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Freitag, 5. Februar 2021

Der große Star Trek: Super Bowl Check der Tafelrunde

 


Einleitung.
Manchmal kann es dem europäischen Zuschauer bei "Star Trek" ziemlich auf den Geist gehen, wie sehr sich die Serien und Filme allein um die Vereinigten Staaten von Amerika drehen:
Wo auf der Erde etwa landen Außerirdische vor dem ersten Kontakt zwischen Menschen und Vulkaniern 2063?
Richtig, irgendwo in den USA.
Wenn irgendwo Leute in der Erdvergangenheit ins All entführt werden, woher stammen sie mit großer Wahrscheinlichkeit?
Richtig, aus dem USA.
Und wie heißt der Zielort wenn es mal wieder eine Zeitreise in die Erdvergangenheit gibt?
Keine Ahnung, aber es sollte mit Fek'lhr zu tun haben, wenn dieser Ort nicht irgendwo in den USA liegt.
Als Zuschauer bleiben einem nun zwei Möglichkeiten: Man kann entweder jedes Mal entnervt mit den Augen rollen, wenn wieder einmal die Vereinigten Staaten der Nabel der Welt zu sein scheinen oder man kann die Gelegenheit nutzen, einen tieferen Einblick in die us-amerikanische Kultur zu erhalten.
Einen Fixpunkt für letzteren Weg bietet jedes Jahr der Super Bowl, jenes Spektakel, in dem Show, Sport und Patriotismus auf einzigartige Weise zu einem Aushängeschild des 'american way of life' verschmelzen, das auch uns als Star-Trek-Tafelrunde jedes Jahr aufs Neue in seinen Bann schlägt. Denn auch, wenn Star Trek und American Football auf den ersten Blick nur wenig miteinander zu tun zu haben scheinen, gibt es zahlreiche Überschneidungen zwischen beiden Kulturphänomenen.
So stand mit Fred "The Hammer" Williamson ein Teilnehmer des ersten Super Bowls nicht nur auf dem Feld der Ehre, sondern bereits für eine Folge der Originalserie vor der Kamera. Zahlreiche Darsteller wie William Shatner, Connor Trineer oder Jeffrey Hunter haben den Sport selbst betrieben, während andere Darsteller wie Scott Bakula ("Armadillo Bears - Ein total chaotischer Haufen"), Dwayne Johnson ("Daddy ohne Plan") oder Bernie Casey ("Freunde bis in den Tod") in Filmprojekten Footballstars verkörperten. American Football hielt aktiv (durch Erwähnungen, Merchandise-Artikel im Hintergrund oder Spielgeräte) und passiv (z.B. durch typische Redewendungen) in zahlreiche Folgen (z.B. "Gefangen in der Vergangenheit, Teil II", "Die Verschmelzung", "Familienbande") Einzug und man kann jedes Jahr um diese Zeit die Uhr danach stellen, wann die verschiedenen Darsteller in sozialen Netzwerken ihren Favoriten öffentlichkeitswirksam die Daumen drücken.
Daher ist es auch auf dieser Seite des Großen Teiches schwer, sich als Star-Trek-Fan diesem Rummel zu entziehen.
Doch auch wenn sich der Sport hierzulande mehr und mehr Beliebtheit erfreut, bleibt er dennoch aus verschiedenen Gründen (z.B. die hiesige Dominanz des 'richtigen Fußballs', die späten Anstoßzeiten oder die komplizierten Regeln) einem eher kleinen Kreis von Anhängern vorbehalten. Aus diesem Grund haben wir es uns zur Tradition gemacht, jedes Jahr den Super Bowl aus geografischer, sportlicher und Star-Trek-Sicht zu erklären, so dass man als Trekkie seine Sympathien auch dann verteilen kann, wenn man einen Quarterback nicht von einem Wide Receiver unterscheiden kann…


Teil A.
Im ersten Teil unserer Betrachtungen geht es um einen Vergleich der beiden Austragungsorte, um ein Gefühl für die beiden Gegner und ihre Herkunft zu vermitteln.

Die größere Stadt.
Am Golf von Mexico liegt Tampa, eine Stadt die mit 400.000 Einwohnern gerade einmal den 48. Platz unter den größten Städten der USA einnimmt. Viel bedeutender ist die Stadt als Mittelpunkt eines Ballungsraums namens Tampa Bay innerhalb des US-Bundesstaats Florida, der mit drei Millionen Einwohnern immerhin den 18. Platz innerhalb der Vereinigten Staaten einnimmt.
Ähnliches gilt im Prinzip für Kansas City, das übrigens nicht (wie der Name suggeriert) in Kansas, sondern in Missouri liegt. Sie liegt im Grenzgebiet der beiden Bundesstaaten und auch wenn sie auf dem Papier eine Einwohnerzahl von 500.000 (Platz 38) aufweisen kann, bleibt der Ballungsraum mit zwei Millionen Einwohnern (Platz 31) dafür überschaubarer als der des direkten Konkurrenten.

Leichter Vorteil: Tampa Bay.


Die ältere Stadt.
Mit der nach Westen strebenden Besiedlung Amerikas entstand Kansas City 1850 als Verkehrsknotenpunkt am Missouri. Doch obwohl Florida schon frühzeitig in die Hände spanischer Kolonisten fiel, blieb die Gegend um Tampa Bay lange Zeit von europäischen Siedlern verschont. Erst mit dem Erwerb Floridas durch die USA im Jahr 1821 änderte sich das und bereits 1823 entstand eine Siedlung namens Tampa Town, die damit immerhin siebenundzwanzig Jahre älter ist.
Vorteil: Tampa Bay.


Die wichtigere Stadt.

Um es gleich vorweg zu nehmen: So richtig wichtig sind beide Städte noch nicht einmal für amerikanische Verhältnisse. Keine der beiden verfügt über einen Status wie die ungleich glanzvolleren NFL-Standorte New York, Los Angeles oder Chicago. Keine der beiden Städte trägt den Titel der Bundesstaatshauptstadt, keine der beiden spielt eine größere Rolle als Kulturzentrum und wenn beide Städte prominent in landesweiten Rankings herausstechen, handelt es sich zumeist um die Kriminalitätsstatistik.
Immerhin gibt es etablierte Untersuchungen zur Bedeutung von globalen Metropolen und es bleibt festzuhalten, dass auch hier Tampa (mit einem Wert von Beta Minus, vergleichbar mit Stuttgart) vor Kansas City (Gamma Minus, vergleichbar mit Lausanne) gelistet wird.
Vorteil: Tampa Bay.


Die größere Nummer im Sport.

Im Regelfall wird die sportliche Bedeutung von US-amerikanischen Städten darin gemessen, wie viele Teams aus den Big-Four-Ligen (im Football, Eishockey, Basketball und Baseball) in ihnen angesiedelt sind. Hier kann Kansas City mit dem diesjährigen Super-Bowl-Finalisten Kansas City Chiefs und dem Baseball Team Kansas City Royals aufwarten.
Doch abermals werden die Bewohner des Mittleren Westens hier von ihren Landsmännern aus Florida in die Schranken verwiesen, denn in Tampa Bay sind nicht nur die Buccaneers angesiedelt, sondern neben ihnen auch noch das Baseball-Team der Tampa Bay Rays und die Eishockey-Mannschaft Tampa Bay Lightning. In Hinblick auf die große Konkurrenz im Bundesstaat (es gibt hier allein drei Football-Teams; ein Luxus den außer Florida nur Kalifornien vorweisen kann) bleibt daher kein Zweifel an der sportlichen Vormachtstellung.
Vorteil: Tampa Bay.


Spezial-Merchandise der Tampa Bay Rays


Entfernung zum Austragungsort.
Der Super Bowl im eigenen Stadion? Das gab es in der vierundfünfzigjährigen Geschichte der Trophäe bis zu dieser Saison noch nie. Doch tatsächlich ist es den Buccaneers aus Tampa Bay tatsächlich gelungen, diesen Fluch zu brechen. Das wiederum setzt die Kansas City Chiefs – die Gewinner des letzten Jahres - maßgeblich unter Druck, denn ein anderer Fluch besagt, dass es seit 2005 keinem Team mehr gelang, ihren Vorjahreserfolg zu wiederholen.
Tampa hat so oder so schon Geschichte geschrieben und definitiv die kürzere Anreise ins eigene Stadion in den Knochen.
Vorteil: Tampa Bay.


Teil B.
Im zweiten Teil unserer Betrachtungen geht es eher um kulturelle Aspekte im Allgemeinen und Faninteressen im Speziellen.

Berühmte Einwohner.
Auf den ersten Blick wirkt das Staraufgebot der Tampa Bay Area eindrucksvoll, denn hier wuchs Wrestler Hulk Hogan auf, Channing Tatum verbrachte seine Teenagerzeit an diesem Ort, der "Macho Man" Randy Savage ließ in Tampa seine Baseball-Profikarriere ausklingen, die Umgebung bietet dem "Tiger King"-Sternchen Carole Baskin eine Heimatbasis und der Schriftsteller Jack Kerouac verstarb in einem der hiesigen Krankenhäuser. Auffällig dabei bleibt, dass kaum jemand von Rang und Namen hier geboren ist, sondern zumeist eine überschaubare Zeit hier zubrachte. Dafür aber ist Tampa Bay die Heimat der "Breastorant"-Kette "Hooters" und Hauptsitz der Scientology-Sekte.


Kansas City lässt sich derweil zugutehalten, dass mit Ernest Hemingway, der hier einige Monate für den "Kansas City Star" arbeitete, ebenfalls ein literarisches Hochkaliber vor Ort wirkte. Mehr noch; der Starship-Troopers Erfinder Robert A. Heinlein wurde genauso im Ballungsraum geboren wie Ellie Kemper ("Unbreakable Kimmy Schmidt"), Jason Sudeikis ("Saturday Night Live") oder die in Deutschland recht bekannte Sexualwissenschaftlerin Shere Hite. Für amerikanische Verhältnisse kommt es aber einem Adelsschlag gleich, dass der ehemalige Präsident Harry S. Truman nicht nur in dieser Gegend aufwuchs, sondern letzten Endes gar verstarb.
Vorteil: Kansas City.


Berühmte Musiker.
Neben Chicago und New Orleans gilt Kansas City als Wiege der Jazz-Musik und als Ort, in dem der Musikstil ‘erwachsen wurde’. Dieser Mythos hält sich bis heute und der Ballungsraum verfügt über eine lebendige Musikszene, wie verschiedene Künstler von Eminem über Puddle of Mudd bis hin zu Melissa Etheridge lebhaft unter Beweis stellen. Als perfektes Aushängeschild von Stadt, Land und Musikszene lässt sich Steve Walsh, der ehemalige Lead-Sänger der Band (!) Kansas aufführen, der in einem der Vororte von Kansas City aufwuchs.




Und was kann Tampa Bay dem entgegensetzen? Allein Aaron Carter bleibt (neben seinem Bruder und Backstreet Boy Nick) der einzige geläufige Name in diesem Bereich. Weil der aber im Vergleich mit dem, was Kansas zu bieten hat, nicht mithalten kann, verzichten wir an dieser Stelle zum Wohle aller Beteiligten auf ein Beispielvideo und schieben die Punkte ohne Umschweife nach Kansas.
Vorteil: Kansas City.


Verbindungen zu Star Trek.
In der Super-Bowl-Nacht wird der erfolgreiche Star-Trek-Autor Dayton Ward (u.a. ist er der Autor des Reiseführers für Vulkan) Schwierigkeiten haben, seine Loyalitäten zu verteilen. Ward, in Tampa geboren, lebt und arbeitet mittlerweile nämlich in Kansas City.
Die Beziehung zwischen Tampa und Star Trek begann gleich mit dem Pilotfilm "Der Käfig", als die Stadt auf einer Erden-Karte Erwähnung fand, die dort für einige Sekunden zu sehen war. Statisten wie April Grace oder Katherine Trowell entstammen der Stadt aber am bemerkenswertesten bleibt wohl, dass auch die erste Saavik-Darstellerin Kirstie Alley in der Region lebt. Allerdings kaufte sie sich ihr schmuckes Anwesen vor allem, weil auch die Sekte Scientology hier ihr Hauptquartier aufgeschlagen hat, weswegen dieses tief gestürzte Sternchen sicherlich kein sonderlich positives Aushängeschild bietet.
Kansas Citys Ersterwähnung in Star Trek ist übrigens genauso alt, denn die Stadt wurde auf der selben Karte ebenfalls gelistet. Allerdings kann die Stadt den Vorteil ins Feld führen, dass sie in Folgen wie "11001001", "Die Neutrale Zone" oder "Eine Handvoll Datas" immerhin erwähnt wurde.
Die Komponisten Ron James (verantwortlich für "Duck Tales" und die ersten vier Staffeln von TNG) und Basil Poledouris ("Jagd auf Roter Oktober" und Hintergrunddarsteller in der Originalserie) erblickten hier ebenso das Licht der Welt wie die Luftfahrtpionierin Amelia Earhart. Neben kleineren Gaststars wie Mary-Linda Rapelye, Tom Troupe, Holmes R. Osborne, Laura Banks, Caprice Crawford und Ray Young bleibt die Stadt für die Franchise vor allem deswegen von Bedeutung, weil die Weihnachtsbaumschmuckfirma Hallmark hier ansässig ist und Connor Trinneer vor Ort seinen Universitätsabschluss in Schauspiel und Regie erhielt. Ergänzend sei an dieser Stelle außerdem darauf hingewiesen, dass der Name des Teams "Chiefs" lautet…
Vorteil: Kansas City.



Leinwand- und Mattscheibenauftritte.
Wer einen Eindruck von Kansas City in den Fünfzigern erhalten möchte, dem sei die vierte Staffel von "Fargo" ans Herz gelegt, wo der Stadt und der dortigen organisierten Kriminalität ein Denkmal gesetzt wird. Alternativ ist es aber auch möglich, die Endzeit-Miniserie "The Day After - Der Tag danach" von Star-Trek-Regie-Veteran Nicholas Meyer anzusehen, auch wenn die Stadt dort ein noch schlechteres Bild abgibt. Zudem spielen auch kleinere Teile der Comic-Verfilmung "Red" in der Stadt am Missouri.
Ob es am milden Wetter in Florida liegt oder an den günstigeren Bedingungen sei einmal dahingestellt, aber wenn man sich vor Augen hält, dass Filme wie "Cocoon", "GoodFellas", "Edward mit den Scherenhänden", "Punisher" und "Ein Cop und ein halber" in der Gegend gedreht wurden, scheint der Stadt schon ein wenig Glamour anzuheften. Davon abgesehen sind eher seichte Serien wie "Thunder in Paradise" oder Reality Shows, die das negative Image Floridas zu festigen scheinen in der Stadt angesiedelt.
Vorteil: Tampa Bay.


Fiktive Fans
.
Wenn die beiden Quarterbacks der diesjährigen Super-Bowl-Finalisten mit fiktiven Gestalten gleichgesetzt würden, wäre die Sache eindeutig: Auf der einen Seite stünde Methusalix aus den "Asterix und Obelix"-Bänden für den 43-jährigen Tom Brady, dessen Karriere aus Altersgründen längst beendet zu sein schien. Doch der ehemalige Patriots-Star bewies mit seinen Leistungen, dass er noch längst nicht abzuschreiben ist.
Auf der anderen Seite wird Patrick Mahomes oft mit Kermit verglichen- vor allem, weil seine Stimme der des Frosches erstaunlich ähnelt.


Doch während sich in vielen Serien und Filmen die Figuren oft als Fans erfolgreicher NFL-Teams entpuppen (z.B. bei Family Guy, South Park oder How I Met Your Mother), gibt es nur eine kleine Einstellung in den Simpsons, in denen man überhaupt Fans beider Mannschaften sieht. Unter den Bewohnern Springfields stechen ausgerechnet Ned Flanders als Fan der Buccaneers und Hausmeister Willie als Anhänger der Chiefs heraus.
Beinahe sieht es so aus, als würde sich kein klarer Favorit herausschälen, hätte sich nicht einer der großartigsten Spieler aller Zeiten auf die Seite eines Teams geschlagen. Jener Mann, dem einmal vier legendäre Touchdowns in nur einem Spiel gelangen.
Vorteil: Kansas City.





Berühmte Fans.
Zu den Edelfans der Tampa Buccaneers gehören immerhin Personen wie Hulk Hogan oder Aaron Carter, wobei auffällig ist, dass daneben meist Spielerfrauen (Gisele Bündchen, Camille Kostek), Fans der Patriots (John Cena, Bill Burr) oder hierzulande eher unbekannte Lokalhelden (Dick Vitale) vorweisen kann.
Dahingehend ist Kansas City mit so klangvollen Namen wie Brad Pitt oder John Amos weitaus besser besetzt, wobei anzumerken bleibt, dass dieser Club vor allem Komiker (Rob Riggle, David Koechner, Jason Sudeikis, Eric Stonestreet, Eddie Griffin) anzuziehen scheint.
Traditionell aber hat es sich zu einem guten Omen entwickelt, Darsteller von Comic-Verfilmungen als Gradmesser zu verwenden.
Da sieht die Angelegenheit nämlich gleich viel eindeutiger aus. Während Tampa Bay immerhin mit Königinmutter von Wakanda zu bieten hat, sprengen die Chiefs die Skala, indem sie mit gleich drei schillernden Superhelden aufwarten können: Paul Rudd ("Ant Man"), Henry Cavill ("Superman") und Don Cheadle ("War Machine").
Vorteil: Kansas City.



Furchteinflößenderes Maskottchen
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Vor der letzten Jahrtausendwende war ein einäugiger Piraten-Papagei namens Skully das stimmige Maskottchen der Tampa Bay Buccaneers, bevor es danach der Mode entsprechend von einem Piraten namens Captain Fear ersetzt wurde.
Auch bei Kansas City hat sich das Maskottchen gewandelt. Nachdem über Jahrzehnte ein Indianerhäuptling auf einem Pferd die Spiele begleitet, wurde er von einem Wolf ersetzt, um die Gefühle der amerikanischen Ureinwohner nicht zu verletzen. Der Muppet-gleiche Antreiber sticht dabei nicht nur durch sein tierisches Aussehen hervor, sondern auch dadurch, dass er gern einmal persönlich Hand anlegt wenn es darum geht, außer Kontrolle geratene Fans in die Schranken zu weisen.
Vorteil: Kansas City.


Teil C.
Im dritten Teil unserer Betrachtungen dreht sich alles um den Sport selbst, die Analyse der Teams und den Versuch einer Prognose, wie der Abend verlaufen könnte.

Statistik.
Statistiken lügen nicht. Kansas City hat bereits drei Mal das Endspiel um die höchste Ehrung des American Football erreicht, während dies Tampa Bay nur ein einziges Mal gelang. Zwei Erfolgen der Chiefs (1969 und 2020) steht eine Niederlage (1967 im ersten Super Bowl überhaupt) gegenüber, während Tampa Bay immerhin für sich behaupten kann, im Super Bowl (2003) ungeschlagen zu sein.  
Beide Teams standen sich zuvor insgesamt dreizehn Mal gegenüber, wobei die Buccaneers dabei mit sieben Siegen die Oberhand behielten. Allerdings lässt sich einzig das letzte Match der beiden Ende November 2019 als Gradmesser für die aktuelle Form beider Teams heranziehen und da hieß der Sieger tatsächlich (wenn auch knapp mit 24 zu 27) Kansas City.
Vorteil: Kansas City.


Saisoneindruck.
Die Kansas City Chiefs können auf eine äußerst produktive und erfolgreiche Saison bei vierzehn Siegen und zwei Niederlagen zurückblicken. Sie gehen als Titelverteidiger ins Rennen und Patrick Mahomes ist zwar nicht in Bestform (Gehirnerschütterung im Spiel gegen die Browns und Knöchelverletzung), aber gefährlich genug, um einen Super Bowl für sich zu entscheiden. 4740 Yards bei 38 Touchdowns zu nur sechs Interceptions ist eine exzellente Leistung für einen Quarterback. Mahomes hat schon zu Beginn seiner Karriere bei den Chiefs klar gemacht, dass er zu den besten Quarterbacks der Liga gehören wollte. In seinem ersten Jahr als Starter bei den Chiefs scheiterte er in den Playoffs an seinem diesjährigen Pendant bei den Tampa Bay Buccaneers, Tom Brady. Brady spielte damals bei den Patriots und gewann später den Super Bowl gegen die Rams.
Tampa Bay kämpfte sich durch die Wildcardrunde ins Finale und strauchelte diese Saison gleich mehrfach, um dann schließlich doch in den Playoffs zu landen. Elf Siege stehen gegen fünf Niederlagen.
Die Bucs sind ein Team, was in dieser Saison erst noch zusammenwachsen musste und Brady hat einen starken Anteil daran. Überfliegt man die Statistiken beider Teams, so ergibt sich ein seltsam ausgeglichenes Bild. Beide Teams haben starke Spielanteile im Passing Game und gewinnen ihre Spiele vor allem über Distanzpässe. Das Laufspiel wird zwar nicht vernachlässigt, ist aber weniger vertreten als bei Teams, die wie die 49ers diesmal nicht in den Playoffs vertreten sind. Wir werden rein von den Zahlen her ein ziemlich passlastiges Spiel sehen trotz guter Spieler im hinteren Feld der Defense beider Mannschaften (dem sogenannten Defense-Backfield). Die Saison hat jedoch an beiden Mannschaften Spuren hinterlassen, die mal mehr mal weniger gut gefüllt werden konnten. Die Verletzungen fallen bei beiden Mannschaften sehr unterschiedlich ins Gewicht und insgesamt stehen die Bucs hier besser da, auch wenn die Saison rein statistisch für die Chiefs spricht. Zwei Chiefs Schlüsselspieler hocken zudem seit kurzem auf der Corona-Liste der Mannschaft und werden deswegen im Superbowl fehlen.
Vorteil: Tampa Bay.


Die Trainer.
Bruce Arians und Andy Reid kann man durchaus schnell verwechseln, der einzige Unterschied ist die Anzahl der Super-Bowl-Ringe als Headcoach. Andy Reid hat seinen Ring letztes Jahr bekommen und Arians hofft darauf ihn dieses Jahr zu ergattern. Beide Coaches spielen ein sehr offensives Spiel. Reid ist seit 1999 Headcoach in der NFL und kann auf eine beindruckende Karriere zurückblicken. Er hat seine Mannschaften oft in die Playoffs geführt und arbeitet gewissenhaft und umsichtig. Bruce Arians arbeitet seit 2012 als Headcoach. Zu den Bucs kam er 2018. Nach einer verkorksten Saison mit Jameis Winston als Quarterback, gibt sich nun Tom Brady die Ehre und es sieht gut aus für den ersten Super- Bowl-Ring an Arians Finger. Es ist schwer zwischen den beiden eine klare Entscheidung zu fällen darum setze ich hier auf die Erfahrung und sage Reid erhält den Punkt.
Vorteil: Kansas City.


Die Quarterbacks.
Was habe ich die Jahre über den alten Mann und ehemaligen Patriots-Spielmacher geflucht die letzten Jahre. Wie macht er das nur immer wieder? Jahr für Jahr muss man als NFL-Spieler mit dem GOAT (engl. "Greatest Of All Times", dt. "Der Beste alle Zeiten") in den Playoffs rechnen (ok, letzte Saison war eine große Ausnahme). Brady wurde im Jahr 2000 als 199. Pick im Draft von den Patriots geholt, da er im Combine (einer Art Trainingsshow für die Recruiter der NFL-Mannschaften) nicht die erhoffte Leistung gezeigt hatte. Aber schon im College in Michigan entstand der Mythos des Comeback-Kids. Brady sollte sich diese Mentalität in seiner NFL- Spielzeit bewahren. Man denke nur an den berühmten Superbowl im Februar 2017 als Brady und die Patriots in der zweiten Spielhälfte einen 28 zu 3 Rückstand aufholten und den Superbowl in der Nachspielzeit gegen Atlanta gewannen. Diese bittere Pille müssen die Falcons noch heute verdauen. Brady ist anfällig in der Pocket (der Spielraum hinter der Offensive-Line), denn er läuft ungern selbst. Von allen Quarterbacks wird er den Ball am schnellsten los, so dass es Verteidiger sehr schwer haben, ihn rechtzeitig zu Boden zu bringen. Er wirft präzise Bälle, das Laufspiel kommt bei ihm meistens bei Überwindung von kurzen Distanzen zum Einsatz. Brady ist insgesamt schwer ausrechenbar, weil er sich nicht auf die Anweisungen seines Coaches verlässt, sondern ein Meister darin ist gegnerische Defenses zu lesen und entsprechend schnell das Spiel anzupassen.
Auf der anderen Seite steht ein Quarterback, der das Komplettpaket darstellt. Patrick Lavon Mahomes II ist athletisch, kann sich sehr geschickt in der Pocket bewegen, wirft unheimlich präzise und kann ebenso wie Brady gegnerische Defenses lesen. Er hat sich allerdings im Spiel gegen die Browns am Fuß verletzt und kassierte zudem eine Gehirnerschütterung, von der aber im nächsten Spiel gegen die Bills keine Rede mehr war. Seine Offensivlinie ist allerdings ein ziemliches Flickwerk, aber das dürfte Mahomes wenig stören, denn unter Druck hat er bewiesen, dass er aufblühen kann, wo andere Quarterbacks straucheln. Ähnlich wie Brady kann Mahomes Spielstände wieder aufholen, was er letztes Jahr im Super Bowl gegen die 49ers unter Beweis stellte. Gegen den sogenannten Blitz ist Mahomes sogar effektiver, das bedeutet je höher der Druck auf ihm lastet und je mehr Defense-Spieler ihn jagen, desto erfolgreicher wird er.
Es ist ein ausgewogenes Duell und es ist wahnsinnig schwer hier einen klaren Vorteil auszumachen, aber Bradys Erfahrung darf man nicht unterschätzen, deswegen bekommt der alte Mann den Punkt.
Vorteil: Tampa Bay.


Die Offense.
Beide Offenses strotzen vor Explosivität. Bei den Bucs haben wir Mike Evans, Chris Godwin und Scotty Miller als potenzielle Passempfänger und im Offense Backfield warten Namen wie Leonard Fournette und LeSean McCoy. Rob "Gronk" Gronkowski ist Bradys Notnagel und wird eher zum Freiblocken für andere Receiver eingesetzt, aber auch er kann gefährlich werden. Und wäre das alles nicht genug, steht da auch noch Antonio Brown, einer der besten Passempfänger der Liga. Diese Offense ist in der Regular Season erstaunlich gut zusammengewachsen und läuft wie eine gut geölte Maschine. Es wird schwer sein sie zu stoppen.
Dies gilt allerdings genauso für die Chiefs mit dem blitzschnellen Tyreek Hill, der die Bälle wie Blümchen aus der Luft pflückt. Hat er einmal den Ball bekommen, ist er aufgrund seiner schnellen Beinarbeit für jeden Verteidiger ein Ärgernis. Travis Kelce ist einer der besten Tight Ends der Liga und ein sehr beliebtes Wurfziel. Im Backfield der Offense sollte man auf Clyde Edwards-Helaire und Darrel Williams achten. Mahomes hat also wie Brady die freie Wahl und seine Offense ist eingespielter als die von Tampa Bay, aber: Mahomes Offensivbeschützer bestehen aus Rookies und Spielern, die auf für sie untypischen Positionen stehen. Man könnte gewillt sein hier einen Nachteil zu sehen. Wir haben aber schon weiter oben festgestellt, dass es bei Mahomes kaum einen Unterschied macht, wer ihn da beschützt. Diesmal hat Kansas City die Nase vorn.
Vorteil: Kansas City.


Die Defense.
Im Team von Tampa Bay warten nur wenige Spieler mit einem Kaliber wie dem von Aaron Donald oder Khalil Mack. Aufpassen muss Mahomes allerdings auf die fleischgewordene Schrankwand mit der Rückennummer 93. Ndamukong Suh ist wohl einer der furchteinflößendsten Gestalten dieses Sports. Er nimmt Offensive-Lines auseinander, wird dann gedoppelt und bricht auch hier zum Quarterback durch. Zusammen mit Vita Vea wird er die wacklige O-Line der Chiefs öfter zum Einsturz bringen und wir werden mit Sicherheit hier spielentscheidende Momente sehen.
Kansas Citys Defense ist in Top-Form, aber immer noch weit davon entfernt zu den besten der Liga zu gehören. Auch hier gibt es zwei Namen auf die man achten sollte: Tyrann Mathieu hat einen unglaublichen Riecher für Turnover (Interception, Fumble, Turnover on Downs). Er bringt extrem viele Spielzüge des Gegners durch seine Feldübersicht zum Einbrechen, indem er im richtigen Moment am Passempfänger klebt. Neben Mathieu sind Damien Wilson und Anthony Hitchens fähig den Runningbacks das Leben zur Hölle zu machen. Zwar ist die Defense der Chiefs im restlichen Feld mal abgesehen von den Safety-Positionen schwach besetzt, kann aber im Superbowl aufblühen und für viele Überraschungen sorgen. Tampas Verteidigung sieht zumindest auf dem Papier besser aus. Der Punkt geht also nach Florida.
Vorteil: Tampa Bay.


Das meinen die Experten.
Fast das gesamte Team bei ran tippt auf die Chiefs als diesjährigen Superbowl-Gewinner und auch Adrian Franke von spox setzt auf den vormaligen Ringgewinner aus Kansas City. Roman Motzkus tippt dem RBB gegenüber zwar eher auf Tampa Bay, gibt aber zeitgleich auch zu, ein schlechter Tipper zu sein.
Vorteil: Kansas City.


Unser Tafelrunden-Experten-Tipp.
Und weil die Tafelrunde diesem Reigen aus Expertenstimmen einen gewissen Lokalkolorit verleihen möchte, lassen wir an dieser Stelle Dennis Rösner, den ehemaliger Teamcaptain der Potsdam Royals seine Einschätzung für das diesjährige Finale abgeben.
Dieses Jahr erwartet uns meines Erachtens nach ein wahres Offensivspektakel. Tom Brady, der Silberrücken der NFL mit stolzen 43 Jahren gegen Pat Mahomes, aufstrebender Star und Erfolgsgarant der Kansas City Chiefs.
Hier treffen der erfolgreichste Quarterback der NFL-Geschichte und der amtierende Titelverteidiger aufeinander.
Brady hat bewiesen, dass er nicht "nur" mit den New England Patriots ins Endspiel der National Football League einziehen kann, sondern dies auch mit einem neuen Team in einer neuen Umgebung und einer fast neuen Division vollbringt. Natürlich hat er hierfür enorme Unterstützung vor der Saison in Form von Neuverpflichtungen und gezielten Verstärkungen erhalten. Die Tampa Bay Buccaneers sind ein gut gecoachtes, ausgewogenes und vor allem nach langen Durststrecken erfolgshungriges Team.
Ein Großer Vorteil ist darüber hinaus, dass es ein Heimspiel für die Bucs wird, trotz einiger fehlender Zuschauer.
Gegenüber betritt das Team Montag Nacht das Feld, welches die Lombardi-Trophäe im letzten Jahr gen Himmel strecken durfte.
Die Chiefs sind wohlbekannt in der NFL, stellen vermutlich das beste WR-Korps der gesamten Liga. Angeführt vom bereits erwähnten Pat Mahomes, welcher schon manche Spiele mit seinen herausragenden Pässen entschieden hat. Zwei große Fragezeichen lassen mich jedoch am Erfolg der Chiefs zweifeln.
Erstens: Die Gehirnerschütterung vom Spielmacher der Chiefs liegt erst kurze Zeit zurück und hier können nach eigener Erfahrung auch noch Wochen später Spuren zu finden sein. Was passiert, sollte Mahomes einen ähnlichen Hit einstecken müssen? Steckt er diesen ohne weiteres weg? Wieviel mentalen Ballast nimmt er mit ins Endspiel? Das sind alles Fragen, welche Sportler auf diesem Level nicht so schnell ablegen können, trotz erstklassiger Betreuung.
Zweitens: Die Chiefs haben zwar eine vermeintlich herausragende Regular Season absolviert (vierzehn Siege, zwei Niederlagen). Blickt man jedoch hinter die Fassade, so erkennt man äußerst knappe Ergebnisse, oft nur durch einen Touchdown Differenz entschieden. Vor allem gegen vermeintlich schwächere Teams taten sich die Chiefs schwer. Letztendlich retteten sie sich oft durch einen entscheidenden Drive am Ende ins Ziel. Gegen die herausragend gecoachte und hochmotivierte Defense aus Tampa müssen alle Teammitglieder ihr bestes Spiel in der Saison machen, um abermals erfolgreich zu sein.
Abschließend möchte ich neben meinem Tipp auch meine Vorfreude zum Ausruck bringen. Das wird ein erstklassiges Finale voller Emotionen, Big Plays und vielen Touchdowns werden. Die Fans und Zuschauer dürfen sich freuen!
Mein Tipp: Tampa Bay: 35, Chiefs 31.
Vorteil: Tampa Bay.


Tierorakel.
Wenn aber alle anderen Mittel zur Vorhersage scheitern, kann man noch immer auf das bewährte Mittel der Tierorakel zurückgreifen. Dabei handelt es sich zumeist um eine unterhaltsame Aufbereitung mit Zootieren, die sich über ein bestimmtes Auswahlverfahren - mehr oder weniger zufällig - für eines der Teams entscheiden. Doch auch hier bietet sich ein gemischtes Bild. Während die Mehrzahl der Tiere im Clearwater Marine Aquarium (mitten in Tampa Bay gelegen) ausgerechnet für den Rivalen aus Kansas City gestimmt haben. Dagegen haben andere Wahrsager wie Fiona oder Bubbles das Nilpferd, Congo die Giraffe oder die Tiere des Disney Animal Kingdom Partei für die Tampa Bay Buccaneers ergriffen. Dagegen sprechen der Panda Le Le, die Löwenbabies im Zoo von Dallas oder die Otter aus St. Louis den Chiefs den Sieg zu.
Zünglein an der Waage sind wie jedes Jahr die Puppie Predictors von Late-Night-Host Jimmy Fallon, deren Vorhersage dieses Jahr trotz Anlaufschwierigkeiten deutlich ausfällt...




Schluss.

Egal wie es ausgehen wird; aller Wahrscheinlichkeit nach steht den Fans des American Footballs und Star-Trek-Anhängern gleichermaßen eine spannende Nacht ins Haus. Das – aufgrund der Pandemie deutlich eingeschränkte – Brimborium wird von nur 25.000 Zuschauern im Stadion verfolgt werden – der niedrigsten Quote in der Geschichte dieses Sportereignisses. Um so mehr Personen werden das Spektakel (und seine von The Weeknd gestaltete Halbzeitpause) vom Fernsehsessel aus verfolgen.
Wer sich unsere Einschätzungen bis hierher durchgelesen hat, kann mit einer Menge Hintergrundwissen aufwarten, das selbst für langjährige Football-Fans Überraschungen bieten sollte und mühelos ermöglicht, mit Kollegen, Freunden oder Familienmitgliedern ins Gespräch zu kommen. Alles was nun noch fehlt ist Eure Einschätzung! Was denkt ihr, wer wird sich in diesem Jahr die Krone aufsetzen?

Sonntag, 5. Februar 2017

Der große Tafelrunden-Check zum Super Bowl LI


Einleitung
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Auch in diesem Jahr pflegen wir natürlich die wunderschöne Tafelrunden-Tradition, der mittlerweile einundfünfzigsten Auflage der US-amerikanischen American Football Meisterschaft – dem sogenannten 'Super Bowl' mit einer augenzwinkernden Analyse zu bedenken.
Doch warum eigentlich?
Nun, Football ist genauso wie Star Trek ein wesentlicher Bestandteil der US-amerikanischen Kultur. Daher kann man innerhalb der verschiedenen Serien unterschiedliche Referenzen auf diesen Sport ausmachen, Schauspieler wie William Shatner, Connor Trinneer oder J.G. Hertzler übten in ihren jungen Jahren diese Sportart aus und sogar sprachlich fanden Begriffe wie "End Run" Eingang in Folgen wie "Best of Both Worlds" (leider ist dieser Begriff in der deutschen Übersetzung von "In den Händen der Borg" der deutschen Synchronisation zum Opfer gefallen).
Doch damit nicht genug der Querverbindungen!
Bereits beim ersten Super Bowl im Jahre 1967 war mit Fred "the Hammer" Williamson ein späterer Star-Trek-Darsteller mit von der Partie, die Halbzeitpause ist ein beliebter Austragungsort für Trailer anlaufender Star-Trek-Filme und im 1991 veröffentlichten Football-Film "Necessary Roughness" (auf Deutsch lautete der Filmtitel "Armadillo Bears – ein total chaotischer Haufen") spielte mit Scott Bakula sogar der erste Captain einer Enterprise die Hauptrolle.



Genau wegen dieser Überschneidungen, den Traditionen unseres Blogs und unserer Sympathie für die in Europa noch immer recht unterrepräsentierte Sportart versuchen wir in der Folge anhand von zwanzig geografischen, kulturellen und sportlichen Fakten zu klären, ob dieses Jahr die Atlanta Falcons oder eher die New England Patriots aus Boston die Vince-Lombardi-Trophy erringen können. So wollen wir den hiesigen Lesern ermöglichen, seine Sympathien dadurch auf eine Mannschaft zu verteilen, dass man beim Lesen Informationen erhält, die zwar einem Großteil der Amerikaner, nicht aber dem durchschnittlichen Mitteleuropäer vertraut sind.
Wenn Ihr wollt, könnt Ihr uns gern in den Kommentaren auf unserem Blog, auf Facebook oder über Twitter wissen lassen, wo ihr uns widersprechen würdet, wen ihr für den aussichtsreichsten Sieges-Kandidaten haltet oder für wie doof ihr Leute haltet, die in einer Sonntagsnacht zugunsten einer Übersee-Sportart auf Schlaf verzichten…


Teilgebiet A

In diesem Teil werden vor allem die Herkunftsorte der Falcons (Atlanta) und der Patriots (Boston, auch wenn die Mannschaft im Vorort Foxborough spielt) miteinander verglichen.

Die größere Stadt.
Gleich der erste Punkt stellt uns vor ein kleines Problem. Zwar ist das verwaltungstechnische Stadtgebiet von Atlanta mit 420.000 Einwohnern deutlich kleiner als das Bostons mit 617.000 Einwohnern, doch da dies vor allem einer recht willkürlichen Grenzziehung geschuldet ist, die nur wenig über die Stadt verrät, lohnt es sich an dieser Stelle einmal die Metropolregion (also das eigentliche Siedlungsareal inklusive Speckgürtel) in die Betrachtungen miteinzubeziehen: Diesen Vergleich kann die Gegend um Atlanta mit etwa 5,7 Millionen Einwohnern deutlich vor Boston mit ca. 4,5 Millionen für sich entscheiden. Für ein endgültiges Ergebnis bietet sich schließlich an die Einwohnerzahlen jener US-Bundesstaaten heranzuziehen, denen beide Städte als Hauptstädte dienen. Während Massachusetts (Boston) auf 6,7 Millionen Bürger kommt, gibt es in Georgia mit 9,7 Millionen Steuerzahlern deutlich mehr Fanpotential.
Vorteil: Falcons.



Die ältere Stadt.
Wie jedes Jahr lässt uns Europäer diese Kategorie immer ein wenig schmunzeln, denn mit Städten wie Trier (2033 Jahre), Potsdam (1024 Jahre) oder Berlin (773 Jahre) haben deutsche Städte im Regelfall ein deutliche höheres und geschichtsträchtigeres Alter inne als die recht jungen Metropolen der USA. Doch bei Lichte betrachtet ist das 1630 gegründete Boston älter als Karlsruhe, Neustrelitz oder Bremerhaven und selbst das zweihundert Jahre 'jüngere' Atlanta (1847 gegründet) ist betagter als beispielsweise Leverkusen, Eisenhüttenstadt oder Wolfsburg.
Vorteil: Patriots.


Die größere Nummer im Sport.
Die sportliche Bedeutung einer Stadt wird in der ergebnisorientierten Gesellschaft der USA darin gemessen, wer die meisten Mitglieder in den 'Big Four', also den vier großen Sportligen des Landes innehat (und nicht etwa daran, dass Atlanta 1996 die olympischen Sommerspiele ausrichtete). Mitunter wird dieser Kreis aus Football, Basketball, Baseball oder Hockey noch um das aufstrebenden Fußball (bzw. "Soccer" wie die Amerikaner zur Unterscheidung vom "Football" sagen) ergänzt.
Diese Aufstellung wird von Boston mit fünf Teams in allen fünf Sportarten deutlich angeführt (Neben den Patriots sind das die Red Sox, Celtics, die Bruins und New England Revolution).
Atlanta hat hingegen neben seinem Footballteam mit den Braves (Baseball) und den Hawks (Basketball) nur noch zwei weitere Spitzenteams im Angebot, auch wenn ab 2017 mit dem Atlanta United FC ein erstklassiger Fußballverein aus dem Boden gestampft werden soll.
Vorteil: Patriots.


Entfernung zum Austragungsort.
Nicht unerheblich für einen Sieg kann auch die Umgebung sein. Während Boston mit 2584km etwa dreieinhalb Flugstunden vom Austragungsort im texanischen Houston entfernt liegt, sind es für die Spieler aus Atlanta lediglich 1130km und ein knapp zweistündiger Flug.
Dennoch haben die Patriots einen entscheidenden Vorteil: Im NRG-Stadium konnten sie im Jahr 2004 den Super Bowl XXXVIII für sich entscheiden. Zudem spielen die hier ansässigen Houston Texans in ihrer Liga, der AFC. In diesem Zusammenhang gelang es den 'Pats', drei der vier Spiele in diesem Stadion für sich zu entscheiden. Besser stehen allerdings die AtlantaFalcons da, denn sie konnten ohne Niederlage beide Spiele gegen die Texans für sich entscheiden.
Vorteil: Falcons.


Größere Trump-Wählerschaft.
Weil man im 'alten Europa' Sympathien für US-amerikanische Angelegenheiten nicht wegen, sondern eher trotz des seit kurzem amtierenden Präsidenten Donald Trump verteilt, lohnt es sich an dieser Stelle ob der Punktgleichheit einmal zu schauen, wie das Abstimmungsverhalten in beiden Städte bei der US-Präsidentenwahl aussah.
Dabei ist überraschend, dass die Stadt Atlanta so etwas wie eine liberale Insel in dem Republikaner-treuen Südstaat Georgia (51,3% für Trump) ist und lediglich 27,35% der Einwohner für den polternden Mauerverfechter stimmten.
Aber in den USA ist kaum eine Stadt in seiner Liberalität mit Boston zu vergleichen, denn hier waren es mit 16,49% noch einmal deutlich weniger Protestwähler (im gesamten Bundesstaat Massachusetts waren es übrigens 33,5%).
Vorteil: Patriots.




Teilgebiet B

In diesem Teil der Betrachtungen geht es eher um die kulturelle Bedeutung beider Heimstätten, vor allem für Personen, die mit amerikanischer Musik, amerikanischen Fernsehen und amerikanischen Kinofilmen groß geworden sind.

Berühmte Einwohner.
Der fraglos bedeutendste Sohn der Stadt Atlanta ist der Prediger Martin Luther King Jr., dessen Kampf gegen die Rassendiskriminierung in den USA die gesamte Gesellschaft des Landes veränderte und der laut Nichelle Nichols dafür sorgte, dass sie nicht aus der Serie ausstieg. Darüber hinaus hat die Stadt mit der Schauspielerin Julia Roberts, dem Community-Star Donald Glover (den sich LeVar Burton laut eigener Aussage als möglichen Geordi La Forge bei einem möglichen TNG-Reboot wünscht) oder dem letztjährigen Super-Bowl-Finalisten Cam Newton eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten hervorgebracht. Schließlich gelang der Stadt mit Jimmy Carter sogar die Platzierung eines demokratischen (!) Präsidenten (1977-1981).


Was kann Boston dem schon entgegenhalten?
Nun, bedeutend mehr natürlich!
Aus Boston entstammten nicht einer, sondern gleich vier US-Präsidenten (John Adams, John Quincy Adams, John F. Kennedy und George Bush Senior) und mit Benjamin Franklin auch einer der bekanntesten Persönlichkeiten der frühen Unabhängigkeitsjahre. Darüber hinaus wurden in der Hauptstadt Massachusetts und ihren Vororten auch Persönlichkeiten wie Leonard Bernstein, Matt Damon, Edgar Allan Poe oder Jack Lemmon geboren. Mit Schauspielern wie Chris Evans, Ben Affleck oder Edward Norton kamen darüber hinaus auch drei zentrale Superheldendarsteller aus der Stadt – und wer kann es schon mit Captain America, Batman und dem Hulk aufnehmen?
Vorteil: Patriots.

 

Berühmte Musiker.
Immerhin kann Atlanta mit einigen Megastars der Musikszene aufwarten, denn Stars wie die Orhwurmfabrikantin Whitney Houston, der R'n'B-Künstler Usher oder der extrovertierte Kanye West sind eng mit der Stadt verbunden und prägen deren künstlerische Wahrnehmung. Weil es sportlich an dieser Stelle passt, soll einmal Whitney-Houstons Hymne für die olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul an dieser Stelle die Stadt Atlanta repräsentieren.



Doch die Hauptstadt Georgias kann es beim besten Willen nicht mit der großen Bandbreite unterschiedlichster Musikstile in Boston aufnehmen, denn der Hauptstadt Massachusetts entstammen Acts wie Aerosmith, Boston, Dick Dale, die Dresden Dolls, Dropkick Murphys, Godsmack, die Pixies, die New Kids on the Block, die Mighty Mighty Bosstones, Staind, Donna Summer oder Rob Zombie. Stellvertretend für diese Musik-Szene und weil es inhaltlich zum Siegeswillen der Patriots passt, soll an hier Aerosmiths erster großer Superhit stehen.



Eine Erwähnung ehrenhalber sollte auch die Bostoner Metall-Band Deathamphetamine erhalten, die Songs auf Grundlage von TOS-Episoden wie "Bele jagt Lokai" oder "Seit es Menschen gibt"
Vorteil: Patriots.

Verbindungen zu Star Trek.
Und wo wir gerade bei Star Trek gelandet sind: Boston ist auch ein Wallfahrtsort für Trekkies, denn der Stadt entstammen nicht nur berühmte Nebendarsteller wie Martha Hackett, Richard Herd oder John Schuck, sondern auch der legendäre Spock-Darsteller Leonard Nimoy.


Was könnte Atlanta diesem Autoritätsargument entgegensetzen?
Ganz einfach, seinen eigenen berühmten Star-Trek-Darsteller: DeForest Kelley!


Der nicht minder legendäre Darsteller Leonard 'Pille' McCoys ist nicht nur in Atlanta geboren, sondern gab durch diesen Umstand auch Grund zur Annahme (in vielen Sekundärwerken), dass auch sein Charakter hier das Licht der Welt erblickte.
Während sich beide Städte also im Hinblick auf Star Trek die Waage zu halten scheinen und auch die Erwähnungen beider Orte innerhalb der verschiedenen Serien mit dem Prädikat 'vernachlässigungswürdig' noch sehr wohlwollend umschrieben sind, bleibt nur noch, sich beide Teams innerhalb der Star-Trek-Historie anzusehen. Denn tatsächlich hat es nur ein Football-Team in der mehr als fünfzig Jahre zählenden Geschichte der Franchise jemals in Bild geschafft:
Unter den Besuchern des Meeresmuseums im vierten Kinofilm "Zurück in die Gegenwart" trägt ein Mitglied der Gruppe um Spock und Kirk nämlich ein Base-Cap des Teams. So unbedeutend es auch erscheinen mag – dieser Moment markierte tatsächlich den nennenswertesten Auftritt eines namentlich bekannten Erstliga-Teams.
Vorteil: Falcons.

Der Falcons-Basecap-Träger (3.v.r.)

Berühmte fiktive Einwohner.
Während Atlanta in mehreren Serien wie "Futurama", "The Walking Dead" oder "Profiler" entweder in Atlanta spielen oder zumindest denkwürdige Exkursionen dorthin unternehmen, wird die Stadt zusätzlich in Filmen wie "Miss Daisy und ihr Chaffeur", "Outbreak" oder "Vom Winde verweht" prominent platziert.
Besondere Bedeutung aber hat die Stadt durch einen älteren Anwalt erhalten, der mit seinem Südstaatenflair vor allem das Zuschauersegment im Rentenalter in seinen Bann zog:
Ben Matlock.


Aus gänzlich anderem Holz ist hingegen Boston geschnitzt. Während die Stadt als Handlungsort für eine ungleich größere Zahl an Serien wie "Spenser" (mit einem jungen Avery Brooks), "Cheers" (mit einer jungen Kirstey Alley), "Fringe" (mit einem älteren Leonard Nimoy), "Crossing Jordan" (mit Miguel Ferrer) oder "Leverage" oder Filmen wie "Good Will Hunting", "Shutter Island" oder "X-Men" (mit Patrick Stewart) aufwarten kann, ist sie darüber hinaus auch der Lieblingshandlungsort der Serien von David E. Kelley, der in seiner Heimatstadt nicht nur Serien wie "The Practice", "Ally McBeal" oder "Boston Public", sondern auch die Kult-Serie "Boston Legal" ansetzte.
Neben dem gebürtigen Bostoner James Spader brilliert die Serie vor allem durch William Shatner und die vielen Star-Trek-Darsteller, die in den fünf Staffeln Auftritte absolvieren.
Vorteil: Denny. Crane.



Fiktive Fans.
Der berühmteste fiktionale Fan der Atlanta Falcons offenbart sich eher beiläufig in einem Dialog der Simpsons: Ausgerechnet Homers Stammbarkeeper Moe Szyslak gibt in "Nur für Spieler und Prominente" zu Protokoll, dass er das Team aus Georgia seit Kindestagen lieben würde.
Allerdings halten sich während des Gespräches alle Teilnehmer ein Bierglas vor den Mund, um im Bedarfsfall noch einmal nachsynchronisiert werden zu können.



Deutlicher fällt der Liebesbeweis pro Patriots hingegen beim Simpsons-Konkurrenten "Family Guy" aus. Hier bekennt sich nicht nur Hauptcharakter Peter Griffin mehrfach als absoluter Fan, sondern besucht häufiger das Stadion, spielt für das Team und sucht sogar Gott auf, um eine Pechsträhne des Teams zu beenden. Der Patriots-Quarterback Tom Brady nahm sich für diesen ganz besonderen Edelfan sogar die Zeit, sich selbst für eine Episode einzusprechen.
Vorteil: Patriots.



Berühmte Fans.
Atlanta hat den ein oder anderen bekannten Anhänger. Neben Söhnen der Stadt wie Usher oder Jimmy Carter oder zählen auch andernorts geborene Personen wie Evander Holyfield, Ludacris oder gar Justin Bieber zum erweiterten Sympathisanten-Kreis. Vorzeige-Anhänger ist jedoch Samuel L. Jackson, den der ein oder andere Science-Fiction-Fan noch als Mace Windu in den Star-Wars-Prequel-Filmen oder Nick Fury aus den Marvel-Comicverfilmungen kennen könnte.


Auf der anderen Seite hingegen wären neben Jon Bon Jovi, Mark Wahlberg oder Conan O’Brien vor allem der Marsianer Matt Damon und der Captain America Chris Evans als treue Anhänger der Patriots zu nennen. Besonders Evans tat sich in der Vergangenheit als öffentlichkeitswirksamer Fan heraus, der schon beim Super Bowl XLIX im Jahr 2015 sein Team erfolgreich gegen die Schmähungen des Star-Lords und Seahawks-Fan Chris Pratt verteidigte.
Vorteil: Patriots.




Maskottchen.
Als Teil der amerikanischen Fan-Kultur der in unseren Breiten nicht selten müde belächelt wird sind Maskottchen dennoch ein Aushängeschild eines jeden Football-Teams. Dabei bleibt festzuhalten, dass im Angesicht des Umstandes, dass Pat Patriot irgendwie aussieht wie Gaston aus "Die Schöne und das Biest" nachdem er Uncle Sam die Klamotten von der Wäscheleine geklaut hat, scheint der Hornbrille tragende Freddie Falcon aus Atlanta das eindeutig kleinere Übel zu sein.
Vorteil: Falcons.


Teilgebiet C
In diesem Teil geht es vor allem um die sportliche Seite, die Wahrscheinlichkeiten eines Sieges und natürlich um blanke Mathematik.

Statistik.
Auf den ersten Blick scheint die Statistik durchaus für die Falcons zu sprechen, denn in der Super-Bowl-Historie konnten sich bislang sechsundzwanzig Mal Teams durchsetzen, die wie die Mannschaft aus Atlanta der NFC angehören. Für AFC-Mitglieder wie die Patriots reichte es hingegen lediglich vierundzwanzig Mal für einen Titelgewinn.
Auf den zweiten Blick hingegen muss man den Falcons allerdings ankreiden, bislang erst einmal überhaupt den Weg ins Finale geschafft zu haben: 1999 unterlag das Team aus Atlanta dabei den Denver Broncos.
Die Patriots hingegen haben es bereits acht Mal in die Endrunde geschafft, wobei es ihnen vier Mal gelang, ihren Weg mit einem Titelgewinn zu krönen.
Darüber hinaus spricht auch die direkte Bilanz beider Teams leicht für die Pats: Zwar konnten die Falcons z.B. 1998 ihr Spiel gegen New England deutllich mit 41:10 für sich entscheiden, doch mit insgesamt sechs Siegen für Atlanta und sieben für die Patriots fällt auch diese Bilanz für die Südstaatler negativ aus.
Vorteil: Patriots.


Die Trainer.
Die Bilanz könnte für den langjährigen Patriots-Trainer Bill Belichick nicht besser lauten: Seit seinem Amtsantritt gelang es ihm, sein Team stolze sieben Mal zum Finalspiel zu schleifen, wobei ihm vier Titelgewinne gelangen. Er gilt als gewiefter Taktikfuchs und einer der besten Trainer überhaupt.
Sein Problem ist allerdings sein Image.
Sein Weg ist mit Skandalen gepflastert, die in typischer amerikanischer Manier dem Begriff 'Watergate' nachempfunden sind: Im "Spygate" wurde er dabei erwischt, wie er Videoaufnahmen der Defense-Abteilung seiner Gegner anfertigen ließ. Im "Deflate-Gate" waren die Bälle während eines Spieles plötzlich mit weniger Luftdruck versehen, was dem Star-Quarterback Tom Brady besser lag. Kurz zuvor legte Belichick bei einem Spiel die Regeln so strikt aus, dass es dem gegnerischen Trainer unmöglich war, auf seine taktischen Veränderungen zu reagieren – ein Manöver, das kurze Zeit später im offiziellen Regelwerk als illegal eingestuft wurde.
Seither hat Belichick seinen Ruf weg:
Star-Wars-Author Drew Karpyshyn verglich ihn mit einem Sith, George R.R. Martin bestätigte Ähnlichkeiten zu den Lannisters seiner "Game of Thrones"-Reihe und das Verhalten des Trainers verleitete Eric Cartman in "South Park" zu folgender Erkenntnis:

"Das ist Bill Belichick, Trainer der New England Patriots. Er hat schon drei Superbowls gewonnen. Wie? Er hat betrogen! Der Mann wurde sogar dabei erwischt, aber keinen hat es interessiert. Bill Belichick hat bewiesen, dass es in Amerika in Ordnung ist zu betrügen, solange Du mit dem Betrügen erfolgreich bist."


Sein Gegenüber Dan Quinn ist im Vergleich dazu ein ruhiger Zeitgenosse, der sich seinen Weg an die Spitze mühsam erarbeitet hat. Die Falcons sind seine erste Station als Chefcoach, wobei er jedoch bereits einige Super-Bowl-Erfahrungen als Assistenz-Trainer sammeln konnte. Ähnlich wie Belichicks Einfluss bei den Patriots wird auch ihm der Verdienst zugeschrieben, aus den Falcons ein Top-Team geformt zu haben – nur das Quinn Skandalen bislang aus dem Weg ging.
Vorteil: Falcons.


Die Quarterbacks.
Beim Football neigt man gelegentlich dazu, ganze Spiele auf die sich gegenüber stehenden Quarterbacks zu reduzieren. Das wird zwar dem Spiel nicht unbedingt gerecht, doch trotzdem bleibt festzuhalten, dass dieser Position eine zentrale Rolle zukommt.
Mit dem 31jährigen Matt Ryan verfügen die Falcons über einen Spieler, der die bislang beste Saison seiner bisherigen Karriere nun mit einem Super-Bowl-Sieg krönen könnte. Er hat nicht nur in den letzten Jahren an Flexibilität gewonnen, sondern auch ein schlagkräftiges Team zur Verfügung.
Für Tom Brady (der auf der NFL-Seite übrigens mit dem Reboot-Kirk gleichgesetzt wird) spricht hingegen seine immense Erfahrung und der damit verbundene Umstand, dass er seine Karriere um den fünften Super-Bowl-Sieg bereichern könnte. Er dirigiert sein Team und versteht es, die taktischen Vorgaben seines Coaches umzusetzen. Darüber hinaus verpasste er die ersten vier Spiele wegen einer Sperre für das Deflate-Gate und steht nun in der Beweispflicht.
Dabei ist der 39jährige Spieler längst eine Legende – ein Status, den sich Ryan erst noch verdienen muss.
Vorteil: Patriots.


Die Offense.
Zugegeben, eigentlich spielen beide Mannschaften so ziemlich auf Augenhöhe. Während die Patriots im Angriff aber vor allem durch ihre Durchschlagskraft und ihrer körperbetonten Spielweise ihre Stärken haben, verfügt Atlanta über große Flexibilität und individuell herausragende Spieler wie Julio Jones, die die Falcons zum Top Scoring Team der zurückliegenden Saison gemacht haben.
Vorteil: Falcons.


Defense.
Der Vorteil der Patriots liegt in ihrer taktischen Disziplin. Sie sind darüber hinaus genau das, was Sportreporter gern als Kollektiv bezeichnen.
Die Falcons hingegen haben auch hier ihre Stärken eher im individuellen Bereich und auch wenn die Defense das Spezialgebiet des Trainers Dan Quinn ist, liegen dessen Stärken scheinbar eher in der Offensive.
Vorteil: Patriots.


Das meinen die Experten.
Der allgemeine Tenor lautet, dass es zwischen beiden Teams ziemlich eng zugehen könnte, wobei (besonders in den US-amerikanischen Medien) ein leichtes (beinahe hauchdünnes) Übergewicht für die Patriots zu verbuchen ist. Diesem Trend kann sich auch Dennis Rösner, der Defense-Captain der Potsdam Royals in unserem Experten-Kommentar nicht verschließen:

Dennis Rösner fängt eine Interception gegen Bonn. Quelle: @potsdam_royals auf Instagram

Wie auch die Jahre zuvor wurde ich gebeten hier meine Meinung über das anstehende Finale am Sonntag abzugeben.
Bevor ich damit beginne muss ich zugeben, dass ich dieses Jahr nicht ganz objektiv sein kann, da "meine" Patriots einer der Finalisten sind und damit natürlich meine Prognose feststeht.
Dennoch möchte ich beide Teams wie jedes Jahr beurteilen und deren Stärken sowie Schwächen kurz zusammenfassen.
Die Atlanta Falcons haben in den letzten Jahren ein erstaunlich schlagkräftiges und vor allem ein sehr solide spielendes Team auf die Beine gestellt. Die richtige Mischung aus jungen, hungrigen Rookies und Second-Year-Spielern sowie den sogenannten "Veteran-Players" hat sie dorthin gebracht wo sie heute stehen. Vor allem die Defense besteht zu einem großen Teil aus den eben angesprochenen jungen Spielern, die den Superbowl das erste Mal erleben und natürlich besonders motiviert sind, die Trophäe nach vier gespielten Vierteln auch in die Höhe zu recken.
Anders sieht es auf der Seite der Offense aus. Dort bestimmt der Quarterback mit der Nummer 2 die Geschicke. Matt Ryan spielt wie ich finde eine seiner besten (wenn nicht sogar die beste) Saison die ich von ihm bisher gesehen habe. Mit präzisen Pässen, einem guten Auge für die gegnerische Defense sowie enormer Unterstützung von seinen Mitspielern WR Julio Jones und den beiden RBs Coleman und Freeman wurde der Weg zum Superbowl geebnet. Diese sogenannte "High-Scoring Offense" rollte quasi im Halbfinale über die Greenbay Packers hinweg (Zur Halbzeit gab es bereits eine Führung von 31:0 (!)).
Ich denke, dass wir aus diesem Grund auch im Superbowl einige Touchdowns auf Seiten der Falcons sehen werden. Den einzigen Schwachpunkt, wenn man ihn so nennen möchte, sehe ich in der noch unerfahrenen Defense in Bezug auf wirklich große und wichtige Spiele. Oft gab es schon Spieler, die aufgrund fehlender Erfahrung oder auch Nervosität nicht ihr ganzes Potenzial abrufen konnten. Hier gilt es also für die Patriots möglichst schnell und viel Druck aufzubauen, um vielleicht die sonst sehr solide spielende Defense wackeln zu lassen.
Auch die Patriots sind einmal mehr im Superbowl vertreten. Angeführt vom hoch gehandelten GOAT (Greatest Of All Time) spielen sie ein weiteres Mal um die begehrte Lombardi-Trophäe. Die Rede ist natürlich von der Nummer 12 QB Tom Brady, der dieses Jahr um seinen fünften Ring spielt und damit - sollte er tatsächlich gewinnen - einer der wenigen Spieler wäre, denen dies in der Geschichte der NFL gelungen ist. Dass die Patriots überhaupt im Superbowl stehen war am Anfang der Saison noch alles andere als in Stein gemeißelt. Brady musste nämlich eine, (aus meiner Sicht) lächerliche Sperre von vier Spielen absitzen. Von diesen vier Spielen konnten die Patriots jedoch drei gewinnen; nicht zuletzt durch eine stark aufspielende Defense, die den Gegnern oft schon früh im Spiel zeigte, dass gegen sie nicht viel zu holen ist.
Auch in den Playoffs selbst behielten die Patriots aus New England ihre weiße Weste und kamen mehr oder weniger ungefährdet abermals ins Finale. Besonders stark ist der Passangriff der "Pats", in dem ein bis vor kurzem noch unbekannter Spieler seine Qualitäten unter Beweis stellen konnte: WR Chris Hogan, der neben seinem Partner Julian Edelman die Lieblingsanspielstation von Brady ist. Beide werden auch wieder im Superbowl für große Raumgewinne sorgen. Die Verletzung vom besten Passempfänger Bradys (Rob Gronkowski fehlt aufgrund eines Bandscheibenvorfalls nahezu die ganze Saison) ließ die Offense bisher nicht wirklich straucheln. Ersatzmann Bennett zeigt ebenso seine Qualitäten und wird ebenfalls gern von Brady angeworfen.
Doch der Hauptgrund, weshalb es dieses Jahr den fünften Ring für Brady und die Patriots geben wird, ist die Patriots Defense.
So konstant, so aggressiv und effizient wie sie diese Saison spielen, haben sie bewiesen, dass sie sich nach dem letzten Titelgewinn gegen die Seahawks noch einmal steigern konnten. Vor allem das Defensive Backfield ist fehlerfrei aufeinander abgestimmt und die Spieler haben die Möglichkeit, sich blind aufeinander verlassen zu können. Hier wird der sonst starke Passangriff der Falcons einiges zu tun bekommen. Noch dazu können die "Schweren Jungs" in der Defensive Line enormen Druck auf den gegnerischen Quarterback ausüben, weshalb ich glaube, dass Matt Ryan einige Fehlentscheidungen oder riskante Bälle werfen wird. Diese Bälle gilt es abzufangen und dadurch die  eigenen Offense wieder aufs Feld zu holen. Sollte ihnen das gelingen, steht einem Sieg im Finale nichts mehr im Wege.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich hier zwei Mannschaften auf Augenhöhe begegnen. Wir können uns auf einen Schlagabtausch mit vielen Punkten einstellen, mit dem (hoffentlich) besseren Ende für die New England Patriots.
Mein Tipp: Atlanta Falcons 24- 31 New England Patriots.

Vorteil: Patriots.


Mein Tipp.
Nach einer Vorhersagehistorie, die in die Mitte der Nuller-Jahre zurückreicht ist dem Autor das Kunststück gelungen, bei elf Super Bowls ganze neun Mal daneben zu liegen, wenn es darum ging, den späteren Sieger vorherzusagen.
So ist es auf dieser Seite und innerhalb der Tafelrunde längst zur Tradition geworden, meinen eigenen Tipp pauschal gegen jene Mannschaft auszulegen, der er gilt.
Mein Vorhersage lautet übrigens – nachdem ich mit eigenen Augen miterleben musste, wie Matt Ryan 'meine' Packers auseinandergenommen hat - dass diese verdammt gut aufgelegten Falcons auch vor New England nicht haltmachen werden.
Vorteil: Patriots.


Tierorakel.
Großer Beliebtheit erfreuen sich bei größeren Sportereignissen heutzutage vor allem jene Vorhersagen, die durch unbescholtene Tiere getroffen werden. Und das scheinbar nicht zu Unrecht, denn viele dieser Wesen haben eine bessere Quote vorzuweisen als der Autor dieser Zeilen. So ist Teddy das Stachelschwein genauso wie Wilson der Goldfisch der Überzeugung, dass die Patriots gewinnen. Jim Fallons Vorhersage, bei der Hundewelpen als Entscheidungshilfe genutzt werden, sieht hingegen die Falcons vorn. Dieser Ansicht schließt sich auch Fred der hellsehende Hase an. So muss – aufgrund der Gesetzmäßigkeiten des Internets – eine Katze das Zünglein an der Waage spielen:
In einem dramatischen Endspurt entscheidet auch der tiefsinnige Tiger Tibet diese letzte Kategorie pro Falcons.
Vorteil: Falcons.




Endergebnis.
Nach dieser detaillierten Analyse bleibt als Endergebnis festzuhalten, dass auch bei uns das Pendel in Richtung Patriots ausschlägt. Natürlich hoffen wir dabei, dass unser finales Resultat von 7:13 nicht der Endspielstand sein wird und vor allem drücken wir die Daumen, dass es kein so langweiliger Super Bowl wie im letzten Jahr wird.

Nachspielzeit.
Natürlich ist der Super Bowl viel mehr als bloß ein Sportereignis. Es geht auch um die Halbzeitshow, deren künstlerische Ausgestaltung dieses Mal Lady Gaga überlassen wurde. Doof nur, dass die bekennende Clinton-Unterstützerin auf Druck der NFL auf politische Statements verzichten soll. Ob die provozierfreudige Sängerin dieser Forderung nachkommen wird, ist wohl ähnlich spannend wie der Ausgang des Spieles.
Schließlich sind auch die Werbeeinspieler, die während dieses Spieles für bis zu fünf Millionen Dollar verhökert werden, in den USA so bedeutsam, dass knapp ein Viertel der Zuschauer in einer Umfrage angab, der Übertragung vor allem deswegen zu folgen.
Für besonders viel Gesprächsstoff sorgt dabei der Clip von Anheuser-Busch, deren Werbung den Tenor einer Flüchtlingssituation heraufbeschwört und damit dieser Tage ein deutliches Ausrufezeichen gegen die Politik Donald Trumps aussendet. Direkt schade, dass ausgerechnet ein 'Getränk' wie (das amerikanische) Budweiser zum Gegenstand dieses Filmchens gerät, denn das eine rigide Einwanderungspolitik eine Flüssigkeit wie Bud Light verhindert hätte, ist zumindest Bier auf die Mühlen alteuropäischer Genusstrinker.
Mir bleibt an dieser Stelle nur noch Dank an jene auszusprechen, die sich das hier bis zum Ende durchgelesen haben und nochmals alle zu ermutigen, mir meinen Falcons-Tipp in den Kommentaren unter die Nase zu reiben. So wünsche ich allen eine spannende Super-Bowl-Nacht und wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja in irgendeiner Berliner Kneipe auf ein (hoffentlich tschechisches) Budweiser, um auf dieses Spiel anzustoßen…