"Ich halte nichts von den neuen Versionen von Monopoly. Ich
bevorzuge die klassische Version und die klingonische."
Dr. Sheldon Cooper, Big Bang Theory Staffel 4 Nr 09 "Der falsche richtige Freund"
Einleitung. Während Fans der Big Bang Theory schon Jahre vor dem Erscheinen der
klingonischen Version von Monopoly mächtig Vorschusslorbeeren aus dem berufenen
Munde Jim Parsons erhielten (tatsächlich wurde die klingonische Monopoly-Version
erst knapp ein Jahr nach Erwähnung innerhalb der Serie veröffentlicht), müssen
die Fans hierzulande wahrscheinlich noch lange auf eine bilinguale Veröffentlichung
warten. Zum Glück aber gibt es auch in unseren Breiten begeisterte Jäger und Sammler
wie unseren Tafelrunden-Captain K'olbasa, die dieses Spiel längst aus dem
englischen Sprachraum bezogen haben. Grund genug für einige Tafelrundenmitglieder,
diese Variante einmal zusammen in einem gemeinsamen Spieleabend genauer unter
die Lupe zu nehmen.
klingonisches Monopoly mit klassischer Enterprise |
Lobenswerte Aspekte. Schon beim Aufbau des Spieles kommt man nicht umhin zu
bemerken, dass es eine Menge liebevolle Details gibt: So sind die Spielfiguren
(ein d'k tahg, ein Bird of Prey, ein klingonischer Kommando-Sessel, ein
Disruptor, ein Bat'leth und die Kugel des Richters aus dem sechsten Kinofilm)
passend zum Gesamtkonzept gestaltet und auch die Aufteilung der Ereignis- und
Gemeinschaftskarten in Honor- und Battle-Karten hat seinen Reiz. Hinzu kommt,
dass die altbekannten Straßen wie Turm-, Park- oder Schlossstraße bekannten
Planeten wie oder Ferenginar, Qo'noS oder Khitomer gewichen sind und die
langweiligen Kraftwerke nunmehr durch Praxis oder Rura Penthe ersetzt wurden.
Die altbekannten Häuser haben sich zu 'Außenposten' weiterentwickelt, während die Hotels als 'Hauptstädte'
der Großen Halle auf Qo'noS nachempfunden sind.
Großer Pluspunkt ist ferner die allgegenwärtige Bilingualität: Als gleichzeitig
in Englisch als auch in Klingonisch gehaltenes Spiel regt es die Teilnehmer
dazu an, die Karten zur allgemeinen Verwirrung in der Sprache der
Star-Trek-Kriegerkultur vorzulesen, wodurch ein gewisser Lerneffekt entsteht
(dessen Auswirkungen aber wohl erst bei täglichem Spielen zutage treten
würden).
Der besondere Clou der "Collector's Edition" ist schließlich, dass zusätzlich
zum eigentlichen Spiel auch eine Miniatur des Kanzlerstabs Gorkons aus "Das
unentdeckte Land" mitgeliefert wird, die zwar eher wie der Penisknochen einer kleineren
Wal-Art aussieht, aber vielleicht so manchem langjährigen Hardcore-Fan
Glücksgefühle beschert. Rok mit dem Kanzlerstab und den ersten Mieteinnahmen des Spieleabends |
Kritikwürdige Aspekte. Gibt es echt noch Menschen, die mit Leidenschaft Monopoly
spielen?
Denn mal im Ernst: Wenn ein Spiel den Untertitel "Donald Trump – The Boardgame"
tragen könnte, dann wäre es zweifelsohne diese Ausgeburt des Erzkapitalismusses.
Man muss schon einen ausgeprägten Hang zum Sadismus haben, um sich am totalen Finanz-Bankrott
seiner eigenen Freunde weiden zu können.
Darüber hinaus ist Monopoly ohnehin eines der bekanntesten und damit auch
mittlerweile langweiligsten Brettspiele diesseits der Milchstraße. So muss
sich ein Hersteller schon einiges einfallen lassen, um dem längst nicht mehr
zeitgemäßen und ziemlich angestaubten Spielprinzip wenigstens ansatzweise wieder
Pepp zu verleihen. Weil sich genau das auch der Eigner Parker Bros. gedacht haben
muss, wirft er Jahr für Jahr neue Editionen gleichen Musters auf den Markt:
Spezielle Variationen für Städte wie Saarbrücken (!), Bielefeld (!) oder sogar Villingen-Schwenningen (!) wurden genauso auf den Markt gespuckt wie Ausgaben
für ganz Deutschland, die gesamte Welt und sogar ganz Bayern (!). Und als wäre
das noch nicht genug gibt es selbst Editionen für Verehrer von Disney-Prinzessinnen,
Star-Wars-Anhänger und Herr-der-Ringe-Jünger. Selbst für skurrile Auswüchse
wie eine FiFa-WM-2006-Ausgabe waren sich die Lizenzinhaber nicht zu schade.
In diesem Lichte muss letztendlich die klingonische Version betrachtet werden,
denn auch hier verpassten die verantwortlichen Designer es ganz offensichtlich
in irgendeiner Form neuen Schwung unterzubringen. Es ist schlichtweg das
gleiche Spiel mit nur leichten, kaum nennenswerten Veränderungen in der Optik (und nicht im
Spielmechanismus), die sich darüber hinaus noch bestenfalls in marginalen Bezeichnungsänderungen fortsetzten. Doch nicht einmal da waren die Designer sonderlich konsequent, denn sämtliche
Eckfelder (von Los über das Gefängnis hin zum Parkplatz und dem Geh'-ins-Gefängnis-Feld)
sind noch immer im gleichen, langweiligen Design wie das Original gehalten. Von
Karten wie dem berühmten Gewinn eines Schönheitswettbewerbes (echt jetzt, für
Klingonen?!) ganz zu schweigen…
Auch grafisch ist der ein oder andere Punkt zu bemängeln. So hätten die
Bahnhöfe fantasievoller als mit klingonischen Schiffsklassen benannt sowie
gestaltet und bei der Gelegenheit auch gleich farblich von den
Kraftwerken abgehoben werden können.
Die unabstreitbar dämlichste Idee war allerdings jene, die Namen von Planeten
und ihre Preise mit rot auf schwarzem Grund zu drucken. Da dies darüber hin aus
in gefühlter Schriftgröße acht geschah, kam es bei unserer Spielrunde
zwangsläufig dazu, dass ein jeder von uns irgendwann seine Brille zu Hilfe
nehmen musste.
Schließlich liefert das Spiel für die eingefleischten Fans den ein oder anderen
Grund zum Nitpicken: So heißt die klingonische Währung nicht 'Forces' sondern
Darsek und 'Kronos' ist für die selbstproklamierte klingonische Edition zumindest eine recht fragwürdige Schreibweise für die
Heimatwelt der Klingonen.kleine Schrift erfordert drastische Maßnahmen: der Captain mit der Kirk-Gedächtnis-Brille |
Fazit. Trotz des ein oder anderen netten Ansatzes (der Spielfiguren, der
Bilingualität oder der Zugabe) bleibt auch die klingonische Monopoly-Version
nur ein müder Abklatsch seiner unzähligen Verwandten, Klone und Neuauflagen. Es
vermag es nicht aus dem grausigen Schatten des Originals zu treten und weist darüber
hinaus auch grafische, inhaltliche und optische Mängel auf.
Letztendlich widerlegt das Spiel durch seine Existenz am Ende sogar Dr. Sheldon Cooper selbst, denn wenn es irgendeine sinnvolle Variante des erzkapitalistischen
Originals gibt, dann ist sie mitnichten klingonisch, sondern eher Ferengi.
Mathe-Nachhilfe mal anders: klingonische Währungen in Miete umrechnen |
Schluss. Irgendwie haben wir es hinbekommen, dass wir dennoch unseren Spaß am Spiel gehabt haben. Das lag allerdings weniger am klingonischen Monopoly als an der munteren Runde und dem ein oder anderen alkoholischen Getränk, das wir dazu konsumiert haben. Allerdings bleibt dabei festzuhalten, dass wir drei Monopoly-Muffel dabei diese klingonische Version nicht aus Freude an Monopoly, sondern aus Spaß an Star Trek gespielt haben.
Bewertung. Schwache Adaption mit flachen Stirnwülsten.
Weiterführende Leseliste.
Spielerunde 01: Das klingonische Monopoly.
Spielerunde 02: Star Trek Catan.
Spielerunde 03: Star Trek Panic.
Kleiner Nachtrag von K'olbasa:
Da der Autor dieses absolut gefälligen Beitrages sich selbst natürlich nicht in Aktion zeigen konnte, hole ich das hier mal nach! Schließlich hat Turon47 sowohl dem Rok als auch mir ordentlich das kapitalistisch-klingonische Fürchten gelehrt!
Nein, das Bild ist nicht unscharf...Turons Verstand war einfach nur so schnell, dass es nicht möglich war, den ganzen Turon47 korrekt abzulichten. (oder es lag einfach an den Getränken...) |