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Dienstag, 7. Mai 2013

"Es kann sich kaum jemand vorstellen, in welcher Not diese Folgen entstanden sind"

 Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.

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Heute genau vor vier Jahren begann die Hörspielserie 'Raumschiff Eberswalde' mit ihrem Flug durch die Galaxie. Pünktlich zum neuen Kinofilm erschien nun auch die letzte Episode der mittlerweile sieben Staffeln umfassenden Produktion. Die Tafelrundenmitglieder K'olbasa und Turon47 trafen sich daher im Rahmen der Interviewreihe "Star Trek in Berlin und Brandenburg" mit Benjamin Stöwe. Der 29jährige Journalist aus Eberswalde, dessen Gesicht man aus der RBB-Sendung "Brandenburg aktuell" oder dem "ZDF Morgenmagazin" kennen könnte, traf sich mit uns bei bayrisch-gemütlicher Atmosphäre im "Augustiner am Gendarmenmarkt" und diskutierte mit uns über Hörspielkassetten von Karussell, seine Arbeit als Synchronsprecher und die Lage der zukünftigen vulkanischen Botschaft in Berlin.



Turon47: Seit wann bist Du Star-Trek-Fan?
Benjamin: Wahrscheinlich seit 1990. Ich erzähle immer gern die Geschichte, dass es natürlich mit dem Fernsehen angefangen hätte: Einer Next-Generation-Folge im ZDF. Danach folgten bei mir jene Hörspielkassetten, die es damals zu den ersten zehn Episoden gab. In meiner Kindheit hatte ich sie jedoch nie komplett...
Turon47: Du nimmst mir jetzt natürlich meinen großen Höhepunkt vorweg. Eigentlich wollte ich Dich nämlich fragen, wie viele Du davon [zeigt TNG-Hörspielkassette] als Kind besessen hast...
Benjamin: Alle neun! Die zehnte mit dem Titel "Die Schlacht von Maxia" habe ich erst vor vier oder fünf Jahren gekauft. Die habe ich einfach nie bekommen! Aber es gibt ganz viele nette Menschen, die das wussten, was zum Beispiel dazu führte, dass ich Folge vier und acht mittlerweile doppelt habe – noch originalverpackt. Aber nie gelang es mir, der Folge zehn habhaft zu werden - das war so ärgerlich! Aber irgendwann habe ich dann auch die zehnte Kassette erworben und war beruhigt, als ich entdeckte, dass man nur die ersten zehn Episoden überhaupt als Hörspiel umgesetzt hat und nicht gleich alle 178. In einem der alten Limit-Hefte war eine Anzeige von Karussell, auf der diese zehn Kassetten abgebildet waren, woraufhin ich über Jahre diesen Teil ausgeschnitten habe, jedoch nie die zehnte Folge erhielt. Furchtbar, ich habe so gelitten!

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Turon47: Welche Star-Trek-Serie hast Du im Laufe der Zeit am meisten schätzen gelernt?
Benjamin: Ich trenne das gar nicht so, denn ich fasse das alles als eine große Geschichte auf. Natürlich bin ich hauptsächlich mit der Next Generation groß geworden. Aber auch die Classic-Folgen und -Filme fielen in diesen Zeitraum. Dennoch habe ich keine 'Lieblingsserie'.

Turon47: Was hälst Du von Reboot J.J. Abrams'?
Benjamin: Ich habe vor kurzem in einem anderen Zusammenhang zu jemandem etwas gesagt, was auch darauf zutrifft, was er da 2009 gemacht hat. Wenn man sich Star Trek wie eine Bäckerei oder vielmehr wie eine Konditorei vorstellt, hat er aus allem was es dort so an Sahnetorte und leckeren Zutaten gibt, die Kirschen und andere Highlights herausgepickt, sie in einen Mixer gepackt und einen Shake produziert. Der ist ganz süß. Der ist ganz fruchtig. Der ist nicht immer ganz logisch. Der macht Spaß und vielleicht auch dick. Aber unterm Strich ist das vielleicht kompatibler als würde man den Leuten fünfzig Torten hinstellen.

Turon47: Was schätzt Du an Star Trek am meisten?
Benjamin: Zu jeder Altersstufe, in der ich Star Trek miterlebt habe – und das sind ja jetzt schon einige – gab es andere Dinge. Ich habe ganz oft überlegt, was mich als Kind so fasziniert hat. Ich glaube heute, dass es das Große, dieses Epische und die Weite war. Ich liebte den Vorspann! Ich habe die Kassetten am Anfang unglaublich laut gedreht und war enttäuscht, dass es nicht der originale Sprecher war, sondern der Erzähler. Aber gut, da konnte man nichts machen. Danach habe ich auch den Fernseher zu Beginn einer jeden Folge ganz laut gedreht, weil mich eben diese unendliche Weite so faszinierte. Dann waren es die Geschichten und die Effekte. Heute sehe ich mir so mache Classic-Folge an und frage mich ernsthaft, wie ich da als Kind so mitfiebern konnte. Nicht, dass ich mich heute dabei langweile, doch manchmal denke ich schon 'Das kann man einem Kind heute gar nicht mehr zeigen'. Als Heranwachsender sieht so etwas wohl anders. Heute kenne ich viele, die es vielleicht noch kennen, aber sich nicht mehr bewusst ansehen.
Schließlich kam der Sprung dahinter. Vor Kurzem habe ich erst überlegt, wann mir das erste Mal klar wurde, dass das alles synchronisiert und nicht deutsch ist. Ich denke, dass sich diese Erkenntnis auch durch die Kassetten durchsetzte. Daraus ergab sich jene Phase, in der man durch Star Trek englisch lernte, denn irgendwann reichte das Taschengeld und die Neugier aus, um Videos aus Amerika zu bestellen. So konnte ich bereits viele Folgen vor ihrer deutschen Erstausstrahlung sehen. Natürlich wurden im Zuge der Argumentation, dass man dadurch so gut englisch lernen könnte, auch die Eltern entsprechend aufgeschlossen, denn es diente ja einem höheren Zweck. 
Nach dieser Englisch-Phase schloss sich auch schon die Kiste an, dass ich ergründete, wie Fernsehen eigentlich funktioniert, was schließlich wiederum in dem mündete, was ich heute mache. Von daher mag ich all die Ideale, die Star Trek verkörpert, auch wenn ich es mitunter schade finde, dass sie nicht konsequent bis zum Ende verfolgt werden. Wenn Du mich aber fragst, was ich daran am meisten schätze, dann muss ich doch sagen, dass es mich in all den unterschiedlichen Lebensphasen unterhalten und gebildet hat.

Turon47: Was hältst Du von anderen Science-Fiction-Serien wie Battlestar Galactica, Doctor Who oder Firefly?
Benjamin: Ich habe ganz vieles davon nie gesehen, weil ich keine Zeit habe. Heute merke ich erst, wie vorteilhaft es ist, jung zu sein und Zeit zu haben. Die Zeiten, in denen man aus der Schule kommt und so etwas sehen oder lesen kann, sind einfach vorbei. Allerdings gab es all diese Serien damals noch nicht. Ich habe gehört, dass es siebenhundert Stargate-Folgen gibt, die alle toll sein sollen, aber ich habe nicht eine davon gesehen.
Ich schaue mir das alles nicht mehr an. Vor ein paar Jahren habe ich 'Babylon 5' gesehen, weil es dazu eine Box gab und ich es einmal komplett von Anfang bis Ende durchgeguckt hab. Ich fand das okay. Aber dann muss ich auch schon überlegen, welche Science-Fiction-Serien ich noch gesehen habe.
Time Trax- das waren noch Zeiten! Ein Computer, genannt Selma – ich hab das geliebt! Aber wenn Du mich nach aktuellen Serien fragst, bekomme ich das meiste noch über meine Sprechertätigkeit mit, wenn wir so etwas gerade synchronisieren. Ich hab auch versucht, 'Fringe' zu sehen und dachte ab einem Punkt 'Das ist alles ganz nett, das ist alles ganz hübsch aber Akte X war besser und fünfzehn Jahre früher'. Ich hatte es vor allem wegen Leonard Nimoy versucht, der allerdings in nur einem kleinen Teil der Folgen überhaupt aufgetreten ist.

Turon47: Warst Du jemals bei einer Convention oder einem Trekdinner zugegen?
Benjamin: Nein, nie. Ich glaube, es hat mich auch nie gereizt. Die letzte Gelegenheit, zu einer Convention zu fahren, hatte ich 2009, als die Ausstellung lief. Damals gab es von Paramount Deutschland einen Wettbewerb, wer die beste Aktion rund um den Filmstart macht und das war im Zusammenspiel mit unserem Kino unser "Raumschiff Eberswalde". Da haben wir eine Reise zur FedCon nach Bonn gewonnen. Sie lag allerdings extrem ungünstig an dem Wochenende unmittelbar vor dem Filmstart. Für mich bedeutete das, dass ich nicht hinfahren konnte, weshalb meine Mutter und mein Bruder das übernommen haben. Schon nach zwei Tagen konnten sie einfach nicht mehr. Ich fand das ganz lustig.

Turon47: Wie fandet Ihr die klingonische Oper in Berlin?
Benjamin: Wir waren mit der ganzen Familie da, beziehungsweise meine Familie musste mitkommen. Es war auch so, wie wir es erwartet hatten und wir fanden es sehr interessant.
Turon47: Was habt Ihr erwartet?
Benjamin: Nun, wir kennen das Klingonische nun schon seit der Serie, die wir alle – vor allem wegen mir – schon immer gesehen haben. Meine Familie musste da mit durch. Sie fanden es ja auch nicht schlecht. Meine Mutter hat bereits Star Trek gesehen, als man das hier noch gar nicht offiziell sehen durfte. Daher passte es in das Bild, wie wir uns klingonische Opern vorgestellt haben. Es gibt ja so drei oder vier Momente, wo die auch in den Serien gesungen wird und in diesem Rahmen war das ganz toll. Schon erstaunlich, wie Menschen in dieser fiktiven, wenn auch sehr ausgeklügelten Sprache solcherlei gesangliche Leistungen vollbringen können. Zugegeben: Ich fand, es war mit einer Stunde gut bemessen. Ich hätte es wirklich nicht vier Stunden sehen wollen, aber in diesem Zeitrahmen hat es funktioniert. Ich dachte ja schon, dass es für mein Vater schwieriger werden könnte, aber wir sind sehr gut unterhalten wieder nach Hause gefahren.

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Turon47: Man merkt Deinen Raumschiff-Eberswalde-Hörspielen an, dass Du sehr viele Star-Trek-Bücher gelesen haben musst. Würdest Du einige herausheben, die für Deine Arbeit an 'Raumschiff Eberswalde' besonders wichtig waren?
Benjamin: Nein, das kann ich gar nicht. Natürlich habe ich viele Bücher gelesen, aber die Entstehungsgeschichte von 'Raumschiff Eberswalde' war eine, die mit sehr wenig Vorbereitungszeit auskommen musste. Ich hätte ganz oft viele Sachen gern noch einmal nachgeschlagen, aber ich hatte nie die Zeit, so dass ich jetzt kein bestimmtes Buch benennen könnte. Zudem gibt es eine Reihe von Dingen, von denen ich einmal gehört habe, bei denen ich herauszufinden versuchte, ob ich sie mir eingebildet habe oder ob sie stimmen und die dann schnell in so einer Folge gelandet sind. 
Es gibt natürlich Bücher, die ich toll finde. So war ich richtig gerührt von "Die Föderation", in dem sogar erklärt wurde, wie sich das Sternenflottendelta entwickelt hat. Einfach toll! Manchmal gleiten Bücher ja rasch in kitschige Sphären ab, es gibt zu viele Außerirdische oder wird zu kleinteilig. Das finde ich stets ein wenig schade.
K'olbasa: Du sprichst jetzt aber eher von den Heyne-Büchern, oder?
Benjamin: Ich hab das alles auf englisch gelesen. Von den neueren Büchern habe ich einige Titan-Romane und etwas vom DS9- und Voyager-Relaunch gelesen, aber auch das ist schon ewig her.
Turon47: Und wie ich gemerkt habe, fanden die Titan-Inhalte bei 'Raumschiff Eberswalde' keine Berücksichtigung...
Benjamin: Um Gottes Willen, nein!
K'olbasa: Hast Du auch Vanguard gelesen?
Benjamin: Ich habe es versucht. Aber nein...
K'olbasa: Mir sind einige deutliche Parallelen zwischen Vanguard und Eberswalde aufgefallen. Wenn man beide vulkanischen Hauptcharaktere betrachtet, könnte man den Eindruck gewinnen, dass Du Dich dadurch hast inspirieren lassen.
Benjamin: Da gibt es vielleicht einen anderen Ansatz. Als wir das alles begonnen haben, war noch jemand anderes mit dabei, der das eventuell gelesen haben könnte. Aber das kann ich nicht genau sagen. Auf seinen Ideen basiert aber die Figur der T'Val.
Turon47: Wer wäre bei der Entstehung der 'Eberswalde' noch zu nennen?
Benjamin: Ganz zu Anfang waren wir zu dritt. Neben mir war das eine Kollegin sowie jemand, den ich über das Internet gefunden habe. Die Idee zum Raumschiff-Eberswalde-Hörspiel entstand zwei Wochen vor Ausstellungsstart, weil wir uns sagten, dass es noch irgendein interaktives Element geben müsste, das dem Event etwas mehr Aufmerksamkeit verschafft als die kleine Schau im Eberswalder Stadtmuseum und größere Publikumskreise anspricht. Es gab also nicht viel Zeit. Eigentlich hatte ich genug mit der Ausstellung zu tun, eine Einladung zur FedCon und noch tausend weitere Sachen, um die ich mich hätte kümmern müssen. Also habe ich gegooglet, wer Fan Fiction und ähnliches schreibt und so um die zwölf Personen kontaktiert, die ich fragte, ob sie nicht Lust hätten, so etwas zu machen. In dem und dem Format; immer in der Länge; kurz: So wie es heute immer noch ist. Tatsächlich meldete sich eine Person zurück und wir trafen uns einmal. Er kam eigentlich gar nicht aus der Region, aber wir trafen uns und sprachen alles ab. Schließlich schrieb er etwa zwanzig Folgen, die wir anschließend am Stück aufnahmen und uns freuten, dass wir mit dem Material bis zum 27. Mai zurechtkommen würden. Doch die eigentliche Idee war, dass wir für jeden der Ausstellungstage eine Folge parat hätten, also insgesamt 144. Es fehlte als noch eine ganze Menge. Einen Tag vor Ultimo saßen wir also wieder zusammen und er schickte wieder etwas, das wir wieder aufnahmen. Durch diese Begleitumstände und vor allem die fehlende Zeit war es unheimlich schwierig, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Wie es in so kreativen Prozessen manchmal üblich war, schickte er alles meist recht kurzfristig zu uns und weil wir schlichtweg nicht auf diese Weise arbeiten konnten, wie er es tat, hat es sich etwa ab Folge fünfzig ergeben, dass wir begannen, alles selbst zu verfassen. Erst ab diesem Punkt wurde es zum größten Teil das, was ich geschrieben habe.

Turon47: Fühlst Du Dich also nicht als Teil der deutschen Fanfiction-Szene?
Benjamin: Überhaupt nicht. Ich lese auch keine Fanfiction. Es gibt so wahnsinnig viel und ich habe schon oft gehört, dass vieles davon gut ist, aber es ist auch wahnsinnig lang. Auch wenn es heute vielleicht arrogant klingt: Ich finde, dass es sich total schwer konsumieren lässt. Zum einen ist dort die Menge an Texten. Zwar gibt es Seiten, die das recht gut sortieren, doch für mich war es einfach nie einfach zu verstehen, wo jetzt Star Trek: Antares beginnt und wo der Spinoff von irgendetwas anderem anfängt. Erst neulich habe ich auch etwas ähnliches über uns gelesen. In einem Forum schrieb jemand, es würde jetzt die siebente Staffel und 400 Folgen geben – das könne er gar nicht alles hören. Dabei ist es ja eigentlich gar nicht so viel. Wenn man sich das am Stück anhört, sind es vielleicht zwölf Stunden. Ich denke, dass das eher konsumiert wird, als achtundzwanzig zusammenhängende Star-Trek-Geschichten. Das war auch einer der Gründe für uns, akustisch an die Sache heranzugehen. Zudem lag es nahe, da ich aus diesem Bereich komme.

Turon47: Wie wichtig war Berlin als Standort für Euer Projekt?
Benjamin: Wir haben es in Eberswalde aufgenommen. Berlin war absolut unerheblich für dieses Projekt. Es war ein Nebeneffekt, der sich jetzt gegen Ende ergeben hat, aber am Anfang spielte die Hauptstadt keine Rolle. Der einzige Zusammenhang, der mir einfallen würde, waren die beteiligten Sprecherkollegen. Das war es aber auch schon.

Turon47: Wie seid Ihr denn mit den Originalsprechern in Kontakt gekommen?
Benjamin: Das war tatsächlich großes Berufsglück. Als ich nach dem Abitur vor der Wahl stand, was ich jetzt mit meinem Leben machen würde, gab es für mich unter anderem die Option, in die Richtung Film oder Schauspiel zu gehen. Aber mit dem Wissen, dass diese Richtung schwieriger sein könnte, als zum Beispiel journalistisch zu arbeiten, habe ich mich anders entschieden, auch wenn die Neigung dazu blieb. Bei erster Gelegenheit habe ich mich um die Synchronsprechergeschichte bemüht und betreibe das seit mittlerweile sechs, sieben Jahren. Schließlich gab es dort irgendwann den logischen Moment, dass man auf Personen traf, deren Stimmen man aus dem Fernsehen kennt. Viele von Ihnen kannte ich, seit sie in den Booklets der Hörspielkassetten aufgeführt wurden. Das war ein sehr toller Moment und für mich auch wertvoller, als auf irgend eine Convention zu gehen und zum fünfhunderttausendsten mal irgend jemanden irgend etwas zu fragen. Deshalb waren diese Veranstaltungen für mich auch nie wirklich reizvoll, weil ich abgesehen von der tollen Stimmung den Aufwand nicht betreiben will. Natürlich fand ich es auch schade, dass es so etwas auch hier in Berlin gab – allerdings nicht mehr zu dem Zeitpunkt, an dem ich bereit war, zu so etwas zu gehen.
Davon abgesehen kam es dazu, dass wir alle im Atelier standen und uns unterhielten. Besser gesagt: Ich habe mal den und mal den auch auf dem Flur oder in der Kantine getroffen. Wenn man sich dann mag und miteinander arbeitet, ist das dann wie bei allen anderen Verhältnissen auch: Man redet miteinander und fragt auch mal nach und irgendwann sagt auch mal tatsächlich jemand zu. Das war aber keine Sache, die wir kalkuliert oder erwartet hätten. Schließlich spielt das Raumschiff Eberswalde viel später als alles, was wir kennen und sollte absichtlich nie mit all diesen Leuten zu tun haben. Bestenfalls war das eine Idee, aber definitiv kein Muss. Dann tauchte in der einhundertsten Folge Michael Pan als Data auf und wir waren völlig aus dem Häuschen, dass er das gemacht hat. Und das auch noch in dieser schrecklichen Geschichte! Ich freu mich immer noch, wenn Leute sagen, sie würden in der ersten Staffel irgend einen Sinn erkennen.



Turon47: Wie kam Deine Zusammenarbeit mit Treknews zustande?
Benjamin: Vor vier Jahren, als Treknews wirklich noch Deutschlands größte Star-Trek-Seite war, habe ich Daniel Räbiger eine Email geschickt und einfach gefragt. Das kostete ja auch ziemlich viel Geld und Technik, mit der ich mich nicht unbedingt auskenne. Er hat gleich 'ja' gesagt. Damals gab es ja auch noch nicht die Vielfalt, die es heute gibt. Mittlerweile hat wohl 'Trekzone' 'Treknews' überholt. Der Verlust an Dynamik ist schon ein wenig traurig.

K'olbasa: Mir geht es immer so, dass ich Synchronsprecher oft nur in einer Rolle wiedererkenne und in anderen geflissentlich überhöre. Wie machst Du das? Gibt es da Tricks, dass man bestimmten Figuren eine bestimmte Stimme gibt?
Benjamin: Bei Michael Pan zum Beispiel liegen auch zwanzig Jahre zwischen seinen Auftritten als Data und seinem Engagement bei den Popsplits. Er klingt bei uns auch anders als in der Serie, weil er inzwischen damit ganz anders damit umgeht. Bei der Arbeit als Synchronsprecher ist man von Leuten umgeben, die den Input zu der Rolle geben. Es gibt zum Beispiel die Geschichte, die Dir verrät, was der Charakter durchgemacht hat und wie er dadurch klingen könnte. Dann ist da der Regisseur, der Dir Hinweise und Tipps dazu gibt, wie Du die Figur anlegen sollst und dann gibt es auch natürliche Beschränkungen, die man ebenfalls nicht unterschätzen darf: Wie viel Zeit bleibt, um das auf deutsch zu sagen, was der Charakter da auf englisch sagt. Auch das beeinflusst ja eine Stimme in der Geschwindigkeit, in der gesprochen wird und die ganz anders ist, als das, was wir uns im normalen Leben erzählen.
Natürlich verstellen wir auch mal unsere Stimmen. Ich habe im vergangenen Jahr eine TomTom-Kampagne gemacht, bei der wohl nie jemand darauf kommen wird, dass ich das bin, weil wir die Stimme 'chargieren', wie wir es nennen. Zuweilen recht es, höher oder tiefer zu sprechen, um eine Rolle anders klingen zu lassen.

Turon47: Wie genau sah denn die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Synchronsprechern aus?
Benjamin: Weil man sich untereinander kennt und unter Kollegen auch gern einmal hilft, hat keiner von Ihnen Geld dafür genommen. Anders, als das in so mancher geschriebenen Fan-Fiction-Serie vielleicht ist, spielen die bekannten Figuren, wie man vielleicht merken kann, keine große Rolle. Daher traten die verschiedenen Sprecher nur auf, wenn es irgendwie passte. Da ist also niemand, der dreißig Minuten über ein Thema monologisiert. Keiner meiner Kollegen hat eine Hauptrolle innerhalb des Hörspiels inne. Viel eher handelt es sich um nette Nebenfiguren, was den Aufwand überschaubar hält. Aufgrund dieser beiden Tatsachen machten viele dankenswerter Weise mit, weshalb meine Devise auch lautet, es ihnen so einfach wie möglich zu machen: Wir gehen dorthin, wo sie sind und nehmen es auch dort auf. Ich finde, dass das etwas Lustiges ist, denn es gibt bei 'Raumschiff Eberswalde' dadurch natürlich auch eine Menge Dialoge, von denen nicht einer mit den beteiligten Sprechern in einem Raum aufgenommen wurde. Neulich zum Beispiel sogar auf der Toilette vom Konzerthaus hier am Gendarmenmarkt. Grausig, denn dort hallt es sehr stark. Das alles zusammenzubringen, ist manchmal etwas abenteuerlich, doch meiner Meinung nach schließlich zumindest so gut gelungen, dass man es nicht bemerkt, wenn man es nicht weiß. Gut, wir als Produzenten wissen das natürlich, aber man kann es immerhin überhören.
Dadurch, dass Synchronsprecher häufiger miteinander arbeiten, ergeben sich einfach Schnittmengen, einfach weil man sich vor oder nach einem Termin ohnehin ständig wiedersieht. Für Leute, die das tagtäglich machen, ist es auch kein größerer Aufwand. Man benötigt zwei oder drei Minuten, die entsprechenden Passagen einzusprechen und dann ist es auch schon wieder vorbei. Zudem gibt es die Tradition, dass jeder anschließend eine Wurst aus Eberswalde bekommt. Da erschließt sich wunderbar, wer Vegetarier ist und wer nicht...

Turon47: Gibt es eigentlich jemanden, mit dem die Zusammenarbeit nicht funktioniert hat?
Benjamin: Deshalb ist jetzt ja auch Schluss: Es gibt keinen mehr, den wir noch fragen könnten [lacht].
K'olbasa: Und ich dachte schon, weil es die siebente Staffel ist und so...
Benjamin: Ja auch deshalb...
Turon47: Ich dachte, weil Du zu wenig Zeit hast...
Benjamin: Auch. Irgendwann ist so eine Geschichte auch zu Ende erzählt und ich denke, dass dieser Punkt jetzt erreicht ist. Ich habe jetzt in den fünfhundertundeins Folgen alles gemacht, was ich mir vorgestellt habe und verwirklichen wollte. Jetzt muss erst einmal Zeit ins Land ziehen, in der zum Beispiel alle, den der Titel zu obskur war, es hören können. 
Turon47: Stichwort! 'Eberswalde' als Name für ein Schiff der Sovereign-Klasse...
Benjamin: Toll, oder? [lacht]
Turon47: Ganz große Klasse...
Benjamin: Das war doch logisch! Es gab die Ausstellung in Eberswalde – da war die Frage, wie das Schiff heißen soll, auch gleich mit beantwortet. Es hätte auch schlimmer kommen können, denn ursprünglich hieß der Held 'Rudolph Schmid'...
K'olbasa: Hätte ich persönlich besser gefunden...
Benjamin: Es gibt noch drei erste Folgen, die man irgendwo herunterladen kann, in denen er der Hauptcharakter ist. Sein Name geht auf einen bekannten Lokalhistoriker aus Eberswalde zurück. Wir haben uns damals im Trio allerdings nach zähem Ringen für 'Robert Thomas' entschieden. Das ist aber so ein 'Luschen'-Name. Gerade am Anfang ist er noch so ein Weichei und als dann in Folge 25 immer noch der Replikator kaputt war, dachte ich wirklich: 'Mensch Junge, bleib' im Bett!'.
K'olbasa: Heißt das, dass Du Dich nicht sehr mit der Rolle identifizierst?
Benjamin: Das ist natürlich alles nur ein Spaß und die Figur auch ein klein wenig Mittel zum Zweck. Alle Begegnungen und Abenteuer macht er nämlich nicht ganz freiwillig durch. Selbstverständlich ist in ihm auch ganz viel von mir drin, aber solche Szenen wie die mit Odo oder Spock sind aus dem Grund der schönste Moment, weil man diese Stimmen, die man seit Jahrzehnten in diesen bestimmten Rollen und Situationen kennt, dafür gewinnen konnte. Wenn man bei ihnen zu Hause sitzt, sie über die Textpassagen gehen und plötzlich jene Dialoge einsprechen, die man selbst verfasst hat, wird es plötzlich absurd – absurd schön.

Turon47: Du hast natürlich auch einige Exoten unter den Sprechern wie die Antenne-Brandenburg-Moderatorin Inka Gluschke, Dietmar Fürst, den pädagogischen Leiter der Archenhold-Sternwarte in Berlin oder den Morgenmagazin-Meteorologen Ben Wettervogel. Warum hast Du Dich ausgerechnet für diese Personen entschieden?
Benjamin: Es kann sich kaum jemand vorstellen, in welcher Not diese Folgen entstanden sind! Das alles sind sehr geschätzte Kollegen, die allesamt Star-Trek-Fans sind und deshalb daran mitarbeiteten. Es ist aber auch keine Übertreibung zu gestehen, dass viele Folgen am Vorabend der Veröffentlichung produziert wurden. Diese Momente gab es eher häufiger als selten. In der ersten Staffel haben wir uns des Öfteren gefragt, was wir morgen denn wohl mit wem machen werden. So wurde so ziemlich jeder verpflichtet, der fähig und in der Nähe war. Vielleicht nicht immer fähig... [lacht]
In der ersten Staffel gibt es eine Episode, in der ein Crewman namens Bartlett auftaucht. Das war ein unglaublich netter Mensch, der in einem Büro, in dem ich an diesem Abend war, geputzt hat. Also fragte ich ihn, ob er denn kurz Zeit hätte und so etwas machen würde und er hat sich überreden lassen...
Turon47: Vielleicht solltest Du einmal zum Verständnis beschreiben, wie eine typische Folge 'Raumschiff Eberswalde' entstanden ist!
Benjamin: Nun, in der ersten Staffel reichten die Planungen von Tag zu Tag. Damals waren wir schon froh, wenn wir fünf Folgen am Stück aufgenommen haben, denn die eigentliche Aufnahme dauerte nicht lange und ist auch nicht allzu schwer. Schwieriger war es da, sich alles auszudenken und die Story logisch voranzutreiben. Aus diesem Grund schlägt die Handlung gerade am Anfang noch so viele Haken.
K'olbasa: Bist Du dafür mit einem Aufnahmegerät herumgelaufen, hast es Leuten vor die Nase gehalten und sie ihren Satz sprechen lassen?
Benjamin: Ja. Genauere Anweisung konnte ich nicht geben, denn gerade bei Leuten, die keine professionellen Schauspieler sind, klingt es oft übertrieben, wenn man ihnen zuvor vorschlägt, es eine bestimmte Art und Weise einzusprechen. Da ist es oft besser, leichte Andeutungen zu machen und einfach die erste oder zweite Aufnahme zu verwenden, denn danach wissen sie oft auch nicht weiter und fabrizieren etwas, was eventuell zu extrem erscheint. In solchen Situationen denke ich mir aber auch immer, dass es authentisch ist, denn wenn es in einer bestimmten Situation wirkt, als ließe den Sprecher kalt, spricht eigentlich nichts dagegen, dass es vielleicht sogar so ist. Vielleicht stammt er sogar von einer außerirdischen Welt, in der man in derlei Fällen anders reagiert.
Die erste Staffel war also bereits in ihrer gesamten Zusammenstellung abenteuerlich, weshalb es mitunter lange Strecken, wie zum Beispiel mit der 'anderen' T'Val gab. Das war eine Freundin von mir, die Sprecherin ist und zufällig Zeit hatte. Also haben wir 25 Folgen am Stück geschrieben und damit sind wir fast einen Monat über die Runden gekommen.
Daran war die siebente Staffel dann angelehnt. Ich fand es zu Beginn lustig, Logbucheinträge zu verwenden. Doch irgendwann kommt man davon weg, weil sich alles zu sehr ähnelt und man nicht jeden Tag diesen Sternzeitmist ertragen kann. Obwohl es dahingehend wiederum lustig war, dass es Personen gab, die im Treknews-Forum die Sternzeiten miteinander verglichen haben und feststellten, dass die überhaupt nicht gestimmt haben. So haben wir vieles erlebt, was auch echte Produktionen an Zwängen, Fehlern und Einschränkungen ertragen müssen: Denen fehlte ebenso die Zeit! Man muss ja irgendetwas produzieren, während man die Schauspieler, die Sets und das Produktionsteam vor Ort hat. So ging es uns auch.
Die anderen Staffeln waren nach den Erfahrungen mit der ersten geplanter und weniger knapp, so dass wir rechtzeitig zum Adventskalenderstart am 30. November mit allen Folgen fertig waren. Es ist dann echt entspannend zu wissen, dass jeden Tag Folgen erscheinen, ohne dass man sich weiter darum kümmern muss. Bei der siebenten Staffel haben wir sogar vor einem Jahr die ersten hundert Folgen aufgenommen. Danach folgten Schritte in Zwanziger und Dreißiger-Abständen; je nachdem, wie viel Zeit die beteiligten Personen hatten. Jetzt, wo der Filmstart vorverlegt wurde, konnten viele Leute nicht, weswegen nur noch eine finale Episode produziert wurde.

Turon47: Wir gelang es Dir eigentlich, Siegmund Jähn für das Projekt zu gewinnen?
Benjamin: Das war eine schöne Überschneidung mit meiner journalistischen Tätigkeit. Ich wurde gefragt, ob ich einen Abend mit Siegmund Jähn moderieren möchte und habe 'ja' gesagt. Anschließend haben wir uns dort getroffen, uns einen Abend lang sehr nett unterhalten und nachdem ich ihn zuvor schon gefragt hatte, ob er daran mitarbeiten würde, hat er es gemacht.

Turon47: Mit der fünften Staffel bist Du aus dem üblichen Rahmen herausgebrochen und hast Dich auf das Holodeck begeben. War die Arbeit an dieser Staffel ebenso nervenaufreibend wie die anden übrigen Staffeln?
Benjamin: Das war zum 45. Jubiläum Star Treks angedacht. Diese Folgen spielen auch alle zwischen dem Geburtstag Gene Roddenberrys und dem Jahrestag der Star-Trek-TV-Premiere. Es gab nie einen Plan, das alles in eine passendere Handlung einzubetten: Nach dem Vorbild der Popsplits wollten wir die Geschichte des Franchise erzählen. Nun sind die Popsplits ja ziemlich kurz; unsere Folgen hingegen recht lang. Das war recht aufwändig und in diesen Folgen stecken auch die Inhalte vieler Bücher. Es gibt nämlich so verdammt viele Dinge, die wir alle wissen, aber kaum eine Ahnung haben, wo sie niedergeschrieben zu finden sind. Schaut man anschließend nach, findet man plötzlich drei oder vier verschiedene Dinge und auf einmal sucht man danach, wo es zuerst zu lesen war. Oder wer es gesagt hat. Oder wo etwas ganz anderes steht. Aus der Sicht war es fast schwieriger, als sich irgendetwas auszudenken, da ja alles stimmen sollte und musste.

Turon47: Woher stammen die vielen kleinen Hintergrundinformationen, wie etwa über den vulkanischen Monat 'Tasmeen', die man immer wieder in die Geschichten eingeflochten findet? Ist das Wissen darum ein Resultat Deines jahrelangen Star-Trek-Konsums?
Benjamin: Alles steht in den Büchern und wenn man weiß, dass es vulkanische Monatsbezeichnungen gibt, kann man danach suchen. Den 'Tasmeen' haben wir aufgenommen, weil ich diese Zeichentrickfolge 'Das Zeitportal' sehr schön finde. Natürlich prüfe ich jeden dieser Begriffe nach, bevor ich ihn verwende. Allerdings nicht auf Memory Alpha, denn das dauert in meinen Augen zu lange. Man muss schon vorher eine Idee haben, schauen ob sie passt und es danach verifizieren. Nichtsdestotrotz finde ich es großartig, dass es all diese Seiten gibt, die selbst den Inhalt von Büchern erfassen.

Turon47: Die Stadt Eberswalde hat Euch ja bereits bei der Bereitstellung von Ausstellungräumen tatkräftig unterstützt. Wie kam es dazu?
Benjamin: Es waren ja nicht nur Ausstellungsräume, sondern sogar das ältesten Gebäude der Stadt! Ich fand es toll, in dieser Apotheke meinen ganzen Exponate zeigen zu können. Am besten fand ich persönlich das begehbare Sonnensystem. Ich habe Wochen darüber nachgedacht, wie man so etwas realistisch darstellen könnte, ohne etwas zu schaffen, dass drei Kilometer groß sein würde. Als ich auf die Idee kam, das über die Abstände der Treppenstufen zu machen, war ich begeistert. Ich weiß gar nicht, ob es den Leuten aufgefallen ist, aber selbst die Sonne war im richtigen Verhältnis zu den Planeten.
Die Zusammenarbeit war so ähnlich, wie es später noch einmal mit dem Podcast zustande kam: Eine realtive freundliche, aber naive Email an das Heimatmuseum. Ich habe ihnen erklärt, welche Bedeutung das Jahr 2009 für Star-Trek-Fans hätte: Das 45-jährige Jubiläum, der neue Film, die Mondlandung und die pädagogisch wertvolle Idee, einen Blick auf das Eberswalde der Zukunft werfen zu können. Die fanden die Idee wider Erwarten gut und sagten 'Ja, machen wir!'. Es blieb allerdings nur noch der Beginn des Jahres 2009, um alles zu organisieren. Viele Sachen waren unglaublich knapp. So gab es zum Beispiel zur Ausstellungseröffnung noch gar keine Beschriftungstafeln an den Objekten, weil uns die Zeit dafür gefehlt hat. Man kann so eine Ausstellung nämlich gut und gern ein halbes Jahr vorbereiten, ohne dass man sich eine Sekunde langweilt. 


Turon47: Wo wir schon beim Thema sind: Warst Du auch auf der Star-Trek-Ausstellung in Babelsberg?
Benjamin: Kurz bevor sie vorzeitig geschlossen wurde, war auch ich da. Ich finde es aber immer wieder schade, wenn man eine so große Marke hat, die den Fans so vieles bieten kann und diese Ausstellungen gefühlt gar nichts aus diesem Potential abschöpfen können. Man bekam den Eindruck, dass da nach dem Motto 'Friss oder stirb' Container mit Sachen aufgestellt wurden. Das ist schade, denn mir fehlte dabei die Magie des Ganzen. Da standen die Kostüme nebeneinander, dann kam ein Flur und dann die Brücke. Obwohl das alles für sich genommen tolle Sachen waren, hat sich in diesem Moment nichts von dem übertragen, was man erwartet hätte.
K'olbasa: Gab es in Deiner Ausstellung eigentlich auch Originalrequisiten zu sehen?
Benjamin: Ja, Die Masken. Ich habe sie bei Ebay erworben, allerdings weiß ich nicht mehr, wie viel ich dafür ausgegeben habe.
K'olbasa: Gibt es eine Möglichkeit, die Ausstellung noch einmal zu sehen?
Benjamin: Seit 2010 haben wir mehrfach versucht, unsere Ausstellung über Eberswalde und Morgenröthe-Rauthenkranz hinaus unterzubringen. Das hat leider nicht funktioniert, weil den Leuten das entweder zu profan war oder sie den Anlass nicht sahen. Manche fragten sogar, was man nach der größeren Ausstellung in Babelsberg mit meiner Ausstellung anfangen soll. Der einzige Ort, an dem das also ungezwungen stattfinden kann, ist daher mein Zuhause. Zum Glück ist meine Familie über Jahre hinweg mit diesem Thema sozialisiert worden, weshalb das alles für sie nicht ganz überraschend kommt.
Mir ging es tatsächlich so, dass die einzelnen Exponate seit zwei Jahren herumstanden und ich mich fragte, was das eigentlich soll. Ich konnte sie nicht gut sehen und niemand anderes hatte etwas davon. Stattdessen stapelte sich alles in irgendwelchen Kisten. Also habe ich beschlossen, eine kleine Abschlussausstellung auf die Beine zu stellen, die zwischen die Kinofilme und das Ende von 'Raumschiff Eberswalde' eingebettet liegt. Jeder, der sich vorher per Email anmeldet, kann sich diese mit 17,01m² kleinste Star-Trek-Schau Deutschlands ansehen.
Turon47: Warum hat das mit der Apotheke nicht noch einmal funktioniert?
Benjamin: Weil ich eine Lösung haben wollte, die auch von Dauer ist. Die Vorstellung, alles in drei oder sechs Monaten wieder auf und abzubauen, lag mir nicht sonderlich. Solange wir auf diese Mini-Ausstellung Lust haben, kann die auch an ihrem jetzigen Ort bleiben.
Allerdings habe ich auch versucht, mich auf das Zeigenswerte zu beschränken. Kein Mensch will tausende Actionfiguren sehen, denn das wird einfach zu viel. Wenn aber an einer Action-Figur exemplarisch festmachen kann, was es überhaupt alles gibt, dann ist das völlig ausreichend. Aus diesem Grund ist der Tenor dieser Ausstellung, dass ich dort alles präsentiere, was mir wichtig und was auch wirklich präsentierbar ist. Den Rest habe ich rigoros aussortiert. 
Beispielsweise hatte ich ein großes und schönes Modell der NX-01, doch solch ein sperriges Teil ist auf der begrenzten Fläche auch einfach kontraproduktiv, denn es kann nur eine Enterprise in dieser Größe untergebracht werden: Die allererste. Wenn dann die andere daneben steht, passt das auch gar nicht mehr. Daneben war es auch irgendwie befreiend, plötzlich wieder die Wände zu sehen und die ganzen Kisten rauszuräumen. Für mein Empfinden ist das, was übrig blieb, eine tolle Auswahl, die auch gelungen präsentiert werden kann.  
Das beste daran ist dann das Gefühl, jemanden damit zu erreichen. In der vorherigen Ausstellung war ein Generationen übergreifendes Publikum zu Besuch und wenn die dann vor dem Modell eines Phasers stehen und darüber erzählen, mag sich das vielleicht kitschig anhören, doch es ist einfach wunderschön. Definitiv schöner, als würden die Sachen nur in einer Kiste herumliegen.

Turon47: Hast Du eigentlich einen Überblick, wie viele Leute Deine letzte Star-Trek-Ausstellung in Eberswalde angesehen haben?
Benjamin: Für Eberswalde gibt es leider keine verlässlichen Zahlen, aber die damalige Ausstellung war ja anschließend noch in der Deutschen Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz und die haben mir eine Zahl schicken können: Rund fünfzigtausend. Ohnehin kann ich einen Besuch in dieser wirklich schönen Gegend nur empfehlen.



Turon47: Hast Du Dir für 'Raumschiff Eberswalde' das Konzept alternativer Zeitlinien eigentlich bei J.J. Abrams abgeguckt?
Benjamin: Es basiert eigentlich alles auf dem letzten Kinofilm. Der war unser Ausgangspunkt. Als der Film erschien und wir ihn alle zum ersten mal sahen, waren die ersten Folgen bereits aufgenommen. Da konnten wir also nicht mehr eingreifen, doch zum Glück waren sie ohnehin nicht sehr spezifisch. Die Idee, dass das Raumschiff Eberswalde in der Zukunft des Abramsverse unterwegs ist, kommt erst in der zweiten Staffel zum Tragen und wird von da an rückwirkend über alles andere gestülpt [lacht].
Von der Sache fand ich es sehr spannend, denn wir kennen ja die ganzen Romane, die Star Trek in der normalen Zeitlinie vorantreiben. Für die andere Zeitlinie gibt es hingegen noch keine Vision. Aus dieser Warte betrachtet ist das Spielfeld groß: Man kann die Titan-Romane ignorieren und Tasha Yar lebt noch.

Turon47: Warum genau gab es eigentlich diesen lange Pause vor der letzten Episode?
Benjamin: Die Folgen liefen bis zum siebenten Februar. Die Dramaturgie richtete sich in erster Linie daran aus, wann die Leute Zeit hatten, die ich gern dabei haben wollte. An einem bestimmten Punkt sollte eine spezielle Figur in einer speziellen Funktion auftauchen. Eine meiner Kolleginnen sicherte mir zu, dabei mitzumachen. Zwei Tage zuvor musste ich erfahren, dass sie nicht teilnehmen konnte. Ich wusste aber, dass ich spätestens am dritten Tag die Folge veröffentlichen musste. Also haben wir es irgendwie anders gemacht, so dass die Szene auch so funktioniert hat. Daher war die Figur plötzlich nicht mehr weiblich, sondern männlich; in einer alternativen Zeitlinie kann man so etwas ja machen. Am fünften Tag rief besagte Kollegin aber plötzlich an und hatte ab sofort Zeit, die Rolle einzusprechen. Zum Glück gibt es das Spiegeluniversum! Also ist sie im Abramsverse ein Mann, aber im Spiegeluniversum wieder eine Frau. Da überlegt man dann natürlich, was man jetzt sinnvolles schreiben könnte, das irgendwie mit dieser Entwicklung in Einklang zu bringen ist.

Turon47: Was erwartet den Hörer in der letzten Folge 'Raumschiff Eberswalde'?
Benjamin: Die ursprüngliche Idee der siebenten Staffel war eigentlich, ein Hörspielcountdown zum neuen Film zu schaffen. Das ist aus verschiedenen Gründen ins Stocken geraten, weswegen wir hundert Folgen vor dem Ziel, bei Nummer 265 stecken geblieben sind. Im Endeffekt glaube ich allerdings, dass das egal ist, denn der durchschnittliche 'Raumschiff Eberswalde'-Hörer ist jemand langfristiges oder eine Person, die das Ganze erst in Zukunft entdecken wird. Daher ist es ihm wurscht, ob wir jetzt noch hundert oder eine Episode produzieren.
Es gab natürlich eine Idee für die einhundert Folgen, die nun auf diese eine komprimiert wurde, deren Umfang in etwa zwanzig Minuten beträgt. Den Hörer erwartet dann natürlich der Abschluss von allem. Momentan sind wir ja gerade im Spiegeluniversum verhaftet...
Bei iTunes schrieb vor kurzem jemand, dass er die Geschichten sehr ansprechend und vor allem für Star-Trek-Verhältnisse glaubwürdig findet [lacht]. Diese Glaubwürdigkeit testen wir in der letzten Episode noch einmal, weil wir vom Zufall profitieren, dass wir durch die alternative Zeitlinie und das Spiegeluniversum Personen auftauchen lassen, die man aus anderen Konstellationen kennt.  Es gibt sogar eine wichtige Figur, die bislang noch keine große Rolle spielte und in dieser letzten Folge auftauchen wird.

Turon47. Wo wir gerade am Gendarmenmarkt sitzen: Wo befindet sich Deiner Meinung nach in Zukunft die vulkanische Botschaft, die in dem Hörspiel zeitweise eine wichtige Rolle spielt?
Benjamin: Das hat noch keiner gefragt [lacht].
Turon47: Deshalb sind wir hier...
Benjamin: Wo ist die vulkanische Botschaft... Wahrscheinlich irgendwo im Tiergarten. Ich glaube nicht, dass der das so unbebaut ins vierundzwanzigste Jahrhundert schafft. Die Frage ist natürlich, ob wir dann noch eine amerikanische Botschaft benötigen.
K'olbasa: Du hast jetzt die Möglichkeit, die vulkanische Botschaft genau zu verorten...
Benjamin: Gut, dann das Gebäude, dass gegenüber vom Adlon liegt.

Turon47: Und was war neben Robert Thomas Deine bislang bekannteste Synchronrolle?
Benjamin: Das war recht witzig. In einem Werbespot für adidas habe ich Lukas Podolski eingesprochen.
K'olbasa: Du synchronisierst Lukas Podolski?
Turon47: Also dass das nötig ist, habe ich schon gesehen. Er spricht wie er denkt...
Benjamin: Das hatte allerdings inhaltliche Gründe. Zur vorletzten EM hat adidas ein neues Trikot präsentiert und es gab eine Kampagne, bei der normale Leute in einem Park augenscheinlich gegen die Nationalmannschaft Fußball spielten. Irgendwann ist das Spiel zu Ende und es tritt eine Mutti mit Kind an den Spielfeldrand und sagt 'Florian! Florian!'. Lukas ist zu sehen, schaut nach irgendetwas, während sie ruft 'Wir müssen los!'. Als er sein T-Shirt auszieht, kommt Tim zum Vorschein. Deshalb ergab es auch inhaltlich Sinn, dass der Herr Podolski nicht wie Herr Podolski klingt. Ich hätte es nie gedacht, aber das haben tatsächlich Leute erkannt. 



Turon47: Was ist schwieriger: Schauspielern oder Synchronsprechen?
Benjamin: Das kann man gar nicht so einfach sagen. Ich finde schon, dass Synchronsprechen schwierig ist. Es macht natürlich Spaß, aber wenn ich es für jemanden beschreiben müsste, der mit dem Gedanken spielt, so etwas ebenfalls zu machen, muss ich sagen, dass es eben schwierig ist. Schwierig, überhaupt dort hinein zu gelangen. Schwierig, weil der Zeitdruck so groß ist und man in sehr kurzer Zeit sehr viel leisten muss. Wenn man ins Kino geht, kann man sich das sicherlich kaum vorstellen. Schwierig ist auch die ganze Vorbereitung.
Normalerweise läuft es so ab, dass man für eine bestimmte Zeit gebucht wird und man weiß oft noch nicht einmal, was für eine Produktion dort überhaupt synchronisiert wird. Das erfährt man erst, wenn man zum Termin am vereinbarten Ort eintrifft. Dann kann es passieren, dass man vierzig, sechzig oder gar zweihundert Takes hat. Man geht ins Atelier und redet mit den Menschen, die für die Produktion zuständig sind, wie dem Tonmeister, dem Regisseur oder die Cutterin. Dann tritt man mit der Dispo und dem Buch ans Pult, schlägt die erste Seite auf und fliegt über den dazugehörigen Text. Man sieht sich kurz die eigentliche Szene an. Manchmal handelt es sich um eine kleinere Spracheinheit; manchmal ein Satz, manchmal ein Halbsatz oder manchmal auch drei Sätze, wenn sie im Off sind. Wenn man es einmal im Original gesehen hat, kann man es vielleicht noch einmal sehen, wenn man sich sehr unsicher ist, ansonsten bedeutet das nächste Mal ansehen auch gleich die Aufnahme der deutschen Sprachspur. Wenn es gut war, geht es dann auch gleich weiter. Das geht also alles sehr schnell und es muss in kürzester Zeit sehr viel passieren, denn in dem Buch stehen neben dem Text andere Anweisungen wie Konter, On, Off, Anatmer, Pause, Zögerer und am Ende vielleicht noch irgendein Schmatzlaut. Das alles muss man erst einmal verinnerlichen und nebenbei auch noch den Text merken, da man bei Sprechen nicht ständig ins Buch sehen kann, sondern nach vorn schauen sollte. Dann kommen auch noch Anweisungen vom Cutter, der Dich bittet hinten etwas kürzer oder vorn etwas breiter zu sprechen. Ab und zu merken sie auch an, dass zum Beispiel der Atmer zu früh oder zu spät war. Oder der Regisseur ist der Meinung, dass das Spiel am Anfang gut, gegen Ende jedoch schlechter war. Vielleicht möchte er auch, dass man mit der Stimme ein wenig hoch oder runter geht. Dann kann auch noch der Tonmeister einwerfen, dass man beim Laut am Ende nicht so stark ins Mikrofon pusten soll. Und schon kommt der Take nochmal!
Abgesehen davon benötigt man einen langen Atem, bis man davon tatsächlich leben kann.

K'olbasa und Turon47: Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview!
Benjamin: Ich danke ebenfalls.

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Wer mehr über das 'Raumschiff Eberswalde' erfahren möchte, kann sich auf der offiziellen Seite die Hörspiele kostenlos herunterladen. Mehr zu Benjamin Stöwe findet man auf seiner persönlichen Website. Wer sich die kleinste Star-Trek-Ausstellung Deutschlands in Eberswalde ansehen möchte, muss sich unter captain[add]raumschiff-eberswalde.de vorher anmelden.

Samstag, 27. April 2013

"Die Pläne für ein eigenes Star-Trek-Origami-Buch liegen schon in der Schublade"

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.

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Die Tafelrundenmitglieder Kalami und Turon47 trafen sich im Rahmen der Interviewreihe „Star Trek in Berlin und Brandenburg“ mit Kostja, dem Star-Trek-Origamisten von Starigami. Der 40jährige Software-Entwickler, der in Kiew geboren wurde und in Berlin arbeitet, lud die beiden nach Stahnsdorf in seine eigenen vier Wände ein, und sprach über seine Modelle, gute, alte Computerspiele und warum er immer einschläft, wenn Phlox auf dem Bildschirm erscheint. 

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Turon47:Wie bist Du zu Star Trek gekommen?
Kostja: Eine der ersten Serien, die ich gesehen habe, nachdem wir nach Deutschland übergesiedelt sind, war die Originalserie. TNG gab es damals glaube ich noch gar nicht. Allerdings schaute ich mir diese Serie an, ohne die Sprache richtig zu verstehen. Doch irgendwann – ich weiß gar nicht genau, ab wann ich alles mitbekam - begann ich langsam, mehr und mehr folgen zu können. Aber von Anfang an fand ich die Serie faszinierend. Als dann TNG herauskam, dachte ich 'Nein, das ist nicht das Wahre.' Natürlich war auch Data auf Logik bedacht, doch er war einfach nicht Spock. Wobei der Gegensatz mit der Zeit immer interessanter für mich wurde: Spock war jemand, der seine menschliche Hälfte verneinte, während sich der Android Data bemühte, menschlicher zu werden. Und so gefiel mir irgendwann TNG auch. Man muss aber auch dazu sagen, dass die erste Staffel schon hart war. Was ich an der alten Serie noch bedingungslos akzeptiert habe, wie etwa die Pappmachékulissen, war mir für die neue Serie zu billig.
Kalami: Und welche Serie magst Du heute am meisten?
Kostja: Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich mag sie alle. Vielleicht nicht alle Folgen. Aber selbst das ist in einigen Serien stärker ausgeprägt, als in anderen. In Voyager zum Beispiel stärker, obwohl es auch dort einige sehr gute Folgen gibt. Ebenso verhält es sich meiner Ansicht nach bei TNG. Nur bei der klassischen Serie mag ich fast jede Folge.

Turon47: Was hältst Du von der Star-Trek-Neuauflage J.J. Abrams'?
Kostja: Ich persönlich fand den ersten Film schön! Es ist vielleicht nicht der typische Star-Trek-Film, aber im Gegensatz zu allen vorangegangenen Star-Trek-Filmen gab es in diesem Fall auch keine Serie, die den Zuschauer auf diesen Kinogang vorbereitet hat. Selbst wenn ich mir natürlich eine solche Prequel-Serie für die Zukunft wünschen würde, denn Star Trek benötigt das längerfristige Fernsehkonzept. Aus diesem Grund fand ich ja auch Enterprise so interessant.
Turon47: Warum ausgerechnet Enterprise?  
Kostja: Weil der Handlungsrahmen hundert Jahre vor Kirk angesetzt war. In der klassischen Serie gab es die bereits erwähnten Pappmachékulissen, und obwohl wir die wir bereits im 21. Jahrhundert leben, in dem der technische Standard längst höhere Maßstäbe verwendet, musste die Serie glaubhaft einer Epoche entsprechen, die noch vor TOS stattfindet. Das fand ich durchaus gelungen. Die Platzverhältnisse auf der NX-01 wirkten stets wie auf einem U-Boot. Das hatte einen gewissen primitiven Charme.

Turon47:Wie sieht es eigentlich mit Star-Trek-Computerspielen aus?
Kostja: Um es gleich zu sagen: Star Trek Online habe ich nie gespielt. Ich kann mich zunächst mit der Grundidee von Spielen wie World of Warcraft, für die man sich online einloggen muss, nicht anfreunden. Ich spiele lieber für mich allein oder mit Freunden. Aber natürlich gab es auch ein Spiel, das ich nächtelang durchgezockt habe: Birth of the Federation.
Ein wunderbares Spiel mit primitiver Grafik. Rundenbasiert! Man hat sich abends davorgesetzt, ein paar von diesen Runden gespielt – und plötzlich war es Morgen!
Ähnlich ging es mir mit Armada. Es gab einfach Spiele, die es verstanden, durch ihr Konzept mitreißend zu wirken. Zum Beispiel die allererste Version von Civilisation: Pixelgrafik! Nicht einmal polygon! Rundenbasiert! Und auch hier hat man sich abends davorgesetzt, bis plötzlich die Sonne aufging.

Turon47: Wenn Du Dir über alle Serien hinweg die storytragenden Raumschiffe ansiehst, hast Du da einen bestimmten Favoriten?
Kostja: Also die Voyager gefällt mir weniger – die sieht einfach nur aus wie ein aufgeblasener Frosch. Aber von den Enterprise-Modellen gefällt mir eigentlich die NX-01 am besten.
Turon47: Aber ist die nicht eindeutig eine Adaption der Akira-Klasse?
Kostja: Ich weiß, aber es ist ohnehin schwer, sich für einen Favoriten entscheiden zu müssen. Natürlich ist auch der Constitution-Refit aus den ersten sechs Kinofilmen toll. Sie ist wie die Constitution-Klasse aus der Originalserie, nur etwas aufgestylter. Die Enterprise-B gefällt mir bereits weniger. Wenn ich ein Lieblingsmodell benennen müsste, so wäre es keines dieser Mainstream-Schiffe, sondern der romulanische Warbird der D'deridex-Klasse. Deren Design ist mit Abstand das herausragendste von allen. Unter den Enterprise-Schiffsklassen fand ich übrigens sogar die Enterprise J trotz ihrer Größe sehr schön, denn sie hat in meinen Augen durchaus etwas romulanisches.
 
Turon47: Hast Du Dich bei so viel Begeisterung für Schiffsdesigns eigentlich jemals für Modellbau interessiert?
Kostja: Ja! Eigentlich fasziniert mich seit Kindertagen alles was fliegt. Flugzeugmodelle aus dem Zweiten Weltkrieg fand ich daher schon immer spannend. Ich habe bei mir auf dem Dachboden noch mehrere selbstgebaute Modelle, die unter verschiedenen Umzügen und Renovierungsarbeiten jedoch arg gelitten haben. Leider finde ich im Moment nicht die Zeit, sie zu reparieren. Star-Trek-Modelle habe ich aber nie gebaut. Dafür habe ich ja nun Origami [lacht]. Es ist aber auch nicht so, dass es mich nicht interessieren würde. Ich habe durchaus ansprechende Modelle als Bausatz oder Papier-Kits gesehen, doch wenn ich irgendwo lese, wie viel Zeit man dafür benötigt, sie zu bauen, muss ich mir eingestehen, dass mir die Zeit dafür einfach fehlt. Ich habe drei Kinder und gar nicht die Möglichkeit, mich mehrere Stunden hinzusetzen und meine spärliche gesäten freien Momente für aufwändige Modelle zu verschenken. Das ist auch einer der Gründe für mich selbst, meine Origami-Modelle so schlicht und einfach zu halten, dass sie für Einsteiger genauso geeignet sind wie für jemanden, der sie unterwegs fertigstellt. Meinen Bird-of-Prey könnte ich sogar während einer Autofahrt nebenbei falten...

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Kalami:Seit wann faltest Du eigentlich Origami?
Kostja: Meine ersten Origami-Erfahrungen habe ich im Kindergarten gesammelt. Damals hat uns die Erzieherin vergleichsweise einfache Modelle wie Schiffe, Papierflieger oder Frösche gezeigt. In der Schule kamen neben weiteren Flugzeugen auch Knalltüten dazu. Dabei blieb es allerdings für lange Zeit. Irgendwann habe ich auch mal den traditionellen Kranich erlernt, aber dann für eine lange Zeit gar nicht mehr gefaltet. Daraus wurden immerhin zwanzig, wenn nicht sogar dreißig Jahre.
Schließlich hatte ich irgendwann auf Arbeit ein paar sehr langweilige Aufgaben zugewiesen bekommen. Ohne näher ins Detail zu gehen: An unseren alten Bildsystemen mussten Anpassungen vollzogen werden. Anschließend musste man das Programm starten und dann schauen, inwiefern die Änderungen so funktionierten. Dabei gab es üblicherweise Wartezeiten von über einer halben Stunde. In dieser betätigungsfreien Zeit, habe ich wieder begonnen, Kraniche aber auch andere Sachen zu falten. Dann kam mir die Idee, auch meinen Sohn für Origami zu begeistern. Allerdings interessierten ihn Modelle wie der springende Frosch überhaupt nicht und er fragte mich, ob ich ihm nicht etwas aus dem Star-Wars-Universum basteln könnte. So versuchte ich mich an einem X-Wing. 'Klar', dachte ich, 'das ist gar kein Problem!' Ich recherchierte im Internet und fand eine wunderbar leichte Anleitung von Philip Schulz – so leicht, dass ich sie nicht einmal genau gelesen habe. 


 

Ohne auch nur eine Ahnung zu haben, was eine Frosch-Basis ist, hielt ich es für die sehr ähnlich aussehende Vogel-Basis. Dadurch hatte mein X-Wing aber anstelle der üblichen vier Flügel lediglich zwei. Ich probierte daran herum und fragte mich schließlich irgendwann, was passieren würde, wenn ich die Geschütze nach unten biege. Wenn ich zusätzlich die Nase etwas verformte, sah das Ganze plötzlich aus wie ein klingonischer Bird-of-Prey! Natürlich waren die kleinen Details, die man am aktuellen Modell findet, noch nicht vorhanden. Das hatte recht gut funktioniert, doch später wurde es mir zu langweilig. Ich hatte nur ein Modell und benötigt nun einen würdigen Gegner für diesen Kreuzer. Selbstverständlich konnte das nur ein Föderationsraumschiff sein. Anfangs wusste ich noch nicht genau, welcher Klasse es angehören sollte, sondern nur, dass es eine Untertassensektion haben würde. Da die Vogel-Basis meine Lieblingsgrundform war, hoffte ich, daraus die USS Enterprise NCC-1701-E oder eine Voyager erschaffen zu können. Irgendwann werde ich diese Schiffe auch sicher einmal entwerfen, doch damals gelang mir das noch nicht. Ich versuchte also, die eine entsprechende Maschinenraumsektion aus der Vogel-Basis zu falten, doch statt dessen gelang es mir mit ein paar simplen Faltungen etwas zu kreieren, dass einer Miranda-Klasse erstaunlich ähnlich sah. Alles was dem Schiff fehlte, war die charakteristische Waffenphalanx. Sie erinnerte eher an die USS Lantree, die USS Saratoga oder die nicht im offiziellen Kanon erwähnte Knox-Klasse. Zu diesem Zeitpunkt war ich aber mit dem Endergebnis durchaus zufrieden, denn es hatte einen hohen Wiedererkennungswert.
Das waren meine ersten beiden selbst entwickelten Modelle. Mein drittes war die Constellation-Klasse. Es war auf Dauer recht einseitig geworden, immer die selbe Grundform zu verwenden und deshalb probierte ich es mit einer Annäherung an die Frosch-Basis, denn die erlaubte es mir, gleich vier Warpgondeln an eine Untertassensektion zu installieren.
Mein viertes Modell, einen klingonischen Kreuzer der D7-Klasse, konzipierte ich in der Elternzeit. Hier beging ich den Fehler, mir im Vorfeld keine Bilder anzusehen, da ich glaubte, genau zu wissen, wie ein solches Schiff ungefähr auszusehen hat. In seiner Front hat er eine rundliche Sektion, die etwas in die Breite geht. Das war aber auch schon alles, was meine Interpretation mit einem klingonischen Schlachtkreuzer gemeinsam hatte. Später gelang es mir allerdings, auch dieses Modell angemessen zu gestalten.
 
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Das finale Ergebnis

Kalami: Deine Modelle entstehen also vorrangig durch Ausprobieren?
Kostja: Teils durch Probieren, teils durch Zeichnen. Mein fünftes Modell, der romulanische Bird-of-Prey aus der Originalserie war vergleichsweise einfach und orientierte sich an Erfahrungen, die ich zuvor gesammelt habe. Eine Vogel-Basis mit einer halben Untertassensektion und zwei Warpgondeln gelang mir nach kurzem Falten recht zügig. Ich hatte mir allerdings zuvor überlegt, dass ich ja genau weiß, wie ich es zu falten habe und zeichnete mir daher das Schiff auf. Dann legte ich die Vogel-Basis darüber und überlegte, welcher Teil zu welchem Ergebnis führen sollte.
Die Defiant war sogar eines der ersten Schiffe, bei denen ich mir von Beginn an vornahm, nicht durch langwieriges Improvisieren ans Ziel zu gelangen, sondern durch genaue Planung. Sämtliche Faltschritte hatte ich bereits im Hinterkopf und auch wenn ich zwei oder drei Anläufe benötigte, um die korrekten Formen und Proportionen zu erhalten, blieb es auch im Großen und Ganzen dabei. Zuvor hatte ich im Internet recherchiert, ob es ein entsprechendes Origami-Modell bereits gibt und habe auch verschiedene Bilder dazu gefunden. Ich fand jedoch, dass man darin oft nur den Deep-Space-Nine-Gleiter erkannt hat, weil der Name zufällig darunter stand.
Gerade die Detailarmut der Modelle hat mich dazu angespornt, Features wie das abgerundete Brückenmodul herauszuarbeiten. Nachdem ich fertig war, habe ich schließlich das Modell noch einmal auseinandergenommen und Texturen für Oberflächenbemalungen hinzugefügt. Als ich dieses Modell einem Kollegen auf Arbeit zeigte, stachelte er mich dazu an, auch meinem ersten eigenen Schiff, dem Bird-of-Prey solche Texturen zu verleihen. Sofort hat er mich mit Materialien ausgestattet, die das klingonische Flugobjekt aus verschiedenen Blickwinkeln zeigte. Es war aber ungleich schwieriger, dieses Konzept auf solch ein Modell zu übertragen, denn die einzelnen Faltungen sind streckenweise so gegensätzlich, dass es eine echte Herausforderung darstellte.

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Turon47: Wie findest Du als berufstätiger dreifacher Familienvater überhaupt noch die Zeit dafür, so detaillierte Modelle zu falten?
Kostja: Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe. Ich habe oft und an allen möglichen Orten versucht, die Rundungen einer Untertassensektion gefälliger zu gestalten. So habe es ich einmal probiert und festgestellt, dass das Ergebnis Ähnlichkeit mit der Oberth-Klasse aufwies – das war die Geburtstunde meines Oberth-Modells. Und das passierte, als ich mit meinem Hund spazieren ging.
Aber schon beim Frühstück falte ich vor mich hin. Oder beim Mittagessen in der Betriebskantine. Die Kassenzettel dort sind sehr dünn, aber auch schön stabil. Das Ergebnis ist natürlich relativ klein. Wenn ich es auf meiner Tastatur fotografiere, ist es selten größer als zwei Tasten. Man kann also sagen, dass ich immer falte, wenn ich die Zeit dazu finden kann.

Kalami: Welche Deiner Modelle würdest Du Einsteigern empfehlen und welche sind eher für fortgeschrittene Falter gedacht?
Kostja: Ich habe auf meiner Seite im Moment leider nur zwei Anleitungen öffentlich verfügbar gemacht: Für den Bird-of-Prey und die Defiant. Aber eigentlich denke ich, dass alle meine Modelle für Einsteiger geeignet sind. Natürlich gibt es auch den ein oder anderen komplizierteren Kniff in jedem Modell, doch das betrifft zuweilen Schritte, die man genauso gut weglassen kann, weil sie nur kleine Details betreffen.
Am schwierigsten ist eventuell der romulanische Warbird, vor allem in der Entwicklung. Es war auch kein Modell, bei dem man mit einer Basis in der Hand drauf loslegen konnte, selbst wenn ich das gern so gehabt hätte. Ich hatte drei Varianten entwickelt, bevor ich ein finales Modell vorzeigen konnte. Die erste war aus einem Kassenzettel gefertigt und ganz okay. Eigentlich war ich schon froh, dass ich ihn überhaupt hinbekommen habe. Übrigens beim Frühstück! Aber dem Schiff fehlte der untere Mittelsteg und es gefiel mir daher noch nicht. Zum Mittagessen suchte ich einen bei meinen Kollegen beliebten Döner-Imbiß auf und faltete auf dem Weg dorthin einen weiteren stegfreien Versuch, den meine Mitarbeiter für gelungener hielten. Als ich aber ein Foto von Jens-Helge Dahmens sah, auf dem man einen von ihm nachgefalteten Warbird sehen konnte, musste ich feststellen, dass sein Modell diesen unteren Mittelsteg beinhaltete. Ich fing an an mir zu zweifeln! Nach einiger Recherche fand ich heraus, dass der andere Warbird aus einem Stück Papier mit dem Abmaßen 2:1 gefertigt worden war, was immerhin bedeutete, dass damit die doppelte Menge Füllmaterial verbunden war. Als ich das sah, war ich aufs Neue angestachelt, meine eigenes Modell zu verbessern. Tatsächlich gelang es mir schließlich, den Mittelsteg auch in mein Modell zu integrieren.

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Turon47: Wie reagieren eigentlich Deine Kollegen, wenn Du in der Mittagspause vor Dich herfaltest?
Kostja: Die fragen mich 'Was wird das?'. Die sind daran gewöhnt, dass ich meine Freizeit mit dem Falten verbringe und sind selbst begeisterte Star-Trek-Anhänger.

Turon47: Wenn man nach Diagrammen von Dir sucht, findet man wie erwähnt nur zwei Stück. Ist damit zu rechnen, dass Du noch weitere Anleitungen nachlieferst?
Kostja: Ja! Ich habe natürlich vor, da noch nachzulegen. Ich habe bereits ein weiteres Diagramm für die Miranda-Klasse und ihre Variationen zur Hälfte fertiggestellt. Die Grundfaltungen sind bereits fertig, lediglich die Details fehlen noch.

Turon47: Und wie sieht es mit neuen Modellen oder anderen Faltmethoden aus?
Kostja: Für die Prometheus-Klasse habe ich bereits einen Prototypen entworfen. Allerdings besteht es lediglich aus einem Kassenzettel und hat nicht die Qualität des Modells von Jens-Helge Dahmen. Natürlich arbeite ich noch daran, aber mir fehlen da einfach Erfahrungswerte. Jens-Helge Dahmen hat mich übrigens auch dazu inspiriert, nach und nach Crease Patterns zu verwenden. Das habe ich versucht, auf meine Prometheus zu übertragen, aber das ist noch nicht vorzeigbar. So ganz warm geworden bin ich mit der Technik allerdings noch nicht, denn ich mag es schon bei Anleitungen eher traditionell als Schritt-für-Schritt-Beschreibung.
Aber es kommt auch vor, dass ein Origami-Künstler ein solches Crease Pattern irgendwo im Internet mit der Frage veröffentlicht, was sich wohl dahinter verbergen könnte. Dann antworten ihm tatsächlich Leute, die daran erkennen, dass das etwas mit vier Flügel und sechs Beinen sein muss. Ich kann das beim besten Willen nicht.
Auch mit Modularem Origami werde ich nicht so recht warm. Natürlich verwendete ich es für meine super-einfache Enterprise-D, doch modulares Origami ist irgendwie wie cheaten. Zum Glück ist das bei der Galaxy-Klasse berechtigt, denn jeder weiß, dass sie tatsächlich die Untertassensektion abkoppeln kann.
Turon47: Das kann die Prometheus-Klasse allerdings auch...
Kostja: Die kann das auch, ja. Das ist auch einer der Gründe, warum mein Modell noch nicht fertig ist. Ich müsste mich mehr mit dem Schiff beschäftigen; mir mehr Sachen dazu ansehen. Die Prometheus kann sich sogar in drei Teile trennen und da müsste ich schon sehen, dass das bei einem Origami-Modell für sich funktioniert.
Ein anderes Projekt, mit dem ich schon lange liebäugle ist eine Variation des modularen Origami – aber nicht im klassischen Sinn, sondern eher wie den berühmten Schwan aus mehreren Einzelteilen. Ich plane schon lange, einmal mit dieser Technik einen ganzen Bird of Prey zu falten.

Kalami: Die Gewissensfrage des Origamisten: Wie siehst Du den Einsatz von Kleber und Schere?
Kostja: Schere: Niemals! Kleber: Unter Umständen. Wenn ein Modell zum Beispiel nicht in meiner Obhut bleiben, sondern auch mal herumgereicht werden soll, kann man durchaus eine Ausnahme machen. Oder wenn es zu einer Ausstellung mitgenommen wird. Manche Papierverbindungen sind einfach zu dünn und zu instabil um längere Reisen oder neugierige Hände schadlos zu überstehen. Ich bin der Meinung, dass es in solchen Fällen legitim ist, Kleber zum Stabilisieren einzusetzen.
Natürlich kommt nicht jedes Modell dafür in Frage. Aber bei Modellen wie der Oberth-Klasse würde ich in solchen Fällen darauf zurückgreifen.
 
Turon47: Wieso hast Du Dich eigentlich auf Star-Trek-Origami festgelegt?  
Kostja: Origami und Star Trek: Da gibt es zwei Welten, die unabhängig voneinander existieren. Es gibt nur eine kleine Schnittmenge zwischen beiden Welten. Star-Trek-begeisterte Fans würden natürlich gern etwas nachfalten, wenn es nicht so kompliziert wäre. Origami-Künstler falten alles mögliche, aber die Zahl derer, die auch mal ein Raumschiffmodell erstellen, ist überschaubar. Außerdem sagen sich Origamisten, die sich Star-Trek-Modelle ansehen im besten Fall, dass es schön aussieht. Aber Trekkies, die Origami sehen, zeigen noch richtige Begeisterung.
Ich mach die Modelle nicht für mich. Ich möchte auch, dass sie nachgefaltet werden. Deswegen versuche ich ja auch, sie so einfach wie nur irgend möglich zu halten.

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Kalami: Sind Schiffe das einzige, was Du faltest oder kannst Du Dir auch vorstellen, mal ein Symbol, ein Alien-Gesicht oder eine Sternenbasis zu falten?
Kostja: Das, was ich zum Beispiel am bekannten Spock-Konterfei anders machen würde, hat die Urheberin bereits selbst getan. Und da kann man kaum noch etwas verbessern. Andere maskenartige Objekte kann ich mir nur schwer vorstellen.
Natürlich würde ich mich gern einmal an Deep Space Nine versuchen. Vielleicht nicht unbedingt so, wie es Andrew Pang in seinem Buch 'Star Trek: The Paper Universe' gezeigt hat, aber reizvoll finde ich das schon. Mir schwirren auf jeden Fall ein paar Ideen im Kopf herum, wie man das verwirklichen könnte. 
 
Kalami: Und wie sieht es mit anderen Raumschiffen aus anderen Serien wie Firefly, Battlestar Galactika oder Star Wars aus?
Kostja: Ich habe aus dem Star-Wars-Universum mal einen Sternenzerstörer gefaltet. Einer meiner Kollegen zieht mich gern mit der Forderung auf, den Todesstern zu falten [lacht].
Turon47: Faltest Du überhaupt etwas anderes als Star Trek?
Kostja: Wenn ich etwas entwerfe, so ist das ausschließlich Star Trek. Aber natürlich falte ich zur Übung auch andere Sachen und viele Inspiration entstammen Modellen, die nichts mit Star Trek zu tun haben. Wenn ich irgendwo nicht weiter komme oder auf dem Trockenen schwimme, falte ich gern einmal etwas anderes, um dem Stillstand zu entgehen.

Kalami: Welche Star-Trek-Falter-Kollegen kannst Du empfehlen?
Kostja: Jeden! Wenn ich einen Namen herausheben müsste, dann sicherlich Jens-Helge Dahmen. Seine Voyager ist grandios und seine Prometheus vielleicht nicht einfach, aber einfach Klasse. Ansonsten verdient auch Matayado-titi Erwähnung, denn sein D7-Kampfkreuzer ist großartig und meiner Meinung nach das einzige, das dem Original wirklich nahe kommt. Auch wenn es meinem eigenen Modell recht ähnlich sieht, gibt es trotz des ähnlichen Startpunkts doch große Unterschiede. Seine Enterprise ist nicht so gut wie die von Andrew Pang, aber immerhin ist sie aus einem Quadrat gefaltet, ohne dass daran irgendwie herumgeschnitten wurde. 
 
Turon47: Ist Dir der einzige Auftritt von Origami in einer Star-Trek-Serie eigentlich aufgefallen?
Kostja: Das habe ich übersehen. Wahrscheinlich bin ich während der Folge eingeschlafen. Eigentlich fand ich jede Folge, in der Phlox im Mitterpunkt stand, zum Einschlafen. Es mag zwar zuweilen lustig sein, aber mir passiert dann einfach zu wenig.
 
Kalami: Was gibt es auf starigami.org zu sehen, was man sich unbedingt ansehen sollte?
Kostja: Ich will meinen Blog eigentlich umbauen. Wenn man auf die Startseite kommt, sollte man im Idealfall sofort sehen, welches Modell neu dazugekommen ist. Ich habe mir mehrere Seiten von Origami-Künstlern angesehen und erkannt, dass es da noch einigen Nachholbedarf gibt. Aber natürlich findet man dort auf den Unterseiten die einzelnen Modelle, die ich entworfen habe, sowie einiges zur Entstehungsgeschichte.
 
Kalami: Könntest Du Dir auch Videoanleitungen vorstellen?
Kostja: Viele meiner Modelle gibt es im Prinzip schon als Videoanleitungen, doch bislang bin ich einfach noch nicht dazu gekommen, sie zu präsentieren. Den Versuch mit dem Warbird auf dem Tafelrundenblog sehe ich eher als Spaß, als eine ernst gemeinte Videoanleitung.
 
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Turon47: Was hälst Du von der Idee, ein eigenes Star-Trek-Origami-Buch auf den Markt zu bringen?
Kostja: Auf meinem vor kurzen ausgefallenen Computer liegt bereits der Startpunkt für ein solches Projekt. Ich weiß leider noch nicht, was ich davon retten kann, aber die Pläne liegen quasi schon in der Schublade. Allerdings weiß ich noch nicht, wie es mit Lizenzgebühren und anderen rechtlichen Fragen aussieht.
Außerdem würde ich nur ungern jeden einzelnen Faltschritt erklären wollen. Es gibt so viele Bücher, in denen die Grundformen abgehandelt werden. Es gibt bei Wikipedia eine kurze Erklärung zu den Grundformen des Origami, die ich völlig ausreichend finde – mehr benötigt selbst ein Anfänger meiner Meinung nach nicht. Schließlich verwirren die vielen Darstellungen eher, als dass sie wirklich helfen.
 
Kalami und Turon: Wir danken für das Gespräch!
Kostja: Keine Ursache, ich danke!

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Wer mehr über Konstantin Levit und sein Star-Trek-Origami erfahren will, kann seine Seite starigami besuchen oder seinen Flickr-Account durchforsten. Außerdem werden Kostjas Werke sowohl auf der Origami-Deutschland Convention in Weimar (2. bis 5. Mai 2013), als auch im Rahmen der Art Show der FedCon in Düsseldorf (9. bis 12. Mai 2013) zu sehen sein. Die Enstehungsgeschichten zu seinem Maquis-Fighter, der Galaxy-Klasse, der Miranda-Klasse (inklusive Variationen) und die eins, zwei oder drei Einträge zur Nebula-Klasse lassen sich außerdem in diesem Blog finden.

Mittwoch, 3. April 2013

"Man muss zwischen einem guten Buch und einem guten Star-Trek-Buch unterscheiden"

Star Trek in Berlin und Brandenburg: Im Gespräch mit Zelda Scott, Fan-Fiction-Autorin und Betreiberin einer traditionsreichen TOS-Fanpage

Mit der Rubrik "Star Trek in Berlin und Brandenburg" möchte die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" in Potsdam-Babelsberg zeigen, dass die Hauptstadt mit ihrer unmittelbaren Umgebung noch immer ein Zentrum für Star Trek in ganz Deutschland ist. An Havel, Spree und Finow tummeln sich nämlich Spieleentwickler, Sammler, Verkleidungsexperten, Origami-Künstler, Webseitenbetreiber, Fan-Fiction-Autoren, Hörspielproduzenten, Rollenspieler, Leseratten, Ladenbesitzer und Trekdinner, die im Zusammenspiel einen einzigartigen, kreativen und spannenden Schmelztiegel ergeben, der landesweit seinesgleichen sucht. Dieser besonderen Vielfalt zollt die Tafelrunde daher mit einer Interview-Reihe Tribut, in der die spannendsten Projekte, Personen oder Gemeinschaften vorgestellt werden.

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Die Tafelrundenmitglieder Strifes und Turon47 trafen sich im Rahmen der Interview-Reihe "Star Trek in Berlin und Brandenburg" mit Zelda Scott, der Fan-Fiction-Autorin und Betreiberin der Seite 'www.sttos.de' bei frostigen Temperaturen im Eiscafé La Piazetta am 'Kutschi' (Kurt-Schumacher-Platz) in Berlin. Die 34-jährige Reinickendorferin und Ingenieurin der Medizin-Technik ist seit dem sechsten Lebensjahr Star-Trek-Anhängerin und plauderte bei Kaffee, Kuchen und Flugzeuglärm in rasantem Tempo mit uns über die Original-Serie, Fan Fiction und William Shatners Sangeskünste.

Turon47: Seit wann bist Du Star-Trek-Anhänger?
Zelda: Na ja, seit ich ungefähr sechs bin. Das muss ungefähr 1984 gewesen sein. Zuerst fing es mit Fernsehaufzeichnungen an und seitdem bin ich eigentlich nie wieder davon losgekommen.

Turon47: Kannst Du Dich noch an Deine erste Folge Star Trek erinnern erinnern? 
Zelda: Nein, leider nicht. Die Horta hat mich damals sehr beeindruckt und der Transporter. Meine ältere Schwester hat mit mir damals die Folgen geguckt.

Turon47: Warum bist Du ausgerechnet TOS-Fan?
Zelda: Für mich ist es das Original. Es ist nicht, dass ich die späteren Serien schlecht finde, aber das Besondere an Star Trek finde ich eigentlich nur hier. Natürlich wird sie oft als Klichée betrachtet, ich sag nur 'Overacting' oder die Kulissen, doch für mich stehen hier ganz klar die Story und die Menschen im Vordergrund. Das ist für mich ein Gefühl, das für mich bei den anderen Serien nicht in dieser Form existiert. Die späteren Serien haben halt wirklich mehr 'echte' Menschen mit echten Stärken und Schwächen gezeigt, während TOS das noch ein bisschen idealisiert hat. 

Turon47: War der Bruch durch die 1987 produzierte Serie TNG groß für Dich? 
Zelda: Ja. Ich habe ehrlich gesagt sehr viele Anläufe gebraucht, um mich mit der Next Generation anzufreunden. Gerade zu Beginn war ich ziemlich entsetzt, denn gerade die erste Staffel fand ich nicht gerade gelungen. Das war in vielen Fällen ein Abklatsch von TOS und deshalb hab ich erst in den Wiederholungen in den Neunzigern wirklich alle Staffeln einmal gesehen. Ich muss allerdings sagen, dass ich die Borg unheimlich gelungen finde. Sie sind einer der besten Gegner, die man innerhalb Star Treks erfunden hat. 

Turon47: Was hältst Du vom Star Trek-Reboot von J.J. Abrams
Zelda: Das ist ein schwieriges Thema. Zunächst einmal finde ich die Idee relativ genial, zumal sie den Classic-Fans mit der alternativen Zeitlinie nicht auf die Zehen treten können. Es ist eben nicht wirklich TOS, sondern eine veränderte Variante. Davon bin ich eigentlich kein Fan, aber ich empfinde es als gelungen und begrüße es sehr, dass man es geschafft hat, die Reihe zu modernisieren. Aber ein richtiger Fan dieser neuen Reihe bin ich nicht. Der Ursprungsgeist wurde nicht ganz eingefangen und auch das Klima, das in der ursprünglichen Serie vorherrschte, ist dort nicht so ganz zu finden. Man wird abwarten müssen, wie das wirklich weiterführt. Für mich wirkt das Ganze einfach noch ein wenig unfertig. 
Turon47: Man merkt Deiner Seite an dass Du sehr viel wert auf die Charakterdarstellung legst. Findest Du, dass es Abrams gelungen ist, die Charaktere der TOS-Crew in seinem Reboot entsprechend darzustellen? 
Zelda: In Teilen finde ich es sehr gelungen. Insbesondere die Linie um Spock. Auch seine Eltern finde ich gut eingefangen. Ich hatte auch den Eindruck, dass sie dort relativ viele inoffizielle Fakten der Vorgeschichte mit eingearbeitet haben. Was mich gestört hat, war die Tatsache, dass Kirk urplötzlich zum Captain befördert wurde, ohne dass eine wirkliche Handlung hinter steckte. Das war mir einfach zu hanebüchen. Kirks Charakter war mir zudem zu flapsig gezeichnet – der passte nicht so ganz zum ursprünglichen Charakter. 
Turon47: Kirk war doch eigentlich schon immer flapsig. 
Zelda: In der deutschen Synchronisation vielleicht, aber nicht im Original.
Turon47: Die Beziehung zwischen Spock und Uhura wird im elften Star Trek-Kinofilm thematisiert. Wie stehst Du zu diesem Schritt? 
Zelda: Ich kann damit leben. Es entspricht zwar nicht der ursprünglichen Serie, aber wir befinden uns ja auch nicht mehr dort. Ich persönlich finde, das man eher etwas in Kirk und Uhura hineininterpretieren könnte. Das ist auch in Fankreisen eher verbreitet. Andererseits finde ich es auch nicht schlimm: Es ist eine neue Zeitlinie und da sollte man neue Ideen auch einbringen können. 

Turon47: Hast Du Star Trek eher auf englisch oder auf deutsch geguckt? 
Zelda: Ich habe mit sechs Jahren natürlich auf deutsch angefangen, aber inzwischen sehe ich mir die Episoden hauptsächlich im englischen Original an. Daran bin ich mittlerweile so gewöhnt, dass ich teilweise die Dialoge mitsprechen kann. 

Turon47: Was hältst Du von der deutschen Synchronisation? 
Zelda: Nach heutigen Maßstäben kann man die damalige Synchronfassung kaum beurteilen, da anders synchronisiert wurde. Alte Serien wie "Die Zwei" mit Tony Curtis und Roger Moore weisen da ähnliche Probleme auf. Man hat es durchaus häufig gemacht, dass man versuchte, sogar den Inhalt zu ändern, um es lustiger wirken zu lassen und es dem Publikum anzupassen. Gerade "Raumschiff Enterprise" hat man hier für ein jüngeres Publikum und Kinder vorgesehen und so gesehen will ich es nicht unbedingt kritisieren. Es ist aber nicht unbedingt der richtige Inhalt – insbesondere in der Folge, in der die gesamte Handlung komplett geändert wurde: "Weltraumfieber" ("Amok Time"). Das war wirklich grauenhaft.

 

Die Zwei - Der Tiefpunkt deutscher Synchronisationsgeschichte
 
Turon47: Hast Du Dir auch die jüngeren, nachsynchronisierten Versionen angesehen und was hältst Du davon? 
Zelda: Da ich die Folgen auf englisch sehe, ist das für mich nur wenig relevant. Ich finde es aber generell gut, dass man versucht, Leuten, die nicht perfekt englisch sprechen, diese Inhalte zugänglich zu machen. Dadurch entsteht natürlich ein Bruch, den man nicht anders retten kann. Man kann einfach die Zeit nicht wieder holen. 

Turon47: Wie oft siehst Du Dir die Original-Serie an? 
Zelda: Das ist unterschiedlich. Es gibt Phasen, in denen ich einige Episoden hintereinander und dann wieder monatelang gar nichts sehe.

Turon47: Würdest Du Dich als Nitpicker (Beckmesser) bezeichnen? 
Zelda: Ja, schon. Das merkt man meiner Seite ja auch an, denn man muss schon sehr detailversessen sein, wenn man sich einen Block zur Seite nimmt, wenn man eine Original-Folge sieht.

Strifes: Was findest an der Philosophie von Star Trek interessant?
Zelda: Für mich steht im Vordergrund, dass Menschen ungeachtet ihrer Herkunft zusammenarbeiten. Das finde ich einfach sehr erstrebenswert. Star Trek mag zwar eine Utopie sein, aber ich würde es sehr schön finden, wenn die Menschheit sich in diesem Punkt in der Zukunft einig werden würde.  

Turon47: Gibt es irgendeine besondere Folge, die dieses TOS-Feeling enthält, dass Dich an die Serie bindet? Also eine Folge, die Du Neulingen empfehlen würdest, um mit TOS warm zu werden? 
Zelda: Also im Prinzip müsste man schon mehrere Folgen sehen, die dieses Gefühl übertragen. Meine persönliche Lieblingsfolge ist "Reise nach Babel" ("Journey to Babel"). Sie verdeutlicht sehr viele Sachen, z.B. das Multi-Kulti-Gefühl, wobei man natürlich heute über die Aliens lachen muss. 

Turon47: Im Hinblick auf "Reise nach Babel" frage ich mich, ob Du vielleicht die ENT-Serie gesehen hast und natürlich was Du davon hältst? 
Zelda: Die Serie gerade anfing, nicht mehr so schlecht zu sein, hat man sie abgesetzt. Ein paar Sachen fand ich schon ganz witzig: Den Reed-Alarm oder andere Versuche, Bezüge zu TOS herzustellen. Ansonsten fehlte mir über lange Zeit die Seele in der Serie. Es waren mitunter belanglose Geschichten, die nicht wirklich etwas von dem aufwiesen, was Star Trek ausmacht. Darüber hinaus war sie in vielen Aspekten relativ langweilig. 

Turon47: Gibt es eine Star Trek-Folge auf die Du bequem verzichten könntest? Also eine Folge, die in Deinen Augen eher kein TOS-Feeling besitzt? 
Zelda: Ja, auf jeden Fall. Die Folge "Schablonen der Gewalt" ("Patterns of Force") finde ich unsäglich, weil sie meines Erachtens die falsche Botschaft vermittelt. Das gipfelt darin, dass Spock zu Kirk sagt: „Captain, Sie geben einen sehr überzeugenden Nazi ab.“ Das ist unmöglich, aber eine Amerikanerin, mit der ich mal mich darüber austauschte, hat gar nicht verstanden, was ich daran so schlimm fand. Ich glaube, das hängt stark mit der deutschen Perspektive unserer Geschichte zusammen. Man kann auch nicht drumherumdiskutieren, dass es mehrere Folgen gibt, die kein TOS-Gefühl vermitteln. "Spocks Gehirn" ("Spock's Brain") gehört für mich klar dazu. Die wirken zwar mitunter unfreiwillig komisch, doch versucht man, sie so ernst zu nehmen, wie sie einmal gedacht waren, so tut das einfach nur weh. 

Turon47: Wie lebst Du Dein Star Trek-Fantum aus? 
Zelda: Eigentlich sehr unauffällig, da ich mich nicht in eine Uniform werfe oder Klingonisch lerne. Es ist eher so, dass ich mir hin und wieder eine Folge ansehe, ein Star Trek-Buch oder eben ein paar Fan-Fiction-Geschichten lese. Das ist es aber auch schon.
Turon47: Abgesehen vom 3-D-Schach gibt es bei Dir zu Hause also kein Star Trek-Merchandise? 
Zelda: Doch, das eine oder andere Equipment habe ich schon. Einen Tricorder oder einen Kommunikator; solche Sachen eben. Es ist aber nicht alles damit zugepflastert. Es ist eher dezentes Fantum. 

Turon47: Besuchst Du Conventions oder Trekdinner? 
Zelda: Eigentlich nicht. Ich reise nicht extra zu den Conventions um sie zu sehen. Zum einen kann ich es mir nicht unbedingt leisten und zum anderen sind solche Events vor allem auf neuere Serien fokussiert, die mich nicht unbedingt interessieren. In den Neunzigern war ich auf der Exhibition und im letzten Jahr auf der Star Trek-Ausstellung in Potsdam-Babelsberg. Die Babelsberger Ausstellung hat mich enttäuscht. Man durfte keine Fotos machen und das Ganze war sehr stark kommerziell ausgerichtet. Zudem war sie sehr klein. Dadurch hat es mir von der Art und Weise nicht gefallen. Die Exhibition aus den Neunzigern fand ich deutlich besser.

Strifes: Siehst Du Dir auch Filme und Serien anderer Franchises an (Star Wars, Alien, Stargate, Farscape, etc.)? 
Zelda: Ja, ich sehe mir hin und wieder auch andere Science-Fiction-Serien an, auch wenn ich mich nicht direkt als Fan davon bezeichnen würde. Alle paar Jahre sehe ich mir DIE Trilogie oder andere Science-Fiction-Filme wie "Alien" an. Ich bin aber in keinem anderen Franchise involviert, auch wenn ich mir ganz gern einmal DVD-Boxen von interessanten Serien kaufe. Was ich sehr mochte, aber außer mir niemand zu kennen scheint, ist "First Wave". Das war eine Sci-Fi-Serie, die ich gelungen fand. Ich verfolge also durchaus Neuerscheinungen, aber ich seh mir auch gern Historienverfilmungen an. Mir geht es da in erster Linie um gute Geschichten. 

Strifes: Gibt es einen anderen Star Trek-Spin-Off, den Du magst? 
Zelda: Nein.
Turon 47: Nicht einmal TAS
Zelda: TAS sehe ich nicht als direkten Spin-Off, sondern eher als Erweiterung des Originals. Es ist natürlich auch schwierig, die Zeichentrickserie heute zu beurteilen, denn sie ist schon relativ statisch: Minimalste Zeichnungen, sparsame Ausführungen, die Handlung ist in Buchform erträglicher und man muss daher Serie auch nicht unbedingt gesehen haben.

Turon47: Wie würdest Du jemanden Deine Website beschreiben, der sie nicht kennt? 
Zelda: Ich will die Seite eigentlich gar nicht beschreiben. Wen es interessiert, der sollte sie sich mal ansehen oder es andererseits bleiben lassen. Jeder sollte für sich eine kleine Entdeckungsreise auf meiner Seite machen. 
Turon47: Es gibt keine Kategorien, in die man Deine Seite pressen könnte? 
Zelda: Ich mag Schubladen nicht.

Turon47: Deine Seite existiert ja mittlerweile seit 2003. Wie bist Du auf die Idee für dieses umfassende Projekt gekommen? 
Zelda: Ich wollte das schon immer machen. Mittlerweile mache ich ja recht lange Webdesign und das ist eben jene Seite, die von meinen Projekten am schlechtesten aussieht, weil sie noch das Design von 2003 hat (lacht), aber die Idee als solche war schon immer da. Irgendwann dachte ich, 'Du musst es einfach mal tun' und schließlich hab ich die Seite einfach nach und nach erweitert.

Strifes: Mit welchem Teil der Seite hast Du begonnen? 
Zelda: Gute Frage. Tatsächlich fing alles mit The Animated Series (TAS) an. Es begann mit Beiträgen für einen Fanclub namens "Recovery", für den ich damals einen Serienguide zu den TAS-Staffeln begonnen habe. Als ich ihn vervollständigt hatte, dachte ich mir, dass es schade wäre, wenn er in der Versenkung verschwunden wäre. Irgendwann kam dann der Gedanke auf, dass man daraus mehr machen könnte und ich sammelte alle Arbeiten, die ich für den Fanclub angefertigt hatte. 

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Zelda Scott (rechts im Bild)

Turon47: Was sollte denn in den Bereich "Darsteller" hinein? 
 Zelda: Ich wollte dort eigentlich schon ganz gern die Biografien haben. Aber irgendwann tauchten die ganzen Wikis auf und dort kann man diese mittlerweile problemlos nachschlagen. Meine Intention war ursprünglich, am Ende eben ein komplettes TOS-Nachschlagewerk zu haben und die Serie von möglichst vielen Seiten zu beleuchten. Deswegen fand ich, dass auch die Biografien der Darsteller dazugehörten, wobei nicht nur die Hauptcharaktere wie Nimoy und Shatner berücksichtigt werden sollten, sondern auch die von Nebendarstellern wie Grace Lee Whitney, der Darstellerin von Janice Rand

Turon47: Gerade im Hinblick auf das Angebot Deiner Seite liegt ein Vergleich mit Memory Alpha nahe. Betrachtest Du diese Seite als Konkurrenz? 
Zelda: Ich sehe Memory Alpha nicht als Konkurrenz. Als ich mit dem Projekt angefangen habe, ist mir irgendwann aufgefallen, das sie ähnliche Bereiche abdecken. Allerdings denke ich, dass es noch immer viele Nischen gibt, die ich bediene und mit denen meine Seite punkten kann. Das bezieht sich auf diverse Aussagen von Darstellern wie zum Beispiel "Er ist tot, Jim!". Statistiken über Inhalte in der Serie sind dort kaum erfasst. Ich habe mir für manche Sachen einen Block geschnappt und mir einzelne Folgen genau angesehen. Es fing mit Leuten wie Lieutenant Leslie an, die zum Teil häufiger auftreten. Leslie lief hin und wieder durchs Bild. Dann war er tot und in einer anderen Folge Mitglied des Maschinenraumteams. Solche Begebenheiten wurden auf meiner Seite in der Statistik über die Gastauftritte zusammengetragen. Zudem ist es für Fan-Fiction oder Star Trek-Bücher nicht schlecht, wenn in einer Geschichte bestimmte Figuren aus der Serie auftauchen und da hilft solches Wissen dann weiter.

Strifes: Auf Deiner Seite finden sich einige Leute, die Fan-Fiction schreiben. Hast Du intensiven Kontakt zu anderen Autoren z.B. aus Berlin und Brandenburg oder dem Ausland? 
Zelda: Nicht intensiv. Ich hatte hin und wieder mal Kontakt zu diversen Leuten, aber nicht über Jahre hinweg und nicht intensiv. Ich finde diese Menschen interessant, weil sie für mich Pioniere waren und diese Szene mit aufgebaut haben. Es sind Autoren dabei, die wirklich gute Sachen geschrieben haben und ich fand es schade, dass diese ein bisschen in Vergessenheit geraten und deswegen wollte ich diese Sachen mit der Seite auch ein wenig wiederbeleben. Ich besitze eine ziemlich umfangreiche Sammlung an Fanzines und ich würde sie gern öffentlich zugänglich machen. Das ist mein kleiner Versuch, mich gegen diese Entwicklung zu stemmen. 

Turon47: Wie siehst Du das Projekt "Phase II", dass nie zur Veröffentlichung kam? 
Zelda: Ich kenne das Projekt mit seinen Plänen und habe einige Bücher dazu gelesen. Ich finde es immer schwierig, nach so langer Zeit an etwas anderes anzuschließen. Das sieht man auch bei Star Wars ganz gut: Die neuen Filme versuchen, vor der ursprünglichen Trilogie zu spielen und das klappt meiner Meinung nach nicht so wirklich gut. EBei den Pahse-II-Folgen in TNG kann ich auch nichts mehr aus der Original-Serie erkennen, selbst dann nicht, wenn die alternden Original-Schauspieler aufgetreten sind. Ich habe sogar schon ein generelles Problem mit den Kinofilmen. Das mag ungewöhnlich klingen, doch ich finde, dass TOS einen gewissen Aufbruchsgeist vermittelt hat. Es ging darum, Neues zu erkunden und Abenteuerlust zu übertragen. Die Filme hatten aber seit „The Motion Picture“ eher einen „Jammer“-Charakter. Zugespitzt lautet der Grundtenor 'Wir sind zu alt geworden', 'Wir besaßen mal Ruhm, aber jetzt ist irgendwie alles doof' oder auch 'Wir sind zu etwas geworden, was wir gar nicht sein wollten und wollen wieder zurück'. Ich finde, bei den Filmen gab es dadurch ein ganz anderes Feeling. 
Turon47: Aber ist nicht genau das Bestandteil des Älterwerdens und menschlichen Erlebens? 
Zelda: Ja natürlich! Mir geht es aber um den Aufbruchscharakter, der die unrsprüngliche Serie ausgemacht hat und den Filmen fehlt – auch wenn es vielleicht realistisch ist. 

Strifes: Deine Texte sind sehr dialoglastig. Würdest Du gern Drehbücher schreiben? 
Zelda: Klar, auf jeden Fall. Schreiben ist für mich ein Hobby und ich habe mich schon immer für Geschichten interessiert. Ich glaube jedoch, dass es schwer ist da Fuß zu fassen, zumal ich deutsche Produktionen häufig für nicht gelungen halte. 

Strifes: Wie würde Deine eigene Star Trek-Serie aussehen? 
Zelda: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Das würde wohl etwas länger brauchen von der Entwicklung her, so dass das wirklich stimmig wird. Für mich steht da die Ursprungsserie auch zu stark im Vordergrund, weil ich sie für eine gelungene Kombination halte. 

Turon47: Steht das für Dich überhaupt zur Debatte? Mir ist aufgefallen, dass Du Dich im Besonderen darauf konzentriert hast, für die alten Charaktere glaubwürdige Geschichten zu erfinden. 
Zelda: Für mich steht schon die ursprüngliche Serie im Vordergrund, weil ich finde, das es eine gelungene Kombination ist. Ich will allerdings nicht ausschließen, dass man nochmal etwas Vergleichbares wieder schreiben könnte. Es gab ja auch in bei TOS die Idee zu einem Spin-Off im Rahmen der Folge "Ein Planet genannt Erde" ("Assignment: Earth"). So etwas könnte ich mir sicherlich vorstellen. Heutzutage ist es weitaus schwieriger, eine Serie im Zeitrahmen von TOS zu etablieren, da die technischen Möglichkeiten heute ganz andere sind. Schon für die Deep-Space Nine-Episode "Immer die Last mit den Tribbles" ("Trials and Tribble-ations“) hat man unheimlich viel Aufwand hineinstecken müssen, um das TOS-Feeling einzufangen. Meiner Meinung nach ist es in diesem Fall gut gelungen. Aber damals in den Sechziger ist man in einen Laden gegangen und hat einen Salzstreuer gekauft, den man als Requisite benutzt hat. Heute hingegen müsste man erst mal in ein Antiquariat gehen, um überhaupt einen solchen Salzstreuer wieder zu finden. Und wenn man etwas verändert, entsteht ein Bruch. Ein gutes Beispiel dafür ist Worfs Antwort auf die Frage über das Aussehen der Klingonen. Allerdings fand ich die Andeutung seitens Worfs genial, eben weil es angesprochen, aber nie erläutert wurde. Der lahme Erklärungsversuch Star-Trek: Enterprise war zum Scheitern verurteilt, weshalb der einfache Satz in der DS9-Folge „Wir reden nicht gern darüber.“ mehr als genug war. Es gibt einfach bestimmte Sachen, die man nicht befriedigend erklären kann. Es war günstiger, den Mantel des Schweigens darüber zu zu decken, weil ja jeder weiß, dass dahinter eigentlich nichts weiter als eine produktionstechnische Ursache steckte. Dieser augenzwinkernde Satz passt dadurch auch besser zum Charakter der Episode. 

Strifes: Gibt es bekannte Autoren, die Dich in Deiner Art zu schreiben beeinflusst haben? 
Zelda: Das müsste ich zwischen Star Trek und Nicht-Star-Trek unterscheiden. Einen der deutschen Autoren, die ich ob seiner Schreibkunst sehr bewundere, ist Andreas Eschbach, weil er es schafft, ein Thema aufzubauen und es dann schlussendlich genüsslich zu zerpflücken. Diese Art zu schreiben finde ich sehr interessant und spannend. Mir geht es weniger darum hohe Literatur zu schaffen, sondern einen Unterhaltungswert hinein zu bringen. Rebecca Gablé finde ich ebenfalls sehr interessant. Sie schreibt vor allem historische Romane. Ich finde jedoch nicht, dass man Autoren nachahmen sollte, sondern selbst wissen muss, was man schreiben kann und was nicht. Bei den Star Trek-Autoren finde ich einige besser als andere. Ich persönlich mag Vonda McIntyre sehr. 

Turon47: Welche Maßstäbe legst Du für die Bewertung eines Star Trek-Romans an? 
Zelda: Da gibt es natürliche mehrere Grundfragen: Ist die Handlung stimmig? Ist das Buch spannend aufgebaut? Sind die Charaktere gut getroffen? Nehme ich den Charakteren ihre Handlungsweise ab? Reagieren sie so, wie ich das aus Star Trek kenne oder bewegen sie sich davon weg? Aber gerade bei den Charakteren scheint jeder Star Trek-Fan seine eigene Sichtweise zu haben. Der eine wird behaupten, das es gut getroffen ist, während der nächste der Meinung ist, dass da gar kein Wiedererkennungswert vorhanden ist. 

Strifes: Wie gehst Du an eine Fan-Fiction-Story heran? Hast Du grundsätzlich vorher eine Idee, schreibst dann eine Rohfassung oder versuchst Du zunächst einmal drauf los zu schreiben? 
Zelda: Grundsätzlich fange ich nicht ohne eine Idee an und denke eigentlich relativ lange darüber nach, wie sich diese Geschichte entwickeln könnte. Habe ich dann auch noch eine Idee, wie sich das Ende gestaltet, fange ich an zu schreiben. Einfach drauf los zu schreiben, halte ich für schwierig, da man sich dann sehr leicht verirren kann. 

Turon47: Man findet in Deinen Werken oft Formulierungen wie "Medo-Offizier", "Diskus-Segment" oder "Starfleet". Das sind eher Begrifflichkeiten, wie sie früher zwar bei Heyne, niemals jedoch in der Synchronisation verwendet wurden. Warum sind sie bei Deinen Geschichten anzutreffen? 
Zelda: Mein Problem ist, dass ich die Serie seit fünfzehn, sechzehn Jahren ausschließlich auf englisch sehe. Da wird es spätestens dann, wenn man selbst Texte schreibt, schwierig zu überlegen, wie das jetzt auf deutsch genannt werden könnte. Da habe ich natürlich versucht, auf Bekanntes zurückzugreifen. Aber andererseits gab es ja auch innerhalb Star Treks deutliche Unterschiede in der englischsprachigen Version. Während es bei TOS noch „landing party“ hieß, wurde in TNG „away team“ daraus. Im Zweifelsfall ist mir einfach keine bessere Übersetzung eingefallen (lacht). 

Strifes: Wie lange brauchst Du durchschnittlich für eine Geschichte? 
Zelda: Das ist unterschiedlich und gar nicht genau zu benennen, da es auch abhängig ist von privaten Gegebenheiten. Oder davon, ob man unbedingt schnell fertig werden möchte. Von daher kann ich das nicht genau sagen. In den letzten drei Jahren bin ich aufgrund meiner Promotion kaum zum Schreiben gekommen. Ich habe aber schon vor, irgendwann wieder Fan-Fiction zu schreiben.
Turon47: Mit 'irgendwann' meinst Du 'in zwei, drei Jahren' oder 'noch 2013'? 
Zelda: Das hängt einfach davon ab, wie sich mein Leben entwickelt. Man muss einfach auch berücksichtigen, wieviel Zeit neben dem Beruf übrig bleibt. 

Strifes: Was rätst Du Neulingen, die gerade im Fan-Fiction-Bereich beginnen möchten? Welchen Autor würdest Du z.B. uneingeschränkt empfehlen? 
Zelda: Ich glaube, so sollte man an die Sache gar nicht erst heran gehen, da ja jeder seine eigenen Präferenzen hat. Pauschal lässt sich das schwierig an einem Autor festmachen. Es sollte jedem selbst überlassen sein. Wenn man mit Fan-Fiction anfangen möchte, sollte man vorher sehr viel gelesen haben, um sich im Klaren darüber zu werden, was einem warum zusagt. Ich glaube es war Eschbach, der meinte, “[...] etwa alle hunderttausend Worte gibt es einen Quantensprung, und man schreibt plötzlich ein merkliches Stück besser.“ Das stimmt auch. Schreiben sollte man möglichst viel, denn Übung macht den Meister. Je mehr man schreibt, desto besser wird man am Ende. 
Man muss aber auch zwischen einem guten Buch und einem guten Star-Trek-Buch unterscheiden. Bei Star Trek gibt es einen extrem starre Regelkatalog. Man darf zum Beispiel keine Hauptcharaktere sterben lassen, aber auch andere Vorgaben machen die Sache vergleichsweise starr. 
Turon47: Aber ist es nicht gerade das die Herausforderung, einen Roman zu schreiben, der innerhalb der Regeln funktioniert? 
Zelda: Klar! Das Spannende ist aber, einen Charakter weiterzuentwickeln. Wenn man aber wieder da ankommen muss, wo man begonnen hat, ist das sehr schwierig. Die früheren Classic-Romane waren diesen Regeln noch nicht unterworfen und widersprechen sich auch munter. Da hatte halt jeder eine eigene Geschichte und einige der Charaktere sind in späteren Geschichten wieder aufgetaucht. Ich glaube nicht, dass so etwas heute in der Form überhaupt noch möglich wäre, denn alles ist viel mehr festgelegt.
Turon47: Aber ist es nicht ein Widerspruch, das starre Erzählgerüst bei TOS zu schätzen und andererseits eine Charakterentwicklung zu fordern, die es dort nie gegeben hat? 
Zelda: Das würde ich so nicht sagen. Es gibt seitenweise Fanabhandlungen über die Charakterentwicklungen der Serie. 
Turon47: Nenne mir eine! 
Zelda: Beispielsweise wird in solchen Fällen in Fankreisen gern die Entwicklung der Freundschaft von Spock und Kirk herangezogen, die sich im Laufe der Zeit schon entwickelt. Sicher ist das nicht so auffällig wie in anderen Serien, aber sie ist schon zu sehen. Man sieht auch durchaus eine Entwicklung bei Christine Chapel, auch wenn diese unterhalb der Führungsebene ablief. Man sieht, warum sie ursprünglich an Bord gekommen und warum sie eigentlich geblieben ist. Es gibt also Entwicklungen, auch wenn sie nicht so offensichtlich wie in anderen Serien sind. 
Turon47: Glaubst Du, dass man solche Charakterentwicklungen in Büchern weiterführen kann? 
Zelda: Das hängt vor allem davon ab, wann das Buch spielt. Mann muss darauf achten, einigermaßen konsequent die Zeit einzuhalten. Dadurch könnte man aber Sachen erklären, bei denen man Brüche im Verhalten zwischen zwei Episoden feststellt.
Turon47: Du scheinst innerhalb Deiner Geschichten kein klar umrissenes Themenfeld zu haben und springst sehr stark in der Zeitlinie. Bist Du thematisch innerhalb der Serie etwas breiter aufgestellt? 
Zelda: Das stimmt. Ich habe eigentlich keine Zeitepoche innerhalb der Serie, die ich bevorzuge. Zeitlich bewege ich mich plus/minus zwei oder drei Jahre innerhalb der Serie; dabei bleibe ich vorwiegend bleibe. Es ist natürlich immer schön, wenn man sich auf bestimmte Folgen beziehen kann, aber prinzipiell versuche ich das Feld etwas weiter zu stecken. Natürlich ist es einfacher, wenn man Anspielungen auf bestimmte Folgen bringen möchte, wenn diese in ihrem Zeitrahmen auch schon gelaufen sind. Ansonsten gibt es da keine Beschränkungen. 

Turon47: Du hast Dr. M'Benga einen Vornamen in Deiner Fan-Fiction gegeben. 
Zelda: Den habe ich nicht gegeben, sondern von einer anderen Fan-Fiction-Autorin übernommen. Ich weiß, dass es inzwischen einen anderen Vornamen gibt, aber dieser hat mir einfach gefallen. Deshalb habe ich ihn übernommen, um Konstanz in die Geschichten auch zu anderen Autoren zu bringen.

Turon47: In der neueren Verfilmung wird Chekov als überdurchschnittlich intelligent dargestellt und auch in der TOS-Folge "Der Tempel des Apoll" ("Who Mourns for Adonais?") wird er ähnlich dargestellt. Das beißt sich ein wenig mit Deiner Chekov-Darstellung... 
Zelda: Ich finde, dass Chekov in der Serie kaum thematisiert wird. Er wirkt zumeist etwas über-enthusiastisch und Michael Mittermeier hat es in seinem ersten Programm recht gut herausgekehrt: "Ist schon recht, Chekov." Niemand hat Chekov wirklich ernst genommen und wenn er überhaupt mal etwas gesagt hat, war das schon ganz nett. Aus diesem Grund habe ich versucht, diese Schiene für mich auf diese Art weiterzuentwickeln. Wenn andere davon abweichen, habe ich kein Problem damit, aber für mich ist der Mann kein Genie – jedenfalls hat er sich in der Serie nicht so verhalten. 
Turon47: Immerhin hat er mehrere Male Spock an der Wissenschaftsstation vertreten... 
Zelda: Ja, den Praktikanten muss man ja auch mal ranlassen (lacht). Es war halt gerade kein anderer da (lacht). Nein, persönlich mag ich Chekov als Charakter, doch ich sehe ihn nicht als Wunderkind. Es kann natürlich sein, dass das in der alternativen Realität ganz anders ist, aber in meiner 'Realität' ist er Durchschnitt. 


Chekov-Bashing pur: Mittermeiers Star-Trek-Betrachtungen

Turon47: Wie gelingt es Dir, dass nicht jeder Deiner Charaktere gleich klingt? Ich finde, dass gerade dieser Punkt einer der schwierigsten Sachen überhaupt ist. 
Zelda: Ob mir das gelingt, sollte ich vielleicht andere beurteilen lassen. Ich finde es hilfreich, wenn man keine eigene Geschichte schreibt, sondern sich eines bekannten Charakters annimmt und sich überlegt, wie die Szene in diesem Fall ablaufen würde. Außerdem gibt es einfach bestimmte Sachen die McCoy sagen würde, Spock oder Scotty hingegen nicht. Man kann sich mitunter einfach ausmalen, wie der ein oder andere Schauspieler einen Dialog gestalten würde. 

Turon47: Wie stehst Du zu Slash-Fiction? 
Zelda: Es ist nicht meine Richtung. Man kommt nicht drum herum aus diesem Bereich etwas zu lesen. Manchmal fängt man an, Slash-Geschichten zu lesen und stellt erst in deren Verlauf fest, mit was man es zu tun hat. Daher denke ich, dass man Slash kennzeichnen sollte. Wer es schön findet, wird es lesen und wer es mag, kann es auch schreiben. Mir persönlich gefällt es weniger, weil es zu weit von den eigentlichen Charakteren entfernt ist. Ich finde es auch lustig, dass ein großer Teil der Leute sich so einig ist. Sie müssen also irgend etwas darin sehen, was mir verborgen bleibt. 

Turon47: Wie kam es dazu, dass Du Arbeiten von amerikanischen Autoren übersetzt hast? 
Zelda: Ich hatte irgendwann alle meine Bücher ausgelesen und mich dann nach neuem Material umgesehen und stellte fest, dass es da auch im Internet jede Menge Geschichten gab, die man lesen konnte. Ich stieß auf Autoren, die mir gefielen und fragte bei ihnen an, wie es mit Übersetzungen aussehen würde. Damals war ich Mitglied eines kleinen, deutschlandweiten Fanclub namens „Recovery“ und dachte mir, dass ich in diesem Rahmen zu den Recovery-Fanzines eine solche Übersetzung beisteuern könnte. So eine Übersetzung hängt jedoch davon ab, ob man die Erlaubnis erhält und wie die Autoren reagieren. Es gibt noch mehrere Texte, die ich gern übersetzen würde, doch nicht unbedingt jeder springt vor Freude an die Decke, wenn er erfährt, dass er auf deutsch übersetzt wird. Es ist zudem sehr schwierig, sich in eine andere Sprache übersetzen zu lassen, weil es viel mit Vertrauen zu tun hat, denn schließlich prangt der Name des Autors über einem Werk, dass er nicht kontrollieren kann. Daher habe ich nur Leute angesprochen, bei denen ich mir sicher war, dass die Chemie stimmen würde oder der Kontakt einigermaßen gut verlief. 

Turon47: Wie sieht es mit der rechtlichen Frage aus? 
Zelda: Ich frage stets vorher nach, bevor ich irgendetwas hochlade. Für alle Sachen, die man bei mir auf der Homepage finden kann, habe ich die Erlaubnis des Autors vorliegen. Aus diesem Grund kann ich natürlich auch nur eine begrenzte Auswahl von Stücken verfügbar machen. 

Turon47: Ich würde mit Dir gern nochmal auf die Star Trek-Romane zurück kommen. Der Niedergang des Heyne-Verlags ist Dir sicher nicht entgangen. Nach Heyne kam CrossCult. Was hältst Du von dieser Entwicklung? 
Zelda: Ich finde es gut, dass es überhaupt wieder neue deutsche Star Trek-Bücher gibt. Der Untergang des Heyne-Verlags hat mir unheimlich leid getan. Ich habe im Alter von dreizehn bis vierzehn mit dem Lesen von Star-Trek-Romanen angefangen und war damals praktisch jede Woche in einem Buchladen ganz in der Nähe, um den vorhandenen Stapel an Büchern durchzusehen. Es war mir damals furchtbar peinlich über die ISBN-Nummer Star Trek-Bücher zu bestellen, da die Buchhändlerin stets Probleme damit hatte, sich den Titel dieser Bücher aufzuschreiben. Ich empfand es immer wie Weihnachten, wenn der neue Heyne-Katalog erschien und man schon sah, dass es sieben neue Veröffentlichungen geben würde. In Amerika wurden weiterhin Romane veröffentlicht, also swar ich irgendwann gezwungen, auf die Originalsprache umzusteigen. Von daher bin ich nicht allzu sehr auf CrossCult angewiesen, wie ich es früher auf Heyne war. Mein Englisch hat sich im Laufe der Jahre soweit verbessert, dass ich auch das Original lesen kann, aber prinzipiell finde ich gut, dass die Bücher auch hierzulande wieder erhältlich sind.

Turon47: Hast Du Dir mal überlegt, Fan-Fiction auf englisch zu schreiben? 
Zelda: Ehrlich gesagt schon. Es ist immer schwierig, als Nichtmuttersprachler die Atmosphäre zu treffen und die Grammatik formal aufrecht zu erhalten. Das ist eine Sache, die ich aber noch ausprobieren möchte um zu sehen, ob ich dazu in der Lage bin oder nicht. Obwohl dieser Schritt noch aussteht, ist es bestimmt eines der nächsten Vorhaben, dass ich versuche werde zu verwirklichen. 

Strifes: Du hattest im Vorgespräch angedeutet, dass die Website umgebaut werden soll. Wie dürfen wir uns das vorstellen? Was genau soll sich ändern?
Zelda: Das Layout soll moderner werden, während der Inhalt davon weitestgehend verschont wird. Natürlich will ich auch Artikel überarbeiten, bei denen ich denke, dass ich es heute anders formulieren würde. Da bedarf es an einigen Stellen sprachlicher Veränderung, zumal man sich ja selbst genauso weiterentwickelt. Vor allem geht es also um den Look und darum zu sehen, was noch zeitgemäß ist und was weniger. 

Turon47: Wie man auf der Seite sehen kann, gilt Dein Interesse auch Fanzines. Wie viele besitzt Du?
Zelda: Ich habe sie noch nicht gezählt. Ich schätze, es sind ungefähr anderthalb Regalmeter voll. Mein Traum wäre es, einmal diese ganzen alten Zeitschriften zu scannen und auf meiner Seite bereitzustellen, weil dafür in Amerika bereits horrende Preise verlangt werden. Allein an den Versandkosten bin ich schon recht arm geworden. Das ist eine Sparte, die man auch auf meiner Website noch ausbauen könnte, doch das hängt natürlich davon ab, ob man die Rechte dafür erhält, beziehungsweise mit den Leuten überhaupt noch in Kontakt treten kann. Zwar sind Adressen in den Heften verzeichnet, doch die sind teilweise dreißig, vierzig Jahre alt. Meine Idee wäre dennoch, mal einfach dorthin zu schreiben und zu sehen, ob irgendetwas zurückkommt. Das ist aber eher eine Zukunftsvision. 

Turon47: Gibt es in Deiner Sammlung auch Platz für deutsche Fanzines?
Zelda: Natürlich habe ich die Ausgaben des "Recovery"-Fanclubs, in dem ich Mitglied war. Das waren kleine A5-Hefte, die wohl kaum jemand kennen dürfte. Ich besitze auch noch weitere, die ich jedoch weniger interessant fand. Mir ging es stets um die Geschichten, doch in deutschen Fanzines gibt es mehr Artikel, weswegen es für mich keinen Mehrwert dahinter gab. 

Turon47: Du hast auf Deiner Seite das Album "Has Been" von William Shatner besprochen und Dir auch jeden Titel einzeln besprochen. War das schwer für Dich? 
Zelda: Es gibt Sachen, die sehr hart an der Grenze sind (lacht). Die Rezension von "Has Been" ist nicht von mir, sondern von einer Bekannten und ist auch so gekennzeichnet. Viele Sachen in der Audio-Rubrik entstanden aber als Arbeit für den Fanclub. Damals bekam ich eine CD zugeschickt und musste die einfach hören. Ich mag Musik, aber ich bin nicht der Mensch, der dazu Rezensionen schreibt. Leonard Nimoys Ausflug ins singende Gewerbe habe ich schon wieder vergessen (lacht). Ich möchte die Star-Trek-Stars jedenfalls nicht unbedingt als Sänger in Erinnerung behalten.


 

William Shatners Titelsong des gleichnamigen Albums

Strifes und Turon47: Wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch. 
Zelda: Sehr gern.

 Wer sich für Fan-Fiction und/oder die Originalserie interessiert, sollte unbedingt einmal auf Zelda Scotts Seite vorbeischauen, ihre Geschichten lesen und bewerten, ihre Statistiken durchforsten oder ihre Fanzines-Auflistungen durchstöbern!

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