Noch Glückseelig
vom letzten Abend und dem Besuch der Tafelrunde (gemeinsam mit vielen anderen
Star Trek und Musikbegeisterten
Menschen) bei der Klingonischen Oper im Berliner Haus der Kulturen der Welt
öffnete ich am Samstag den Briefkasten. Darin, wie oft und freudig erwartet in
den letzten Jahren, ein bekannter Briefumschlag: der neue Communicator! Die aktuelle
Zeitschrift des offiziellen Star Trek Fanclubs in der BRD, so meine Vermutung!
Doch was kommt da zum Vorschein? "Okay," denke ich,
"Irgendwas ist jetzt anders." und stürze mich an die Lektüre der Zeitschriften.
Da ich an diesem Tag mit meinem Freund Turon47 verabredet bin, konnte ich mit ihm
meinen anwachsenden Groll gut verarbeiten. Wir steckten unsere Köpfe zusammen und
verfassten den folgenden Text. Mich würde Eure Meinung zu diesem Thema sehr
interessieren und hoffe auf viel Resonanz!
Wie die Abonnenten des ‚Communicator‘ mit dem Gang zum
Briefkasten erfahren mussten, wurde dieser Tage eine der erfolgreichsten
deutschsprachigen Star-Trek-Institutionen zu Grabe getragen: Der Offizielle
Star Trek Fanclub (OSTFC). Heimlich,
still, leise und als Postbeilage wurde statt des gewohnten Sonderheftes ein
Exemplar des Space-View-Nachfolgers „Geek“, eine Broschüre namens
„Fed-Con-Insider“ und ein formloser Zettel in einen großen Briefumschlag
gestopft, der die Fans darüber informierte, dass sich der langjährige
Vorzeige-Star-Trek-Ableger nun in ‚FedCon Geeks‘ umbenennt, den OSTFC auflöst
und den Druck des ‚Communicator‘ einstellt.
Im Status-Report, der den „FedCon Insider“ einleitet, beschreibt Dirk Bartholomä höchstpersönlich, warum er und seine Gefolgschaft sich von Star Trek abgewandt haben. Die Gründe klingen logisch: Lizenzstreitigkeiten mit CBS, mangelnder Trekkie-Zuspruch und die Sinnlosigkeit von Printmedien im Zeitalter des Internets werden ins Feld geführt, um den Rückzug vor den Fans zu rechtfertigen.
Natürlich ist dieses Ereignis ein Niedergang mit Ansage.
Seit der Absetzung von Enterprise, der Reduzierung der Franchise auf drei
Kinofilme und der stärkeren Konkurrenz anderer SciFi-Franchises hat Star Trek
längst die Massenwirkung verloren, über die es noch Mitte der Neunziger
verfügte. Diese Goldenen Jahre mit unzähligen Zeitschriften,
Buchveröffentlichungen und Merchandise-Produkten ist längst vorbei und das
dieser Prozess auch vor den Dinosauriern der Branche, wie etwa dem OSTFC,
keinen Halt machen würde, war sicherlich abzusehen.
Doch ist Star Trek wirklich so tot, wie man uns glauben machen möchte?
Noch immer sind bei der FedCon der Hauptteil der Stargäste
Star-Trek-Veteranen (2013 allein 14 Personen - das übertrifft alle anderen Serien bei
weitem!, dazu noch elf weitere Personen mit Star-Trek-Bezug); noch immer gibt es
zahlreiche Internetseiten in Deutschland, die den Serien und Filmen Tribut
zollen und immerhin beweist die im Mai anstehenden Premiere von J.J. Abrams
Kinofilm „Star Trek: Into Darkness“, dass es bei aller Stagnation selbst zu diesem Zeitpunkt
einen Silberstreif am Horizont gibt. Deutschlandweit gibt es noch immer
zahlreiche Trekdinner und Fangemeinschaften, die abseits des OSTFCs unter
Beweis stellen, wie lebendig die Franchise trotz aller Abgesänge noch immer
ist.
Hat man da nicht die einstige eierlegende Wollmilchsau
eingeschläfert, nachdem sie nicht mehr genug Profit abgeworfen hat, um von
wirtschaftlichem Interesse zu sein?
Nun, ein Blick in den „FedCon-Insider“ stellt sicherlich eindrucksvoll unter Beweis, wie sehr man sich noch immer mit den Roddenberry-Federn schmückt. Die Beibehaltung des stark nach Star Trek riechenden Markennamens FedCon zeigt, dass man auch nicht gleich bereit ist, auf sämtliche Vorteile der historisch gewachsenen Fanzuneigung zu verzichten. Immerhin diente der OSTFC in den letzten Jahren verstärkt der Promotion für die größte Convention Deutschlands und weniger der Verknüpfung der hiesigen Fans - wozu ein ‚Fanclub‘ eigentlich da sein sollte.
Haben sich die ‚erwachsen gewordenen‘ Fans, wie
Bartholomä im „Geek-Interview“ attestiert (Geek, Nr. 05, S. 94), wirklich so
verändert? Waren sie nur im Fanclub, um ein wenig Rabatt für den Besuch der
FedCon herauszuschlagen (Geek, Nr. 05, S. 93)?
Nicht unbedingt die Fans haben sich gewandelt, sondern der
OSTFC. Dies kann man am Beispiel der FedCon als Prunkstück des Clubs gut
erkennen. Sicherlich ist die Convention professioneller
geworden, doch gleichzeitig auch viel kommerzialisierter. Und sie ist nicht
allein - mit der HobbitCon, der GalaxyCon, Blood Diaries und RingCon ist ein
Branchenführer unter der Regie Bartholomäs entstanden, die den hiesigen Markt
dominiert.
Die Perspektive der Betreiber hat sich also aus der Fanbasis heraus zu der eines Veranstalters gewandelt, die nicht immer mit den Verantwortlichkeiten vereinbar sind, die einem landesweiten Fanclub zukommen sollten.
So gesehen ist die Abkehr vom offiziellen Status eines
Fan-Clubs nachvollziehbar. „FedCon
Geeks“ ist nun viel besser in der Lage, als profitorientiertes Unternehmen
aufzutreten und ganz offiziell das Hauptaugenmerk auf die Ausrichtung von
Conventions zu legen. Denn bei aller vielleicht aufkommenden Kritik möchte wohl
kein Fan in Mitteleuropa auf die Institution „FedCon“ verzichten. Da mag die Einstellung einer Fan-Zeitschrift
oder eines offiziellen Fanclub-Status traurig stimmen und ein schwerer Verlust
sein, doch dieser Schritt bleibt unter diesem Gesichtspunkt nachvollziehbar.
Also, ruhe in Frieden, OSTFC. Wir hatten eine tolle Zeit
miteinander. Aber uns Star-Trek-Fans wird es auch ohne Dich weiterhin geben
...mit Sicherheit!
...mit Sicherheit!