Posts mit dem Label Sport werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Sport werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 4. Februar 2018

Der Tafelrunden-Check zum Super Bowl LII


A. Einleitung.

Und schon steht sie wieder vor der Tür: Die mittlerweile 52. Auflage des Super Bowls, in der die Champions der NFC und der AFC antreten, um die Krone des American Footballs zu erringen. Und selbstverständlich geben wir auch dieses Jahr unsere Analyse zum Besten, wer dieses Mega-Sport-Ereignis gewinnen wird.
Wie jedes Jahr fragen wir uns an dieser Stelle natürlich, warum wir als Star-Trek-Fan-Gemeinschaft irgendwo im deutschen Potsdam das überhaupt tun.
Aber als Nationalsport der USA kommt dem American Football natürlich eine ganz andere Bedeutung bei Star Trek zu: Viele Schauspieler sind bekennende Fans diverser Vereine (z.B. Patrick Stewart), spielten selbst in ihrer Jugend (z.B. William Shatner) oder mimten auf der Leinwand Footballspieler (Scott Bakula). Einer der ersten Super-Bowl-Teilnehmer spielte bereits in der Originalserie mit, in "Enterprise" konnte man einen Football durch die Schwerelosigkeit des Alls schweben sehen und wer könnte die wunderbare Umschreibung des Sports durch den Vulkanier Kov in der gleichen Serie vergessen, die Tucker richtigstellen musste:

"Die Jungs wollen den Quarterback doch nicht umbringen. Sie hindern ihn nur daran, den Ball zu werfen oder damit zu laufen! Es ist nur ein Spiel, kein Kampf auf Leben und Tod."


Vor allem aber finden sich in der Tafelrunde selbst Personen wieder, die den Sport betrieben haben, gern zu Spielen lokaler Teams gehen oder einfach nur Fans des Spektakels sind.
Weil wir aber wissen, dass es für Europäer ungefähr genauso schwierig ist, seine Sympathien zu verteilen wie für einen Amerikaner, der sich entscheiden muss, ob er nun die TSG Hoffenheim oder RB Leipzig bei deren Bundesligaduell unterstützen soll, wollen wir – wie jedes Jahr – eine augenzwinkernde Entscheidungshilfe geben, die beide Teams nach drei verschiedenen Aspekten untersucht, die es jedem Leser mit ein wenig Geschmack in Film, Fernsehen und Musik möglich macht, seinen Favoriten zu ermitteln.

B. Die konkurrierenden Städte.
In dieser Kategorie kümmern wir uns darum, die beiden Gegner in recht geografischen, historischen und soziologischen Aspekten näher zu betrachten, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, was für unterschiedliche oder doch eher ähnliche Teams aufeinandertreffen.

Die größere Stadt.
Zwar tragen die New England Patriots ihre Heimspiele im Vorort Foxborough aus, doch da dieser Umstand ungefähr dem Unterschied zwischen Spandau und Berlin gleichkommt, reduzieren wir das Duell einmal auf die Städte Boston (mit den New England Patriots) und Philadelphia (mit den Philadelphia Eagles).
Während Boston immerhin 687.600 Eingeborene zu bieten hat, kann Philadelphia dagegen stolze 1.568.000 Bewohner ins Rennen werfen. Weil aber Stadtgrenzen auch in den USA mitunter recht willkürlich gezogen werden lohnt es sich, das gesamte Einzugsgebiet zu betrachten. Während Boston dann sofort auf knapp 4,8 Millionen Personen anwächst, leben in Philadelphia mit circa sechs Millionen Bürgern noch immer mehr Bevölkerungsmenge vor der eigenen Haustür. Ja selbst wenn man die gesamten Bundesstaaten hinzuzählt, kommt man in Massachusetts (6,86 Millionen Einwohner) Hauptstadt Boston nicht umher zuzugestehen, dass in Pennsylvania (12, 8 Millionen Seelen) mehr Leute wohnen.
Vorteil: Eagles.


Die ältere Stadt.
Wie jedes Jahr ist es für europäische Verhältnisse immer ein wenig amüsant, auf die vermeintliche Besiedlungstradition amerikanischer Städte zu schauen, wo doch Trier (2034 Jahre), Potsdam (1025) oder Berlin (774 Jahre) dem Begriff im direkten Vergleich vielleicht doch etwas spotten. Doch für amerikanische Verhältnisse sind sowohl Boston (1630 gegründet) als auch Philadelphia (1681) vergleichsweise Urgesteine der urbanen Landschaft.
Vorteil: Patriots.


Die wichtigere Stadt.

Obwohl so etwas schwierig zu bestimmen ist bleibt festzuhalten, dass Boston zwar nicht die erste Geige spielt, aber als Beta+ Global City geführt wird, als Hauptstadt des eigenen Bundesstaates fungiert und mit den Hochschulen Harvard und MIT zwei der Vorzeige-Lehranstalten der USA vorweisen kann. Zudem wurden mit John Adams, Calvin Coolidge, John F. Kennedy und George Bush senior insgesamt vier US-Präsidenten hier geboren.
Philadelphia andererseits war einmal die Hauptstadt der gesamten USA und hier wurde die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet. In den Folgejahren durchlebte die Stadt allerdings einen rasanten Absturz. Unruhen, Korruption, Verbrechen und der Zusammenbruch traditioneller Industriezweige machten ihr zu schaffen. Zwar geht es mittlerweile längst wieder bergauf, aber die Stadt hat viel von ihrem Prestige verloren und muss sich mit dem Makel arrangieren, dass die Hauptstadt Pennsylvanias in Harriesburg liegt.
Vorteil: Patriots.




Die größere Nummer im Sport.
Dieser Punkt ist dieses Jahr ungleich ausgeglichener, denn sowohl Boston (New England Patriots, Red Sox, Celtics, Bruins, New England Revolution) als auch Philadelphia (Eagles, Phillies, Flyers, 76ers, Union) verfügen über je einen Mitglied in den fünf großen Ligaverbänden für Football, Baseball, Basketball, Eishockey und Soccer (das, was wir Europäer als 'Fußball' kennen). Es gibt jedoch einen kleinen, aber feinen Unterschied.
Während Boston zum erlauchten Kreis jener Städte gehört, die mindestens einen Titel in jeder Liga gewinnen konnten und auf insgesamt 37 Meisterschaften kommt, die der Stadt den Spitznamen "Title Town" einbrachten, scheint Philadelphia der direkte Gegenentwurf dazu zu sein.
Man schob den allgemeinen Misserfolg sogar schon auf einen Fluch ("The Curse of Billy Penn"), aber auch wenn dieser mittlerweile aufgehoben scheint, ist noch nicht allzu viel Zählbares dabei herausgesprungen.
Vorteil: Patriots.


Entfernung zum Austragungsort.
Während beide Städte für amerikanische Verhältnisse überschaubare 435 Kilometer voneinander trennen, die beinahe eine Derby-Stimmung heraufbeschwören, liegt der diesjährige Austragungsort des zweiundfünfzigsten Super Bowls tief im Mittleren Westen der USA. Der Meisterschaftskampf 2018 wird im kalten Minneapolis (Minnesota) ausgetragen, wobei man sagen kann, dass die Eagles hier im Duell mit ihren NFC-Rivalen Vikings vier Siege davontragen konnten, während es für die Patriots nur zu drei Siegen reichte. Andererseits sollte man bedenken, dass das Team aus Philadelphia hier insgesamt elf Partien austrug (also auch sieben Mal verlor), während die Pats nur fünf Versuche hatten (also nur zwei Mal verloren).
Nichtsdestotrotz haben die Eagles nicht nur mehr Erfahrung im hiesigen Rund als die Patriots, sie haben (mit 1582km) auch einen unwesentlich kürzeren Anreiseweg als ihre Rivalen (1800km).
Vorteil: Eagles.


C. Personelle Unterstützung.
In diesem Teil geht es eher um kulturelle Aspekte beider Orte, die dem hiesigen Fernsehzuschauer vielleicht besser bekannt sind als sportliche oder geografische Anhaltspunkte.

Berühmte Einwohner.
Es gibt einige großartige Persönlichkeiten, die der Stadt Philadelphia entstammen. Die monegassische Regentin Grace Kelly etwa erblickte ihrem späteren Leben im Pomp zum Trotz das Licht der Welt ausgerechnet in Philadelphia. Ihr taten es illustre Personen wie Kevin Bacon, Bradley Cooper, Jack Klugman oder David Lynch gleich.
Was sollte Boston da noch aufbieten können?
Vielleicht keine Fürstin, aber hinter Leonard Bernstein, Edgar Allan Poe, John Cena, Matt LeBlanc, Jack Lemmon oder Uma Thurman verstecken sich noch weitere namhafte Personen. Zum Beispiel Ben Affleck, Chris Evans oder Edward Norton, die Batman, Captain America und den Hulk verkörperten.
Vor so viel Superheldenkraft muss sich wohl auch ein gekröntes Staatsoberhaupt verbeugen.
Vorteil: Patriots.
Bildquelle: Pinterest

Berühmte Musiker.

Manches aus der Musikszene Philadelphias versetzt einen zurück in die Neunziger. Boys II Men, zum Beispiel. Oder in die Achtziger, wie The Hooters. Das erfolgreichste, was die Stadt heutzutage zu bieten hat, ist hingegen Taylor Swift, von der ich an dieser Stelle auch nichts vorstellen will. Dann doch lieber ein anderes Kind der Neunziger, das Erinnerungen an die guten alten Zeiten weckt.
Die Bloodhound Gang.



Boston andererseits hat mit den New Kids on the Block wohl eines der grausigsten Musikverbrechen der letzten zweitausend Jahre zu verantworten, aber man muss der Stadt zugutehalten, dass es viel bessere Acts zu bieten hat wie Aerosmith, Boston, Pixies, Dick Dale, die Dresden Dolls, Dropkick Murphys, Godsmack oder Rob Zombie.
Als Hörprobe soll diesmal ein Song der lokalen Band Staind dienen, der allerdings aufgrund der größeren Vielfalt Bostons nicht als Omen für den Super Bowl herhalten kann.
Vorteil: Patriots.



Verbindungen zu Star Trek.

Die Stadt Philadelphia ist im Star-Trek-Universum die Heimat eines großartigen Künstlers: Vic Fontaine. Im Bundesstaat Pennsylvania ereigneten sich die Streiks von O'Briens Vorfahren Aloysius, spielten die Ereignisse von "Carbon Creek"  und hier erblickte Balthazar Edison das Licht der Welt.
In Philadelphia wurden außerdem wichtige Schauspieler wie Robert Picardo, John de Lancie und Barry Jenner geboren.



Und doch bildet eher Boston einen Wallfahrtsort für Star-Trek-Anhänger.
Das liegt allerdings weniger an den dünnen Erwähnungen innerhalb Star Treks, sondern daran, dass neben Martha Hackett, Richard Herd oder John Schuck die Star-Trek-Legende Leonard Nimoy hier geboren wurde und aufgewachsen ist.
Vorteil: Patriots.



Berühmte fiktionale Fans.
Es gibt eine Menge von Filmen und Serien, die in Philadelphia spielen. Von "Twelve Monkeys", "The Sixth Sense", "Sieben", "Philadelphia", "Unbreakable" bis hin zu "It's Always Sunny in Philadelphia", "Cold Case" oder "Prince of Bel Air", das zwar in Kalifornien spielt, aber West Philadelphia immerhin musikalisch ein Denkmal setzte.
Aber eine Figur steht noch viel mehr für den Kampf der Arbeiterstadt Piladelphias gegen die Unbillen einer harten Welt:
Rocky Balboa.
Sylvester Stallone, der eigentlich in New York geboren ist, spielt gerne mit diesem Mythos und brachte bereits mehrfach seine Kunstfigur mit den Eagles in Zusammenhang.

Bildquelle: Pinterest

Auf der anderen Seite steht mit Peter Griffin Seth MacFarlanes Familienoberhaupt und "Family Guy", der in mehreren Episoden mit seinen Patriots gemeinsame Sache machte. Mal lief er für sie auf, mal versuchte er Trainer Bill Belichick zum Lachen zu bringen und mal bat er bei Gott persönlich für sein Team um Erfolg.
Doch auch wenn Peter Griffin damit offensichtlich erfolgreich gewesen sein muss, bleibt die Legende um Rocky Balboa unerreicht.
Vorteil: Eagles.



Berühmte Fans.
Die Eagles, die als eines der fänstärksten Teams im American Football überhaupt gelten, haben eine ganze Reihe von Fans. Unter ihnen sind beispielsweise Schauspieler Bradley Cooper, der ehemalige Vizepräsident Joe Biden, der Comedian Kevin Hart oder der Darsteller Danny de Vito.
Am bekanntesten – nicht zuletzt wegen seiner Rap-Einlage zu seiner Heimatstadt im Intro von "Der Prinz von Bel Air" ist aber fraglos Will Smith, den man ferner vielleicht noch aus "Independence Day", "Bright" oder "Suicide Squad" kennen könnte.

Bildquelle: Pinterest

Zu den Vorzeige-Fans der Patriots gehören hingegen die Ehefrau Tom Bradys, das Modell Gisela Bündchen, Late-Night-Host Conan O'Brien, Aerosmith-Sänger Steven Tyler oder Jon Bon Jovi.
Vorzeigefan ist sicherlich der "Marsianer" Matt Damon, der sogar einmal für eine Rolle in einem Star-Trek-Film im Gespräch war.

Bildquelle: Pinterest
Zwar gibt es kaum etwas gegen den Marsianer ins Feld zu führen, aber der Vollständigkeit halber sollte angemerkt werden, dass vor allem der Erfolg der Patriots einen ganz besonderen Fan angezogen hat, der sogar mit Quarterback Tom Brady, Trainer Bill Belichick und Club-Eigner Robert Kraft befreundet ist: Donald Trump.
Vorteil: Eagles.
Bildquelle: Pinterest

Maskottchen.
Die beiden Aushängeschilder ihrer Vereine sind die Maskottchen Pat Patriot (New England Patriots) und Swoop (Eagles). Während Pat Patriot ein wenig so aussieht, als wäre er das uneheliche Kind von Thomas der Lokomotive und Captain Hook, erfreut er sich in den USA nicht zuletzt wegen seines patriotischen Grundtones großer Beliebtheit. Doch nicht nur, dass Adler in den USA mit mindestens ebenso viel Pathos beladen werden; in diversen Internet Rankings rangiert der Adler Swoop zumeist vor seinem Kollegen aus Boston. Und er spielte immerhin in Ace Ventura mit…
Vorteil: Eagles.





D. Der sportliche Rahmen.

An dieser Stelle widmen wir uns – überblicksartig – dem sportlichen Aspekt des Spiels, vergleichen die Ausgangssituation beider Teams und widmen uns den Prognosen.

Statistik.
Die bisherige Bilanz der beiden Mannschaften spricht knapp für die Eagles, denn von den dreizehn bisherigen Begegnungen konnten sie sieben für sich entscheiden. Unter den sechs Siegen der Patriots ist aber auch der Gewinn des Super Bowls XXXIX im Jahre 2008 zu finden, in dem die Pats den Finalträumen der Eagles ein grausames Ende bereiteten. Insbesondere mit Blick auf die bisherige Titelbilanz bleibt festzustellen, dass das Team aus Philadelphia erst zum dritten Mal überhaupt das Endspiel erreicht hat, während ihrem Gegner dieses Kunststück immerhin bereits neun Mal, wobei ihnen das Kunststück gelang, seit dem Jahr 2002 insgesamt fünf Mal als Sieger vom Platz zu gehen.
Philadelphia hingegen kämpft massiv gegen den Aberglauben an.
Nachdem der "Curse of Billy Penn" überwunden zu sein scheint, geht in der NFL das Gerücht um, dass ein weiterer Fluch namens "Lombardi Curse" auf der Mannschaft lastet. So soll das Team die Trainer-Legende Vince Lombardi durch dessen einzige Play-Off-Niederlage so verärgert haben, dass die nach ihm benannte Super-Bowl-Trophäe der Mannschaft aus Philadelphia für immer verwehrt bleiben soll…
Vorteil: Patriots.


Die Quarterbackfrage.
Auf der einen Seite steht ein Fels in der Brandung. Bereits seit Jahrzehnten ist Tom Brady ein Erfolgsgarant bei den New England Patriots und seine Fähigkeiten haben bereits mehr als einmal einen Super Bowl entschieden. Mittlerweile zählt er stolze vierzig Lenzen, aber wenn uns vorangegangene Finalspiele (wie z.B. der Super Bowl 50) irgendetwas bewiesen haben, dann doch, dass gerade auf dieser Position Konstanz und Erfahrung von unschätzbarem Wert sind.
Auf der anderen Seite steht die grandiose Geschichte eines Underdogs. Als sich Carson Wentz, der etatmäßige Quarterback zu Saisonende verletzte, sprang sein neunundzwanzigjähriger Ersatz Nick Foles an und machte seine Sache in bester American-Dream-Manier so gut, dass die Eagles ihr Ligafinale gewannen und ins Endspiel einzogen. Hier kann Foles das Märchen perfekt machen, auch wenn es eher wahrscheinlicher ist, dass die Patriots diesen Personalwechsel mit ihrer Abgebrühtheit eiskalt ausnutzen werden.
Vorteil: Patriots.





Die Trainer.
Bill Belichick ist fraglos einer der erfolgreichsten und fähigsten Trainer der NFL-Geschichte, dem ohne Frage stets die Favoritenrolle zukommt. Doch Belichicks Weg ist gepflastert mit Skandalen. So ließ er Absprachen anderer Teams abfilmen, Psychospielchen mit seinen Gegnern betreibt und wurde von George R.R. Martin auf recht unschmeichelhafte Weise in einem seiner Bücher erwähnt.
Vergleichsweise unauffällig ist sein Gegenüber Doug Pederson, der über seine Tätigkeit als Assistenztrainer schließlich 2016 zum Head Coach aufstieg und seither die Eagles trainiert. Immerhin kennt er die Situation seines Schützlings Foles' bestens, denn Pederson war während seiner aktiven Laufbahn selbst zumeist als Ersatzquarterback im Einsatz. In Philadelphia bricht er jedenfalls einen Rekord nach dem anderen; ob es aber für den Gewinn des Super Bowls reichen wird, wird sich zeigen müssen…
Vorteil: Patriots.


Skandale.
Das unbeliebteste an den Eagles sind vor allem ihre Fans. Zwar zählt man sie im gleichen Moment zu den leidgeprüftesten, aber ihr schlechter Ruf manifestiert sich immer wieder an ihrem Verhalten. Sie werfen mit Schneebällen auf Weihnachtsmänner, johlen bei Schwerverletzungen anderer Spieler und tendieren zum öffentlichen Urinieren. Auch ausgestreckte Mittelfinger, Bierbecherwürfe und Spuckattacken sind keine Seltenheit.
Das alles liest sich vor allem aus europäischer Perspektive recht harmlos, stellt aber in Amerika, wo Ligasport mehr Event als Lokalkolorit ist, ein echtes Problem dar.
Die Patriots hingegen sind ein wahres Sammelbecken für Skandale und Affären wie das Deflate-Gate, Spy-Gate oder ähnliche Possen, die dem Sport vor allem Glaubwürdigkeit kosten. Da sie zudem als eines der besten NFL-Teams viele Meisterschaften für sich entscheiden konnten, haben sie es in den letzten Jahren verstärkt geschafft, den Unmut anderer Fans auf sich zu ziehen.
Ich kann an dieser Stelle den Film "Unbesiegbar" empfehlen, in dem ausgerechnet der Patriots-Fan Mark Wahlberg eine Spieler-Ikone der Philadelphia Eagles verkörpert. Der Film ist furchtbar kitschig, nach Schema F gestrickt und so sehr von der originalen Story abweichend, dass Vince Papale am Ende fast wie eine Disney-Prinzessin wirkt. Aber das Werk zeigt aus einer ungewöhnlichen Perspektive die Fans des Clubs, die der Arbeiterschaft entstammen und in einer unzertrennbaren Beziehung zu ihrem selten erfolgreichen Verein stehen. Um es zugespitzt zu sagen: Es ist ein wenig, als würde Schalke (Philadelphia) gegen Bayern München (New England Patriots) spielen.
Vorteil: Eagles.


Der Tafelrunden-Experten-Tipp.
An dieser Stelle übergebe ich das Wort an jemanden, der sich deutlich besser auskennt als ich:
Der Potsdamer Royal Dennis Rösner:

"Im diesjährigen Superbowl treffen 2 Schwergewichte aufeinander, die ein spannendes Spiel erwarten lassen. Angefangen mit dem Herausforderer aus der NFC, den Philadelphia Eagles. Vieles lässt sich über beide  Teams sagen, dennoch werde ich versuchen, die wichtigsten Fakten kurz und knapp zusammenzufassen.
Die Eagles spielen eine herausragende Saison, die beste seit Jahren (Um nicht zu sagen: Jahrzehnten!). Denn erstmals seit über fünfzig Jahren haben sie die Chance, die begehrte Lombardi-Trophäe in die Höhe zu strecken. Angeführt wird diese solide gecoachte Truppe allerdings von ihrem Backup-Quarterback Nick Foles. Der etatmäßige Quarterback, Carson Wentz,verletzte sich nämlich kurz vor Ende der regulären Saison schwer am Knie, was ein Weiterspielen unmöglich machte. Die Eagles ließen sich jedoch nicht unterkriegen und meisterten alle Herausforderungen, die die Playoffs für sie zu bieten hatte. Besonders stark spielt die Defense der Eagles auf. Die Verteidiger spielen außerordentlich physischen und knochenharten Football. Die Deckung der Gegenspieler erfolgt sehr eng, was ein Passspiel enorm erschwert und der Pass-Rush ist so enorm mächtig, sodass die Offense-Line im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun haben wird.
Eine mögliche Schwäche könnte die fehlende Spielpraxis des Backup-Quarterbacks sein sowie die fehlende Erfahrung in einem Endspiel zu stehen. Dennoch haben die Männer aus Philly keine schlechten Chancen auf den Pokal, sofern sie Ihre Stärken ausnutzen und eine gute Tagesform abrufen können.
Auf der gegenüberliegenden Seite das absolute Maß aller Dinge, wenn es um Endspiele und Erfahrung geht. Die New England Patriots stehen seit Beginn des 21. Jahrhunderts nunmehr zum 8. Mal im Endspiel. Von den sieben gespielten Superbowl-Matches konnten sie fünf für sich entscheiden. Eine Leistung, die ihresgleichen sucht. Den letzten Erfolg konnten sie im vergangenen Jahr verbuchen, als sie das größte Comeback feierten, welches es je in einem Superbowl zu sehen gab. Die Truppe um Tom Brady, den 'Greatest of all Time', wie ihn unzählige Experten und Medien nennen, ist also eine echte Macht, mit der es im Endspiel zu rechnen gilt.
Dabei sah es am Anfang des Jahres noch gar nicht so sicher nach einer Superbowl-Teilnahme aus. Auf den besten Receiver in ihrer Offense, Julien Edelman, mussten sie das ganze Jahr verzichten. Ebenso in der Defense gab es enorm viele Ausfälle, die es zu kompensieren galt. Doch die Erfahrung und, wie es scheint, der pure Wille zum Siegen machten es schließlich möglich, wieder einmal die Chance auf die Lombardi-Trophäe zu bekommen. Große Stärken der Patriots sehe ich persönlich in ihrem enorm flexiblen Passspiel. Egal ob Receiver, Tight End oder sogar Runningback, Tom Brady findet fast immer eine Anspielstation um den Ball über das Feld zu bewegen. Den Rücken freigehalten bekommt er auch hier von der außerordentlich gut zusammenspielenden Defense. Besonders die Rookies (Neulinge) und die anderen jungen Spieler konnten von den Veteranen im Team profitieren und ihre Leistung schnell steigern.
Eine Chance, die Patriots zu schlagen, gibt es eigentlich nur indem man Druck auf den Quarterback, Tom Brady, aufbaut. Ihn zu Fehlern zu zwingen, ihm wenig Zeit zu geben und stetig wissen zu lassen, dass die Defense präsent ist, das sollte das Ziel der Eagles sein.
Da ich glaube, dass Erfahrung in diesem Sport ein kaum zu ersetzendes Gut ist, und die Patriots mehr als genug davon besitzen (sowohl spielerisch, als auch was die Endspiel-Atmosphäre angeht), tippe ich auf einen (wenn auch knappen) Sieg von New England.
"
Vorteil: Patriots.


Prognosen.
Diesem Tipp schließen sich die Wettbüros in Amerika und Europa durchgehend an. Experten wie Sebastian Vollmer oder Björn Werner sehen es ähnlich und selbst Tier-Orakel wie Jimmy Fallons traditionsreiche „Puppy Predictionund andere prognostizieren größtenteils einen Sieg der Patriots.
Vorteil: Patriots.




Mein Tipp.
Obwohl ich mit Begeisterung seit den Zweitausendern jedes Jahr den Super Bowl verfolge, habe ich eine unglaublich schlechte Quote von erfolgreichen Vorhersagen. Von bislang zwölf getippten Endspielen lag ich gerade einmal drei Mal richtig.
So ist es in der Tafelrunde längst zur Tradition geworden, meinen eigenen Tipp als Argument gegen das Team zu verwerten, dem ich die Daumen drücke.
Wider besseren Wissens werde ich aber auch dieses Jahr den Underdogs meine Sympathien zukommen lassen, in der wagen Hoffnung, dass die Patriots-Dominanz vielleicht gebrochen wird.
Vorteil: Patriots.


Endergebnis.
Bei einem deutlichen Stand von zwölf zu sechs sieht wohl alles danach aus, als würden auch diesmal Tom Brady und die New England Patriots die Vince-Lombardi-Trophäe in den amerikanischen Nachthimmel recken. Unter den Zuschauern wird es wohl viele geben, die sich darüber freuen, aber auch mindestens genauso viele, denen der Sieg der Patriots Ärger bereiten wird.


E. Was es sonst noch zu wissen gibt.
Natürlich gibt es neben allem, was wir bisher erörtert haben noch ein oder zwei Sachen, die man zum Super Bowl wissen sollte.

Austragungsort und Ausstrahlung.

Als Endspielort hat man sich ausgerechnet für Minneapolis entschieden, wo die Vikings ihr Zuhause haben. Diese haben sich nicht nur von den Eagles im Liga-Endspiel herauswerfen lassen, sondern spielen auch noch in einer äußerst kalten Gegend. Wie beide Teams mit den sibirischen Temperaturen klarkommen, dürfte wohl auch von maßgeblicher Bedeutung für diesen Abend werden.
In unseren (wärmeren) Breiten kann man die Übertragung ab 22.50Uhr auf Pro Sieben miterleben, wobei der Kick-Off erst um 0.30Uhr beginnen wird. Es empfiehlt sich wohl, den nächsten Tag ausschlafen zu können.

Nationalhymne.
Die singt niemand geringeres als der Eagles-Fan Pink. So laufen bereits erste Wetten, die sich statt eines Spielergebnisses mit der Haarfarbe der Sängerin beschäftigen.

Halbzeitshow.
Die wird zum bereits dritten Mal von Justin Timberlake bestritten, wobei er zu seinem ersten Auftritt noch Mitglied der Gruppe NSYNC war. Denkwürdiger war hingegen sein zweiter Auftritt mit Janet Jackson, der als "Nipplegate" in die Annalen der Übertragungsgeschichte einging und dafür sorgte, dass bis heute die Übertragungen zeitlich verzögert werden (um notfalls eingreifen zu können).
Ob es dieses Jahr zu einem ähnlichen Moment kommen wird, darf ernsthaft bezweifelt werden.

Werbung.
Einer der Höhepunkte des Super Bowls ist stets die Werbemaschinerie, die sich jedes Jahr auf's Neue Mühe gibt, rechtzeitig zum Sportereignis neue Spots ins Rennen zu werfen, die für unglaubliche Summen während des Spiels ausgestrahlt werden. Glücklicherweise bekommt man hierzulande deutlich weniger davon mit, so dass wir hier immerhin den sehenswertesten Spot unter Mitwirkung von Peter Dinklage und Morgan Freeman zeigen.



F. Schluss
So viel von uns an dieser Stelle. Vielleicht schlägt sich ja auch der ein oder andere von Euch die Nacht für dieses Ereignis um die Ohren, möchte nach diesen Beschreibungen selbst einmal auf den Sieger tippen oder seine Abscheu gegenüber dem Sport Audruck verleihen.
So oder so – Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Wer übrigens für keine der beiden Mannschaften die Daumen drücken möchte, hat übrigens noch eine dritte Option. Der Asteroid 2000 AJ129 passiert die Erde just zum Super Bowl und glaubt man der Yellow Press in Großbritannien, könnten weder Patriots noch Eagles gewinnen. Und auch wenn es längst Entwarnung von glaubwürdigerer Seite gegeben hat, haben sich längst genug Sportmuffel entschieden, das "Team Asteroid" zu unterstützen...

Sonntag, 5. Februar 2017

Der große Tafelrunden-Check zum Super Bowl LI


Einleitung
.
Auch in diesem Jahr pflegen wir natürlich die wunderschöne Tafelrunden-Tradition, der mittlerweile einundfünfzigsten Auflage der US-amerikanischen American Football Meisterschaft – dem sogenannten 'Super Bowl' mit einer augenzwinkernden Analyse zu bedenken.
Doch warum eigentlich?
Nun, Football ist genauso wie Star Trek ein wesentlicher Bestandteil der US-amerikanischen Kultur. Daher kann man innerhalb der verschiedenen Serien unterschiedliche Referenzen auf diesen Sport ausmachen, Schauspieler wie William Shatner, Connor Trinneer oder J.G. Hertzler übten in ihren jungen Jahren diese Sportart aus und sogar sprachlich fanden Begriffe wie "End Run" Eingang in Folgen wie "Best of Both Worlds" (leider ist dieser Begriff in der deutschen Übersetzung von "In den Händen der Borg" der deutschen Synchronisation zum Opfer gefallen).
Doch damit nicht genug der Querverbindungen!
Bereits beim ersten Super Bowl im Jahre 1967 war mit Fred "the Hammer" Williamson ein späterer Star-Trek-Darsteller mit von der Partie, die Halbzeitpause ist ein beliebter Austragungsort für Trailer anlaufender Star-Trek-Filme und im 1991 veröffentlichten Football-Film "Necessary Roughness" (auf Deutsch lautete der Filmtitel "Armadillo Bears – ein total chaotischer Haufen") spielte mit Scott Bakula sogar der erste Captain einer Enterprise die Hauptrolle.



Genau wegen dieser Überschneidungen, den Traditionen unseres Blogs und unserer Sympathie für die in Europa noch immer recht unterrepräsentierte Sportart versuchen wir in der Folge anhand von zwanzig geografischen, kulturellen und sportlichen Fakten zu klären, ob dieses Jahr die Atlanta Falcons oder eher die New England Patriots aus Boston die Vince-Lombardi-Trophy erringen können. So wollen wir den hiesigen Lesern ermöglichen, seine Sympathien dadurch auf eine Mannschaft zu verteilen, dass man beim Lesen Informationen erhält, die zwar einem Großteil der Amerikaner, nicht aber dem durchschnittlichen Mitteleuropäer vertraut sind.
Wenn Ihr wollt, könnt Ihr uns gern in den Kommentaren auf unserem Blog, auf Facebook oder über Twitter wissen lassen, wo ihr uns widersprechen würdet, wen ihr für den aussichtsreichsten Sieges-Kandidaten haltet oder für wie doof ihr Leute haltet, die in einer Sonntagsnacht zugunsten einer Übersee-Sportart auf Schlaf verzichten…


Teilgebiet A

In diesem Teil werden vor allem die Herkunftsorte der Falcons (Atlanta) und der Patriots (Boston, auch wenn die Mannschaft im Vorort Foxborough spielt) miteinander verglichen.

Die größere Stadt.
Gleich der erste Punkt stellt uns vor ein kleines Problem. Zwar ist das verwaltungstechnische Stadtgebiet von Atlanta mit 420.000 Einwohnern deutlich kleiner als das Bostons mit 617.000 Einwohnern, doch da dies vor allem einer recht willkürlichen Grenzziehung geschuldet ist, die nur wenig über die Stadt verrät, lohnt es sich an dieser Stelle einmal die Metropolregion (also das eigentliche Siedlungsareal inklusive Speckgürtel) in die Betrachtungen miteinzubeziehen: Diesen Vergleich kann die Gegend um Atlanta mit etwa 5,7 Millionen Einwohnern deutlich vor Boston mit ca. 4,5 Millionen für sich entscheiden. Für ein endgültiges Ergebnis bietet sich schließlich an die Einwohnerzahlen jener US-Bundesstaaten heranzuziehen, denen beide Städte als Hauptstädte dienen. Während Massachusetts (Boston) auf 6,7 Millionen Bürger kommt, gibt es in Georgia mit 9,7 Millionen Steuerzahlern deutlich mehr Fanpotential.
Vorteil: Falcons.



Die ältere Stadt.
Wie jedes Jahr lässt uns Europäer diese Kategorie immer ein wenig schmunzeln, denn mit Städten wie Trier (2033 Jahre), Potsdam (1024 Jahre) oder Berlin (773 Jahre) haben deutsche Städte im Regelfall ein deutliche höheres und geschichtsträchtigeres Alter inne als die recht jungen Metropolen der USA. Doch bei Lichte betrachtet ist das 1630 gegründete Boston älter als Karlsruhe, Neustrelitz oder Bremerhaven und selbst das zweihundert Jahre 'jüngere' Atlanta (1847 gegründet) ist betagter als beispielsweise Leverkusen, Eisenhüttenstadt oder Wolfsburg.
Vorteil: Patriots.


Die größere Nummer im Sport.
Die sportliche Bedeutung einer Stadt wird in der ergebnisorientierten Gesellschaft der USA darin gemessen, wer die meisten Mitglieder in den 'Big Four', also den vier großen Sportligen des Landes innehat (und nicht etwa daran, dass Atlanta 1996 die olympischen Sommerspiele ausrichtete). Mitunter wird dieser Kreis aus Football, Basketball, Baseball oder Hockey noch um das aufstrebenden Fußball (bzw. "Soccer" wie die Amerikaner zur Unterscheidung vom "Football" sagen) ergänzt.
Diese Aufstellung wird von Boston mit fünf Teams in allen fünf Sportarten deutlich angeführt (Neben den Patriots sind das die Red Sox, Celtics, die Bruins und New England Revolution).
Atlanta hat hingegen neben seinem Footballteam mit den Braves (Baseball) und den Hawks (Basketball) nur noch zwei weitere Spitzenteams im Angebot, auch wenn ab 2017 mit dem Atlanta United FC ein erstklassiger Fußballverein aus dem Boden gestampft werden soll.
Vorteil: Patriots.


Entfernung zum Austragungsort.
Nicht unerheblich für einen Sieg kann auch die Umgebung sein. Während Boston mit 2584km etwa dreieinhalb Flugstunden vom Austragungsort im texanischen Houston entfernt liegt, sind es für die Spieler aus Atlanta lediglich 1130km und ein knapp zweistündiger Flug.
Dennoch haben die Patriots einen entscheidenden Vorteil: Im NRG-Stadium konnten sie im Jahr 2004 den Super Bowl XXXVIII für sich entscheiden. Zudem spielen die hier ansässigen Houston Texans in ihrer Liga, der AFC. In diesem Zusammenhang gelang es den 'Pats', drei der vier Spiele in diesem Stadion für sich zu entscheiden. Besser stehen allerdings die AtlantaFalcons da, denn sie konnten ohne Niederlage beide Spiele gegen die Texans für sich entscheiden.
Vorteil: Falcons.


Größere Trump-Wählerschaft.
Weil man im 'alten Europa' Sympathien für US-amerikanische Angelegenheiten nicht wegen, sondern eher trotz des seit kurzem amtierenden Präsidenten Donald Trump verteilt, lohnt es sich an dieser Stelle ob der Punktgleichheit einmal zu schauen, wie das Abstimmungsverhalten in beiden Städte bei der US-Präsidentenwahl aussah.
Dabei ist überraschend, dass die Stadt Atlanta so etwas wie eine liberale Insel in dem Republikaner-treuen Südstaat Georgia (51,3% für Trump) ist und lediglich 27,35% der Einwohner für den polternden Mauerverfechter stimmten.
Aber in den USA ist kaum eine Stadt in seiner Liberalität mit Boston zu vergleichen, denn hier waren es mit 16,49% noch einmal deutlich weniger Protestwähler (im gesamten Bundesstaat Massachusetts waren es übrigens 33,5%).
Vorteil: Patriots.




Teilgebiet B

In diesem Teil der Betrachtungen geht es eher um die kulturelle Bedeutung beider Heimstätten, vor allem für Personen, die mit amerikanischer Musik, amerikanischen Fernsehen und amerikanischen Kinofilmen groß geworden sind.

Berühmte Einwohner.
Der fraglos bedeutendste Sohn der Stadt Atlanta ist der Prediger Martin Luther King Jr., dessen Kampf gegen die Rassendiskriminierung in den USA die gesamte Gesellschaft des Landes veränderte und der laut Nichelle Nichols dafür sorgte, dass sie nicht aus der Serie ausstieg. Darüber hinaus hat die Stadt mit der Schauspielerin Julia Roberts, dem Community-Star Donald Glover (den sich LeVar Burton laut eigener Aussage als möglichen Geordi La Forge bei einem möglichen TNG-Reboot wünscht) oder dem letztjährigen Super-Bowl-Finalisten Cam Newton eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten hervorgebracht. Schließlich gelang der Stadt mit Jimmy Carter sogar die Platzierung eines demokratischen (!) Präsidenten (1977-1981).


Was kann Boston dem schon entgegenhalten?
Nun, bedeutend mehr natürlich!
Aus Boston entstammten nicht einer, sondern gleich vier US-Präsidenten (John Adams, John Quincy Adams, John F. Kennedy und George Bush Senior) und mit Benjamin Franklin auch einer der bekanntesten Persönlichkeiten der frühen Unabhängigkeitsjahre. Darüber hinaus wurden in der Hauptstadt Massachusetts und ihren Vororten auch Persönlichkeiten wie Leonard Bernstein, Matt Damon, Edgar Allan Poe oder Jack Lemmon geboren. Mit Schauspielern wie Chris Evans, Ben Affleck oder Edward Norton kamen darüber hinaus auch drei zentrale Superheldendarsteller aus der Stadt – und wer kann es schon mit Captain America, Batman und dem Hulk aufnehmen?
Vorteil: Patriots.

 

Berühmte Musiker.
Immerhin kann Atlanta mit einigen Megastars der Musikszene aufwarten, denn Stars wie die Orhwurmfabrikantin Whitney Houston, der R'n'B-Künstler Usher oder der extrovertierte Kanye West sind eng mit der Stadt verbunden und prägen deren künstlerische Wahrnehmung. Weil es sportlich an dieser Stelle passt, soll einmal Whitney-Houstons Hymne für die olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul an dieser Stelle die Stadt Atlanta repräsentieren.



Doch die Hauptstadt Georgias kann es beim besten Willen nicht mit der großen Bandbreite unterschiedlichster Musikstile in Boston aufnehmen, denn der Hauptstadt Massachusetts entstammen Acts wie Aerosmith, Boston, Dick Dale, die Dresden Dolls, Dropkick Murphys, Godsmack, die Pixies, die New Kids on the Block, die Mighty Mighty Bosstones, Staind, Donna Summer oder Rob Zombie. Stellvertretend für diese Musik-Szene und weil es inhaltlich zum Siegeswillen der Patriots passt, soll an hier Aerosmiths erster großer Superhit stehen.



Eine Erwähnung ehrenhalber sollte auch die Bostoner Metall-Band Deathamphetamine erhalten, die Songs auf Grundlage von TOS-Episoden wie "Bele jagt Lokai" oder "Seit es Menschen gibt"
Vorteil: Patriots.

Verbindungen zu Star Trek.
Und wo wir gerade bei Star Trek gelandet sind: Boston ist auch ein Wallfahrtsort für Trekkies, denn der Stadt entstammen nicht nur berühmte Nebendarsteller wie Martha Hackett, Richard Herd oder John Schuck, sondern auch der legendäre Spock-Darsteller Leonard Nimoy.


Was könnte Atlanta diesem Autoritätsargument entgegensetzen?
Ganz einfach, seinen eigenen berühmten Star-Trek-Darsteller: DeForest Kelley!


Der nicht minder legendäre Darsteller Leonard 'Pille' McCoys ist nicht nur in Atlanta geboren, sondern gab durch diesen Umstand auch Grund zur Annahme (in vielen Sekundärwerken), dass auch sein Charakter hier das Licht der Welt erblickte.
Während sich beide Städte also im Hinblick auf Star Trek die Waage zu halten scheinen und auch die Erwähnungen beider Orte innerhalb der verschiedenen Serien mit dem Prädikat 'vernachlässigungswürdig' noch sehr wohlwollend umschrieben sind, bleibt nur noch, sich beide Teams innerhalb der Star-Trek-Historie anzusehen. Denn tatsächlich hat es nur ein Football-Team in der mehr als fünfzig Jahre zählenden Geschichte der Franchise jemals in Bild geschafft:
Unter den Besuchern des Meeresmuseums im vierten Kinofilm "Zurück in die Gegenwart" trägt ein Mitglied der Gruppe um Spock und Kirk nämlich ein Base-Cap des Teams. So unbedeutend es auch erscheinen mag – dieser Moment markierte tatsächlich den nennenswertesten Auftritt eines namentlich bekannten Erstliga-Teams.
Vorteil: Falcons.

Der Falcons-Basecap-Träger (3.v.r.)

Berühmte fiktive Einwohner.
Während Atlanta in mehreren Serien wie "Futurama", "The Walking Dead" oder "Profiler" entweder in Atlanta spielen oder zumindest denkwürdige Exkursionen dorthin unternehmen, wird die Stadt zusätzlich in Filmen wie "Miss Daisy und ihr Chaffeur", "Outbreak" oder "Vom Winde verweht" prominent platziert.
Besondere Bedeutung aber hat die Stadt durch einen älteren Anwalt erhalten, der mit seinem Südstaatenflair vor allem das Zuschauersegment im Rentenalter in seinen Bann zog:
Ben Matlock.


Aus gänzlich anderem Holz ist hingegen Boston geschnitzt. Während die Stadt als Handlungsort für eine ungleich größere Zahl an Serien wie "Spenser" (mit einem jungen Avery Brooks), "Cheers" (mit einer jungen Kirstey Alley), "Fringe" (mit einem älteren Leonard Nimoy), "Crossing Jordan" (mit Miguel Ferrer) oder "Leverage" oder Filmen wie "Good Will Hunting", "Shutter Island" oder "X-Men" (mit Patrick Stewart) aufwarten kann, ist sie darüber hinaus auch der Lieblingshandlungsort der Serien von David E. Kelley, der in seiner Heimatstadt nicht nur Serien wie "The Practice", "Ally McBeal" oder "Boston Public", sondern auch die Kult-Serie "Boston Legal" ansetzte.
Neben dem gebürtigen Bostoner James Spader brilliert die Serie vor allem durch William Shatner und die vielen Star-Trek-Darsteller, die in den fünf Staffeln Auftritte absolvieren.
Vorteil: Denny. Crane.



Fiktive Fans.
Der berühmteste fiktionale Fan der Atlanta Falcons offenbart sich eher beiläufig in einem Dialog der Simpsons: Ausgerechnet Homers Stammbarkeeper Moe Szyslak gibt in "Nur für Spieler und Prominente" zu Protokoll, dass er das Team aus Georgia seit Kindestagen lieben würde.
Allerdings halten sich während des Gespräches alle Teilnehmer ein Bierglas vor den Mund, um im Bedarfsfall noch einmal nachsynchronisiert werden zu können.



Deutlicher fällt der Liebesbeweis pro Patriots hingegen beim Simpsons-Konkurrenten "Family Guy" aus. Hier bekennt sich nicht nur Hauptcharakter Peter Griffin mehrfach als absoluter Fan, sondern besucht häufiger das Stadion, spielt für das Team und sucht sogar Gott auf, um eine Pechsträhne des Teams zu beenden. Der Patriots-Quarterback Tom Brady nahm sich für diesen ganz besonderen Edelfan sogar die Zeit, sich selbst für eine Episode einzusprechen.
Vorteil: Patriots.



Berühmte Fans.
Atlanta hat den ein oder anderen bekannten Anhänger. Neben Söhnen der Stadt wie Usher oder Jimmy Carter oder zählen auch andernorts geborene Personen wie Evander Holyfield, Ludacris oder gar Justin Bieber zum erweiterten Sympathisanten-Kreis. Vorzeige-Anhänger ist jedoch Samuel L. Jackson, den der ein oder andere Science-Fiction-Fan noch als Mace Windu in den Star-Wars-Prequel-Filmen oder Nick Fury aus den Marvel-Comicverfilmungen kennen könnte.


Auf der anderen Seite hingegen wären neben Jon Bon Jovi, Mark Wahlberg oder Conan O’Brien vor allem der Marsianer Matt Damon und der Captain America Chris Evans als treue Anhänger der Patriots zu nennen. Besonders Evans tat sich in der Vergangenheit als öffentlichkeitswirksamer Fan heraus, der schon beim Super Bowl XLIX im Jahr 2015 sein Team erfolgreich gegen die Schmähungen des Star-Lords und Seahawks-Fan Chris Pratt verteidigte.
Vorteil: Patriots.




Maskottchen.
Als Teil der amerikanischen Fan-Kultur der in unseren Breiten nicht selten müde belächelt wird sind Maskottchen dennoch ein Aushängeschild eines jeden Football-Teams. Dabei bleibt festzuhalten, dass im Angesicht des Umstandes, dass Pat Patriot irgendwie aussieht wie Gaston aus "Die Schöne und das Biest" nachdem er Uncle Sam die Klamotten von der Wäscheleine geklaut hat, scheint der Hornbrille tragende Freddie Falcon aus Atlanta das eindeutig kleinere Übel zu sein.
Vorteil: Falcons.


Teilgebiet C
In diesem Teil geht es vor allem um die sportliche Seite, die Wahrscheinlichkeiten eines Sieges und natürlich um blanke Mathematik.

Statistik.
Auf den ersten Blick scheint die Statistik durchaus für die Falcons zu sprechen, denn in der Super-Bowl-Historie konnten sich bislang sechsundzwanzig Mal Teams durchsetzen, die wie die Mannschaft aus Atlanta der NFC angehören. Für AFC-Mitglieder wie die Patriots reichte es hingegen lediglich vierundzwanzig Mal für einen Titelgewinn.
Auf den zweiten Blick hingegen muss man den Falcons allerdings ankreiden, bislang erst einmal überhaupt den Weg ins Finale geschafft zu haben: 1999 unterlag das Team aus Atlanta dabei den Denver Broncos.
Die Patriots hingegen haben es bereits acht Mal in die Endrunde geschafft, wobei es ihnen vier Mal gelang, ihren Weg mit einem Titelgewinn zu krönen.
Darüber hinaus spricht auch die direkte Bilanz beider Teams leicht für die Pats: Zwar konnten die Falcons z.B. 1998 ihr Spiel gegen New England deutllich mit 41:10 für sich entscheiden, doch mit insgesamt sechs Siegen für Atlanta und sieben für die Patriots fällt auch diese Bilanz für die Südstaatler negativ aus.
Vorteil: Patriots.


Die Trainer.
Die Bilanz könnte für den langjährigen Patriots-Trainer Bill Belichick nicht besser lauten: Seit seinem Amtsantritt gelang es ihm, sein Team stolze sieben Mal zum Finalspiel zu schleifen, wobei ihm vier Titelgewinne gelangen. Er gilt als gewiefter Taktikfuchs und einer der besten Trainer überhaupt.
Sein Problem ist allerdings sein Image.
Sein Weg ist mit Skandalen gepflastert, die in typischer amerikanischer Manier dem Begriff 'Watergate' nachempfunden sind: Im "Spygate" wurde er dabei erwischt, wie er Videoaufnahmen der Defense-Abteilung seiner Gegner anfertigen ließ. Im "Deflate-Gate" waren die Bälle während eines Spieles plötzlich mit weniger Luftdruck versehen, was dem Star-Quarterback Tom Brady besser lag. Kurz zuvor legte Belichick bei einem Spiel die Regeln so strikt aus, dass es dem gegnerischen Trainer unmöglich war, auf seine taktischen Veränderungen zu reagieren – ein Manöver, das kurze Zeit später im offiziellen Regelwerk als illegal eingestuft wurde.
Seither hat Belichick seinen Ruf weg:
Star-Wars-Author Drew Karpyshyn verglich ihn mit einem Sith, George R.R. Martin bestätigte Ähnlichkeiten zu den Lannisters seiner "Game of Thrones"-Reihe und das Verhalten des Trainers verleitete Eric Cartman in "South Park" zu folgender Erkenntnis:

"Das ist Bill Belichick, Trainer der New England Patriots. Er hat schon drei Superbowls gewonnen. Wie? Er hat betrogen! Der Mann wurde sogar dabei erwischt, aber keinen hat es interessiert. Bill Belichick hat bewiesen, dass es in Amerika in Ordnung ist zu betrügen, solange Du mit dem Betrügen erfolgreich bist."


Sein Gegenüber Dan Quinn ist im Vergleich dazu ein ruhiger Zeitgenosse, der sich seinen Weg an die Spitze mühsam erarbeitet hat. Die Falcons sind seine erste Station als Chefcoach, wobei er jedoch bereits einige Super-Bowl-Erfahrungen als Assistenz-Trainer sammeln konnte. Ähnlich wie Belichicks Einfluss bei den Patriots wird auch ihm der Verdienst zugeschrieben, aus den Falcons ein Top-Team geformt zu haben – nur das Quinn Skandalen bislang aus dem Weg ging.
Vorteil: Falcons.


Die Quarterbacks.
Beim Football neigt man gelegentlich dazu, ganze Spiele auf die sich gegenüber stehenden Quarterbacks zu reduzieren. Das wird zwar dem Spiel nicht unbedingt gerecht, doch trotzdem bleibt festzuhalten, dass dieser Position eine zentrale Rolle zukommt.
Mit dem 31jährigen Matt Ryan verfügen die Falcons über einen Spieler, der die bislang beste Saison seiner bisherigen Karriere nun mit einem Super-Bowl-Sieg krönen könnte. Er hat nicht nur in den letzten Jahren an Flexibilität gewonnen, sondern auch ein schlagkräftiges Team zur Verfügung.
Für Tom Brady (der auf der NFL-Seite übrigens mit dem Reboot-Kirk gleichgesetzt wird) spricht hingegen seine immense Erfahrung und der damit verbundene Umstand, dass er seine Karriere um den fünften Super-Bowl-Sieg bereichern könnte. Er dirigiert sein Team und versteht es, die taktischen Vorgaben seines Coaches umzusetzen. Darüber hinaus verpasste er die ersten vier Spiele wegen einer Sperre für das Deflate-Gate und steht nun in der Beweispflicht.
Dabei ist der 39jährige Spieler längst eine Legende – ein Status, den sich Ryan erst noch verdienen muss.
Vorteil: Patriots.


Die Offense.
Zugegeben, eigentlich spielen beide Mannschaften so ziemlich auf Augenhöhe. Während die Patriots im Angriff aber vor allem durch ihre Durchschlagskraft und ihrer körperbetonten Spielweise ihre Stärken haben, verfügt Atlanta über große Flexibilität und individuell herausragende Spieler wie Julio Jones, die die Falcons zum Top Scoring Team der zurückliegenden Saison gemacht haben.
Vorteil: Falcons.


Defense.
Der Vorteil der Patriots liegt in ihrer taktischen Disziplin. Sie sind darüber hinaus genau das, was Sportreporter gern als Kollektiv bezeichnen.
Die Falcons hingegen haben auch hier ihre Stärken eher im individuellen Bereich und auch wenn die Defense das Spezialgebiet des Trainers Dan Quinn ist, liegen dessen Stärken scheinbar eher in der Offensive.
Vorteil: Patriots.


Das meinen die Experten.
Der allgemeine Tenor lautet, dass es zwischen beiden Teams ziemlich eng zugehen könnte, wobei (besonders in den US-amerikanischen Medien) ein leichtes (beinahe hauchdünnes) Übergewicht für die Patriots zu verbuchen ist. Diesem Trend kann sich auch Dennis Rösner, der Defense-Captain der Potsdam Royals in unserem Experten-Kommentar nicht verschließen:

Dennis Rösner fängt eine Interception gegen Bonn. Quelle: @potsdam_royals auf Instagram

Wie auch die Jahre zuvor wurde ich gebeten hier meine Meinung über das anstehende Finale am Sonntag abzugeben.
Bevor ich damit beginne muss ich zugeben, dass ich dieses Jahr nicht ganz objektiv sein kann, da "meine" Patriots einer der Finalisten sind und damit natürlich meine Prognose feststeht.
Dennoch möchte ich beide Teams wie jedes Jahr beurteilen und deren Stärken sowie Schwächen kurz zusammenfassen.
Die Atlanta Falcons haben in den letzten Jahren ein erstaunlich schlagkräftiges und vor allem ein sehr solide spielendes Team auf die Beine gestellt. Die richtige Mischung aus jungen, hungrigen Rookies und Second-Year-Spielern sowie den sogenannten "Veteran-Players" hat sie dorthin gebracht wo sie heute stehen. Vor allem die Defense besteht zu einem großen Teil aus den eben angesprochenen jungen Spielern, die den Superbowl das erste Mal erleben und natürlich besonders motiviert sind, die Trophäe nach vier gespielten Vierteln auch in die Höhe zu recken.
Anders sieht es auf der Seite der Offense aus. Dort bestimmt der Quarterback mit der Nummer 2 die Geschicke. Matt Ryan spielt wie ich finde eine seiner besten (wenn nicht sogar die beste) Saison die ich von ihm bisher gesehen habe. Mit präzisen Pässen, einem guten Auge für die gegnerische Defense sowie enormer Unterstützung von seinen Mitspielern WR Julio Jones und den beiden RBs Coleman und Freeman wurde der Weg zum Superbowl geebnet. Diese sogenannte "High-Scoring Offense" rollte quasi im Halbfinale über die Greenbay Packers hinweg (Zur Halbzeit gab es bereits eine Führung von 31:0 (!)).
Ich denke, dass wir aus diesem Grund auch im Superbowl einige Touchdowns auf Seiten der Falcons sehen werden. Den einzigen Schwachpunkt, wenn man ihn so nennen möchte, sehe ich in der noch unerfahrenen Defense in Bezug auf wirklich große und wichtige Spiele. Oft gab es schon Spieler, die aufgrund fehlender Erfahrung oder auch Nervosität nicht ihr ganzes Potenzial abrufen konnten. Hier gilt es also für die Patriots möglichst schnell und viel Druck aufzubauen, um vielleicht die sonst sehr solide spielende Defense wackeln zu lassen.
Auch die Patriots sind einmal mehr im Superbowl vertreten. Angeführt vom hoch gehandelten GOAT (Greatest Of All Time) spielen sie ein weiteres Mal um die begehrte Lombardi-Trophäe. Die Rede ist natürlich von der Nummer 12 QB Tom Brady, der dieses Jahr um seinen fünften Ring spielt und damit - sollte er tatsächlich gewinnen - einer der wenigen Spieler wäre, denen dies in der Geschichte der NFL gelungen ist. Dass die Patriots überhaupt im Superbowl stehen war am Anfang der Saison noch alles andere als in Stein gemeißelt. Brady musste nämlich eine, (aus meiner Sicht) lächerliche Sperre von vier Spielen absitzen. Von diesen vier Spielen konnten die Patriots jedoch drei gewinnen; nicht zuletzt durch eine stark aufspielende Defense, die den Gegnern oft schon früh im Spiel zeigte, dass gegen sie nicht viel zu holen ist.
Auch in den Playoffs selbst behielten die Patriots aus New England ihre weiße Weste und kamen mehr oder weniger ungefährdet abermals ins Finale. Besonders stark ist der Passangriff der "Pats", in dem ein bis vor kurzem noch unbekannter Spieler seine Qualitäten unter Beweis stellen konnte: WR Chris Hogan, der neben seinem Partner Julian Edelman die Lieblingsanspielstation von Brady ist. Beide werden auch wieder im Superbowl für große Raumgewinne sorgen. Die Verletzung vom besten Passempfänger Bradys (Rob Gronkowski fehlt aufgrund eines Bandscheibenvorfalls nahezu die ganze Saison) ließ die Offense bisher nicht wirklich straucheln. Ersatzmann Bennett zeigt ebenso seine Qualitäten und wird ebenfalls gern von Brady angeworfen.
Doch der Hauptgrund, weshalb es dieses Jahr den fünften Ring für Brady und die Patriots geben wird, ist die Patriots Defense.
So konstant, so aggressiv und effizient wie sie diese Saison spielen, haben sie bewiesen, dass sie sich nach dem letzten Titelgewinn gegen die Seahawks noch einmal steigern konnten. Vor allem das Defensive Backfield ist fehlerfrei aufeinander abgestimmt und die Spieler haben die Möglichkeit, sich blind aufeinander verlassen zu können. Hier wird der sonst starke Passangriff der Falcons einiges zu tun bekommen. Noch dazu können die "Schweren Jungs" in der Defensive Line enormen Druck auf den gegnerischen Quarterback ausüben, weshalb ich glaube, dass Matt Ryan einige Fehlentscheidungen oder riskante Bälle werfen wird. Diese Bälle gilt es abzufangen und dadurch die  eigenen Offense wieder aufs Feld zu holen. Sollte ihnen das gelingen, steht einem Sieg im Finale nichts mehr im Wege.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich hier zwei Mannschaften auf Augenhöhe begegnen. Wir können uns auf einen Schlagabtausch mit vielen Punkten einstellen, mit dem (hoffentlich) besseren Ende für die New England Patriots.
Mein Tipp: Atlanta Falcons 24- 31 New England Patriots.

Vorteil: Patriots.


Mein Tipp.
Nach einer Vorhersagehistorie, die in die Mitte der Nuller-Jahre zurückreicht ist dem Autor das Kunststück gelungen, bei elf Super Bowls ganze neun Mal daneben zu liegen, wenn es darum ging, den späteren Sieger vorherzusagen.
So ist es auf dieser Seite und innerhalb der Tafelrunde längst zur Tradition geworden, meinen eigenen Tipp pauschal gegen jene Mannschaft auszulegen, der er gilt.
Mein Vorhersage lautet übrigens – nachdem ich mit eigenen Augen miterleben musste, wie Matt Ryan 'meine' Packers auseinandergenommen hat - dass diese verdammt gut aufgelegten Falcons auch vor New England nicht haltmachen werden.
Vorteil: Patriots.


Tierorakel.
Großer Beliebtheit erfreuen sich bei größeren Sportereignissen heutzutage vor allem jene Vorhersagen, die durch unbescholtene Tiere getroffen werden. Und das scheinbar nicht zu Unrecht, denn viele dieser Wesen haben eine bessere Quote vorzuweisen als der Autor dieser Zeilen. So ist Teddy das Stachelschwein genauso wie Wilson der Goldfisch der Überzeugung, dass die Patriots gewinnen. Jim Fallons Vorhersage, bei der Hundewelpen als Entscheidungshilfe genutzt werden, sieht hingegen die Falcons vorn. Dieser Ansicht schließt sich auch Fred der hellsehende Hase an. So muss – aufgrund der Gesetzmäßigkeiten des Internets – eine Katze das Zünglein an der Waage spielen:
In einem dramatischen Endspurt entscheidet auch der tiefsinnige Tiger Tibet diese letzte Kategorie pro Falcons.
Vorteil: Falcons.




Endergebnis.
Nach dieser detaillierten Analyse bleibt als Endergebnis festzuhalten, dass auch bei uns das Pendel in Richtung Patriots ausschlägt. Natürlich hoffen wir dabei, dass unser finales Resultat von 7:13 nicht der Endspielstand sein wird und vor allem drücken wir die Daumen, dass es kein so langweiliger Super Bowl wie im letzten Jahr wird.

Nachspielzeit.
Natürlich ist der Super Bowl viel mehr als bloß ein Sportereignis. Es geht auch um die Halbzeitshow, deren künstlerische Ausgestaltung dieses Mal Lady Gaga überlassen wurde. Doof nur, dass die bekennende Clinton-Unterstützerin auf Druck der NFL auf politische Statements verzichten soll. Ob die provozierfreudige Sängerin dieser Forderung nachkommen wird, ist wohl ähnlich spannend wie der Ausgang des Spieles.
Schließlich sind auch die Werbeeinspieler, die während dieses Spieles für bis zu fünf Millionen Dollar verhökert werden, in den USA so bedeutsam, dass knapp ein Viertel der Zuschauer in einer Umfrage angab, der Übertragung vor allem deswegen zu folgen.
Für besonders viel Gesprächsstoff sorgt dabei der Clip von Anheuser-Busch, deren Werbung den Tenor einer Flüchtlingssituation heraufbeschwört und damit dieser Tage ein deutliches Ausrufezeichen gegen die Politik Donald Trumps aussendet. Direkt schade, dass ausgerechnet ein 'Getränk' wie (das amerikanische) Budweiser zum Gegenstand dieses Filmchens gerät, denn das eine rigide Einwanderungspolitik eine Flüssigkeit wie Bud Light verhindert hätte, ist zumindest Bier auf die Mühlen alteuropäischer Genusstrinker.
Mir bleibt an dieser Stelle nur noch Dank an jene auszusprechen, die sich das hier bis zum Ende durchgelesen haben und nochmals alle zu ermutigen, mir meinen Falcons-Tipp in den Kommentaren unter die Nase zu reiben. So wünsche ich allen eine spannende Super-Bowl-Nacht und wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja in irgendeiner Berliner Kneipe auf ein (hoffentlich tschechisches) Budweiser, um auf dieses Spiel anzustoßen…