Samstag, 12. Oktober 2019

Star Trek, Deine Deutschen, Teil 04: Barbara Bouchet

Einleitung.
In Deutschland werden 2019 dreißig Jahre Mauerfall gefeiert und auch die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" aus Potsdam Babelsberg möchte diesem Ereignis mit einer ganz besonderen Reihe Tribut zollen, in der - inspieriert vom Leben des kürzlich verstorbenen David Hurst - Deutsche bei Star Trek näher beleuchtet werden. Dabei geht es weniger um Personen wie Levar Burton oder Jeri Ryan, die im Zuge von Militärstationierungen im amerikanischen Sektor Deutschlands das Licht der Welt erblickten. Oder Schauspieler wie Mark Allen Shephard oder Nancy Kovack, die mittlerweile in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Selbst deutsche Charaktere wie Keyla Detmer oder Carl Jaeger finden hier keine Erwähnung.
Stattdessen erzählen wir zwischen dem 3. Oktober und dem 9. November 2019 zwölf Geschichten über zu Unrecht hierzulande weniger bekannte Darsteller, Regisseure und anderweitig mit Film und Fernsehen verbundene Personen und deren Beziehung zu Deutschland und Star Trek. Dabei wollen wir zeigen, dass Deutsche stets entscheidend dabei halfen, Star Trek zu dem Kultobjekt zu formen, das es heute ist.


Barbara Bouchet.
Denkt man als Deutscher an berühmte italienische Schauspielerinnen fallen einem vielleicht noch bekannte Namen wie Sophia Loren oder Gina Lollobrigida ein, aber dann wird es auch schon schwierig, denn obwohl das italienische Kino international einen guten Ruf genießt, gelingt deren Schauspielerinnen aufgrund der Sprachbarriere leider nicht allzu oft der Sprung über den Großen Teich und damit zu Weltruhm.
Wenn sich da auch noch die Frage nach einer bekannten Italienerin stellt, die eine Nebenrolle in der Originalserie Star Treks bekleidete, wird man eher auf Zurückhaltung stoßen. Vor allem, wenn diese Italienerin eigentlich eine Deutsche ist. Auch wenn das nur ein Mosaikstein in einer Biografie bleibt, die von Tschechien nach Deutschland und über die USA nach Italien reicht.


Als Bärbel Gutscher (laut einigen Quellen auch Goutscher, Goutscherola oder eventuell Goutscherova) am 15. August 1943 in Reichenberg im Sudetenland geboren wird, tobt in Europa der zweite Weltkrieg. Als der in einer vernichtenden Niederlage für Nazi-Deutschland endet, ändert sich auch schlagartig das gesamte Leben des jungen Mädchens. Reichenberg wird als Liberec Teil der Tschechoslowakei und die Familie, die vor Ort das Adria-Kino (dieses war bis 1939 im Besitz von jüdsichen Eigentümern) betrieb, wird über Nacht heimatlos. Ihr Weg führt ins westdeutsche Bayern, wo die Familie sich schließlich in der Landeshauptstadt München niederlässt. In einem Kino schaut sich die junge Bärbel "Der schweigende Engel" mit der zwei Jahre jüngeren Christine Kaufmann an und beschließt, ebenfalls Schauspielerin zu werden.


Doch zunächst führt das Schicksal die Familie in völlig neue Gestade. Nachdem einem langwieriges Auswanderungsgesuch von den Behörden endlich stattgegeben wird, landet die Familie 1956 im kalifornischen San Francisco.
Hier beginnt der Aufstieg der Teenagerin. Zunächst tanzt sie sechsmal wöchentlich in einer Tanz-Show eines Lokalsenders zu aktuellen Hits vor der Kamera. Schließlich aber gelangt 1959 ein Bild von ihr, dass ihr Vater – ein gelernter Fotograf – geschossen hatte, in die Endauswahl eines Schönheitswettbewerbs, der als Werbemaßnahme für einen Film mit dem (späteren) deutschen Titel "April entdeckt die Männer" aufgezogen wird. Die Fünfzehnjährige gewinnt den Titel der Miss "Gidget" (so der englischsprachige Titel des Teenie-Streifens) und damit nicht nur (erfolglose) Probefilmaufnahmen, sondern auch ein Abendessen mit dem jungen Star des Filmes: einem vielversprechenden jungen Mann namens James Darren.
Ein junger Vic Fontaine am Beginn seiner Karriere
Als sie 1962 endlich volljährig wird, zieht sie von San Francisco nach Los Angeles, aber nicht, um ins Filmgeschäft einzusteigen, sondern um als Modell zu arbeiten. Dabei schreckte sie auch nicht davor zurück nackte Haut zu zeigen und landete bereits im Mai 1965 das erste – aber keineswegs das letzte Mal in ihrer Karriere - im Playboy. Insofern kann man sie als Vorreiterin Denise Crosbys sehen, die vor ihrem Engagement bei TNG ebenfalls in dem prominenten Herrenmagazin abgebildet wurde.
Außerdem ändert sie ihren Namen zu Barbara Bouchet; zum einen, weil der deutsche Name vielen englischsprachigen Auftraggebern Schwierigkeiten bereit und zum anderen, weil der Klang noch immer an ihren ursprünglichen Namen erinnert.


Zudem beginnt sie schnell, erste kleinere Film- und Fernsehrollen zu ergattern. Ihren Durchbruch schafft 1965 mit einer Nebenrolle in "Erster Sieg" an der Seite von Kirk Douglas und John Wayne. Zu ihren bekanntesten Filmen zählt schließlich der Kassenerfolg "Casino Royal", eine Bond-Persiflage, für die die Rechte am gleichnamigen Fleming-Roman erworben wurden und in der sie Mrs. Moneypenny verkörpert. Im Anschluss folgten verschiedene Nebenrollen in kleineren Serien wie "Die Leute von der Shiloh-Ranch" (1967), "Tarzan" (1968) oder "Raumschiff Enterprise": Der Dreh für die Folge "Stein und Staub", die sich heute unter Fans großer Beliebtheit erfreut fand zwischen  10 bis 17. November 1967 statt.


Dabei war Barbara Bouchet eine Frau nach Gene Roddenberrys Geschmack: Ein Playmate, dass keine Probleme damit hatte, in eines der hautengen Kostüme aus der Hand William Ware Theiss' zu schlüpfen. Und auch für die vierundzwanzigjährige Darstellerin war die Serie laut eigener Aussage in vielfacher Sicht erfolgversprechend:
"Ich erinnere mich daran, dass ich Star Trek für eine erfolgreiche Show hielt. Ich denke, dass ich deswegen vorsprach. Meine einzige Erinnerung daran ist die an William Shatner. Ich war in ihn verschossen und bin ein paar Mal mit ihm ausgegangen."


Doch schon zwei Jahre später bricht Bouchet sämtliche Zelte in Hollywood ab, um ihr Glück an einem ganz anderen Ort völlig neu zu suchen. Nachdem ihr Agent ihm empfohlen hatte, für den Dreh des von der Kritik hochgelobten Filmes "Colpo Rovente" (im englischen als "The Syndicate: A Death in the Family" bekannt) nach Italien zu reisen, verliebt sie sich in das Land, die Farben und die Leute.
Sie trifft 1973 den erfolgreichen Produzenten Luigi Borghese, den sie ein Jahre später heiratet und schließlich bringt sie 1976 ihren ersten Sohn Alessandro zur Welt, der heute als eine Art italienischer Jamie Oliver die dortige Fernsehlandschaft bereichert.

Bouchet in "Gangs of New York"
Ihre schauspielerische Karriere auf italienischem Boden wird zunächst von einer Vielzahl von Erotikfilmen, Erotikthrillern oder Erotikkomödien bestimmt, die so vielsagende deutsche Titel wie "Sein Schlachtfeld war das Bett" (1971), "Lollipops und heiße Höschen" (1976) oder "Ein total versautes Wochenende" (1979) tragen.
Vor allem aber ist sie prominent im Kultstreifen "Milano Kaliber 9" (1972) zu sehen, der mit seinen expliziten Darstellungen von Sex und Gewalt zu einer der zentralen Inspirationsquellen Quentin Tarentinos zählt. Der Regisseur nutzte gar 2004 bei einem Filmfestival in Venedig die Gelegenheit, der Schauspielerin persönlich zu gestehen, welch großen Einfluss sie im Besonderen auf sein Schaffen hatte (andere Gerüchte besagen, dass er gar seine Teilnahme am Festival von einem Treffen mit ihr abhängig gemacht haben soll).


Anfang der Achtziger bricht Barbara Bouchet allerdings radikal mit dem Image der Sex-Ikone und wendet sich seriöseren Projekten zu. Unter anderem erlangte sie mit der Produktion von Fitness- und Aerobic-Videos nationale Prominenz. Bis heute arbeitet die unter anderem als "Jane Fonda Italiens" bezeichnete Bouchet als Künstlerin und Schauspielerin (so hatte sie 2002 einen Auftritt in "Gangs of New York"), zumal ihre Rente laut eigener Aussage gerade einmal 511€ beträgt..
Darüber, wo sich die gebürtige Deutsche mit Wurzeln in Tschechien und einer amerikanischen Jugend zuhause fühlt, lässt sie allerdings keinen Zweifel, auch wenn sie aus den Stationen ihres Lebens mehr oder weniger mitgenommen hat.
"Von den Deutschen habe ich meinen Sinn für Pünktlichkeit und Ordnung erhalten, von den Italienern hingegen meinen Sinn für Humor und Fröhlichkeit. Von den Amerikanern habe ich nur sehr wenig angenommen. Ich fühle mich als Italienerin, zumal ich mittlerweile länger in Italien als irgendwo anders gelebt habe."


Vorschau.
Im nächsten Teil geht es um einen Filmemacher, der erste Erfolge mit einer ganz anderen Science-Fiction-Serie feierte, bevor er zu einem der beliebtesten Serienregisseure der Achtziger Jahre aufstieg und schließlich zu einem der vielbeschäftigsten Mitarbeiter bei Star Trek wurde. Er begann eine Beziehung mit einer bekannten Hauptdarstellerin, auch wenn die ihn in ihrer Biografie kaum erwähnt...

Quellen.
Alberti, David Giancritofaro: Barbara Bouchet: Mi sento italiana, decisi io di prendermi una pausa di 20 anni. In: Il Sussudiario, Website hier [10. Oktober 2019]
Boccalini, Siria: Intervista a Barbara Bouchet. In: GossipOne, Website hier. [10. Oktober 2019]
Bouchet, Barbara: Official Site, Website hier. [10. Oktober 2019]
Corriere della Serra (Hrsg.): Barbara Bouchet: Viva con 511 Euro, Website hier. [10. Oktober 2019]
Cushman, Marc; Osborn, Susan: These Are the Voyages. TOS: Season Two. San Diego, 2014, S. 498ff.
di Giulio, Alessio: Barbara Bouchet in Liberec. In: Progretto Repubblica Ceca, Website hier. [10. Oktober 2019]
Glamour Girls of the Silver Screen (Hrsg.): Barbara Bouchet, Website hier. [10. Oktober 2019]

Weiterführende Leseliste.

Star Trek, Deine Deutschen, Teil 00: David Hurst.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 01: Franz Bachelin.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 02: Walter Gotell.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 03: Jesco von Putkamer.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 04: Barbara Bouchet.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 05: Winrich Kolbe.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 06: Reiner Schöne.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 07: Gerd Oswald.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 08: Harry Groener.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 09: Shimon Wincelberg.

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Star Trek, Deine Deutschen, Teil 03: Jesco von Puttkamer

Einleitung.
In Deutschland werden 2019 dreißig Jahre Mauerfall gefeiert und auch die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" aus Potsdam Babelsberg möchte diesem Ereignis mit einer ganz besonderen Reihe Tribut zollen, in der - inspieriert vom Leben des kürzlich verstorbenen David Hurst - Deutsche bei Star Trek näher beleuchtet werden. Dabei geht es weniger um Personen wie Levar Burton oder Jeri Ryan, die im Zuge von Militärstationierungen im amerikanischen Sektor Deutschlands das Licht der Welt erblickten. Oder Schauspieler wie Mark Allen Shephard oder Nancy Kovack, die mittlerweile in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Selbst deutsche Charaktere wie Keyla Detmer oder Carl Jaeger finden hier keine Erwähnung.
Stattdessen erzählen wir zwischen dem 3. Oktober und dem 9. November 2019 zwölf Geschichten über zu Unrecht hierzulande weniger bekannte Darsteller, Regisseure und anderweitig mit Film und Fernsehen verbundene Personen und deren Beziehung zu Deutschland und Star Trek. Dabei wollen wir zeigen, dass Deutsche stets entscheidend dabei halfen, Star Trek zu dem Kultobjekt zu formen, das es heute ist.



Jesco von Puttkamer.
Wenn man von einem 'adeligen deutschen Raketenwissenschaftler in US-Diensten' hört, schrillen wohl zu Recht beim ein oder anderen Leser die Alarmglocken. Immerhin war ein gewisser Wernher von Braun ein unumstritten zentraler Charakter für die Geschichte der Raumfahrt, aber im gleichen Atemzug drohen auch stets seine Bereitwilligkeit mit dem nationalsozialistischen Regime anzubändeln, seine Beteiligung an der Entwicklung und Herstellung der todbringenden V2-Wunderwaffe oder seine Verantwortung für den Tod zahlreicher KZ-Häftlinge in Peenemünde sowie Mittelbau-Dora im Anblick seiner Verdienste ins Hintertreffen zu geraten.
Tatsächlich aber soll es gar nicht um diesen Raumfahrtpionier mit den dunklen Flecken auf seiner Vita gehen, sondern um seinen illustren Nachfolger Jesco von Puttkamer.



Das pommersche Adelsgeschlecht derer von Puttkamer hat einige prominente Mitglieder vorzuweisen, unter denen die Ehefrau Otto von Bismarcks, Johanna von Puttkamer die wohl bekannteste Vertreterin ihrer Familie sein dürfte. Aber die dem preußischen Militärstaat treu ergebenen Freiherren haben als U-Boot-Kommandant, Stadtkomandant des ukrainischen Charkow oder Marine-Adjudant Hitlers ebenfalls eine unrühmliche Rolle in der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte gespielt.
Davon allerdings blieb Jesco Hans Heinrich Max Freiherr von Puttkamer nicht zuletzt dadurch verschont, dass er am 22. September 1933 in Leipzig das Licht der Welt erblickte und den Großteil seiner Jugend fernab von Kriegsgeschehen in der neutralen Schweiz verbrachte.


Jesco von Puttkamer erhielt 1952 in Konstanz sein Abitur, um im Anschluss darauf an der THW Aachen Maschinenbau zu studieren. Dann erfolgte ein kometenhafter Aufstieg des jungen Ingenieurs, der ihn bis an die Spitze der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA katapultierte.
Federführend war dabei vor allem ein Mann: Wernher von Braun. Nachdem ihm von Puttkamer nämlich geschrieben hatte, um ihn von seiner Absicht zu unterrichten, auszuwandern und in der freien Wirtschaft der USA Fuß fassen zu wollen, bevor er sich bei seinem Team bewerben wollte, zögerte von Braun nicht. Er telegrafierte umgehend zurück und bot dem jungen Hochschulabsolventen an, mit ihm zusammen in Huntsville (Alabama) am Apollo-Programm zu arbeiten. Ab Mitte 1962 arbeitete er zunächst am Lunar Lander, dann im Team für die Saturn-5-Raketen und schließlich für die ersten Shuttleflüge. Als der erste Mensch 1969 auf dem Mond landete, war von Puttkamer im NASA-Kontrollzentrum an vorderster Front Zeuge dieses denkwürdigen Moments der Menschheitsgeschichte. Ab 1974 wurde er in die Führungsetage der NASA nach Washington berufen, wo der als Stratege die langfristigen Ziele und Planungen der NASA betreute. So war er einer der Verantwortungsträger für die internationale Raumstation ISS und einer der aktivsten Befürworter eines bemannten Marsfluges und einer Besiedelung des roten Planeten lange vor Elon Musk.


Als Experte für den russischen Raumflug war er eine der federführenden Kräfte bei der Kooperation von USA und Russland nach dem Kalten Krieg und blieb seiner deutschen Heimat trotz einer gewissen Enttäuschung über den Zustand des Bildungswesens als Honorarprofessor seiner Alma Mater oder beliebter Fernsehexperte treu.
Seinem langjährigen Förderer Wernher von Braun gegenüber blieb der 1967 zum amerikanische Staatsbürger erklärte Mann mit dem starken deutschen Akzent trotz zunehmender Kritik jedoch stets loyal und verteidigte dessen Arbeit für die Nazi oft als Jugendsünde oder alternativlos.
Als dienstältester Mitarbeiter der Raumfahrtbehörde verbrachte er stolze fünfzig Jahre innerhalb der NASA und hätte sicherlich noch weitere Jahre unermüdlich und voller Leidenschaft für die Organisation gearbeitet, wenn er nicht am 27. Dezember 2012 in Alexandria (Virginia) an den Folgen einer grippeähnlichen Krankheit so plötzlich wie unerwartet verstorben wäre.


Was aber hat die fraglos spannende Vita dieses Mannes mit Star Trek zu tun, mag sich an dieser Stelle der ein oder andere Leser zu Recht fragen.
Nun, von Puttkamer war auch ein Science-Fiction-Autor. Noch während seines Studiums verfasste er utopischen Literatur unter Titeln wie "Der unheimliche vom anderen Stern" (1958), "Das schlafende Universum" (1960) oder "Das Zeit-Manuskript" (1961) für die Groschenhefte von Terra oder Moewig – vor allem um sich als Student ein Zubrot zu verdienen und sein Auto unterhalten zu können.
Nachdem er in die USA übergesiedelt war, machte er spätestens 1976 zur Taufe des Space Shuttles mit dem wohlklingenden Namen 'Enterprise' die Bekanntschaft mit dem Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry, der sich seines Zeichens gern mit dem Renommee und der Freundschaft zu anderen Science-Fiction-Experten wie Isaac Asimov oder Ray Bradbury schmückte.
Im Zuge dieser Freundschaft erschien 1978 gar eine Kurzgeschichte von Puttkamers namens "Der schlafende Gott" in einer Star-Trek-Anthologie namens "Galaxis in Gefahr!", auch wenn diese bei Lichte besehen kaum etwas anderes als eine gekürzte Neuauflage seiner 1960 bereits in Deutschland veröffentlichten Geschichte "Die Reise des schlafenden Gottes" im Star-Trek-Mantel darstellte.


Den größten Einfluss auf Star Trek erhielt Jesco von Puttkamer allerdings ein Jahr später, als der von DeForest Kelley als 'Jessie' getaufte Deutsche von Gene Roddenberry kurzerhand zum wissenschaftlichen Berater für "Star Trek: Der Film" ernannt wurde. Sieht man sich den Film heute an, so sind es in erster Linie von Puttkamers Vorstellungen von Warpgeschwindigkeit und seine Interpretation von Wurmlöchern, die heute noch im Film ablesbar sind. Wer sich also über jene Szene zu Beginn des Filmes wundert, in denen das Wurmloch so gar nichts mit dem zu tun hat, was man später aus TNG oder DS9 kennt: Genau jene denkwürdigen Szenen in Slow-Motion-Form verdanken wir einem Landsmann!


Doch damit nicht genug.
Auch die deutsche Übersetzung des Romans zum Film stammt aus der Feder Jesco von Putkamers. Leider war der Wahlamerikaner nicht allzu sehr mit der deutschen Synchronisation in seiner Heimat vertraut, weswegen die Übersetzung heutzutage etwas weniger zugänglich als andere frühe Star-Trek-Romane wirkt. Auf ihn geht außerdem der Slogan "The Human Adventure is just beginning." zurück, der kurz vor dem Abspann des Filmes zu sehen ist.


Zu guter Letzt war seine Raumfahrt- und Technikexpertise einigen Produzenten des Films offensichtlich nicht gut genug. Um sie von der Daseinsberechtigung einer sich selbst bewussten künstlichen Intelligenz zu überzeugen, bedurfte es zusätzlich eines Penthouse-Interviews (!) mit seinem NASA-Kollegen Robert Jastrow und seine Position musste er sich schließlich mit Isaac Asimov teilen, den Roddenberry ebenfalls für den Posten des wissenschaftlichen Beraters in gewonnen hatte.
Jesco von Puttkamers Karriere bei Star Trek endete schließlich ähnlich schnell wie sie begann. Nachdem Gene Roddenberry als Sündenbock für die Fehlentwicklungen des ersten Kinofilms ausgemacht und für die kommenden Kinofilme auf den relativ unbedeutenden Posten eines Produzenten verbannt wurde, verschwanden mit ihm auch viele ehemalige Wegbegleiter aus dem Umfeld des Produktionsstabes. Unter ihnen auch von Puttkamer, der allerdings im Gegensatz zu dem ein oder anderen Kollegen keine Schwierigkeiten gehabt haben dürfte, seinem Traum von einer Zukunft der Menschheit im Weltraum zu folgen.


Vorschau.

In der nächsten Folge berichten wir von einer Frau, die in gewisser Hinsicht Denise Crosby den Weg bereitete, ein Date mit James Darren gewann und schließlich in Italien ihr Glück fand. Eine Frau, die Quentin Tarentinos Arbeit entscheindend mitbeeinflusste und dennoch heute eine Rente von gerade einmal 511€ erhält...

Quellen.
Culbreath, Myrna; Marshak, Sandra (Hrsg.): Galaxis in Gefahr!, München, 1989.
Greenberger, Robert: Star Trek. The Complete Unauthorized History, Mineapolis, 2012, S. 101.
Remmers, Alvin: The People of NewSpace: NASA's Jesco von Puttkamer. Video hier.
Roddenberry, Gene: Star Trek. München, 1980, S. 9ff.
Seidel, Heidrun: Nasa-Manager Jesco von Puttkamer fordert mehr deutsches Engagement in der Raumfahrt. in: Lausitzer Rundschau, 20. Juli 2010, Website hier. [6. Oktober 2019]
von Puttkamer, Jesco: Die Reise des schlafenden Gottes. München, 1960.

Weiterführende Leseliste.

Star Trek, Deine Deutschen, Teil 00: David Hurst.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 01: Franz Bachelin.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 02: Walter Gotell.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 03: Jesco von Putkamer.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 04: Barbara Bouchet.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 05: Winrich Kolbe.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 06: Reiner Schöne.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 07: Gerd Oswald.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 08: Harry Groener.
Star Trek, Deine Deutschen, Teil 09: Shimon Wincelberg.

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Eaglemoss Nr.117: Ferengi-Piratenschiff

 

Einleitung

Im 22. Jahrhundert ist das Volk der profitgierigen Ferengi noch nicht so stark in der Galaxie präsent, wie es in zweihundert Jahren der Fall sein wird. Einige Vertreter dieser Spezies wagen sich aber weit in den ihnen unbekannten Weltraum hinaus, weil diese als Piraten ihr Geld verdienen. Zu diesen Gruppierungen gehört auch Ulis, seine Bande und das ihm gehörende Raumschiff, das an einen Käfer erinnert. Bei diesem Schiff scheint es sich um einen Frachter zu handeln, da sein Inneres fast nur aus Lager und Frachträumen zu bestehen scheint. Das kleine Raumschiff scheint auch über keinerlei Waffen zu verfügen und falls doch, scheinen diese keine Bedrohung für größere Schiffe darzustellen. Das hält die Piratenbande allerdings nicht davon ab, große Schiffe zu überfallen. Im Jahr 2151 gerät die Enterprise NX-01 in den Fokus von Ulis und um das Schiff zu kapern, lässt sich dieser eine List einfallen. Er deponiert ein Gerät auf der Oberfläche eines Mondes in einem Sternensystem, das die Enterprise gerade erforscht und in ihrer Neugier nimmt die Crew das Gerät mit auf ihr Schiff, wo es im Maschinenraum untersucht werden soll. Dort aktiviert es sich plötzlich und setzt ein extrem starkes Betäubungsgas frei, das sich durch die Lüftung über das ganze Schiff verteilt und jedes Besatzungsmitglied ins Reich der Träume schickt. 
Der kleine Frachter dockt daraufhin an dem NX-Klasse Schiff an und die vier Ferengi fangen an, alles was als wertvoll erscheint und nicht niet- und nagelfest ist auf ihr Schiff zu packen. Doch Ulis ist zu gierig und weckt Captain Archer auf, da er von ihm wissen will, ob die Enterprise über einen Tresor mit weiteren Wertgegenständen verfügt. Alles Gutzureden hilft nicht, denn Ulis will die Enterprise erst wieder verlassen, wenn er diesen Tresor gefunden hat und schließlich nutzt Archer die Gier der Ferengi gegen sie. In einem geeigneten Moment weckt er T'Pol auf und zusammen mit dem der Betäubung entgangenen Commander Tucker organisiert sie eine Phasenpistole und versteckt sich in einem Wartungstunnel. Tucker führt währenddessen die vier Piraten in die Falle, wo sie erfolgreich außer Gefecht gesetzt werden. Nachdem die Enterprise-Crew ihre Sachen wieder zurückbekommen hat, lässt man das Schiff abfliegen, mit der Warnung sich nie wieder einem Erdenschiff zu nähern. 


Der kleine Frachter, angedockt an der Enterprise. (Bild: Memory Alpha)
Da die Crew sich im Reich der Träume befindet, können die Piraten in Ruhe das Schiff erkunden. (Bilder: Memory Alpha)

Das Modell

Wohl weniger spektakulär als andere Modelle, so zeigt doch dieses alle Details des Computermodells. Die erhabenen Rumpfplattierungen sind zu erkennen, die auf der Oberseite angesetzten Warpgondeln und am Bug hat man auch diesen roten Streifen nicht vergessen, der wahrscheinlich die Deflektorscheibe des Schiffes darstellen soll. An beiden Seiten des Schiffes wurden auch die Luftschleusen detailliert nachgebildet und wenn man das Modell umdreht, erkennt man auch hoer, dass sämtliche Details von Eaglemoss bedacht wurden. Einziger Kritikpunkt ist der Antrieb am Heck und wenn auch dieser vorbildgerecht nachgebildet wurde, wäre es dort ungleich besser gewesen, gelbe Klarteile zu verwenden.
Das Model wurde vorbildgerecht gestaltet.

Das Gleiche gilt auch für die Luftschleusen an den Seiten.

Auch die Unterseite wurde vorbildgerecht wiedergegeben.

Zwar sehr detailliert, aber Klarteile für den Antrieb währen nicht verkehrt gewesen.

Die Halterung


 

Begleitheft

Etwas dünn die Lektüre, den nach der üblichen Einleitung folgt auf nur zwei Seiten die kurze Entstehungsgeschichte des Raumschiffes, das auch aus der Feder des Designers John Eaves stammt. Man erfährt, dass der kreative Zeichner nur drei Entwürfe brauchte, um das Schiff zu konzipieren. Auf den restlichen sechs Seiten erzählen die vier Schauspieler, die die Ferengi in "Raumpiraten" gespielt haben, von ihrer Rolle und welchen Spaß sie seinerzeit damit hatten.

Spezifikationen

 

Daten zum Modell

 

Länge x Breite: ca. 105 mm x 60 mm
Höhe mit Stand: ca. 91 mm
Material: Kunststoff und Metall
Hersteller: Eaglemoss Collections 2019


Bewertung und Fazit

Das Modell ist sehr gut umgesetzt worden. Alle Details wurden bedacht, aber nach wie vor finde ich, dass dem Antrieb gelbe Klarteile besser gestanden hätten. Eaglemoss macht es sich manchmal echt zu einfach.