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Samstag, 26. April 2014

Shakespeare und Star Trek - Zehn Fakten über eine zeitlose Beziehung

Heute vor vierhundertfünfzig Jahren wurde ein Mann getauft (wann genau er geboren wurde, ist umstritten), ohne den Star Trek nicht das wäre, was es heute ausmacht. Unmittelbar nach dem Namen Roddenberrys sollte eigentlich der Name dieses Universalgenies stehen. Und lägen nicht ebenjene vierhundertundfünfzig Jahre dazwischen, so würden sich einige ältere Helden im englischen Original wohl so anhören (die Wortbeiträge entstammen dieser sehr lesenswerten Quelle):





Die Rede ist natürlich von niemand geringerem als William Shakespeare. Der Autor aus dem beschaulichen Avon-Städtchen Stratford war für die englische Sprache in etwa das, was Martin Luther für die deutsche war: Ein Leuchtfeuer, das bis in die sprachliche Gegenwart scheint.
Und als ob das noch nicht genug wäre, sind Shakespeare-Dramen, -Tragödien und -Lustspiele bis heute so etwas wie die Königsdisziplin anglophoner Schauspieler, darunter natürlich auch verdiente Star-Trek-Veteranen wie etwa dem Briten Sir Patrick Stewart, der kürzlich zu Protokoll gab, dass er zwischen beiden Metiers gar nur geringe Qualitätsunterschiede ausmachen kann:

"It is as valid as Shakespeare. I don't distinguish one from the other."

Meine sehr freie Übersetzung:

"Es ist ebenso angemessen wie Shakespeare. Ich unterscheide das eine nicht vom anderen."

In einem anderen Interview ging er sogar noch einen Schritt weiter:

"I think that the experience that we get in making a fourhundred-year-old text work is exactly what you need for giving credibility and believability to fantasy, science fiction, and the like. I think that's why I was so good at it!"

Meine wiederum sehr freie Übersetzung dazu:

"Ich glaube, dass die Erfahrung die wir darin sammeln, einen vierhundert Jahre alten Text zum Leben zu erwecken, genau das beinhaltet, was man benötigt, um Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft in Fantasy, Science Fiction und ähnlichen Genres unterzubringen. Ich denke, das ist der Grund, warum ich so gut darin bin!"


Neben der Fähigkeit, sich besser in eine Serie wie Star Trek hineinversetzen zu können, bietet das Erbe Shakespeares einen reichhaltigen Fundus, den die Fans rund um den Erdball zur Genüge kennen. Ich denke nicht, dass ich an dieser Stelle noch einmal auf den Hamlet in klingonischer Sprache hinweisen muss, den es mittlerweile für ein paar Darseks zu kaufen gibt. Ich muss wohl auch nicht noch einmal auf die zeitlosen Kommentare des Spiegeluniversums-Phlox hinweisen, der im Enterprise-Zweiteiler "Die dunkle Seite des Spiegels" feststellte, dass Shakespeares Werke in beiden Wirklichkeiten gleichermaßen eine der wenigen – wenn auch sehr düsteren - Konstanten bot. Und ganz sicherlich muss ich nicht noch einmal auf die TOS-Folge "Kodos der Henker" oder den sechsten Star-Trek-Kinofilm "Das unentdeckte Land" verweisen, die vor Zitaten und Auszügen nur so triefen.


Aus diesem Grund wollen wir aus gegebenem Anlass einmal versuchen, zehn andere, eher unbekannte Fakten zu finden, die noch nicht so öffentlich breit getreten wurden wie die eingangs erwähnten Beispiele. Damit möchten wir verdeutlichen, wie eng Star Trek in seinem Kern mit Shakespeare verbunden ist und wie groß der Einfluss des legendären Dramatikers auf die Science-Fiction-Franchise tatsächlich ausfiel.

Also frei nach Woody Allen: Die Tafelrunde präsentiert - Was sie schon immer über Star Trek und Shakespeare wissen wollten und sich nicht zu fragen trauten!

Fakt #01. Wer den Einfluss Shakespeares auf Star Trek ablesen will, musss sich nur einmal die vielen Folgentitel vor Augen führen, die auf direkte Shakespeare-Anleihen zurückgehen. Dem deutschen Zuschauer bleiben sie jedoch verborgen, denn die hiesige Synchronisation machte sich nicht die Mühe, diese oft hintergründigen Wortspiele adäquat ins Deutsche zu übertragen. So bleibt dem deutschen Fan nur das bloße Wissen darum, dass die Episoden "Der Zentralnervensystemmanipulator" (TOS, "Dagger of Mind"/ MacBeth), "Kodos der Henker" (TOS, "The Conscience of the King"/ Hamlet), "Stein und Staub" (TOS, "By Another Name"/ Romeo und Julia), "Was summt denn da?" (TOS, "Wink of an Eye"/ Das Wintermärchen), "Portal in die Vergangenheit" (TOS, "All Our Yesterdays"/ MacBeth), "Kulkulkan - der Mächtige" (TAS, "How Sharper than a Serpent's Tooth"/ König Lear), "Die Sünden des Vaters" (TNG, "Sins of the Father"/ Der Kaufmann von Venedig), "Das Experiment" (TNG, "Remember Me"/ Hamlet), "Verräterische Signale" (TNG, "The Mind's Eye"/ Hamlet), "Radioaktiv" (TNG, "Thine own Self"/ Hamlet), "Die Khon-Ma" (DS9, "Past Prologue"/ Der Sturm), "Herz aus Stein" (DS9, "Heart of Stone"/ Was Ihr wollt), "Der geheimnisvolle Garak, Teil II" (DS9, "The Die is Cast"/ Julius Caesar), (DS9, "Once More Unto the Breach"/ König Heinrich der Fünfte), "In den Wirren des Krieges" (DS9, "The Dogs of War"/ Julius Caesar) und "Leben nach dem Tod" (VOY, "Mortal Coil"/ Hamlet) auf direkte Zitate aus den Werken Shakespeares zurückgehen.

Fakt #02. In der TOS-Episode "Brot und Spiele" ist sogar ein Stück Shakespeare zu sehen. Obwohl das Geschehen eine Parallelentwicklung zum alten Rom nahelegt, trägt Prokonsul Claudius Marcus ein Wappen auf der Brust, das zufälligerweise mit dem William Shakespeares identisch ist. Warum dieses Wappen Verwendung fand (vielleicht eine Anspielung auf dessen Werk "Julius Caesar"?) wird wohl ebenso ein Rätsel bleiben wie die Verwendung dänischer Maschinengewehre in der selben Episode.


Fakt #03. Nicht nur für Folgentitelinspirationen bedienten sich die Drehbuchautoren bei Shakespeare. Auch in den Inhalten orientierte man sich großzügig am literarischen Vorbild. So wurde die Handlung ganzer Episoden wie "Planet der Unsterblichen" oder "Brautschiff Enterprise" einfach übernommen, während in anderen Folgen wie "Das Spukschloss im Weltall", "Der Blutschwur" oder "Neue Intelligenz" zumindest Handlungselemente 'ausgeborgt' wurden. Allerdings ist diese Vorgehensweise schon damals nichts Verwerfliches gewesen: Bereits die heimliche Inspiration für Star Trek, der Fünfziger-Jahre-Sci-Fi-Streifen "Alarm im Weltall" ging in Gänze auf ein Shakespeare-Werk zurück.

Fakt #04. Der als leidenschaftliche Shakespeare-Fan bekannte Patrick Stewart ließ sich in "Der Überläufer" nicht die Chance entgehen, selbst in den Genuss zu kommen, an der kurzen Inszenierung von "König Heinrich der Fünfte" am Anfang der Folge teilzuhaben. Mit schwerer Maske unkenntlich gemacht spielte er eine kleinere Nebenrolle. Daher ist in dieser Szene zweimal Patrick Stewart zu sehen: Einmal als Captain Jean-Luc Picard, der Data beim Schauspielern begutachtet und einmal als Michael Williams, der den Kommandanten der USS Enterprise am Ende als unwillkommenen Eindringling wahrnimmt.


Fakt #05. Wer sich auch nach der zehnten Wiederholung noch immer fragt, wieso Kanzler Gorkon in Star Trek VI: "Das unentdeckte Land" eigentlich allen Ernstes behauptet, "Sie werden Shakespeare erst richtig genießen, wenn Sie ihn im klingonischen Original lesen." obwohl der Mann ja nun eindeutig ein Mensch war, dem sei dies gesagt:
Im Film diente die Verwandlung des menschlichen Dramatikers in einen klingonischen Autor um als Gleichnis auf Versuche Nazi-Deutschlands, den Nationaldichter Großbritanniens für sich zu vereinnahmen. Dementsprechend kann man im (englischsprachigen) Vorwort des klingonischen Hamlets auch von den Propaganda-Versuchen der Föderation lesen, Wil'yam Shex'pir widerrechtlich für sich zu beanspruchen. Allerdings streut bereits die TOS-Episode "Fast unsterblich" deutliche Indizien für eine ganz andere Identität des Engländers: Der Fund eines unveröffentlichten Originalscripts Shakespeares auf Holberg 917G legt die Vermutung nahe, dass auch Shakespeare tatsächlich nur ein Alter Ego des unsterblichen Flints war.
Auf jeden Fall spielen sämtliche dieser Theorien auf die streckenweise sehr dürftigen Informationen über das Leben und Wirken des Mannes an, die uns heute überliefert sind und damit eine Vielzahl kruder Verschwörungstheorien befeuerte.


Fakt #06. Auch eine Vielzahl an Schiffen geht direkt auf William Shakespeares Vorlagen zurück. Der Name der USS Horatio in "Die Verschwörung" etwa geht weniger auf Horatio Hornblower zurück (sonst wäre es wohl eher die USS Hornblower), sondern eher auf den Charakter aus "Hamlet". Auch die USS Hathaway fußt in ihrer Bezeichnung wohl auf dem Mädchennamen der Ehefrau Shakespeares  und selbst die Miranda-Klasse kann ihre Wurzeln in "Der Sturm" wiederfinden. Zudem kann man selbst auf der Widmungsplakette der USS Prometheus einen Ausspruch des großen Dramatikers als Leitmotiv finden.

Fakt #07. Eine der bekanntesten Einrichtungen zur Pflege des Erbes William Shakespeares ist heutzutage die renommierte "Royal Shakespeare Company". Schauspieler wie Ian McKellen, David Tennant oder Ian Holm, die in ihren Produktionen mitwirkten, umgibt eine gewisse Aura des Darsteller-Adels. Insgesamt sechs Schauspielern aus dem Star-Trek-Universum gelang es, ebenfalls auf den Lohnzettel dieser Einrichtung zu gelangen. Neben Sir Patrick Stewart waren dies David Warner, Malcolm McDowell, Christopher Plummer und William Morgan Sheppard. Als einziger Frau in dieser illustren Runde gelang auch Alice Krige dieser Coup.


Fakt #08. William Shakespeare kann man übrigens auch bei Star Trek Online begegnen. Allerdings nicht leibhaftig, doch immerhin als (lila) Hologramm, das auf dem eigenen Schiff die Position des Doff-Quartiermeisters übernimmt. Alles was man für den Erwerb tun muss, ist den Zwanzig-Stunden-Auftrag eine Aufführung von Hamlet auf dem Holodeck mit einem "Critical Success" abzuschließen (allerdings hat man nur einmal die Chance dazu). Natürlich gibt es diesen Auftrag auch für die klingonische Fraktion; hier winkt als Belohnung das rein klingonische Hologramm Wil'yum Sheks'per [sic!]. Wahrhaft episch!

Fakt #09. Dass in Picards Bereitschaftsraum mindestens eine Shakespeare-Ausgabe herumliegt, gehört fraglos zum Star-Trek-Grundwissen. Allerdings lag das Buch nicht nur dekorativ im Raum herum, wie eine Analyse von Jörg Hillenbrand und Bernd Schneider auf Ex Astris Scientia beweist: In mühsamer Detektivarbeit ist ihnen gelungen nachzuweisen, welches Werk gerade die Aufmerksamkeit des Captains oder seiner Besucher in welcher Episode beanspruchte. Eine absolut lesenswerte Zusammenstellung!

Fakt #10. Schließlich kann sogar eines der am häufigsten mit Star Trek verbundenen Markenzeichen zur Hälfte auf Shakespeare zurückgeführt werden. Zwar ist die Fingerstellung des Vulkanischen Grußes ohne Frage durch Leonard Nimoy höchstpersönlich von einem jüdischen Segenszeichen abgeleitet, doch die dazugehörige Formel "Live long and prosper." lässt sich ebenfalls mit einem Zitat aus "Romeo und Julia" in Verbindung bringen:


In diesem Sinne wünscht auch die Star-Trek-Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam Babelsberg ein angenehmes Wochenende und schließt mit einem Zitat ab, das beweist, dass die Beziehung zwischen Star Trek und Shakespeare keineswegs so einseitig gewesen ist, wie es die lineare Zeitbewältigung vermuten lässt und sogar über eine gewisse tagesaktuelle Brisanz verfügt:



Sonntag, 16. Dezember 2012

Alarm auf einem verbotenen Planeten im Weltall



Einleitung: Mittlerweile haben wir bereits so einige Filmperlen unter die Lupe genommen, in dem der ein oder andere bekannte Star-Trek-Schauspieler zu sehen ist. William Shatner kämpfte dort gegen Spinnenschwärme, Leonard Nimoy gegen Körperfresser, DeForest Kelley gegen Monsterkarnickel, Nichelle Nichols zusammen mit LeVar Burton gegen Zombie-Südstaatler, Walter Koenig gegen Mondborgs und Marina Sirtis gegen das Tragen von Kleidungsstücken.
Nun aber soll kein geringerer Film als der 1956 enstandene "Alarm im Weltall" zum Gegenstand unserer Betrachtungen werden.
Doch warum ausgerechnet dieses Werk?
Abgesehen von vergleichsweise unauffälligen Nebendarstellern sind große bekannte Star-Trek-Veteranen Fehlanzeige; in der Filmcrew wirkte niemand mit, der sich um Star Trek besonders verdient gemacht hätte und nicht einmal irgendwelche Vorfahren verdienter Schauspieler stromern an irgend einer Stelle durch das Bild. Und überhaupt: Als dieser Film in die Kinos kam, war Star Trek noch nicht einmal Quark im Schaufenster!
Warum denn nun also ausgerechnet "Alarm im Weltall"?
Nun, zum einen ist dieser Film Science-Fiction-Geschichte pur. Nicht von ungefähr meinte der imdb-Reszensent adaml2 :

"This is the Roman Empire of Science Fiction films."
('Das ist das Römische Reich unter den Science-Fiction-Filmen.')

"Alarm im Weltall", oder "Forbidden Planet", wie es im englischen Original heißt, ist bis heute eines der stilprägenden Machwerke seiner Zeit und ein Vorbild für spätere Science-Fiction-Filme geworden. Ein Vorfahr für praktisch alles, was danach kam, egal ob TOS oder Lost in Space, Star Wars oder Alien. So wundert es kaum, dass ein in Fankreisen populärer Internet-Versand aus Großbritannien nach dem Film benannt ist, ein entsprechendes Plakat die Wohnung Sheldons und Leonards in "The Big Bang Theory" ziert oder Film und Hauptdarstellerin im Eröffnungssong der Rocky Horror Picture Show zu hören sind:



"Anne Francis stars in Forbidden Planet"

Zum anderen wird wohl jeder, der diesen Film kennt, wohl oder übel zugeben müssen, dass er erschreckend viele Bezüge zu der beinahe zehn Jahre später enstandenen TV-Serie "Raumschiff Enterprise" aufweist. Die vielen Parallelen zwischen beiden Produkten legitimieren die Überprüfung der im Internet so häufig vertretenen These, dass dieser Film noch weit vor Fertigstellung von "Der Käfig" selbst der erste Auftritt Star Treks gewesen sei...

Story: Knapp 1.700 Jahre nach dem Niedergang des Römischen Reiches hat sich die Menschheit zur Besiedlung des Weltalls emporgeschwungen. Der Raumkreuzer C57D der Vereinten Planeten trifft im Altair-System ein, um nach den Spuren einer vor zwanzig Jahren verloren geglaubten Expedition auf dem vierten Planeten zu suchen.
Doch sie finden nur zwei Überlebende: Den Philologen Doktor Morbius und seine Tochter Altaira. Der griesgrämige Einsiedler informiert den Kommandanten Adams, dass sämtliche Crewmitglieder durch eine abscheuliche schwarze Macht umkamen, die erst zu morden aufhörte, als nur noch Morbius selbst und seine Frau übrig waren. Nachdem seine Gattin schließlich ebenfalls (allerdings auf natürlichem Wege) verstarb, kümmerte sich Morbius allein um die gemeinsame Tochter.
Ernüchtert beginnt die Crew des Schiffes damit, die Kommunikationsanlagen aufzubauen und die weit entfernte Erde zwecks neuer Instruktionen zu kontaktieren. Doch kurz nachdem sie herausfinden, dass Morbius die Überreste einer mächtigen, untergegangenen Zivilisation entdeckt hat, wird die Crew ebenfalls von der so mysteriösen wie unsichtbaren Kraft angegriffen. Als Adams versucht, den Dingen weiter auf den Grund zu gehen, stößt er auf ein dunkles Geheimnis...

Lobenswerte Aspekte:  Wer sich schon immer gefragt hat, was die Römer jemals für uns getan haben, findet bereits in der Rahmenhandlung von "Alarm im Weltall" einen ersten Hinweis.
Die ist nämlich großzügig von niemand geringerem als William Shakespeare abgekupfert. Dessen finales Werk "Der Sturm" und dessen Akteure dienten als Schablone für die Story: Doktor Morbius war an Prospero, Altaira an Miranda, Robbie der Roboter an Ariel, Adams an Ferdinand und die Krell an Sycorax angelehnt. Die Insel wurde durch einen Planeten ersetzt und - voilà! -  schon steht nicht nur ein erzählerisches Grundgerüst, sondern auch die erste Gemeinsamkeit mit Star Trek.
Denn schon die Originalserie setzte von Anbeginn auf die literarische Vorarbeit des englischen Nationalschriftstellers. Englischsprachige Titel wie "The Conscience of a King" ('Hamlet'), "By Any Other Name" ('Romeo und Julia') oder "Wink of an Eye" ('Ein Wintermärchen') verweisen ebenso auf bekannte Werke des Autoren wie der Inhalt ganzer Episoden; etwa "Brautschiff Enterprise" ('Der Widerspenstigen Zähmung') oder "Spukschloss im Weltall" (basiert auf 'Macbeth'). Wer sich (wie ich) bei "Alarm im Weltraum" so sehr an die TOS-Folge "Planet der Unsterblichen" erinnert gefühlt hat, tat dies nicht zu Unrecht, denn auch diese Folge basiert auf "Der Sturm". Hier fungierten Flint als Prospero, Rayna Kapec als Miranda, M-4 als Ariel und Kirk als Ferdinand.
Und damit nicht genug!
Das Stück wurde im Laufe der Franchise fröhlich weiterverwurstelt. Der Titel 'Is There in Truth no Beauty?" ist wie "Past Prologue" daraus entlehnt, Chang zitiert noch vor seinem abrupten Tod fröhlich in "Star Trek VI - Das unentdeckte Land" aus dem Werk und Data spielte die Schlussszene in "Neue Intelligenz" nach.
Allein die Affinität für den ollen Shakespeare ist natürlich noch längst keine Basis für die Behauptung, dass Star Trek und dieser Film eine größere Schnittmenge hätten.
Doch die erste Überschneidung begegnet uns bereits in den ersten paar Filmminuten. So lautet eine der ersten Meldungen:

"Wir erreichen den Bremspunkt um 1701 Uhr."

Zufall?
Ist es ebenso zufällig, dass die Organisation, der das Schiff mit der Registrationsnummer C57D untersteht, den Namen 'Vereinte Planeten' trägt? Dass sowohl ein Schiff namens Bellerophon, als auch Altair später einmal bei Star Trek Erwähnung finden? Dass neben anderen Übereinstimmungen auch so etwas ähnliches wie Transporterplattformen gezeigt werden?
Sicher hat auch Star-Trek-Urvater Gene Roddenberry, der in seiner Biografie u.a. "Alarm im Weltraum" als Inspirationsquelle bestätigte, genau hingesehen und zugehört - und sich kräftig vom reichlich bestückten Gabentisch bedient.

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Das Beamen vor Star Trek

Selbst einige der Schauspieler wurden zuweilen ausgekramt.
So hat einer der Hauptcharaktere, der für das Fortkommen der Handlung so wichtige Doktor Warren Ostrow in der zweiten Staffel der Originalserie einen Auftritt als Kelvaner Rojan.

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Neben Warren Stevens spielten noch mehrere Nebendarsteller des Films auch im Star-Trek-Universum kleinere Nebenrollen. Während Morgan Jones (Crewman Nichols) in "Ein Planet genannt Erde" den Colonel Jack Nesvig verkörperte, ...

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... traten George Wallace (namenloser Bootsmann) und William Boyett (namenloses Crewmitglied) erst Jahrzehnte später in TNG auf. Während Wallace sich nur kurz als Admiral Simons ("Der unmoralische Friedensvermittler") sehen ließ, glänzte Boyett als Polizist auf dem Holodeck (Lt. Dan Bell in "Der große Abschied") und dem San Francisco des 19. Jahrhunderts ("Gefahr aus dem 19. Jahrhundert, Teil II").

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George Wallace

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William Boyett

Drei der restlichen Darsteller verdienen auch abseits jeglicher Star-Trek-Aktivität Erwähnung. Zum einen ist dies Leslie Nielsen, der als Kommandant J.J. Adams (!) eine ansprechende (wenn auch nicht außergewöhnliche) Leistung an den Tag legte. Der leider 2010 verstorbene Schauspieler war nämlich vor 1980 ein seriöser Schauspieler und verdiente sich erst später zweifelhaften Ruhm in Blödelfilmen wie "Die unglaubliche Reise in einem total verrückten Flugzeug", "Die Nackte Kanone" oder "Scary Movie".

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Leslie Nielsen früher (r.) und ganz früher (l.)

Dieses Schicksal teilte er übrigens mit dem bereits 1998 verstorbenen Lloyd Bridges, der trotz einer ähnlichen Filmkarriere vor allem wegen seiner Rollen in "Die unglaubliche Reise in einem total verrückten Flugzeug", "Hot Shots" oder "Mafia - Eine Nudel macht noch keine Spaghetti" in Erinnerung blieb, obgleich auch ihm zuvor eine gediegenere Karriere vorausging. Bridges war immerhin für die Rolle Christopher Pikes in "Der Käfig" vorgesehen, schlug das Angebot jedoch aus.
Recht ansehnlich (aber ebenso wenig außergewöhnlich) spielt auch Anne Francis als plüschig-läufige Altaira auf. In schmuckem Fünfziger-Jahre-Stil greift sie in puncto Kleiderordnung der Rolle T'Pols vor und nutzt eine breitgefächerte Garderobe, die wohl erst durch die der kleidungsfreudigen Vulkanierin in ihre Schranken verwiesen wird.
Der absolute Star des Filmes ist jedoch Robby der Roboter, der nicht nur mit übermenschlichen Kräften, sondern auch mit einem Grundverständnis für die Asimovschen Gesetze der Robotik gesegnet war. War die für einen Menschen gedachte Kostümierung damals vielleicht noch 'state of the arts', so gelang es zumindest diesem Charakter, trotz der großen Konkurrenz durch spätere Modelle über den Film hinauszuwachsen und zu einer Ikone der Sci-Fi-Jünger und Roboteranhänger zu werden.
Gut, die Herstellung Robbys war für seine Zeit unerhört teuer. Doch vielleicht gerade deswegen und vielleicht auch, weil sein Erschaffer Robert Kinoshita später mitverantwortlich für Lost in Space war, gelangen dem Roboter noch weiter Auftritte in The Twilight Zone, Lost in Space, Gremlins oder Futurama, die seinen Kultstatus zementierten.

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Robby der Roboter in Lost in Space (o.l.), Futurama (o.r.), Twilight Zone (u.l.) und Gremlins (u.r.)

Neben Robby waren die herausragendste technische Neuerung die Trick-Sequenzen, die vom Disney-Ausleihe-Animator Joshua Meador erstellt wurden. Aus welcher Ecke der Verantwortliche stammt, erkennt man spätestens am Monster, das die Crew um Adams angreift: Obwohl an das Looney Tunes Monster Gossamer angelehnt, entspricht sein Äußeres eher einer Mischung aus Balrog (Herr der Ringe) und Bronx aus den 'Gargoyles'.

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Alles Trick - Noch ein SciFi-Film mit Disney-Beteiligung

Das mag heute alles ein klein wenig altbacken und primitiv wirken, doch für die Fünfziger Jahre war so ein Film, der damals nicht ganz zu Unrecht als teure Produktion galt, schlichtweg außergewöhnlich. Man sieht eben keine Strippen mehr, an denen das UFO heranschwebt, die Großaufnahmen des innerplanetaren Kraftwerkes sind großartig (erinnern auch stark an das Innere des Todessterns) und die gemalten Bühnenbilder skizzieren einen Standard, an dem sich die spätere TV-Serie "Raumschiff Enterprise" messen lassen musste.

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Der lange Schatten des Todessterns

Aber nicht nur daran. Auch die inhaltlich recht anspruchsvolle Handlung hatte weitreichende Auswirkungen. Waren Science-Fiction-Filme zuvor vor allem von Gruselelementen durchsetzt, bestimmt hier ein philosophisch-wissenschaftliches Problem das Geschehen. Science Fiction wurde auf eine neue Ebene gehoben, von der aus eine größere Bandbreite von Geschichten denkbar wurden - wie es schließlich in der Originalserie Wirklichkeit wurde.

Kritikwürdige Aspekte:  So wenig, wie Rom an einem Tag erbaut wurde, war "Forbidden Planet" ein makelloses Ideal, an das sich nachfolgende Science-Fiction-Produktionen nur noch zärtlich ankuscheln brauchten.
Dieser Film war eben ein Kind seiner Zeit und so verwundert es kaum, dass die eine 'Nacktszene' eher eine 'Angezogen-Szene' war und die knappen Kleidchen bei TOS im Vergleich dazu einer sexuellen Revolution gleichkommen mussten.Auch die Anspielungen auf  Gott, Atomenergie und Hausfrauen wirken heute reichlich antiquiert - dem Fliegenden Spaghettimonster sei Dank bestimmt heutzutage ein anderes Energie- und Rollenverteilungsverständnis das Bild der Zukunft.

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Dafür merkt man dem Film an, dass der Umgang mit Alkohol und der Konsum von Tabakwaren anno dazumal ungleich entspannter gesehen wurde.
Und um dieses US-amerikanische Sitten- und Moralgemälde der Fünfziger Jahre stilecht zu vervollständigen, sollten wir noch einmal einen Blick auf die Crew des Schiffes mit dem poetischen Namen 'C57D' werfen.

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Serenity meets Forbidden Planet

Die ist nämlich eine stattliche Ansammlung ausnahmslos kaukasischer Protagonisten. Man sucht vergeblich nach Schwarzen, Asiaten oder wenigstens Latinos in diesem Film, der die Eroberung des Weltalls stattdessen zu einer internen Errungenschaft des weißen Mannes macht. Ein Stück Sozialdarwinismus im Science-Fiction-Mantel, dass selbst durch das Argument, Schiffsarzt Doktor Ostrow könnte ein Russe sein, nicht sonderlich angekratzt wird, denn schließlich ist auch der Mediziner ein aschfahles Bleichgesicht. Darüber hinaus widerspricht dieser These, dass er den für russische Verhältnisse eher seltenen Vornamen 'Warren' trägt. Da freut man sich gleich doppelt über die Multikulti-Vielfalt bei Star Trek und bedenkt man, dass die einzige Frau in "Alarm im Weltall" nichts weiter ist, als ein um männliche Zuneigung bettelndes Pin-Up-Girl, lernt man zu schätzen, dass der holden Weiblichkeit in Star Trek wenigstens das Tragen von (wenn auch sehr kurzen) Uniformen gestattet war.
So quietschig bunt diese Uniformen generell auch gewesen sind, so sind sie im Vergleich zu den grauen Wehrmachtskutten dieses Filmes eine wahre Augenweide. Im starren Einheitsgrau jedenfalls werden Rangunterschiede erst durch die trägen Dialoge klar und so muss zuweilen schon eine Kochmütze als Unterscheidungsmerkmal zum gemeinen Crewmitglied herhalten.
Der Koch hat in diesem Stück die Jar-Jar-Binks-Rolle inne und kam überhaupt erst auf Druck von MGM ins Script. Dadurch wirkt er stets wie ein Fremdkörper und seine Slapstick-artigen Komikeinlagen erwecken in etwa solche Sympathiewellen, wie sie bei Star Trek nur Wesley Crusher, Neelix oder Keenser entgegenschlugen.
Ansonsten gibt es inhaltlich eigentlich erstaunlich wenig zu bemängeln. Zwar führt das legendäre Filmplakat völlig in die Irre, aber an der sehr stringent durcherzählten Handlung kann man bestenfalls bemängeln, dass Captain Adams gegen Ende des Films doch erstaunlich schnell auf Zusammenhänge kommt, die sich ohne sein Zutun weder dem Publikum, noch dem ach so intelligenten Professor Morbius erschließen.

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Fehler im Hintergrund versteckt

Ähnlich wenig kann man dem Film auch handwerklich vorwerfen. Ich für meinen Teil sah keine Fäden, Sicherungsseile oder Mikrofone im Bild herumhängen und bedenkt man, dass dieser Film in den Fünfzigern entstanden ist, so kann sich beim besten Willen nicht einmal an Szenen aufhängen, in denen auf eine bestimmte Stelle geschossen, an einer anderen aber das Ergebnis befühlt wird.

Synchronisation: Einer jener vielen Wege, die nach Rom führen, nimmt die Abkürzung über die Synchronisation.
Doch Obacht, all Ihr Science-Fiction-Jünger dort draußen, die Ihr glaubt, dass der Film auf deutsch zu haben ist! Schon allein die Tatsache, dass der Titel "Forbidden Planet" ('Der verbotene Planet') mal eben zu "Alarm im Weltall" verdreht wurde, sollte Anlass zur Warnung geben.
Ignoriert man dies, so dröhnen dem Zuschauer zunächst einmal gehörig die Ohren. Das liegt vor allem daran, dass den Film die in den Synchronisationskreisen der Fünfziger so beliebte hohe Frauenstimme dominiert, die irgendwo zwischen Tinitus und Fernsehtestbilduntermalung anzusiedeln ist. Besitzt man also einen Hund, eine Katze oder eine Fledermaus, sollte man sie vor dem Ansehen des Films weiträumig in Sicherheit bringen.
Dann auf einmal wirkt der Film plötzlich erschreckend modern, denn man hört Sätze wie "Guten Tag, Alter!", "Ich sag's nicht gern, Alter, aber wissen Sie, dieser Mann ist berüchtigt in sieben Planetensystemen." oder "Alter, ich mag Sie und Sie sehen einfach wundervoll aus.".
Selbst wenn man im  Laufe der Zeit allmählich erkennt, dass mit 'Alter' keiner der Altvorderen gemeint ist, mit dem sich die Jugend von Heute so gern gegenseitig tituliert (das Siezen sollte in diesem Zusammenhang schon merkwürdig genug anmuten), sondern eine ungewöhliche Verknappung ('Alta') des ungewöhnlichen Frauennamens 'Altaira'. Doch selbst mit diesem Wissen kringeln sich die Hirnwindungen jedesmal auf das Neue, sobald die junge Blondine angesprochen wird.
Am Schlimmsten allerdings wiegt die Verwendung des psychologischen Fachbegriffes 'Id'. Zusammen mit "ego" und "superego" bildet er einen der zentralen Gegenstände der Psychoanalyse. Dumm nur, dass der Urvater dieser Theorie, Sigmund Freud, deutscher Muttersprachler war und diese drei Begriffe mit den uns bekannten Bezeichnungen "Es", "Ich" und "Über-Ich" belegte. Statt also die dem deutschen Zuschauer verständlichste Form zu wählen, übernahm man stur die hierzulande eher unbekannte englisch-lateinische Variante (obgleich diese dort ebenfalls kritisch gesehen wird). Die Sprache der Dichter und Denker jedenfalls erleidet durch die Synchronisation bereits seit damals unnötige Tiefschläge.

Fazit: Rom ist Euer Bruder! Jedenfalls ist dieser Film verwandtschaftlich sehr eng mit Star Trek verbunden. Angefangen bei der Affinität zu Shakespeare, über Ausstattungsähnlichkeiten bis hin zum philosophischen Inhalt erkennt man deutlich das Fundament, auf dem Star Trek bis heute ruht.
Natürlich entsprang "Alarm im Weltall" einer Zeit, die andere Ideale, Moralvorstellungen und Zukunftsvisionen entwickelte und wirkt heute dadurch etwas albern, altbacken und skurril.
Nimmt man aber solche Abstriche jedoch in Kauf und sieht sich den Film auch noch im englischsprachigen Original an, so wird man noch immer gut unterhalten, selbt wenn man ab und zu unfreiwillig schmunzeln muss, 

Denkwürdige Zitate:

"Alles in Ordnung Captain?"
"Keine Schwierigkeiten."
"Darf ich den Fernseher einschalten?"

Ingenieur Quinn und Captain Adams

"Nehmen Sie's nicht so tragisch. ein kommandierender Offizier braucht ja nicht so viel Verstand - nur eine kräftige, laute Stimme."

Dr. Morbius

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Futurama meets Forbidden Planet

Bewertung:

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Schlussworte: Warren Stevens, der sowohl in "Alarm im Weltall" als auch in "Star Trek" zu sehen war, beschrieb die Parallelen wiefolgt:

What’s Star Trek? I’ve always felt that this picture […] laid the groundwork for Star Trek. I’m glad we were able to do something like that. Star Trek is going on and on and so is Forbidden Planet. I’m very grateful for all of that.

(Meine freie Übersetzung: "Was ist Star Trek? Ich empfand es schon immer so, dass dieser Film den Grundstein für Star Trek legte. Ich bin froh, dass wir etwas wie dies machen konnten. Star Trek läuft weiter und weiter und ebenso verhält es sich mit 'Alarm im Weltall'. Für all das bin ich sehr dankbar.")

Dem kann man sich problemlos anschließen, denn der Film könnte problemlos auch als TOS-Episode laufen. Der positive Ausblick in eine Zukunft ohne Schrecken und die vielen anderen Überschneidungen lassen durchaus zu, diesen Film als ersten Auftritt einer Idee zu werten, die in Star Trek seinen Höhepunkt finden sollte.

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Symbolischer Schulterschluss

Weiterführende Leseliste:

Die Körperfresser kommen
Moontrap
Mörderspinnen
Night of the Lepus
The Supernatural
The Wicked Lady