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Samstag, 2. Februar 2019

Turons Senf zu "Lichtpunkte" (Star Trek Discovery S2Nr03)


Spoilerwarnung
.
Diese Rezension enthält massive Spoiler zu "Lichtpunkte", der dritten Folge der zweiten Staffel von Star Trek Discovery und sollte nur gelesen werden, wenn man auch diese und vorangegangene Episoden gesehen hat.

I. Einleitung.
Discovery für Schreiber von Rezensionen nur sehr schwer zu fassen. Während man bei jeder Folge der Originalserie, dem nächsten Jahrhundert oder Voyager problemlos Einzelfolgen nehmen konnte, um sie danach zu zerpflücken, ist das mit Discovery eine ganz andere Kiste. Hier gleichen Episoden eher einem wirren Haufen Bausteine, die erst am Staffelende zu einem Ganzen zusammengesetzt werden. Es ist ein wenig so, als sollte man ein Hotel bewerten, obwohl es gerade im Bau ist und man nur Einblick in das hat, was ein Laster vor einer halben Stunde auf der Baustelle abgeladen hat.
Also wirklich, da waren die Zeiten früher einfacher! Klar gab es mal Doppelfolgen und Deep Space Nine hat sich redlich Mühe gegeben, weit auszuholen, aber wenn so eine Folge vorbei war, wurde der Zuschauer nicht ohne ein Motiv, eine Moral und eine halbwegs abgeschlossene Entwicklung entlassen. Man hatte etwas, an dem man sich festhalten konnte und wenn es doof war, hatte man immerhin die Hoffnung, dass die nächste Folge nicht genauso doof sein könne.
Discovery hingegen gönnt uns diesen Luxus nicht. Es gibt nur bröckchenweise Hinweise frei und gleicht erzähltechnisch mehr einer Film-Trilogie in Herr-der-Ringe-Länge (Ultra Extended Version), die jemand auf ein Dutzend Dreiviertelstunden heruntergebrochen hat. Für sich allein genommen kann man diesen Ausschnitten viel zu wenig Aussagekraft abgewinnen.
Nach zwei Folgen, die diesem Konzept ein wenig widersprachen, deuteten erste Bilder bereits an, dass die Geschichte nun so richtig an Fahrt aufnehmen würde. Aber bedeutet das auch zwangsweise die Rückkehr zu schwer fassbaren Teilstücken, die sich einer Analyse entziehen?



II. Story.
Es ist was faul im Staate Qo'noS. Die unter der Kanzlerin L'Rell vereinten Häuser sind zwar nach außen hin geeint, doch hinter den Kulissen der Macht brodelt es gewaltig. Unter der Führung des Hauses Kor hat sich eine Opposition gebildet, die sich das vermeintlich schwächste Glied in der Verteidigung der Regentin herausgepickt hat: Den Menschen Ash Tyler, der zuvor als Albino Voq auch nicht unbedingt bessere Karten hatte. Während sich der Günstling im Körper des Feindes von allen Seiten herabgesetzt fühlt, stößt er bei seinen Recherchen auf ein dunkles Geheimnis, das die bestehenden Machtverhältnisse zu erschüttern droht.
Derweil erhält Burnham Besuch von ihrer Mutter. Amanda Grayson, wegen der Einweisung ihres Sohnes Spock in eine Psychiatrie rastlos vor Sorge, bittet sie in ihrer Verzweiflung um Hilfe. Auf der Sternenbasis 5 hat sie die medizinischen Unterlagen ihres Sohnes entwendet und benötigt nun jemanden, der ihr die verschlüsselten Daten zugänglich macht. Als es ihr gelingt müssen beide entdecken, dass Spocks Visionen im Kinderalter mehr als nur Einbildung waren. Doch längst gibt es größere Probleme um den Halbvulkanier, der beschlossen hat, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
Schließlich beginnt Tilly am Rande des Wahnsinns zu wandeln. Ihre imaginäre tote Jugendfreundin beginnt sie mehr und mehr zu terrorisieren bis hin zum Punkt, an dem sie während des Kommando-Trainings-Programms auf der Brücke und vor versammelter Mannschaft öffentlichkeitswirksam das Handtuch wirft. Erst als sie sich in ihrer Verzweiflung ihrer besten Freundin Michael Burnham anvertraut, geht ihr schließlich ein Licht auf, dass sie vielleicht weniger den Verstand verliert, als viel mehr an einer Pilzinfektion der ganz besonderen Sorte leidet…



III. Lobenswerte Aspekte.

Klingonenbegegnungen.
Da sind sie auch schon wieder: Die komischen Erzbösewichte aus der ersten Staffel, die wohl kaum ein Zuschauer wiedersehen wollte.
Tatsächlich kommen die Klingonen aber generalüberholt aus der Sendepause. Sie haben die E.T-Schädel verloren und auch wieder Haupthaar erhalten (wenn man mal von ein paar Ausnahmen absieht). Es scheint, als hätten sich die Produzenten abermals einen massiven Kritikpunkt der Fans wirklich zu Herzen genommen und wenigstens im Ansatz die Bereitschaft zur Änderung demonstriert.
In der veränderten, aber nicht immer gelungenen Darstellung (so mancher der Krieger wie L'Rells Oheim Ujili sehen auch mit Haarteil aus wie radioaktiv verstrahlte Orks) seitens der Maskenbildner liegt aber nur ein kleiner Teil dessen, was man an dieser Stelle positiv herauskehren muss.
Es ist eher der nahezu rührselige Ansatz der Autoren, die Klingonen so vorbildsgetreu wie möglich umzusetzen. Sicherlich mag so mancher an dieser Stelle zu Recht anmerken, dass sie nur wenig mit ihren Vorbildern aus der Originalserie gemein haben, doch dafür sind sie umso mehr an ihre Ahnen aus den Kinofilmen und TNG angelehnt. Machtspiele im Hohen Rat, wie wir sie hier sehen konnten, sind zuvor lediglich im nächsten Jahrhundert in entsprechender Weise thematisiert worden, wobei ich besonders spannend fand, dass Duras' Ränkespiele keineswegs eine Spezialität seines Hauses zu sein scheinen, sondern eine Begleiterscheinung von Macht, die selbst ehrenhafte Häuser wie das des Kor nicht verschont.
Darüber hinaus werden wir gleich zu Beginn der Folge Zeuge, wie dem umstrittenen klingonischen Schiffsdesign der ersten Staffel mit der Vorstellung der 'neuen' D7-Klasse der Rücken gekehrt wird. In den eher behäbigen Kampfszenen (da hätte man bei TNG ruhig noch etwas genauer hinschauen können) wirkt das Blut in manchen Einstellungen sogar so rosa wie im sechsten Kinofilm. Ja selbst die sporadischen Außenaufnahmen von der Planetenoberfläche Qo'noS' entpuppen sich als echte Hingucker.
So wird auch unter Zuhilfenahme zentraler klingonischer Mythen wie jene um Boreth, Kahless oder Lukara ein schlüssiges Klingonenbild gezeichnet, das Wiedergutmachungsarbeit für die Fehler der vergangenen Staffel leisten zu wollen scheint.




Hintertürchen.
Als unlängst bekannt gegeben wurde, dass es eine weitere Star-Trek-Serie geben wird, die sich um die Sektion 31 drehen wird, waren die Reaktionen eher negativ. Nun, wo sich der inoffizielle Föderationsgeheimdienst mit der Lizenz zur Skrupellosigkeit erstmals offiziell auch offen in Discovery präsentiert hat, kann ich mir schon ausmalen, was passieren wird. Viele Rezensenten, Kommentatoren und Fans werden in dieser Folge einen Spin-Off-Piloten sehen, der ähnlich wie damals "Ein Planet genannt Erde" eigentlich für eine Serie gedacht ist, die ohnehin kaum eine Chance hätte.
Doch das tut der Folge Unrecht.
Nicht nur, dass die Sektion 31 nur ein kleiner Bestandteil eines größeren Handlungsbogens um die Klingonen ist – dieser Klingonen-Bogen ist nur einer von drei Erzählsträngen, die in dieser Folge gleichberechtigt nebeneinander herlaufen.
Darüber hinaus wurde erst im November 2018 bekannt, dass eine Serie um die Sektion 31 geplant sei. Die Folge wurde allerdings spätestens im Mai 2018 gedreht und liegt damit knapp ein halbes Jahr vor der Zeit, in der diese Planspiele spruchreif wurden.
Selbstverständlich kann ich mir beim Ansehen der Episode gut vorstellen, dass den Produzenten eine solche Idee kam, denn auch wenn ich sicherlich in ein Wespennest stoßen werde:
Ich kann das gut verstehen!
Bislang war Sektion 31 stets etwas äußerst schwammiges, das eher im Ausnahmefall thematisiert wurde. Wie die Organisation funktioniert, was sie in der Geschichte der Föderation bereits beeinflusst hat und wie sie überhaupt ihre Aktionen durchführt, war – wie bei jedem vernünftigen Geheimbund - von einem undurchdringlichen Mantel des Schweigens umhüllt. Jetzt erhalten wie einen spannenden Einblick, der irgendwo zwischen Spezialeinheit, Fälscherwerkstatt und Ränkeschmiede liegt und ich muss zugeben, dass es selbst mir als traditionalistischem Skeptiker gefällt.
Warum?
Weil es logisch ist.
Die beständige Naivität, mit der Weltraumabenteurer wie Archer, Kirk oder Picard ihre Raumschiffe durch die von politischen Trennlinien durchzogene Galaxie tapsen, kann bei einer so utopischen Gesellschaftsform wie der Föderation eben nur Bestand haben, wenn wenigstens ein Teil dieser ach so friedvollen Weltraumrepublik bereit ist, zum Selbstschutz das dreckige Spiel der anderen Mächte mitzuspielen. Natürlich haben die verschiedenen Captains in spannenden Abenteuern denkbar knapp gegen Klingonen, Romulaner oder Cardassianer den Tag gerettet, doch am Ende ist es etwas gewagt, das Geschick einer ganzen galaktischen Zivilisation allein in die Hände einiger weniger fähiger Captains zu legen. Was wenn 'das einzige Schiff im Quadranten' mal nicht rechtzeitig eintreffen würde? Was wenn es sein Ziel nur teilweise erreicht? Und was ist, wenn es gar scheitert?
Um die Glaubwürdigkeit einer mehr als zweihundert Jahre funktionierenden Vereinten Föderation der Planeten aufrecht zu erhalten, bedarf es schlichtweg der Sektion 31 und es zählt zu den Verdiensten dieser Folge, diesen Aspekt einmal verdeutlicht zu haben.




Charaktermomente.
Eine ganze Reihe von Figuren kann ich an dieser Stelle deshalb so schnell abhandeln, weil sie kaum wirklich Platz in der mit drei konkurrierenden Erzählsträngen sehr vollgepfropften Folge erhalten haben, um sich frei entfalten zu können.
Zu diesen 'Verlierern der Woche' muss man wohl neben Saru, Paul Stamets und dem vormals so schwungvollen Captain Christopher Pike auch die gesamte restliche Crew der USS Discovery zählen, die nach den Freiheiten der letzten beiden Episoden nun wieder das gleiche Joch erfahren, das sie schon unter Lorca erleiden mussten: Sie kommen kaum oder gar nicht zu Wort. Zudem sucht man noch immer vergeblich nach Jet Reno, Nhan, Doktor Pollard oder gar Spock.
Davon ab gibt es allerdings keinen Totalausfall.
Zweifellos könnte man sich im Fall von L'Rell trefflich darüber streiten, wie gut ihr Auftritt war (vgl. dazu Kritikwürdige Aspekte), aber man kommt einfach nicht umhin, Mary Chieffo für ihre schauspielerische Leistung unter der schweren Maske Tribut zu zollen. Nicht nur, dass sie eine harte Reichskanzlerin (besser) genauso porträtieren kann wie eine zerbrechliche Mutter (schlechter); sie nimmt sich darüber hinaus auch den Luxus heraus, an ihrem klingonischen Akzent festzuhalten. Dafür Hut ab!
Ich haben mich außerdem gefreut, den Klingonen-Hipster Ash Tyler (Shazad Latif) wiederzusehen und fand es auch logisch, dass er als Mensch mit massiven Schwierigkeiten im Klingonischen Reich zu kämpfen hat. Seine Holokommunikationsszene mit Burnham war angenehm zivilisiert, aber abgesehen davon wirkte er zuweilen verloren. Das passte einerseits perfekt in seine Rolle; andererseits wirkte sein Charakter dadurch aber auch permanent überfordert.
Nachdem Sylvia Tilly (Mary Wiseman) in der letzten Episode eher negativ in Erinnerung blieb, gelingt es ihr in "Lichtpunkte" mit einer recht guten Performance zu glänzen. Sie wirkt dem Wahnsinn nahe, wenn sie von May geplagt wird, energisch als es um die Lösung des Pilz-Parasiten geht und am Boden zerstört, als sie sich Burnham anvertraut. Sie darf die ganze Palette schauspielerischer Leistungen abrufen und das gelingt ihr (von ganz wenigen Ausnahmen wie dem Marathonlauf abgesehen) verdammt gut.



Schließlich darf auch Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) in dieser Auflistung nicht fehlen, denn auch sie liefert eine gute Vorstellung ab. Man nimmt ihr die Liebe zu ihrer Ziehmutter genauso ab wie ihre Selbstzweifel zu dem, was auch immer sie Spock angetan haben mag. Auch sie zeigt eine Menge Emotionen und verzichtet doch auf den traurigen Hundeblick, zu dem sie in letzter Zeit recht häufig tendierte.
Die absoluten Gewinner dieser Folge sind jedoch drei andere Personen.
Die erste bleibt Philippa Georgiou (Michelle Yeoh), die mit einer stilvollen Eleganz, einer Prise Witz und einer dezenten Verruchtheit die Rolle des eiskalten Sektion-31-Vollstreckers ausübt. Dabei gelingt es ihr eine Souveränität auszustrahlen, die nicht mehr die einer Imperatorin, aber auch nicht die eines Sternenflottencaptains ist. Yeoh hat ihren Charakter noch einmal selbst erfunden, um ihrer neuen Position innerhalb der Serie gerecht zu werden. Genau das macht eine so gute Schauspielerin aus.
Besonders angetan war ich außerdem von der Darstellung des Klingonen Kol'Sha. Ich musste erst im Internet recherchieren um zu erfahren, warum ich ihn wohl so mochte: Kenneth Mitchell hat bereits Kol gespielt (der mich in ähnlicher Weise überzeugte) um nun als dessen Vater zurückzukehren. Klar ist es immer ein wenig dankbarer, einen Bösewicht zu verkörpern, aber Mitchell schafft es grandios, eine gewisse Erhabenheit (ähnlich der Kanzler Gorkons, Martoks oder Kamarags) in seine Rolle miteinzubringen, die seinen Figuren gut zu Gesicht steht. 
Mein absoluter Star der Folge heißt aber Mia Kirshner, der es mit ihrer Version von Amanda Grayson endgültig gelang, Spocks in der Originalserie eher wie eine schwache Hausfrau angelegte Mutter mit plötzlichem Selbstbewusstsein, stilvollem Tatendrang und ungebrochener Unabhängigkeit zu erfüllen. Sie ist zu einer Mutter geworden, die für ihre Kinder kämpft, die eigene Fehler eingesteht und nicht bereit ist, klein beizugeben.
Meinem persönlicher Lieblingsmoment kommt dabei besondere Bedeutung zu. Während ich mich schon immer fragte, wie sie als Mutter tatenlos zusehen konnte, wie ihr Sohn durch einen Emotionsentzug in seiner Kindheit traumatisiert wurde, setzt sie sich vor ihrer Tochter offen mit diesem Missstand auseinander und räumt ein, dass sie in der Psyche ihres Sohnes Wunden hinterlassen haben könnte.
Auch wenn ich nach Winona Ryder (meinem Jugendschwarm) nicht glaubte, eine passender besetzte Amanda Grayson miterleben zu können, wurde ich tatsächlich eines besseren belehrt.




IV. Kritikwürdige Aspekte.

Lückenfüller.
Da ist man grade mutig dorthin gegangen, wo wirklich nie zuvor jemand gewesen ist, und dann ist plötzlich auch alles schon wieder aus. Mit der Re-Zentrierung des Fokus' auf Burnham, dem Ausflug nach Qo'noS, dem plötzlichen Pilzbefall Tillys und dem Auftauchen der ehemaligen Spiegeluniversums-Imperatorin ist nicht nur der flotte, optimistische Start-Ton verloren gegangen, sondern auch ein Rückfall in alte Zeiten vollzogen worden.
Lauter Aspekte, die schon in der ersten Staffel für Unmut, Unglauben und Unsinn gesorgt haben, sind auf einen Schlag in nur einer Folge zurückgekehrt. Statt wirklich etwas Neues in einem Weltraum zu finden, das wirklich groß genug wäre, um mal die ein oder andere Story abseits des bisher beschrittenen Weges zu erkunden, insistiert man in sturem Beharrungsvermögen darauf, den immer gleichen Trampelpfad auf- und abzustiefeln. Klar könnte man das Ganze im Tonus meines eingangs propagierten Optimismus' auch als Mut auslegen, die Fehler der Vergangenheit ausbügeln zu wollen, aber allein der Glaube daran fehlt mir. So bedarf es eigentlich nur noch Mudds und Lorcas, um statt einer neuen innovativen 'Staffel 2' eine nahtlose 'Staffel 1.2' zu fabrizieren.
Vielleicht ist es aber auch nur so frustrierend, weil man sich zwei schöne Folgen Zeit genommen hat, das Discovery-Gefüge völlig neu zu ordnen, nur, um nun nicht nur in alte Gewohnheiten zurückzuverfallen, sondern wie bereits zuvor mal wieder viel zu viele Fässer gleichzeitig aufzumachen.
Ganz ehrlich, die Handlung erschlägt beim ersten Mal Ansehen und der Umstand, dass wir drei zum Sinken überladenen Handlungssträngen folgen, die entweder fortgeführt oder neu aufgemacht werden, ohne zu Ende erzählt zu werden, spricht dieser Episode (wie so einigen der ersten Staffel auch) das Recht ab, als eigenständiges Kapitel betrachtet zu werden.
Diese negative Stimmung scheint sich auch in den recht düsteren Look der Folge eingeschlichen zu haben und auch wenn der Soundtrack noch immer sehr gut ist, beginnen Wackelkamera und Lensflares, über die sich bislang gut hinwegsehen ließ, mittlerweile wieder zu nerven.




Babyparty!
Die Folge ist voll von ausrechenbaren Dialogen, vorhersehbaren Auftritten und vor allem völlig absurden Entwicklungen. In den einzelnen Erzählebenen werden ein um's andere Mal Kaninchen aus dem Hut gezogen, ohne dass der Zuschauer die Chance erhält aus dem Staunen herauszukommen, was für eine hanebüchene Idee die Schreiber sich jetzt wieder aus den Fingern gesaugt haben.
So ist zum Beispiel nur schwer nachzuvollziehen, dass Spock, nachdem man ihm schon eine nie erwähnte Adoptivschwester angehängt hat, parallel dazu auch noch seit frühester Kinderzeit von einem der roten Engel heimgesucht wurde. Das allein zerrt schon allein durch die Überfrachtung einer in zwei Serien (plus zwei Folgen aus TNG) und acht Kinofilmen aufgebauten Figur arg an der Glaubwürdigkeit.
Traurigerweise ist das noch das geringste Übel.
Der Facepalm-Höhepunkt einer jeden Person, mit der ich das Vergnügen hatte, diese Folge sehen zu dürfen, war der Umstand, dass Ash Tyler plötzlich Papa eines kleinen Mini-Klingonen wurde. Dabei störte zum einen, dass die Schwangerschaft selbst bei großem Wohlwollen kaum in die Chronologie der ersten Staffel passen mochte (deshalb natürlich ein Frühchen!). Zum anderen war auffällig, dass das kleine Wesen bestenfalls eine Requisite war, die irgendwann auftauchte, um irgendwann auch wieder zu verschwinden. Inhaltlicher Mehrwert: Null.
Oder möchte sich allen Ernstes jemand zum Verteidiger jener Szene aufschwingen, in der Ash sich eben von den Berührungen L'Rells vergewaltigt fühlt, nur um im Angesicht des Nachwuchses wieder zum Kuscheln überzugehen?
Ich wage zu behaupten, dass man einen Abschied Tylers von Qo'noS erzählerisch geschickter hinbekommen hätte, wenn man nicht die Baby-Karte gezückt hätte.
Streit? Ein Missverständnis? Eine Hofintrige? Alles wäre stilvoller gewesen als diese uninspirierte Seifenoperidee, die in bester Seifenopermanier ausgeweidet wurde.
Der einzige Zweck zur Einführung eines Babys den ich mir erklären kann, liegt in einer der fürchterlichsten Reden der Star-Trek-Geschichte – dem zweiten Facepalm-würdigen Moment dieser Episode. Als sich die Kanzlerin L'Rell zu "Mutter" (Rammstein, ick hör Dir trapsen!) der klingonischen Nation ausruft, ist das nicht nur die unterste Rhetorik-Schublade, sondern auch unfreiwillig komisch im Deutschen.
Eine Kanzlerin, die eine Mutti für das Volk ist, statt eigene Kinder zu haben?
Hab ich tatsächlich schon einmal irgendwo gehört, ohne dass ich beim ersten Mal in Begeisterungsstürme ausgebrochen wäre. Wer hätte gedacht, dass es beim zweiten Mal ähnlich sein könnte??

L'MerQal

Logiklöcher und Kanonbrüche.
Bevor ich zu schimpfen beginne, will ich an dieser Stelle noch einmal lobend auf meine eingangs getätigten Bemerkungen zu den Klingonen hinweisen (vgl. Lobenswerte Aspekte), aber auch einmal Sonderlob aussprechen.
Als Pike Burnham beauftragt, alles daran zu setzen, dass die Discovery Spock findet, bevor die Sternenflotten-Justiz das tut, hat mich dies daran erinnert, dass Spock sich in "Talos IV - tabu" ebenfalls in ähnlich sturer Manier für das Wohl Pikes eingesetzt hat und dabei genauso etwaige Konsequenzen ignoriert hat. Ein unauffälliger, aber nichtsdestotrotz genialer Querbezug auf die Originalserie.
Ich habe mich außerdem in der gleichen Szene sehr gefreut, dass die Datenscheiben aus der Originalserie einen Auftritt erhielten. Es wirkt meist wie ein völlig veraltetes Stück Technik, doch der Folge ist es gut gelungen, dieses kleine Stück Technologie hinüberzuretten.
Außerdem funktioniert der Großteil der Subraum-Kommunikation zwar noch immer mit Holotechnologie, doch immerhin sah man Pike einen Bildschirm bevorzugen, was ihm prompt den Spott seines Kollegen einbrachte.
Da fangen aber auch schon die Probleme an: Heißt das jetzt, dass Pike und Kirk einfach nur gegen den allgemeinen Zeitgeist schwammen, als sie den Bildschirm nutzen? Und was war dann mit Picard, Sisko oder Janeway? Sind die völlig aus der Zeit gefallen?
Ähnlich problematisch empfand ich dich Verwendung der Holographie, als sie von Georgiou zur Tarnung auf Qo'noS genutzt wird. Schließlich haben sich noch in der Originalserie, bei TNG und bei DS9 zahlreiche Hauptfiguren bemüht, mittels plastischer Chirurgie das Aussehen einer fremden Spezies zu imitieren, um auf deren Welten zu agieren. Dieser Aufwand wäre doch völlig unnötig gewesen, wenn man sich der Holo-Technik bedient hätte. Von einem mobilen holographischen Emitter mag ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen zu reden. Aber Georgiou scheint ohnehin Zugang zu Technologie zu haben, die ihrer Zeit weit voraus ist: Die Waffensysteme, die Kol'Shas klingonischen Handlanger ausschalten, hätten jedenfalls den Tod vieler Redshirts verhindern können, wenn sie ein paar Jahre später einem James T. Kirk zur Verfügung gestanden hätten.
Schließlich mag ich mich der Vorstellung, dass niemand das isolationistische Boreth-Kloster der Klingonen besuchen oder verlassen darf nicht ohne weiteres anschließen, denn in "Der rechtmäßige Erbe" sehen wir eine ganze Reihe Besucher in Meditation versunken. Der bekannteste unter ihnen ist immerhin ein glaubwürdiger Sternenflottenoffizier namens Worf. Zudem verließ mit Koroth auch einer der 'Mönche' dieses Refugium, um an Bord eines nicht weniger glaubwürdigen Schiffes namens Enterprise gebeamt zu werden.
Auch zu einigen Logiklöchern habe ich bereits einiges in den vorangegangenen Unterpunkten angemerkt, aber einige Sachen möchte ich der Vollständigkeit halber dennoch an dieser Stelle erwähnen.
Tillys Halbmarathon mit den anderen Mitgliedern des Kommando-Trainings-Programmes wirkte ohnehin schon so, als würde der Rest der Mitlaufenden extra zwei Stufen gemächlicher joggen, um sie nicht zu weit zurückfallen oder im direkten Vergleich zu schlecht aussehen zu lassen. Dass sie dann auch noch eine so lange Pause einlegt, um mit ihrer May-Illusion zu plappern, nur um dann den Lauf wiederaufzunehmen, war ja noch irgendwie in Ordnung. Aber sie allen Ernstes wiederaufschließen zu lassen, die anderen einzuholen und einen neuen Rekord aufzustellen, war so arg übertrieben, dass mein Verdacht, Tillys Figur sei das Lieblingsspielzeug der Autoren, neuen Auftrieb erfuhr.
Dieser Eindruck setzt sich bei der 'Geburt' von Tillys erstaunlich großem Pilzbaby fort (wo zum Teufel hat sich dieses Riesenteil so lange unentdeckt verstecken können?). Stamets' spontan improvisierte Operation hat mich vor allem deshalb so sehr verwundert, weil kaum abzusehen war, dass ein solcher Eingriff nicht auch gesundheitliche Schäden mit sich bringen könnte (zusätzlich zu der nächsten Supereigenschaft, die den Sporen angedichtet wird). Wäre es denn wirklich zu viel Aufwand gewesen, wenigstens Dr. Pollard in die Traube an Personen zu integrieren, die bei diesem Ereignis zugegen waren? Man hätte ihr noch nicht einmal Text geben müssen…



V. Fazit.
"Lichtpunkt" birgt kaum etwas, was man auf die Haben-Seite einer eigenständigen Episode stellen könnte. Zwar gibt es gute und sehr gute schauspielerische Leistungen zu bewundern und die Autoren gegen sie redlich Mühe, sowohl die Klingonen, als auch Sektion 31 ins rechte Licht zu rücken doch darüber hinaus vermag die Episode nicht zu überzeugen.
Das liegt nicht allein daran, dass sie ohne richtigen Abschluss vor allem die Entwicklung der Serie vorantreibt. Es gibt darüber hinaus auch viel zu viele Momente, in denen man als Zuschauer nur noch hilfloses Kopfschütteln für die nächste völlig absurde Entwicklung übrig hat. Statt den positiven Grundton der beiden Vorgänger aufrechtzuerhalten, verliert sich die Folge in Dunkelheit, zu vielen altbekannten Story-Elementen aus der ersten Staffel und etlichen Logiklöchern.

Bewertung.Kleiner Rückfall in alte Zeiten.







VI. Schluss.
Auch diese Folge hat einmal mehr unterstrichen: Wer Discovery verstehen will, muss sich bis zum Ende der Staffel gedulden. "Lichtpunkte" ist insofern eine klassische Discovery-Episode, dass sie sicherlich nie in einer Bestenliste auftauchen wird, in der etwa "Griff in die Geschichte", "Das zweite Leben" oder "Im fahlen Mondlicht" gepriesen werden. Das verbietet die Anlage der Folge, die für sich allein stehend gar nicht tragfähig ist.
Die Staffel-übergreifende Story kommt nur zentimeterweise voran und bedenkt man Momente, in denen etwa Burnham wiederholt damit hadert auszusprechen, was sie Spock angetan hat, kann man sich auch ausmalen, dass es wohl noch eine Weile dauern könnte, bis wir als Zuschauer Klarheit erhalten.
So wage ich zu prognostizieren, dass noch einige Folgen geben wird, die von den Fans wenig positiv aufgenommen werden, weil man mit ihnen wenig anfangen kann und sich so nur noch mehr auf etwaige Unzulänglichkeiten stürzt, die im übrigen Konstrukt zu finden sind. 
So wird es am Ende in der Hand der Autoren liegen, eine bessere Auflösung als noch in der ersten Staffel zu liefern. Das Potential ist unbestreitbar vorhanden, aber ob Discovery wirklich Profit daraus schlagen kann, wird sich erst in elf Folgen zeigen.




Denkwürdige Zitate.

"Es ist kein Zufall, dass die sieben roten Lichter am Himmel erschienen sind, kurz nachdem sie die Macht übernommen hatte. Sie sind ein Omen! Sieben Tropfen Blut, die darauf warten auf uns herabzuregnen."
Kol'Sha

"Spock spricht in den höchsten Tönen von ihnen, Captain, wie meine Tocher. Deshalb glaube ich, dass ich bei Ihnen richtig bin."
"Das macht es mir umso schwerer Ihnen zu sagen, dass ich die Datei nicht öffnen kann. Das wäre ein schwerer Regelverstoß und das würde meiner Mutter nicht gefallen."
"Es hat einen Präzedenzfall in der Sternenflotte gegeben, auf den sich ein Captain berufen..."
"War sie schon immer so rechthaberisch?"
"Auf Vulkan nennen wir das 'beharrlich' und ja, das war sie. Diese Eigenschaft hat sie von mir."
Amanda Grayson, Christopher Pike und Michael Burnham

"Ah, Chris! Du und meine Urgroßmutter seid die einzigen im Quadranten, die noch über Bildschirme mit mir kommunizieren."
"Dann scheint sie eine kluge Frau zu sein. Du musst mich ihr vorstellen."
Diego Vela und Pike

"Das ist nicht wahr. Mein Sohn ist sanftmütig und gütig. Er würde das nie tun."
"Das sehe ich auch so... Captain."
"Dann sind wir schon zu dritt."
Grayson, Burnham und Pike

"Ich mag den Bart!"
Michael Burnham

"Aber ich werde nicht aufgeben und ich werde ihn finden."
"Nein. Ich finde ihn."
Burnham und Grayson

"Saru hat überall nach Dir suchen lassen. Geht's Dir gut?"
"Was ist denn? Hast Du geweint?"
"Ich hab' zuerst gefragt!"
Burham und Sylvia Tilly

"Nenn' mir ein Mädchen das noch nie geweint hat. Kannst Du nicht. Ich weiß das, ich bin Xeno-Anthropologin."
Burnham

"Ich bin nach meiner Unterschrift ohne Wert für Dich. Also töte uns beide, Kol'Sha, denn wer auch immer von uns überlebt, den siehst Du eines Tages wieder."
L'Rell

"Kinder sind Parasiten. Undankbar und lästig."
Philippa Georgiou

"Auch ich habe etwas geopfert. Ich werde nie wieder ein Kind gebären. Fortan werdet Ihr meine Kinder sein und ich führe diese Familie zu neuer Größe! Sprecht nicht von mir als Eurer Kanzlerin - ich verdiene einen leidenschaftlicheren Titel. Von diesem Augenblick an nennt mich ein jeder von Euch... Mutter."
L'Rell

"Mit Freaks hat man mehr Spaß."
Georgiou

Weiterführende Leseliste.

Staffel 2.

01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"
Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"



Donnerstag, 31. Januar 2019

Der große Tafelrunden-Check zum Super Bowl LIII (Update)



Einleitung.

Das Jahr ist noch jung, aber wie stets um diese Zeit glänzt die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" aus Potsdam-Babelsberg mit einem Blick auf eines der größten Sportereignisse unseres Planeten. Der Super Bowl, das Finalspiel der beiden Profiligen des American Footballs geht in seine dreiundfünfzigste Runde. In Atlanta kämpfen die Los Angeles Rams und die New England Patriots um die Prestige-reiche Krone des us-amerikanischen Nationalsports.
Doch warum schreibt ein kleiner Star-Trek-Blog ausgerechnet von einem hierzulande bestenfalls im Nischenfernsehen beachteten Sport, dessen Endspiel zu allem Überfluss an einem Sonntag mitten in der Nacht ausgestrahlt wird?



Nun, zum Einen ist Star Trek wie Football auch ein elementarer Bestandteil amerikanischer Kultur. So ist es kein Wunder, dass eine ganze Reihe Star-Trek-Darsteller wie William Shatner (James T. Kirk), Connor Trinneer (Charles 'Trip' Tucker), Jeffrey Hunter (Christopher Pike), Bernie Casey (Calvin Hudson), Gary Lockwood (Gary Mitchell), Dwayne Johnson (Pendari Champion) oder J.G.Hertzler (Martok) in ihrer Jugend diesen Sport spielten. Der erfolgreichste unter ihnen war Fred Williamson (Anka), der beim allerersten Super Bowl für die Kansas City Chiefs auf dem Feld stand.
Andere, wie Scott Bacula (Jonathan Archer, "Armadillo Bears – ein  total chaotischer Haufen"), Anthony Rapp (Paul Stamets, "Der Außenseiter"), Alfre Woodard (Lily Sloane, "Sie nennen ihn Radio"), Gary Graham (Soval, "Der richtige Dreh"), James Cromwell (Zefram Cochrane, "Spiel ohne Regeln") oder Jason Matthew Smith ('Schnubbelchen' Hendorff, "Playmakers") spielten in bekannten Footballfilmen (oder Serien) mit, während wiederum andere verschiedene Teams unterstützen. Zudem konnte man bei Star Trek das scherzhaft stellvertretend für den Sport – und zur Unterscheidung vom europäischen 'Fußball' – auch als 'Eggball' bezeichnete Spielgerät durch die Schwerelosigkeit schweben sehen oder Vulkanier ein Spiel schockiert beschreiben hören.
Weil wir uns dem Rummel selbst mit dem Abstand eines großen Gewässers zwischen Europa und Amerika kaum entziehen können und vor allem, weil es so ziemlich seit Anbeginn unserer Runde auch zu unseren Traditionen gehört, den Super Bowl zu sehen, folgt auch dieses Jahr unsere ganz eigene, völlig von Logik geleitete Betrachtung aus der gemeinsamen Feder von Strifes und Turon47, die sich wie immer in die drei Unterpunkte "Die konkurrierenden Städte", "Personelle Unterstützung" und "Der sportliche Rahmen" teilt. Dem schließt sich ein kleiner Überblick zu Halbzeitshow, Werbung, Austragungsort und Nationalhymne unter dem Titel "Nachspiel" an. Anhand dieser – nicht immer ernstgemeinten – Prognose können dann selbst weniger versierte Zuschauer ihre Sympathien verteilen, wobei ihnen die Punktevergabe unter jedem Einzelaspekt helfen soll.




[P.S.: In der Folge wird immer dann, wenn von den Patriots die Rede sein wird, auf die Stadt Boston verwiesen. Zwar ist den Autoren bewusst, dass die Heimstätte der Mannschaft im Vorort Foxborough liegt, doch da auch das Stadion des FC Bayern München in Fröttmaning steht, ohne dass jemand die Herkunft des Vereins aus der bayrischen Landeshauptstadt anzweifelt, belassen es die Verfasser bei dieser Simplifizierung]

A. Die konkurrierenden Städte

Die größere Stadt.
Boston ist eine große Stadt. Allein im eigentlichen Stadtgebiet tummeln sich etwas über 600.000 Menschen, doch in der Metropolregion sind es gar etwas mehr als viereinhalb Millionen. Rechnet man nun den gesamten Wirtschaftsraum ein, den Boston umfasst, kommt man sogar auf eine potentielle Anhängerschaft von etwa acht Millionen Bürgern.
Doch Los Angeles ist bedeutend größer. Schon allein das Stadtgebiet fasst beinahe vier Millionen; die Metropolregion ganze dreizehn Millionen und den gesamten Wirtschaftsraum bevölkern gar ganze achtzehn Millionen Menschen. Im Endeffekt leben in und um L.A. rund zweieinhalbmal so viele Personen wie in Boston.
Vorteil: Rams.


Die ältere Stadt.
Wer in Amerika von Boston spricht, der spricht von Tradition: Der Name zeugt von den puritanischen Siedlungspionieren, von der legendären Tea-Party oder der Schlacht von Bunker Hill. Selbst wenn wir als Europäer dabei eher mitleidig schmunzeln – für Amerikaner ist Bostons Gründungsjahr 1630 gemessen an der eigenen (recht kurzen) Geschichte so etwas wie ein Urgestein ihrer Historie.
Doch während die Ostküste als erstes besiedelt wurde, benötigte der Siedlerstrom etwas länger, um schließlich auch die Westküste der späteren USA zu erreichen. Doch da die erste (europäische) Besiedelungswelle Kaliforniens von Spaniern aus Mexico (!) ausging, liegt auch das Gründungsdatum der 'Stadt der Engel' in vergleichsweise ferner Vergangenheit (für US-Verhältnisse). Aber mit einem Gründungsjahr von 1781 liegt es noch immer 151 Jahre hinter dem der Ostküstenmetropole.
Vorteil: Boston.



Die wichtigere Stadt.
Worin drückt sich die Wichtigkeit einer Stadt aus? In der politischen Bedeutung?
Da hat nämlich Boston die Nase vorn, denn im Gegensatz zu Los Angeles, die in Regierungsangelegenheiten nach Sacramento schauen müssen, liegen auch die Regierungsgebäude des genzen Bundesstaates innerhalb der Stadt.
Oder sollte man eher den Global City Index zu Rate ziehen, der Städte nach wirtschaftlichen, medialen und kulturellen Gesichtspunkten auflistet?
Dort kommt Boston auf einen stolzen vierundzwanzigsten Platz, hat aber gegenüber Los Angeles auf Rang sechs eindeutig das Nachsehen (Berlin landet in diesem Ranking übrigens auf der sechszehn).
Als Zünglein an der Waage soll daher die eher auf ökonomische Belange ausgerichtete Einteilung des GaWC (Globalization and World Cities Research Network) dienen, das Städten für ihre weltweite Bedeutung Noten verleiht, die von Alpha bis Gamma reichen. Während es aber Los Angeles immerhin in die Alpha-Wertung schaffte, liegt Boston lediglich auf einem Beta-Plus-Rang (Berlin liegt mit einem Beta-Platz ohne Plus deutlich abgeschlagen dahinter).
Vorteil: Rams.



Entfernung zum Austragungsort.
Noch vor zwei Jahren hatte das Team aus Atlanta noch selbst größte Hoffnungen, den Super Bowl zu gewinnen, doch man musste sich den New England Patriots aus dem 1.500km entfernten Boston geschlagen geben, die ihr Reiseziel nunmehr in etwa zwei Flugstunden erreichen.
Noch länger unterwegs sind die Spieler aus dem warmen Kalifornien, die stolze 3.100km zu überwinden haben und mindestens vier Stunden in den Endspielort fliegen müssen.
Vorteil: Patriots.


Die größere Nummer im Sport.
In der Regel wird die Sportlichkeit einer Stadt anhand der Vertreter in den vier großen nationalen Sportligen von Basketball, Baseball, Eishockey bis American Football gemessen. Doch selbst wenn man Fußball noch miteinbezieht, kommen beide Städte auf die selbe Zahl von fünf Ligen, in denen sie präsent sind.
Wo in Boston allerdings je ein Team diese Ligen bereichert, hat Los Angeles jeweils zwei Teams in jeder Liga zu bieten, auch wenn diese oft aus dem nahen Anaheim stammen (was allerdings kein Problem ist, wenn man bedenkt, dass die Patriots-Heimstätte Foxborough ähnlich außerhalb des Stadtgebietes von Boston liegt). Man könnte allerdings darauf verweisen, dass Profi-Football in Los Angeles zwischen 1995 bis 2015 gar nicht stattfand, da die heute noch von den Fans misstrauischbeäugten Rams in dieser Zeit nach St. Louis zogen und damit der einheimischen Anhängerschaft ziemlich vor den Kopf stießen.   
Eines aber hat Los Angeles Boston als Sportstandort unwiderruflich voraus: Während die Olympischen Spiele noch nie in der Ostküsten-Metropole gastierten (ein Gebot für die Spiele 2024 zog die Stadt wieder zurück), war Los Angeles bereits zweimal (1932 und 1984) Gastgeber dieses wichtigsten Sportevents der Welt (und wird es auch 2028 ausrichten).
Vorteil: Rams.



B. Personelle Unterstützung.

Berühmte Einwohner.
Die Liste berühmter Bürger Bostons ist lang. In ihr finden sich illustre Namen wie die der Schauspieler Uma Thurman, James Spader oder Edward Norton. Dazu Talk-Show-Größen wie Jay Leno oder Conan O'Brien. Oder der Dirigent Leonard Bernstein. Oder der Autor Edgar Allan Poe. Oder der Wrestler John Cena. Oder der Erfinder Samuel Morse.
Vor allem hat Boston aber mit seiner reichhaltigen Geschichte Gründerväter wie Samuel Adams oder Benjamin Franklin genauso das Licht der Welt erblicken sehen, wie die drei Präsidenten
Calvin Coolidge, George W. Bush senior und John F. Kennedy.
Doch seit vor den Toren Los Angeles in Hollywood die Filmindustrie zu Hause ist, haben auch viele Stars und Sternchen hier ihr Domizil gefunden und verleihen der größten Stadt Kaliforniens einen Glanz, mit dem kaum eine andere Stadt in den USA mithalten kann.
Ich wüsste schon allein bei einer Liste von Schauspielerinnen wie Candice Bergen, Jamie Lee Curtis, Zooey Deschanel, Carrie Fisher, Jodie Foster, Angelina Jolie oder Marilyn Monroe nicht, wen ich der Übersichtlichkeit halber auslassen könnte. Männliche Kollegen wie Jeff Bridges, Kevin Kostner, Leonardo diCaprio oder Dustin Hoffman dürfen genauso wenig fehlen wie namhafte Regisseure des Kalibers Michael Bay, Tim Burton oder Ron Howard.
Ich könnte aber problemlos noch mehr nennen. Etwa den Schriftsteller Charles Bukowski. Oder den Zeichner Walt Disney. Die Astronautin Sally Ride. Oder die Tennisspielerin Venus Williams.
Diese Aufzählung ließe sich problemlos erweitern und würde völlig ausufern, wenn man auch noch jene Personen aufzulisten beginnt, die hier ihren Wohnsitz haben.
Es besteht also keine Frage, welche Stadt mehr Anziehungskraft ausübt.
Vorteil: Rams.



Berühmte Musiker.
Nachdem sich die Patriots in den letzten Jahren schon so oft für den Super Bowl qualifiziert haben, habe ich an dieser Stelle schon ähnlich oft die großartige Musik lokaler Bands (Hörbeispiele in den Links) wie Boston, Aerosmith oder Dick Dale gepostet. Natürlich gibt es noch einige weitere Hausnummern wie etwa Godsmack, Pixies, Staind, Donna Summer, Rob Zombie, Aimee Mann oder die Dropkick Murphys, aber heute soll an dieser Stelle einmal eine Band stehen über die man so oft stolpert, wenn man Bostons Musikszene recherchiert, dass man über kurz oder lang nicht umhinkommt, auch dieses Beispiel der Popmusik einmal zu spielen (zumal viele Mitglieder bekennende Patriots-Fans sind): Die New Kids on the Block!



Und wer schon dachte, dass Bostons Musikszene kaum zu übertreffen wäre, der kennt den Umfang der Kreativität nicht, die an der Westküste herrscht, denn das Aufgebot Los Angeles' liest sich wie ein Who-Is-Who der moderneren Musikgeschichte: Bei Acts (Hörbeispiele in den Links) wie The Carpenters, Beck, The Offspring, The Beach Boys, NOFX, Maroon 5 (die für die Halbzeitshow verantwortlich sind), The Doors, Van Halen, Black Eyed Peas, The Bangles, Dr. Dre, Rage Against the Machine, Toto, System of a Down, Buffalo Springfield, Kyuss, Ice Cube, Eagles, Metallica, CypressHill, Mötley Crüe, The Monkees, Randy Newman, Slayer, No Doubt, Tool, Snoop Dog, Linkin Park, Bad Religion, The Byrds, Guns’n’Roses, Queens oft the StoneAge, Megadeth oder (meinem Favoriten) Weird 'Al' Yankovic fällt es unglaublich schwer, einen passenden Vertreter auszusuchen. Und doch gibt es einen Vorzeige-Kandidaten mit einem bestimmten Song, an dem man zum Thema Los Angeles unmöglich vorbeikommt (zumal auch hier die Bandmitglieder erklärte Fans sind): Die Red Hot Chili Peppers.
Vorteil: Rams.





Verbindungen zu Star Trek.
Spärlich sind die Informationen zu Boston in der Star-Trek-Zukunft. Die Stadt wird in "Pathfinder" kurz als Wohnort der Schwägerin Commander Harkins erwähnt, aber viel mehr mag man kaum zu erfahren.
In Los Angeles spielt immerhin mit "Vom Ende der Zukunft" ein zentraler Voyager-Zweiteiler, aber wir erfahren dort auch gleich, wie es um die Stadt in der Zukunft bestellt ist: Das Hermosa-Erdbeben des Jahres 2047 löscht die Metropole völlig aus und reißt was übrig bleibt tief unter die Meeresoberfläche.
Da dies wenig ertragreich ist, wenden wir unseren Blick also zu dem, was die Städte abseits des Kanons für die Franchise getan haben.
Aus Boston kam nicht nur der Romulan Ale Energy Drink, sondern auch eine Reihe verdienter Schauspieler wie Martha Hackett (Seska), Ward Costello (Adm. Gregory Quinn), Richard McGonagle (Ja'Dar und Commander Harkins), Paul Comi (Stiles), John Snyder (Bochra und Aaron Conor), Sean Kenney (Pike im Rollstuhl), Richard Herd (Admiral Owen Paris) und John Schuck (Botschafter Kamarag). Zudem erblickte Produzent Maurice Hurley in dieser Stadt das Licht der Welt.
Vor allem aber wird der Ort als Geburtsstätte des legendären Star-Trek-Schauspielers Leonard Nimoy in Erinnerung bleiben, der mit seiner Darstellung Spocks die Popularität Star Treks entscheidend mitbegründete.

Los Angeles hat aber auch ungleich mehr als die Budweiser-Brauerei zu bieten, in der zum Leidwesen vieler Fans einige Innenaufnahmen zu "Star Trek" (2009) gemacht wurden. Noch mehr Nebendarsteller unter denen Ed Begley Jr. (Henry Starling), Rosalind Chao (Keiko O‘Brien), Clint Howard (Balok), Matt Winston (Crewman Daniels), Hallie Todd (Lal), Ada Maris (Erika Hernandez), Paul Winfield (Captain Terrell und Dathon), Felicia Bell (Jennifer Sisko), James Cromwell (Zefram Cochrane) oder Brian Bonsall (Alexander Rozhenko) nur eine Auswahl sind, stammen aus der Stadt oder ihren Ausläufern. Zudem wurden in keiner anderen Metropole auf Erden derart viele Hauptdarsteller Star Treks geboren. So kamen hier Denise Crosby (Tasha Yar), Roxann Dawson (B'Elanna Torres), Chris Pine (Captain Kirk), George Takei (Hikaru Sulu), Wil Wheaton (Wesley Crusher), Cirroc Lofton (Jake Sisko) und Aron Eisenberg (Nog) zur Welt.
Doch die Liste ließe sich problemlos weiterfüllen. Aus Los Angeles stammen auch die Komponisten
Jerry Goldsmith, James Horner und Jeff Russo. Regisseuere wie Robert Butler ("Der Käfig"), Robert Wise ("Der Film"), Vince McEcveety oder Adam Nimoy. Autoren wie Tracy Tormé, Melinda Snodgrass oder Alex Kurtzman. Der Maskenbildner Michael Westmore, der TOS-Shuttle-Konstrukteur Gene Winfield oder der Designer Greg Jein.
Hinzu kommt, dass Gene Roddenberry, der zwar in Texas geboren wurde, hier aufgewachsen ist. Mehr noch, an diesem Ort hat er Star Trek erfunden. Hier wurde es ausgefeilt, umgesetzt und schließlich zum Leben erweckt. An dieser Stätte findet man die Studios von Desilu, CBS und Paramount. In Los Angeles kamen Drehorte, Menschen und Ideen zu dem zusammen, was Star Trek ausmacht und es ist wohl keineswegs übertrieben zu sagen, dass keine andere Stadt die Franchise so geformt hat.
Und darüber hinaus kann auch Los Angeles mit Spock aufwarten – und das sogar dreimal:
Carl Steven, der den junger Spock Spock im dritten Kinofilm spielte, Stephen Manley, der im gleichen Film seine Teenager-Variante verkörperte und schließlich Ethan Peck, der demnächst bei Discovery Leonard Nimoys legendäre Rolle aufnehmen wird, sind allesamt Söhne der Stadt.
Vorteil: Rams.



Berühmte fiktive Einwohner.
Als Filmstadt ist Los Angeles klar im Vorteil – denn keine andere amerikanische Stadt bildet die Bühne für so viele Serien wie "ALF", "Baywatch", "I Love Lucy", "Betterof Ted", "Verliebt in eine Hexe", "Chuck", "Columbo", "Diagnose Mord", "Ein Colt für alle Fälle", "Bezaubernde Jeannie", "Das Model und der Schnüffler", "Perry Mason", "Quincy", "Two and a Half Men", "The Fresh Price of Bel-Air", "Numbers", "Dollhouse", "Californication", "Blossom", "Alias" oder die "Animaniacs". Insbesondere die Charaktere der "Big Bang Theory" gelten als Idole der Nerdkultur und greifen Star Trek immer wieder als popkulturelles Phänomen auf. Doch auf wenige wirklich Star-Trek-lastigen Serien wie "T.J. Hooker" (mit William Shatner und James Darren), "CHiPs" (mit Michael Dorn) oder "Alien Nation" (mit Gary Graham) kommen mindenstens genauso viele eher fragwürdigere Produktionen wie "Beverly Hills 90210", "Hannah Montana" oder gar "Melrose Place".
Doch was hat Boston dem schon entgegenzusetzen?

Super Cop vom LAPD - T.J. Hooker

Vielleicht nichts auf quantitativer, aber immerhin auf qualitativer Ebene. Etliche der in dieser Stadt angesiedelten Serien boten für viele bekannte Darsteller eine Heimstätte. In "Spenser" setzte Avery Brooks erstmals Ausrufezeichen, in "Cheers" fand Kirstie Alley Unterschlupf. Und während "Leverage" einerseits den Short-Trek-Darsteller Aldis Hodge präsentierte, führte Jonathan Frakes bei dreizehn seiner Episoden Regie. In "Fringe" war der in Boston geborene Leonard Nimoy das letzte Mal in einer Fernsehserie zu sehen.  
Vor allem aber wird Boston für Star-Trek-Fans immer jene Stadt bleiben, in der "Boston Legal" spielt und William Shatner alias Denny Crane umgeben von anderen Star-Trek-Schauspielern wie René Auberjonois, John Laroquette, Scott Bacula, Jeri Ryan, Armin Shimerman, Ethan Philipps oder Michelle Forbes ein unterhaltsames Stück Star Trek an der Ostküste angesiedelt hat.
Vorteil: Patriots.
Denny... Crane!


Fiktive Fans.
Nachdem es die Patriots schon so oft in den Super Bowl verschlagen hat, wird man irgendwann müde, abermals von Peter Griffin aus "Family Guy" als Vorzeige-Fans des Teams zu berichten, auch wenn der Verein Gegenstand gleich mehrerer Folgen war.
Stattdessen möchte ich eher die Gelegenheit nutzen, einen lediglich in Fan-Utensilien bekleideten Dauerbargast aus "Cheers" ins Rampenlicht zu zerren, der als Vorlage für eine besonders beliebte Figur im Star-Trek-Universum diente:
Morn, äh, Norm!


Ein wenig trauriger sieht die Sache allerdings bei den Rams aus. Als so ziemlich einzige in Los Angeles angesiedelte Serie bezog sich "Beverly Hills 90210" einmal auf Football in der Stadt – jedoch auf die inzwischen nach Oakland ausgewanderten Raiders.


Das Team wird woanders kaum erwähnt und wäre da nicht eine Sesamstraßen-Folge, in der zwei Schafe mit Rams-Helmen durch das Bild laufen, würde der Sieg in dieser Kategorie nur noch klarer an die Patriots gehen.
Vorteil: Pats.




Berühmte Fans.
Als erfolgreiches und traditionsreiches NFL-Team ziehen die Patriots viele beliebte Fans wie Mark
Wahlberg (Bruder des NKotB-Mitgliedes Donnie), Chris Evans (Captain America), Matt Damon (der Marsianer), Ben Affleck (Batman), Steven Tyler (Aerosmith), Gisele Bündchen (Supermodell und zufälligerweise auch Ehefrau des Patriots-Quarterbacks Tom Brady), Jon Bon Jovi (Schnulzensänger), oder John Cena (Wrestler) an.
Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Klubeigner Robert Kraft ist nämlich nicht nur mit Elton John befreundet, sondern auch mit dem aktuellen US-Präsidenten Donald Trump, der seinen Lieblingsverein in erwartbar unstaatsmännischer Manier sogar mit einer Grußbotschaft bedachte. Der bereits erwähnte Quarterback Tom Brady (den die Welt gar als 'Trumps verlorenen Schwiegersohn' bezeichnet) soll sogar einen "Make Amerika Great Again"-Hut in seinem Spind hängen haben.



Das inhaltliche Gegenteil dazu ist das eher liberale Hollywood und schnelllebige Los Angeles, wo viele der Stars und Sternchen nicht nur froh darüber sind, wieder Profi-Football in ihrer Umgebung sehen zu können, sondern sich in der Vergangenheit auch offen gegen Trump und dessen Politik stellten.
So wundert es wohl kaum, dass Tom Morello, der Sänger von Rage Against the Machine (der übrigens sogar in einer Voyager-Episode und "Der Aufstand" mitspielte) zu einem der innigsten Anhänger des Vereins zählt. Desweiteren könnte man den Basketball-Star Magic Johnson, den Terminator-Bösewicht Robert Patrick, den Brooklyn-Nine-Nine-Muskelprotz Terry Crews (der selbst einst für die Rams und bei Düsseldorf Rhein Fire auflief), den "Machete"-Darsteller Danny Trejo oder den Peppers-Gitarristen Flea ins Feld schicken.
Vorteil: Rams.

schon seit Jugendtagen Rams-Fan: Tom Morello



Maskottchen.
Das Maskottchen aus Los Angeles stammt eigentlich noch aus St. Louis und der Schafsbock hört auf den sinnigen Namen "Rampage". Er verfügt über einen sehenswerten Twitteraccount und ist ein knuffiger Zeitgenosse.
Dafür hat sein Gegenüber "Pat Patriot" sein Team bereits bei neun von zehn Super-Bowl-Auftritten begleitet und seine Mannschaft stolze fünf Mal zum Sieg gejubelt. Auch er verfügt über einen Twitteraccount, aber da er ein wenig aussieht wie Gaston mit Verstopfungen, ist dieser etwas weniger sehenswert. Erschwerend kommt hinzu, dass seine diesjährige Teilnahme am Super Bowl in den Sternen steht, da er von einem gegnerischen Spieler in einem All-Star-Spiel so schwer getacklet wurde, dass er noch immer an den Verletzungen leidet.
Vorteil: Rams.




C. Der sportliche Rahmen.

Statistik.
Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Die Patriots sind die statistisch bessere Wahl. Sie sind mit insgesamt zehn Super-Bowl-Teilnahmen (dieser nicht eingerechnet) einsamer Rekordhalter. Schaut man einmal genauer hin, so muss man feststellen, dass die Bilanz erschreckend ausgeglichen ist: Fünf Mal ging das Team aus Massachusetts als Sieger vom Platz; fünf Mal hingegen nicht. Damit sind sie – von der schieren Menge der Teilnahmen einmal abgesehen – ebenso erfolgreich wie die Indianapolis Colts, die Chicago Bears oder die Kansas City Chiefs.
Die Patriots haben aber den Großteil dieser Super-Bowl-Teilnahmen innerhalb der letzten zwanzig Jahre errungen, was in einem so vom stetigen Wechsel bestimmten Geschäft durchaus bemerkenswert ist, zumal dies bereits die dritte Endspielteilnahme in Folge ist (während sie 2018 das Nachsehen hatten, konnten sie die Vince-Lombardi-Trophy 2017 für sich beanspruchen).
Doch wirft man einen Blick auf's Papier steht für den Verein unglaublich viel auf dem Spiel: Gewinnen sie dieses Spiel haben sie ebenso viele Super-Bowl-Siege wie der bisherige Rekordhalter Pittsburgh Steelers auf dem Konto, doch wenn sie verlieren, gehen sie als die Mannschaft mit den meisten Super-Bowl-Niederlagen in die Geschichtsbücher ein. Bislang teilen sie sich diese rote Laterne noch mit den Denver Broncos, deren Fans sicherlich auf ein Scheitern der Patriots hoffen.
Zudem hat es der einundvierzigjährige (!) Quarterback Tom Brady in der Hand, zum erfolgreichsten Spieler aller Zeiten zu werden und als einziger Spieler der bisherigen Geschichte die Trophäe sechs Mal zu gewinnen. Dabei kann es als gutes Omen gewertet werden, dass er sein erstes Finale im Jahre 2002 gewann - gegen die Rams.
Die waren damals zwar noch in St. Louis beheimatet, gingen aber immerhin im Jahr 2000 als Super-Bowl-Sieger in die Annalen ein. Ein weiteres Endspiel verloren die Rams 1980, als sie letztmalig die Anreise aus Los Angeles antraten. Damit schaffen es die Rams auf insgesamt drei Teilnahmen, die allerdings allesamt ziemlich lang zurückliegen. Im Jahre 2004 standen sie überhaupt das letzte Mal in den Playoffs.
Beide Teams trafen seit 1974 insgesamt dreizehn Mal aufeinander. Von diesen Begegnungen konnten die Patriots acht für sich entscheiden; darunter auch das letzte Spiel im Dezember 2016 sowie den Super Bowl 2002. Von diesen acht Siegen der Pats gelangen vier gegen Rams aus Los Angeles. Ein wenig Grund zur Hoffnung mag da allein der Umstand geben, dass von den fünf Siegen der Rams drei auf das Konto einer Mannschaft aus L.A. gingen.  
Vorteil: Pats.



Saisoneindruck.
Um es klipp und klar zu sagen: Die Statistik spricht für die L.A. Rams. Sie konnten dreizehn der
regulären sechszehn Spiele für sich entscheiden während den Patriots das nur elf Mal in dieser Saison gelang.
Schaut man sich die Spielstatistiken beider Mannschaften an (Yards pro Spiel, Rushing
Yards, Passing Yards und Touchdowns) so haben auch hier die Rams die Nase vorn. Allerdings
haben Statistiken im Superbowl kaum Wirkung wie man am Beispiel der Panthers im Jahr 2016
sehen konnte. Und gerade bei den Patriots als Gegner können die Zahlenspiele äußerst trügerisch sein.
Die Stärke der Pats liegt in der Offensive. Hier trumpfen sie mit dem Passempfänger Julian
Edelman auf. Auf ihn sollte man während des Super Bowls achten. Zusammen mit Rob Gronkowski
und Tom Brady kann er die Schlüsselfigur zum Sieg der Patriots sein. Die Defensive der Patriots ist
während der Regulären Saison über sich hinausgewachsen und hat sich positiv entwickelt.
Sie steht einer punktestarken Rams-Offensive gegenüber, die vor allem durch das Dreier-Gespann Jared Goff (dem Quarterback) Todd Gurley (Runningback) und Brandin Cooks (Wide Receiver) glänzen kann.
Und hier kommen wir schon zum ersten Problem der Rams. Todd Gurley sah im letzten Spiel
gegen die Saints überhaupt nicht gut aus. Er könnte seine Position an C.J. Anderson verlieren.
Aktuell wird spekuliert, ob sich Gurley verletzt hat. Dies wurde aber von offiziellen Stellen nicht
bestätigt, sodass er wohl im Super Bowl spielen wird. Des Weiteren hat der Quarterback der Rams
eine Wachmannschaft vor sich, die Offense-Line, die in der Liga ihresgleichen sucht. Brady hätte
die wahrscheinlich auch gern, denn er mag es überhaupt nicht in der Pocket, dem Raum hinter
seinen Verteidigern, gestört zu werden. Hier haben die Rams die Nase vorn.
Das letzte Duo, auf dass man achten sollte, wäre das gefürchtete Defensivgespann Ndamukong Suh und Aaron Donald. Das sind zwei wandelnde IKEA-Wandschränke auf Adrenalin. Sie werden es Bradys Verteidigung schwer machen ihren Quarterback zu schützen.
Vorteil: Rams.



Die Trainerfrage.
Erfahrung vs. Innovation: Sean McVay ist der jüngste Headcoach mit seinen dreiunddreißig Jahren. Als er noch die Schulbank drückte, feierte Brady 2001 seinen ersten Superbowl-Triumph. McVay ist letztes Jahr mit den Rams aus der ersten Runde der Playoffs geflogen (Wildcard gegen die Falcons). Er hat seine Mannschaft in dieser Saison weiter ausgebaut und mit guten Spielern aufgefüllt. Zudem ist er für einen dünnen Grundspielplan mit äußerst vielen variablen Spielzügen bekannt. Das macht seine Taktik unberechenbar.
Auf der anderen Seite steht die Legende Bill Belichik, der gleichermaßen geschätzt wie gehasst wird. Viele Skandale wie das Deflate- oder Spygate belasten seine Karriere. Er neigt dazu, die Schwächen des Gegners radikal offen zu legen und sie eiskalt auszunutzen. Er ist zudem bekannt für seine eiserne Disziplin, er lacht selten und er hat einen Sinn für Talent. Die Playoffs und der Super Bowl sind für ihn ein alter Hut. Er besitzt die Erfahrung, die McVay noch fehlt.
Vorteil: Patriots.





Die Quarterbacks.
Jared Goff kam aus dem Kindergarten als Brady 2001 seinen ersten Triumph feierte. Beide ähneln
sich in ihrer Spielweise und bevorzugen die Würfe aus der Pocket. Sie laufen ungern selbst. Brady
hat seinem Kollegen allerdings etwas voraus, das in den USA als Comeback-Mentalität bezeichnet
wird. Neben Aaron Rodgers von den Green Bay Packers kann vor allem Brady einen Punkterückstand wieder aufholen und lässt sich auch in einem Superbowl nicht von einer drohenden Niederlage verunsichern. So gesehen im Superbowl 51 gegen die Atlanta Falcons, als er in den letzten beiden Vierteln 25 Punkte aufholte.
Goff musste diese Mentalität noch nicht allzu oft unter Beweis stellen.
Der Rams-Quarterback spielt in seinem zweiten Jahr und ist ein Punkte-Garant, der es liebt die Mitte
anzuspielen und kurze Pässe anzubringen. Die Patriots müssen seine Wurfrouten dicht machen um
selbst zum Zug zu kommen. Das wird allerdings bei derart vielen talentierten Passempfängern
schwer, denn anders als Bradys vorheriger Gegner, die Kansas City Chiefs, hat Los Angeles äußerst
schnelle Läufer, die die gegnerische Verteidigung aussehen lassen können wie ein Schweizer Käse.
Brady wird wahrscheinlich anders als Goff um sein Leben rennen müssen, denn die Rams werden
sehr wahrscheinlich New Englands Offensivlinie zerpflücken. Der alte Mann wird es also schwerer
haben als sein Rams-Pendant.
Leichter Vorteil: Rams.


Image.
Es ist einerseits der Fluch der Dominanz und des Erfolges, der die Patriots belastet, aber andererseits auch der Habitus des Vereins, die Grenzen des Erlaubten permanent auszuloten. Die Vergangenheit des Teams ist entsprechend skandalumwittert:
Sie entschieden unter dem Trainer Bill Belichick einige Spiele mit zum Teil wirren Regel-Auslegungen (die mitunter in der Abschaffung entsprechender Regularien gipfelten), wurden dabei ertappt, wie sie die Zeichen eines gegnerischen Defensiv-Coaches mit der Kamera ausspionierten und lösten einen wahren Aufschrei aus, als Unregelmäßigkeiten beim Luftstand gegnerischer Bälle ans Tageslicht kamen. So regnete es in beiden letztgenannten Fällen nicht nur Geldstrafen und Sperren u.a. gegen Quarterback Tom Brady, sondern auch eine ziemlich schlechte PR.
Immerhin verbinden einige NFL-Beobachter mit einem möglichen Patriots-Sieg auch die Hoffnung, dass Brady und Belichick zurücktreten würden und endlich wieder ausgeglichene Verhältnisse in der NFL einziehen.
Den Rams hingegen gelangt zum Nachteil, dass Tradition im US-Sport eigentlich ein Fremdwort ist. Während man hierzulande stolz auf sein Land, sein Bundesland und selbst auf seine, von Feinstaub zerfressene, Industrielandschaft auf seinen Verein überträgt, sieht das in den USA ganz anders aus. Hier, wo es keine Abstiege, sondern feste Mitglieder gibt, kann ein Clubchef seinen Verein wenn er will andernorts völlig neu ansiedeln. So spielen oft Fernsehrechte, Absatzmärkte oder Einkommensverteilung eine wichtigere Rolle als die Geschichte eines Vereins, die Gefühle der Fans oder die Verbindung der Klubleistungen mit der Heimat.
Unter derartigen Gesichtspunkten gesehen ist Los Angeles keine schlechte Wahl. Die Region ist der zweitgrößte Binnenmarkt für Fernsehübertragungen, die spendierfreudige Filmindustrie dominiert den Markt und nach etwa zwanzig Jahren Abstinenz sehnte sich die Region nach einem Verein.
Den bekam sie 2016 in Gestalt der Rams, wobei man ergänzen sollte, dass der Verein schon einmal in L.A. beheimatet war. Ursprünglich aus Cleveland 1946 an die Westküste delegiert, verschwand das Team wegen mangelndem Zuschauerinteresse, der überdimensionierten Heimspielstätte und der großen innerstädtischen Sport-Konkurrenz gen St. Louis. Nachdem der einträgliche Markt nun lange genug brach lag, kehrten die Rams nach einem Eigentümerwechsel 2016 wieder zurück.
Eigentlich ist LA heute also recht ausgehungert, aber die Rams haben bei ihrem letztem Abschied nach St. Louis ziemlich viel verbrannte Erde hinterlassen.
Und die alten Probleme sind geblieben. Viele andere Sportarten – in doppelter Vertretung – zehren an den Besucherzahlen. Hinzu kamen ein schwacher sportlicher Start, ein sinkender Saisonticketabsatz sowie geringe Merchandise-Verkäufe, so dass das Projekt schon bald weit hinter Erwartungen zurückblieb. Die Stadt, in der ohnehin die nach Oakland abgewanderten Raiders größere Beliebtheit genossen, landeten in einem Fan-Ranking aus dem Jahr 2018 auf dem vorletzten Platz aller NFL-Teams. Seit dieser Saison müssen sich die Rams, die trotz ihres Erfolges nur selten ein gefülltes Stadion aufweisen konnten, auch noch der Konkurrenz durch die aus San Diego hierherversetzten Chargers stellten. Das Team steht also mit dem Rücken zur Wand und benötigt einen Super-Bowl-Sieg dringend, um seinen riskanten Umzug zu rechtfertigen, die Kritiker verstummen zu lassen und vor allem um das skeptische einheimische Publikum langfristig an sich zu binden.
Vorteil: Patriots.


Expertentipp.
Die Wettbüros und Buchmacher sehen im Regelfall die New England Patriots leicht im Vorteil. Doch nicht nur die – bekannte Fürsprecher finden die Schützlinge Belichicks auch in Christoph 'Icke' Domisch, Björn Werner, Tonight-Show-Host Jimmy Fallon, dem früherer Redskins-Quarterback Joe Theisman, dem Packers-Linebacker Clay Matthews, (der englischsprachigen) Alexa und der Mehrzahl der amerikanischen Sportjournalisten.
Einziger größerer Fürsprecher der Rams ist im Moment (neben dem wirklich großen Shaq O’Neal) vor allem die EA-Madden-Simulation, die von einem knappen Sieg der Rams ausgeht.
Vorteil: Patriots.


Unsere Analyse.
Beide Mannschaften sind in der Saison 2018 nicht aufeinandergetroffen. Das letzte
Aufeinandertreffen fand 2016 unter anderem Trainer, aber schon mit dem damaligen Rookie Jared
Goff statt. Brady konnte dieses Spiel vor zwei Jahren für sich entscheiden, allerdings traf er auf einen
jungen unerfahrenen Quarterback. Goff hat unter McVay viel dazu gelernt und kann Brady die Stirn
bieten. Er wirft präzise schnelle Pässe zu jedweder Position im Feld und kann sich recht gut an
widrige Umstände anpassen (so gesehen im vorigen Spiel gegen die Saints). Die Wettbüros in den
USA sind sich in diesem Matchup einig, dass sie sich nicht einig sind. Es gibt hier keinen klaren
Favoriten und auch ich tue mich schwer damit hier Position zu beziehen. Das liegt vor allem an
Tom Brady.
Es ist egal, ob man ihn mag oder nicht, man muss einfach zugeben, dass er selbst mit 41 noch Siege
einfahren kann. Das liegt nicht nur an Belichik, seinem Trainer. Brady musste stets über sich
hinauswachsen um etwas zu erreichen. Beim Draft, dem NFL-Auswahlverfahren für neue Spieler,
im Jahr 2000 hätte keiner einen Cent auf Brady gegeben. Das ging ihm zwar sehr an die Substanz,
wie er in Interviews immer wieder betont, aber er hat sich hoch gekämpft und ein Jahr später den
ersten Super-Bowl-Ring am Finger gehabt. Und genau diese Art zu spielen und zu kämpfen müssen
die Rams fürchten. Ja, er ist langsamer als früher und läuft gar nicht gern selbst, aber seine Pässe
und sein Spielverständnis überscheinen alles, was Goff bisher zu bieten hatte.
Brady startete seine Superbowl-Karriere übrigens gegen die Rams und besiegelte damit deren lange
Durststrecke bis heute. Nun können die Rams es ihm heimzahlen und vielleicht seiner
Karriere den nötigen Todesstoß versetzen. Aber wenn es nach Brady geht, wird er uns wohl noch
ein wenig erhalten bleiben, da kann auch Gisele nicht viel machen.
Rein emotional würde ich lieber die Rams als Superbowl-Sieger sehen und sie haben definitiv die
Mittel dazu, ebenso wie die Eagles letztes Jahr. Objektiv betrachtet wiegen Bradys und Belichiks
Erfahrung viel zu schwer um sie außer Acht zu lassen und deswegen wird New England wohl als
Sieger vom Feld gehen.
Vorteil: Patriots.



Tierorakel.
Unsere Super-Bowl-Vorschau wäre aber nicht vollständig, wenn wir nicht auch noch Vorhersagen miteinberechnen würden, die von Tieren abgegeben werden, denn manchmal erweisen sie sich als treffender als so manche ellenlange Analyse.
Die Tierwelt ist sich überhaupt nicht einig:
Die eine Hälfte, wie Pandas, Schildkröten, Seelöwen, Hasen, Bären, Tiger sieht die Patriots vorn, während die andere Hälfte wie Rochen, Schweine, Meeresschildkröten, haarlose Meerschweinchen, Elefanten, Schimpansen von einem Sieg der Rams ausgehen.
Lösen kann diesen Konflikt aber wohl nur die Mutter der Super-Bowl-Vorhersagen: Das Welpen-Orakel von Jimmy Fallon!



Vorteil: Patriots.




Tipp Royal.

Als besonderes Schmankerl können wir Euch auch dieses Mal die Einschätzung vom Potsdam-Royals-Spieler Denis Rösner präsentieren.

In diesem Jahr möchte ich meine Einschätzung etwas kürzer präsentieren, da abermals die New England Patriots das Endspiel der NFL erreicht haben. Die Mannschaft um Star-Quarterback Tom Brady, der mittlerweile mit einundvierzig Jahren einer der ältesten Spieler der NFL ist, schaffte es auch dieses Jahr mit einer konstanten Leistung die Spiele für sich zu entscheiden. Die solide und zuverlässig aufspielende Defense der Patriot sorgte während der Saison und in den Playoffs schließlich für die Teilnahme am Super Bowl. Der findet dieses Jahr in Atlanta statt und wird von der ganzen Welt mit Sehnsucht erwartet.
Auf der anderen Seite werden die Los Angeles Rams das Feld betreten. Die noch recht junge und - was Superbowl-Teilnahmen angeht - unerfahrene Truppe muss sich aber definitiv nicht verstecken. Hier wird die Defense eine enorm große Rolle spielen, wenn die Rams Tom Brady stoppen wollen. Gelingt Ihnen dies nicht, wird es ein langer Tag für das Team von der Westküste. Um die Trophäe gen Himmel recken zu können muss ein fehlerfreies Spiel her. Ein bis zwei Griffe in die bekannte Trickkiste helfen hier sicher auch weiter.
Mein Fazit ist, dass die Rams durchauch Chancen auf den Titel haben. Jedoch ist ein großer Faktor in nahezu allen Endspielen im Sport die Erfahrung. Nicht jeder vermag es auf den Punkt abzuliefern. Schon gar nicht wenn die Ränge mit Tausenden Fans gefüllt sind. Die Atmosphäre ist den Patriots gut bekannt, weshalb sie vermutlich schneller ins Spiel finden werden. Da man Erfahrung nicht trainieren kann, könnte es hier Nachteile für die Los Angeles Rams geben. Letztendlich glaube ich aber, dass der Altmeister es den Jungen Wilden noch einmal beweisen will und das auch tun wird.
Mein Tipp: 21:17 für New England.

Vorteil: Patriots.

Dennis Rösner (links) von den Potadam Royals, GFL1




Endergebnis
.
Am Ende fällt unser Ergebnis ähnlich aus wie die allgemeine Tendenz, die zumeist für einen Sieg der Patriots spricht, auch wenn es - nicht nur in unserem Fall - eine äußerst knappe Angelegenheit ist. Wer dennoch Schwierigkeiten hat, seine Sympathien zu verteilen, dem sei zum Abschluß noch diese finale Entscheidungshilfe gegeben:
Im Großen und Ganzen dreht es sich beim Super Bowl LII im Kern um das Duell von jung gegen alt, um ein neues aufstrebendes Team gegen die bisherigen Platzhirsche oder um Zukunft gegen Vergangenheit.
Ein wenig ist das Duell zwischen den Rams aus Los Angeles und den Patriots aus Boston damit auch stellvertretend für den Konflikt des neuen Star Treks gegen das alte, dem aktuellen Spock gegen den Originalen oder auch um die Umsetzung moderne Serienideen gegen traditionelle Sehgewohnheiten. Glücklich sind da vor allem die, die mit beidem kein Problem haben, denn ihnen steht zumindest ein unterhaltsamer Sportabend bevor.





D. Das Nachspiel.
Der Super Bowl ist natürlich mehr als nur ein Sportereignis. Es ist ein Tag, an dem amerikanische Kultur gefeiert wird, mit all dem, was uns als Europäer im Allgemeinen oder Deutsche im Speziellen manchmal befremdet. Andererseits hat es häufig einen großen Unterhaltungswert, wenn man bereit ist, den ganzen Rummel mit etwas Humor zu beobachten.

Werbung.
Eines der Highlights ist auch immer die Werbung, die während des Spiels in Amerika geschaltet wird. Als europäischer Zuschauer bleiben einem die vielen Unterbrechungen zwar erspart, doch tatsächlich sind diese kleinen Spots nicht nur sehr teuer, sondern oft sogar kreativer als der Einheitsbrei, dem man sonst ausgesetzt wird. Allerdings sind die Zeiten, in denen wir sehnsüchtig auf einen Star-Trek-Trailer gewartet haben lange vorbei, und es ist ziemlich viel Mittelmaß eingezogen. Es gibt ganz nette Spots von Michelob oder Stella Artois, aber wir sind in Zeiten angelangt, in denen man sich freut, wenn Coca Cola gesellschaftliche Vielfalt in einem seiner preisintensiven Spots propagiert.

Austragungsort.
Der Ort des Geschehens ist dieses Mal Atlanta, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia. Ins örtliche Mercedes-Benz-Stadion passen 71.000 Zuschauer, was schon allein deshalb eine Menge ist, weil das Ticket zwischen 2.500$ bis 3.000$ kostet.
Die Bundeshauptstadt ist übrigens der Geburtsort DeForest Kelleys und gilt nicht zuletzt deswegen unter der Hand auch als Heimat Leonard 'Pille' McCoys.

Nationalhymne.
Für uns ein wenig befremdlich (wir erinnern uns mit Grausen an Sarah Connors 'Brüh' im Lichte') wird vor dem Spiel die US-Nationalhymne von einer einheimischen Künstlerin namens Gladys Knight vorgetragen. Dass die stimmgewaltige Soul-Sängerin das verdammt gut hinbekommt, weiß man spätestens, seit sie zusammen mit Stevie Wonder, Elton John und Dionne Warwick "That’s What Friends Are For" einsang. Sie war es übrigens auch jene Interpretin, die den Bond-Song zu "Licence to Kill" beisteuerte.



Halbzeitshow.
Welch große Namen haben schon bei der Halbzeit-Show geglänzt! Die Rolling Stones, Bruce Springsteen, Michael Jackson, Aerosmith, U2 oder Prince. Es gab Skandale wie die entblößten Nippel Janet Jacksons bei ihrem Tanz mit Justin Timberlake oder die asynchron tanzenden Haie von Kate Perry, die sich tief ins kollektive Gedächtnis aller damaligen Zuschauer eingebrannt haben.
Um so erstaunlicher, dass dieses Jahr kaum ein Künstler auftreten wollte. Das hing allerdings mit dem Streit zwischen Spielern, die bei der Nationalhymne niederknieten und dem Verband zusammen. Spätestens ab dem Punkt, als US-Präsident Trump sich einmischte und den farbigen 49ers-Spieler Colin Kaepernick als 'Son of a Bitch' bezeichnete, schlossen mehrere Musiker wie Cardi B, Beyoncé oder Jay Z einen Auftritt in der Halbzeitshow kategorisch aus. Und so kam es, dass ausgerechnet die aus Los Angeles stammenden Maroon 5 zusammen mit Big Boi (von Outcast) und Travis Scott die etwas undankbare Aufgabe zukam, diese Lücke auszufüllen. Da mag man nur hoffen, dass wenigstens Ton, Licht und Bühnenshow einigermaßen glatt über die Bühne gehen.

Schluss.
Das war es dann auch von unserer Seite! Strifes und Turon47 bedanken sich bei allen, die so lange durchgehalten haben bis hier hin zu lesen. Und wer weiß; vielleicht wollt ihr uns in den Kommentaren ja auch noch mit Euren Tipps zum Ausgang des diesjährigen Super Bowls versorgen – wir freuen uns jedenfalls auf jeden, der mit uns mitfiebert…