Im Sommer 2011, als ich in Elternzeit war und meine Tochter mit knapp einem halben Jahr noch nicht so anspruchsvoll wie heute, kam ich auf die Idee, einen klingonischen Kreuzer zu falten. Dabei verließ ich mich ausschließlich auf mein Gedächtnis. Um den Namen "D7" bzw. "K't'inga" bzw. irgendwelche Bildvorlagen machte ich mir keine Gedanken. Und das war auch gut so.
Erste Version
Meiner Erinnerung nach sollte der Kreuzer einen breiten Kopf, einen langen Hals, einen wie auch immer gearteten Rumpf sowie Warpgondeln haben. "So schwer wird das Modell schon nicht sein", dachte ich mir und benutzte das Modell eines Bird Of Preys als grobe Richtungsvorgabe. Ich wollte durch geringe Modifikationen aus diesem Vorbild den Kreuzer hinkriegen. Der breite Kopf war kein Problem, ebensowenig die lange Verbindunf zum Rumpf. Beim Ausgestalten der Warpgondeln wurden allerdings die Flügel komplett verbraucht. Aber Alles in Allem enstand ein schönnes Schiff, mit dem ich auch ungefähr ein Jahr lang zufrieden war.
Obwohl dieses Modell schnell seine Fans gefunden hat, war ich nach und nach stutzig geworden, wieso ich ständig gefragt werde, was das sein soll. Ist denn das Modell trotz der für mich eindeutigen Merkmale nicht als klingonischer Schlachtkreuzer erkennbar? Erst in diesem Moment schaute ich mir Bilder von D7 bzw. K't'inga Battlecruiser einmal genaur an.
Mein anfänglicher Stolz schlug blitzschnell in Enttäuschung um und ich setzte mir zum Ziel, den Schlachtreuzer besser hinzukriegen.
Zweiter Versuch
Schnell war mir klar, was dem Modell eindeutig fehlte: In erster Linie die Tragflächen. Aber egal was ich versuchte, der Kreuzer gelang mir nicht, sie treffend zu falten. Etweder hatten die Tragflächen falsche Neigung (z.B. nach vorn wie beim Bird Of Prey), oder sie waren viel zu klein. In anderen Fällen hatte ich nicht einmal mehr Material für die Warpgondeln übrig. Manchmal gelang mir auch ein Mix aus allen Mängeln: Die Tragflächen waren sowohl zu klein als auch falsch geneigt und kleine Stümpel blieben alles, was an Warpgondeln denken ließ. In meiner Verzweiflung wandte ich mich an das Internet. Da fand ich zwei Versionen: eine von Andrew Pong auf Glad's Origami Page und die andere vonShu Sugamata auf Flickr.
Designed by Andrew Pong
Designed by Shu Sugamata
Wie man sehen kann, ist eine besser als die andere. Immerhin wurde mir bewusst, dass ich auf dem richtigen Weg war - zumindest was den Anfang des Faltprozesses betrifft. Weniger klar war mir, wo ich vom Weg abgekommen war.
Doch plötzlich wurde mur schlagartig bewusst, wo das Problem lag. Mein allererstes Modell, jener Bird Of Prey hatte mich zu fest in der Hand. Eigentlich wollte ich einen Kreuzer und war doch zu sehr in der Form des Bird of Preys gefangen. Erst als ich es schaffte, mich von diesem Vorbild zu lösen, gelang mir nach und nach auch endlich die Form eines D7 nachzuempfinden.
Anleitung
Die Anleitung ist leider noch nicht ganz fertig, da ich mir bei dieser etwas besonderes vorgenommen habe. Zum Einen versuche ich, halbtrasparent unter die Faltschritte einen schematischen Blueprint des D7-ner zu legen und zum Anderen möchte ich noch das Drumherum im LCARS-Design gestalten. Doch die ersten Entwürfe sehen recht vielversprechend aus, weswegen ich an dieser Stelle den Vorhang mal ein wenig lüpfen möchte:
Nach langem
Überlegen und einigen Nachfragen habe ich mich mal am heutigen
Wahl-Sonntag daran gemacht Star Trek ein wenig musikalisch unter die
Okularimplantate zu nehmen.
Es folgt also eine
kleine Analyse der Einleitung des Original-Movie-Soundtracks, am
Beispiel ST 8, sowie eine Analyse des Hauptmotivs vom 2009er Film,
welches ja bekannterweise bei STID erneut aufgegriffen wurde.
Da Musik allgemein
recht subjektive Eindrücke erzeugen kann, möchte ich darauf
hinweisen, dass die Ausführungen keine Allgemeingültigkeit
besitzen und sowohl Analyse also auch Meinungen meinem wilden Inneren entspringen.
Viel Vergnügen
=/\=
Zu Beginn hören
wir erst einmal rein, wobei der Teil der Analyse etwa bei Zeitindex
0:30 endet:
Schauen wir uns nun
einmal den ersten Abschnitt der Melodie an (bis Zeitindex 0:15):
Betrachtet man die
ersten 3 Töne (a, d, g) fällt auf, dass der Abstand zwischen
den einzelnen Tönen jeweils eine Quarte, also 3 Ganztonschritten (A-h-c-D, sowie D-e-f-G),
beträgt. Schichtet man die
Töne a, d und g übereinander bzw. spielt sie
zusammen, erhält man einen Quarten-Akkord.
So weit - so
unspektakulär. Ach wirklich? Die westliche Musik - sowohl die
Klassik als auch ein Großteil der Pop-Musik - basiert auf
Dreiklängen. Ein Dreiklang ist ebenfalls eine Übereinanderschichtung
von Tönen, allerdings in einem Abstand von Terzen. Durch die großen
und kleinen Terzen ergeben sich Dur- und Moll-Akkorde. Der eine oder
andere mag sich vielleicht noch aus Schulzeiten daran erinnern: Der
Dur-Akkord besteht von unten nach oben betrachtet aus einer großen
und einer kleinen Terz und klingt heiter, kraftvoll, fröhlich. Der
Moll-Akkord hingegen ist genau umgekehrt aufgebaut, nämlich zuerst
mit einer kleinen Terz und dann mit einer großen. Ihm werden eher
Attribute wie Trauer, Nachdenklichkeit und Schwere zugesprochen.
Doch wie eingangs
erwähnt haben wir im gegeben Musikbeispiel nun weder einen Dur- noch
einen Moll-Akkord, sondern eben einen solch sonderbaren
Quarten-Akkord. Dieser ist - die J'naii wird es freuen -
geschlechtslos, weder Dur noch Moll. Bezogen auf unsere
traditionellen westeuropäischen Klangvorstellungen also eher
ungewöhnlich. Nicht richtig greifbar, fern und offen.
Schauen wir uns mit
den gewonnen Erkenntnissen nun noch einmal das Motiv an: Wir stellen
fest, dass solch ein Quarten-Akkord nicht nur einmal, sondern sogar
zweimal vorkommt, wobei beim zweiten Auftreten sich dieser um eine
Tonstufe nach oben verschoben hat:
Also noch mehr
Unbekanntes. Wenn man sich den Verlauf der Melodie rein optisch zu
Gemüte führt, fällt auf, dass diese insgesamt nach oben strebt,
fast so wie der DAX in rosigen Zeiten. Dies gilt auch für die
Grundtöne der beiden Quarten-Akkorde (a, h), also die
in den Markierungen am weitesten links zu findenden Töne. Nimmt man
zu diesen beiden Grundtönen nun noch den Zielton (cis) hinzu - also
den letzten Ton der Melodie in den Takten 3 und 4 - und verlagert ihn
eine Etage nach unten, erhält man eine aufsteigende Linie von 3
Ganztönen:
Aha! Erwischt! a,
h, cis...der Beginn einer Dur-Tonleiter! Etwas Gutes, Positives,
Fröhliches! Also doch nicht ganz so verloren und geschlechtslos. Die
Melodie verspricht zwar etwas Unbekanntes, wirkt aber insgesamt
eingebettet in ein positives Gesamtkonstrukt. Und dann auch noch nach
oben strebend, ganz so wie eine gewisse Rakete an einem 5. April...to
boldly go eben...
Diese Idee wird
nun in Takt 5 fortgesetzt und von dem Ton cis aus begonnen,
der als letztes erreicht wurde (allerdings eine Etage weiter unten):
Dieses Spiel könnte
man nun prinzipiell beliebig weiter führen, aber um nicht langweilig zu
werden, beginnen die Kollegen dann doch lieber mit der Verarbeitung
des generierten Materials (ab Zeitindex 0.30)
Aber auch hier ist
auffällig, dass die beiden Start-Töne in Takt 1 und 5 zueinander
den Abstand einer großen Terz haben, also den Beginn eines
Dur-Akkordes. Schon wieder etwas positiv Wirkendes :-)
Jetzt stellt sich
also die spannende Frage, wie es sich um das Leitmotiv der Reboots
von 2009 und 2013 handelt. Auch hier hören wird zunächst einmal
rein:
Und werfen auch
hier einen Blick auf den Diskussionsgegenstand:
Die Melodie erhält
durch die in jedem Takt wiederkehrenden Triolen - die Noten mit der
eckigen Klammer und der Ziffer 3 darüber - etwas gedehntes,
eine Ahnung von Weite aber - wie ich finde - auch Schwere im Sinne
von zähem Vorankommen.
Rein optisch ist
hier kein klarer Aufstieg zu erkennen, zwar beginnt Takt 3 einen
Halbton - dem kleinsten in der europäischen Musik zu findenden
Tonabstand - höher (es), jedoch befinden wir uns in Takt vier
sogar unterhalb des Start-Tones ins Takt 1 (cis).
Die Melodie als
solche scheint nicht sehr spektakulär, dreht sich ein bisschen um
sich selber und findet nicht so richtig raus. Um in der Analyse
weiter zu kommen, schauen wir uns einmal an, wie diese Melodie nun
harmonisch, also mit Dreiklängen - wir erinnern uns - aufgefüllt
wird:
Ein Moll-Akkord
(Dm)... Gleich zu Beginn. Die Grundtonart ist also d-Moll.
Erläuterungen zur Bedeutung von moll-Akkorden siehe oben...
Da die Melodie -
wie gesagt - stagniert, lohnt sich der Blick auf die Begleitung:
Setzt man die untersten Töne der Begleitakkorde (d,b,g)
zusammen, ergibt sich ein...Moll-Akkord :-( g-Moll, um präzise
zu sein. Und man erkennt eine absteigende Linie.
In der Musikanalyse
hilft die sogenannte Harmonielehre vielerorts weiter. Diese ordnet
alle möglichen Akkorde und setzt sie in ein Verhältnis zueinander.
Die drei wichtigsten harmonischen Funktionen sind die
sogenannte Tonika, sozusagen das Zentrum oder der Bezugspunkt
eines musikalischen Abschnitts, die Dominante, welche das
Zentrum bestimmt, also über dieses dominiert, indem sie es
mit Hilfe des Leittons bestätigt und die Subdominante,
die nicht über dem Zentrum sondern darunter (sub) thront und eher
vom diesem wegführt.
Wir finden in
unserem kleinen Beispiel alle drei: Die Tonika (t) in Takt 1, die
Dominante (D) in Takt 4 und die Subdominante (s) in Takt 3. Der
zweite Akkord B-Dur (der Eindeutigkeit und internationaler
Schreibweise halber von mir mit Bb bezeichnet) nimmt funktional den
Tonika-Gegenklang ein, aber das nur als Nebeninformation.
Interessant für
die Betrachtung ist vor allem Takt 3: Hier taucht, wie gesagt, die
Subdominante auf - und zwar in einer musikalisch ganz
besonderen Form. In d-Moll wäre die natürliche Subdominante, also
diejenige ohne jede Veränderung, g-Moll (g, b, d), hier aber
finden wir die Töne g, b und es (statt d).
Hierdurch bekommt der Akkord im Gesamtzusammenhang mehr Schärfe und
zieht die Stimmung erheblich nach unten. Wir sprechen vom sogenannten Neapolitanischen Sextakkord (sn). Dieser wurde schon bspw. von
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) verwendet. Er und nachfolgende
Komponisten nutzten diesen u.a. um großen Schmerz und den Abstieg
in die Hölle kenntlich zu machen.
Wenn man es aus
dieser Perspektive betrachtet ist bereits im dritten Takt
determiniert, wohin die Reise in den Neuauflagen des Franchise geht.
(Aber wie eingangs erwähnt: Es handelt sich um eine hochgradig
subjektive Veranstaltung...)
Auch die dem
Neapolitaner folgende Dominante hilft leider nicht aus
der Misere, denn sie bestätigt nur, was schon alle ahnen und wissen,
nämlich, dass wir uns in d-Moll befinden.
Das einzige, was
nun noch passiert, ist, dass die Melodie zum Schluss ein wenig
abgeändert nach oben geführt wird, um sich dann aber doch wiederum
bei d-Moll einzufinden.
Natürlich gibt es
in beiden Universen musikalische Stellen voller Mut und Vorwärtsstreben auf der einen und Angst und
Zerstörung auf der anderen Seite. Jedoch finde ich, dass das
einführende Motiv viel über die Grundstimmung aussagt. So
betrachtet erfüllen beide Soundtracks ihre Aufgabe grandios :-)
Ach ja, übrigens:
In der Musikgeschichte ordneten viele Fachleute jeder Tonart eine
bestimmte Charakteristik zu. Die Tonart d-Moll - in welcher ja das
Leitmotiv der Reboots rangiert - war dabei, laut des
Schubert-Zeitgenossen Christian Friedrich Daniel Schubart, übrigens
die Tonart des Verderbens durch die Frau...da kann man mal eine
Weile drüber nachdenken...
Auch wenn ich normalerweise kein großer Freund tagesaktueller Netzfundstücke bin, so darf ich unseren Lesern dieses kleine Video keinesfalls vorenthalten. Denn genauso wie die 'Honest Movie Trailer' gekonnt Filme auf die Schippe nehmen, ist auch die Schnipselserie "Everything wrong with..." längst zu einer Institution für die vielen Beckmesser und Nitpicker geworden, die eine Heidenschadenfreude dabei emfinden, dass Logiklöcher in Blockbustern aufgerissen werden, um mit dem bloßen Finger darauf zu zeigen. Normalerweise benötigen sie keine sieben Minuten für eine entsprechende Auflistung, aber dieses Mal haben sie sich ein wenig mehr Zeit genommen. Aus diesem Grund kann ich dieses neue Video nur wärmstens empfehlen:
Selbstverständlich hatten die Macher auch ihren Senf zum elften Kinofilm dazuzugeben. Wer diese Folge bislang verpasst hat, kann auch dass nun nachholen:
Und wer wie ich Freude an dem putzig zusammenmontierten Marshal-Mathers-Gedächtnis-Musikvideo hatte, kann sich auch dass noch einmal in einer Zwanzig-Minuten-Schleife anhören, bis die Nachbarn mit dem Besen an die Zimmerdecke pochen:
Nachtrag: Und tagesaktuell noch ein kleiner Star-Trek-Exkurs in der Karrikaturenecke der FAZ. Anläßlich des berauschenden Wahlsieges der neuen Altkanzlerin Angela Merkel haben sich die Haus- und Hof-Zeichner Greser und Lenz zu diesem Meinungsbild hinreißen lassen: