Einleitung. Beinahe Mantra-artig haben es die
Mitglieder der Tafelrunde immer wieder auf's Neue beschworen:
"
Dieses
Jahr fahren wir nicht auf die FedCon."
Gibt es doch wieder Beiträge, die den
Besuch einzelner Mitglieder der Tafelrunde auf Deutschlands größter
Science-Fiction-Convention belegen und der ein oder andere Leser kann
sich schon zu Recht fragen, warum wir nach gegenteiligen Beteuerungen
im
Zuge der Star-Trek-Destination Germany doch wieder der Zugkraft
dieser Großeventveranstaltung erlegen sind.
Aber die Frage ist gar nicht so leicht
zu beantworten, denn es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die uns
bewogen haben, wenigstens eine Tageskarte zu erwerben.
Neben der Tatsache, dass wir diese
Tickets vergleichsweise kostengünstig beschaffen konnten, war einer
der Hauptgründe, eine Vergleichbarkeit zwischen der von uns
hochgelobten Destination und dem Platzhalter FedCon zu ziehen. Zudem
muss man der FedCon zugestehen, dass sie noch immer den Anlaufpunkt
Nummer Eins für die Trekkies der Nation darstellt. Hier trifft sich,
was Rang und Namen hat und hier kann man noch immer einige der ganz
großen Stars aus nächster Nähe bewundern.
Zu guter Letzt war auch ein gewichtiges
Argument für den Kurztrip, dass wir uns nicht mehr den Stress
zumuten wollten, dem quirligen FedCon-Trubel ganze vier Tage
ausgesetzt zu sein. Für weit gereiste Anhänger wie uns bedeutet die
Reise nach Düsseldorf auch immer eine Menge Anstrengungen und auch
wenn es vor Ort ohne Frage eine Menge Spaß macht, kann man die
wuselige Veranstaltung dann doch nicht unbedingt als erholsamen 'Urlaub'
bezeichnen.
Mittlerweile ist seit unserer
Stippvisite eine ganze Woche vergangen und es ist vielleicht an der
Zeit, das versprochene Fazit zu ziehen, denn unsere kurze
Verweildauer genügte bereits für den ein oder anderen Einblick.
Lobenswerte Aspekte
Mittelpunkt der Fanszene. So schön die
Destination gewesen sein mag: Die FedCon ist und bleibt im
deutschsprachigen Raum das unbestreitbare Maß aller Dinge. Ein
obligatorischer Treffpunkt für alle Fans unter dem Motto "Sehen
und gesehen werden", der über das Verkleiden und
Autogramm-Jagen hinweg entwickelt hat. Wer nicht anwesend ist, bleibt
außen vor und diesen Status zelebrieren Fans und Verantwortliche
nicht ganz ohne Berechtigung. Das Spektakel geht weit über olympischen Gedanken hinaus und das gute Gefühl, ein Teil des Ganzen
zu sein und in die Atmosphäre eintauchen zu können, ist schon von
einer ganz anderen Qualität, als die lieblos dekorierten Messehallen
in Frankfurt entlangzuschreiten.
Bekannte und (noch) unbekannte
Gesichter. Gerade weil die FedCon so ein Fanszene-Magnet ist, trifft
man auch allerorten auf Gleichgesinnte und knüpft Kontakte zu
anderen Star-Trek-Anhängern. Begegnungen mit Christoph und Henning
vom
Trekzone Network, Andrea von der
Film Fan Force oder den
Abgesandten der
Cottbus Crew waren unbestreitbare Höhepunkte. Direkt
schade, dass wir nicht mit den Delegierten des
Berliner Trekdinners, der
Zeitzeugin oder unserer Lieblings-Kölnerin Kristina in Kontakt treten konnten.
Solche Begegnungen oder zumindest die theoretische Möglichkeit dazu
machen ebenfalls zu einem guten Teil den Reiz der Veranstaltung aus.
Die Stars. Unmittelbar nach den Fans
sollte man an dieser Stelle vor allem auch die anwesenden Stars
erwähnen. Als Samstags-Tageskarten-Inhaber hatten wir zwar leider
nicht die Gelegenheit, prominente Sternchen wie
Nichelle Nichols oder
Diana Muldaur im Panel bewundern zu können, doch bereits die
Auftritte von verdienten Veteranen wie
Nana Visitor,
Bruce Jenner
oder
Alexander Siddig boten erwähnenswerte Glanzpunkte, für die
sich die beschwerliche Reise an den Rhein bereits gelohnt hat.
Heimlicher Höhepunkt war es übrigens, den 72-jährigen
David Warner
erleben zu dürfen. Den Auftritt des kauzigen, aber sympathischen
Darstellers erlebt man so sicher nicht alle Tage und der beinahe familiäre
Rahmen dieser spärlich besuchten Veranstaltung im Nebensaal bot mehr
Flair als die überlaufenen Massenpanels im Hauptsaal.
Kritikwürdige Aspekte
Déjà vu. Wer bereits einmal auf der
FedCon gewesen ist, kennt das Prozedere. Er ist mit den Selbstläufern
ebenso vertraut wie mit den kleinen Problemchen, an denen sich kaum
etwas ändert. Über die vielen Jahre, an denen verschiedene
Tafelrundenmitglieder an dieser Veranstaltung teilnahmen, hat sich am
allgemeinen Trott kaum etwas gewandelt (man denke nur an die
Inventargegenstände
Richard Dean Anderson und
Sea Shephard). Die
Situation erinnert ein wenig an die TOS-Episode "
Die Stunde der Erkenntnis", in der die Bewohner von
Gamma Trianguli IV ein
glückliches Leben ohne Zukunftsängste leben. Ein gottgleiches Wesen
schützt seine '
Kinder' vor sämtlichen schädlichen Einflüssen.
Doch der Preis für dieses Paradies ist hoch: Die Planetenbewohner
müssen auf Innovation, Fortschritt und Entwicklung verzichten. Ein
ähnliches Bild zeichnet sich auch allmählich auf der FedCon ab: Es
herrscht ein umfassender Stillstand, der ritualisierten Abläufen
folgt, was allerdings dem ja auch nicht jünger werdenden
FedCon-Publikum vielleicht ein Stück weit entgegenkommt.
Ausbleibender Destination-Effekt. Dabei
hat die im Februar in Frankfurt aufgezogene Destination in vielen
Belangen eindrucksvoll unter Beweis stellen können, dass auch auf
der FedCon in puncto Organisation noch deutlich Luft nach oben
besteht. Obgleich
Bartholomä etwa
verlauten ließ, Änderungen bei
den Photoshoots initiieren zu wollen, blieb es beim altbekannten
Bildersturm am Grabbeltisch. Auch die Autogrammstunde, die wieder
einmal schneeballartig die nachfolgenden Veranstaltungen sabotierte,
war bei der Destination ungleich cleverer strukturiert. Als
sinnbildlich für diesen Qualitätsunterschied kann man ferner die
Masken der beiden
Ferengi-Darsteller heranziehen, die keinen
Vergleich mit der
klingonischen Maske
Suzie Plaksons zuließen (von
einer fehlenden Schmink-Show mal ganz zu schweigen).
So ganz ohne Einfluss blieb die
Destination dann aber doch nicht. Mindestens einer der Händler
schaffte auch den Sprung nach Düsseldorf und einen wichtigen Aspekt
übernahm man vom britischen Vorbild: Während der Veranstaltung
blieben die Helfer ungewohnt freundlich und bemühten sich sichtbar,
dem zuvor erworbenen schlechten Image entgegenzuwirken.
Vielleicht
besteht ja doch noch Hoffnung?!
Kostümshow. Ich habe wirklich großen
Respekt vor jedem kostümierten Fan, der sich der Öffentlichkeit
stellt, um begafft, fotografiert oder belächelt zu werden. In der
Tat machen sie einen Großteil des einzigartigen FedCon-Flairs aus
und sind längst zu einem Alleinstellungsmerkmal geworden, um sich
etwa von anderen Veranstaltungen wie der Destination abzuheben. So
sehr ich die Cosplayer also schätze, so wenig gefällt mir immer
wieder der Costume Contest, der unbedingt einmal überarbeitet werden
sollte, denn er ist zu einer Lachnummer geworden, die aktiv unter
Beweis stellt, dass es Deutschen im internationalen Vergleich an
Humor mangelt (sie dafür aber gemeinsam im Takt klatschen können).
Bin
ich denn wirklich der einzige, der großartige Darbietungen wie die
Opernsängerin aus dem Fünften Element sehnsüchtig vermisst?
Tageskarten. Die Empörung unter vielen
Tageskartenkäufern ist groß. Sie beklagen systematische
Diskriminierung, da wegen ihnen mehrfach der Saal geräumt wurde, um
den Wochenendticketinhabern Vorzug bei der Platzwahl zu ermöglichen.
Sie wurden bei einigen Panels in den Nebensaal verbannt und mussten
sich dort mit einer qualitativ schlechten Leinwand-Übertragung
zufrieden geben.
Davon haben wir allerdings nichts
mitbekommen. Zwar wurde auch uns der Zugang zum Auftritt
Amanda Tappings verwehrt, doch tatsächlich mangelte es uns ohnehin am
Interesse für diesen Programmpunkt, weswegen wir dies nicht
unbedingt als sonderlich tragisch empfanden. Nichtsdestotrotz mutet
dieser Ausschluss schon wie ein Etikettenschwindel an und die
Verantwortlichen sollten sich überlegen, den Preis für Tagestickets
eventuell um zehn Euro zu reduzieren. An Hinweisen auf diese
Betreiberpolitik fehlte es aber (zumindest am Sonnabend) nicht; im
Ticketausgabebereich ließen sich immerhin gleich klare Ansagen finden.
Abkehr von Star Trek. Am bedenklichsten
war allerdings eine ganz andere Tendenz. Die Veranstaltung war gut
besucht, doch wie man hier und dort feststellen konnte, lag dies
weniger an Nichols, Siddig und Co., sondern eher an den Darstellern
aus
Charmed,
Stargate oder
Star Wars. Dieser Trend wird den ausverkauften Veranstaltern sicherlich nicht entgangen sein und es steht zu
befürchten, dass der spürbare Rückgang von Star-Trek-Schauspielern
auch in Zukunft weiter voranschreiten wird. Zwar liegt es auf der
Hand, dass die Zahl noch nicht bei einer FedCon präsentierten
Star-Trek-Veteranen überaus überschaubar ausfällt, doch während
wir hierzulande den mittlerweile vierten Auftritt Nichelle Nichols
miterleben durften, kündigte die
Destination #3 neben
Karl Urban mit
Bruce Greenwood bereits den zweiten Abramsverse-Schauspieler an.
Während sich die FedCon also immer mehr von Star Trek abwendet und
sich an fragwürdige Heilsbringer wie
Defiance richtet, entwickelt
sich die Destination trotz ihrer Rückkehr in den angelsächsischen
Raum immer mehr zu einer echten Alternative.
Fazit. Vor allem wegen des sinkenden
Star-Trek-Anteils wirkt der Titel 'FedCon' zunehmend deplatziert. Der
eine Tag im Maritim-Hotel (bei strahlendem Sonnenschein) genügte
alten Star-Trek-Hasen wie uns jedenfalls völlig, um den altbekannten
Einheitsbrei wiederzuerleben und daran erinnert zu werden, was der eigentliche Grund war, ursprünglich gar nicht kommen zu wollen.
Doch bei aller angebrachten Kritik hat
es dennoch trotz der vielen Mühen auch eine Menge Spaß bereitet,
den Ausflug ins weit entfernte Düsseldorf zu wagen. Die FedCon ist
und bleibt nämlich ein lohnendes Reiseziel für den heimischen Fan,
dem mittlerweile aber ein einziger Tag Convention-Action völlig
ausreichen dürfte, um seinen Jahresbedarf an Star-Rummel zu decken.
Würde mich heute jemand fragen, ob ich mir vorstellen könnte, den
Stress eines Ein-Tages-Tripps nochmals auf mich zu nehmen, um das
FedCon-Feeling zu erleben...
...würde ich das Feld sofort jüngeren
Tafelrunden-Mitgliedern kampflos überlassen. Ich bin wohl doch schon
etwas zu alt für solch ein kräftezehrendes Martyrium. Für dieses
Maß an Aufwand ist das Verhältnis von Entfernung des
Veranstaltungsortes zur Star-Trek-Stardichte einfach zu ungenügend.
Doch wer kann nach den Entwicklungen
der letzten turbulenten Monate schon heute beschwören, dass die
nächste FedCon ohne Tafelrundenbeteiligung ausfallen wird?
Schauen wir einfach mal, was das unentdeckte Land uns bringen wird...