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Samstag, 30. März 2019

Turons Senf zu "Der Zeitsturm" [Star Trek Discovery, S2Nr11]


Spoilerwarnung
. Diese Rezension enthält massive Spoiler auf "Der Zeitsturm", der elften Folge der zweiten Staffel "Star Trek Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und weitere Episoden der Serie bereits gesehen hat.




I. Einleitung.
Unmut habe ich nach meiner letzten Rezension geerntet, als ich der Folge, in der sich ausgerechnet Burnhams Mutter als roter Engel entpuppt, stolze fünf Punkte verliehen habe. Sämtliche Beteuerungen meinerseits, dass der 'besondere Kniff der Folge' weniger dem Auftauchen von Mutti, sondern viel mehr dem geschickte Spiel mit der Identität des zeitreisenden Wesen (inklusive einer falschen Fährte, auf die ich nur allzu bereitwillig aufgesprungen bin) galt, stießen zumeist auf taube Ohren.
Dabei fiel in den Kommentaren immer wieder der Hinweis darauf, dass sich die Zentrierung auf Michael Burnham, die auch in der zweiten Staffel abermals wilde Blüten getrieben hat, auf nur bedingte Gegenliebe seitens der Fans trifft.
Und was soll ich sagen?
Das entbehrt nicht einer gewissen Grundlage.
Denn auch wenn Discovery in seinem zweiten Jahr mit vielen Irrwegen gebrochen hat, die Fans unnötig vor den Kopf stieß, behielten die Autoren ungebrochen den Fokus und die permanente Überhöhung der Figur Michael Burnham bei.
Dabei darf im Angesicht des Entwicklungsstandes der aktuellen Staffel bezweifelt werden, dass dieser Trend ein jähes Ende finden würde. Figuren wie Christopher Pike, Saru und Sylvia Tilly scheinen ihr erzählerisches Potential im Laufe der frühen Episoden aufgebraucht zu haben und spätestens seitdem Burnhams Adoptivbruder Spock an Bord der Discovery angekommen ist, stehen alle Anzeichen auf ein Finale, das vor Burnham-Momenten nur so strotzen dürfte.
Oder vermag es diese Folge abermals, durch einen ganz besonderen Kniff die drohenden Vorzeichen abzumildern?




II. Story.
Wir schreiben das Jahr 2236.
Gabrielle Burnham und ihr Gatte Mike (!) arbeiten auf einer entlegenen vulkanischen Forschungsstation an einem temporalen Iron-Man-Anzug mit Flügeln, als plötzlich ein Sturmtrupp wütender Klingonenkrieger wild um sich schießend die Vordertür eintritt und alle anwesenden Menschen massakriert.
Alle anwesenden Menschen?
Nein!
Nicht nur, dass die unbeugsame Michael Burnham Jahre später die Suche nach dem Roten Engel und den Kampf gegen die künstliche Intelligenz von Sektion 31 vorantreibt; sie findet darüber hinaus heraus, dass ausgerechnet ihre Mutti seither unermüdlich durch die Zeit reist, um ihr dabei zuzuschauen, wie sie von wilden Raubtieren gejagt wird, ihren vulkanischen Abiball feiert oder auf der Shenzhou anheuert.
Doch die unerwartete Wiedersehensfreude wird vom Umstand getrübt, dass ausgerechnet die Zeit selbst andere Pläne mit Gabrielle Burnham hat und sie immer wieder zurück in eine 950 Jahre entfernte Zukunft schleudert, in der fast das ganze Leben in der Galaxis mit Stumpf und Stiel ausgerottet ist. Als die Crew der Discovery spontan mit einem aberwitzigen Rettungsplan daherkommt, kann nur noch einer das verspätete Familienglück zerstören: Der Sektion-31-Captain Leland, der aller Menschlichkeit entledigt längst zu einer kalten Killermaschine mutiert ist…




III. Lobenswerte Aspekte.

Strickmuster F.
Es wird natürlich für den Leser irgendwann langweilig abermals eine weitere Lobeshymne darauf zu lesen, dass Discovery seinen Stil in der zweiten Staffel gefunden hat, aber auch wenn man da mit den Augen rollen mag, bleibt "Der Zeitsturm" ein Blaupause dafür, wie eine runde Discovery-Episode aussehen sollte:
Der gesunde Mix aus gruseliger Spannung, geballter Action und einem für Star Trek traditionellen Thema wie 'Zeitreisen' (auch wenn dies erneut nicht nur dem Zuschauer Kopfschmerzen bereitet) eignet sich vortrefflich, um Fans bei der Stange zu halten. Das durchgängig hohe Erzähltempo lässt das geneigte Publikum dabei kaum verschnaufen, die Dialoge zwingen zum aufmerksamen Zuhören und die mitreißenden (wenn auch nicht immer schlüssigen) Zweikampfszenen rütteln selbst morgenmüde Fans aus dem Tiefschlaf.
Diese Stilfrage bedeutet gleichermaßen die Abkehr vom Konzept der Einzelepisode und auch wenn frühe Folgen der Staffel zumindest im Ansatz noch für sich allein stehen konnten, ist zu diesem Zeitpunkt längst jener Moment erreicht, an dem sich dieser Anspruch mehr und mehr auflöst, um einem Splitterstück in einer aufeinander aufbauenden Handlung Platz zu machen.
So merkt man mit den massiven Rückbezügen auf "New Eden", "Der Charonspfennig" oder "Gedächtniskraft" schnell, dass es sich um einen Teil eines größeren Ganzen handelt, der längst nicht mehr verzeiht, wenn man eine oder zwei Folgen ausgelassen hat. Neben kleineren (klassischen) Star-Trek-Momenten und -Anspielungen (wie der Verwendung von Shakespeare-Zitaten, der Erwähnung von Deneva oder dem Ausblick auf Pikes Zukunft) steht die Auflösung vieler Mysterien um den Roten Engel im Mittelpunkt, dessen Geschichte, Wirkenszeit und Motivation hier derart thematisiert wird, dass dadurch rückwirkend fragwürdige Storysprünge (warum etwa der Engel ausgerechnet Menschen ins Exil nach Terralysium gebracht hat, die Sphäre die Discovery just auf deren Abfangkurs aus dem Warp warf oder wieso Spock zum seinem Ziel wurde) mehr oder weniger schlüssige Erklärung finden.
Dennoch lässt die Folge noch genug Mysterien für die letzten drei Folgen der kommenden Wochen übrig.
Woher kommen die rätselhaften roten Signale?
Was geschieht mit Leland, den Daten und der künstlichen Intelligenz der Sektion 31?
Und:
Werden Michael und ihre Mutter jemals wieder vereint?




Charaktermomente.
Auch hier setzt diese Folge eine Entwicklung fort, die sich in den letzten paar Episoden bereits abgezeichnet hat: Gegen Staffelende rücken alle anderen Charaktere zunehmend in den Hintergrund, um noch mehr Erzählraum für Michael Burnham zu ermöglichen.
Und auch wenn der (bei der Ankunft der totgeglaubten Mutter) absehbare Tritt in die Tränendrüse hier vielleicht noch stärker als erwartet ausfiel, bleibt Sonequa Martin-Green zuzugestehen, dass sie allen Übertreibungen in ihrer Figurenzeichnung zum Trotz einen guten Job verrichtet und gerade in Hinblick auf die gesteigerte Emotionalität eine recht gute Figur abgibt. Und dass für eine traditionsreiche Franchise, für die der Sprechsänger William Shatner als Darsteller-Ikone gilt, ein gelegentlicher 'Hundeblick' am Ende bestenfalls eine Fußnote in einer langen Geschichte voller Wesley Crushers, Warpschwellenlurche oder Weltraum-Nazi-Episoden bleibt, sei nur am Rande einmal bemerkt.
Auf der Liste der denkwürdigen Auftritte dieser Woche kommt erst einmal lange Zeit nichts, bis schließlich auch der nächste Eintrag den in dieser Galaxis so schillernden Namen 'Burnham' trägt.
Sonja Sohn gelingt es allerdings erst gegen Ende der Folge wirklich, als Doktor Gabrielle Burnham den Sympathiefunken einigermaßen überspringen zu lassen, vor allem, weil sie sich zuvor in einem so wirren wie unnötigen Gespräch mit Pike unbeliebt macht, nur um kurz darauf ihre eigene Tochter die eiskalte Schulter zu zeigen. Besonders letzteres passt dabei kaum zu ihren diversen Handlungen als Roter Engel und noch weniger zu dem, was sie gegen Ende der Folge über ihre Tätigkeit preisgibt, weswegen es wohl eher zukünftigen Folgen obliegt, hier eine aussagefähigere Performance zu bieten.
Ähnlich problematisch verhält es sich mit Philippa Georgiou. Mal erscheint die ehemalige Spiegeluniversums-Regentin zu leicht manipulierbar; mal schlichtweg zu weich und emotional abhängig von Burnham. Michelle Yeohs Charakter springt zu oft von einem Extrem zum anderen, ohne dabei wirklich plausible Gründe für ihre Verhaltensschwankungen zu bieten. Erschwerend kommt inzwischen dazu, dass sie das Stereotyp eines asiatischen Schauspielers dahingehend erfüllt, dass sie bei scheinbar jedem Auftritt ihre außergewöhnlichen Zweikampfkünste unter Beweis stellen muss. Oder wird sie einfach nur auf fernöstliche Action reduziert, weil ihr Charakter darüber hinaus im Moment nicht viel mehr hergibt?
Richtig zu gut gefallen verstand dagegen ihr Kollege Alan van Sprang als zwielichtiger Sektion-31-Vertreter Leland, dem nun endgültig der totale Bösewichtsbonus zufällt. Nach der Übernahme seines Körpers wird er zum Gesicht einer bislang eher theoretischen Bedrohung, die sich hier endlich zu einer ernstzunehmenden Gefahr zuspitzt. Was dabei besonders auffällt ist, dass es dem Schauspieler für den normalen Zuschauer nachvollziehbar gelingt, einen erkennbaren Leland zu mimen und dabei gleichzeitig zu vermitteln, dass es sich um jemand völlig anderen handelt. Schon allein dadurch hat sich der Mann Sonderlob wahrlich verdient.



Ohne Frage gelingt es wiederum Ethan Peck als Spock zu überzeugen, wobei sich allerdings langsam die Frage stellt, warum man seine Ankunft so dramatisiert aufgezogen hat, nur um ihn nun am langen Arm verhungern zu lassen. Gefühlt geht die Peck verbleibende Screentime mehr und mehr zurück, so dass man schon davon sprechen kann, dass er eher als Vergrößerungsglas für die Sorgen und Nöte Michael Burnhams dient, als wirklich der Beleuchtung der Vergangenheit eines der beliebtesten Star-Trek-Charaktere.
Ash Tyler [Shazad Latif] darf hingegen ein wenig mehr Potential andeuten, nachdem er zuletzt entweder keine Rolle spielte oder nicht einmal auftrat. Nun holt er diesen Rückstand auf, probt den Aufstand gegen Leland, flirtet mit Georgiou und darf zum zweiten Mal nach "Licht und Schatten" dem drohenden Tod von der Schippe springen.
Mehr noch als in letzter Woche produziert "Der Zeitsturm" klare Verlierer: Captain Christopher Pike [Anson Mount] wird endgültig zur einflusslosen Randfigur degradiert, Sylvia Tilly [Mary Wiseman] dient nur noch als Projektionsfläche für nervige Witze und Saru [Doug Jones] hat seinen stärksten Moment ausgerechnet dann, als er in Hologrammform für einen Satz die KI von Control verkörpert. Paul Stamets [Anthony Rapp] verliert sich in sinnfreiem Technobabble, Nhan [Rachael Ancheril] schießt mehr als sie erzählt und Hugh Culbers [Wilson Cruz] denkwürdigste Entwicklung ist, dass er wieder in den aktiven Dienst eingetreten ist. Als wäre diese Vernachlässigung zentraler Charaktere nicht schon schwierig genug mutiert auch die restliche Brückencrew wie schon zu Lorca-Zeiten von einem elementaren Bestandteil der Serie zurück zu reiner Staffage. Es scheint, als wäre das perfekte Mischungsverhältnis - die ideale Balance - zwischen den Figuren einer Star-Trek-Serie noch nicht gefunden, auch wenn man in vorherigen Folgen eigentlich den richtigen Weg eingeschlagen hat.
Abschließend muss schließlich noch ein Gastauftritt Erwähnung finden, der das Potential hat, als Sonderfrage in einem Star-Trek-Kneipenquiz zu landen: Kenric Greens Auftritt als Mike (!) Burnham ist insofern bemerkenswert, dass es sich bei dem Darsteller um den leibhaftigen Ehemann von Sonequa Martin-Green handelt. Eine schöne Tradition, die ihre Star-Trek-Vorbilder in ähnlichen Auftritten von Judy Levitt (die Ehefrau von Walter Koenig), Michael Lemper (der Mann von Marina Sirtis), Kitty Swink (die Frau von Armin Shimerman) oder Bonita Friedericy (der Frau von John Billingsley) hat.




IV. Kritikwürdige Aspekte.

Ausrechenbarkeit.
Nach der letzten Folge "Der rote Engel" wussten die Zuschauer eigentlich recht genau, was sie in der kommenden Folge erwarten würde:
Es würden viele Tränen um Mutter und Tochter Burnham vergossen werden, Sektion-31-Führer Leland musste endgültig zur dunklen Seite überlaufen und Ash Tyler durften die grundlosen Attacken seiner Ex-Freundin ob seiner Zugehörigkeit zur Geheimorganisation noch immer in den Ohren klingeln.
Kurzum: Viele Tränen, viele emotionale Einzelfallgespräche und viele Charaktermomente.
So wirkt es wohl kaum verwunderlich, dass nach den Enthüllungen der letzten Wochen nunmehr eher Überraschungen auf Sparflamme geben würde. So hat es sicherlich niemanden vom Hocker gerissen, dass sich angesichts der sorgfältig eingeleiteten Entwicklungen vorangegangener Folgen Tyler gegen die unmoralischen Befehle seines Vorgesetzten auflehnt, Georgiou sich läutert oder der ehemalige Verbindungsoffizier nicht versterben, sondern entkommen würde.
Darin liegt nämlich der Nachteil derart durchorchestrierter Folgen. Sie sind bei aller Spannung vorhersehbar, folgen dem Diktat in der Vergangenheit etablierter Handlungselemente und müssen nach einigen Krachern der letzten Episoden endlich die größere Story soweit voranbringen, dass sie einem Staffelfinale den Weg bereiten.
So lässt sich mit ähnlicher Sicherheit ein Ausblick auf die nähere Zukunft machen:
Tyler wird seine schweren Verletzungen überleben, das Schiff von Sektion 31 wird zerstört werden und Leland dürfte zusammen mit der empfindungsfähigen Control-Intelligenz das Zeitliche segnen.




Logiklöcher und Kanonbrüche.
In der langen Geschichte Star Treks gab es ja schon so einige Momente, in denen Technobabble genutzt wurde, um selbst die dümmsten Logiklöcher zu kaschieren. Aber die Wortwechsel dieser Folge heben diese eher zweifelhafte Tradition auf ein völlig neues Niveau, dass selbst so abstruse Erfindungen wie Transwarpbeamen, Super-Augment-Blut oder Rote Materie aus dem Abrams-Filmen wie seriöse Forschungsarbeiten mit langjähriger Recherchearbeit wirken lässt.
Hat denn irgendjemand verstanden, warum die Zeit den roten Engel wie ein Jojo benutzt oder ist das eine unerklärbare Laune der temporalen Natur?
Zudem mögen Kraft und Gegenkraft bleiben was sie sind, aber wenn der gravimetrische Druck in der Lage ist zu steigen, dürfte die Discovery im Umkehrschluss mithilfe des Sektion-31-Schiffes tatsächlich mehr Zeit herausholen können (zumal die Discovery einige Szenen zuvor mit einem Energietransfer mehr Zeit herausschindet).
Dass dann auch noch der dunklen Materie Supereigenschaften abgerungen werden, die bei jeder Marvel-Verfilmung wohl als 'zu fantastisch' abgelehnt worden wären, ist allerdings schon längst eine Discovery-Tradition: Seit dem nicht minder weit hergeholten Pilzantrieb zaubern die Autoren der Serie nämlich gerne einmal Wundertechniken und Zaubersubstanzen herbei, um ihre eigenen Handlungslöcher stopfen zu können.
Wobei es natürlich ebenso zur Tradition der Serie gehört, dabei andere Unstimmigkeiten generös zu übersehen.
So sind etwa die Klingonen, die das ach so supergeheime Forschungslabor der Sektion 31 auf Doctari Alpha heimtückisch überfallen, so haarlos wie ihre gleichsam glatzköpfigen Vettern aus der ersten Staffel, obwohl wir erst zu Beginn dieser Season erfahren haben, dass der plötzliche Haarausfall dem Krieg geschuldet gewesen sein soll, den T'Kuvma hier gegen die Föderation heraufbeschwor um das Reich zu einigen. Doof nur, dass anno dazumal aber noch gar kein Krieg die ohnehin entzweiten Klingonen zwang, das zersplitterte Imperium zusammenzuführen und die Haarschneidemaschinen auf null Millimeter einzustellen.



So ganz hat sich mir auch nicht erschlossen, warum sich die Daten der Sphäre nicht vernichten ließen. Dass es eine plötzliche, zuvor nie erwähnte interne Sicherung gibt, mag ich ja noch irgendwie akzeptieren, aber warum lokalisiert man nicht die entsprechenden Hardware-Komponenten, die als Speicherort für diese sensiblen Dateien dienen, baut sie aus und vaporisiert sie mit einem Handphaser? Selbst wenn die Discovery dafür wichtige Systeme abschalten müsste, wäre das noch immer ein nur kleiner Preis für die Rettung eines ganzen Universums.
Eine andere Möglichkeit hätte sich ergeben, hätte man - nachdem Spock registriert, dass die Daten vom (noch immer namenlosen) Sektion-31-Schiff abgezweigt werden - eine Delegation Redshirts hinübergebeamt oder wenigstens Kontakt aufgenommen, um Pike mahnend den Zeigefinger erheben zu lassen. Und wenn schon das gesamte biologische Leben der Galaxis auf dem Spiel steht wäre es sogar legitim gewesen, den Abbruch der Datenübertragung mit einer Kombination aus Phaserfeuer und Photonentorpedos auf das untertassenlose Geheimdienstgefährt zu bewirken.
Andere Ungereimtheiten wurden hingegen des dramatischen Effekts wegen billigend in Kauf genommen.
Etwa die ach so sicheren Biosignaturen, die in der letzten Woche noch einen Irrtum völlig ausschlossen, nur um nun zu etablieren, dass es natürlich bei Mutter und Tochter zu Verwechslungen kommen kann.
In eine ähnliche Bresche schlägt wohl auch Burnhams Kommentar, dass sie doch etwas von den Aktivitäten ihrer Eltern mitbekommen hätte, wenn diese für die Sektion 31 einen Zeitanzug gebaut hätten. Im Anbetracht der engen räumlichen Verhältnisse des Forschungslabors und der offenen Art und Weise, mit der beide Eltern mit ihre Tätigkeit am Abendbrotstisch diskutierten, wundert mich auch diese Aussage, die allerdings ebenfalls wohl vorrangig der Verschleierung der wahren Identität des roten Engels untergeordnet war.
Daneben gibt es noch einige Logiklöcher, die vorrangig dem dramatischen Effekt dienen.
Zum Beispiel, der simple Umstand, dass Gabrielle Burnham in ihrem Kraftfeld nicht einmal die Möglichkeit geboten wird, unbeobachtet auf die Toilette gehen zu können (immerhin wurde die gute Dame mindestens sieben Stunden im Kraftfeld festgehalten).
Oder das Massensterben von Redshirts in blauen Uniformen, das just in dem Moment einsetzt, als Leland auf der Oberfläche von Essof IV materialisisiert und komischerweise vor allen Mitgliedern der Haupt- und Gastdarstellerriege Halt macht.
Mit all dem könnte ich aber noch irgendwie leben, wenn mir Discovery dafür versprechen würde, die Finger von den Borg zu lassen.
Denn die Übernahme einer biologischen Lebensform durch die künstliche Intelligenz des Supercomputers Control wies erstaunlich viele Parallelen zur Assimilation des expansionsfreudigen Halbmaschinenvolkes aus dem Delta-Quadranten aus und Lelands Äußerungen (vgl. Denkwürdige Zitate) deuten ebenfalls eine solche Nähe an.
Zieht man nun vage Bemerkungen wie die Anthony Rapps in Betracht, der im Bezug zum kommenden Staffelfinale zu Protokoll gab "[…] das es wirklich den Kreis schließen […]" und Discovery in den größeren Kontext Star Treks einbetten würde.
Dieser 'größere Kontext' könnte durchaus mit der Entstehung der Borg zusammenhängen, denn die Serie bietet alle Voraussetzungen, um die 'Saat' für diese gefürchtete Spezies zu legen. Der Sporenantrieb kann mühelos Distanzen bis in den Delta-Quadranten überwinden, der Anzug des roten Engels ermöglicht Ausflüge in die Vergangenheit und die Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz Controls umfassen die Übernahme biologischer Lebensformen. Mit all diesen Zutaten ließe sich problemlos ein Kuchen backen, der auch irgendwie nach größerem Zusammenhang schmecken würde.
Doch das Gebäck hätte einen bitteren Beigeschmack.
Es würde den Nebel um eine der spannendsten Spezies des Star-Trek-Universums lichten, aber dabei die Spezies zu einem weiteren Beispiel für eine Bedrohung machen, die es am Ende gar nicht geben würde, wenn sich die Menschheit niemals ins All hinausgewagt hätte. Sie wäre ein weiterer Baustein in einer müden Erzähltradition ("Die 37er", "Die Abweichung" oder "Das Gesicht im Sand"), in der die Menschheit – ähnlich wie Michael Burnham – zum Nabel des Universums wird.
Des Weiteren würde es dazu beitragen, das Mysterium und den Schrecken, die das kybernetische Volk bis "Star Trek: Der erste Kontakt" ausstrahlte, weiter zu minimieren. Nachdem die Borg bereits im Laufe diverser Voyager-Episoden viel von ihrer immensen Bedrohung verloren haben, dürfte eine hanebüchene Erklärung durch Zeitreisen weiter am Image des Schreckgespenstes zerren.
Vor allem aber gibt es bereits eine Herkunftsgeschichte der Borg, die viele dieser Elemente vereint. In David Macks "Destiny" Trilogie gab sich der verdiente Buch-Autor bereits redlich Mühe, die Entstehung der Borg in einen Zusammenhang mit menschlichen Ursprüngen zu bringen. Mack, der für Discovery bereits Pionierarbeit verrichtete, indem er für seinen erste Discovery-Roman detaillierte Biografien für sämtliche Nebencharaktere der USS Shenzhou schuf (die von den Produzenten auch ohne schlechtes Gewissen genutzt wurden) würde damit übrigens ein drittes Mal erleben, dass die Serie Discovery seine Arbeit mit Füßen tritt. Bereits sein erstes Discovery-Buch "Gegen die Zeit", zu dem er sich im Vorfeld beim damaligen Produzenten Bryan Fuller rückversicherte, dass die Discovery weder Spock noch die Enterprise treffen würde, wurde am Ende der ersten Staffel vom offiziellen Kanon rücksichtslos überrollt. Zudem ist auch die Idee von Control keineswegs etwas, was auf dem Mist von kreativen Discovery-Autoren gewachsen ist, sondern ein zentrales Handlungselement, das still und heimlich aus Macks Roman "Kontrolle" geklaut wurde. Wenn jetzt auch noch die Herkunft der Borg aus Macks Büchern entlehnt würde, sollte der Mann fairerweise wenigstens Tantiemen oder immerhin eine Nennung als Produzent im Vorspann erhalten.




V. Fazit
Alles in allem ist "Der Zeitsturm" eine stabile Folge innerhalb der Parameter einer Staffel, die qualitativ weit über den ersten Gehversuchen der ersten Season steht.
Da liegt aber auch das Problem der Folge: Sie wird keineswegs im Gedächtnis bleiben, weil man sich ihrer wegen außergewöhnlicher Entwicklungen, ihrer besonderen Bedeutung oder tollen Erzählperspektive erinnern würde. Sie ist stattdessen -  mit all ihren Fehlern wie der Ausrechenbarkeit und den bei Discovery ohnehin scheinbar unverzichtbaren Logiklochern - eher ein Mosaikstein in einem größeren Ganzen, was im Anbetracht der Anlage der Serie völlig in Ordnung geht.

Bewertung.
Positives Mittelmaß.






VI. Schluss.
So wenig, wie diese Folge von der andauernden Zentrierung auf Michael Burnham abwich, wird es wohl auch die restliche Staffel nicht schaffen, sich von diesem Aspekt zu trennen. Man wird sich offensichtlich an ihren 'Hundeblick' gewöhnen müssen, während ihr Charakter kontinuierlich in die Nähe dessen rückt, was Wesley Crusher noch heute so unpopulär macht.
Das Universum wird sich wohl auch in den letzten drei verbleibenden Episoden vor allem um diese Hauptfigur drehen und es bleibt nur zu hoffen, dass die Frau nicht auch noch die auf ihre ohnehin schon umfangreiche Liste der Schuldgefühle auch noch die Entstehung der Borg hinzufügen kann.
Aber auch wenn es absehbar scheint, dass dieser Makel sich nicht ohne weiteres abschütteln lässt, gibt es einen Silberstreif am Horizont.
Ausgerechnet Alex Kurtzman gab kürzlich in einem Interview bekannt, dass er sich als hauptverantwortlicher Produzent sehr wohl mit den Fanreaktionen des Internets auseinandersetzen würde, selbst wenn dies manchmal schmerzhaft sei. Er erweckt damit den Anschein, als hätte er auch weiterhin ein offenes Ohr für all jene Zuschauer, die durch ihren Konsum der Streamingsdienste CBS All Access und Netflix den Erfolg der Serie begründen und so besteht die Hoffnung, dass sich dieser oft bemängelte Umstand im besten Fall abstellen könnte oder im schlechtesten Fall abgemildert werden dürfte.
Immerhin hat die zweite Staffel bereits bewiesen, dass mit den auf Fan-Kritik begründeten Änderungen ein positiver Wandel eingeläutet wurde. Ob aber die dritte Staffel diesen Sprung auch über die letzte Hürde namens Michael Burnham schafft, wird wohl nur die Zukunft, jenes unentdeckte Land zeigen.




Denkwürdige Zitate.

"Ich brauche ein Gesicht und einen Körper um meinen Handlungsspielraum zu erweitern. Ihr Gesicht und Ihr Selbst."
Control

"Dieses Verhaltensmuster ist recht nützlich für mich und sich zu wehren ist… zwecklos."
Control

"Nun Captain, ich halte das für ein klassisches Beispiel des dritten Newton'schen Gesetzes…"
"Zu jeder Kraft gehört eine gleich große Gegenkraft! Tut mir leid, das ist mein zweitliebstes physikalisches Gesetz! Mein Lieblingsgesetz ist…"
"Wir wissen, dass sowohl Doktor Burnham als auch ihr Anzug in der Zukunft verankert sind. Unser Eindämmungsfeld fixiert sie in der Gegenwart – je stärker wir ziehen, desto stärker zieht die Zukunft."
"Ein Tauziehen mit dem Universum, ich verstehe."
"Und das werden wir ganz sicher verlieren."
Saru, Sylvia Tilly und Christopher Pike

"Vertrauen ist keine Strategie."
Leland

"Sie sind heute aber ganz schön resolut…"
"Weil die Zeiten es erfordern."
Philippa Georgiou und Leland

"… Captain Christopher Pike, USS Enterprise und vorübergehend Captain der Discovery. Aber Sie kehren bald auf Ihr Schiff zurück. Ich könnte Ihnen noch mehr über Ihre Zukunft sagen, aber das würde… Ihnen nicht gefallen."
Gabrielle Burnham

"Sie sind ein Geist für mich, Captain Pike. Einer von den zig Trillionen, die auf dem galaktischen Friedhof wandeln."
Gabrielle Burnham

"Ich habe mich in Dir geirrt. Du hast Deine Emotionen sehr wohl im Griff. Das war…"
"Dickköpfig?"
"… Unbegründet."
Michael Burnham und Spock

"Glauben Sie was Sie wollen. Ich mach das nicht. Es fühlt sich nicht richtig an."
Ash Tyler

"Die Zeit ist aus den Fugen. Schmach und Gram, dass ich zur Welt sie einzurichten kam."
"Hamlet. Recht hat er. Energie!"
Spock und Michael Burnham

"Alle denken, dass die Zeit zerbrechlich wäre. Kostbar. Wunderschön. Sie stellen sich eine Sanduhr vor, was weiß ich. Aber so ist es nicht. Die Zeit ist grausam. Und sie gewinnt immer."
Gabrielle Burnham

"Ich befrage mal kurz meinen inneren Isaac Newton: Tut mir leid, aber leider nein…"
Paul Stamets

"Im vierten Jahrhundert hat Laotse gesagt 'Nichts ist weicher als das Wasser. Doch wie es dem Harten zusetzt, kommt nichts ihm gleich'. Nichts ist demnach unveränderlich. Ob Berge, Sphären oder Zeit. Vielleicht liegt die Antwort ja in der Zeit selbst."
Spock

"Ich mag Wissenschaften."
Spock

"Sie haben mich zweifellos mit meinem sentimentalen Gegenstück aus diesem Universum verwechselt. Ich bin Terranerin. Selbstaufopferung ist nicht so unser Ding."
Georgiou

"Ich wurde schonmal getötet, Georgiou. Vielleicht hab ich diesmal die Zeit es zu genießen."
Tyler

"Die Zeit ist nicht auf unserer Seite!"
Gabrielle Burnham

"Bei allem Respekt glaube ich, dass Doktor Burnham sich geirrt hat. Das Jetzt zählt. Was früher war, spielt nicht länger eine Rolle. Was als nächstes geschieht, steht noch nicht fest. Wir haben nur das Jetzt. Das ist unser größter Vorteil: Was wir jetzt tun – hier, in diesem Moment – hat die Macht die Zukunft zu bestimmen. Instinkt und Logik – vereint. Damit können wir Control besiegen in dem Kampf, der vor uns liegt. Wir finden einen Weg. Die ganze Geschichte kann sich mit dem nächsten Schritt ändern. Du bist am Zug, Michael."
Spock

Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"
Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"

Samstag, 23. März 2019

Turons Senf zu "Der rote Engel" [Star Trek Discovery, S2Nr10]

Spoilerwarnung. Diese Rezension enthält massive Spoiler zu "Der rote Engel", der zehnten Folge der zweiten Staffel von "Star Trek Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und andere Episoden der Serie bereits gesehen hat.



I. Einleitung.
Kann sich noch jemand an die erste Staffel Discovery erinnern?
Sie startete mit völlig überzogenem Übereifer, stieß den meisten Alt-Fans mit fragwürdigen Entscheidungen vor den Kopf und verlangte seinen Darstellern einen hohen Blutzoll ab.
Am Ende aber stellte sich die zähe Serie durch eine viel zu transparente Grundhandlung regelmäßig selbst ein Bein. Ash Tylers Doppelidentität als Voq war ein ebenso schlecht gehütetes Geheimnis wie die Herkunft Lorcas aus dem Spiegeluniversum oder Michael Burnhams schlussendliche Begnadigung seitens der Sternenflotte.
Die zweite Staffel startete bislang deutlich vielversprechender, doch es bleibt festzuhalten, dass auch sie eine Tendenz zu vorhersehbaren Entwicklungen teilt.
So entpuppte sich Spock zur Überraschung weniger nicht als Mörder seiner Zellenwärter, der Grund für den theatralisch inszenierten Geschwisterzwist zwischen Burnham und ihrem Adoptivbruder blieb arg hinter den Erwartungen zurück und der selbstbewusste Sektion-31-Super-Computer fungiert absehbarer Weise als kaltblütiger Gegenspieler.
Alles in allem strotzt auch die zweite Staffel also nicht minder vor ausrechenbaren Handlungsentwicklungen und mit der Enthüllung der sterbenden Airiam, dass das alles allein wegen Michael Burnham geschehen würde, wusste spätestens auch jeder Fan, dass die Überzentrierung Michael Burnhams in Discovery eine neue Qualität erreichen würde.



II. Story.
Michael Burnham ist der rote Engel!
Das behaupten jedenfalls einträchtig Fähnrich Sylvia Tilly, Doktor Hugh Culber und die halbvulkanische Logikikone Spock. Als sich die argwöhnische Crew der Discovery wieder mit den reumütig zurückgekehrten Kameraden von der Sektion 31 zusammenrauft, erfährt Michael Burnham darüber hinaus auch noch, dass ihre eigenen Eltern an der Entwicklung des Roten-Engels-Anzugs mitarbeiteten und dass dereinst Lelands jugendliche Spionage-Nachlässigkeit zum Tod ihrer Eltern führte.
Gemeinschaftlich schmieden beide Parteien (nach zwei gezielten Fausthieben) einen aberwitzigen Plan:
Auf dem sauerstoffarmen Planeten Essof IV wollen sie der zeitreisende Version ihrer Kollegin eine Falle stellen, um ihrer habhaft zu werden und für eine Zwangsrekrutierung zu gewinnen.
So findet sich Burnham schließlich an einen Stuhl gefesselt den tödlichen Kohlenmonoxiden der Atmosphäre des Planeten ausgesetzt. Doch gerade, als Captain Christopher Pike das schmerzvolle Experiment abbrechen will, greift ihr Ziehbruder Spock nach seinem Phaser und schafft mit Waffengewalt tödliche Tatsachen…

III. Lobenswerte Aspekte.

Strickmuster.
 Na das war doch mal eine Überraschung!
Mir würde pauschal niemand einfallen, der im Vorfeld ausgerechnet auf Michael Burnhams Mutti getippt hat, als es um die Identität des roten Engels ging.
Wobei man zur Verteidigung eines jeden falsch gewickelten Zuschauers vielleicht anmerken sollte, dass die Folge den Zuschauer mit der zeitigen Enthüllung, dass Burnham den roten Anzug tragen würde, achtunddreißig kurzweilige Minuten konsequent an der Nase herumgeführt hatte.
Dabei wäre es für jeden halbwegs gut informierten Star-Trek-Anhänger ein von Anfang an zum Scheitern verurteilters Vorhaben gewesen, Michael Burnhams zukünftiges Selbst ausgerechnet mit einem Plan in die Enge zu treiben, den sie selbst mit ausgeheckt und bis ins Detail gekannt hat. Die Serie hat aber ihr Publikum mit ihren beständig vielen Logiklöchern längst so sehr an derartige Ungereimtheiten gewöhnt, dass der Großteil nicht einmal mehr müde aufblickt, sondern stattdessen eher der Handlungsentwicklung folgt, als sich allzu lange mit Nachvollziehbarkeit aufzuhalten.
Im Angesicht einer solch offensichtlichen Ausnutzung des Trägheitsmoments (Burnhams Eltern wurden zudem erstmals überhaupt in dieser Episode in einer Art und Weise erwähnt, die eine Aufnahme in den engeren Engels-Kandidatenkreis rechtfertigen würde) kommt man nicht umher, den Autoren in diesem Fall pure Absicht zu unterstellen. Immerhin macht genau dieses Spiel mit der Identität eines zentralen Staffelmysteriums den Reiz dieser Folge aus und ich bin wohl nicht der einzige, der Burnhams Mutter im Angesicht der viel zu lange im Raum schwebenden Möglichkeit, dass Burnham selbst Bungee-Sprünge durch die Zeit unternimmt, zumindest für das kleinere Übel hält.
Bei dieser ganzen Aufregung geht übrigens beinahe unter, dass in dieser Episode, die wie ihr Vorgänger abermals handlungstechnisch eher wenig zu bieten hat (wie fliegen zu einem Planeten und stellen dem Engel eine Falle) und daher abermals zwischenmenschlichen und emotionalen Szenen den Vorrang gibt, eine ganze Reihe von lange vor sich hergeschobenen Auflösungen preisgegeben werden. Seit "Der rote Engel" wissen wir endlich, inwiefern Leland am Tod von Burnhams Eltern Schuld ist, sahen Spock und Burnham bei ihrer Versöhnung zu und konnten miterleben, wie die Leidenschaft zwischen Burnham und Tyler nach langem Vor-Sich-Herköcheln endlich wieder aufflammt.
Außerdem erschließt sich erst jetzt der wahre Umfang der Beteiligung der Sektion 31 an dieser Operation. Sie haben den Anzug entworfen, den sie auf Spocks Zeichnungen wiedererkannt haben. Für sie war das Auftauchen der roten Signale viel weniger rätselhaft als für ihre unwissenden Kollegen von der Sternenflotte und ihre Jagd auf Spock diente in erster Linie dazu, ihre eigene gestohlene Technik zurück unter ihre Kontrolle zu bringen.
Kurzum: In der zehnten Folge der zweiten Staffel beginnen die Fäden wieder zusammenzulaufen und langsam ergibt sich dem Zuschauer ein klareres Bild der größeren Zusammenhänge, selbst wenn der schmale Grat zur Seifenoper ein ums andere Mal (nicht zuletzt mit diesem Cliffhanger) überschritten wird. Dabei wird nicht versäumt, zusätzlich eine Reihe von ungelösten Problemen (Lelands Unfall, Culbers anstehende Versöhnung mit Stamets oder die Umstände der Flucht von Mama Burnham) aufzuwerfen, die die Aufmerksamkeit der Zuschauerschaft über den Cliffhanger hinaus aufrechterhält.
Maßgebliche Ordnung erfährt diese für Discovery-Verhältnisse sehr runde Episode durch die Arbeit der Regisseurin Hanelle Culpepper. Ihre Arbeit kommt ohne viel Schnickschnack wie permanente Kamerasaltos aus, ohne dabei auf mittlerweile stilprägende Elemente wie aufwändige Außenaufnahmen, omnipräsente Lensflares und denkwürdige Monumentaleinstellungen zu verzichten. Wenn das als Bewerbungsmaßnahme für ihre Arbeit an den ersten beiden Folgen der anstehenden Picard-Serie gedacht war, kann man den Einstellungsverantwortlichen zu ihrer Wahl nur gratulieren.
Doch auch andere Aspekte waren grandios gelungen.
Der Soundtrack etwa, der sich organisch in das Geschehen einbettet.
Die Dialoge beispielsweise, die mehr als einmal kluge Sätze für den nächsten Poesiealbumseintrag beisteuern (vergleiche Denkwürdige Zitate).
Und natürlich die Leistung der einzelnen Darsteller, die maßgeblich zum Gelingen dieser gezielten Täuschung beitrugen.



Charaktermomente.
"Der rote Engel" ist eine mal wieder eine klassische Burnham-Episode, die bei allem Raum für mannigfaltige Charakterinteraktionen doch nur wenig Platz für die übrigen Darsteller lässt.
Sonequa Martin-Green unterstreicht dabei allerdings einmal mehr, dass sie eine gute Wahl für den Serienmittelpunkt war, denn insbesondere der beinahe übergangslose Wechsel von dienstbeflissenem Führungsoffizier zu demutsvoller Trauerrednerin, böser Schwester, schlagkräftiger Waise, guter Schwester, akuter Selbstzweiflerin, spontaner Liebhaberin, leidendem Erstickungsopfer und überraschtem Mama-Kind ist mitnichten der Selbstläufer, den manche ungeübte Seele darin vermuten mag, sondern das Produkt der harter Arbeit einer versierten Schauspielerin.
Nach Burnham kommt in der Liste herausragender Darstellungen jedenfalls lange Zeit nichts.
Das liegt allerdings weniger daran, dass ihre Kollegen däumchendrehend in ihren Trailern gesessen hätten, sondern ist schlichtweg dem Umstand geschuldet, dass alle anderen Figuren maximal zwei Szenen hatten, in denen sie glänzen durften.
Am ehesten gelang dies noch Ethan Peck als Spock, der allerdings stets dann am stärksten erschien, wenn er im Zuge schnippischer Wortwechsel mit Burnham glänzen konnte. Immerhin oblag es ihm abseits seiner Geschwisterdialoge phaserschwingend das Gelingen der Mission logisch gegen die Emotionalität seiner Kameraden durchzusetzen.
Als ebenfalls gelungen empfand ich die Darstellung Lelands durch Alan van Sprang, dessen Figur ich durchgehend abgenommen habe, dass er seine Tätigkeit für die Sektion 31 im Rahmen dessen leistet, was er für den Erhalt des Friedens für notwendig erachtet. In seiner Äußerung Sarus gegenüber, wie sehr Vertrauen unvereinbar mit ihm als Person einhergeht, beschrieb er jedenfalls eindrucksvoll das Dilemma seines Charakters, das durch die Verantwortung für den Tod der Eheleute Burnham eine weitere Bedeutungsebene dazugewonnen hat. Mal sehen, wie sich seine unfreiwillige Augenoperation in zukünftigen Folgen auswirken wird…
Seine Agentenkollegin Philippa Georgiou [Michaell Yeoh] hingegen vermochte nicht so recht zu überzeugen. Vielleicht, weil ihre vormals ständig schwelenden Gegensätze zu Burnham eine unerklärte Pause eingelegt haben; vielleicht aber auch, weil ihre dunkle und intrigante Seite dieses Mal überhaupt nicht zur Geltung gekommen ist.
Überraschenderweise konnte dafür Admiral Katrina Cornwell [Jayne Brook] ungleich mehr Akzente setzen. Vielleicht nicht unbedingt in ihrer eigentlichen Funktion als Admiralin, aber immerhin in ihrer Zweitberufung als Therapeutin. Insbesondere ihr Zwiegespräch mit dem verzweifelten Hugh Culber [Wilson Cruz] bildete einen der Höhepunkte dieser Folge. 
Ihrem 'Patienten' konnte ich sogar erstmals seit seiner spontanen Wiederbelebung wieder positive Grundzüge abgewinnen. In dieser Folge gelingt es ihm nämlich, seine Selbstzweifel einzugrenzen und abseits von Wut, Aggression und Abneigung einen Weg zurück zu jener Person einzuschlagen, die mit ihrer bedachten Art in der ersten Staffel zu überzeugen verstand. Bei seinen Szenen war ich dieses Mal so gefesselt, dass ich mich schon sehr darauf konzentrieren musste, den Synchronschauspieler Benjamin Stöwe überhaupt noch herauszuhören, mit dessen Stimme die Figur im Deutschen schon so sehr zu einer Einheit verschmolzen ist.
Sein Ex-Freund Paul Stamets [Anthony Rapp] war – neben dem handlungsrelevanten Drücken von Knöpfen in einem Stahlbetonbunker - vor allem der Mittelpunkt einer bestimmten Szene, der ich weitaus weniger abgewinnen konnte.
Im einundzwanzigsten Jahrhundert darf und soll man in einer Serie natürlich offen darüber sprechen, dass Figuren 'schwul' oder 'pansexuell' sind – vor allem, wenn diese im 23. Jahrhundert spielen soll. Am Ende war ich dann aber doch ähnlich verwirrt wie Sylvia Tilly (vergleiche Denkwürdige Zitate), denn zum einen wusste ich nicht so ganz zu erklären, welchen tieferen Sinn dieser Austausch gehabt haben soll, noch konnte ich mich des Eindrucks erwehren, dass man die sexuelle Orientierung der Charaktere ins Rampenlicht gezerrt hat, um billige Lacher zu erzeugen oder schlüpfrige Dreier-Fantasien ins Drehbuch zu schmuggeln.




Sarus [Doug Jones] außergewöhnlichste Leistung der Folge war es wohl, einem Pippin in "Herr der Ringe" gleich gesungen zu haben (was vor allem deshalb annehmbar war, weil der Soundtrack ihn mit säuselnden Geigen dabei so stilvoll unter die Arme griff). Aber auch seine selbstbewusste Diskussion mit dem zweifelhaften Sektion-31-Captain Leland mag vielleicht ein wenig bemüht wirken, spiegelte dann jedoch recht gut einen weiteren Entwicklungssprung des Kelpianers wieder, der seit dem Verlust seiner Gefahrenganglien mehr und mehr in Richtung Kapitänsamt wächst.
Neben diesen Figuren gab es auch eine Reihe an 'Verlierern der Woche'. Ash Tyler [Shazad Latif] zum Beispiel, der trotz seines kompletten Kabinenexils der letzten Folge erstaunlich passiv wirkte. Oder Sylvia Tilly [Mary Wiseman] die zunächst stark die Trauer um ihre Freundin Airiam spüren ließ, nur um sich ein wenig zu oft in sinnfreiem Geplapper zu verlieren. Und selbst am leuchtenden Captain Christopher Pike [Anson Mount] geht die Handlung etwas vorbei, ohne dass der Befehlshaber größeren Einfluss auf das Geschehen oder die handelnden Personen gehabt hätte.
Zum Glück fand sich aber auch der ein oder andere Nebencharakter, dem abermals ein wenig mehr Aufmerksamkeit zukam. So durfte Nhan [Rachael Ancheril] Burnham bedeutungsschwanger die Hand reichen, Keyla Detmer [Emily Coutts] auf der Beerdigung persönliche Einblicke gewähren und Sara Mitich, die in der ersten Staffel die kybernetisch erweiterte Airiam verkörperte, konnte in einem bewegenden Moment als Lieutenant Nilsson ihren alten Stammplatz wieder einnehmen.



IV. Kritikwürdige Aspekte.

Star Trek: Der Burnham-Clan.
Nachdem bereits in der Rezension der letzten Woche über die Zentrierung auf Michael Burnham ausführlich Bericht erstattet wurde, scheut sich auch diese Folge nicht, die Biografie ihres Serienstars mit weiteren unglaublichen Details auszuschmücken. Zwar bleibt uns die Wendung, dass Burnham auch noch hinter der Identität des roten Engels steckt, vorerst erspart, doch das bedeutet im Umkehrschluss keineswegs, dass sich das Universum weniger um diesen einen Menschen drehen würde.
Denn tatsächlich hat sich Burnhams Schatten schlichtweg nur noch weiter auf ihre Familie ausgedehnt. Nach Sarek und Amanda Grayson kam zunächst Spock die zweifelhafte Ehre zu, dass 'Burnhams Schuld auf dessen Leben übertragen' wurde. Dem gesellt sich nun noch eine weitere Komponente in dieser Familiensaga hinzu, die etwa die verwandtschaftlichen Verquickungen in "Dallas" wie reines Kindertheater wirken lässt:
In welcher anderen Serie gibt es schon eine Mutter, die sich einen Zeitreise-Anzug zusammenbastelt und quer durch Zeit und Raum fliegt, um ihre Tochter ein ums andere Mal vor dem sicheren Tod zu bewahren?
Problematisch ist das vor allem, weil Mama Burnham eine weitere Person ist, die eine beeindruckende Wiederauferstehung hingelegt hat. Nach Philippa Georgiou und Hugh Culber ist sie nunmehr die dritte eigentlich vermeintlich dahingeschiedene Figur, die dem Tod von der Schippe springt und ihre Lebenszeit eigenmächtig erweitert. Dass mit so viel Unsterblichkeit in nur zwei Staffeln kaum ein Zuschauer im Vorfeld rechnen konnte wirkt nur logisch, denn wer hätte gedacht, dass Discovery derart oft diesen immer gleichen Joker ziehen würde?
Da muss man sich schon fragen was als nächstes kommt.
Burnhams Vater wurde von den Klingonen weniger getötet als entführt um auf Rura Penthe deren unehrenhafte temporale Superwaffe zusammenzubasteln?
Burnham hat noch einen unbekannten leiblichen Halb-Bruder (aus der vorangegangenen Ehe der Mutter), der allerdings auf der Erde geblieben ist und nun in einem Rachefeldzug gen Qo'noS zieht um den brüchigen Frieden zwischen beiden Mächten zu gefährden?
Oder treffen wir bis spätestens Mitte der dritten Staffel ihren Schwippschwager Kai-Uwe Burnham, der als Klon in einem remanischen Arbeitslager bei einem Aufstand aus Versehen die Herrschaft über Romulus an sich gerissen hat?



Logiklöcher und Kanonbrüche.
Zuerst einmal ist auffällig, dass in dieser Episode kaum nennenswerte Kanonbezüge hergestellt werden – wenn man einmal von isolierten Nennungen der Ursuppe, Einflussnahme von Zeitreisenden auf die Geschichte oder Tetryonen absieht, deren Anwendung auf den größeren Rahmen schon eher wilde Interpretationsbereitschaft abverlangt.
Dennoch bleibt die Folge schon allein ob ihrer Thematisierung des 'Großvaterparadoxons' als zentrales Handlungselement bemerkenswert, denn dies markiert die Abkehr vom ungleich weiter entwickelten Zeitreisekonzept in den Filmen J.J. Abrams' hin zu einem klassischeren Modell, das eher an ältere Star-Trek-Serien und -Filme angelehnt ist.
Zudem bleibt ferner festzuhalten, dass mit der Entscheidung, Burnhams Mutter zum Anzugträger zu bestimmen, eine Reihe von Ungereimtheiten unter den Tisch fallen, die in diesem Abschnitt ansonsten detailliert auseinandergenommen worden wären. Doch auch mit dieser Enthüllung gibt es noch immer einige Unklarheiten. So obliegt es kommenden Folgen zu klären, warum die angeblich fälschungssichere Biosignatur des roten Engels auf Michael Burnham hinweist, warum sich ihre Mutter zwanzig Jahre lang lieber in der Zukunft herumtreibt als ihrer Tochter 'Hallo' zu sagen oder wie sie den Rest des Universums glauben ließ, dass sie tot und der Anzug zerstört sei.
Gleichermaßen mutet Sarus Aussage in "Donnergrollen", dass der Anzug "[…] die technischen Möglichkeiten bei weitem übersteigt" arg übertrieben an. Bedenkt man allerdings die ihrer Zeit deutlich überlegenen technischen Möglichkeiten der Sektion 31 (autonome Verteidigungssysteme, TNG-Kommunikatoren, Schiffe mit besseren Graviton-Emittern) passt auch dieser vermeintliche Widerspruch recht gut in das bislang gezeichnete Bild der Elite-Geheimdienst-Sparte.
Ansonsten zeichnet sich aber das gewohnte Bild von Widersprüchen, Logiklöchern und Kanonbrüchen.
Zum Beispiel bei der Attacke der Klingonen auf Burnhams Eltern vor zwanzig Jahren.
Während sich die erste Staffel (auf die sich diese Folge mit dem Bezug auf Burnhams Eltern ja beruft) Mühe gab zu betonen, dass die Klingonen erst im Zuge des Krieges gegen die Föderation von einem losen Verbund unabhängiger Häuser zu einem einheitlich agierenden Imperium wurden, etabliert man plötzlich, dass die Kriegerspezies schon zu Burnhams Kindertagen an einem eigenen temporalen Manhattan-Project arbeitete, dass die Föderation in ein Wettrüsten zwang. Im Kontext untereinander verfeindeter klingonischer Häuser wirkt diese Enthüllung sehr unglaubwürdig und wie eine nachträgliche Neuinterpretation eines unabhängig von der aktuellen Entwicklung etablierten Fakts.
Wäre es nicht vielleicht cleverer gewesen, klingonische Krieger im Auftrag einer dritten Macht die Drecksarbeit erledigen zu lassen?
Ebenso unnötig ist Tillys Verweis auf sich selbst öffnende Türen. In wirklich jeder Star-Trek-Serie (übrigens auch bei Discovery!) haben wir verriegelte Türen erlebt, die den Zutritt erst nach Aktivierung eines akustischen Signals (umgangssprachlich auch als 'Türklingel' bezeichnet) zulassen und ich bin mir sicher, dass der Bereitschaftsraum des Captains – besonders bei Besprechungen - über ähnliche Einrichtungen verfügt.
Und Stichwort Captain: Burnhams doppelter Faustschlag gegen Leland ist rein disziplinarisch gesehen das Höchstmaß an Insubordination gegen einen vorgesetzten Offizier. Nachdem sie bereits einmal wegen Meuterei vor Gericht stand und gerade erst von einem weiteren derartigen Vergehen freigesprochen wurde, weckt ihr Verhalten entweder den Verdacht, dass Meuterei schlichtweg einer ihrer zentralen Wesenszüge darstellt oder dass sie für einen (vulkanisch erzogenen) Führungsoffizier einen erschreckend unprofessionell-aufbrausenden Charakter besitzt.
Ferner ist mir nicht so ganz klar, warum die Besatzung eine Super-Liveschaltung auf Burnhams Erstickungs-Martyrium (mit Extra-Zoom auf ihr leidendes Gesicht) auf Essof IV verfolgt. Abgesehen davon, dass eine solche Übertragung die Objektivität der Betrachter nachhaltig beeinflusst und damit einen verfrühten Abbruch begünstigt – wäre es nicht sinnvoller gewesen, eine ausschließlich taktische Darstellung auf den Hauptmonitor zu legen, die gleichzeitig Lebenszeichen, Umweltbedingungen und Tachyonen-Werte anzeigt, um schneller reagieren zu können?
Aber da war wohl mal wieder der Effekt Vater des Gedanken.
Dieser Aspekt zeigt sich noch deutlicher in dem merkwürdigen Gerät, dass Leland gegen Ende der Folge nutzen muss um Hilfsenergie auf die Graviton-Emitter umzuleiten. Das ist immerhin ein Routine-Vorgang, wie wir ihn schon gefühlte tausendmal bei Star Trek gesehen haben. Dass man dafür allerdings in eine Art Apparatur irgendwo zwischen Mikroskop, Taucherhelm und Periskop benötigt, die das Potential hat Nadeln in die Augen eines Nutzers zu stechen, blieb in einer Folge, in der sich der rote Engel immerhin als Burnhams Mutter entpuppte, der mit Abstand bemühteste Moment. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Inbesitznahme Lelands durch eine künstliche Intelligenz in den nächsten Folgen keine bloße Kopie einer Borg-Assimilation wird…



V. Fazit.
Der Titel der Episode "Der rote Engel" ist Programm: Als Zuschauer lässt man sich bereitwillig auf das Glatteis der Annahme führen, Michael Burnham stecke hinter dem zeitreisenden Samariter, nur um am Ende der Folge nicht weniger schlecht zu staunen als die Hauptprotagonistin selbst.
Dieses Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers macht den ganz eigenen Reiz einer Folge aus, die neben diesem ganz außergewöhnlichen Pluspunkt alles hat, was eine gute Folge Discovery braucht. Sie treibt die Handlung der Serie genauso voran, wie sie ältere Erzählstränge abschließt.
Doch obwohl die Episode auf Hochglanz poliert ist, findet man immer wieder tiefe Logiklöcher genauso wie die Ecken ärgerlicher Kanonwidersprüche und Kanten durch Unstimmigkeiten mit der eigenen Erzähltradition auf der vermeintlich strahlenden Oberfläche wieder.

Bewertung.
Rundes Ding mit besonderem Kniff.






VI. Schluss.
Es gibt gute Nachrichten!
Nun ja, zumindest für mich: Ich muss die diversen Kommentatoren hier auf dem Blog, bei Twitter, Instagram, kult.ch oder Facebook nicht mit einer Biersendung bedenken.
Das ist andererseits natürlich auch schade, denn diese Rezension hätte sicherlich ganz anders ausgesehen, wenn ich auf den Beitrag eines Lesers hätte hinweisen können, der ausgerechnet den Mutter-Tipp abgegeben hätte.
Doch darin liegt eben der ganz besondere Zauber dieser Episode. In einer Welt, in der Fans schneller mit abstrusen Theorien aufwarten, als Autoren sie zurechtschreiben könnten, ist Discovery tatsächlich das seltene Kunststück gelungen, sein Publikum zu überraschen. Und das mit fragwürdigen Methoden: Statt das Risiko einzugehen, ernsthafte Anspielungen auf Burnhams Eltern in vorangegangenen Folgen zu streuen (soweit ich mich entsinne, wurde ihr Tod lediglich in "Licht und Schatten" erwähnt - scheinbar, um Leland düsterer wirken zu lassen), prasseln alle damit einhergehenden Enthüllungen in dieser einen Folge auf den Zuschauer hernieder, dem kaum die Zeit gelassen wird, durchzuatmen und sich einen eigenen Reim auf das Geschehen zu machen.
Mit dieser Taktik gelang der Serie erstmals, was ihr in der ersten Staffel verwehrt blieb: Wirkliche Überraschungsmomente zu erzeugen, die das Potential haben, den Zuschauer mitzureißen. Dass es quasi im Vorbeimarsch noch gelang, ihn über die Dauer der Folge auf einen Holzweg zu locken, ist ein schöner Nebeneffekt.
Ich prognostiziere einmal, dass es der Serie gut tun wird, wenn es ihr auch in Zukunft gelingt, mehr solcher clever inszenierter Momente zu fabrizieren (statt weitere vorhersehbare Entwicklungen vom Reißbrett aus zu entwerfen) und sich so weiter von der ersten Staffel zu emanzipieren. Denn dass ich mich gleichzeitig in meinen negativen Erwartungen bestätigt gefühlt habe, nur um sie am Schluss erleichtert über Bord zu werfen, hat mich nicht nur glänzend unterhalten, sondern auch ein Stück näher an diese Serie und ihr Potential gebunden.



Denkwürdige Zitate.

"Sie hat einmal zu mir gesagt – und dass ohne jeden Anflug von Selbstmitleid – dass die Pfade von Trillionen von Teilchen allein dadurch verändert wurden, dass sie und ihr Mann einander angelächelt haben. Sie hat sich darüber gefreut, dass sie und er etwas Chaos ins Universum gebracht haben."
Paul Stamets

"Es gibt so viele Gründe der Sternenflotte beizutreten. Wir kommen den Sternen näher; wir kommen dem Besten in uns selbst näher. Aber am wichtigsten ist: Wir kommen uns hier alle näher. Wir dürfen das machen, was wir lieben; Seite an Seite mit Kollegen die zu Freunden werden; zu unserer Familie. Und mit wem würde man in entscheidenden Augenblicken lieber Seite an Seite stehen? Dafür fällt der Abschied umso schwerer. Es tut mir so leid, Airiam…"
Michael Burnham

"Eine Variable können wir nicht vorhersagen und zwar die Zukunft."
Spock

"Es ist zu früh die Korken knallen zu lassen. Die KI könnte sich rechtzeitig selbst von der Station entfernt haben. Wir müssen davon ausgehen, dass sie noch existiert und jederzeit wieder auftauchen kann."
Christopher Pike

"Die Datei enthält auch eine bioneurale Signatur vom roten Engel. Michael, es ist deine."
Sylvia Tilly

"Sie wollen sagen… Michael… - unsere Michael Burnham! – wird eines Tages aufwachen, sich Zugang zu einer Zeitreisetechnologie verschaffen die noch nicht existiert und es sich zur Aufgabe machen die Galaxis zu retten."
"Diese Hypothese passt recht gut zu ihrem emotionalen Profil; besonders zu ihrem Drang, Verantwortung in meist aussichtslosen Situationen zu übernehmen."
"Vielen Dank, dass Du alle darauf hinweist, Spock."
Pike, Spock und Burnham

"Ohne Diskussion keine Innovation."
"Ich bin ja eher ein Fan der totalitären Effizienz. Aber so bin ich eben…"
Katrina Cornwell und Philippa Georgiou

"Wir bauen eine Mausefalle!"
Cornwell

"Meiner Erfahrung nach richten wir meist den größten Schaden an, wenn wir die edelsten Absichten haben – vor allem bei denen, die uns lieb und teuer sind."
Georgiou

"Was war denn das für' ne Nummer?"
Sylvia Tilly

"Sektion 31 hat zuletzt fragwürdige Methoden angewandt. Und da wir zusammenarbeiten und die Leben derer, die mir etwas bedeuten, vielleicht in Ihren Händen liegen, will ich sicherstellen, dass man Ihnen vertrauen kann."
"Wenn Sie darauf eine Antwort finden, hab' ich meinen Job nicht sehr gut gemacht."
Saru und Leland

"Liebe ist eine Entscheidung, Hugh. Und man trifft diese Entscheidung nicht nur einmal, sondern wieder und wieder."
Cornwell

"Doktor! Ob ein Weg der richtige ist, findet man nur heraus, wenn man ihn geht."
Cornwell

"Captain Leland wird sicher froh darüber sein, dass Du Polyurethanschaum seinem Nasenknorpel vorziehst."
"Tut mir leid, aber Du bist der letzte mit dem ich im Moment reden möchte."
"Du bist wütend. Eine nachvollziehbare Reaktion. Du hast eine Freundin verloren. Dass ihr Tod unvermeidbar war, spendet Dir auch keinen Trost. Zudem hast Du erfahren, dass Du der rote Engel bist, was wenig Sinn ergibt, auch wenn es zu Deinem emotionalen Profil passt."
"Spock!"
"Und dass der Tod Deiner Eltern durch Captain Lelands Nachlässigkeit herbeigeführt wurde, macht ihren Verlust gewiss nicht erträglicher. Ich hätte gern gesehen, wie er zu Boden geht. Der Anblick war mit Sicherheit befriedigend."
"Du hast Dinge erlebt, bei denen Dich sowohl Deine Emotionen als auch Deine Logik im Stich gelassen haben. Meiner Erfahrung nach ist das… unangenehm."
"Kann man wohl sagen."
Spock und Burnham

"Die Varianz bist Du, Michael."
Spock

"Das Großvater-Paradoxon. Es gäbe keine Burnham, in der Zukunft würde diese Burnham sterben."
Spock

"Captain, wenn wir den roten Engel fangen wollen, muss ich sterben."
Burnham

"Wir betreten also den neunten Kreis der Hölle um einen roten Engel zu fangen. Die Ironie würde mir gefallen, wenn es nicht so gefährlich wäre."
Georgiou

"Aber Sie dürfen nicht zu früh eingreifen, sonst wird der Engel nicht erscheinen. Und wenn er nicht erscheint, verlieren wir viel mehr als Michael Burnhams Leben: Dann gibt es gar kein Leben mehr."
Spock

"Solltest Du nicht überleben, werde ich des Mordes an einem Offizier angeklagt – schon wieder. Daher wäre es günstig, wenn Du nicht sterben würdest."
"Du findest immer die richtigen Worte…"
Spock und Burnham

"Mom?"
Burnham

Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"
Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"


Sonntag, 17. März 2019

Turons Senf zu "Projekt Daedalus" [Star Trek Discovery, S2Nr09]

Spoilerwarnung. Diese Rezension enthält massive Spoiler zu "Projekt Daedalus", der neunten Folge der zweiten Staffel "Star Trek Discovery" und sollte erst gelesen werden, wenn man diese und vorherige Episoden bereits gesehen hat.




I. Einleitung.
Die Geschichte Star Treks lässt sich in drei Phasen einteilen.
Die erste, die ich an dieser Stelle einmal mit 'Die Pionierzeit' überschreiben möchte, begann mit der Ausstrahlung der Originalserie und dem Aufbau einer Fanbasis, die eine Absetzung der Serie mit einer beeindruckenden Briefkampagne verhinderte. Nach dem endgültigen Aus nach der dritten Staffel erwuchs in den Wiederholungsausstrahlungen das ursprüngliche Fantum der Serie, die mit der Zeichentrickserie TAS einen eher zweifelhaften Entwicklungsstufenabschluss erhielt.
Die gemeinhin als das 'Goldene Zeitalter' bezeichnete zweite Hochphase der Franchise begann ausgerechnet mit einem Impuls von außen. Erst mit dem kommerziellen Erfolg von Star Wars erinnerte sich Paramount daran, dass man selbst eine Science-Fiction-Reihe in der Schublade zu liegen hatte, die bereits über eine treue Anhängerschaft verfügte. Nach dem Erfolg erster Kinofilme entstand gar eine neue Serie, die das Star-Trek-Universum in einer einhundert Jahre entfernten Zukunft weiterführte, und seinerseits Ableger wie "Deep Space Nine", "Voyager" oder den Prequel "Enterprise" hervorbrachte.
Nachdem der anfängliche Schwung vor allem in den beiden zuletzt genannten Serien deutlich abgenommen hatte, fiel die Franchise in einen Dornröschenschlaf, der allerdings nur vier Jahre dauerte, bevor die Abrams-Kinofilme einen neuerlichen – wenn auch nicht unumstrittenen – Neuanfang begründeten. Nach drei in einem alternativen Universum angesiedelten Leinwandspektakeln erschien schließlich 2017 eine neue Fernsehserie namens Discovery.
Aber nachdem die dritte Staffel der Serie unlängst in trockene Tücher gebracht wurde, wird klar, dass wir uns keineswegs am Ende der dritten 'Reboot-Phase' befinden, sondern an dessen Anfang. Es wird – vor allem mit Rückendeckung des Streamingdienstes von CBS – an einer Serie über Picard gearbeitet, während zusätzlich ein Spin-Off zur Sektion 31 in Planung ist. Zusätzlich wird eine animierte Serie in "Rick and Morty"-Manier für ein erwachsenes Publikum produziert, während CBS sich unlängst zusammen mit dem Kindersender Nickelodeon auf eine weitere Zeichentrickserie für eine jüngere Zuschauerschicht geeinigt hat. Daneben brodelt die Gerüchteküche um weitere Serien oder Fernsehfilmreihen wie etwa um Nicholas Meyers Khan-Projekt oder die Fortsetzung der Short Treks in animierter Form.
Kurzum: Die 'Reboot-Phase' wird einen Serienausstoß haben, der das Gesamtvolumen der beiden vorherigen Phasen übertreffen wird. Damit wird auch der offizielle Kanon – bislang eine der Achillesversen Discoverys – innerhalb kürzester Zeit aufgebläht werden.
Unter diesem Gesichtspunkt lohnt sich ein genauerer Blick auf die aktuelle Folge besonders, denn anhand der Herangehensweise dieser Serie könnten sich eventuell Rückschlüsse ableiten lassen, wie der abgeschlossene Kosmos, den die Star-Trek-Welt mit seinen vielen Serien und Filmen bislang bildet, in Zukunft gestaltet werden könnte.




II. Story.
Nach ihrem Kurzausflug nach Talos IV wieder auf der Discovery angekommen verschwenden Michael Burnham und ihr Adoptivbruder Spock keine Zeit mit Höflichkeiten und machen nahtlos an der Stelle weiter, an der sie aufgehört haben: Sie werfen sich gegenseitig Anschuldigungen, Verhaltensanalysen und Beschimpfungen an den Kopf, dass die Schachfiguren nur so durch den Raum fliegen.
Dabei steht die Discovery vor viel ernsthafteren Problemen! Bei der Annäherung an das supergeheime Hauptquartier der Sektion 31 muss sie bei gesenkten Schilden mitten durch ein Minenfeld navigieren, das natürlich auf halber Strecke damit beginnt, dem Schiff Welle um Welle gefährlicher Sprengkörper entgegenzuwerfen.
Als es der Crew dennoch gelingt sich der Raumstation zu nähern, um dem dortigen Supercomputer Hal 9000 Control einen unfreiwilligen Wartungsbesuch abzustatten, erlebt der Außentrupp ein blaues Wunder. Nicht nur, dass alle Stationsbewohner grausam zu Tode kamen; ihre sympathische Kollegin Airiam dreht durch und wendet sich in einem unaufhaltsamen Amoklauf gegen ihre eigenen Schiffskameradinnen…



III. Lobenswerte Aspekte.

Charaktermomente.
Will man über die herausragenden Darstellungsleistungen dieser Folge reden, kommt man um drei Namen nicht herum: Michael Burnham, Spock und Airiam.
Sonequa Martin-Green als Michael Burnham bleibt dabei als Hauptfigur der gesamten Serie der größte Raum zur Entfaltung überlassen. Sie darf die Idee zu Rettung des Schiffes im Minenfeld liefern, (kurz vor dem Equal Pay-Day) den ersten vollständig weiblichen Außentrupp seit der TAS-Episode "Das Lorelei-Signal" anführen und sich effektvoll mit Airiam auf einer gruseligen Raumstation prügeln. Richtig zu glänzen versteht sie aber erst, als sie sich wüste Wortgefechte mit ihrem Adoptivbruder Spock liefert.
Fraglos kann man Ethan Peck bei diesen Interaktionen eine ungewohnt emotionale Interpretation seiner Figur Spock vorwerfen, aber andererseits passt diese Entwicklung im Lichte seiner Erlebnisse um den roten Engel, seiner Gefühle um Burnham und seinen Selbstzweifeln als Halbvulkanier erstaunlich gut in den Rahmen. Sein Spock mag einen Bart tragen, erstmals seinen Gefühlen freien Lauf lassen und Schachbretter durch die Gegend werfen, aber er erhellt gleichzeitig auch den Zuschauer mit nachvollziehbaren Einsichten zu Michael Burnham (vgl. Denkwürdige Zitate) und merkwürdigerweise erhält man auch hier den Eindruck, als wäre sein Habitus Teil einer größeren Entwicklung, die gegen Staffelende Klärung finden wird.
Hannah Cheesman als Airiam wird mir tatsächlich fehlen, denn sie war seit der ersten Staffel einer der auffälligeren, mysteriöseren und spannenderen Nebencharaktere der Besatzung. Hier darf sie erstmals die Höhenluft des Hauptdarstellertums schnuppern, nur um am Ende der Folge einen heroischen Abgang hinzulegen. Für die einen mag sich das überhastet angefühlt haben, für mich passte es gut in den Rahmen einer Folge, die sonst nicht viel zu erzählen hatte. Das am Ende gar etabliert wurde, dass sie kein außerirdisches Wesen sondern ein 'kybernetisch erweiterter' Mensch war, deckt sich nicht ganz mit meinen Erwartungen, aber blieb recht gut umgesetzt – zumal es die Chance bot, Cheesman ohne ihre schwere Maske zu erleben.



Der Rest der Darstellerriege hatte zwar jeder mindestens eine gute Szene in petto, aber bei weitem nicht den Raum dieser drei Figuren.
So durfte sich Captain Christoper Pike [Anson Mount] von seiner direkten Vorgesetzten eine ordentliche Portion Honig um das Maul schmieren lassen, wobei die Szene auch von der Produzentenseite her unterstrich, wie wichtig Pike und der mit ihm eng verbundene Star-Trek-Geist für das bisherige gute Abschneiden der zweiten Staffel verantwortlich sein dürfte.
Paul Stamets' [Anthony Rapp] denkwürdigste Szene war sein Austausch mit Spock, dem ich eher ankreide, dass sich der Halbvulkanier hier unnötigerweise im unlogischen Bord-Tratsch der Discovery übt, denn für Stamets' Verhältnisse war der Dialog eigentlich nichts Ungewöhnliches.
Bei Sylvia Tilly [Mary Wiseman] habe ich im Moment das Gefühl, dass die Drehbuchautoren nach ihrem Pilzbefall keinen größeren Plan mehr für sie übrighätten. So schwebt sie irgendwo zwischen Pausenclown (bei Admiral Cornwells Ankunft), Supergenie (beim Enttarnen Airiams) und emotionalem Anker (bei ihrer finalen Kommunikation mit Airiam), ohne allerdings an die Bedeutung ihrer besten Freundin Michael heranzureichen.
Ähnliches ließe sich zu Saru [Doug Jones] feststellen, dessen erzählerischer Anteil an dieser Staffel mit seinen Erlebnissen auf Kaminar abgehandelt zu sein scheint. Hier besteht sein größter Beitrag jedenfalls darin, seine plötzlich seit Staffelbeginn etablierten Supersehfähigkeiten erneut unter Beweis zu stellen.
Admiral Katrina Cornwell [Jayne Brook] bleibt ein wenig blass und wirkt in ihrer Position ständig überfordert, zumal ihre Zweifel an Spocks Unschuld keine allzu großen Konflikte heraufbeschwören, die ihr vielleicht ein wenig mehr Gelegenheit geboten hätten, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Eine der positivsten Überraschungen bot die Barzanerin Nhan [Rachael Ancheril], die nicht nur Airiams Machenschaften argwöhnisch beobachtet, sondern auch das Außenteam begleitet und letztendlich dafür Sorge trägt, Airiam auch wirklich aus der Luftschleuse zu katapultieren. Als es für einige Momenten tatsächlich so aussah, als würde sie diejenige sein, die in dieser Episode das Zeitliche segnen würde, war ich für einen Moment wirklich emotional kompromittiert.
Wann immer der Raum für Einblicke in Airiams Leben frei war, gelang es auch einigen Crewmitgliedern, Lebenszeichen jenseits von einer einzigen Dialogzeile zu liefern. Besonders Kayla Detmer [Emily Coutts], Joann Owosekun [Oyin Oladejo] oder Gen Rhys [Patrick Kwok-Choon], die ihr nicht nur Kollegen, sondern Freunde spielen, dürften sich über die erhöhte Aufmerksamkeit gefreut haben.
Gar nichts zu sehen ist in dieser Episode hingegen von Ash Tyler, Hugh Culber oder Doktor Pollard – die wohl zugunsten anderer Figuren ins Hintertreffen gerieten und einfach völlig ausgelassen wurden. Das mutet vor allem bei den Entwicklungen um die beiden erstgenannten Personen etwas merkwürdig an, aber bei einer Folgenlänge von über fünfzig Minuten musste man wohl oder übel den Rotstift ansetzen. Immerhin suggeriert eine Erinnerungsdatei Airiams zu Jett Reno, dass auch diese Figur nochmals auftreten könnte.



Back to the Roots.
Wer gedacht hätte, dass viel mehr Rückbesinnung auf die Star-Trek-Inhalte vergangener Tage als in der letzten Folge nicht geht, wird tatsächlich eines besseren belehrt - und ich meine damit noch nicht einmal die vereinzelten Anspielungen auf Kadis-kot, die 47 oder dreidimensionales Schach, die hier hin und wieder zu finden waren.
Nein, der Ansatz dieser Folge huldigt dem Original schlichtweg weniger mit der talosianischen Brechstange, als es "Gedächtniskraft" letzte Woche noch tat, sondern widmet sich stattdessen in gekonnter Manier einer traditionsreichen Thematik der ersten Star-Trek-Stunde:
Dem durchgeknallten Computer als Widerspruch zur menschlichen Existenz.
Schon in der Originalserie war diese Thematik mit Folgen wie "Landru und die Ewigkeit", "Computer M5" oder "Ich heiße Nomad" ein ständig wiederkehrendes Thema; ein Dauerbrenner der mit der Einführung von künstlichen Intelligenzen wie Data oder dem MHN der Voyager sogar beständig ausgebaut wurde. Nun nimmt sich Discovery dieses roten Fadens an und spinnt ihn in spannender Weise weiter.
Außerdem hat mit Jonathan Frakes am Regie-Ruder vom "Projekt Daedalus" ein verdienter Veteran das Sagen, der hinlänglich mit der Materie vertraut ist. In seiner Arbeit lassen sich deutliche Anleihen an dem ebenfalls von ihm betreuten achten Kinofilm erkennen (etwa beim Umherwerfen der Schachfiguren, das wohl nicht ganz zufällig Ähnlichkeiten mit Picards Ahab-gleicher Aggression gegen seine 'Schiffchen' aufweist) oder dem sechsten Kinofilm (die umherschwebenden Blutstropfen auf der Station in Kombination mit den Magnetstiefeln).
Sogar Spocks geschwisterliches Schachspiel erinnert an "Kirk unter Anklage", wo seine scheinbar nicht in die Situation passende Spontanpartie Unstimmigkeiten innerhalb des Schiffscomputers der USS Enterprise aufdeckt. In dieser Folge hingegen entlarvt das Spiel allerdings deutliche Unstimmigkeiten in Spock selbst, denn nur selten war eine derart emotionale Seite seiner selbst erlebbar.
Vor allem aber markiert diese Folge eine Trendwende in der serieneigenen Politik. Als Discovery nämlich antrat, die Star-Trek-Franchise in ihren Grundfesten zu erschüttern, orientierten sich die Produzenten noch dahingehend am Erfolgsmodell "Game of Thrones", dass sie keiner der Figuren eine Überlebensgarantie ausstellten. So sahen wir in der ersten Staffel Georgiou, Culber und Lorca den Leinwandtod sterben, was bei den Star-Trek-Anhängern auf nur wenig Gegenliebe stieß.
Und so folgte (neben vielen anderen Änderungen) mit der zweiten Staffel eine historische Kehrtwende.
Nicht nur, dass der Publikumsliebling Hugh Culber (allerdings unter sehr fragwürdigen Umständen) wiederauferstand; die Umstände des Todes der kybernetisch erweiterten Airiam wirkten ebenfalls eher in einer Traditionslinie mit diversen Star-Trek-Serien-Vorbildern wie Sito Jaxa, Enrique Muniz oder Mortimer Harren. Ihre Schicksale wurden vorrangig im Rahmen einer einzigen Folge näher beleuchtet, um dann heldenhaft in Selbstaufopferung das Zeitliche zu segnen. Das ist ohne Frage vielleicht nicht mehr ultramodernes Fernsehen und ganz gewiss hätte man mehr Zeit dafür aufbringen können, die Bindung zwischen Zuschauer und Figur aufzubauen, aber ich ganz persönlich hatte damit weniger Probleme, als mit dem plötzlichen Ableben liebgewonnener Mitglieder der Hauptdarstellerriege, der die Serie schon einmal mit den Fans entzweite.
Mit diesem Paradigmenwechsel hat Discovery letztendlich eine Kluft zu ihren Vorgängern überwunden und nicht nur vertraute Sehgewohnheiten aufgegriffen, sondern auch tatkräftig unter Beweis gestellt, dass die noch junge Serie auf dem den Fans zugewandten Ohr nicht völlig taub ist.
Womit natürlich nicht gleich gemeint ist, dass man Hannah Cheesman nun wie Wilson Cruz zuvor wieder zurückholen sollte. Airiam starb einen denkwürdigen Heldentod, den man nicht durch eine überhastete Wiederauferstehung ruinieren sollte, die zusätzlich das ohnehin belastete Glaubwürdigkeitskonto der Serie belasten würde…




Strickmuster.
Die Regisseure, Drehbuchautoren und Produzenten der Serie mögen kommen und gehen, aber inzwischen merkt man jeder einzelnen Episode an, dass sie nach ein- und demselben Grundrezept angerichtet sind.
In der Zutatenlisten finden wir aufwändige Kamerafahrten genauso wieder wie opulente CGIs, blendend grelle Lensflares, spannende Entwicklungen und einen angenehm dezenten Soundtrack.
Garniert wird das Ganze dann mit einer gepfefferten Gewürzmischung aus seichten Horrorelementen (Gefrierleichen, Amok-Roboter und Killer-Computer), knackigen Zweikampfszenen (die mich allerdings zuweilen an Bud Spencer und Terence Hill oder Kirk-Fu denken ließen) und etwas an den Haaren herbeigezogener Weltraum-Action (vgl. Kritikwürdige Aspekte).
Da die eigentliche Haupthandlung – der Anflug und die Landung an einer Raumstation – inhaltlich und erzählerisch nicht das Niveau des ungleich gehaltvolleren Vorgängers zu halten vermag, liegt der Fokus verstärkt auf den unausweichlichen Charaktermomenten, die mit solcher Handlungsarmut zumeist einhergehen, wobei abermals Konflikte den Geschmack bestimmen:
Spock reibt sich an Burnham, Nhan stalkt Airiam und überhaupt befindet sich die Discovery im Dauerclinch mit den vermeintlichen Kameraden der Sektion 31. Dabei bleibt viel Raum für gute (z.B. zwischen Spock und Burnham), mittelprächtige (Spock und Stamets) und gar schwache Wortwechsel (Tilly und Cornwell) – was leider oft zulasten des Tempos einer Folge geht, der es erst im letzten Drittel gelingt an Fahrt aufzunehmen.
Dabei bleibt man einem größerem Rahmen treu.
Wirklich nichts scheint aus Zufall zu geschehen: Das unerwartete Aufeinandertreffen der Discovery mit der sterbenden Sphäre ist genauso eng mit der Haupthandlung von "Projekt Daedalus" verzahnt wie die falschen Mordanschuldigungen gegen Spock oder die folgenweise gesteigerte Aufmerksamkeit für Airiam.
Zudem warten einige Fragen noch immer auf ihre dazugehörigen Antworten.
In welchem Zusammenhang steht das Auftauchen des roten Engels mit den roten Signalen?
Warum ist Spock der auserkorene Lieblingsgesprächspartner des zeitreisenden Wesens?
Wer verbirgt sich hinter dem roten Engel?
 Und:
Deutet der angebissene Apfel, der zwischen den Blutstropfen auf der Sektion-31-Basis herumschwebte, eventuell auf die Anwesenheit Georgious während der Morde an den Admiralen hin oder steht er eher symbolisch für den Sündenfall der toten Führungskräfte?
Abermals sind den Spekulationen der Fans Tür und Tore geöffnet…




IV. Kritikwürdige Aspekte.

Burnham als Nabel des Universums.
Ich habe einen Angstsatz in dieser Folge. Er stammte aus dem berufenen Munde Airiams kurz vor ihrem Tod, war an Michael Burnham gerichtet und lautete:

"Das alles geschieht nur Deinetwegen!"

Ich kann nur – wider besseren Wissens – hoffen, dass diese Aussage NICHT auf die Identität des roten Engels bezogen ist. Denn wie schon Spock richtig anmerkte, scheint Burnham der Fixpunkt zu sein, um den sich das ganze Universum dreht.
Ein Krieg zwischen Klingonen und der Föderation?
Burnham ist Schuld!
Der Fackelträger der Klingonen schlüpft in Menschengestalt und nutzt seine Position aus Liebe zu einer Frau doch nicht aus?
Burnham ist Schuld!
Philippa Georgious Spiegeluniversums-Abbild wird in dieses Universum gebracht?
Richtig; Burnham ist Schuld!
Darüber hinaus ist sie die nie zuvor erwähnte Adoptivtochter Sareks, ihr Spiegeluniversums-Gegenstück die innig geliebte Adoptivtochter der Imperatorin, sie wird von jedem ihrer Captains abgöttisch verehrt und ihre ach so cleveren Ideen retten pro Folge mindestens einmal den tristen Tag.
Statt diesem egozentrierten Unsinn mit dem Neustart zu Beginn der zweiten Staffel (die eigentlich in bester Star-Trek-Manier die gesamte Crew mehr in den Mittelpunkt rückt) ein Ende zu setzen oder wenigstens mehr Zurückhaltung walten zu lassen, legen die Autoren nun noch munter ein paar Schippen voll Unglaubwürdigkeit drauf: Burnham findet natürlich ihren Bruder Spock, leitet natürlich dessen Heilung auf Talos IV ein und hat natürlich auch noch die richtige Idee zum Umgang mit dem gefährlichen Minenfeld dieser Folge parat.
Daran ist allerdings nicht die sympathische Darstellerin Sonequa Martin-Green schuld, sondern der Übereifer einer Schreiberriege, der maßgeblich dazu beiträgt, die Figur für den Zuschauer noch unnahbarer, noch unglaubwürdiger und noch künstlicher zu machen. Dass eine Enthüllung wie 'Michael Burnham steckt auch hinter dem roten Engel' dem Charakter in irgendeiner Form gut tun würde, darf an dieser Stelle zumindest bezweifelt werden.

Logiklöcher und Kanonbrüche.
"Schießt doch einfach!"
Jede Faser meines Körpers schrie förmlich in Verzweiflung diesen einen Satz in die Ohren der unempfänglichen Discovery-Brücken-Crew, als sie vor dem Hauptquartier der Sektion 31 auf ein Minenfeld stieß.
Nur zur Erinnerung: Die Minen waren weder getarnt, noch selbstreplizierend und ein paar wohl platzierte Photonentorpedos oder ein Phaser-Streufeuer hätten dem Schiff nicht nur den unsinnigen Höllentrip durch diese sinnfreie Todesfalle erspart, sondern auch viel weniger Zeit und Nerven gekostet.
Man konnte fast den Eindruck gewinnen, als hätten die Verantwortlichen dieses Logikloch zum Wohle eines schlecht konstruierten Spannungsbogens billigend in Kauf genommen und darauf verzichtet, zumindest im Ansatz eine fadenscheinige Erklärung wie "Die folgende Explosion würde etwaige Überlebende auf der Station gefährden" zu liefern.
Und überhaupt – Minen sind in der Föderation keineswegs so verboten wie Saru es uns hier glauben machen will. Immerhin hat Captain Benjamin Sisko damit den Eingang zum bajoranischen Wurmloch gesperrt und William T. Riker (immerhin vom Regisseur Jonathan Frakes gespielt) legte damit im Zweiteiler "Geheime Mission auf Celtris III" eine ganze cardassianische Flotte lahm, die hinterhältig in einem Nebel lauerte.
Aber vielleicht fand dahingehend ja im Jahrhundert dazwischen ein Wandel in der Wahrnehmung dieser Waffensysteme statt.
In eine ähnliche Kerbe schlägt der scheinbare Widerspruch, dass die Serie zu Beginn der zweiten Staffel im Lichte des größeren Kanons zwar die Verwendung von Holografie-basierter Kommunikation auf der Enterprise verneinte und auf der Discovery arg zurückfuhr, aber nun täuschend echt wirkende holografische Fälschungen als handlungstragende Elemente einführt. Das geschieht immerhin zu einer Zeit, die mehr als einhundert Jahre vor TNG liegt, wo diese Technologie erstmals in einem größeren Rahmen genutzt wurde. Zumindest kann man sich zumindest in diesem Punkt dadurch herausreden, dass Sektion 31 exklusiven Zugang zu fortschrittlicher Technologie zu haben scheint, wie man an den Kommunikatoren in "Die Heiligen der Unvollkommenheit" sehen konnte, die ja eigentlich auch erst im 'nächsten Jahrhundert' der breiten Masse an Sternenflottenoffizieren zugänglich gemacht wurde (das die extensive Verwendung kybernetischer 'Erweiterungen' ähnlich problematisch ist, sei an dieser Stelle nur am Rande erwähnt).
Ansonsten zeigte sich abermals der theatralische Hang zur Übertreibung, der sich bei Discovery stets dann offenbart, wenn eine Folge durch einen Cliffhanger beendet werden muss. Nachdem wir am Ende der letzten Episode erfahren durften, dass die Discovery ad hoc zum 'meistgesuchten Schiff der Galaxis' erklärt wurde, blieb "Projekt Daedalus" den Beweis für diese sehr gewagte Hypothese schuldig. Die Besatzung ergriff jedenfalls keinerlei Vorsichtsmaßnahmen beim Flug in die Höhle des Sektion-31-Löwen, muss sich nicht mit anderen Sternenflottenschiffen auseinandersetzen und lässt sich während der Flucht gar von einem hochrangigen Admiral besuchen.
Cornwells mittlerweile gefriergetrocknete Amtskollegin Patar konnte für eine Logikextremistin eine beachtliche Karriere in einer so multikulturellen Truppe wie der Sternenflotte hinlegen, vor allem wenn man bedenkt, dass ihre Gesinnung keinesfalls ein gut gehütetes Geheimnis war.
Warum man auf der Discovery – die laut eigener Aussage jederzeit in der Lage gewesen wäre, das Außenteam zurück an Bord zu beamen – nicht einfach die außer Kontrolle geratene Airiam in eine Gefängniszelle transportiert oder zumindest selbst in die Kälte des Alls geschickt hat, bleibt ein weiteres Geheimnis der Autoren.
Schließlich hat mich auch gewundert, warum der schiffseigene Universalübersetzer nicht eingesprungen ist, als Spock ein vulkanisches Sprichwort zitierte. Aber auch hier hat wohl – wie ein wenig zu oft in dieser Folge – die Logik dem Effekt gegenüber den Kürzeren gezogen.




V. Fazit.
"Projekt Daedalus" schafft es nicht, die Qualität seines Vorgängers zu halten und kann - bei ähnlicher Folgenlänge - auch inhaltlich nicht mit dem Erzählfeuerwerk der letzten Woche Schritt halten.
Dennoch ist es keine schlechte Episode! Sie bezieht sich einfach in subtilerer Form auf die reichhaltige Star-Trek-Historie, hält das hohe Produktionsniveau aufrecht und verschafft in Freundschaft, Streit und Tod dem Zuschauer den ein oder anderen denkwürdigen Charaktermoment.
Großes Manko bleiben aber weiterhin die riesigen Logiklöcher und Kanonbrüche, die Discovery abermals in einem festen Griff halten.




Bewertung.
Qualitätsarbeit mit den üblichen Abstrichen.






VI. Schluss.

Ich sehe schwarz.
Nicht, dass es keinerlei Bemühungen geben würde, Kanon-Informationen in einzelnen Folgen, episodenübergreifenden Handlungsbögen oder gar Charakteren einzubetten, doch noch stellt sich Discovery mit erschreckender Regelmäßigkeit zu jeder Folge selbst ein Bein. Während viele Kritikpunkte der ersten Staffel überwunden, abgeschwächt oder zumindest ausgelassen wurden, bleibt der stiefmütterliche Umgang mit dem offiziellen Kanon und Logiklöchern eine Begleiterscheinung, die so ärgerlich wie unnötig ist.
Denn gerade in einer Zeit, in der Star Trek quantitativ in neue Serien-Welten vordringt, sollte der Identität der Franchise als Verbindungselement zu den Serien-Vorgängern vorheriger Phasen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Dabei ist das kritikfreudige, raubkopierende oder trollverseuchte Internet keineswegs nur ein Klotz am Bein kommender Serien, denn es beinhaltet genauso großartige Hilfsmittel wie das Star-Trek-Wikipedia Memory Alpha, das für Autoren, Produzenten und Designer gleichermaßen kostenfrei zugänglich ist und das Potential hat, selbst Novizen vor typischen Anfängerfehlern zu bewahren.
Da dies allerdings wohl nur Wunschdenken bleibt, ist es im Hinblick auf die massiven Expansionspläne von CBS mittlerweile schlichtweg von Nöten, eine übergeordnete Kontrollinstanz zu installieren, die Drehbücher vor dem Filmen auf Ungereimtheiten überprüft, Verbindungsmöglichkeiten zum Kanon aufzeigt oder Designentscheidungen mitbestimmt. Denn wenn jede dieser Serien ihr eigenes Süppchen kochen wird, ohne dass eine Hand kontrollierend den größeren Zusammenhang sicherstellt, verliert Star Trek seine Identität und damit auch seinen Reiz.




Denkwürdige Zitate.

"Egal was Sektion 31 sagt – ich halte die nicht für vertrauenswürdig. Man sollte denken, wir wären auf derselben Seite."
Christopher Pike

"Natürlich Sir. Und ich werde Tylers Unschuld beweisen – verlassen Sie sich drauf."
Michael Burnham

"Was bedeuten diese Visionen?"
"Jemand oder etwas wird alles Leben in der Galaxis beenden."
"Und mit 'alles Leben in der Galaxis beenden' meinen Sie…"
"Ich meine ganz genau das. Keine Menschen, keine Vulkanier, keine Föderation. Kein höheres Leben jeglicher Art."
Admiral Katrina Cornwell und Spock

"Vermutlich verteidigen Sie ihn ja, weil Sie seine Schwester sind…"
"Nicht blutsverwandt."
Cornwell und Spock

"Schön, dass Du jede einzelne Sekunde mit mir speicherst!"
"Ehrlich gesagt lösche ich diese Erinnerungen immer zuerst."
"Oh. Hähähähä. Eigentlich gut wenn man alles löschen kann was man vergessen will. Wenn ich das könnte würde ich meine Mutter wahrscheinlich nicht wiedererkennen."
Sylvia Tilly und Airiam

"Könnte einer von Ihnen vielleicht etwas sagen? Ich führe nicht gern Selbstgespräche, wenn mir jemand zuhört."
Paul Stamets

"Nentlo makiskati sipussim [?] - Du gießt eine Pflanze die tot ist."
"Ich weiß was das heißt."
"Übersetzen heißt nicht gleich verstehen."
Spock und Burnham

"Kein Ding für einen Halbroboter."
"Ich bevorzuge 'kybernetisch erweitert'. Schönen Dank auch."
"Ein Hoch auf die Kybernetik!"
"Ich weiß nicht, Detmer. Sie ist ja bisher noch nicht weit gekommen…"
Tilly, Airiam und Kayla Detmer

"Der Krieg zwingt einen manchmal dazu widersprüchliche Entscheidungen zu treffen."
"Wenn wir im Namen der Sicherheit unsere Werte verraten, haben wir den Krieg schon verloren. Aus reiner Neugier: Wurde die Enterprise abgestellt, damit sie von mir nicht daran erinnert werden?"
"Das hatte einen anderen Grund. Für den Fall, dass wir den Krieg verloren hätten, wollten wir, dass der beste Teil der Sternenflotte überlebt. Und wie diese Unterhaltung unterstreicht sind Sie das und alles wofür sie stehen
."
"Ich danke Ihnen."
"Gern geschehen. Würden Sie dann aufhören zu nerven, damit wir endlich arbeiten können?"
Cornwell und Pike

"Im Gegensatz zu Ensign Tilly fehlt Dir jede persönliche Note. Es ist eine Leistung, dermaßen profan zu sein."
"Ich drücke mich lieber durch meine Arbeit aus, nicht durch die Wahl meiner Einrichtung."
"Eindeutig."
Spock und Burnham

"Es ist arrogant von Dir anzunehmen, dass meine gegenwärtige Denkweise der Nachhilfe bedürfen würde."
"Und arrogant von dir anzunehmen, dass es nicht so wäre. Oder hast Du nur Angst zu verlieren?"
"Also gut, Michael; spielen wir Schach.
"
Spock und Burnham

"Ich möchte, dass Du bei mir bleibst. Geh nicht weg bis wir das Problem gelöst haben, hast Du das verstanden?"
Airiam

"Nein. Meine Mission; Ihr Schiff."
Cornwell

"Ich denke, dass unser Vater von Deinem mangelnden Engagement enttäuscht wäre
."
"Ich enttäusche ihn, er enttäuscht mich. Die Sonne geht unter, ein neuer Tag beginnt."
Burnham und Spock

"Wir haben uns jahrelang nicht gesehen. Auf welcher Grundlage willst Du meinen Charakter beurteilen? Trotzdem stehst Du da voller Selbstgefälligkeit und willst wieder die Verantwortung für etwas übernehmen, was sich Deiner Kontrolle entzieht. Meine Realitätswahrnehmung wurde durch die Visionen eines zeitreisenden Wesens herausgefordert. Wer außer Dir könnte mir also helfen? Schließlich hast Du auch den Krieg mit den Klingonen verursacht! Sogar am Tod Deiner Eltern warst Du Schuld…"
"Hör auf!"
"…Hättest Du nur nicht darum gebeten die Supernova anzusehen. Aber es ist gut, dass Du Dir die Schuld gibst: Den Angriff eines kriegerischen Volkes sollte ein Kind auch voraussehen! Vielleicht hättest Du etwas tun können. Kind gegen Klingone; da stehen die Wetten doch günstig…
"Du sollst aufhören!
"
"Du wurdest in einem Verschlag versteckt, Michael. Du hättest es nicht verhindern können; du hättest sie nicht gerettet. Es ist unsinnig, etwas anderes anzunehmen, trotzdem tust Du es! Du hast auch geglaubt, meine Familie vor den Logikextremisten retten zu können, dabei war ich der Grund für ihre Verachtung! Die halbmenschliche Abnormität… Deine Anwesenheit war völlig irrelevant."
"Und mir leuchtet die Relevanz Deines Argument nicht ein
…"
"Dann werde ich noch deutlicher: Du leugnest die Realität weil Du es vorziehst, Schuld auf Dich zu nehmen, statt Dich dem unermesslichen Leid zu stellen."
Spock und Burnham

"Das gibt es nichts herauszufinden. Ich bin wütend. Schlicht und einfach."
"Empfindest Du Dein Scheitern als Vulkanier oder als Mensch?
"
"Mein Scheitern empfinde ich als reinste Befreiung! Und zum allerersten Mal lasse ich meinen Emotionen freien Lauf!!"
Spock und Burnham

"Kein Spiel? Was wenn doch?"
Burnham

"Wenn Sie die Galaxis retten wollen, helfen Sie erstmal mir."
Paul Stamets

"Sieh an; Du darfst auf eine Mission! Vergiss aber uns einfache Leute nicht…"
Detmer

"Wir kämpfen gegen das System selbst…"
Pike

"Das ist es! Es will denken! Und sich entwickeln! Mit diesen Daten kann Control sich ein eigenes Bewusstsein erschaffen! Und wenn das geschieht…"
"… kann es jegliches Leben in der Galaxis vernichten."
"Genau das, was Spock in seiner Vision gesehen hat…."
Burnham und Pike

"Ich werde diese Tür entriegeln, Dich umbringen, meine Mission beenden und die Discovery zerstören."
Airiam

Weiterführende Leseliste.

01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"
Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"