ich irgendwann auch über Star Trek in Comicform gestolpert bin? Mittlerweile habe ich einen wahren kleinen Schatz an alten und neuen Star Trek Comics angehäuft. Schon lange hatte ich die Idee so etwas wie eine kleine Datenbank für die Hefte zu entwerfen. Doch da stolperte doch neulich jemand über unseren Blog der genau diese Idee hatte und was noch viel großartiger ist, er hat diese Idee in Form eines Blogs schon längst umgesetzt!
Meine Empfehlung soll also heute dem Blog von Frank gelten, verbunden mit einem großen Dankeschön für die Inspiration durch dieses umfangreiche Wek!

Hier geht es zu seinem Blog: Star Trek Comics
Unbedingt Ansehen!

Freitag, 28. Februar 2014

Die Destination und die vier Seiten der Medaille

Einleitung: Mittlerweile ist es schon eine ganze Woche her, dass Teile der Tafelrunde zur "Destination Star Trek Germany" aufbrachen. Nun haben Turon47, Rok, K'olbasa, Miri und auch Lairis77 ihre Eindrücke zu diesem Großereignis zusammengefasst und bereits die ganze Woche über darüber berichtet. Mit diesem Beitrag soll ein formeller Schlussstrich unter diese Betrachtungen gezogen werden. Weil wir aber an dieser Stelle nicht nur wiederkauen wollen, was der treue Leser längst in unseren Beiträgen erfahren hat, wollen wir nun einmal versuchen, das Ganze aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Neben einer Zusammenfassung der eigenen Sichtweise sollen nach Möglichkeit auch die Medien, die Veranstalter und die Konkurrenz in diese Untersuchung miteinbezogen werden.


Perspektive #1: Die Presse

Still ist es um Star Trek geworden und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen macht sich kaum jemand mehr die Mühe, über nationale Conventions wie die FedCon, die TrekgatetoyourstarCon oder ähnliche Veranstaltungen zu berichten. Aber kaum schlägt eine britischstämmige Veranstaltung ihre Zelte in der Finanz- und Medienmetropole Frankfurt auf, sprießen die Berichterstattungen wie Pilze aus dem Boden. Neben der Tagesschau, haben sich nicht nur die Lokalmatadoren FAZ und der Hessische Rundfunk zu Meldungen hinreißen lassen, sondern auch Bild, die Süddeutsche Zeitung oder Focus wandten ihre Aufmerksamkeit nach langer Abstinenz mal wieder der hiesigen Fanszene zu.
Dabei kommt es gelegentlich zu der bereits absehbaren Pflege von Vorurteilen wie "Egal ob dick oder rappeldürr: Echte Trekkies schießen sich gerne in hautenge „Star Trek“-Uniformen." Danke, Bild-Zeitung! Die nationale Presselandschaft wäre ohne Deine journalistische Kompetenz tatsächlich um einiges ärmer.
Der andere Tenor ist ebenfalls allenthalben zu lesen. Egal ob HR, FAZ oder gar die Rheinzeitung: Einigkeit besteht vor allem über die Kosten, denn die sind "gepfeffert!", wie etwa die Bild zu berichten weiß. Und das Feindbild wird so unreflektiert wie dankbar von Journalist zu Journalist kolportiert, ohne dass es den Verfassern in den Sinn kommen könnte, dass es sich dabei um einen Standard handelt. Im Vergleich zu lokalen Conventions wie der FedCon etwa war z.B. der Autogrammpreis von William Shatner bei der Destination sogar vergleichsweise niedrig. Dennoch bekommt die Veranstaltung Stempel aufgedrückt wie "Captain Kirk macht Kohle mit seinem Namen." (Bild). In der Schreiberriege ist schlichtweg ein allgemeines Unverständnis auszumachen, warum  Fans für ein solches Privatvergnügen bereit sind, in die Tasche zu greifen.



Aber vielleicht wirkt das verständlicher, wenn man sich vor Augen hält, dass so ein Reporter in erster Linie an Interviews und Stories interessiert ist. Und tatsächlich: Die gab es bei der Destination zum Teil nur gegen Aufpreis. Aber dies betraf insgesamt vier Panels, während der größere Rest kostenfrei zugänglich war. Das dem finanziellen Zusatzaufwand aber wiederum ein vergleichsweise moderates Grundticket gegenüberstand, fiel jedoch meistens unter den Schreibtisch journalistischer Gewissenhaftigkeit.

Perspektive #2: Die Tafelrunde

Eines der im Vergleich zu "Blitzkrieg", "Waldsterben" oder "Rinderpest" angenehmeren deutschen Lehnwörter im englischen ist das Substantiv "Gemütlichkeit".


Ausgerechnet dieses Stück verbindender Sprachlichkeit haben die britischen Veranstalter bei ihrem Deutschlandbesuch völlig außer Acht gelassen, so dass man sich plötzlich gar nicht mehr wundern mag, warum im Angelsächsischen kein Begriff dafür existiert.
Die Atmosphäre innerhalb der mit schwarzen Raumteilern ausgestatteten halben Halle konnte beim besten Willen kein Flair aufkommen lassen und wo die englische Nachlässigkeit auf die nüchterne deutsche Hallenarchitektur (der Architekt war übrigens ebenfalls Brite) traf, konnten weder die deutschen, noch die vielen anglophonen Gäste von "Gemütlichkeit" sprechen.
Damit einher ging auch ein ständiger Zugwind und miserabel ausgeleuchtete Hallenbereiche, was sich besonders bei Panels, den Partys oder an den Ständen bemerkbar machte. Auch die Tatsache, dass während der kostenfreien Panels aufgrund der Sitzplatzknappheit nicht alle interessierten Fans in den abgesperrten Bereichen Zutritt erhielten, kann man unter dieser Kategorie verbuchen. Ja selbst den Umstand, dass es innerhalb der Halle abseits der Panel-Areas kaum Sitzplätze und gemütliche Ecken zum Verweilen gab, sollte man diesbezüglich einmal offen als Manko erwähnen.
Natürlich könnte man die viel zu wenigen Sitzsesselkissen im "klingonischen Relax-Bereich" als Gegenargument aufführen, doch diese schon in sich widersprüchliche Bezeichnung spottete dem Begriff noch weiter. Es sah eher so aus, als hätte ein Mittelaltermarkt seine Requisiten versehentlich hier vergessen, als dass irgend etwas klingonisches oder gar anheimelndes daran zu finden gewesen wäre. Im Gegenteil, der ebenfalls dort aufgestellte Riesen-Gong war einer der nervtötendsten Faktoren der Convention.
Das hätte sicherlich verhindert werden können, wenn man tatsächlich Fans stärker hätte partizipieren lassen. Gruppen wie die Crew der Euderion, der USS K'Ehleyr oder Living Star Trek Models wären mit ihren Props und Nachbauten nicht nur eine Bereicherung für die Convention gewesen, sondern auch allesamt aus deutschen Landen angereist. Aber vielleicht wollte man die TNG-Brücke nicht in einem schlechten Licht dargestellt wissen, die es allerdings ebenfalls wenige Jahre zuvor auf der Star-Trek-Ausstellung in Potsdam Babelsberg in besserer Qualität gegeben hatte.


Ansonsten war es aber vor allem die professionelle Organisation, die als Husarenstück der Veranstaltung gelten kann. Die komplikationsfreie und zügige Durchführung bei Autogrammstunden und Fotosessions war beispielhaft. Und obwohl die Veranstalter ein ums andere Mal dafür belächelt wurden, ihr eigenes Personal von der Insel eingeflogen zu haben, brachte diese Entscheidung eine typisch britische Grundfreundlichkeit mit sich, die in unseren Breiten seinesgleichen sucht. So zuvorkommende, hilfsbereite und flexible Ordner bekommt man in Deutschland einfach nicht geboten, so dass der Service und die Freundlichkeit vor allem bei den einheimischen Besuchern oft für fassungsloses Staunen sorgten.
Hauptargument für die Veranstaltung war ohne Frage, dass es sich um die erste reine Star-Trek-Veranstaltung seit langer Zeit handelte (zumindest in dieser Größenordnung). Die vielen Darsteller zusammen bei lebendigem Leib sehen zu können, war bereits ein Privileg; schon allein, wenn man bedenkt, dass William Shatner mittlerweile immerhin fast 83 Lenzen zählt. Dazu war der Standort gut gewählt, denn das zentral gelegene Frankfurt war fraglos ein für die überall in der Republik verteilten Fans ein geeigneterer Kompromiss als Düsseldorf, Deggendorf oder Mannheim.


Star-Trek-Anhänger aus dem fernen München
Ferner gelang es den Organisatoren, einige besonders denkwürdige Schlaglichter zu setzen. Nicht nur die Verpflichtung von Karl Urban, sondern auch die Auftritte der Enterprise Blues Band, des singenden Tim Russ' oder die Schminksession mit Suzie Plackson waren ein Alleinstellungsmerkmal für diese Convention, die man wohl so schnell nicht wieder erleben wird. Und als ob dies nicht genug wäre, setzte sich diese wohlige Exquisität in der Auswahl der Händler und Aussteller fort. Hochwertige und interessante Standbetreiber wie Levavo, die Intergalactic Trading Company oder Mars One erfreuten die geneigte Fanseele (also die mit dem entsprechendem Kleingeld im Portmonee) und selbst die Filmwelt-Ausstellung ist schlicht und ergreifend ein Gewinn für jede Sci-Fi-Veranstaltung.
Es war also nicht alles Gold, was da in Frankfurt unter dem Label 'Convention' zum Glänzen gebracht wurde, doch trotz mancher Abstriche war es am Ende doch ein lohnendes Event für alle anwesenden Tafelrundenmitglieder.


Perspektive #3: Die Konkurrenz

Beinahe sieht das Foto aus wie ein Schnappschuss vom sagenumwobenen britischen Seeungeheuer Nessie, das K'olbasa auf der Destination gelang. Doch selbst ohne den Einsatz von Fantasie ist auf dem leicht verschwommenen Bild der mit Warpgeschwindigkeit durch die Messehallen eilende Dirk Bartholomä zu erkennen.


Der Kopf hinter der FedCon ließ sich von K'olbasa sogar zu einem Forumsbeitrag hinreißen, der überraschende Einblicke hinter die Kulissen gewährt.
Nachdem nämlich sämtliche Beiträge zur Destination vor Veranstaltungsbeginn im OSTFC-Forum gelöscht wurden und sich kritische Stimmen mehrten, die diesem Umstand wenig Verständnis entgegenbrachten, rechtfertigte Bartholomä diesen Schritt persönlich mit der Konkurrenzsituation.
Doch es ist wohl kein Zufall, dass nun, nach Ablauf der Convention und nachdem sich Bartholomä selbst von den örtlichen Gegebenheiten überzeugt hat, entsprechende Beiträge als weniger gefährlich eingestuft wurden. Immerhin konnte sich Bartholomä mit eigenen Augen vergewissern, dass in Frankfurt auch nur mit Wasser gekocht wird und ihm wird als findiger Geschäftsmann wohl kaum entgangen sein, dass von der Destination keine Bedrohung mehr ausgeht: Zu gering war das Besucheraufkommen, um eine so teure Veranstaltung tragen zu können.
Doch die Vorzeichen waren sicherlich andere. Der Destination gelang es nicht nur, LeVar Burton abzuwerben, sondern auch, den eigentlich von den FedCon-Organisatoren anvisierten Shatner zu verpflichten. Wären die vom Veranstalter prognostizierten Besucherströme tatsächlich eingetreten, wäre wohl auch die FedCon davon betroffen gewesen, denn das Konto der heimischen Fans wird von einer Convention im Lande schon zu Genüge belastet.
Doch so kann sich Bartholomä entspannt zurücklehnen. Die Destination hatte mit schlechter Presse, fehlenden Besuchern und Kritik der Fans zu kämpfen, so dass die traditionelle deutsche Leuchtturm-Convention in Düsseldorf an Strahlkraft hinzugewonnen hat. Nach dem Schock der einzeln abgerechneten Panels werden die Fans wohl umso mehr das Rundum-Sorglos-Paket der FedCon zu schätzen lernen.

#Perspektive 4: Die Veranstalter


Der Sprung aus dem sicheren Convention-Hafen London auf das europäische Festland schien eigentlich wenig gewagt. Die Entfernung zur Insel war überschaubar, die Verkehrsanbindung optimal und überhaupt findet sich in Deutschland die nach Großbritannien größte europäische Fanszene. Dazu gelang es, der FedCon etwas Wasser in Form von vor-der-Nase-weg-verpflichteten Stars abzugraben und die Vorzeichen waren mit einem Repräsentanten des neuen Abrams-Star-Trek sicherlich gut. Sogar die träge deutsche Presse befreite sich für kurze Zeit aus ihrer Lethargie für Star-Trek-Themen.
Doch Deutschland ist längst nicht mehr das Schlaraffenland für Star-Trek-Geschäftsideen. Das allgemeine Interesse ist nach Absetzung von Enterprise merklich abgekühlt und Fantreffen nach amerikanischem oder britischem Muster haben hierzulande keine Tradition und man muss schon etwas Außergewöhnliches bieten können, um finanziell überleben zu können.
Insofern sind anvisierte Besucherzahlen von bis zu 20.000 Gästen (wenn man Dirk Bartholomä glauben kann) reichlich ambitioniert. Zusammen mit der Hallenmiete, den Personalkosten, den Unterbringungskosten für selbiges, den Flugkosten für die Helfer, den Stargästen, den Steuern usw. muss man sicherlich schon einiges zusammenrechnen, um auf einen grünen Zweig zu kommen und die risikoreiche Kalkulation war zwar sicherlich attraktiv genug für die Fans, die zur Destination nach Frankfurt reisten, doch gewiss nicht einladend genug für interessierte Gelegenheitsanhänger.
Doch ein wenig tragen auch die Veranstalter Mitschuld. Häufig konnte man auf den Gängen von Ordnern, Besuchern und Stargästen aufschnappen, dass Patrick Stewart definitiv gekommen wäre, wenn nicht eine Broadwayshow seine Zeitpläne durchkreuzt hätte. Bedenkt man, dass mit Jonathan Frakes erst kurz zuvor ein weiterer TNG-Star aus Termingründen seine Teilnahme absagen musste, so zeichnet sich ein klares Bild dessen, was die Veranstalter tatsächlich bieten wollten: Eine riesige TNG-Gala mit allen wichtigen Darstellern.
Davon ist nur noch ein kopfloser Torso geblieben, der beileibe nicht die Zugkraft aufbringen konnte, die das Komplettpaket ohne weiteres generiert hätte. In diesem Fall wären fünfzehntausend Besucher und mehr durchaus möglich gewesen.
Doch das Destination-Team hat hoch gepokert und letztendlich nicht genug auf der Hand gehabt, um den Jackpot zu knacken. Daher wird die Bilanz wohl auch ernüchternd ausfallen und der Plan, im Anschluss an Frankfurt in den kommenden Jahren durch weitere europäische Metropolen zu tingeln, scheint mehr und mehr unglaubwürdig. Es klingt wahrscheinlicher, dass die nächste Destination in Portsmouth, Paddington oder Paisley stattfinden wird, als in Paris, Poznan oder Palma de Mallorca.

Bildquelle: www.funnyordie.com
Fazit: Als Fan sollte man wohl dankbar sein, die Destination trotz einiger Mängel miterlebt zu haben, denn sie wird irgendwann in die Reihe mythischer Erzählungen wie der Nexus-Con, der Star Trek World Tour oder der Star-Trek-Ausstellung fallen. Es scheint jedenfalls kaum mehr wahrscheinlich, dass Deutschland in Zukunft noch als lohnenswertes Reiseziel für entsprechende Star-Trek-Veranstaltungen in Betracht gezogen wird.
Über kurz oder lang wird wohl nur die FedCon als Mekka für die hiesige Fanszene bestehen können, wenn man einmal von kleineren Nischen-Veranstaltungen wie der TrekgatetoyourstarCon absieht. Die Gründe dafür mögen vielfältig und vielleicht nicht unbedingt gerechtfertigt erscheinen, doch an der bevorstehenden Durststrecke wird sich so schnell wohl nichts ändern. Erst wenn CBS sich erbarmt, eine neue Star-Trek-Fernsehserie zu produzieren, könnte der Boden für eine lebendigere bzw. wiedererstarkte Fanszene in Deutschland bereitet werden und wer weiß, vielleicht sogar die ein oder andere Großveranstaltung.
Aber bis dahin heißt es wohl erst einmal lange warten.