Das Wort 'Babelsberg' begleitet ein gewisser kultureller Beiklang, denn der heutige Stadtteil Potsdams hat eine Menge zu bieten:
Ein
Schloss inklusive
Park,
Filmstudios, die
Star-Trek-Tafelrunde, das
Leibniz-Institut für Astrophysik, den
RBB und - nicht zu vergessen - Fußball.
Das
Karl-Liebknecht-Stadion - oder 'KarLi', wie die Eingeborenen es nennen- bietet nämlich dem amtierenden Deutschen Fußballmeister seine Heimstätte. Zumindest den Damen der Schöpfung: Lokalmatador
Turbine Potsdam gehört zu den absoluten Spitzenmannschaften der
Liga und führt
diese (wenn auch nicht mehr souverän wie im Jahr zuvor)
noch immer an.
Im Vergleich zu den Fußballdamen spielt die männliche Vertretung eine eher untergeordnete Rolle. Die Herren vom
SV Babelsberg 03 findet man am unteren Ende der
Drittliga-Tabelle wieder und abgesehen vom Trainer
Dietmar Demuth wird man umsonst nach großen Namen mit großem fußballerischen Flair suchen. Viel eher ist es ein Kiezverein, bei dem es so dörflich zu geht wie in der unmittelbaren Umgebung des 'KarLis'.
Was der Verein an sportlichem Erfolg vermissen lässt, machen hingegen seine Fans wieder wett, denn innerhalb des Stadions herrscht eine besonders tolerante und weltoffene Stimmung. Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Geschlecht oder Berliner Herkunft spielen auf den Rängen keinerlei Rolle und die Anhängerschaft sonnt sich (nicht zu Unrecht) ein wenig in ihrer alternativen Attitüde. Der Verein wird daher auch gern mit dem
FC Sankt Pauli verglichen und tatsächlich ist gar nicht so abwegig, auch wenn in Babelsberg deutlich kleinere Brötchen gebacken werden (andererseits gibt es hüben wie drüben
Becherwerfer und
Transparentdeppen).
Und wo Toleranz seinen Platz hat, darf auch Star Trek nicht fehlen.
Immerhin ist die Tugend, andere Überzeugungen gelten zu lassen, einer der moralischen Grundpfeiler einer jeden einzelnen Serie und wer in einem
Klingonen mehr sehen kann, als nur einen mordlüsternen Killer mit unansehnlichen Stirnwülsten, hat den ersten Schritt auch schon getan.
Und weil die Mitglieder der Star-Trek-Tafelrunde nicht nur wissen, dass Klingonen eine Spezies voller Ehre und Sportsgeist, sondern einige von ihnen nebenbei Fans des SV Babelsberg sind, wurde es Zeit, den logischen Schulterschluss mit der Erweiterung der Bannerpalette innerhalb des "KarLis" Ausdruck zu verleihen.
Als Grundlage für das mit 70x80cm vergleichsweise bescheidenen Banners bildete - passend zur Klingonenthematik - eine kuschelig weiche Babydecke, die es in einem Kinderklamottenladen gleich um die Ecke für drei Euro gab. Dazu noch fünf Euro für einen schwarzen und einen blauen Edding im Schreibwarengeschäft zwei Türen weiter und das war es dann auch schon mit dem finanziellen Aufwand.
Das Herzstück bildet das Logo des
Klingonischen Imperiums; natürlich in blau-weiß, den Farben des SV Babelsbergs gehalten. Den oberen Rand ziert der Schriftzug "
Babelsberg", beziehungsweise "
babelSberq" wie es korrekt in
klingonischer Transkription heißen müsste. Links und rechts neben der
klingonischen Triskel sind jeweils die Ziffern '
Null' und '
Drei' angeordnet. Damit war der Großteil eigentlich gesagt, doch irgendwie fehlte noch etwas. Ein sinnfreier provokanter Spruch, der gleichzeitig auf Fußball und Klingonen angewendet werden kann.
Glücklicherweise gab es einmal auf einem
BFC-Dynamo-Schal ein passendes Vorbild: "
Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" war dort (wahrscheinlich in Anlehnung an die Lehren
Nietzsches) zu lesen. Im Bezug darauf war auf unserem Plakat folgendes zu finden:
"
tlhIngan maH - petaQpu' tlhIH"
Übersetzt heißt das (hoffe ich jedenfalls) soviel wie "
Wir sind Klingonen - Ihr seid Feiglinge".
Am dreißigsten Spieltag der Dritten Fußballbundesliga war im Zuge der Partie SV Babelsberg gegen
Carl Zeiss Jena der perfekte Anlass gegeben, das Banner einzuweihen. Das Wetter war sommerlich, die Ticketpreise extra reduziert und außerdem hatte sich Miri bereiterklärt, extra aus dem fernen Berlin anzureisen, um das Spiel in bester Gesellschaft zu erleben.
Unser Beitrag zur Stadiondekoration war gut platziert.
Anfangs hinter dem Jenaer Tor, ab der zweiten Halbzeit hinter dem der Babelsberger Equipe angebracht war es von der Seitengerade, auf der wir es uns gemütlich gemacht haben, gut zu sehen und ab und zu fand es so sogar seinen Eingang in die Übertragung des
MDR. Allerdings benötigt man bei der mäßigen Qualität der auf der Internetpräsenz
zugänglichen Zusammenfassung schon eine gut ausgeprägte Fantasie, um das Star-Trek-Symbol auf dem 70x80cm großen Transparent überhaupt erahnen zu können. Aber immerhin hat der Mitteldeutsche Rundfunk im Gegensatz zum sogar in Babelsberg beheimateten RBB es überhaupt für nötig befunden, der Partie Beachtung zu schenken (
Jena sei Dank!).
So müssen wohl unsere eigenen Fotos und die des anwesenden Pressefotografen
Burghard Mannhöfer als Beweis für unsere Anwesenheit herhalten.
Und dann wurde natürlich auch noch Fußball gespielt.
Nein, eigentlich trifft das nicht so ganz zu, denn es war bestenfalls uninspiriertes Herumgekicke auf einem Platz, der mit 'Kartoffelacker' noch sehr wohlwollend umschrieben ist. Eine gelungene Werbeaktion für die fast 7.000 Fans war es jedenfalls sicher nicht. Immerhin hat es keinen Sieger gegeben, denn das wäre tatsächlich das letzte gewesen, was dieses Spiel verdient hätte. Wenn man sich einer Sache erinnern sollte, so ist es eine kleine, kuschelige Babydecke, die erstmals klingonische Symbolik mit deutschem Fußball verbunden hat.
In diesem Sinne:
Qapla'!