Samstag, 15. Oktober 2016

Turons ComicCon-Berlin-Logbuch, Teil Eins



Einer guten Convention-Tradition der Tafelrunde folgend betrachten wir unmittelbar im Anschluss an das aktuelle Geschehen chronologisch die zurückliegenden Stunden. Mein besonderer Dank gilt meinen Außenteam-Mitgliedern Kalami, K'olbasa und Lwaxana für die Bilder und ihre Gesellschaft.


8Uhr 15. Ein Viertelstunde später als geplant (meine Frau hatte in einem Anflug von Böswilligkeit beinahe verschwitzt mich zu wecken) schäle ich mich aus dem warmen Bett und springe nahtlos in die nicht minder warme Badewanne. In den restlichen zwanzig Minuten, die mir im Anschluss zum geplanten Aufbruch zur ComicCon Berlin bleiben, packe ich im Eiltempo meinen Rucksack und versuche, ein trockenes Hörnchen unter Zuhilfenahme eines viel zu heißen Schwarztees hinunterzuspülen.

9Uhr15. Als Lwaxana plötzlich an der Tür klingelt beginnt in mir die Erkenntnis zu reifen, dass die Trinktemperatur meines Getränks das Leeren des Selbigen verhindern könnte. Ich stelle die Tasse auf dem Schuhregal ab und folge meiner Frau wider besserem Wissens und schnellen Schrittes nach unten.

9Uhr22. K'olbasa fährt nach nur sieben Minuten 'akademischen Michas' (zur historischen Begriffsklärung hier entlang) vor. Auch wenn diese Verspätung kaum als solche zu bezeichnen ist, trauere ich dem Tee nach, den ich einsam auf dem Schuhregal zurücklassen musste.
Auf der Fahrt zum geografisch nahen Messegelände drehen sich unsere Gesprächsthemen trotz anfänglich großer Bandbreite am Ende doch nur um das eine:
Synchronschauspieler.
Warum, mag sich mir in der Retroperspektive nicht mehr so ganz erschließen.

9Uhr48. Wir erreichen, nachdem wir wahre Volkswanderungsströme auffällig kostümierter Nerd-Fans passiert haben, den Parkplatz des Messegeländes, für den wir stolze 7,50 Euro löhnen müssen. Den Umstand, dass nur einen Steinwurf entfernt zeitgleich die Erotikmesse 'Venus' ihre Tore öffnet, quittieren wir mit entsprechenden Zoten.
Nach einem nicht zu überhörenden Ruf der Zuneigung treffen wir auf dem Teer-bedeckten Parkplatzboden bereits die ersten Tafelrunden-Mitglieder. Adriana (als Lois Lane) und Frank Conan (in auffälligem Superman-Outfit) begleiten uns auf dem Weg hinab zum Eingangsbereich.
Dort angekommen erwartet uns ein unerwartetes Bild:


Der weitläufige Vorplatz ist von massiven Fanhorden gewaltigen Ausmaßes bevölkert, die sich in mehreren, vor sich hermäandernden Schlangen in Richtung Eingang schleppen. Wer auch immer mal behauptet hat, dass es in der Hauptstadtregion kein Publikum für eine Convention geben würde, dürfte durch die Scharen an Wartenden eines Besseren belehrt worden sein.
Wir sehen eine Vielzahl von kreativ kostümierten Cosplayern, die Kalami und Lwaxana immer wieder zu spontanem Auf-Quieken animieren: Einhörner, ein K9, Gutemine, verschiedene Superhelden, Anime-Charaktere und besonders viele Doctor-Who-Inkarnationen. Irgendwann leuchten uns von den Treppenstufen oberhalb des Platzes sogar zwei spärlich bekleidete, gänzlich grün-kolorierte Personen an, die wir unschwer als Jayna Winston und Tom Jones identifizieren.


10Uhr22. Endlich gelangen wir durch den Einlass! Unser erstes Ziel ist der Kaffeestand, an dem wir für einen Nullzweier-Becher stolze drei Euro löhnen und uns ein gewisses Schmunzeln darüber nicht unterdrücken können. Wir kommen auf die Idee, die verschiedenen Harley Quinns und Joker-Cosplay-Adaptionen zu zählen, die an uns vorbeiziehen, doch die Gefahr, trotz des frischen Koffeinschubes über dieses Vorhaben hinweg spontan einzuschlafen erscheint uns zu groß.
Während K'olbasa zähneknirschend den stolzen Preis von 140€ für Photoshoots mit den drei Star-Trek-Darstellern löhnt, treffen wir auf Jens, der seine Verkleidungswut auf das Tragen einer Uniform und seine eindrucksvollen Kontaktlinsen reduziert hat.


Nachdem wir Kalami und Lwaxana spontan im Getümmel verlieren, zieht es uns in die Comic-Sektion, wo wir beinahe Birgit von der Film-Fanforce über den Haufen laufen, weil sie in ihrem Doktor-Strange-Kostüm (inklusive eines verdächtig echt wirkenden Bartes) kaum wiederzuerkennen ist.



Beinahe zeitgleich finden wir auch Strifes, Brina und Harriman wieder, mit denen wir an gleicher Stelle einen eigenen Tafelrunden-Photoshoot an dieser Stelle verabreden.


Darüber hinaus lernen wir außerdem unsere treue Blogleserin ("Kennen wir uns nicht irgendwoher?") Aki-Chan86 kennen, der an dieser Stelle noch einmal liebe Grüße gelten!


Etwas befremdet sind wir allerdings von einem – zugegebenermaßen gut in Szene gesetzen – vulkanischen Cosplayers, der allen Ernstes Geld für Fotos verlangt.
Beim Gang über die Gänge dieses Bereiches wird schließlich klar, warum sich die Veranstaltung 'ComicCon' nennt. Neben der Präsenz von Verlagen und Händlern ist die Dichte von Zeichnern, Künstlern und Grafikern, die sich hier beim Arbeiten über die Schulter blicken lassen, besonders hoch. Diese Aura der Kreativität hat etwas unglaublich Erfrischendes und Begeisterndes, das wir mit kindlicher Begeisterung in uns aufsaugen. 


11Uhr33
. Während K'olbasa zu seinen ersten Photoshoots eilt, finde ich nach einem Suchen im Panel-Bereich Kalami und Lwaxana wieder. Sie zeigen sich enttäuscht von Filmverbot, den Sichtverhältnissen, der Enge des Sitzbereiches und der schlechten Akustik. Einem Donnergrollen gleich schwappt das geschäftige Brodeln der belebten Haupthallen stetig in den nur formell vom restlichen Geschehen abgetrennten Bühnenbereich, so dass man nur mit großer Anstrengung den Gesprächen untereinander lauschen kann.
Als kurz darauf Famke Janssen ihren Auftritt hat, geht auch ihr zartes Stimmchen größtenteils in der beständigen Kakofonie des allgemeinen Lärmpegels unter.
Wirklich viel kann man dabei wahrlich nicht verstehen. Sie scheint sich häufiger in Europa herumzutreiben, vor allem, um ihre Familie zu besuchen und um Filmdrehs beizuwohnen. Sie stellt sich den diversen Fragen zu ihren Auftritten in Nip / Tuck, James Bond oder den X-Men, wobei dem allgemeinen Verständnis zusätzlich abträglich ist, dass spontaner Szenenapplaus ausbricht, sobald der Darstellerin auch nur der Name einer beliebigen halbwegs populären TV-Show über die Lippen kommt. Nach knapp zwanzig Minuten ist dass Blitz-Panel dann auch schon wieder vorbei.


Weil sich ob des anstehenden Panels mit James Marsters bereits ebenso viele Menschen hinaus wie auch hineinbewegen, verlasse ich den Ort des Geschehens und stromere in der näheren Umgebung umher.
Es ist brechend voll und doch stoße ich inmitten des Gewühls auf den Filmwelt-Stand, der von niemand geringerem als Martin Netter selbst betreut wird.
Immer wieder treffe ich auf genial verkleidete Personen, wobei anzumerken bleibt, dass insbesondere die Dichte von Star-Trek-Uniformen und Star-Trek-bezogenen T-Shirts auffallend hoch ist.


12Uhr55. Nach einer Kräfte- und Verstand-zehrenden Suche finde ich endlich den Ort, an dem das Greenscreen-Shooting mit Christopher Lambert stattfinden soll. Ich schließe mich einer langen Schlange an, in der der Unmut über die auf der ComicCon herrschenden Zustände offen zur Schau gestellt wird. Unverhohlen beschweren sich vielerorts verbitterte Besucher über die Organisation, die nur mäßig in der Lage ist, der Fan-Fluten Herr zu werden. So stehe auch ich in der falschen Schlange aus der ich eher durch bloßen Zufall entkomme, um dann erstaunlich schnell vor den gealterten Highlander-Darsteller geschoben zu werden.
Als ich nach knapp einer halben Stunde der Foto-Mühle entrinne, bin ich zwar glücklich, aber mehr und mehr antisozial veranlagt: Ich beginne, die 'Masse Mensch' um mich herum zu verabscheuen und sehe den Vorteil in den Überlegungen unseres Tafelrundenmitgleides TAK, der dereinst zur Destination eigens einen 'Lakaien' namens Lars anstellte (genaueres dazu hier), um an seiner Statt das Martyrium des Schlangestehens auf sich zu nehmen.


13Uhr 31. K'olbasa zwingt mich zur Räson und ich besinne mich der zweiten Fotosession, für den ich Karten gekauft hatte. Doch die Schlange für Billie Pipers Shoot müsste sich längst in Bewegung gesetzt haben und es erscheint zweifelhaft, dass es mir gelingen würde, ob der bisherigen Verspätungen überhaupt noch rechtzeitig dazu einzutreffen.
Doch weit gefehlt! Der mäßigen Organisation und der großen Andrangs geschuldet treffe ich schon bald auf Kalami, die eher am Ende der Schlange mäßig gut gelaunt auf mich wartet. Doch zusammen mit K'olbasa und Lwaxana gelingt es uns, die allgemeine Laune zu heben und wir gelangen nach einer kurvenreichen Strecke letztendlich wohlbehalten in die Foto-Box. Dort stiehlt ein Baby den anderen Gästen die Schau und wird von der sichtlich begeisterten Piper mit besonderer Zuneigung bedacht. Aber auch jeder andere Fan wird von der freundlichen Britin mit freundlichen Worten bedacht und sogar in den Arm genommen. Sie findet, trotz der knapp bemessenen Interaktionszeit sogar die Muße, mein Wales-Rugby-Trikot zu kommentieren.

14Uhr11. Wir sind froh, den Fotografier-Stress für heute hinter uns gelassen zu haben. Und doch fällt uns in der nächsten Schlange vor der Toilette ("Die reicht bis Moria!", Lwaxana) schmerzlich auf, dass wir unsere Miri vermissen. Die momentan in Neuseeland verweilende Tafelrundenangehörige hatte stets Verwahrungsmöglichkeiten für jene Fotos parat, die nun etwas heimatlos in unseren Händen, in zu kleinen Broschüren oder einfach in der Tasche landen.
Wir kämpfen uns durch die Besuchermenge bis zum Merchandise-Bereich, den wir nach interessanten Angeboten abgrasen. Zwischen Kimonos, Superhelden-Zubehör und Wackelkopffiguren finden wir am Ende aber doch 'nur' Nerd-Shirts (von Firefly sowie Rick and Morty) sowie japanische Tupperware.



15Uhr. Pünktlich treffen die Tafelrundenmitglieder zu einem gemeinsamen Fotoshoot zusammen und tauschen Erfahrungsberichte aus. Allgemein wird die Organisation bemängelt und die Abwesenheit Roks verurteilt.


K'olbasa berichtet etwas enttäuscht vom Fotoshoot mit Famke Janssen, die während ihres gesamten Fotoshoots auf einem Stuhl saß und von niemanden angesprochen werden wollte.
Im Anschluss stromern wir weiter durch die heiligen Hallen des Messezentrums, wo wir auf Abgesandte des Regensburger Star-Trek-Clubs "USS Danubia" treffen und ins Gespräch kommen. Sie haben gerüchtehalber gehört, dass ein großer Teil der eingeplanten Helfer heute Morgen nicht erschienen sein soll und das Chaos auch darauf zurückzuführen sei. Doch wir sehen auch positive Seiten der Veranstaltung wie etwa ihre große Bandbreite und den allgemeinen Zuspruch. Wir bekräftigen, einmal gemeinsam etwas unternehmen zu wollen, bevor wir weiterziehen.


K'olbasa macht verschiedene lokale Händler wie CineCollectibles und ToyBoxx unter den Händlern aus, die uns bestätigen dass sich die Veranstaltung auch für sie lohnen würde. Der allgemeine Andrang scheint zwar schlecht für die Nerven der Besucher, aber gut für die Börse des Veranstalters zu sein. Möglicherweise ein gutes Omen für die Fortsetzung der Berliner ComicCon im Herbst nächsten Jahres...

15Uhr53. Wir werden von Lwaxana wiedergefunden, die ebenfalls mit der Organisation ihres Billie-Piper-Fotoshoots hadert. Jens hingegen findet seinen Kontaktlinsenhändler wieder und wir kehren zur Haupthalle zurück, wo Lwaxana noch einmal ein Autogramm der Doctor-Who-Schauspielerin erwerben will, während K'olbasa und ich im Preis reduzierte Star-Trek-Bücher erwerben. Danach vertrödeln wir die Zeit, während Lwaxana fleißig für ihren Youtube-Kanal filmt.


16Uhr28. Schluss jetzt! Wir beschließen, Teil der allgemeinen Fluchtbewegung zu werden und unsere Segel für heute zu streichen – schließlich ist morgen auch noch ein Tag! Doch bevor wir gehen, treffen wir noch Abgesandte der von uns sehr geschätzten Cottbus-Crew, die uns von ihren vergleichsweise negativen Eindrücken der Destination Europe im englischen Birmingham berichten, die sie am Wochenende zuvor besucht hatten.


Im Anschluss staubt Micha noch einige Star-Trek-Anhänger beim Mediamarkt-Stand ab. Die bedauernswerten Betreuerinnen hatten den Tag über diverse Werbeartikel kostenlos vergeben, weil ihre für den Verkauf angedachten DVD-Boxen nicht pünktlich geliefert wurden.

16Uhr48. Wir sind in unserem fahrbaren Untersatz angelangt. Alle Außenteam-Mitglieder fühlen sich 'geplättet' und immer wieder wird die Organisation gerügt. Dennoch bleibt der vorherrschende Gesamteindruck positiv. Nicht nur, weil wir laut Kolbasa noch nie eine solch' kurze Distanz für eine Convention zurücklegen mussten sondern auch, weil die ComicCon eine ideale Bühne für Cosplayer war und eine spannende Bandbreite an Nerdaktivitäten bot, die man unmöglich an nur einem Tag erfassen kann.
So freuen wir uns bereits auf morgen...
.. und auf den Tee, der auf meinem Schuhregal treu auf mich wartet.

Dieses ist der erste Teil unserer Comic-Con-Erlebnisse. Der zweite lässt sich hier finden.

Denkwürdige Zitate.

"Du hast steife Nippel."
Turon47 zu Frank Conan

"Das Einhorn! Das Einhorn! Ich liebe das Einhorn!!"
Lwaxana

"Du hast steife Nippel."
Turon47 zu Tom Jones

"Ihr seht super aus!"
"Du auch!"
K'olbasa in einem Dialog mit einer Standbetreuerin

"Jean Grey is like a cockroach. You can't kill her, she's still coming back."
Famke Jannsen

"Oh, look! She's a hugger!"
Turon47 über Billie Piper

"Mit Miri wäre das nicht passiert."
Kalami

"Sepp ist echt ein Muggel."
Lwaxana über Turon47

"Angenehm ist das alles nicht."
Kalami

"Keiner guckt meine Videos, also mach' Dir keine Sorgen."
Lwaxana zu K'olbasas Klarnamenbedenken

"Alles in allem war das die Convention, bei der wir am schnellsten waren."
K'olbasa

1 Kommentar:

  1. Ein schöner Bericht ebenso wie der vom Sonntag!
    Viele Liebe Grüße auch zurück und es war toll euch noch live getroffen bzw. kennengelernt zu haben.

    Aki-chan

    P.S.: Bin bei euer nächsten Tafelrunde leider verhindert, aber ich hoffe es klappt bei der Übernächsten!

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