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Samstag, 27. April 2013

"Die Pläne für ein eigenes Star-Trek-Origami-Buch liegen schon in der Schublade"

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.

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Die Tafelrundenmitglieder Kalami und Turon47 trafen sich im Rahmen der Interviewreihe „Star Trek in Berlin und Brandenburg“ mit Kostja, dem Star-Trek-Origamisten von Starigami. Der 40jährige Software-Entwickler, der in Kiew geboren wurde und in Berlin arbeitet, lud die beiden nach Stahnsdorf in seine eigenen vier Wände ein, und sprach über seine Modelle, gute, alte Computerspiele und warum er immer einschläft, wenn Phlox auf dem Bildschirm erscheint. 

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Turon47:Wie bist Du zu Star Trek gekommen?
Kostja: Eine der ersten Serien, die ich gesehen habe, nachdem wir nach Deutschland übergesiedelt sind, war die Originalserie. TNG gab es damals glaube ich noch gar nicht. Allerdings schaute ich mir diese Serie an, ohne die Sprache richtig zu verstehen. Doch irgendwann – ich weiß gar nicht genau, ab wann ich alles mitbekam - begann ich langsam, mehr und mehr folgen zu können. Aber von Anfang an fand ich die Serie faszinierend. Als dann TNG herauskam, dachte ich 'Nein, das ist nicht das Wahre.' Natürlich war auch Data auf Logik bedacht, doch er war einfach nicht Spock. Wobei der Gegensatz mit der Zeit immer interessanter für mich wurde: Spock war jemand, der seine menschliche Hälfte verneinte, während sich der Android Data bemühte, menschlicher zu werden. Und so gefiel mir irgendwann TNG auch. Man muss aber auch dazu sagen, dass die erste Staffel schon hart war. Was ich an der alten Serie noch bedingungslos akzeptiert habe, wie etwa die Pappmachékulissen, war mir für die neue Serie zu billig.
Kalami: Und welche Serie magst Du heute am meisten?
Kostja: Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich mag sie alle. Vielleicht nicht alle Folgen. Aber selbst das ist in einigen Serien stärker ausgeprägt, als in anderen. In Voyager zum Beispiel stärker, obwohl es auch dort einige sehr gute Folgen gibt. Ebenso verhält es sich meiner Ansicht nach bei TNG. Nur bei der klassischen Serie mag ich fast jede Folge.

Turon47: Was hältst Du von der Star-Trek-Neuauflage J.J. Abrams'?
Kostja: Ich persönlich fand den ersten Film schön! Es ist vielleicht nicht der typische Star-Trek-Film, aber im Gegensatz zu allen vorangegangenen Star-Trek-Filmen gab es in diesem Fall auch keine Serie, die den Zuschauer auf diesen Kinogang vorbereitet hat. Selbst wenn ich mir natürlich eine solche Prequel-Serie für die Zukunft wünschen würde, denn Star Trek benötigt das längerfristige Fernsehkonzept. Aus diesem Grund fand ich ja auch Enterprise so interessant.
Turon47: Warum ausgerechnet Enterprise?  
Kostja: Weil der Handlungsrahmen hundert Jahre vor Kirk angesetzt war. In der klassischen Serie gab es die bereits erwähnten Pappmachékulissen, und obwohl wir die wir bereits im 21. Jahrhundert leben, in dem der technische Standard längst höhere Maßstäbe verwendet, musste die Serie glaubhaft einer Epoche entsprechen, die noch vor TOS stattfindet. Das fand ich durchaus gelungen. Die Platzverhältnisse auf der NX-01 wirkten stets wie auf einem U-Boot. Das hatte einen gewissen primitiven Charme.

Turon47:Wie sieht es eigentlich mit Star-Trek-Computerspielen aus?
Kostja: Um es gleich zu sagen: Star Trek Online habe ich nie gespielt. Ich kann mich zunächst mit der Grundidee von Spielen wie World of Warcraft, für die man sich online einloggen muss, nicht anfreunden. Ich spiele lieber für mich allein oder mit Freunden. Aber natürlich gab es auch ein Spiel, das ich nächtelang durchgezockt habe: Birth of the Federation.
Ein wunderbares Spiel mit primitiver Grafik. Rundenbasiert! Man hat sich abends davorgesetzt, ein paar von diesen Runden gespielt – und plötzlich war es Morgen!
Ähnlich ging es mir mit Armada. Es gab einfach Spiele, die es verstanden, durch ihr Konzept mitreißend zu wirken. Zum Beispiel die allererste Version von Civilisation: Pixelgrafik! Nicht einmal polygon! Rundenbasiert! Und auch hier hat man sich abends davorgesetzt, bis plötzlich die Sonne aufging.

Turon47: Wenn Du Dir über alle Serien hinweg die storytragenden Raumschiffe ansiehst, hast Du da einen bestimmten Favoriten?
Kostja: Also die Voyager gefällt mir weniger – die sieht einfach nur aus wie ein aufgeblasener Frosch. Aber von den Enterprise-Modellen gefällt mir eigentlich die NX-01 am besten.
Turon47: Aber ist die nicht eindeutig eine Adaption der Akira-Klasse?
Kostja: Ich weiß, aber es ist ohnehin schwer, sich für einen Favoriten entscheiden zu müssen. Natürlich ist auch der Constitution-Refit aus den ersten sechs Kinofilmen toll. Sie ist wie die Constitution-Klasse aus der Originalserie, nur etwas aufgestylter. Die Enterprise-B gefällt mir bereits weniger. Wenn ich ein Lieblingsmodell benennen müsste, so wäre es keines dieser Mainstream-Schiffe, sondern der romulanische Warbird der D'deridex-Klasse. Deren Design ist mit Abstand das herausragendste von allen. Unter den Enterprise-Schiffsklassen fand ich übrigens sogar die Enterprise J trotz ihrer Größe sehr schön, denn sie hat in meinen Augen durchaus etwas romulanisches.
 
Turon47: Hast Du Dich bei so viel Begeisterung für Schiffsdesigns eigentlich jemals für Modellbau interessiert?
Kostja: Ja! Eigentlich fasziniert mich seit Kindertagen alles was fliegt. Flugzeugmodelle aus dem Zweiten Weltkrieg fand ich daher schon immer spannend. Ich habe bei mir auf dem Dachboden noch mehrere selbstgebaute Modelle, die unter verschiedenen Umzügen und Renovierungsarbeiten jedoch arg gelitten haben. Leider finde ich im Moment nicht die Zeit, sie zu reparieren. Star-Trek-Modelle habe ich aber nie gebaut. Dafür habe ich ja nun Origami [lacht]. Es ist aber auch nicht so, dass es mich nicht interessieren würde. Ich habe durchaus ansprechende Modelle als Bausatz oder Papier-Kits gesehen, doch wenn ich irgendwo lese, wie viel Zeit man dafür benötigt, sie zu bauen, muss ich mir eingestehen, dass mir die Zeit dafür einfach fehlt. Ich habe drei Kinder und gar nicht die Möglichkeit, mich mehrere Stunden hinzusetzen und meine spärliche gesäten freien Momente für aufwändige Modelle zu verschenken. Das ist auch einer der Gründe für mich selbst, meine Origami-Modelle so schlicht und einfach zu halten, dass sie für Einsteiger genauso geeignet sind wie für jemanden, der sie unterwegs fertigstellt. Meinen Bird-of-Prey könnte ich sogar während einer Autofahrt nebenbei falten...

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Kalami:Seit wann faltest Du eigentlich Origami?
Kostja: Meine ersten Origami-Erfahrungen habe ich im Kindergarten gesammelt. Damals hat uns die Erzieherin vergleichsweise einfache Modelle wie Schiffe, Papierflieger oder Frösche gezeigt. In der Schule kamen neben weiteren Flugzeugen auch Knalltüten dazu. Dabei blieb es allerdings für lange Zeit. Irgendwann habe ich auch mal den traditionellen Kranich erlernt, aber dann für eine lange Zeit gar nicht mehr gefaltet. Daraus wurden immerhin zwanzig, wenn nicht sogar dreißig Jahre.
Schließlich hatte ich irgendwann auf Arbeit ein paar sehr langweilige Aufgaben zugewiesen bekommen. Ohne näher ins Detail zu gehen: An unseren alten Bildsystemen mussten Anpassungen vollzogen werden. Anschließend musste man das Programm starten und dann schauen, inwiefern die Änderungen so funktionierten. Dabei gab es üblicherweise Wartezeiten von über einer halben Stunde. In dieser betätigungsfreien Zeit, habe ich wieder begonnen, Kraniche aber auch andere Sachen zu falten. Dann kam mir die Idee, auch meinen Sohn für Origami zu begeistern. Allerdings interessierten ihn Modelle wie der springende Frosch überhaupt nicht und er fragte mich, ob ich ihm nicht etwas aus dem Star-Wars-Universum basteln könnte. So versuchte ich mich an einem X-Wing. 'Klar', dachte ich, 'das ist gar kein Problem!' Ich recherchierte im Internet und fand eine wunderbar leichte Anleitung von Philip Schulz – so leicht, dass ich sie nicht einmal genau gelesen habe. 


 

Ohne auch nur eine Ahnung zu haben, was eine Frosch-Basis ist, hielt ich es für die sehr ähnlich aussehende Vogel-Basis. Dadurch hatte mein X-Wing aber anstelle der üblichen vier Flügel lediglich zwei. Ich probierte daran herum und fragte mich schließlich irgendwann, was passieren würde, wenn ich die Geschütze nach unten biege. Wenn ich zusätzlich die Nase etwas verformte, sah das Ganze plötzlich aus wie ein klingonischer Bird-of-Prey! Natürlich waren die kleinen Details, die man am aktuellen Modell findet, noch nicht vorhanden. Das hatte recht gut funktioniert, doch später wurde es mir zu langweilig. Ich hatte nur ein Modell und benötigt nun einen würdigen Gegner für diesen Kreuzer. Selbstverständlich konnte das nur ein Föderationsraumschiff sein. Anfangs wusste ich noch nicht genau, welcher Klasse es angehören sollte, sondern nur, dass es eine Untertassensektion haben würde. Da die Vogel-Basis meine Lieblingsgrundform war, hoffte ich, daraus die USS Enterprise NCC-1701-E oder eine Voyager erschaffen zu können. Irgendwann werde ich diese Schiffe auch sicher einmal entwerfen, doch damals gelang mir das noch nicht. Ich versuchte also, die eine entsprechende Maschinenraumsektion aus der Vogel-Basis zu falten, doch statt dessen gelang es mir mit ein paar simplen Faltungen etwas zu kreieren, dass einer Miranda-Klasse erstaunlich ähnlich sah. Alles was dem Schiff fehlte, war die charakteristische Waffenphalanx. Sie erinnerte eher an die USS Lantree, die USS Saratoga oder die nicht im offiziellen Kanon erwähnte Knox-Klasse. Zu diesem Zeitpunkt war ich aber mit dem Endergebnis durchaus zufrieden, denn es hatte einen hohen Wiedererkennungswert.
Das waren meine ersten beiden selbst entwickelten Modelle. Mein drittes war die Constellation-Klasse. Es war auf Dauer recht einseitig geworden, immer die selbe Grundform zu verwenden und deshalb probierte ich es mit einer Annäherung an die Frosch-Basis, denn die erlaubte es mir, gleich vier Warpgondeln an eine Untertassensektion zu installieren.
Mein viertes Modell, einen klingonischen Kreuzer der D7-Klasse, konzipierte ich in der Elternzeit. Hier beging ich den Fehler, mir im Vorfeld keine Bilder anzusehen, da ich glaubte, genau zu wissen, wie ein solches Schiff ungefähr auszusehen hat. In seiner Front hat er eine rundliche Sektion, die etwas in die Breite geht. Das war aber auch schon alles, was meine Interpretation mit einem klingonischen Schlachtkreuzer gemeinsam hatte. Später gelang es mir allerdings, auch dieses Modell angemessen zu gestalten.
 
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Das finale Ergebnis

Kalami: Deine Modelle entstehen also vorrangig durch Ausprobieren?
Kostja: Teils durch Probieren, teils durch Zeichnen. Mein fünftes Modell, der romulanische Bird-of-Prey aus der Originalserie war vergleichsweise einfach und orientierte sich an Erfahrungen, die ich zuvor gesammelt habe. Eine Vogel-Basis mit einer halben Untertassensektion und zwei Warpgondeln gelang mir nach kurzem Falten recht zügig. Ich hatte mir allerdings zuvor überlegt, dass ich ja genau weiß, wie ich es zu falten habe und zeichnete mir daher das Schiff auf. Dann legte ich die Vogel-Basis darüber und überlegte, welcher Teil zu welchem Ergebnis führen sollte.
Die Defiant war sogar eines der ersten Schiffe, bei denen ich mir von Beginn an vornahm, nicht durch langwieriges Improvisieren ans Ziel zu gelangen, sondern durch genaue Planung. Sämtliche Faltschritte hatte ich bereits im Hinterkopf und auch wenn ich zwei oder drei Anläufe benötigte, um die korrekten Formen und Proportionen zu erhalten, blieb es auch im Großen und Ganzen dabei. Zuvor hatte ich im Internet recherchiert, ob es ein entsprechendes Origami-Modell bereits gibt und habe auch verschiedene Bilder dazu gefunden. Ich fand jedoch, dass man darin oft nur den Deep-Space-Nine-Gleiter erkannt hat, weil der Name zufällig darunter stand.
Gerade die Detailarmut der Modelle hat mich dazu angespornt, Features wie das abgerundete Brückenmodul herauszuarbeiten. Nachdem ich fertig war, habe ich schließlich das Modell noch einmal auseinandergenommen und Texturen für Oberflächenbemalungen hinzugefügt. Als ich dieses Modell einem Kollegen auf Arbeit zeigte, stachelte er mich dazu an, auch meinem ersten eigenen Schiff, dem Bird-of-Prey solche Texturen zu verleihen. Sofort hat er mich mit Materialien ausgestattet, die das klingonische Flugobjekt aus verschiedenen Blickwinkeln zeigte. Es war aber ungleich schwieriger, dieses Konzept auf solch ein Modell zu übertragen, denn die einzelnen Faltungen sind streckenweise so gegensätzlich, dass es eine echte Herausforderung darstellte.

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Turon47: Wie findest Du als berufstätiger dreifacher Familienvater überhaupt noch die Zeit dafür, so detaillierte Modelle zu falten?
Kostja: Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe. Ich habe oft und an allen möglichen Orten versucht, die Rundungen einer Untertassensektion gefälliger zu gestalten. So habe es ich einmal probiert und festgestellt, dass das Ergebnis Ähnlichkeit mit der Oberth-Klasse aufwies – das war die Geburtstunde meines Oberth-Modells. Und das passierte, als ich mit meinem Hund spazieren ging.
Aber schon beim Frühstück falte ich vor mich hin. Oder beim Mittagessen in der Betriebskantine. Die Kassenzettel dort sind sehr dünn, aber auch schön stabil. Das Ergebnis ist natürlich relativ klein. Wenn ich es auf meiner Tastatur fotografiere, ist es selten größer als zwei Tasten. Man kann also sagen, dass ich immer falte, wenn ich die Zeit dazu finden kann.

Kalami: Welche Deiner Modelle würdest Du Einsteigern empfehlen und welche sind eher für fortgeschrittene Falter gedacht?
Kostja: Ich habe auf meiner Seite im Moment leider nur zwei Anleitungen öffentlich verfügbar gemacht: Für den Bird-of-Prey und die Defiant. Aber eigentlich denke ich, dass alle meine Modelle für Einsteiger geeignet sind. Natürlich gibt es auch den ein oder anderen komplizierteren Kniff in jedem Modell, doch das betrifft zuweilen Schritte, die man genauso gut weglassen kann, weil sie nur kleine Details betreffen.
Am schwierigsten ist eventuell der romulanische Warbird, vor allem in der Entwicklung. Es war auch kein Modell, bei dem man mit einer Basis in der Hand drauf loslegen konnte, selbst wenn ich das gern so gehabt hätte. Ich hatte drei Varianten entwickelt, bevor ich ein finales Modell vorzeigen konnte. Die erste war aus einem Kassenzettel gefertigt und ganz okay. Eigentlich war ich schon froh, dass ich ihn überhaupt hinbekommen habe. Übrigens beim Frühstück! Aber dem Schiff fehlte der untere Mittelsteg und es gefiel mir daher noch nicht. Zum Mittagessen suchte ich einen bei meinen Kollegen beliebten Döner-Imbiß auf und faltete auf dem Weg dorthin einen weiteren stegfreien Versuch, den meine Mitarbeiter für gelungener hielten. Als ich aber ein Foto von Jens-Helge Dahmens sah, auf dem man einen von ihm nachgefalteten Warbird sehen konnte, musste ich feststellen, dass sein Modell diesen unteren Mittelsteg beinhaltete. Ich fing an an mir zu zweifeln! Nach einiger Recherche fand ich heraus, dass der andere Warbird aus einem Stück Papier mit dem Abmaßen 2:1 gefertigt worden war, was immerhin bedeutete, dass damit die doppelte Menge Füllmaterial verbunden war. Als ich das sah, war ich aufs Neue angestachelt, meine eigenes Modell zu verbessern. Tatsächlich gelang es mir schließlich, den Mittelsteg auch in mein Modell zu integrieren.

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Turon47: Wie reagieren eigentlich Deine Kollegen, wenn Du in der Mittagspause vor Dich herfaltest?
Kostja: Die fragen mich 'Was wird das?'. Die sind daran gewöhnt, dass ich meine Freizeit mit dem Falten verbringe und sind selbst begeisterte Star-Trek-Anhänger.

Turon47: Wenn man nach Diagrammen von Dir sucht, findet man wie erwähnt nur zwei Stück. Ist damit zu rechnen, dass Du noch weitere Anleitungen nachlieferst?
Kostja: Ja! Ich habe natürlich vor, da noch nachzulegen. Ich habe bereits ein weiteres Diagramm für die Miranda-Klasse und ihre Variationen zur Hälfte fertiggestellt. Die Grundfaltungen sind bereits fertig, lediglich die Details fehlen noch.

Turon47: Und wie sieht es mit neuen Modellen oder anderen Faltmethoden aus?
Kostja: Für die Prometheus-Klasse habe ich bereits einen Prototypen entworfen. Allerdings besteht es lediglich aus einem Kassenzettel und hat nicht die Qualität des Modells von Jens-Helge Dahmen. Natürlich arbeite ich noch daran, aber mir fehlen da einfach Erfahrungswerte. Jens-Helge Dahmen hat mich übrigens auch dazu inspiriert, nach und nach Crease Patterns zu verwenden. Das habe ich versucht, auf meine Prometheus zu übertragen, aber das ist noch nicht vorzeigbar. So ganz warm geworden bin ich mit der Technik allerdings noch nicht, denn ich mag es schon bei Anleitungen eher traditionell als Schritt-für-Schritt-Beschreibung.
Aber es kommt auch vor, dass ein Origami-Künstler ein solches Crease Pattern irgendwo im Internet mit der Frage veröffentlicht, was sich wohl dahinter verbergen könnte. Dann antworten ihm tatsächlich Leute, die daran erkennen, dass das etwas mit vier Flügel und sechs Beinen sein muss. Ich kann das beim besten Willen nicht.
Auch mit Modularem Origami werde ich nicht so recht warm. Natürlich verwendete ich es für meine super-einfache Enterprise-D, doch modulares Origami ist irgendwie wie cheaten. Zum Glück ist das bei der Galaxy-Klasse berechtigt, denn jeder weiß, dass sie tatsächlich die Untertassensektion abkoppeln kann.
Turon47: Das kann die Prometheus-Klasse allerdings auch...
Kostja: Die kann das auch, ja. Das ist auch einer der Gründe, warum mein Modell noch nicht fertig ist. Ich müsste mich mehr mit dem Schiff beschäftigen; mir mehr Sachen dazu ansehen. Die Prometheus kann sich sogar in drei Teile trennen und da müsste ich schon sehen, dass das bei einem Origami-Modell für sich funktioniert.
Ein anderes Projekt, mit dem ich schon lange liebäugle ist eine Variation des modularen Origami – aber nicht im klassischen Sinn, sondern eher wie den berühmten Schwan aus mehreren Einzelteilen. Ich plane schon lange, einmal mit dieser Technik einen ganzen Bird of Prey zu falten.

Kalami: Die Gewissensfrage des Origamisten: Wie siehst Du den Einsatz von Kleber und Schere?
Kostja: Schere: Niemals! Kleber: Unter Umständen. Wenn ein Modell zum Beispiel nicht in meiner Obhut bleiben, sondern auch mal herumgereicht werden soll, kann man durchaus eine Ausnahme machen. Oder wenn es zu einer Ausstellung mitgenommen wird. Manche Papierverbindungen sind einfach zu dünn und zu instabil um längere Reisen oder neugierige Hände schadlos zu überstehen. Ich bin der Meinung, dass es in solchen Fällen legitim ist, Kleber zum Stabilisieren einzusetzen.
Natürlich kommt nicht jedes Modell dafür in Frage. Aber bei Modellen wie der Oberth-Klasse würde ich in solchen Fällen darauf zurückgreifen.
 
Turon47: Wieso hast Du Dich eigentlich auf Star-Trek-Origami festgelegt?  
Kostja: Origami und Star Trek: Da gibt es zwei Welten, die unabhängig voneinander existieren. Es gibt nur eine kleine Schnittmenge zwischen beiden Welten. Star-Trek-begeisterte Fans würden natürlich gern etwas nachfalten, wenn es nicht so kompliziert wäre. Origami-Künstler falten alles mögliche, aber die Zahl derer, die auch mal ein Raumschiffmodell erstellen, ist überschaubar. Außerdem sagen sich Origamisten, die sich Star-Trek-Modelle ansehen im besten Fall, dass es schön aussieht. Aber Trekkies, die Origami sehen, zeigen noch richtige Begeisterung.
Ich mach die Modelle nicht für mich. Ich möchte auch, dass sie nachgefaltet werden. Deswegen versuche ich ja auch, sie so einfach wie nur irgend möglich zu halten.

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Kalami: Sind Schiffe das einzige, was Du faltest oder kannst Du Dir auch vorstellen, mal ein Symbol, ein Alien-Gesicht oder eine Sternenbasis zu falten?
Kostja: Das, was ich zum Beispiel am bekannten Spock-Konterfei anders machen würde, hat die Urheberin bereits selbst getan. Und da kann man kaum noch etwas verbessern. Andere maskenartige Objekte kann ich mir nur schwer vorstellen.
Natürlich würde ich mich gern einmal an Deep Space Nine versuchen. Vielleicht nicht unbedingt so, wie es Andrew Pang in seinem Buch 'Star Trek: The Paper Universe' gezeigt hat, aber reizvoll finde ich das schon. Mir schwirren auf jeden Fall ein paar Ideen im Kopf herum, wie man das verwirklichen könnte. 
 
Kalami: Und wie sieht es mit anderen Raumschiffen aus anderen Serien wie Firefly, Battlestar Galactika oder Star Wars aus?
Kostja: Ich habe aus dem Star-Wars-Universum mal einen Sternenzerstörer gefaltet. Einer meiner Kollegen zieht mich gern mit der Forderung auf, den Todesstern zu falten [lacht].
Turon47: Faltest Du überhaupt etwas anderes als Star Trek?
Kostja: Wenn ich etwas entwerfe, so ist das ausschließlich Star Trek. Aber natürlich falte ich zur Übung auch andere Sachen und viele Inspiration entstammen Modellen, die nichts mit Star Trek zu tun haben. Wenn ich irgendwo nicht weiter komme oder auf dem Trockenen schwimme, falte ich gern einmal etwas anderes, um dem Stillstand zu entgehen.

Kalami: Welche Star-Trek-Falter-Kollegen kannst Du empfehlen?
Kostja: Jeden! Wenn ich einen Namen herausheben müsste, dann sicherlich Jens-Helge Dahmen. Seine Voyager ist grandios und seine Prometheus vielleicht nicht einfach, aber einfach Klasse. Ansonsten verdient auch Matayado-titi Erwähnung, denn sein D7-Kampfkreuzer ist großartig und meiner Meinung nach das einzige, das dem Original wirklich nahe kommt. Auch wenn es meinem eigenen Modell recht ähnlich sieht, gibt es trotz des ähnlichen Startpunkts doch große Unterschiede. Seine Enterprise ist nicht so gut wie die von Andrew Pang, aber immerhin ist sie aus einem Quadrat gefaltet, ohne dass daran irgendwie herumgeschnitten wurde. 
 
Turon47: Ist Dir der einzige Auftritt von Origami in einer Star-Trek-Serie eigentlich aufgefallen?
Kostja: Das habe ich übersehen. Wahrscheinlich bin ich während der Folge eingeschlafen. Eigentlich fand ich jede Folge, in der Phlox im Mitterpunkt stand, zum Einschlafen. Es mag zwar zuweilen lustig sein, aber mir passiert dann einfach zu wenig.
 
Kalami: Was gibt es auf starigami.org zu sehen, was man sich unbedingt ansehen sollte?
Kostja: Ich will meinen Blog eigentlich umbauen. Wenn man auf die Startseite kommt, sollte man im Idealfall sofort sehen, welches Modell neu dazugekommen ist. Ich habe mir mehrere Seiten von Origami-Künstlern angesehen und erkannt, dass es da noch einigen Nachholbedarf gibt. Aber natürlich findet man dort auf den Unterseiten die einzelnen Modelle, die ich entworfen habe, sowie einiges zur Entstehungsgeschichte.
 
Kalami: Könntest Du Dir auch Videoanleitungen vorstellen?
Kostja: Viele meiner Modelle gibt es im Prinzip schon als Videoanleitungen, doch bislang bin ich einfach noch nicht dazu gekommen, sie zu präsentieren. Den Versuch mit dem Warbird auf dem Tafelrundenblog sehe ich eher als Spaß, als eine ernst gemeinte Videoanleitung.
 
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Turon47: Was hälst Du von der Idee, ein eigenes Star-Trek-Origami-Buch auf den Markt zu bringen?
Kostja: Auf meinem vor kurzen ausgefallenen Computer liegt bereits der Startpunkt für ein solches Projekt. Ich weiß leider noch nicht, was ich davon retten kann, aber die Pläne liegen quasi schon in der Schublade. Allerdings weiß ich noch nicht, wie es mit Lizenzgebühren und anderen rechtlichen Fragen aussieht.
Außerdem würde ich nur ungern jeden einzelnen Faltschritt erklären wollen. Es gibt so viele Bücher, in denen die Grundformen abgehandelt werden. Es gibt bei Wikipedia eine kurze Erklärung zu den Grundformen des Origami, die ich völlig ausreichend finde – mehr benötigt selbst ein Anfänger meiner Meinung nach nicht. Schließlich verwirren die vielen Darstellungen eher, als dass sie wirklich helfen.
 
Kalami und Turon: Wir danken für das Gespräch!
Kostja: Keine Ursache, ich danke!

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Wer mehr über Konstantin Levit und sein Star-Trek-Origami erfahren will, kann seine Seite starigami besuchen oder seinen Flickr-Account durchforsten. Außerdem werden Kostjas Werke sowohl auf der Origami-Deutschland Convention in Weimar (2. bis 5. Mai 2013), als auch im Rahmen der Art Show der FedCon in Düsseldorf (9. bis 12. Mai 2013) zu sehen sein. Die Enstehungsgeschichten zu seinem Maquis-Fighter, der Galaxy-Klasse, der Miranda-Klasse (inklusive Variationen) und die eins, zwei oder drei Einträge zur Nebula-Klasse lassen sich außerdem in diesem Blog finden.

Mittwoch, 3. April 2013

"Man muss zwischen einem guten Buch und einem guten Star-Trek-Buch unterscheiden"

Star Trek in Berlin und Brandenburg: Im Gespräch mit Zelda Scott, Fan-Fiction-Autorin und Betreiberin einer traditionsreichen TOS-Fanpage

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.

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Die Tafelrundenmitglieder Strifes und Turon47 trafen sich im Rahmen der Interview-Reihe "Star Trek in Berlin und Brandenburg" mit Zelda Scott, der Fan-Fiction-Autorin und Betreiberin der Seite 'www.sttos.de' bei frostigen Temperaturen im Eiscafé La Piazetta am 'Kutschi' (Kurt-Schumacher-Platz) in Berlin. Die 34-jährige Reinickendorferin und Ingenieurin der Medizin-Technik ist seit dem sechsten Lebensjahr Star-Trek-Anhängerin und plauderte bei Kaffee, Kuchen und Flugzeuglärm in rasantem Tempo mit uns über die Original-Serie, Fan Fiction und William Shatners Sangeskünste.

Turon47: Seit wann bist Du Star-Trek-Anhänger?
Zelda: Na ja, seit ich ungefähr sechs bin. Das muss ungefähr 1984 gewesen sein. Zuerst fing es mit Fernsehaufzeichnungen an und seitdem bin ich eigentlich nie wieder davon losgekommen.

Turon47: Kannst Du Dich noch an Deine erste Folge Star Trek erinnern erinnern? 
Zelda: Nein, leider nicht. Die Horta hat mich damals sehr beeindruckt und der Transporter. Meine ältere Schwester hat mit mir damals die Folgen geguckt.

Turon47: Warum bist Du ausgerechnet TOS-Fan?
Zelda: Für mich ist es das Original. Es ist nicht, dass ich die späteren Serien schlecht finde, aber das Besondere an Star Trek finde ich eigentlich nur hier. Natürlich wird sie oft als Klichée betrachtet, ich sag nur 'Overacting' oder die Kulissen, doch für mich stehen hier ganz klar die Story und die Menschen im Vordergrund. Das ist für mich ein Gefühl, das für mich bei den anderen Serien nicht in dieser Form existiert. Die späteren Serien haben halt wirklich mehr 'echte' Menschen mit echten Stärken und Schwächen gezeigt, während TOS das noch ein bisschen idealisiert hat. 

Turon47: War der Bruch durch die 1987 produzierte Serie TNG groß für Dich? 
Zelda: Ja. Ich habe ehrlich gesagt sehr viele Anläufe gebraucht, um mich mit der Next Generation anzufreunden. Gerade zu Beginn war ich ziemlich entsetzt, denn gerade die erste Staffel fand ich nicht gerade gelungen. Das war in vielen Fällen ein Abklatsch von TOS und deshalb hab ich erst in den Wiederholungen in den Neunzigern wirklich alle Staffeln einmal gesehen. Ich muss allerdings sagen, dass ich die Borg unheimlich gelungen finde. Sie sind einer der besten Gegner, die man innerhalb Star Treks erfunden hat. 

Turon47: Was hältst Du vom Star Trek-Reboot von J.J. Abrams
Zelda: Das ist ein schwieriges Thema. Zunächst einmal finde ich die Idee relativ genial, zumal sie den Classic-Fans mit der alternativen Zeitlinie nicht auf die Zehen treten können. Es ist eben nicht wirklich TOS, sondern eine veränderte Variante. Davon bin ich eigentlich kein Fan, aber ich empfinde es als gelungen und begrüße es sehr, dass man es geschafft hat, die Reihe zu modernisieren. Aber ein richtiger Fan dieser neuen Reihe bin ich nicht. Der Ursprungsgeist wurde nicht ganz eingefangen und auch das Klima, das in der ursprünglichen Serie vorherrschte, ist dort nicht so ganz zu finden. Man wird abwarten müssen, wie das wirklich weiterführt. Für mich wirkt das Ganze einfach noch ein wenig unfertig. 
Turon47: Man merkt Deiner Seite an dass Du sehr viel wert auf die Charakterdarstellung legst. Findest Du, dass es Abrams gelungen ist, die Charaktere der TOS-Crew in seinem Reboot entsprechend darzustellen? 
Zelda: In Teilen finde ich es sehr gelungen. Insbesondere die Linie um Spock. Auch seine Eltern finde ich gut eingefangen. Ich hatte auch den Eindruck, dass sie dort relativ viele inoffizielle Fakten der Vorgeschichte mit eingearbeitet haben. Was mich gestört hat, war die Tatsache, dass Kirk urplötzlich zum Captain befördert wurde, ohne dass eine wirkliche Handlung hinter steckte. Das war mir einfach zu hanebüchen. Kirks Charakter war mir zudem zu flapsig gezeichnet – der passte nicht so ganz zum ursprünglichen Charakter. 
Turon47: Kirk war doch eigentlich schon immer flapsig. 
Zelda: In der deutschen Synchronisation vielleicht, aber nicht im Original.
Turon47: Die Beziehung zwischen Spock und Uhura wird im elften Star Trek-Kinofilm thematisiert. Wie stehst Du zu diesem Schritt? 
Zelda: Ich kann damit leben. Es entspricht zwar nicht der ursprünglichen Serie, aber wir befinden uns ja auch nicht mehr dort. Ich persönlich finde, das man eher etwas in Kirk und Uhura hineininterpretieren könnte. Das ist auch in Fankreisen eher verbreitet. Andererseits finde ich es auch nicht schlimm: Es ist eine neue Zeitlinie und da sollte man neue Ideen auch einbringen können. 

Turon47: Hast Du Star Trek eher auf englisch oder auf deutsch geguckt? 
Zelda: Ich habe mit sechs Jahren natürlich auf deutsch angefangen, aber inzwischen sehe ich mir die Episoden hauptsächlich im englischen Original an. Daran bin ich mittlerweile so gewöhnt, dass ich teilweise die Dialoge mitsprechen kann. 

Turon47: Was hältst Du von der deutschen Synchronisation? 
Zelda: Nach heutigen Maßstäben kann man die damalige Synchronfassung kaum beurteilen, da anders synchronisiert wurde. Alte Serien wie "Die Zwei" mit Tony Curtis und Roger Moore weisen da ähnliche Probleme auf. Man hat es durchaus häufig gemacht, dass man versuchte, sogar den Inhalt zu ändern, um es lustiger wirken zu lassen und es dem Publikum anzupassen. Gerade "Raumschiff Enterprise" hat man hier für ein jüngeres Publikum und Kinder vorgesehen und so gesehen will ich es nicht unbedingt kritisieren. Es ist aber nicht unbedingt der richtige Inhalt – insbesondere in der Folge, in der die gesamte Handlung komplett geändert wurde: "Weltraumfieber" ("Amok Time"). Das war wirklich grauenhaft.

 

Die Zwei - Der Tiefpunkt deutscher Synchronisationsgeschichte
 
Turon47: Hast Du Dir auch die jüngeren, nachsynchronisierten Versionen angesehen und was hältst Du davon? 
Zelda: Da ich die Folgen auf englisch sehe, ist das für mich nur wenig relevant. Ich finde es aber generell gut, dass man versucht, Leuten, die nicht perfekt englisch sprechen, diese Inhalte zugänglich zu machen. Dadurch entsteht natürlich ein Bruch, den man nicht anders retten kann. Man kann einfach die Zeit nicht wieder holen. 

Turon47: Wie oft siehst Du Dir die Original-Serie an? 
Zelda: Das ist unterschiedlich. Es gibt Phasen, in denen ich einige Episoden hintereinander und dann wieder monatelang gar nichts sehe.

Turon47: Würdest Du Dich als Nitpicker (Beckmesser) bezeichnen? 
Zelda: Ja, schon. Das merkt man meiner Seite ja auch an, denn man muss schon sehr detailversessen sein, wenn man sich einen Block zur Seite nimmt, wenn man eine Original-Folge sieht.

Strifes: Was findest an der Philosophie von Star Trek interessant?
Zelda: Für mich steht im Vordergrund, dass Menschen ungeachtet ihrer Herkunft zusammenarbeiten. Das finde ich einfach sehr erstrebenswert. Star Trek mag zwar eine Utopie sein, aber ich würde es sehr schön finden, wenn die Menschheit sich in diesem Punkt in der Zukunft einig werden würde.  

Turon47: Gibt es irgendeine besondere Folge, die dieses TOS-Feeling enthält, dass Dich an die Serie bindet? Also eine Folge, die Du Neulingen empfehlen würdest, um mit TOS warm zu werden? 
Zelda: Also im Prinzip müsste man schon mehrere Folgen sehen, die dieses Gefühl übertragen. Meine persönliche Lieblingsfolge ist "Reise nach Babel" ("Journey to Babel"). Sie verdeutlicht sehr viele Sachen, z.B. das Multi-Kulti-Gefühl, wobei man natürlich heute über die Aliens lachen muss. 

Turon47: Im Hinblick auf "Reise nach Babel" frage ich mich, ob Du vielleicht die ENT-Serie gesehen hast und natürlich was Du davon hältst? 
Zelda: Die Serie gerade anfing, nicht mehr so schlecht zu sein, hat man sie abgesetzt. Ein paar Sachen fand ich schon ganz witzig: Den Reed-Alarm oder andere Versuche, Bezüge zu TOS herzustellen. Ansonsten fehlte mir über lange Zeit die Seele in der Serie. Es waren mitunter belanglose Geschichten, die nicht wirklich etwas von dem aufwiesen, was Star Trek ausmacht. Darüber hinaus war sie in vielen Aspekten relativ langweilig. 

Turon47: Gibt es eine Star Trek-Folge auf die Du bequem verzichten könntest? Also eine Folge, die in Deinen Augen eher kein TOS-Feeling besitzt? 
Zelda: Ja, auf jeden Fall. Die Folge "Schablonen der Gewalt" ("Patterns of Force") finde ich unsäglich, weil sie meines Erachtens die falsche Botschaft vermittelt. Das gipfelt darin, dass Spock zu Kirk sagt: „Captain, Sie geben einen sehr überzeugenden Nazi ab.“ Das ist unmöglich, aber eine Amerikanerin, mit der ich mal mich darüber austauschte, hat gar nicht verstanden, was ich daran so schlimm fand. Ich glaube, das hängt stark mit der deutschen Perspektive unserer Geschichte zusammen. Man kann auch nicht drumherumdiskutieren, dass es mehrere Folgen gibt, die kein TOS-Gefühl vermitteln. "Spocks Gehirn" ("Spock's Brain") gehört für mich klar dazu. Die wirken zwar mitunter unfreiwillig komisch, doch versucht man, sie so ernst zu nehmen, wie sie einmal gedacht waren, so tut das einfach nur weh. 

Turon47: Wie lebst Du Dein Star Trek-Fantum aus? 
Zelda: Eigentlich sehr unauffällig, da ich mich nicht in eine Uniform werfe oder Klingonisch lerne. Es ist eher so, dass ich mir hin und wieder eine Folge ansehe, ein Star Trek-Buch oder eben ein paar Fan-Fiction-Geschichten lese. Das ist es aber auch schon.
Turon47: Abgesehen vom 3-D-Schach gibt es bei Dir zu Hause also kein Star Trek-Merchandise? 
Zelda: Doch, das eine oder andere Equipment habe ich schon. Einen Tricorder oder einen Kommunikator; solche Sachen eben. Es ist aber nicht alles damit zugepflastert. Es ist eher dezentes Fantum. 

Turon47: Besuchst Du Conventions oder Trekdinner? 
Zelda: Eigentlich nicht. Ich reise nicht extra zu den Conventions um sie zu sehen. Zum einen kann ich es mir nicht unbedingt leisten und zum anderen sind solche Events vor allem auf neuere Serien fokussiert, die mich nicht unbedingt interessieren. In den Neunzigern war ich auf der Exhibition und im letzten Jahr auf der Star Trek-Ausstellung in Potsdam-Babelsberg. Die Babelsberger Ausstellung hat mich enttäuscht. Man durfte keine Fotos machen und das Ganze war sehr stark kommerziell ausgerichtet. Zudem war sie sehr klein. Dadurch hat es mir von der Art und Weise nicht gefallen. Die Exhibition aus den Neunzigern fand ich deutlich besser.

Strifes: Siehst Du Dir auch Filme und Serien anderer Franchises an (Star Wars, Alien, Stargate, Farscape, etc.)? 
Zelda: Ja, ich sehe mir hin und wieder auch andere Science-Fiction-Serien an, auch wenn ich mich nicht direkt als Fan davon bezeichnen würde. Alle paar Jahre sehe ich mir DIE Trilogie oder andere Science-Fiction-Filme wie "Alien" an. Ich bin aber in keinem anderen Franchise involviert, auch wenn ich mir ganz gern einmal DVD-Boxen von interessanten Serien kaufe. Was ich sehr mochte, aber außer mir niemand zu kennen scheint, ist "First Wave". Das war eine Sci-Fi-Serie, die ich gelungen fand. Ich verfolge also durchaus Neuerscheinungen, aber ich seh mir auch gern Historienverfilmungen an. Mir geht es da in erster Linie um gute Geschichten. 

Strifes: Gibt es einen anderen Star Trek-Spin-Off, den Du magst? 
Zelda: Nein.
Turon 47: Nicht einmal TAS
Zelda: TAS sehe ich nicht als direkten Spin-Off, sondern eher als Erweiterung des Originals. Es ist natürlich auch schwierig, die Zeichentrickserie heute zu beurteilen, denn sie ist schon relativ statisch: Minimalste Zeichnungen, sparsame Ausführungen, die Handlung ist in Buchform erträglicher und man muss daher Serie auch nicht unbedingt gesehen haben.

Turon47: Wie würdest Du jemanden Deine Website beschreiben, der sie nicht kennt? 
Zelda: Ich will die Seite eigentlich gar nicht beschreiben. Wen es interessiert, der sollte sie sich mal ansehen oder es andererseits bleiben lassen. Jeder sollte für sich eine kleine Entdeckungsreise auf meiner Seite machen. 
Turon47: Es gibt keine Kategorien, in die man Deine Seite pressen könnte? 
Zelda: Ich mag Schubladen nicht.

Turon47: Deine Seite existiert ja mittlerweile seit 2003. Wie bist Du auf die Idee für dieses umfassende Projekt gekommen? 
Zelda: Ich wollte das schon immer machen. Mittlerweile mache ich ja recht lange Webdesign und das ist eben jene Seite, die von meinen Projekten am schlechtesten aussieht, weil sie noch das Design von 2003 hat (lacht), aber die Idee als solche war schon immer da. Irgendwann dachte ich, 'Du musst es einfach mal tun' und schließlich hab ich die Seite einfach nach und nach erweitert.

Strifes: Mit welchem Teil der Seite hast Du begonnen? 
Zelda: Gute Frage. Tatsächlich fing alles mit The Animated Series (TAS) an. Es begann mit Beiträgen für einen Fanclub namens "Recovery", für den ich damals einen Serienguide zu den TAS-Staffeln begonnen habe. Als ich ihn vervollständigt hatte, dachte ich mir, dass es schade wäre, wenn er in der Versenkung verschwunden wäre. Irgendwann kam dann der Gedanke auf, dass man daraus mehr machen könnte und ich sammelte alle Arbeiten, die ich für den Fanclub angefertigt hatte. 

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Zelda Scott (rechts im Bild)

Turon47: Was sollte denn in den Bereich "Darsteller" hinein? 
 Zelda: Ich wollte dort eigentlich schon ganz gern die Biografien haben. Aber irgendwann tauchten die ganzen Wikis auf und dort kann man diese mittlerweile problemlos nachschlagen. Meine Intention war ursprünglich, am Ende eben ein komplettes TOS-Nachschlagewerk zu haben und die Serie von möglichst vielen Seiten zu beleuchten. Deswegen fand ich, dass auch die Biografien der Darsteller dazugehörten, wobei nicht nur die Hauptcharaktere wie Nimoy und Shatner berücksichtigt werden sollten, sondern auch die von Nebendarstellern wie Grace Lee Whitney, der Darstellerin von Janice Rand

Turon47: Gerade im Hinblick auf das Angebot Deiner Seite liegt ein Vergleich mit Memory Alpha nahe. Betrachtest Du diese Seite als Konkurrenz? 
Zelda: Ich sehe Memory Alpha nicht als Konkurrenz. Als ich mit dem Projekt angefangen habe, ist mir irgendwann aufgefallen, das sie ähnliche Bereiche abdecken. Allerdings denke ich, dass es noch immer viele Nischen gibt, die ich bediene und mit denen meine Seite punkten kann. Das bezieht sich auf diverse Aussagen von Darstellern wie zum Beispiel "Er ist tot, Jim!". Statistiken über Inhalte in der Serie sind dort kaum erfasst. Ich habe mir für manche Sachen einen Block geschnappt und mir einzelne Folgen genau angesehen. Es fing mit Leuten wie Lieutenant Leslie an, die zum Teil häufiger auftreten. Leslie lief hin und wieder durchs Bild. Dann war er tot und in einer anderen Folge Mitglied des Maschinenraumteams. Solche Begebenheiten wurden auf meiner Seite in der Statistik über die Gastauftritte zusammengetragen. Zudem ist es für Fan-Fiction oder Star Trek-Bücher nicht schlecht, wenn in einer Geschichte bestimmte Figuren aus der Serie auftauchen und da hilft solches Wissen dann weiter.

Strifes: Auf Deiner Seite finden sich einige Leute, die Fan-Fiction schreiben. Hast Du intensiven Kontakt zu anderen Autoren z.B. aus Berlin und Brandenburg oder dem Ausland? 
Zelda: Nicht intensiv. Ich hatte hin und wieder mal Kontakt zu diversen Leuten, aber nicht über Jahre hinweg und nicht intensiv. Ich finde diese Menschen interessant, weil sie für mich Pioniere waren und diese Szene mit aufgebaut haben. Es sind Autoren dabei, die wirklich gute Sachen geschrieben haben und ich fand es schade, dass diese ein bisschen in Vergessenheit geraten und deswegen wollte ich diese Sachen mit der Seite auch ein wenig wiederbeleben. Ich besitze eine ziemlich umfangreiche Sammlung an Fanzines und ich würde sie gern öffentlich zugänglich machen. Das ist mein kleiner Versuch, mich gegen diese Entwicklung zu stemmen. 

Turon47: Wie siehst Du das Projekt "Phase II", dass nie zur Veröffentlichung kam? 
Zelda: Ich kenne das Projekt mit seinen Plänen und habe einige Bücher dazu gelesen. Ich finde es immer schwierig, nach so langer Zeit an etwas anderes anzuschließen. Das sieht man auch bei Star Wars ganz gut: Die neuen Filme versuchen, vor der ursprünglichen Trilogie zu spielen und das klappt meiner Meinung nach nicht so wirklich gut. EBei den Pahse-II-Folgen in TNG kann ich auch nichts mehr aus der Original-Serie erkennen, selbst dann nicht, wenn die alternden Original-Schauspieler aufgetreten sind. Ich habe sogar schon ein generelles Problem mit den Kinofilmen. Das mag ungewöhnlich klingen, doch ich finde, dass TOS einen gewissen Aufbruchsgeist vermittelt hat. Es ging darum, Neues zu erkunden und Abenteuerlust zu übertragen. Die Filme hatten aber seit „The Motion Picture“ eher einen „Jammer“-Charakter. Zugespitzt lautet der Grundtenor 'Wir sind zu alt geworden', 'Wir besaßen mal Ruhm, aber jetzt ist irgendwie alles doof' oder auch 'Wir sind zu etwas geworden, was wir gar nicht sein wollten und wollen wieder zurück'. Ich finde, bei den Filmen gab es dadurch ein ganz anderes Feeling. 
Turon47: Aber ist nicht genau das Bestandteil des Älterwerdens und menschlichen Erlebens? 
Zelda: Ja natürlich! Mir geht es aber um den Aufbruchscharakter, der die unrsprüngliche Serie ausgemacht hat und den Filmen fehlt – auch wenn es vielleicht realistisch ist. 

Strifes: Deine Texte sind sehr dialoglastig. Würdest Du gern Drehbücher schreiben? 
Zelda: Klar, auf jeden Fall. Schreiben ist für mich ein Hobby und ich habe mich schon immer für Geschichten interessiert. Ich glaube jedoch, dass es schwer ist da Fuß zu fassen, zumal ich deutsche Produktionen häufig für nicht gelungen halte. 

Strifes: Wie würde Deine eigene Star Trek-Serie aussehen? 
Zelda: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Das würde wohl etwas länger brauchen von der Entwicklung her, so dass das wirklich stimmig wird. Für mich steht da die Ursprungsserie auch zu stark im Vordergrund, weil ich sie für eine gelungene Kombination halte. 

Turon47: Steht das für Dich überhaupt zur Debatte? Mir ist aufgefallen, dass Du Dich im Besonderen darauf konzentriert hast, für die alten Charaktere glaubwürdige Geschichten zu erfinden. 
Zelda: Für mich steht schon die ursprüngliche Serie im Vordergrund, weil ich finde, das es eine gelungene Kombination ist. Ich will allerdings nicht ausschließen, dass man nochmal etwas Vergleichbares wieder schreiben könnte. Es gab ja auch in bei TOS die Idee zu einem Spin-Off im Rahmen der Folge "Ein Planet genannt Erde" ("Assignment: Earth"). So etwas könnte ich mir sicherlich vorstellen. Heutzutage ist es weitaus schwieriger, eine Serie im Zeitrahmen von TOS zu etablieren, da die technischen Möglichkeiten heute ganz andere sind. Schon für die Deep-Space Nine-Episode "Immer die Last mit den Tribbles" ("Trials and Tribble-ations“) hat man unheimlich viel Aufwand hineinstecken müssen, um das TOS-Feeling einzufangen. Meiner Meinung nach ist es in diesem Fall gut gelungen. Aber damals in den Sechziger ist man in einen Laden gegangen und hat einen Salzstreuer gekauft, den man als Requisite benutzt hat. Heute hingegen müsste man erst mal in ein Antiquariat gehen, um überhaupt einen solchen Salzstreuer wieder zu finden. Und wenn man etwas verändert, entsteht ein Bruch. Ein gutes Beispiel dafür ist Worfs Antwort auf die Frage über das Aussehen der Klingonen. Allerdings fand ich die Andeutung seitens Worfs genial, eben weil es angesprochen, aber nie erläutert wurde. Der lahme Erklärungsversuch Star-Trek: Enterprise war zum Scheitern verurteilt, weshalb der einfache Satz in der DS9-Folge „Wir reden nicht gern darüber.“ mehr als genug war. Es gibt einfach bestimmte Sachen, die man nicht befriedigend erklären kann. Es war günstiger, den Mantel des Schweigens darüber zu zu decken, weil ja jeder weiß, dass dahinter eigentlich nichts weiter als eine produktionstechnische Ursache steckte. Dieser augenzwinkernde Satz passt dadurch auch besser zum Charakter der Episode. 

Strifes: Gibt es bekannte Autoren, die Dich in Deiner Art zu schreiben beeinflusst haben? 
Zelda: Das müsste ich zwischen Star Trek und Nicht-Star-Trek unterscheiden. Einen der deutschen Autoren, die ich ob seiner Schreibkunst sehr bewundere, ist Andreas Eschbach, weil er es schafft, ein Thema aufzubauen und es dann schlussendlich genüsslich zu zerpflücken. Diese Art zu schreiben finde ich sehr interessant und spannend. Mir geht es weniger darum hohe Literatur zu schaffen, sondern einen Unterhaltungswert hinein zu bringen. Rebecca Gablé finde ich ebenfalls sehr interessant. Sie schreibt vor allem historische Romane. Ich finde jedoch nicht, dass man Autoren nachahmen sollte, sondern selbst wissen muss, was man schreiben kann und was nicht. Bei den Star Trek-Autoren finde ich einige besser als andere. Ich persönlich mag Vonda McIntyre sehr. 

Turon47: Welche Maßstäbe legst Du für die Bewertung eines Star Trek-Romans an? 
Zelda: Da gibt es natürliche mehrere Grundfragen: Ist die Handlung stimmig? Ist das Buch spannend aufgebaut? Sind die Charaktere gut getroffen? Nehme ich den Charakteren ihre Handlungsweise ab? Reagieren sie so, wie ich das aus Star Trek kenne oder bewegen sie sich davon weg? Aber gerade bei den Charakteren scheint jeder Star Trek-Fan seine eigene Sichtweise zu haben. Der eine wird behaupten, das es gut getroffen ist, während der nächste der Meinung ist, dass da gar kein Wiedererkennungswert vorhanden ist. 

Strifes: Wie gehst Du an eine Fan-Fiction-Story heran? Hast Du grundsätzlich vorher eine Idee, schreibst dann eine Rohfassung oder versuchst Du zunächst einmal drauf los zu schreiben? 
Zelda: Grundsätzlich fange ich nicht ohne eine Idee an und denke eigentlich relativ lange darüber nach, wie sich diese Geschichte entwickeln könnte. Habe ich dann auch noch eine Idee, wie sich das Ende gestaltet, fange ich an zu schreiben. Einfach drauf los zu schreiben, halte ich für schwierig, da man sich dann sehr leicht verirren kann. 

Turon47: Man findet in Deinen Werken oft Formulierungen wie "Medo-Offizier", "Diskus-Segment" oder "Starfleet". Das sind eher Begrifflichkeiten, wie sie früher zwar bei Heyne, niemals jedoch in der Synchronisation verwendet wurden. Warum sind sie bei Deinen Geschichten anzutreffen? 
Zelda: Mein Problem ist, dass ich die Serie seit fünfzehn, sechzehn Jahren ausschließlich auf englisch sehe. Da wird es spätestens dann, wenn man selbst Texte schreibt, schwierig zu überlegen, wie das jetzt auf deutsch genannt werden könnte. Da habe ich natürlich versucht, auf Bekanntes zurückzugreifen. Aber andererseits gab es ja auch innerhalb Star Treks deutliche Unterschiede in der englischsprachigen Version. Während es bei TOS noch „landing party“ hieß, wurde in TNG „away team“ daraus. Im Zweifelsfall ist mir einfach keine bessere Übersetzung eingefallen (lacht). 

Strifes: Wie lange brauchst Du durchschnittlich für eine Geschichte? 
Zelda: Das ist unterschiedlich und gar nicht genau zu benennen, da es auch abhängig ist von privaten Gegebenheiten. Oder davon, ob man unbedingt schnell fertig werden möchte. Von daher kann ich das nicht genau sagen. In den letzten drei Jahren bin ich aufgrund meiner Promotion kaum zum Schreiben gekommen. Ich habe aber schon vor, irgendwann wieder Fan-Fiction zu schreiben.
Turon47: Mit 'irgendwann' meinst Du 'in zwei, drei Jahren' oder 'noch 2013'? 
Zelda: Das hängt einfach davon ab, wie sich mein Leben entwickelt. Man muss einfach auch berücksichtigen, wieviel Zeit neben dem Beruf übrig bleibt. 

Strifes: Was rätst Du Neulingen, die gerade im Fan-Fiction-Bereich beginnen möchten? Welchen Autor würdest Du z.B. uneingeschränkt empfehlen? 
Zelda: Ich glaube, so sollte man an die Sache gar nicht erst heran gehen, da ja jeder seine eigenen Präferenzen hat. Pauschal lässt sich das schwierig an einem Autor festmachen. Es sollte jedem selbst überlassen sein. Wenn man mit Fan-Fiction anfangen möchte, sollte man vorher sehr viel gelesen haben, um sich im Klaren darüber zu werden, was einem warum zusagt. Ich glaube es war Eschbach, der meinte, “[...] etwa alle hunderttausend Worte gibt es einen Quantensprung, und man schreibt plötzlich ein merkliches Stück besser.“ Das stimmt auch. Schreiben sollte man möglichst viel, denn Übung macht den Meister. Je mehr man schreibt, desto besser wird man am Ende. 
Man muss aber auch zwischen einem guten Buch und einem guten Star-Trek-Buch unterscheiden. Bei Star Trek gibt es einen extrem starre Regelkatalog. Man darf zum Beispiel keine Hauptcharaktere sterben lassen, aber auch andere Vorgaben machen die Sache vergleichsweise starr. 
Turon47: Aber ist es nicht gerade das die Herausforderung, einen Roman zu schreiben, der innerhalb der Regeln funktioniert? 
Zelda: Klar! Das Spannende ist aber, einen Charakter weiterzuentwickeln. Wenn man aber wieder da ankommen muss, wo man begonnen hat, ist das sehr schwierig. Die früheren Classic-Romane waren diesen Regeln noch nicht unterworfen und widersprechen sich auch munter. Da hatte halt jeder eine eigene Geschichte und einige der Charaktere sind in späteren Geschichten wieder aufgetaucht. Ich glaube nicht, dass so etwas heute in der Form überhaupt noch möglich wäre, denn alles ist viel mehr festgelegt.
Turon47: Aber ist es nicht ein Widerspruch, das starre Erzählgerüst bei TOS zu schätzen und andererseits eine Charakterentwicklung zu fordern, die es dort nie gegeben hat? 
Zelda: Das würde ich so nicht sagen. Es gibt seitenweise Fanabhandlungen über die Charakterentwicklungen der Serie. 
Turon47: Nenne mir eine! 
Zelda: Beispielsweise wird in solchen Fällen in Fankreisen gern die Entwicklung der Freundschaft von Spock und Kirk herangezogen, die sich im Laufe der Zeit schon entwickelt. Sicher ist das nicht so auffällig wie in anderen Serien, aber sie ist schon zu sehen. Man sieht auch durchaus eine Entwicklung bei Christine Chapel, auch wenn diese unterhalb der Führungsebene ablief. Man sieht, warum sie ursprünglich an Bord gekommen und warum sie eigentlich geblieben ist. Es gibt also Entwicklungen, auch wenn sie nicht so offensichtlich wie in anderen Serien sind. 
Turon47: Glaubst Du, dass man solche Charakterentwicklungen in Büchern weiterführen kann? 
Zelda: Das hängt vor allem davon ab, wann das Buch spielt. Mann muss darauf achten, einigermaßen konsequent die Zeit einzuhalten. Dadurch könnte man aber Sachen erklären, bei denen man Brüche im Verhalten zwischen zwei Episoden feststellt.
Turon47: Du scheinst innerhalb Deiner Geschichten kein klar umrissenes Themenfeld zu haben und springst sehr stark in der Zeitlinie. Bist Du thematisch innerhalb der Serie etwas breiter aufgestellt? 
Zelda: Das stimmt. Ich habe eigentlich keine Zeitepoche innerhalb der Serie, die ich bevorzuge. Zeitlich bewege ich mich plus/minus zwei oder drei Jahre innerhalb der Serie; dabei bleibe ich vorwiegend bleibe. Es ist natürlich immer schön, wenn man sich auf bestimmte Folgen beziehen kann, aber prinzipiell versuche ich das Feld etwas weiter zu stecken. Natürlich ist es einfacher, wenn man Anspielungen auf bestimmte Folgen bringen möchte, wenn diese in ihrem Zeitrahmen auch schon gelaufen sind. Ansonsten gibt es da keine Beschränkungen. 

Turon47: Du hast Dr. M'Benga einen Vornamen in Deiner Fan-Fiction gegeben. 
Zelda: Den habe ich nicht gegeben, sondern von einer anderen Fan-Fiction-Autorin übernommen. Ich weiß, dass es inzwischen einen anderen Vornamen gibt, aber dieser hat mir einfach gefallen. Deshalb habe ich ihn übernommen, um Konstanz in die Geschichten auch zu anderen Autoren zu bringen.

Turon47: In der neueren Verfilmung wird Chekov als überdurchschnittlich intelligent dargestellt und auch in der TOS-Folge "Der Tempel des Apoll" ("Who Mourns for Adonais?") wird er ähnlich dargestellt. Das beißt sich ein wenig mit Deiner Chekov-Darstellung... 
Zelda: Ich finde, dass Chekov in der Serie kaum thematisiert wird. Er wirkt zumeist etwas über-enthusiastisch und Michael Mittermeier hat es in seinem ersten Programm recht gut herausgekehrt: "Ist schon recht, Chekov." Niemand hat Chekov wirklich ernst genommen und wenn er überhaupt mal etwas gesagt hat, war das schon ganz nett. Aus diesem Grund habe ich versucht, diese Schiene für mich auf diese Art weiterzuentwickeln. Wenn andere davon abweichen, habe ich kein Problem damit, aber für mich ist der Mann kein Genie – jedenfalls hat er sich in der Serie nicht so verhalten. 
Turon47: Immerhin hat er mehrere Male Spock an der Wissenschaftsstation vertreten... 
Zelda: Ja, den Praktikanten muss man ja auch mal ranlassen (lacht). Es war halt gerade kein anderer da (lacht). Nein, persönlich mag ich Chekov als Charakter, doch ich sehe ihn nicht als Wunderkind. Es kann natürlich sein, dass das in der alternativen Realität ganz anders ist, aber in meiner 'Realität' ist er Durchschnitt. 


Chekov-Bashing pur: Mittermeiers Star-Trek-Betrachtungen

Turon47: Wie gelingt es Dir, dass nicht jeder Deiner Charaktere gleich klingt? Ich finde, dass gerade dieser Punkt einer der schwierigsten Sachen überhaupt ist. 
Zelda: Ob mir das gelingt, sollte ich vielleicht andere beurteilen lassen. Ich finde es hilfreich, wenn man keine eigene Geschichte schreibt, sondern sich eines bekannten Charakters annimmt und sich überlegt, wie die Szene in diesem Fall ablaufen würde. Außerdem gibt es einfach bestimmte Sachen die McCoy sagen würde, Spock oder Scotty hingegen nicht. Man kann sich mitunter einfach ausmalen, wie der ein oder andere Schauspieler einen Dialog gestalten würde. 

Turon47: Wie stehst Du zu Slash-Fiction? 
Zelda: Es ist nicht meine Richtung. Man kommt nicht drum herum aus diesem Bereich etwas zu lesen. Manchmal fängt man an, Slash-Geschichten zu lesen und stellt erst in deren Verlauf fest, mit was man es zu tun hat. Daher denke ich, dass man Slash kennzeichnen sollte. Wer es schön findet, wird es lesen und wer es mag, kann es auch schreiben. Mir persönlich gefällt es weniger, weil es zu weit von den eigentlichen Charakteren entfernt ist. Ich finde es auch lustig, dass ein großer Teil der Leute sich so einig ist. Sie müssen also irgend etwas darin sehen, was mir verborgen bleibt. 

Turon47: Wie kam es dazu, dass Du Arbeiten von amerikanischen Autoren übersetzt hast? 
Zelda: Ich hatte irgendwann alle meine Bücher ausgelesen und mich dann nach neuem Material umgesehen und stellte fest, dass es da auch im Internet jede Menge Geschichten gab, die man lesen konnte. Ich stieß auf Autoren, die mir gefielen und fragte bei ihnen an, wie es mit Übersetzungen aussehen würde. Damals war ich Mitglied eines kleinen, deutschlandweiten Fanclub namens „Recovery“ und dachte mir, dass ich in diesem Rahmen zu den Recovery-Fanzines eine solche Übersetzung beisteuern könnte. So eine Übersetzung hängt jedoch davon ab, ob man die Erlaubnis erhält und wie die Autoren reagieren. Es gibt noch mehrere Texte, die ich gern übersetzen würde, doch nicht unbedingt jeder springt vor Freude an die Decke, wenn er erfährt, dass er auf deutsch übersetzt wird. Es ist zudem sehr schwierig, sich in eine andere Sprache übersetzen zu lassen, weil es viel mit Vertrauen zu tun hat, denn schließlich prangt der Name des Autors über einem Werk, dass er nicht kontrollieren kann. Daher habe ich nur Leute angesprochen, bei denen ich mir sicher war, dass die Chemie stimmen würde oder der Kontakt einigermaßen gut verlief. 

Turon47: Wie sieht es mit der rechtlichen Frage aus? 
Zelda: Ich frage stets vorher nach, bevor ich irgendetwas hochlade. Für alle Sachen, die man bei mir auf der Homepage finden kann, habe ich die Erlaubnis des Autors vorliegen. Aus diesem Grund kann ich natürlich auch nur eine begrenzte Auswahl von Stücken verfügbar machen. 

Turon47: Ich würde mit Dir gern nochmal auf die Star Trek-Romane zurück kommen. Der Niedergang des Heyne-Verlags ist Dir sicher nicht entgangen. Nach Heyne kam CrossCult. Was hältst Du von dieser Entwicklung? 
Zelda: Ich finde es gut, dass es überhaupt wieder neue deutsche Star Trek-Bücher gibt. Der Untergang des Heyne-Verlags hat mir unheimlich leid getan. Ich habe im Alter von dreizehn bis vierzehn mit dem Lesen von Star-Trek-Romanen angefangen und war damals praktisch jede Woche in einem Buchladen ganz in der Nähe, um den vorhandenen Stapel an Büchern durchzusehen. Es war mir damals furchtbar peinlich über die ISBN-Nummer Star Trek-Bücher zu bestellen, da die Buchhändlerin stets Probleme damit hatte, sich den Titel dieser Bücher aufzuschreiben. Ich empfand es immer wie Weihnachten, wenn der neue Heyne-Katalog erschien und man schon sah, dass es sieben neue Veröffentlichungen geben würde. In Amerika wurden weiterhin Romane veröffentlicht, also swar ich irgendwann gezwungen, auf die Originalsprache umzusteigen. Von daher bin ich nicht allzu sehr auf CrossCult angewiesen, wie ich es früher auf Heyne war. Mein Englisch hat sich im Laufe der Jahre soweit verbessert, dass ich auch das Original lesen kann, aber prinzipiell finde ich gut, dass die Bücher auch hierzulande wieder erhältlich sind.

Turon47: Hast Du Dir mal überlegt, Fan-Fiction auf englisch zu schreiben? 
Zelda: Ehrlich gesagt schon. Es ist immer schwierig, als Nichtmuttersprachler die Atmosphäre zu treffen und die Grammatik formal aufrecht zu erhalten. Das ist eine Sache, die ich aber noch ausprobieren möchte um zu sehen, ob ich dazu in der Lage bin oder nicht. Obwohl dieser Schritt noch aussteht, ist es bestimmt eines der nächsten Vorhaben, dass ich versuche werde zu verwirklichen. 

Strifes: Du hattest im Vorgespräch angedeutet, dass die Website umgebaut werden soll. Wie dürfen wir uns das vorstellen? Was genau soll sich ändern?
Zelda: Das Layout soll moderner werden, während der Inhalt davon weitestgehend verschont wird. Natürlich will ich auch Artikel überarbeiten, bei denen ich denke, dass ich es heute anders formulieren würde. Da bedarf es an einigen Stellen sprachlicher Veränderung, zumal man sich ja selbst genauso weiterentwickelt. Vor allem geht es also um den Look und darum zu sehen, was noch zeitgemäß ist und was weniger. 

Turon47: Wie man auf der Seite sehen kann, gilt Dein Interesse auch Fanzines. Wie viele besitzt Du?
Zelda: Ich habe sie noch nicht gezählt. Ich schätze, es sind ungefähr anderthalb Regalmeter voll. Mein Traum wäre es, einmal diese ganzen alten Zeitschriften zu scannen und auf meiner Seite bereitzustellen, weil dafür in Amerika bereits horrende Preise verlangt werden. Allein an den Versandkosten bin ich schon recht arm geworden. Das ist eine Sparte, die man auch auf meiner Website noch ausbauen könnte, doch das hängt natürlich davon ab, ob man die Rechte dafür erhält, beziehungsweise mit den Leuten überhaupt noch in Kontakt treten kann. Zwar sind Adressen in den Heften verzeichnet, doch die sind teilweise dreißig, vierzig Jahre alt. Meine Idee wäre dennoch, mal einfach dorthin zu schreiben und zu sehen, ob irgendetwas zurückkommt. Das ist aber eher eine Zukunftsvision. 

Turon47: Gibt es in Deiner Sammlung auch Platz für deutsche Fanzines?
Zelda: Natürlich habe ich die Ausgaben des "Recovery"-Fanclubs, in dem ich Mitglied war. Das waren kleine A5-Hefte, die wohl kaum jemand kennen dürfte. Ich besitze auch noch weitere, die ich jedoch weniger interessant fand. Mir ging es stets um die Geschichten, doch in deutschen Fanzines gibt es mehr Artikel, weswegen es für mich keinen Mehrwert dahinter gab. 

Turon47: Du hast auf Deiner Seite das Album "Has Been" von William Shatner besprochen und Dir auch jeden Titel einzeln besprochen. War das schwer für Dich? 
Zelda: Es gibt Sachen, die sehr hart an der Grenze sind (lacht). Die Rezension von "Has Been" ist nicht von mir, sondern von einer Bekannten und ist auch so gekennzeichnet. Viele Sachen in der Audio-Rubrik entstanden aber als Arbeit für den Fanclub. Damals bekam ich eine CD zugeschickt und musste die einfach hören. Ich mag Musik, aber ich bin nicht der Mensch, der dazu Rezensionen schreibt. Leonard Nimoys Ausflug ins singende Gewerbe habe ich schon wieder vergessen (lacht). Ich möchte die Star-Trek-Stars jedenfalls nicht unbedingt als Sänger in Erinnerung behalten.


 

William Shatners Titelsong des gleichnamigen Albums

Strifes und Turon47: Wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch. 
Zelda: Sehr gern.

 Wer sich für Fan-Fiction und/oder die Originalserie interessiert, sollte unbedingt einmal auf Zelda Scotts Seite vorbeischauen, ihre Geschichten lesen und bewerten, ihre Statistiken durchforsten oder ihre Fanzines-Auflistungen durchstöbern!

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Mittwoch, 20. März 2013

"Läden sind wie Dinosaurier"

Star Trek in Berlin und Brandenburg: Im Gespräch mit dem Inhaber des "Outpost" Science Fiction und Fantasy Ladens in Berlin Neukölln.

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.
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Die Tafelrundenmitglieder K‘olbasa und Turon47 trafen sich im Rahmen der Interviewreihe ‘Star Trek in Berlin und Brandenburg’ mit Oliver, dem Besitzer des Fantasy-und-Science-Fiction-Shops "Outpost".  Der 44-jährige Ladeninhaber überließ das Tagesgeschäft auf den 115m² Ladenfläche den Händen seiner Frau und nahm sich die Zeit, mit ihnen über Kitsch, Krempel und natürlich Star Trek zu plaudern:

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K'olbasa beim Betreten des 'Outpost'

Turon47: Seit wann gibt es Dein Geschäft?
Oliver: Siebzehn Jahre sind es jetzt.

Turon47: Was genau hat Dich darauf gebracht, einen solchen Laden zu eröffnen?
Oliver: Zu der Zeit habe ich bereits selbst gesammelt und irgendwann hatte ich zu Hause so viel in Kammern und überall zu stehen, dass ich gesagt habe: "Reicht, um einen eigenen Laden aufzumachen".

Turon47: Warum hast Du ihn ausgerechnet „Outpost“ genannt?
Oliver: (lacht) Im Prinzip war es einmal ein richtiger 'Außenposten'. Aus dem einfachen Grund, dass wir zuvor in der Saalestraße waren und das wirklich am - nun ja - 'A' der Welt war. Also da ist wirklich kaum einer vorbeigekommen und daher bin ich auf die Idee gekommen, ihn "Outpost" zu nennen. In der Saalestraße war ich insgesamt fünf Jahre, aber seit zwölf, dreizehn Jahren bin ich nun hier.

Turon47: Also ich als Potsdamer finde es hier auch schon recht abgelegen...
Oliver: Es ist richtig abgelegen. Doch wenn man richtig zentral liegt, frisst die Miete einen auf. Hier ist das noch erträglich und man kommt klar. Es ist natürlich auch schon ein bisschen am Rand aber es ist noch immer gut zu erreichen: Die U7 ist in der Nähe und zu Fuß ist man in einer oder anderthalb Minuten hier.

Turon47: Sammelst Du immer noch oder ist das, seitdem Du einen eigenen Laden hast, weniger reizvoll geworden?
Oliver: Nein, ich sammle auch noch. Star Trek, zum Beispiel. Nicht alles, weil man sonst irgendwann sein bester Kunde wird, aber alles was in Richtung Micro-Machines geht. Raumschiffe, die Light-and-Sound-Schiffe von Art-Asylum. Und Figuren – hauptsächlich Playmates. Dann noch so zwischendurch andere Sachen, dich ich nebenbei habe, wie Captain Future, ein paar ein-zu-sechs-Figuren von bekannten Darstellern.

Turon47: Seit wann bist Du Star-Trek-Fan?
Oliver: Uff! Wann habe ich Star Trek das erste Mal gesehen? Da muss ich etwa in der fünften Klasse gewesen sein. Sehr frühzeitig. Da hat man immer auf dem Schulhof die Folgen von "Raumschiff Enterprise" nachgespielt, die damals im ZDF liefen.

Turon47: Was hälst Du in diesem Zusammenhang vom Star-Trek-Reboot J.J. Abrams'?
Oliver: Ich weiß natürlich, dass das bei vielen auf Ablehnung stieß, aber als ‚eigenständiges Star Trek‘ finde ich es ganz interessant.  Dass man sagt, man verändert die Zeitlinie komplett, kann ich mich schwer mit anfreunden, doch im Großen und Ganzen fand ich es nicht schlecht. Sie hätten es viel, viel schlechter machen können. Es war zwar Merchandise-technisch ein großer Flop,  was wahrscheinlich auch daran lag, dass Playmates da nur Mist produziert hat, aber vom Unterhaltungswert war es mal etwas ganz Anderes. Man hätte es sogar etwas früher machen können, dass man die alle früher kennenlernt.

Turon47: Du bekommst den großen Kampf zwischen Star Wars und Star Trek sicherlich am besten mit – schließlich gibt es ihn auf der Fan-Ebene genauso wie im Merchandise-Sektor...
Oliver: Das lustige daran finde ich immer, dass Trekkies mitunter auch Star-Wars-Fans sein können. Aber Star-Wars-Fans sind niemals Trekkies. Oder sagen "Ich finde Star Trek gut". Ich weiß ja nicht – die Philosophie in Star Trek gefällt mir an und für sich besser, zum Beispiel die Akzeptanz von anderen. Bei Star Wars merke ich immer wieder, dass alles andere außerhalb von Star Wars bis auf bestimmte Randgebiete abgelehnt oder nicht gut gefunden wird. Star Trek Fans holen in der Regel auch andere Sachen – Star-Wars-Produkte, andere Serien usw. – die sind da wesentlich offener.

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K'olbasa im Inneren des 'Outpost'

Turon47: Du hast aber bereits angemerkt, dass die meisten Produkte zum letzten Star-Trek-Kinofilm von vergleichsweise niederer Qualität waren. Wenn Du die Fanartikel beider Franchises vergleichst, was hast Du dann für einen Eindruck?
Oliver: Also Star Wars ist wesentlich besser. Doch auch innerhalb von Star Trek gibt es Unterschiede. Selbst zu der Zeit, als Playmates die neueren Sachen herausgebracht hat, war ArtAsylum um Lichtjahre voraus. Wobei ich sagen muss, dass Playmates die Figuren in einem Standard herausgebracht hat, der den neunziger Jahren entspricht. Hinzu kommt, dass sie noch nicht einmal in einer passenden Größe zu anderen dazugehörigen Figuren gestaltet sind. Die Brücke ist viel zu klein und in Deutschland gab es noch nicht einmal die passenden Brücken-Acessoires dazu - die gab es nur in den USA. Das alles hat dazu geführt, dass das Merchandise abgestürzt ist.

Turon47: Nun gibt es gerade in Deiner Branche Personen, die man mit Deinem Berufsstand hierzulande verbindet, zum Beispiel Martin Netter. Wie stehst Du zu solchen Personen?
Oliver: Also Martin Netter ist sehr 'speziell' (lacht). An sich ist er ganz nett und ich habe auch nur von Kunden gehört, dass er recht merkwürdig sein soll. Er hat wohl sein Museum mit Requisiten und dort waren einige von ihnen. Dort durfte man dies und das nicht – oder nur gegen Aufpreis – das fanden sie nicht so gut. Davon abgesehen gibt es wenigstens die Möglichkeit, sich Originalsachen anzugucken und ich denke, dass es am besten ist, sich selbst ein Bild zu machen. Ich kenne ihn soweit, dass ich ab und zu Geschäfte mit ihm gemacht habe, weil er Lizenzen für Postkarten und Pins gehabt hat und wenn er einmal in Berlin auf Börsen war, habe ich auch bei ihm eingekauft.

Turon47: Stichwort Börsen. Warum sieht man Dich nicht mehr auf Conventions und Fantreffen mit einem eigenen Stand?
Oliver: Es ist einfach zu weit. Und der nächste Grund ist, dass man dort soviel amerikanische Konkurrenz hat, die spätestens – und das weiß auch jeder – am zweiten oder dritten Tag, wenn sie wieder nach Hause müssen, ihre Sachen zu Dumpingpreisen, damit sie die nicht wieder mitschleppen müssen. Da hast Du keine Chance, denn es sind teilweise so schon Preise, die Deine Einkaufspreise sind – und die Amerikaner verkaufen auch noch dafür. Daher lohnt sich das nicht. Ich habe das früher viel gemacht. Damals kannte ich auch noch Starbase 8. Auch er hat seinen Laden zugemacht und hat auch nur noch Internet und ob er noch auf Börsen unterwegs ist, weiß ich nicht. Und dann gab es auch noch ein älterer Herr mit weißem Haar und ein jüngerer Sohn. Immer zu zweit und auch immer supernett. Die sagten auch zum Schluss immer "Es lohnt sich nicht mehr". Ich glaube einer meiner Kunden, der auf jeder Convention ist,  meinte, dass er auch nicht mehr dabei wäre.

K’olbasa: Soweit ich mich erinnere, warst Du aber auf der letzten Berliner Convention...
Oliver: Das müsste die Nexus gewesen sein. Ja, da habe ich mir gesagt, Berlin ist noch in der Nähe, da ist die Anreise noch okay. Aber wenn ich jetzt wie früher nach  Hamm oder Münster  runterfahre, sind es Kosten mit Übernachtung.  Du schleppst ja auch Leute mit, zu denen Du nicht sagen kannst "Schlaf im Auto unten!". Nein, denen musst Du auch das Hotel bezahlen und da bist Du bei so einem Wochenende mit tausend Euro dabei, hinzu kommen Standgebühren und Sprit. Wenn Du da nicht mindestens fünf- oder sechstausend Euro machst, hat sich das Ganze nicht gerechnet. Das machst Du inzwischen nicht mehr. Früher hast Du so etwas noch gemacht! Da war das kein Thema! Aber mittlerweile schon nicht mehr.

K’olbasa: Das läuft dann auch auf einer rein geschäftlichen Ebene?
Oliver: Genau. Du zahlst dort Tischmieten für den laufenden Meter. Damals habe ich, ich weiß nicht mehr, ob es D-Mark oder Euro waren, ungefähr 350€ oder 400€ bezahlt. Danch teilweise bis 500€ und 600€. Wenn Du dann nur Deine Highlights verkaufst, dann hast Du zwar alles wieder drin, aber Deine Highlights sind weg, ohne dass Du großartigen Gewinn gemacht hast.

Turon47: Wie siehst Du als Betreiber eines kleineren Geschäfts die Konkurrenz von Ebay oder Amazon?
Oliver: Ich sage immer 'Läden sind wie Dinosaurier'. Die sterben aus. Das wird über kurz oder lang einfach so sein, weil die meisten mittlerweile von zu Hause aus bestellen. Auch ein Grund, warum die Cons und Börsen nicht mehr so richtig laufen, denn die Leute können es sich ja per Mausklick ins Haus schicken lassen. Sie brauchen nicht anzustehen und keinen Eintritt zu zahlen. Das war früher anders. Heute ist es nunmal so, dass wenn man nicht im Internet auf Plattformen mitmacht, dann hat man eigentlich schon verloren. Ich habe auch viele Kunden, die regelmäßig bei mir einkaufen, aber eben nur bei Ebay. Die kannst Du anschreiben wie Du willst, die kaufen einfach nichts bei mir im Store, sondern wirklich nur über Ebay.

Turon47: Würdest Du sogar soweit gehen, zu sagen dass eine Stadt wie Berlin nicht mehr soviel Potential bietet, um einen Laden wie Deinen am Leben zu halten?
Oliver: Es ist im möglichen Bereich, wird aber immer schwerer. Man muss irgendwann wirklich rechnen, ob sich Ladenmiete und Einnahmen wirklich noch lohnen. Zur Zeit tendiert es eher dahin, dass ich zwei Drittel meines Umsatzes im Internet und nur noch ein Drittel im Laden mache.

K’olbasa: Woher weißt Du überhaupt, was sich verkaufen lässt und was nicht?
Oliver: Das ist Erfahrung. Im Laufe der Jahre habe auch ich Lehrgeld gezahlt. Am Anfang kaufte ich Sachen, die wirklich keine Sau haben wollte. Gott sei Dank war es nicht viel, aber inzwischen weiß man, dass bestimmte große Figuren oder Light-and-Sound-Schiffe sich gut verkaufen lassen. Was sich dagegen schwer verkaufen lässt sind etwa Autogramme. Zum einen, weil die Leute sich fragen, ob es wirklich echt ist. Teilweise kann ich es dann belegen, weil ich zeigen kann, dass ich auf der Nexus gewesen bin. Daher hab ich größtenteils auch nur Autogramme, die mir selbst gegeben wurden. Zudem gibt es Sachen wie Stofftierchen, die sich vergleichsweise schwer verkaufen lassen. Da gab es mal einen kleinen Andorianer und andere ähnliche Plüschpuppen, ca. zwölf Zentimeter – die waren schwer zu verkaufen. Oder was auch Ewigkeiten gedauert hat und was ich nur über Ebay verkauft bekommen habe, war ein beleuchtetes DVD-Regal. Ein Riesenteil! Anderthalb Meter breit und zwei Meter vierzig hoch. Ich habe es mitgenommen, weil ein Sammler alles verkaufen wollte, doch es dauerte ewig und drei Tage, bis ich es verkaufen konnte. Wie gesagt, es sind Erfahrungswerte.

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K'olbasa im Gespräch mit dem Besitzer des 'Outpost'

K’olbasa: Was macht Deiner Meinung nach manche der Figuren teurer als andere?
Oliver: Ich weiß nicht, woran Hersteller das festmachen. Bei manchen hat man das Gefühl, dass eine Figur nur in jedem dritten Case gewesen sei, obwohl sie bei Star Trek relativ gleichmäßig verteilt waren. Dann gibt es Figuren, die extrem beliebt sind, die es kaum oder selten gibt. Dann gibt es wiederum welche, die sich schwer verkaufen lassen. Von Worf aus DS9 war zum Beispiel Massen im Umlauf. Damals kaufte ich viele Figuren aus dem sechsten Kinofilm und auch die gab es in Massen. Nur einige bestimmte Figuren, die nur in jedem dritten oder vierten Case waren, waren besonders, während Sulu oder Saavik wie Sand am Meer erhältlich waren. Hinten im Lager habe ich noch zwanzig Kartons mit den Klingonen aus dieser Reihe. Die lassen sich schwerer verkaufen und ich denke, dass so der Preis zustande kommt. 

Turon47: Und wie kannst Du solche Preise einschätzen? Ist das Instinkt? Erfahrung? Hast Du Dir das angelesen?
Oliver: Das sind Erfahrung plus Recherche. Man kann natürlich im Netz sehen, was eine bestimmte Figur für einen Wert hat, doch für Einsteiger ist das natürlich schwierig. Wenn man dagegen von Anfang an in der Materie steckt, bekommt man relativ schnell mit, was seltener und was häufiger ist. Manchmal passieren auch solche Sachen: Bei Star Wars hatte ich als einziger auf einer Börse im Ruhrgebiet die neuen Star-Wars-Figuren dabei, die Ende der Neunziger erschienen sind. Die habe ich dort verkauft – allerdings an die Händler dort, die sie sofort für das doppelte weiterverkauft haben. Das sit natürlich ein Punkt, an dem man sich eingesteht „Okay, das war jetzt vielleicht ein Fehler, die so billig anzubieten“. Ich habe zwar meinen Schnitt gemacht, aber ich hätte mehr verdienen können. Bei Star Trek war es aber anders, da ich von Anfang an dabei war und wusste, in welchem Verhältnis die einzelnen Figuren in den Kisten verteilt waren.

K’olbasa: Waren die Preise von Figuren, die noch vor zehn Jahren eine ganze Menge Geld gekostet haben und nun deutlich weniger kosten einfach zu hoch angesetzt?
Oliver: Ich denke, es liegt daran, dass die Fans weniger werden. Damit hängt auch ein kurioses Phänomen zusammen: Kommt eine Serie nicht mehr im Fernsehen, hat man auf einmal das Gefühl, dass die Fans, die eben noch behauptet haben, welche zu sein, plötzlich keine mehr sind. Das war bei Babylon 5 so. Alle Jahre hieß es „Babylon 5 ist das Tollste!“ und kaum war es abgesetzt – Schwupps! – sind sie herübergeschwenkt zu Akte X oder anderen Sachen. Ich sage, ich bin dann kein Fan, wenn ich sobald die Serie keinen Sendeplatz mehr hat, alles über Bord werfe. Ich hoffe, dass es mit dem nächsten Star-Trek-Film wieder besser wird oder eine neue Serie Besserung bringt. Star Trek: Enterprise lief ja leider nur vier Seasons. Manche sagen, sie fanden sie nicht gut; ich fand die Anfänge gut und sehe es mir im Moment gerade wieder an. 

K’olbasa: Hast Du eigentlich ein Stammpublikum, dass Du genau unterteilen kannst? Etwa: Der kommt wegen Star Trek; der wegen Star Wars...
Oliver: Ja, na klar, Du bist ja auch einer davon (lacht). Aber ich habe auch einen , der mich schon seit der Saalestraße kennt und regelmäßig vorbeikommt. Heute morgen hat sich auch wieder jemand einen Bird of Prey von Playmates geholt, der ebenfalls regelmäßig bei mir einkauft. Mal holt er Figuren, mal Schiffe – aber nur selten etwas anderes als Star Trek. Von diesem Schlag habe ich einen ganzen Teil. Es gibt andererseits aber auch nicht viel Konkurrenz. Da rufen sogar Leute an und fragen, ob ich auch Star-Trek-Merchandise verkaufe. Star Wars hat inzwischen jeder. Die gibt es sogar bei TOYS’R’US in Massen, aber um Star Trek, besonders die älteren Sachen, kümmert sich kaum noch jemand.

K’olbasa: Dir ist also bewusst, dass Du den Laden mit dem meisten Star-Trek-Merchandise besitzt?
Oliver: Genau. Ich weiß nicht genau, was Starbase 8 noch hat, aber wenn ich von seiner Webpage ausgehe, die er gerade umgestaltet, so hat er zwar im Figurensortiment stark abgebaut, doch wir beiden sind im deutschen Raum die größten, die es in puncto Star Trek noch gibt. Mir ist außer uns beiden keiner mehr bekannt er so viel auch an losen Sachen besitzt. In einigen Sachen ist er besser aufgestellt, etwa bei Bausätzen, weil bei mir da nicht so die große Nachfrage herrschte. In Berlin bin ich so ziemlich der einzige.

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K'olbasa beim Einkauf im 'Outpost'

Turon47: Kannst Du denn Deinen Kunden, sobald sie dein Geschäft betreten, an der Nasenspitze ansehen, ob sie Star Trek, Star Wars, Battlestar Galactica oder etwas anderes bevorzugen?
Oliver: Nein, direkt kann man es ihnen nicht ansehen. Wenn man sich die Leute ansieht und sie einen Pin oder einen Aufnäher tragen, weiß man schon, wohin man sie einordnen kann. Ansonsten denke ich aber, dass es den 'typischen Trekkie' nicht gibt. Das geht durch alle Bevölkerungsschichten: Männer, Frauen, Kinder. Auch ältere. Ich habe einen, der mittlerweile Ende fünfzig sein wird und Micro-Machines-Schiffe sammelt. Er bastelt sich daraus ein eigenes Spiel, spielt es mit seinem Neffen und der findet das total cool.

K’olbasa: Wieviel Prozent in Deinem Laden ist noch Star Trek?
Oliver: Ich denke noch zehn bis fünfzehn Prozent. Hört sich wenig an, aber wenn man das Gesamtbild sieht, ist das schon relativ viel. Ich habe meterweise Tabletop und andere Sachen, aber wenn ich die ganze Wand hinten und die Vitrinen hier miteinrechne, sind das mindestens sieben Meter Star Trek.

K’olbasa: Was war das bislang wertvollste Stück, dass Du verkauft oder für Dich selbst erworben hast?
Oliver: Das seltenste war Data aus "Redemption". Das ist der in rot. Den gab es irgendwie gar nicht. Ich habe ihn gerade einmal zwei mal in meinem ganzen Leben gesehen. Den hab ich selbst behalten, weil ich mir gesagt habe, dass ich zwar eine Menge habe, aber meine Sammlung natürlich auch komplett haben wollte. Die einzigen, bei denen ich mich ein wenig gescheut habe, ist die Picard-1701-Figur, Tasha Yar und Barclay. Ich glaube, die hatten lediglich eine Auflage von 5000 und Picard natürlich von 1701 und diese Figuren kosten auch heute noch ein kleines Vermögen. Ich habe auch einen neuen Kunden, der wieder Star Trek sammelt. Der hatte wieder ein paar Figuren aus Jugendtagen in die Finger bekommen und jetzt hat es ihn wieder gepackt. Auch er meinte, dass er alle vollständige kriegen möchte und ich habe ihm empfohlen "Kauf Dir die bloß nicht einzeln! Kauf Dir das 1701-Pack, da hast Du alle drin. Es sind die selben Figuren, nur nicht auf Karte, sondern im Großpack. Das reicht." Aber das wird auch schon das teuerste gewesen sein. Ich glaube, die bekam man damals zu D-Mark-Preisen für 499DM. Heute ist sie natürlich im Preis gefallen, aber sie liegt immer noch zwischen 150€ und 180€.

K’olbasa: Wenn Du einkaufst, woher erfährst Du, was neu herauskommt und woher beziehst Du das?
Oliver: In den USA hole ich meine Stücke meist von kleineren Händlern. Größere Sachen wie den Bird of Prey von Art Asylum kannst Du Dir nicht aus dem USA schicken lassen, weil Du Dich dann am Porto totzahlst. Es gibt aber auch mehrere Großhändler in Deutschland, die diese Sachen vertreiben. Die kennen ihre Abnehmer und von denen erhältst Du regelmäßig Newsletter. Dort schaust Du durch un bestellst vor, was neu herauskommt. Dann wartest Du, dass die irgendwann einmal produziert und endlich einmal ausgeliefert werden. Hier gibt es besonders viel Verzögerungen: Die neue Enterprise gibt es in den Staaten schon, bei uns soll sie eigentlich Ende März kommen. Mal abwarten, ob sie wirklich kommt oder ob es wieder einmal länger dauert.
Ältere Sachen bekommt man natürlich nicht über europäische Händler. Das muss man sich über die USA organisieren. Früher war ich auch oft auf den Börsen in den USA. Dort hast Du oft mal Glück gehabt, dass ein Händler zehn Kisten Star Trek mit 400 bis 500 Figuren hat. Einmal pickte ich mir dort die Highlights heraus und wir machten einen Deal: 400$ bis 500$ und ich konnte alle haben. Ich hab also alle mitgenommen, die schlecht erhaltenen ausgepackt und lose verkauft und den Rest so verschickt. Inzwischen sind die Börsen in den USA aber auch eingegangen und es lohnt sich nicht mehr, dafür noch nach drüben zu fliegen. Seit der Wirtschaftskrise gibt es auch dort ein großes Sterben. Einige meiner Kunden fahren noch immer regelmäßig rüber und haben berichtet, dass es von den klassischen Comic-Läden kaum noch einen gibt und auch kaum noch welche eröffnen.
Das liegt natürlich daran, dass auch bei den Amerikanern nicht so viel Geld übrig ist und auch hier das Internet Veränderungen bewirkt hat. Man muss eben nicht mehr kreuz und quer durch das Land reisen, um seltene Stücke auf einer Börse oder einem Comicladen einzukaufen.

Turon47: Wenn Du bei den Simpsons oder der Big Bang Theory Comic-Buch-Verkäufer siehst, wie sehr kannst Du darüber lachen?
Oliver: Das ist schon teilweise lustig (lacht). Bei den Simpsons gab es die eine Folge, in der sich Burns Homer als Spaß-Äffchen engagiert hat und ist zum Comic-Buch-Verkäufer gegangen und hat sich dort ein ultra-teures Comic zeigen lassen, das er nur zum Spaß vor dessen Augen zerrissen hat. Der hat einen halben Herzinfarkt bekommen. Oder das der Comic-Buch-Verkäufer dann mit dem einzig funktionierenden Phaser auf einer Convention herumrennt: Das sind Sachen, über die man dann schon lachen muss. Teilweise erkennt man sich da auch selbst wieder und ich kann schon darüber lachen. 

Turon47: Wie sieht es eigentlich mit den Tabletop-Sachen aus? Als wir das letzte Mal hier waren, saßen hier Leute ins Spiel vertieft. Versuchst Du damit, neue Kundenkreise zu erschließen oder warum gibst Du ihnen hier die Möglichkeit zu spielen?
Oliver:  Tabletop hab ich irgendwann einmal auf der Spielwarenmesse in Nürnberg kennengelernt. Ich fand die Mischung aus Modellbau und Spiel eine lustige Sache. Inzwischen hat das aber auch ein wenig nachgelassen, was wohl daran liegt, dass die einzelnen Firmen, allen voran die Hauptfirma, am Rad drehen und die Preise dermaßen angehoben haben, dass es eine Preissteigerung von streckenweise bis zu 200 Prozent gab. Das ist kaum mehr tragbar, weil damit der Einstiegspreis für ein einigermaßen brauchbares Set bei 150€ liegt. Da sagen Eltern nunmal ‚Nein‘.

Turon47: Wie lebendig sind die Runden noch?
Oliver: Im Gegensatz zu früher, als wirklich fast täglich gespielt wurde, ist es weniger geworden; vielleicht einmal pro Woche.

Turon47: Sind die Gruppen offen für Neueinsteiger?
Oliver: Daran kann jeder teilnehmen. Im Prinzip kann jeder vorbeikommen und hier spielen. Es kostet nichts und es sind auch keine Bedingungen daran geknüpft, aber als Händler freust Du Dich natürlich auch, wenn die Spieler dann bei Dir einkaufen.

K’olbasa und Turon47: Wir bedanken uns recht herzlich für das Interview!
Oliver: Nichts zu danken!

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K'olbasa beim Verlassen des 'Outpost'
Die Internetpräsenz von Outpost lässt lautet „www.outpost-berlin.de“. Wer bei Oliver über Ebay einkaufen möchte, dem empfehlen wir seinen Shop mit dem Namen „outpost-berlin“. Ansonsten empfehlen wir ortsansässigen Star-Trek-Fans einen Besuch seines Geschäfts in der Berthelsdorfer Straße 13, 12043 Berlin/ Neukölln.

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