Es passiert nicht oft, dass man sich sicher sein kann, in genau diesem Augenblick gerade das Gleiche zu tun wie
Patrick Stewart, der dem ein oder anderen als Captain
Jean-Luc Picard aus Star Trek oder
Charles Xavier aus X-Men bekannt sein dürfte. Am 26. Mai 2012, zwischen 16 und 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit bietet sich diese einzigartige Gelegenheit.
Warum?
Nun, darüber kann dieses Bild Aufschluß geben:
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Die Initialien auf seiner blau-weiß gestreiften Sportjacke (HTAFC) verraten dem Kenner sofort, dass es sich um den
Huddersfield Town Association Football Club handelt. Inzwischen ist zwar das 'Association' weggefallen, doch dieses Bild hat dadurch nichts an seiner Aktualität verloren.
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kentononline.co.uk
Stewarts kleine Heimatstadt
Mirfield (18.261 Einwohner) grenzt nämlich im Südwesten direkt an das größere
Huddersfield (146.234 Einwohner), deren Fußballfans sich somit auch aus den umliegenden Gemeinden rekrutieren.
Doch als Stewart (*1940) alt genug war, um ins Stadion zu gehen und eine gewisse Faszination für Fußball zu entwickeln, hatte Huddersfield seinen Zenit längst überschritten. Zwischen
1924 und
1926 wurden die als 'Terrier' bezeichneten Kicker zwar dreimal hintereinander Englischer Fußballmeister und
1922 auch Pokalsieger, doch
1952 stiegen sie aus der höchsten Spielklasse ab. Daraufhin kehrten sie bereits
1953 fulminant wieder, aber schon
1956 ging es zurück in Liga Zwei. Im Jahr
1970 gelang ein weiteres Comeback ins Oberhaus, das allerdings
1972 auch wieder beendet war.
Statt in die Eliteliga zurückzukehren, geriet der Verein in der Folge in die Sphären des Vergessens. Abstiege in die Dritte und sogar Vierte Englische Liga ließen den traditionsreichen Verein in der Bedeutungslosigkeit versinken und es verwundert kaum, dass spottfreudige Fans anderer Vereine solcherlei Schmähbilder in Umlauf bringen:
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Nun aber schnuppert der Verein an einer kleinen Sensation.Das britische Ligensystem sieht nämlich - ähnlich wie das deutsche - Relegationsspiele für den Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse vor. Im Unterschied zu den Bundesligen erhält aber nicht die drittschlechteste Mannschaft das Recht, gegen den drittplatzierten der jeweils untergeordneten Liga zu spielen. Stattdessen steigt dieser ohne Umschweife ab und die dritt- bis sechstplatzierten der untergeordneten Liga spielen aus, wer den begehrten offenen Startplatz erhält.
Dieses Jahr steht Huddersfield Town wieder einmal im Finale und kann - sofern ein Sieg gelingt - in der nächsten Saison zumindest wieder zweitklassig spielen. Das muss natürlich noch nichts bedeuten, denn bislang gelang es der Mannschaft zwar mit gewisser Regelmäßigkeit, die entsprechenden Play-offs und auch einige Endspiele zu erreichen, doch für einen Aufstieg reichte es bislang noch nicht.
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Die Lieblingsmannschaft Stewarts spielt jedenfalls um 16 Uhr (15 Uhr
Mittlere Greenwich-Zeit) gegen den Erzrivalen
Sheffield United ein Lokalderby (beide Städte liegen keine 50km voneinander entfernt) im alt ehrwürdigen
Londoner Wembleystadion. Einen Sieg konnten die Fans von Huddersfield im Vorfeld bereits erringen:
Der größte Teil der regional verfügbaren Busunternehmen wurde
von ihnen angeheuert; vielen Sheffield-Fans bleibt also nur die Fahrt mit dem Zug oder dem eigenen PKW. Ob dies vielleicht nur ein Pyrrhus-Sieg war, wird sich morgen auf dem Platz zeigen. Wahrscheinlich wird Sir Patrick Stewart ebenfalls im Stadion sitzen; er wird im Gegensatz zu seiner Kollegin
Marina Sirtis (
Tottenham Hotspur Anhängerin) einen kleinen, unterklassigen Verein aus Yorkshire unterstützen. Doch selbst wenn der vielbeschäftigte Schauspieler nicht persönlich anwesend sein sollte: er wird sicher seinem Team die Daumen drücken - genauso wie der ein odere andere Star-Trek-Fan.
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