Nun ist es
offizell! Star Trek kehrt dahin zurück, wo es hingehört: Ins Fernsehen.
Wie
heute verlautbart wurde, wird es frühestens ab Herbst 2016 oder zu Beginn
des Jahres 2017 eine neue Star-Trek-Serie geben. Federführend ist mit
Alex Kurtzman ("
Alias", "
Fringe" oder "
Hawaii Five-0") als ausführender Produzent ein alter Bekannter, der bereits als Co-Autor an den Drehbüchern für "
Star Trek XI" und "
Star Trek: Into Darkness" mitarbeitete. Ihm zur Seite steht mit
Heather Kadin eine Produzentin, in deren Portfolio die ebenfalls unter Kurtzman produzierte Serie "
Sleepy Hollow" der bislang namhafteste Eintrag ist.
|
Kurtzman (li.), mit Abrams & Orci, nicht im Bild: Hedin
Bildquelle: Pinterest |
Ansehen kann man die neue Serie aber wohl zuerst über die
Online-Bezahlsparte des amerikanischen TV-Senders und Serien-Rechte-Inhabers
CBS - also verhältnismäßig unzugänglich für deutsche Zuschauer ohne Verbindungen in die USA.
An sich sind das nach mehr als zehn Star-Trek-freien Jahren gute Nachrichten, aber dennoch ist in den meisten Kommentaren sozialer Netzwerke eher eine vorsichtige Zurückhaltung bis ablehnende Haltung zu bemerken.
Das liegt allerdings nicht allein am Umstand, dass sich in den letzten Jahren viel zu viele entsprechende Ankündigungen als Enten erwiesen haben (die Tafelrunde
berichtete). Nachdem selbst
J.J. Abrams ("
Alias", "
Lost", "
Fringe") mit seinen Plänen das von ihm erschaffene Universum in Serienform zu festigen
an Streitigkeiten zwischen den Film-Rechtsinhabern Paramount und den Serien-Rechtsinhabern CBS scheiterte, war für viele Fans jegliche Hoffnung auf eine neue Serie bereits zerstört, zumal das Zeitfenster für den günstigsten Termin zum fünfzigjährigen Jubiläum im September 2016 mit jedem Tag mehr und mehr verschlossen wirkte.
Zum anderen haben die beiden letzten Kinofilme unter der Regie Abrams' durch ihre Abkehr von traditionellen Star-Trek-Werten wie der Behandlung von philosophischen Themen hin zu einem reinen Action- und Popcorn-Spektakel viele Fans verprellt, die nun natürlich eher mit einer hochgezogenen Augenbraue auf diese Neuentwicklung und all ihre Beteiligten blicken.
Aber schließen wir an dieser Stelle doch einmal gemeinsam aus den spärlichen Fakten, die bislang durch die Öffentlichkeit geraten sind, was das für eine neue Serie bedeuten könnte:
Zuerst einmal ist die frühere Absage des Fernsehsenders CBS an Abrams in Verbindung mit ihren ständigen Auseinandersetzungen mit Paramount tatsächlich ein positives Zeichen. Man kann daraus nämlich ableiten, dass sich der Serienrechteinhaber auf einem so klagefreudigen Markt wie der USA kaum dem Risiko aussetzen wird, allzu viele Brücken in die Urheberdomäne der argwöhnischen Konkurrenz zu schlagen. Stattdessen ist selbst auf "
startrek.com" davon die Rede, dass "[...] n
eue Charaktere neue fantastische Welten und neue Zivilisationen suchen [...]" würden.
Wer aus den Worten allerdings die originale Zeitlinie herausliest, in der sich schon
Picard,
Janeway oder
Sisko tummelten, sollte sich dessen nicht unbedingt sicher sein, denn die Verpflichtung des engen Abrams-Vertrauten Kurtzman ist auch eine Absage an Projekte wie
Michael Dorns Pläne zu "
Captain Worf" und ein offener Bruch mit Traditionslinien die mit
Brannon Braga,
Rick Berman oder
Steven Ira-Behr manifestiert und personifiziert wurden. Die kommende Serie hat mit Absicht keinerlei personellen Anknüpfungspunkte an die Vorgängerserien.
Und was soll ich sagen?
Das ist auch gut so.
Auf dem heutigen Fernsehmarkt, der vor kreativen, außergewöhnlichen und herausfordernden Serien nur so überquillt, würde - bei aller Liebe - eine Serie wie "TNG" nicht mehr funktionieren, wäre "Voyager" viel zu unspektakulär und wäre "Enterprise" spätestens nach der zweiten Staffel abgesetzt worden. Längst gelten andere Regeln die nach anderen Leuten verlangen, die den veränderten Zuschauerbedürfnissen, gewandelten Ansprüchen und weiterentwickelten Sehgewohnheiten genügen müssen.
Kurtzmans größte Aufgabe ist daher ein Spagat, wie es ihn in der Seriengeschichten in dieser Form kein zweites Mal gibt. Er muss einen aufgeblähten Kanon aus sechs Serien und dreizehn Filmen berücksichtigen, den Erwartungen von verschiedenen Fangruppen aus fünfzig Jahren Serienlaufzeit genügen, dem klassischen Konzept eines Science-Fiction-Klassikers treu bleiben, dabei gleichzeitig innovative neue Ideen einzubringen und nebenher eine ganze Franchise in das Fernsehen des 21. Jahrhunderts herüberretten.
Es wird also eine schwere, undankbare und schon jetzt scheinbar unlösbare Aufgabe, der sich Alex Kurtzman da mutig gestellt hat. Aber man sollte diese Herausforderung nicht zwangsweise als Nachteil verstehen, denn Kanon, Fanszene, Tradition und die einzigartige Herausforderung sind auch gleichzeitig das, was "
Star Trek" so einzigartig macht. Die Franchise hat Millionen Anhänger, Merchandisekäufer und Blogger auf ihrer Seite, die sich eine neue Serie nicht entgehen lassen werden. Dieses Potenzial (und die damit verbundenen Gewinne) haben die Verantwortlichen bei CBS längst erkannt und auch wenn es sich bei der neuen Serie um eine begrenzte Veröffentlichung unter den vermeintlich kontrollierten Bedingungen einer eigenen Online-Sparte handelt, sagt dies viel aus, denn "
Star Trek" wird immerhin das CBS-Zugpferd gegen Internet-Konkurrenten wie den Branchenriesen Netflix, der lange Zeit ebenfalls mit einer
eigenen Star-Trek-Serie kokettierte. Wenn selbst die Entscheidungsträger auf so deutliche Weise ihr Vertrauen zu Star Trek Ausdruck verleihen, sollten auch wir Fans unsere Skepsis nicht länger vor uns her tragen, sondern uns an der Aussicht erfreuen, die nächste Star-Trek-Serie noch miterleben zu dürfen. Das Schimpfen werde ich mir jedenfalls für den Tag aufheben, an dem ich den Pilotfilm sehen werde...
Weitere Kommentare:
bei
Trekcastbei
Serienjunkies