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Sonntag, 24. Juli 2016

Die Tafelrunde beantwortet die fünf brennendsten Fragen zur neuen Star Trek Serie


Einleitung.
Auf der momentan laufenden Comic Con in San Diego kam es selbst für Star-Trek-Fans, die sich nicht unter die anwesenden Besuchermassen mischen konnten, aufsehenerregende Neuigkeiten. In einer Pressekonferenz nach dem überfüllten Panel zur kommenden Serie stellte sich Bryan Fuller zusammen mit seiner Kollegin Heather Kadin den neugierigen Fragen der Presse und gab erste (vorsichtige) Einblicke in die neue Serie. Zudem veröffentlichte er über den Kurznachrichtendienst Twitter einen ersten Teaser zum Haupthandlungsträger der Serie:
Einem Schiff namens USS Discovery.



Wie wird die nächste Serie heißen?
Die  neue Serie wird nach dem Schiff den Titel "Star Trek Discovery" tragen. Damit ist den Produzenten ein ebenso programmatischer wie traditionsreicher Star-Trek-Titel gelungen. Zum einen bietet der Begriff (der Titel ließe sich auf deutsch in etwa mit "Entdeckung", "Enthüllung" oder "Fund" übersetzen) einen Einblick auf die Ziele, die Fuller sich (im Interview nach dem Panel) selbst für die siebente Star-Trek-Serie gesetzt hat:

"I feel like what the new series has to do is continue to be progressive, continue to push boundaries."

Meine bescheidene Übersetzung dazu:

"Ich habe das Gefühl, dass die neue Serie weiterhin den Fortschritt transportieren und weiterhin alle Möglichkeiten überschreiten muss."

Erstes Überschreiten von Möglichkeiten: Drei Warpgondeln?

Diesen ursprünglichen Geist transportiert der Name tatsächlich gut, wie Fuller weiter ausführte:

"There are so many reasons why we settled on Discovery. But the chief one amongst them was that I couldn't think of a more Star Trek-themed name for a ship than Discovery."

Meine wiederum bescheidene Übersetzung dazu:

"Es gibt so viele Gründe, warum wir uns auf Discovery geeinigt haben. Das Hauptargument war allerdings, dass ich an keinen Namen denken konnte, der mehr zu Star Trek passt als 'Discovery'."

Und das nicht nur als Ausblick auf mögliche Star-Trek-Grundthemen, zu denen die 'Entdeckung' neuer Welten, unbekannter Lebensformen und neuer Zivilisationen seit seiner Entstehung vor fünfzig Jahren fraglos gehört.
Das Spaceshuttle Enterprise hatte nämlich neben der Columbia, Challenger, Atlantis und Endeavour noch ein weiteres Schwesterschiff: Die Discovery. Die bereits bei Enterprise eingeläutete Rückbesinnung auf diese Traditionslinie (vgl. die NX-02 Columbia) wird auf diese Weise einfühlsam fortgesetzt.



Was erwartet uns in der neuen Serie?
Die beste Nachricht aus San Diego ist wahrscheinlich, dass die Serie definitiv in der Original-Zeitlinie spielen wird und sich nicht der von J.J. Abrams erdachten Kelvin-Verwerfung anschließt.
Ansonsten bleiben Informationen über die Serie noch immer spärlich gesät (was nicht zuletzt daran liegt, dass bislang noch nicht einmal Schauspieler für Discovery verpflichtet wurden).
Immerhin hat Fuller den Gerüchten, dass die Serie nach dem sechsten Kinofilm "Das unentdeckte Land" und TNG spielen würde, bereits eine deutliche Absage erteilt und auch die vergleichsweise niedrige Registrierungsnummer der USS Discovery NCC-1031 lässtwohl eher auf eine Zeit um oder vor TOS schließen.
Deutlich ist hingegen absehbar, wie die neue Serie aufgebaut sein wird. Die erste Staffel wird in dreizehn aufeinander aufbauenden Episoden, einer sogenannten Serial, ausgestrahlt werden. Eine ähnliche Folgenkonzeption gab es zuvor mit dem Xindi-Handlungsbogen lediglich in der dritten Staffel "Enterprise", der jedoch auf gemischte Reaktionen unter den Fans stieß.
Ferner gab Fuller bekannt, dass Gastauftritte bekannter Star-Trek-Gesichter innerhalb der Serie prinzipiell möglich seien. Auch beim unmittelbar anstehenden Casting zielen die Produzenten in bester Star-Trek-Tradition auf eine große Diversität der einzelnen Charaktere ab. Wie sich die Crew aber genau zusammensetzt, wird man wohl erst in den Meldungen kommender Tage erfahren können...


Wie kann ich mir die neue Serie in Deutschland ansehen?
Ab dem Januar 2017 werden die dreizehn Episoden der ersten Staffel im Wochentakt ausgestrahlt. Während sich die Zuschauer in den USA und Kanada dem neugegründeten Bezahl-Streaming-Dienst von CBS unterwerfen müssen, haben die Fans außerhalb Nordamerikas Glück im Unglück:
Sie können sich die einzelnen Folgen beim Internet-Stream-Konkurrenten Netflix ansehen, denn höchstwahrscheinlich verfügt CBS am Ende doch noch nicht über die nötigen Ressourcen und rechtlichen Voraussetzungen für einen weltweit operierenden Streaming-Dienst, weswegen die Rechte zusammen mit der Möglichkeit, auch alle anderen Star-Trek-Serien dort sehen zu können an den Pionier des Netzfernsehens veräußert wurden, der damit weiter Fuß auf dem europäischen Markt fassen will.
Der Haken ist natürlich, dass preiswerteste Netflix-Grund-Account 7,99€ im Monat kostet und Zugang zum Internet erfordert. Gegenüber einer von Werbeunterbrechungen finanzierten Ausstrahlung im Free-TV hat der Erwerb aber auch deutliche Vorteile für die hiesigen Fans. So werden die einzelnen Folgen spätestens vierundzwanzig Stunden nach der Premiere in den USA werbefrei verfügbar sein und wahrscheinlich in beiden Sprachen angeboten werden. Hinzu kommt, dass sich jeder Nutzer bei Netflix nicht nur jederzeit Discovery und alle anderen Star-Trek-Serien ansehen kann, sondern auch Zugang zu anderen spannenden Serien wie "Orange is the New Black" (mit Kate Mulgrew), "Daredevil" oder die teilweise in Berlin angelegte Sci-Fi-Serie "Sense8" der Wachowski-Geschwister erhält.
Ein weiterer Punkt, der gegen eine Free-TV-Veröffentlichung spricht, sind die Zugeständnisse die das Format an erzählerische Belange bietet. Dazu Fuller in einem Interview mit Collider:

"I think our runtime is flexible because it’s streaming."

Meine wiederum bescheidene Übersetzung:

"Ich denke unsere Episodenlänge ist aufgrund des Streamings flexibel."

Dahingehend wäre das hiesige Privatfernsehen mit seinen festen Werbeblöcken und Ausstrahlungszeiten weit weniger anpassungsfähig und bevor der ein oder andere Sender die Kürzungsschere zückt um eine vom üblichen Format abweichende Folge zurechtzustutzen, bleibt die Entscheidung für Fans wohl die bessere Wahl.



Wie sieht das neue Schiff aus?
Um es kurz zu sagen:
Die USS Discovery ist hässlich wie die Nacht.
Es erinnert an ein uneheliches Kind aus der USS Vengeance ("Into Darkness") und dem Enterprise-Modell Ralph McQuarries aus der  nie Wirklichkeit gewordenen Phase-II-Star-Trek-Serie der Siebziger Jahre.


Aber auch damit ist wahrscheinlich eine gewisse Programmatik verbunden. Es ist ein weiterer Hinweis auf die deutlichen Wurzeln in der Originalserie und der Absicht, einen Serienableger zu produzieren, der viel mit dem damals so ambitionierten Phase-II-Projekt gemein hat.
Opfer sind dabei allerdings die eleganten, geschwungenen Grundformen, die von der TOS-Constitution-Klasse, über die den Kinofilm-Refit, von der Galaxy-Klasse zur Voyager bis hin zur Abrams-Enterprise reichten. Vermutlich liegt darin aber eine absichtliche Abkehr von althergebrachten Sehgewohnheiten, mit denen die kommende Serie brechen dürfte.


Ist schon irgendetwas zum Pilotfilm bekannt?

Zwar ist der Inhalt bislang der ersten Episode der prominent besetzten Schreiber- und Produzentenriege um Fuller, Kadin, Alex Kurtzman, Trevor Roth, Nicholas Meyer, Rod Roddenberry und Kirsten Beyer vorbehalten, aber immerhin sickerten sich auch hier einige Informationen zur Produktion an die Öffentlichkeit.
So wird der Film – wie der Rest der Serie auch – erstmals in der Star-Trek-Geschichte nicht in Los Angeles, sondern im kanadischen Toronto abgedreht werden.
Die künstlerische Leitung wird der verdiente TV-Regisseur David Semel innehaben, dessen auffälligste Arbeit bislang der Pilotfilm zu "Heroes" gewesen ist. Darüber hinaus konnte man seine Arbeit in verschiedenen Episoden von "Homeland", "Dr. House", "Roswell" oder "Buffy" bewundern. Semel wurde von CBS für ein ganzes Pilotfilm-Paket verpflichtet und wird bis zum Drehbeginn für Discovery den Regie-Stuhl noch bei drei weiteren ersten Folgen verschiedener Serien führen.


Persönliche Schlussworte.
Auch wenn die beiden bislang veröffentlichten Teaser noch längst kein Offenbarungseid waren, bleibt im gleichen Atemzug festzuhalten, dass sie zum Setting, zur Handlung und der generellen Atmösphäre kaum nennenswerte Auskünfte liefern konnten. Auch wenn mir ganz persönlich das Design der Discovery wenig bis gar nicht zusagt, kann ich darüber hinwegsehen, wenn es der kommenden Serie gelingt, inhaltliche Ausrufezeichen zu setzen.
Darüber hinaus freut es mich als jemand, der ohnehin Netflix nutzt, dass es dem innovativen Internet-Fernseh-Anbieter gelungen ist, diesen großen Fisch ans Land zu ziehen.
Noch immer überwiegt die Vorfreude auf die Serie, die trotz eines ansehnlichen Abramstrek-Kinofilms für mich der Höhepunkt des Star-Trek-Jubiläumsjahr bleibt - nicht zuletzt, weil Star Trek bislang sein Potential vor allem in Serienform ausschöpfen konnte. In der Verlegung auf Internet-Streaming sehe ich eher ein Zeichen dafür, dass die Franchise auch marketingtechnisch endlich wieder mit der Zeit geht - das erste Mal seit TNG.