Star Trek in Berlin und Brandenburg: Im Gespräch mit dem Inhaber des "Outpost" Science Fiction und Fantasy Ladens in Berlin Neukölln.
Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.
Die Tafelrundenmitglieder K‘olbasa und Turon47
trafen sich im Rahmen der Interviewreihe ‘Star Trek in Berlin und
Brandenburg’ mit Oliver, dem Besitzer des
Fantasy-und-Science-Fiction-Shops "Outpost". Der 44-jährige
Ladeninhaber überließ das Tagesgeschäft auf den 115m² Ladenfläche
den Händen seiner Frau und nahm sich die Zeit, mit ihnen über Kitsch,
Krempel und natürlich Star Trek zu plaudern:
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K'olbasa beim Betreten des 'Outpost' |
Turon47: Seit wann gibt es Dein Geschäft?
Oliver: Siebzehn Jahre sind es jetzt.
Turon47: Was genau hat Dich darauf gebracht, einen
solchen Laden zu eröffnen?
Oliver: Zu der Zeit habe ich bereits selbst gesammelt
und irgendwann hatte ich zu Hause so viel in Kammern und überall zu
stehen, dass ich gesagt habe: "Reicht, um einen eigenen Laden
aufzumachen".
Turon47: Warum hast Du ihn ausgerechnet „Outpost“
genannt?
Oliver: (lacht) Im Prinzip war es einmal ein
richtiger 'Außenposten'. Aus dem einfachen Grund, dass wir zuvor
in der Saalestraße waren und das wirklich am - nun ja - 'A' der
Welt war. Also da ist wirklich kaum einer vorbeigekommen und daher
bin ich auf die Idee gekommen, ihn "Outpost" zu nennen. In der
Saalestraße war ich insgesamt fünf Jahre, aber seit zwölf,
dreizehn Jahren bin ich nun hier.
Turon47: Also ich als Potsdamer finde es hier auch
schon recht abgelegen...
Oliver:
Es ist richtig abgelegen. Doch wenn man
richtig zentral liegt, frisst die Miete einen auf. Hier ist das noch
erträglich und man kommt klar. Es ist natürlich auch schon ein
bisschen am Rand aber es ist noch immer gut zu erreichen: Die U7 ist
in der Nähe und zu Fuß ist man in einer oder anderthalb Minuten
hier.
Turon47: Sammelst Du immer noch oder ist das, seitdem
Du einen eigenen Laden hast, weniger reizvoll geworden?
Turon47: Seit wann bist Du Star-Trek-Fan?
Oliver:
Uff! Wann habe ich Star Trek das erste Mal
gesehen? Da muss ich etwa in der fünften Klasse gewesen sein. Sehr
frühzeitig. Da hat man immer auf dem Schulhof die Folgen von
"Raumschiff Enterprise" nachgespielt, die damals im ZDF liefen.
Oliver:
Ich weiß natürlich, dass das bei vielen auf
Ablehnung stieß, aber als ‚eigenständiges Star Trek‘ finde ich
es ganz interessant. Dass man sagt, man verändert die
Zeitlinie komplett, kann ich mich schwer mit anfreunden, doch im
Großen und Ganzen fand ich es nicht schlecht. Sie hätten es viel,
viel schlechter machen können. Es war zwar Merchandise-technisch ein
großer Flop, was wahrscheinlich auch daran lag, dass Playmates
da nur Mist produziert hat, aber vom Unterhaltungswert war es mal
etwas ganz Anderes. Man hätte es sogar etwas früher machen können,
dass man die alle früher kennenlernt.
Turon47: Du bekommst den großen Kampf zwischen Star Wars und Star Trek sicherlich am besten mit – schließlich gibt es
ihn auf der Fan-Ebene genauso wie im Merchandise-Sektor...
Oliver:
Das lustige daran finde ich immer, dass
Trekkies mitunter auch Star-Wars-Fans sein können. Aber
Star-Wars-Fans sind niemals Trekkies. Oder sagen "Ich finde Star
Trek gut". Ich weiß ja nicht – die Philosophie in Star Trek
gefällt mir an und für sich besser, zum Beispiel die Akzeptanz von
anderen. Bei Star Wars merke ich immer wieder, dass alles andere
außerhalb von Star Wars bis auf bestimmte Randgebiete abgelehnt oder
nicht gut gefunden wird. Star Trek Fans holen in der Regel auch
andere Sachen – Star-Wars-Produkte, andere Serien usw. – die sind
da wesentlich offener.
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K'olbasa im Inneren des 'Outpost' |
Turon47: Du hast aber bereits angemerkt, dass die
meisten Produkte zum letzten Star-Trek-Kinofilm von vergleichsweise
niederer Qualität waren. Wenn Du die Fanartikel beider Franchises
vergleichst, was hast Du dann für einen Eindruck?
Oliver:
Also Star Wars ist wesentlich besser. Doch
auch innerhalb von Star Trek gibt es Unterschiede. Selbst zu der
Zeit, als Playmates die neueren Sachen herausgebracht hat, war ArtAsylum um Lichtjahre voraus. Wobei ich sagen muss, dass Playmates die
Figuren in einem Standard herausgebracht hat, der den neunziger
Jahren entspricht. Hinzu kommt, dass sie noch nicht einmal in einer
passenden Größe zu anderen dazugehörigen Figuren gestaltet sind.
Die Brücke ist viel zu klein und in Deutschland gab es noch nicht
einmal die passenden Brücken-Acessoires dazu - die gab es nur in den
USA. Das alles hat dazu geführt, dass das Merchandise abgestürzt
ist.
Turon47: Nun gibt es gerade in Deiner Branche
Personen, die man mit Deinem Berufsstand hierzulande verbindet, zum
Beispiel Martin Netter. Wie stehst Du zu solchen Personen?
Oliver: Also Martin Netter ist sehr 'speziell'
(lacht). An sich ist er ganz nett und ich habe auch nur von Kunden
gehört, dass er recht merkwürdig sein soll. Er hat wohl sein Museum
mit Requisiten und dort waren einige von ihnen. Dort durfte man dies
und das nicht – oder nur gegen Aufpreis – das fanden sie nicht so
gut. Davon abgesehen gibt es wenigstens die Möglichkeit, sich
Originalsachen anzugucken und ich denke, dass es am besten ist, sich
selbst ein Bild zu machen. Ich kenne ihn soweit, dass ich ab und zu
Geschäfte mit ihm gemacht habe, weil er Lizenzen für Postkarten und
Pins gehabt hat und wenn er einmal in Berlin auf Börsen war, habe
ich auch bei ihm eingekauft.
Turon47: Stichwort Börsen. Warum sieht man Dich
nicht mehr auf Conventions und Fantreffen mit einem eigenen Stand?
Oliver:
Es ist einfach zu weit. Und der nächste
Grund ist, dass man dort soviel amerikanische Konkurrenz hat, die
spätestens – und das weiß auch jeder – am zweiten oder dritten
Tag, wenn sie wieder nach Hause müssen, ihre Sachen zu
Dumpingpreisen, damit sie die nicht wieder mitschleppen müssen. Da
hast Du keine Chance, denn es sind teilweise so schon Preise, die
Deine Einkaufspreise sind – und die Amerikaner verkaufen auch noch
dafür. Daher lohnt sich das nicht. Ich habe das früher viel
gemacht. Damals kannte ich auch noch Starbase 8. Auch er hat seinen
Laden zugemacht und hat auch nur noch Internet und ob er noch auf
Börsen unterwegs ist, weiß ich nicht. Und dann gab es auch noch ein
älterer Herr mit weißem Haar und ein jüngerer Sohn. Immer zu zweit
und auch immer supernett. Die sagten auch zum Schluss immer "Es
lohnt sich nicht mehr". Ich glaube einer meiner Kunden, der auf
jeder Convention ist, meinte, dass er auch nicht mehr dabei
wäre.
K’olbasa: Soweit ich mich erinnere, warst Du aber
auf der letzten Berliner Convention...
Oliver:
Das müsste die Nexus gewesen sein. Ja, da
habe ich mir gesagt, Berlin ist noch in der Nähe, da ist die Anreise
noch okay. Aber wenn ich jetzt wie früher nach Hamm oder
Münster runterfahre, sind es Kosten mit Übernachtung. Du
schleppst ja auch Leute mit, zu denen Du nicht sagen kannst "Schlaf
im Auto unten!". Nein, denen musst Du auch das Hotel bezahlen und da
bist Du bei so einem Wochenende mit tausend Euro dabei, hinzu kommen
Standgebühren und Sprit. Wenn Du da nicht mindestens fünf- oder
sechstausend Euro machst, hat sich das Ganze nicht gerechnet. Das
machst Du inzwischen nicht mehr. Früher hast Du so etwas noch
gemacht! Da war das kein Thema! Aber mittlerweile schon nicht mehr.
K’olbasa: Das läuft dann auch auf einer rein
geschäftlichen Ebene?
Oliver: Genau. Du zahlst dort Tischmieten für den
laufenden Meter. Damals habe ich, ich weiß nicht mehr, ob es D-Mark
oder Euro waren, ungefähr 350€ oder 400€ bezahlt. Danch
teilweise bis 500€ und 600€. Wenn Du dann nur Deine Highlights
verkaufst, dann hast Du zwar alles wieder drin, aber Deine Highlights
sind weg, ohne dass Du großartigen Gewinn gemacht hast.
Turon47: Wie siehst Du als Betreiber eines kleineren
Geschäfts die Konkurrenz von Ebay oder Amazon?
Oliver:
Ich sage immer 'Läden sind wie
Dinosaurier'. Die sterben aus. Das wird über kurz oder lang
einfach so sein, weil die meisten mittlerweile von zu Hause aus
bestellen. Auch ein Grund, warum die Cons und Börsen nicht mehr so
richtig laufen, denn die Leute können es sich ja per Mausklick ins
Haus schicken lassen. Sie brauchen nicht anzustehen und keinen
Eintritt zu zahlen. Das war früher anders. Heute ist es nunmal so,
dass wenn man nicht im Internet auf Plattformen mitmacht, dann hat
man eigentlich schon verloren. Ich habe auch viele Kunden, die
regelmäßig bei mir einkaufen, aber eben nur bei Ebay. Die kannst Du
anschreiben wie Du willst, die kaufen einfach nichts bei mir im
Store, sondern wirklich nur über Ebay.
Turon47: Würdest Du sogar soweit gehen, zu sagen
dass eine Stadt wie Berlin nicht mehr soviel Potential bietet, um
einen Laden wie Deinen am Leben zu halten?
Oliver: Es ist im möglichen Bereich, wird aber immer
schwerer. Man muss irgendwann wirklich rechnen, ob sich Ladenmiete
und Einnahmen wirklich noch lohnen. Zur Zeit tendiert es eher dahin,
dass ich zwei Drittel meines Umsatzes im Internet und nur noch ein
Drittel im Laden mache.
K’olbasa: Woher weißt Du überhaupt, was sich
verkaufen lässt und was nicht?
Oliver:
Das ist Erfahrung. Im Laufe der
Jahre habe auch ich Lehrgeld gezahlt. Am Anfang kaufte ich Sachen,
die wirklich keine Sau haben wollte. Gott sei Dank war es nicht viel,
aber inzwischen weiß man, dass bestimmte große Figuren oder
Light-and-Sound-Schiffe sich gut verkaufen lassen. Was sich dagegen
schwer verkaufen lässt sind etwa Autogramme. Zum einen, weil die
Leute sich fragen, ob es wirklich echt ist. Teilweise kann ich es
dann belegen, weil ich zeigen kann, dass ich auf der Nexus gewesen
bin. Daher hab ich größtenteils auch nur Autogramme, die mir selbst
gegeben wurden. Zudem gibt es Sachen wie Stofftierchen, die sich
vergleichsweise schwer verkaufen lassen. Da gab es mal einen kleinen
Andorianer und andere ähnliche Plüschpuppen, ca. zwölf Zentimeter
– die waren schwer zu verkaufen. Oder was auch Ewigkeiten gedauert
hat und was ich nur über Ebay verkauft bekommen habe, war ein
beleuchtetes DVD-Regal. Ein Riesenteil! Anderthalb Meter breit und
zwei Meter vierzig hoch. Ich habe es mitgenommen, weil ein Sammler
alles verkaufen wollte, doch es dauerte ewig und drei Tage, bis ich
es verkaufen konnte. Wie gesagt, es sind Erfahrungswerte.
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K'olbasa im Gespräch mit dem Besitzer des 'Outpost' |
K’olbasa: Was macht Deiner Meinung
nach manche der Figuren teurer als andere?
Oliver: Ich weiß nicht, woran
Hersteller das festmachen. Bei manchen hat man das Gefühl, dass eine
Figur nur in jedem dritten Case gewesen sei, obwohl sie bei Star Trek
relativ gleichmäßig verteilt waren. Dann gibt es Figuren, die
extrem beliebt sind, die es kaum oder selten gibt. Dann gibt es
wiederum welche, die sich schwer verkaufen lassen. Von Worf aus DS9
war zum Beispiel Massen im Umlauf. Damals kaufte ich viele Figuren
aus dem sechsten Kinofilm und auch die gab es in Massen. Nur einige
bestimmte Figuren, die nur in jedem dritten oder vierten Case waren,
waren besonders, während Sulu oder Saavik wie Sand am Meer
erhältlich waren. Hinten im Lager habe ich noch zwanzig Kartons mit
den Klingonen aus dieser Reihe. Die lassen sich schwerer verkaufen
und ich denke, dass so der Preis zustande kommt.
Turon47: Und wie kannst Du solche
Preise einschätzen? Ist das Instinkt? Erfahrung? Hast Du Dir das
angelesen?
Oliver: Das sind Erfahrung plus
Recherche. Man kann natürlich im Netz sehen, was eine bestimmte
Figur für einen Wert hat, doch für Einsteiger ist das natürlich
schwierig. Wenn man dagegen von Anfang an in der Materie steckt,
bekommt man relativ schnell mit, was seltener und was häufiger ist.
Manchmal passieren auch solche Sachen: Bei Star Wars hatte ich als
einziger auf einer Börse im Ruhrgebiet die neuen Star-Wars-Figuren
dabei, die Ende der Neunziger erschienen sind. Die habe ich dort
verkauft – allerdings an die Händler dort, die sie sofort für das
doppelte weiterverkauft haben. Das sit natürlich ein Punkt, an dem
man sich eingesteht „Okay, das war jetzt vielleicht ein Fehler, die
so billig anzubieten“. Ich habe zwar meinen Schnitt gemacht, aber
ich hätte mehr verdienen können. Bei Star Trek war es aber anders,
da ich von Anfang an dabei war und wusste, in welchem Verhältnis die
einzelnen Figuren in den Kisten verteilt waren.
K’olbasa: Waren die Preise von
Figuren, die noch vor zehn Jahren eine ganze Menge Geld gekostet
haben und nun deutlich weniger kosten einfach zu hoch angesetzt?
Oliver:
Ich denke, es liegt daran, dass
die Fans weniger werden. Damit hängt auch ein kurioses Phänomen
zusammen: Kommt eine Serie nicht mehr im Fernsehen, hat man auf
einmal das Gefühl, dass die Fans, die eben noch behauptet haben,
welche zu sein, plötzlich keine mehr sind. Das war bei Babylon 5 so.
Alle Jahre hieß es „Babylon 5 ist das Tollste!“ und kaum war es
abgesetzt – Schwupps! – sind sie herübergeschwenkt zu Akte X
oder anderen Sachen. Ich sage, ich bin dann kein Fan, wenn ich sobald
die Serie keinen Sendeplatz mehr hat, alles über Bord werfe. Ich
hoffe, dass es mit dem nächsten Star-Trek-Film wieder besser wird
oder eine neue Serie Besserung bringt. Star Trek: Enterprise lief ja
leider nur vier Seasons. Manche sagen, sie fanden sie nicht gut; ich
fand die Anfänge gut und sehe es mir im Moment gerade wieder an.
K’olbasa: Hast Du eigentlich ein
Stammpublikum, dass Du genau unterteilen kannst? Etwa: Der kommt
wegen Star Trek; der wegen Star Wars...
Oliver:
Ja, na klar, Du bist ja auch
einer davon (lacht). Aber ich habe auch einen , der mich schon seit
der Saalestraße kennt und regelmäßig vorbeikommt. Heute morgen hat
sich auch wieder jemand einen Bird of Prey von Playmates geholt, der
ebenfalls regelmäßig bei mir einkauft. Mal holt er Figuren, mal
Schiffe – aber nur selten etwas anderes als Star Trek. Von diesem
Schlag habe ich einen ganzen Teil. Es gibt andererseits aber auch
nicht viel Konkurrenz. Da rufen sogar Leute an und fragen, ob ich
auch Star-Trek-Merchandise verkaufe. Star Wars hat inzwischen jeder.
Die gibt es sogar bei TOYS’R’US in Massen, aber um Star Trek,
besonders die älteren Sachen, kümmert sich kaum noch jemand.
K’olbasa: Dir ist also bewusst, dass
Du den Laden mit dem meisten Star-Trek-Merchandise besitzt?
Oliver:
Genau. Ich weiß nicht genau,
was Starbase 8 noch hat, aber wenn ich von seiner Webpage ausgehe,
die er gerade umgestaltet, so hat er zwar im Figurensortiment stark
abgebaut, doch wir beiden sind im deutschen Raum die größten, die
es in puncto Star Trek noch gibt. Mir ist außer uns beiden keiner
mehr bekannt er so viel auch an losen Sachen besitzt. In einigen
Sachen ist er besser aufgestellt, etwa bei Bausätzen, weil bei mir
da nicht so die große Nachfrage herrschte. In Berlin bin ich so
ziemlich der einzige.
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K'olbasa beim Einkauf im 'Outpost' |
Turon47: Kannst Du denn Deinen Kunden,
sobald sie dein Geschäft betreten, an der Nasenspitze ansehen, ob sie
Star Trek, Star Wars, Battlestar Galactica oder etwas anderes
bevorzugen?
Oliver: Nein, direkt kann man es ihnen
nicht ansehen. Wenn man sich die Leute ansieht und sie einen Pin oder
einen Aufnäher tragen, weiß man schon, wohin man sie einordnen
kann. Ansonsten denke ich aber, dass es den 'typischen Trekkie'
nicht gibt. Das geht durch alle Bevölkerungsschichten: Männer,
Frauen, Kinder. Auch ältere. Ich habe einen, der mittlerweile Ende
fünfzig sein wird und Micro-Machines-Schiffe sammelt. Er bastelt
sich daraus ein eigenes Spiel, spielt es mit seinem Neffen und der
findet das total cool.
K’olbasa: Wieviel Prozent in Deinem
Laden ist noch Star Trek?
Oliver: Ich denke noch zehn bis
fünfzehn Prozent. Hört sich wenig an, aber wenn man das Gesamtbild
sieht, ist das schon relativ viel. Ich habe meterweise Tabletop und
andere Sachen, aber wenn ich die ganze Wand hinten und die Vitrinen
hier miteinrechne, sind das mindestens sieben Meter Star Trek.
K’olbasa: Was war das bislang
wertvollste Stück, dass Du verkauft oder für Dich selbst erworben
hast?
Oliver:
Das seltenste war
Data aus "Redemption". Das ist der in rot. Den gab es irgendwie gar nicht.
Ich habe ihn gerade einmal zwei mal in meinem ganzen Leben gesehen.
Den hab ich selbst behalten, weil ich mir gesagt habe, dass ich zwar
eine Menge habe, aber meine Sammlung natürlich auch komplett haben
wollte. Die einzigen, bei denen ich mich ein wenig gescheut habe, ist
die Picard-1701-Figur, Tasha Yar und Barclay. Ich glaube, die hatten
lediglich eine Auflage von 5000 und Picard natürlich von 1701 und
diese Figuren kosten auch heute noch ein kleines Vermögen. Ich habe
auch einen neuen Kunden, der wieder Star Trek sammelt. Der hatte
wieder ein paar Figuren aus Jugendtagen in die Finger bekommen und
jetzt hat es ihn wieder gepackt. Auch er meinte, dass er alle
vollständige kriegen möchte und ich habe ihm empfohlen "Kauf Dir
die bloß nicht einzeln! Kauf Dir das 1701-Pack, da hast Du alle
drin. Es sind die selben Figuren, nur nicht auf Karte, sondern im
Großpack. Das reicht." Aber das wird auch schon das teuerste
gewesen sein. Ich glaube, die bekam man damals zu D-Mark-Preisen für
499DM. Heute ist sie natürlich im Preis gefallen, aber sie liegt
immer noch zwischen 150€ und 180€.
K’olbasa: Wenn Du einkaufst, woher
erfährst Du, was neu herauskommt und woher beziehst Du das?
Oliver:
In den USA hole ich meine
Stücke meist von kleineren Händlern. Größere Sachen wie den Bird
of Prey von Art Asylum kannst Du Dir nicht aus dem USA schicken
lassen, weil Du Dich dann am Porto totzahlst. Es gibt aber auch
mehrere Großhändler in Deutschland, die diese Sachen vertreiben.
Die kennen ihre Abnehmer und von denen erhältst Du regelmäßig
Newsletter. Dort schaust Du durch un bestellst vor, was neu
herauskommt. Dann wartest Du, dass die irgendwann einmal produziert
und endlich einmal ausgeliefert werden. Hier gibt es besonders viel
Verzögerungen: Die neue Enterprise gibt es in den Staaten schon, bei
uns soll sie eigentlich Ende März kommen. Mal abwarten, ob sie
wirklich kommt oder ob es wieder einmal länger dauert.
Ältere Sachen bekommt man natürlich
nicht über europäische Händler. Das muss man sich über die USA
organisieren. Früher war ich auch oft auf den Börsen in den USA.
Dort hast Du oft mal Glück gehabt, dass ein Händler zehn Kisten
Star Trek mit 400 bis 500 Figuren hat. Einmal pickte ich mir dort die
Highlights heraus und wir machten einen Deal: 400$ bis 500$ und ich
konnte alle haben. Ich hab also alle mitgenommen, die schlecht
erhaltenen ausgepackt und lose verkauft und den Rest so verschickt.
Inzwischen sind die Börsen in den USA aber auch eingegangen und es
lohnt sich nicht mehr, dafür noch nach drüben zu fliegen. Seit der
Wirtschaftskrise gibt es auch dort ein großes Sterben. Einige meiner
Kunden fahren noch immer regelmäßig rüber und haben berichtet,
dass es von den klassischen Comic-Läden kaum noch einen gibt und
auch kaum noch welche eröffnen.
Das liegt natürlich daran, dass auch
bei den Amerikanern nicht so viel Geld übrig ist und auch hier das
Internet Veränderungen bewirkt hat. Man muss eben nicht mehr kreuz
und quer durch das Land reisen, um seltene Stücke auf einer Börse
oder einem Comicladen einzukaufen.
Oliver:
Das ist schon teilweise lustig (lacht).
Bei den Simpsons gab es die eine Folge, in der sich Burns Homer als
Spaß-Äffchen engagiert hat und ist zum Comic-Buch-Verkäufer
gegangen und hat sich dort ein ultra-teures Comic zeigen lassen, das
er nur zum Spaß vor dessen Augen zerrissen hat. Der hat einen halben
Herzinfarkt bekommen. Oder das der Comic-Buch-Verkäufer dann mit dem
einzig funktionierenden Phaser auf einer Convention herumrennt: Das
sind Sachen, über die man dann schon lachen muss. Teilweise erkennt
man sich da auch selbst wieder und ich kann schon darüber lachen.
Turon47: Wie sieht es eigentlich mit
den Tabletop-Sachen aus? Als wir das letzte Mal hier waren, saßen
hier Leute ins Spiel vertieft. Versuchst Du damit, neue Kundenkreise
zu erschließen oder warum gibst Du ihnen hier die Möglichkeit zu
spielen?
Oliver: Tabletop hab ich
irgendwann einmal auf der Spielwarenmesse in Nürnberg kennengelernt.
Ich fand die Mischung aus Modellbau und Spiel eine lustige Sache.
Inzwischen hat das aber auch ein wenig nachgelassen, was wohl daran
liegt, dass die einzelnen Firmen, allen voran die Hauptfirma, am Rad
drehen und die Preise dermaßen angehoben haben, dass es eine
Preissteigerung von streckenweise bis zu 200 Prozent gab. Das ist
kaum mehr tragbar, weil damit der Einstiegspreis für ein
einigermaßen brauchbares Set bei 150€ liegt. Da sagen Eltern
nunmal ‚Nein‘.
Turon47: Wie lebendig sind die Runden
noch?
Oliver: Im Gegensatz zu früher, als
wirklich fast täglich gespielt wurde, ist es weniger geworden;
vielleicht einmal pro Woche.
Turon47: Sind die Gruppen offen für
Neueinsteiger?
Oliver: Daran kann jeder teilnehmen. Im
Prinzip kann jeder vorbeikommen und hier spielen. Es kostet nichts
und es sind auch keine Bedingungen daran geknüpft, aber als Händler
freust Du Dich natürlich auch, wenn die Spieler dann bei Dir
einkaufen.
K’olbasa und Turon47: Wir bedanken
uns recht herzlich für das Interview!
Oliver: Nichts zu danken!
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K'olbasa beim Verlassen des 'Outpost' |
Die Internetpräsenz von Outpost lässt
lautet „
www.outpost-berlin.de“. Wer bei Oliver über Ebay einkaufen
möchte, dem empfehlen wir seinen Shop mit dem Namen
„
outpost-berlin“.
Ansonsten empfehlen wir ortsansässigen Star-Trek-Fans einen Besuch seines Geschäfts in der Berthelsdorfer Straße 13, 12043 Berlin/ Neukölln.