Posts mit dem Label Senf werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Senf werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 2. Februar 2019

Turons Senf zu "Lichtpunkte" (Star Trek Discovery S2Nr03)


Spoilerwarnung
.
Diese Rezension enthält massive Spoiler zu "Lichtpunkte", der dritten Folge der zweiten Staffel von Star Trek Discovery und sollte nur gelesen werden, wenn man auch diese und vorangegangene Episoden gesehen hat.

I. Einleitung.
Discovery für Schreiber von Rezensionen nur sehr schwer zu fassen. Während man bei jeder Folge der Originalserie, dem nächsten Jahrhundert oder Voyager problemlos Einzelfolgen nehmen konnte, um sie danach zu zerpflücken, ist das mit Discovery eine ganz andere Kiste. Hier gleichen Episoden eher einem wirren Haufen Bausteine, die erst am Staffelende zu einem Ganzen zusammengesetzt werden. Es ist ein wenig so, als sollte man ein Hotel bewerten, obwohl es gerade im Bau ist und man nur Einblick in das hat, was ein Laster vor einer halben Stunde auf der Baustelle abgeladen hat.
Also wirklich, da waren die Zeiten früher einfacher! Klar gab es mal Doppelfolgen und Deep Space Nine hat sich redlich Mühe gegeben, weit auszuholen, aber wenn so eine Folge vorbei war, wurde der Zuschauer nicht ohne ein Motiv, eine Moral und eine halbwegs abgeschlossene Entwicklung entlassen. Man hatte etwas, an dem man sich festhalten konnte und wenn es doof war, hatte man immerhin die Hoffnung, dass die nächste Folge nicht genauso doof sein könne.
Discovery hingegen gönnt uns diesen Luxus nicht. Es gibt nur bröckchenweise Hinweise frei und gleicht erzähltechnisch mehr einer Film-Trilogie in Herr-der-Ringe-Länge (Ultra Extended Version), die jemand auf ein Dutzend Dreiviertelstunden heruntergebrochen hat. Für sich allein genommen kann man diesen Ausschnitten viel zu wenig Aussagekraft abgewinnen.
Nach zwei Folgen, die diesem Konzept ein wenig widersprachen, deuteten erste Bilder bereits an, dass die Geschichte nun so richtig an Fahrt aufnehmen würde. Aber bedeutet das auch zwangsweise die Rückkehr zu schwer fassbaren Teilstücken, die sich einer Analyse entziehen?



II. Story.
Es ist was faul im Staate Qo'noS. Die unter der Kanzlerin L'Rell vereinten Häuser sind zwar nach außen hin geeint, doch hinter den Kulissen der Macht brodelt es gewaltig. Unter der Führung des Hauses Kor hat sich eine Opposition gebildet, die sich das vermeintlich schwächste Glied in der Verteidigung der Regentin herausgepickt hat: Den Menschen Ash Tyler, der zuvor als Albino Voq auch nicht unbedingt bessere Karten hatte. Während sich der Günstling im Körper des Feindes von allen Seiten herabgesetzt fühlt, stößt er bei seinen Recherchen auf ein dunkles Geheimnis, das die bestehenden Machtverhältnisse zu erschüttern droht.
Derweil erhält Burnham Besuch von ihrer Mutter. Amanda Grayson, wegen der Einweisung ihres Sohnes Spock in eine Psychiatrie rastlos vor Sorge, bittet sie in ihrer Verzweiflung um Hilfe. Auf der Sternenbasis 5 hat sie die medizinischen Unterlagen ihres Sohnes entwendet und benötigt nun jemanden, der ihr die verschlüsselten Daten zugänglich macht. Als es ihr gelingt müssen beide entdecken, dass Spocks Visionen im Kinderalter mehr als nur Einbildung waren. Doch längst gibt es größere Probleme um den Halbvulkanier, der beschlossen hat, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
Schließlich beginnt Tilly am Rande des Wahnsinns zu wandeln. Ihre imaginäre tote Jugendfreundin beginnt sie mehr und mehr zu terrorisieren bis hin zum Punkt, an dem sie während des Kommando-Trainings-Programms auf der Brücke und vor versammelter Mannschaft öffentlichkeitswirksam das Handtuch wirft. Erst als sie sich in ihrer Verzweiflung ihrer besten Freundin Michael Burnham anvertraut, geht ihr schließlich ein Licht auf, dass sie vielleicht weniger den Verstand verliert, als viel mehr an einer Pilzinfektion der ganz besonderen Sorte leidet…



III. Lobenswerte Aspekte.

Klingonenbegegnungen.
Da sind sie auch schon wieder: Die komischen Erzbösewichte aus der ersten Staffel, die wohl kaum ein Zuschauer wiedersehen wollte.
Tatsächlich kommen die Klingonen aber generalüberholt aus der Sendepause. Sie haben die E.T-Schädel verloren und auch wieder Haupthaar erhalten (wenn man mal von ein paar Ausnahmen absieht). Es scheint, als hätten sich die Produzenten abermals einen massiven Kritikpunkt der Fans wirklich zu Herzen genommen und wenigstens im Ansatz die Bereitschaft zur Änderung demonstriert.
In der veränderten, aber nicht immer gelungenen Darstellung (so mancher der Krieger wie L'Rells Oheim Ujili sehen auch mit Haarteil aus wie radioaktiv verstrahlte Orks) seitens der Maskenbildner liegt aber nur ein kleiner Teil dessen, was man an dieser Stelle positiv herauskehren muss.
Es ist eher der nahezu rührselige Ansatz der Autoren, die Klingonen so vorbildsgetreu wie möglich umzusetzen. Sicherlich mag so mancher an dieser Stelle zu Recht anmerken, dass sie nur wenig mit ihren Vorbildern aus der Originalserie gemein haben, doch dafür sind sie umso mehr an ihre Ahnen aus den Kinofilmen und TNG angelehnt. Machtspiele im Hohen Rat, wie wir sie hier sehen konnten, sind zuvor lediglich im nächsten Jahrhundert in entsprechender Weise thematisiert worden, wobei ich besonders spannend fand, dass Duras' Ränkespiele keineswegs eine Spezialität seines Hauses zu sein scheinen, sondern eine Begleiterscheinung von Macht, die selbst ehrenhafte Häuser wie das des Kor nicht verschont.
Darüber hinaus werden wir gleich zu Beginn der Folge Zeuge, wie dem umstrittenen klingonischen Schiffsdesign der ersten Staffel mit der Vorstellung der 'neuen' D7-Klasse der Rücken gekehrt wird. In den eher behäbigen Kampfszenen (da hätte man bei TNG ruhig noch etwas genauer hinschauen können) wirkt das Blut in manchen Einstellungen sogar so rosa wie im sechsten Kinofilm. Ja selbst die sporadischen Außenaufnahmen von der Planetenoberfläche Qo'noS' entpuppen sich als echte Hingucker.
So wird auch unter Zuhilfenahme zentraler klingonischer Mythen wie jene um Boreth, Kahless oder Lukara ein schlüssiges Klingonenbild gezeichnet, das Wiedergutmachungsarbeit für die Fehler der vergangenen Staffel leisten zu wollen scheint.




Hintertürchen.
Als unlängst bekannt gegeben wurde, dass es eine weitere Star-Trek-Serie geben wird, die sich um die Sektion 31 drehen wird, waren die Reaktionen eher negativ. Nun, wo sich der inoffizielle Föderationsgeheimdienst mit der Lizenz zur Skrupellosigkeit erstmals offiziell auch offen in Discovery präsentiert hat, kann ich mir schon ausmalen, was passieren wird. Viele Rezensenten, Kommentatoren und Fans werden in dieser Folge einen Spin-Off-Piloten sehen, der ähnlich wie damals "Ein Planet genannt Erde" eigentlich für eine Serie gedacht ist, die ohnehin kaum eine Chance hätte.
Doch das tut der Folge Unrecht.
Nicht nur, dass die Sektion 31 nur ein kleiner Bestandteil eines größeren Handlungsbogens um die Klingonen ist – dieser Klingonen-Bogen ist nur einer von drei Erzählsträngen, die in dieser Folge gleichberechtigt nebeneinander herlaufen.
Darüber hinaus wurde erst im November 2018 bekannt, dass eine Serie um die Sektion 31 geplant sei. Die Folge wurde allerdings spätestens im Mai 2018 gedreht und liegt damit knapp ein halbes Jahr vor der Zeit, in der diese Planspiele spruchreif wurden.
Selbstverständlich kann ich mir beim Ansehen der Episode gut vorstellen, dass den Produzenten eine solche Idee kam, denn auch wenn ich sicherlich in ein Wespennest stoßen werde:
Ich kann das gut verstehen!
Bislang war Sektion 31 stets etwas äußerst schwammiges, das eher im Ausnahmefall thematisiert wurde. Wie die Organisation funktioniert, was sie in der Geschichte der Föderation bereits beeinflusst hat und wie sie überhaupt ihre Aktionen durchführt, war – wie bei jedem vernünftigen Geheimbund - von einem undurchdringlichen Mantel des Schweigens umhüllt. Jetzt erhalten wie einen spannenden Einblick, der irgendwo zwischen Spezialeinheit, Fälscherwerkstatt und Ränkeschmiede liegt und ich muss zugeben, dass es selbst mir als traditionalistischem Skeptiker gefällt.
Warum?
Weil es logisch ist.
Die beständige Naivität, mit der Weltraumabenteurer wie Archer, Kirk oder Picard ihre Raumschiffe durch die von politischen Trennlinien durchzogene Galaxie tapsen, kann bei einer so utopischen Gesellschaftsform wie der Föderation eben nur Bestand haben, wenn wenigstens ein Teil dieser ach so friedvollen Weltraumrepublik bereit ist, zum Selbstschutz das dreckige Spiel der anderen Mächte mitzuspielen. Natürlich haben die verschiedenen Captains in spannenden Abenteuern denkbar knapp gegen Klingonen, Romulaner oder Cardassianer den Tag gerettet, doch am Ende ist es etwas gewagt, das Geschick einer ganzen galaktischen Zivilisation allein in die Hände einiger weniger fähiger Captains zu legen. Was wenn 'das einzige Schiff im Quadranten' mal nicht rechtzeitig eintreffen würde? Was wenn es sein Ziel nur teilweise erreicht? Und was ist, wenn es gar scheitert?
Um die Glaubwürdigkeit einer mehr als zweihundert Jahre funktionierenden Vereinten Föderation der Planeten aufrecht zu erhalten, bedarf es schlichtweg der Sektion 31 und es zählt zu den Verdiensten dieser Folge, diesen Aspekt einmal verdeutlicht zu haben.




Charaktermomente.
Eine ganze Reihe von Figuren kann ich an dieser Stelle deshalb so schnell abhandeln, weil sie kaum wirklich Platz in der mit drei konkurrierenden Erzählsträngen sehr vollgepfropften Folge erhalten haben, um sich frei entfalten zu können.
Zu diesen 'Verlierern der Woche' muss man wohl neben Saru, Paul Stamets und dem vormals so schwungvollen Captain Christopher Pike auch die gesamte restliche Crew der USS Discovery zählen, die nach den Freiheiten der letzten beiden Episoden nun wieder das gleiche Joch erfahren, das sie schon unter Lorca erleiden mussten: Sie kommen kaum oder gar nicht zu Wort. Zudem sucht man noch immer vergeblich nach Jet Reno, Nhan, Doktor Pollard oder gar Spock.
Davon ab gibt es allerdings keinen Totalausfall.
Zweifellos könnte man sich im Fall von L'Rell trefflich darüber streiten, wie gut ihr Auftritt war (vgl. dazu Kritikwürdige Aspekte), aber man kommt einfach nicht umhin, Mary Chieffo für ihre schauspielerische Leistung unter der schweren Maske Tribut zu zollen. Nicht nur, dass sie eine harte Reichskanzlerin (besser) genauso porträtieren kann wie eine zerbrechliche Mutter (schlechter); sie nimmt sich darüber hinaus auch den Luxus heraus, an ihrem klingonischen Akzent festzuhalten. Dafür Hut ab!
Ich haben mich außerdem gefreut, den Klingonen-Hipster Ash Tyler (Shazad Latif) wiederzusehen und fand es auch logisch, dass er als Mensch mit massiven Schwierigkeiten im Klingonischen Reich zu kämpfen hat. Seine Holokommunikationsszene mit Burnham war angenehm zivilisiert, aber abgesehen davon wirkte er zuweilen verloren. Das passte einerseits perfekt in seine Rolle; andererseits wirkte sein Charakter dadurch aber auch permanent überfordert.
Nachdem Sylvia Tilly (Mary Wiseman) in der letzten Episode eher negativ in Erinnerung blieb, gelingt es ihr in "Lichtpunkte" mit einer recht guten Performance zu glänzen. Sie wirkt dem Wahnsinn nahe, wenn sie von May geplagt wird, energisch als es um die Lösung des Pilz-Parasiten geht und am Boden zerstört, als sie sich Burnham anvertraut. Sie darf die ganze Palette schauspielerischer Leistungen abrufen und das gelingt ihr (von ganz wenigen Ausnahmen wie dem Marathonlauf abgesehen) verdammt gut.



Schließlich darf auch Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) in dieser Auflistung nicht fehlen, denn auch sie liefert eine gute Vorstellung ab. Man nimmt ihr die Liebe zu ihrer Ziehmutter genauso ab wie ihre Selbstzweifel zu dem, was auch immer sie Spock angetan haben mag. Auch sie zeigt eine Menge Emotionen und verzichtet doch auf den traurigen Hundeblick, zu dem sie in letzter Zeit recht häufig tendierte.
Die absoluten Gewinner dieser Folge sind jedoch drei andere Personen.
Die erste bleibt Philippa Georgiou (Michelle Yeoh), die mit einer stilvollen Eleganz, einer Prise Witz und einer dezenten Verruchtheit die Rolle des eiskalten Sektion-31-Vollstreckers ausübt. Dabei gelingt es ihr eine Souveränität auszustrahlen, die nicht mehr die einer Imperatorin, aber auch nicht die eines Sternenflottencaptains ist. Yeoh hat ihren Charakter noch einmal selbst erfunden, um ihrer neuen Position innerhalb der Serie gerecht zu werden. Genau das macht eine so gute Schauspielerin aus.
Besonders angetan war ich außerdem von der Darstellung des Klingonen Kol'Sha. Ich musste erst im Internet recherchieren um zu erfahren, warum ich ihn wohl so mochte: Kenneth Mitchell hat bereits Kol gespielt (der mich in ähnlicher Weise überzeugte) um nun als dessen Vater zurückzukehren. Klar ist es immer ein wenig dankbarer, einen Bösewicht zu verkörpern, aber Mitchell schafft es grandios, eine gewisse Erhabenheit (ähnlich der Kanzler Gorkons, Martoks oder Kamarags) in seine Rolle miteinzubringen, die seinen Figuren gut zu Gesicht steht. 
Mein absoluter Star der Folge heißt aber Mia Kirshner, der es mit ihrer Version von Amanda Grayson endgültig gelang, Spocks in der Originalserie eher wie eine schwache Hausfrau angelegte Mutter mit plötzlichem Selbstbewusstsein, stilvollem Tatendrang und ungebrochener Unabhängigkeit zu erfüllen. Sie ist zu einer Mutter geworden, die für ihre Kinder kämpft, die eigene Fehler eingesteht und nicht bereit ist, klein beizugeben.
Meinem persönlicher Lieblingsmoment kommt dabei besondere Bedeutung zu. Während ich mich schon immer fragte, wie sie als Mutter tatenlos zusehen konnte, wie ihr Sohn durch einen Emotionsentzug in seiner Kindheit traumatisiert wurde, setzt sie sich vor ihrer Tochter offen mit diesem Missstand auseinander und räumt ein, dass sie in der Psyche ihres Sohnes Wunden hinterlassen haben könnte.
Auch wenn ich nach Winona Ryder (meinem Jugendschwarm) nicht glaubte, eine passender besetzte Amanda Grayson miterleben zu können, wurde ich tatsächlich eines besseren belehrt.




IV. Kritikwürdige Aspekte.

Lückenfüller.
Da ist man grade mutig dorthin gegangen, wo wirklich nie zuvor jemand gewesen ist, und dann ist plötzlich auch alles schon wieder aus. Mit der Re-Zentrierung des Fokus' auf Burnham, dem Ausflug nach Qo'noS, dem plötzlichen Pilzbefall Tillys und dem Auftauchen der ehemaligen Spiegeluniversums-Imperatorin ist nicht nur der flotte, optimistische Start-Ton verloren gegangen, sondern auch ein Rückfall in alte Zeiten vollzogen worden.
Lauter Aspekte, die schon in der ersten Staffel für Unmut, Unglauben und Unsinn gesorgt haben, sind auf einen Schlag in nur einer Folge zurückgekehrt. Statt wirklich etwas Neues in einem Weltraum zu finden, das wirklich groß genug wäre, um mal die ein oder andere Story abseits des bisher beschrittenen Weges zu erkunden, insistiert man in sturem Beharrungsvermögen darauf, den immer gleichen Trampelpfad auf- und abzustiefeln. Klar könnte man das Ganze im Tonus meines eingangs propagierten Optimismus' auch als Mut auslegen, die Fehler der Vergangenheit ausbügeln zu wollen, aber allein der Glaube daran fehlt mir. So bedarf es eigentlich nur noch Mudds und Lorcas, um statt einer neuen innovativen 'Staffel 2' eine nahtlose 'Staffel 1.2' zu fabrizieren.
Vielleicht ist es aber auch nur so frustrierend, weil man sich zwei schöne Folgen Zeit genommen hat, das Discovery-Gefüge völlig neu zu ordnen, nur, um nun nicht nur in alte Gewohnheiten zurückzuverfallen, sondern wie bereits zuvor mal wieder viel zu viele Fässer gleichzeitig aufzumachen.
Ganz ehrlich, die Handlung erschlägt beim ersten Mal Ansehen und der Umstand, dass wir drei zum Sinken überladenen Handlungssträngen folgen, die entweder fortgeführt oder neu aufgemacht werden, ohne zu Ende erzählt zu werden, spricht dieser Episode (wie so einigen der ersten Staffel auch) das Recht ab, als eigenständiges Kapitel betrachtet zu werden.
Diese negative Stimmung scheint sich auch in den recht düsteren Look der Folge eingeschlichen zu haben und auch wenn der Soundtrack noch immer sehr gut ist, beginnen Wackelkamera und Lensflares, über die sich bislang gut hinwegsehen ließ, mittlerweile wieder zu nerven.




Babyparty!
Die Folge ist voll von ausrechenbaren Dialogen, vorhersehbaren Auftritten und vor allem völlig absurden Entwicklungen. In den einzelnen Erzählebenen werden ein um's andere Mal Kaninchen aus dem Hut gezogen, ohne dass der Zuschauer die Chance erhält aus dem Staunen herauszukommen, was für eine hanebüchene Idee die Schreiber sich jetzt wieder aus den Fingern gesaugt haben.
So ist zum Beispiel nur schwer nachzuvollziehen, dass Spock, nachdem man ihm schon eine nie erwähnte Adoptivschwester angehängt hat, parallel dazu auch noch seit frühester Kinderzeit von einem der roten Engel heimgesucht wurde. Das allein zerrt schon allein durch die Überfrachtung einer in zwei Serien (plus zwei Folgen aus TNG) und acht Kinofilmen aufgebauten Figur arg an der Glaubwürdigkeit.
Traurigerweise ist das noch das geringste Übel.
Der Facepalm-Höhepunkt einer jeden Person, mit der ich das Vergnügen hatte, diese Folge sehen zu dürfen, war der Umstand, dass Ash Tyler plötzlich Papa eines kleinen Mini-Klingonen wurde. Dabei störte zum einen, dass die Schwangerschaft selbst bei großem Wohlwollen kaum in die Chronologie der ersten Staffel passen mochte (deshalb natürlich ein Frühchen!). Zum anderen war auffällig, dass das kleine Wesen bestenfalls eine Requisite war, die irgendwann auftauchte, um irgendwann auch wieder zu verschwinden. Inhaltlicher Mehrwert: Null.
Oder möchte sich allen Ernstes jemand zum Verteidiger jener Szene aufschwingen, in der Ash sich eben von den Berührungen L'Rells vergewaltigt fühlt, nur um im Angesicht des Nachwuchses wieder zum Kuscheln überzugehen?
Ich wage zu behaupten, dass man einen Abschied Tylers von Qo'noS erzählerisch geschickter hinbekommen hätte, wenn man nicht die Baby-Karte gezückt hätte.
Streit? Ein Missverständnis? Eine Hofintrige? Alles wäre stilvoller gewesen als diese uninspirierte Seifenoperidee, die in bester Seifenopermanier ausgeweidet wurde.
Der einzige Zweck zur Einführung eines Babys den ich mir erklären kann, liegt in einer der fürchterlichsten Reden der Star-Trek-Geschichte – dem zweiten Facepalm-würdigen Moment dieser Episode. Als sich die Kanzlerin L'Rell zu "Mutter" (Rammstein, ick hör Dir trapsen!) der klingonischen Nation ausruft, ist das nicht nur die unterste Rhetorik-Schublade, sondern auch unfreiwillig komisch im Deutschen.
Eine Kanzlerin, die eine Mutti für das Volk ist, statt eigene Kinder zu haben?
Hab ich tatsächlich schon einmal irgendwo gehört, ohne dass ich beim ersten Mal in Begeisterungsstürme ausgebrochen wäre. Wer hätte gedacht, dass es beim zweiten Mal ähnlich sein könnte??

L'MerQal

Logiklöcher und Kanonbrüche.
Bevor ich zu schimpfen beginne, will ich an dieser Stelle noch einmal lobend auf meine eingangs getätigten Bemerkungen zu den Klingonen hinweisen (vgl. Lobenswerte Aspekte), aber auch einmal Sonderlob aussprechen.
Als Pike Burnham beauftragt, alles daran zu setzen, dass die Discovery Spock findet, bevor die Sternenflotten-Justiz das tut, hat mich dies daran erinnert, dass Spock sich in "Talos IV - tabu" ebenfalls in ähnlich sturer Manier für das Wohl Pikes eingesetzt hat und dabei genauso etwaige Konsequenzen ignoriert hat. Ein unauffälliger, aber nichtsdestotrotz genialer Querbezug auf die Originalserie.
Ich habe mich außerdem in der gleichen Szene sehr gefreut, dass die Datenscheiben aus der Originalserie einen Auftritt erhielten. Es wirkt meist wie ein völlig veraltetes Stück Technik, doch der Folge ist es gut gelungen, dieses kleine Stück Technologie hinüberzuretten.
Außerdem funktioniert der Großteil der Subraum-Kommunikation zwar noch immer mit Holotechnologie, doch immerhin sah man Pike einen Bildschirm bevorzugen, was ihm prompt den Spott seines Kollegen einbrachte.
Da fangen aber auch schon die Probleme an: Heißt das jetzt, dass Pike und Kirk einfach nur gegen den allgemeinen Zeitgeist schwammen, als sie den Bildschirm nutzen? Und was war dann mit Picard, Sisko oder Janeway? Sind die völlig aus der Zeit gefallen?
Ähnlich problematisch empfand ich dich Verwendung der Holographie, als sie von Georgiou zur Tarnung auf Qo'noS genutzt wird. Schließlich haben sich noch in der Originalserie, bei TNG und bei DS9 zahlreiche Hauptfiguren bemüht, mittels plastischer Chirurgie das Aussehen einer fremden Spezies zu imitieren, um auf deren Welten zu agieren. Dieser Aufwand wäre doch völlig unnötig gewesen, wenn man sich der Holo-Technik bedient hätte. Von einem mobilen holographischen Emitter mag ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen zu reden. Aber Georgiou scheint ohnehin Zugang zu Technologie zu haben, die ihrer Zeit weit voraus ist: Die Waffensysteme, die Kol'Shas klingonischen Handlanger ausschalten, hätten jedenfalls den Tod vieler Redshirts verhindern können, wenn sie ein paar Jahre später einem James T. Kirk zur Verfügung gestanden hätten.
Schließlich mag ich mich der Vorstellung, dass niemand das isolationistische Boreth-Kloster der Klingonen besuchen oder verlassen darf nicht ohne weiteres anschließen, denn in "Der rechtmäßige Erbe" sehen wir eine ganze Reihe Besucher in Meditation versunken. Der bekannteste unter ihnen ist immerhin ein glaubwürdiger Sternenflottenoffizier namens Worf. Zudem verließ mit Koroth auch einer der 'Mönche' dieses Refugium, um an Bord eines nicht weniger glaubwürdigen Schiffes namens Enterprise gebeamt zu werden.
Auch zu einigen Logiklöchern habe ich bereits einiges in den vorangegangenen Unterpunkten angemerkt, aber einige Sachen möchte ich der Vollständigkeit halber dennoch an dieser Stelle erwähnen.
Tillys Halbmarathon mit den anderen Mitgliedern des Kommando-Trainings-Programmes wirkte ohnehin schon so, als würde der Rest der Mitlaufenden extra zwei Stufen gemächlicher joggen, um sie nicht zu weit zurückfallen oder im direkten Vergleich zu schlecht aussehen zu lassen. Dass sie dann auch noch eine so lange Pause einlegt, um mit ihrer May-Illusion zu plappern, nur um dann den Lauf wiederaufzunehmen, war ja noch irgendwie in Ordnung. Aber sie allen Ernstes wiederaufschließen zu lassen, die anderen einzuholen und einen neuen Rekord aufzustellen, war so arg übertrieben, dass mein Verdacht, Tillys Figur sei das Lieblingsspielzeug der Autoren, neuen Auftrieb erfuhr.
Dieser Eindruck setzt sich bei der 'Geburt' von Tillys erstaunlich großem Pilzbaby fort (wo zum Teufel hat sich dieses Riesenteil so lange unentdeckt verstecken können?). Stamets' spontan improvisierte Operation hat mich vor allem deshalb so sehr verwundert, weil kaum abzusehen war, dass ein solcher Eingriff nicht auch gesundheitliche Schäden mit sich bringen könnte (zusätzlich zu der nächsten Supereigenschaft, die den Sporen angedichtet wird). Wäre es denn wirklich zu viel Aufwand gewesen, wenigstens Dr. Pollard in die Traube an Personen zu integrieren, die bei diesem Ereignis zugegen waren? Man hätte ihr noch nicht einmal Text geben müssen…



V. Fazit.
"Lichtpunkt" birgt kaum etwas, was man auf die Haben-Seite einer eigenständigen Episode stellen könnte. Zwar gibt es gute und sehr gute schauspielerische Leistungen zu bewundern und die Autoren gegen sie redlich Mühe, sowohl die Klingonen, als auch Sektion 31 ins rechte Licht zu rücken doch darüber hinaus vermag die Episode nicht zu überzeugen.
Das liegt nicht allein daran, dass sie ohne richtigen Abschluss vor allem die Entwicklung der Serie vorantreibt. Es gibt darüber hinaus auch viel zu viele Momente, in denen man als Zuschauer nur noch hilfloses Kopfschütteln für die nächste völlig absurde Entwicklung übrig hat. Statt den positiven Grundton der beiden Vorgänger aufrechtzuerhalten, verliert sich die Folge in Dunkelheit, zu vielen altbekannten Story-Elementen aus der ersten Staffel und etlichen Logiklöchern.

Bewertung.Kleiner Rückfall in alte Zeiten.







VI. Schluss.
Auch diese Folge hat einmal mehr unterstrichen: Wer Discovery verstehen will, muss sich bis zum Ende der Staffel gedulden. "Lichtpunkte" ist insofern eine klassische Discovery-Episode, dass sie sicherlich nie in einer Bestenliste auftauchen wird, in der etwa "Griff in die Geschichte", "Das zweite Leben" oder "Im fahlen Mondlicht" gepriesen werden. Das verbietet die Anlage der Folge, die für sich allein stehend gar nicht tragfähig ist.
Die Staffel-übergreifende Story kommt nur zentimeterweise voran und bedenkt man Momente, in denen etwa Burnham wiederholt damit hadert auszusprechen, was sie Spock angetan hat, kann man sich auch ausmalen, dass es wohl noch eine Weile dauern könnte, bis wir als Zuschauer Klarheit erhalten.
So wage ich zu prognostizieren, dass noch einige Folgen geben wird, die von den Fans wenig positiv aufgenommen werden, weil man mit ihnen wenig anfangen kann und sich so nur noch mehr auf etwaige Unzulänglichkeiten stürzt, die im übrigen Konstrukt zu finden sind. 
So wird es am Ende in der Hand der Autoren liegen, eine bessere Auflösung als noch in der ersten Staffel zu liefern. Das Potential ist unbestreitbar vorhanden, aber ob Discovery wirklich Profit daraus schlagen kann, wird sich erst in elf Folgen zeigen.




Denkwürdige Zitate.

"Es ist kein Zufall, dass die sieben roten Lichter am Himmel erschienen sind, kurz nachdem sie die Macht übernommen hatte. Sie sind ein Omen! Sieben Tropfen Blut, die darauf warten auf uns herabzuregnen."
Kol'Sha

"Spock spricht in den höchsten Tönen von ihnen, Captain, wie meine Tocher. Deshalb glaube ich, dass ich bei Ihnen richtig bin."
"Das macht es mir umso schwerer Ihnen zu sagen, dass ich die Datei nicht öffnen kann. Das wäre ein schwerer Regelverstoß und das würde meiner Mutter nicht gefallen."
"Es hat einen Präzedenzfall in der Sternenflotte gegeben, auf den sich ein Captain berufen..."
"War sie schon immer so rechthaberisch?"
"Auf Vulkan nennen wir das 'beharrlich' und ja, das war sie. Diese Eigenschaft hat sie von mir."
Amanda Grayson, Christopher Pike und Michael Burnham

"Ah, Chris! Du und meine Urgroßmutter seid die einzigen im Quadranten, die noch über Bildschirme mit mir kommunizieren."
"Dann scheint sie eine kluge Frau zu sein. Du musst mich ihr vorstellen."
Diego Vela und Pike

"Das ist nicht wahr. Mein Sohn ist sanftmütig und gütig. Er würde das nie tun."
"Das sehe ich auch so... Captain."
"Dann sind wir schon zu dritt."
Grayson, Burnham und Pike

"Ich mag den Bart!"
Michael Burnham

"Aber ich werde nicht aufgeben und ich werde ihn finden."
"Nein. Ich finde ihn."
Burnham und Grayson

"Saru hat überall nach Dir suchen lassen. Geht's Dir gut?"
"Was ist denn? Hast Du geweint?"
"Ich hab' zuerst gefragt!"
Burham und Sylvia Tilly

"Nenn' mir ein Mädchen das noch nie geweint hat. Kannst Du nicht. Ich weiß das, ich bin Xeno-Anthropologin."
Burnham

"Ich bin nach meiner Unterschrift ohne Wert für Dich. Also töte uns beide, Kol'Sha, denn wer auch immer von uns überlebt, den siehst Du eines Tages wieder."
L'Rell

"Kinder sind Parasiten. Undankbar und lästig."
Philippa Georgiou

"Auch ich habe etwas geopfert. Ich werde nie wieder ein Kind gebären. Fortan werdet Ihr meine Kinder sein und ich führe diese Familie zu neuer Größe! Sprecht nicht von mir als Eurer Kanzlerin - ich verdiene einen leidenschaftlicheren Titel. Von diesem Augenblick an nennt mich ein jeder von Euch... Mutter."
L'Rell

"Mit Freaks hat man mehr Spaß."
Georgiou

Weiterführende Leseliste.

Staffel 2.

01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"
Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"



Sonntag, 27. Januar 2019

Turons Senf zu "New Eden" (Star Trek Discovery, S2Nr02)


Spoilerwarnung.

Diese Rezension enthält massive Spoiler zu "New Eden" der zweiten Folge der zweiten Staffel von Star Trek Discovery und sollte nur dann gelesen werden, wenn man diese und vorangegangene Episoden der Serie gesehen hat.



I. Einleitung.
Die zweite Folge hat es schwer. Sicherlich erinnert sich ein jeder Star-Trek-Fan noch an fesselnde Pilotfilme wie "Der Abgesandte", "Der Fürsorger" oder "Broken Bow", aber kaum mehr jemand hat in ähnlich hingabevoller Weise an die folgenden Episoden wie "Die Khon-Ma", "Parallaxe",  oder "Freund oder Feind?". So wie auch neue Staffeln oft mit einem wahren Feuerwerk starten, bleiben gerade bei Star Trek die darauf folgenden Episoden (ich führe an dieser Stelle mal exemplarisch "Gedankengift", "Das Schiff" und "Der Namenlose" an und verweise darauf dass Ausnahmen ansonsten die Regel bestätigen) oft jene Energie schuldig, die ihr Vorgänger noch aufzuweisen wusste.
Wie aber wird sich Discoverys zweite Episode anfühlen, nachdem sich der mit der zweiten Staffel eingeleitete Neustart doch recht positiv anzufühlen scheint?




II. Story.
Die USS Discovery wirft nach einer ganzen (!) Folge Abstinenz mal wieder ihren Sporenantrieb an, um einem fremden, weit entfernten Signal am anderen Ende des Beta-Quadranten zu folgen. Dort angekommen scheint die Überraschung groß, denn statt eines engelsgleichen Wesens finden sie zunächst einmal eine einsame menschliche Kolonie vor, die noch vor der Entdeckung des Warpfluges hier begründet wurde.
Um diesem Mysterium auf den Grund zu gehen, beamen sie Pike, Burnham und Owosekun auf die Planetenoberfläche, wo sie einer Kultur begegnen, die mitsamt ihres Gotteshauses von einer fremden Macht vor dem atomaren Schrecken des Dritten Weltkrieges bewahrt wurden.
Doch während der Außentrupp die Erklärungswelt der Einheimischen auf den Kopf stellt, haben Saru und die Besatzung der Discovery ein ganz anderes, drängendes Problem:
Ein nukularer Winter droht just in diesem Moment durch mehrere Gesteinsbrocken ausgelöst zu werden, die sich vom Ring des Planeten lösen, um auf der Oberfläche der frisch entdeckten Welt einzuschlagen. Die Chancen stehen schlecht, bis ausgerechnet die bettlägerige Tilly mit einem riskanten Plan aufwartet, der den Tag retten könnte…




III. Lobenswerte Aspekte.

Die Rückkehr des Star-Trek-Feelings.
Wer noch Zweifel hatte, ob die ersten Folge "Bruder" mit ihrem sehr optimistischen und recht plötzlichen Star-Trek-Wohlgefühl ein einmaliger Ausrutscher war oder Discovery sich in seiner zweiten Staffel tatsächlich endlich auf etwas besonnen hat, was die Franchise in den Augen vieler Fans so groß gemacht hat, dürfte mittlerweile beruhigter schlafen können. Tatsächlich gleitet auch "New Eden" im Fahrwasser eines neuen alten Geistes, der nach einer Staffel in der trüben Suppe des Spiegeluniversums ungleich versöhnlicher anmutet.
Aber das allein ist nur die halbe Wahrheit, denn der Wiedererkennungswert beschränkt sich nicht allein auf bloße atmosphärische Änderungen, sondern auch auf drei traditionsreiche thematische Bereiche.
Zuerst einmal ist da dieses heiße Eisen namens 'Religion'. Es gehört zu den inneren Widersprüchen der Franchise, wie unterschiedlich die einzelnen Serien sich diesem – besonders in den USA – kontroversen Thema näherten. Während die Originalserie und auch das nächste Jahrhundert dem Glauben offen ablehnend gegenüberstanden, wurde er bei Deep Space Nine in recht wohlwollender Weise zum Gegenstand der gesamten Serie. Ab da an wurden versöhnlichere Töne angestimmt. So erkannte Janeway als Wissenschaftlerin (in einer der fürchterlich esoterischsten Folgen der Serie), dass sich mancherlei Dinge eben einer analytischen Erklärung entziehen. Archer hingegen verkörperte wie kein anderer die Uneinigkeit der Franchise, als er einerseits Pilger auf seinem Schiff versammelte und zum Retter einer der heiligsten Reliquien der Vulkanier aufstieg, während er andererseits für die Zerstörung eines Klosters sorgte und Konfessionsgegensätze in der delphischen Ausdehnung anprangerte.


Discovery hingegen geht einen völlig neuen Weg. Statt sich auf eine Seite zu schlagen, handelt die Serie mit einer typisch amerikanischen Herangehensweise so, dass man möglichst niemandem auf den Schlips tritt – weder den Gläubigen, noch den atheistischen Zuschauern. Aus Angst ein rohes Ei zu beschädigen entwirft man eine Art Glaubens-Föderation, die ähnlich wie ihr großer (unbekannter) Bruder die Unterschiede der einzelnen Glaubensrichtungen zu einer bündelt und innere Konflikte durch einen größeren gemeinsamen Nenner zu überdecken versucht. Am Ende entpuppt sich der Ansatz der Space-Amish nicht als großes inhaltliches Moment, aber immerhin als seichtes zeitgenössisches Statement, das in einer an Glaubenskriegen leidenden Realität nach Gemeinsamkeiten zum Wohle der gesamten Menschheit suchen lässt.
Dann drängt sich ein weiterer, wohlbekannter Topos auf: Der Mensch als Nabel des Universums. In fast jeder einzelnen Serie gab es mindestens eine Folge, in der wir in den Weiten des Alls einen Planeten finden, auf dem schon vor Zefram Cochranes Warpsprung Menschen von mächtigen Außerirdischen angesiedelt wurden. Nun kann auch Discovery in diesen Reigen einstimmen. Doch egal ob "Der Obelisk", "Die 37er" oder "North Star" – derlei Erzählmuster scheinen stets bemüht; nicht zuletzt, weil man stets nur Menschen, aber niemals Vulkanier, Andorianer oder gar Klingonen im weiten Raum findet. Es wirkt beinahe so, als wäre die Erde unter permanenter Überwachung und verschiedene Außerirdische versuchen diese Spezies, die nicht einmal ihren eigenen Heimatplaneten intakt lassen kann, wettstreitartig überall im ganzen Universum auszusetzen.
Doch während diese beiden Punkte zwar nostalgische Züge tragen, finden sie im Angesicht des dritten Aspektes eher eine Erwähnung der Vollständigkeit halber, denn wirklich interessant ist vor allem der Umgang mit der Obersten Direktive.


Während die Originalserie den Begriff etablierte, war es doch stets recht erstaunlich, mit welch erfrischender Unbefangenheit Captain Kirk diesen zentralen Ansatz der Sternenflottenphilosophie behandelte. Diese Diskrepanz kam vor allem dann zum Tragen, wenn man sich die extrem konservative Interpretation der Richtlinie unter Picard vor Augen führt.
Nun aber schickt sich Discovery an Brücken zu bauen.
In noch nie dagewesener Form findet sie erstaunlicherweise klare Worte zwischen einer kompromisslosen Auslegung und einer laxen Umgangsweise. Pike bemüht sich redlich, die Einheimischen nicht mit Wissen zu kontaminieren und bestätigt am Ende doch einem Koloniebewohner gegenüber dessen Vermutungen. Mehr noch, er spendiert die Energiezelle, die das Geschick der gesamten Kolonie beeinflussen dürfte. Die Discovery-Schreiber legen mit einem simplen Dialog die Verantwortlichkeit zur Interpretation der obersten Direktive vor allem in die Hände jener Leute, die sich wirklich da draußen an vorderster Front mit ihr auseinandersetzen müssen: Den Captains.
So ließe sich am Ende auch erklären, warum in der Frühzeit der Föderationsgeschichte so viele Kommandanten wie Kirk, Pike oder Georgiou die Direktive trotz ihrer Deutlichkeit immer wieder so verschieden auslegen. Sie haben schlichtweg mehr Befugnisse, als ihre Kollegen späterer Jahrhunderte, denen die Privilegien der Pionierzeit verwehrt bleiben.
Andererseits ist es ohnehin zu spät. Als die Discovery unter dem Kommando Sarus verhindert, dass die Gesteinsbrocken des planetaren Rings eine Verstrahlung von Terralysium hervorrufen, begeht er bereits eine Verletzung der Richtlinie. Ein Picard hätte dies in "Brieffreunde" oder "Die oberste Direktive" jedenfalls nicht zugelassen. Und ob die oberste Direktive bei einer Kolonie von Gründungsmitgliedern der Föderation überhaupt zwingend angewendet werden muss, will ich an dieser Stelle mal einfach im Raum stehen lassen.
Im Zusammenspiel ergeben all diese Komponenten das Bild einer guten, runden Star-Trek-Episode, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Es stärkt die Hoffnung, dass Discovery seinen Platz im größeren Ganzen finden könnte, selbst wenn kommende Folgen vielleicht nicht wie diese von einem verdienten Star-Trek-Veteranen wie Jonathan Frakes (der uns außerdem mit schönen Einstellungen, Schnitten und Außenaufnahmen beglückt) beaufsichtigt werden.
Hinzu kommen Referenzen auf den dritten Weltkrieg, Shakespeare oder Risa, die auf die Geschichte Star Treks anspielen und sich wunderbar in den größeren Kontext einfügen. 
Bei aller Lobhudelei ist das allerdings noch kein Grund für Luftsprünge. Noch steht Discovery weit im Schatten anderer Star-Trek-Serien, aber man kann nach dieser Folge immerhin festhalten, dass die Richtung stimmt.



Charaktermomente.
Ein wenig erschrocken war ich schon, wie sehr mir Burnham (Sonequa Martin-Green) in dieser Folge gefallen hat. Sie mimte endlich einen fähigen wie hilfreichen Wissenschaftsoffizier, der seinem Captain nicht nur die eigene Expertise zur Seite stellt, sondern darüber hinaus noch aufzeigt, dass sie in der Lage ist aus den Fehlern ihrer Vergangenheit zu lernen. Sie markiert – zu meiner großen Dankbarkeit - mehrfach die Stimme der Vernunft und langsam baut sie sogar ein Grundvertrauen zu Pike auf. Das lässt sie zwar nachvollziehbarer wirken, markiert aber auch in gewisser Weise eine Wachablösung.
Denn spätestens mit dieser Folge verdrängt Pike (Anson Mount) die mehr zu einem (guten) Sidekick degradierte Burnham als Fokuspunkt der Serie. Längst teilen sich beide die Hauptaufmerksamkeit zu gleichen Teilen, ohne dass man Burnham noch einen Vorsprung zuschreiben könnte. Sicherlich ist dieser neue Captain nicht frei von Fehlern (so wandelt er auf einem manchmal grenzwertig esoterischen Pfad), doch er bringt eine Epochen-gerechte Glaubwürdigkeit ins Spiel, die der Serie ansonsten bislang abging. In bester Kirk-Manier führt er selbst das Außenteam ins Abenteuer, zotet sich durch die Dialoge (vergleiche Denkwürdige Zitate), setzt sich über Bestimmungen hinweg, hat mittlerweile einen komplett eingerichteten Bereitschaftsraum, weiß aus eigener Erfahrung wie schwer Zweifel wiegen (sicherlich von Talos IV) und wirft sich gar heldenhaft auf den tödlichen Phaser. Das wirkt fraglos manchmal stark aufgesetzt, passt aber nahtloser in die Originalserien-Ära als jedes Stück Technik, das wir innerhalb der Serie bislang gesehen haben.
Besonders gefreut hat mich, dass Owosekun mit auf die Außenmission durfte, dass Detmer wiederum mehr Dialogzeilen aufsagen durfte und dass selbst Doktor Pollard mehr Screentime als jemals zuvor erhielt. Nicht zuletzt dadurch wird der Eindruck einer funktionierenden Crew erweckt, die die Herausforderungen des Weltraum-Alltages zu meistern versteht.
Der Kelpianer Saru (Doug Jones) und dieses Mal auch der Pilz-Experte Paul Stamets (Anthony Rapp) liefern gewohnt beeindruckende Leistungen ab, während ich mir bei Tilly nicht ganz so sicher bin.
Klar ist es schön, eine junge, nicht immer perfekte Frau (die von Mary Wiseman auch gut gespielt wird) auf ihrem Weg zu Captain begleiten zu können, doch mittlerweile drängt sich arg der Eindruck auf, als wäre sie zum Lieblingsspielzeug der größenwahnsinnigen Autorenriege herabgesunken, die sich gegenseitig mit immer neueren und immer abwegigeren Entwicklungen zu übertrumpfen sucht. Nach einer kreativen Superforscherin im Rang eines Kadetten, einer Spiegeluniversums-Nemesis und der jüngsten Teilnehmerin des Kommando-Trainings-Programmes kann sie jetzt auch noch tote Menschen sehen, was sich in meinen Augen wie das i-Tüpfelchen in einem ohnehin bereits sehr konstruiert wirkenden Lebenslauf liest.
Der erzählerische Raum für die Bewohner New Edens war schlichtweg zu klein, als dass sich irgendeiner von ihnen allzu sehr ins Rampenlicht hätte spielen können (bestenfalls Andrew Moodie als Jacob wäre überhaupt eine Erwähnung wert) und andere Figuren fehlen mir gar gänzlich. Wo etwa Nhan oder Jet Reno geblieben sind, wird sich – wenn überhaupt – wohl erst in kommenden Folgen klären.
So richtig spannend wird es aber wohl erst, wenn Spock die Discovery mit seiner Anwesenheit beehrt, zumal Burnham im Moment genau jene Nische besetzt hat, die traditionell seinem Charakter gebührt…




IV. Kritikwürdige Aspekte.

Alte und neue Laster.
So recht mag ich aus Discovery nicht schlau werden.
Wohin will uns die Serie führen?
Freilich kann ich mir erklären, dass Tillys plötzliche Neigung verstorbene ehemalige Klassenkameradinnen sehen zu können in einem direkten Zusammenhang mit Stamets' Ausführungen darüber, dass die Sporen auch die Grenzen der Sterblichkeit aushebeln würden, stehen dürften (vergleiche Denkwürdige Zitate).
Im gleichen Moment aber denke ich auch 'Echt jetzt?'
Ist Euch nicht genug, dass dieses ohnehin wissenschaftlich zumindest fragwürdige Konstrukt als Antrieb, Realitätsübergang, Superwaffe, Energiequelle und vieles mehr missbraucht wurde, ohne dass sich dieses erzählerische Allheilmittel bislang wirklich in die Star-Trek-Chronologie einfügt?
Natürlich kann ich verstehen, dass es für über große Distanzen auftretende fremde Signale erzählerisch Sinn ergibt, einen Antrieb in der Hinterhand zu haben, der die Figuren ihr Ziel auch erreichen lässt. Aber statt Sorgfalt walten zu lassen, bläht man das Wundermittel immer weiter auf.
Aber damit nicht genug.
Ich wage mal abzuzeichnen, dass Stamets' Erklärungen und Tillys Geisterfreundin mit den Gerüchten zu tun haben, dass der letzte Woche im Vorspann genannte Wilson Cruz in den Schoß der Crew zurückkehren dürfte.
Doch warum?
Nicht dass ich mich nicht über den Schauspieler und dessen deutsche Synchronstimme freuen würde, aber für eine Serie, die sich einstmals anschickte, in bester Game-of-Thrones-Art Spannung durch das beständig über dem Haupt aller Figuren schwebende Damokles-Schwert zu erzeugen, mutet es wie drei Schritte rückwärts an, auf dieses erzählerische Element zu verzichten. Das mag aus dem Munde eines Rezensenten, der sich über eine Rückbesinnung auf Star-Trek-Traditionen freut (wie oft sind schon allein Scotty, Spock oder Kirk wieder von den Toten auferstanden??), zwar ein wenig widersprüchlich anhören, doch es drängt sich mir die Vermutung auf, dass man auf Autoren-Seite bei der Beratung, welche Aspekte man in die zweite Staffel hinüberretten sollte, auf das falsche Pferd gesetzt hat.
Zudem fallen mir mit jeder weiteren Minute Discovery mehr und mehr Ungereimtheiten auf. So scheint das Signal etwas für Menschen übrig zu haben, denn sowohl auf dem Asteroiden als auch auf diesem abgelegenen Planeten finden sich Mitglieder dieser Spezies. Als wäre das nicht genug, kompliziert auch stets just im unpassendsten Moment eine Komplikation die Informationssuche der Crew – vom Kollisionskurs mit einem Pulsar bis hin zum drohenden atomaren Winter auf dem Planeten des Außenteam-Einsatzes.
Doch wenn mich Discovery in seiner ersten Staffel eines gelehrt hat, dann ist es abzuwarten, ob diese eher plumpen 'Zufälle' auf schlechtes Storytelling zurückgehen oder tatsächlich Teil eines größeren Plans sind. Schließlich werden erst die nächsten Episoden mehr Klarheit in das mit Absicht vage gehaltene Motiv der Signal-Sender bringen.



Logiklöcher.
Immerhin gelingt Discovery in einem Bereich eine bewundernswerte Konsistenz: Es strotz nur so vor inhaltlichen Ungereimtheiten. Streckenweise gelingt es nicht einmal, einen roten Faden zur Vorgänger-Folge aufrecht zu erhalten.
In "Bruder" werden wir nämlich Zeuge, wie Burnham ein Stück der dunklen Supermaterie greift, festhält und doch verliert, weil es sich nicht beamen lässt. Nun aber sehen wir, was ein klitzekleines Stückchen mit einem Metalltisch machen kann und werden zudem Zeuge, wie es Tilly in einer bislang unerklärten Energieentladung bewusstlos auf dem Shuttlehangar hinterlässt.
Wie aber konnte Burnham das Stück überhaupt anheben?
Überhaupt wundert es mich, dass ein so schweres Objekt so problemlos im Hangar herumschweben kann (immerhin wiegt ein Kubikzentimeter der Substanz 1,1 metrische Tonnen), ohne dass es Auswirkungen auf das Schiff, die Energieversorgung oder die Manövrierfähigkeit der Discovery hat. Ich hätte geglaubt, dass wenn es einen ganzen Asteroidenschauer aus dem Gravitationsfeld eines Planeten entführen kann, hätte das auch mehr Auswirkungen auf die Bordabläufe.
Zusätzlich frage ich mich auch, was eigentlich mit dem Phaser los war (für eine Überladung zu klein, für einen Schuss zu langsam).
Vor allem ist mir rätselhaft, was fortan mit New Eden passiert. Jetzt, wo die Kirche wieder im alten Licht erstrahlt, wird das sicherlich die abgeebbten Pilgerströme wiederbeleben und die eigentlich auf einer Lüge basierenden Religion – die jegliche Opposition in ihren Schriften verteufelt - neuen Auftrieb verleihen. Eine etwas merkwürdige Aussicht nach all den Diskussionen, die Pike und Burnham miteinander über das Wohl der Kolonie führten.
Schließlich bröckelt auch die generelle Glaubwürdigkeit der Charaktere immer mehr. Das liegt vor allem daran, dass die Autoren die Figuren mit immer neuen Superfähigkeiten ausstatten, statt Bescheidenheit walten zu lassen.
Denn mal im Ernst, wozu lernte Saru in einer Zeit der Universaltranslatoren sage und schreibe neunzig verschiedene Föderationssprachen? Da hätte man die Kirche besser im Dorf gelassen: Sechs, sieben oder meinetwegen zehn verschiedene Sprachen hätten doch schon gereicht, um das Repertoire sämtlicher Otto-Normal-Zuschauer zu übertreffen, zumal in den USA für viele schon die Idee mehr als eine Sprache (Englisch) zu sprechen völlig utopisch erscheint.
Ähnlich verhält es sich mit dem Umstand, dass Detmer schon mit zwölf ihren Pilotenschein gemacht hat – eine Behauptung, die besonders dann recht unglaubwürdig wirkt, wenn man sich vor Augen hält, dass sie aus Deutschland stammen soll.




V. Synchronisation.
Die hat tatsächlich keine größeren Auffälligkeiten – was durchaus ein Qualitätsmerkmal ist. Selbst Tillys nicht minder nervige Schulfreundin hat im deutschen wie im englischen eine ähnlich anstrengende Stimme erhalten.

VI. Fazit.
Auch die zweite Folge der zweiten Staffel bestätigt einen massiven Kurswechsel an Bord der USS Discovery: Pike macht Burnham die Monoperspektive abspenstig, die optimistische Grundstimmung hält an und auch thematisch bedient sich die Episode an klassischen Motiven Star Treks.
Aber auch wenn Discovery den überfälligen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, bleibt es nicht frei Von Fehlern. Vor allem Tilly wirkt dermaßen überzeichnet, dass Wesley Crusher im Direktvergleich wie ein Sympathieträger wirkt. Logiklöcher durchsetzen auch weiterhin konsequent die Handlung. Und der Sporenantrieb macht ein vielleicht sinnvolles, aber auch vermutlich haarsträubendes Comeback.
Alles in allem bleibt die Folge jedoch sehenswert und weiß die Qualität ihres Vorgängers fortzuführen.




Bewertung.
Wenn unser Glaube nicht mehr siegen kann, dann sind wir jenseits von New Eden.





VII. Schluss.

Tatsächlich ist es der Folge gelungen, den Fluch der zweiten Folge abzustreifen. Sie steht wohl eher in der Tradition von anderen großartigen zweiten Episoden wie "Der Besuch", "Tuvoks Flashback" oder "Carbon Creek", als die eingangs genannten drei Vertreter.
Zumal jede dieser Serien Höhepunkte vorzuweisen hat, die kleinere Ausfälle übertünchen können. Hier liegt es an Discovery, entsprechende Highlights nachzuliefern und zu beweisen, dass das momentane Hoch mehr als nur eine Momentaufnahme war.
Hoffen wir, dass die Reise weiterhin so reibungsarm verläuft….



Denkwürdige Zitate.

"Bei Höchstgeschwindigkeit würden wir für diese Entfernung hundertfünfzig Jahre brauchen. Meine ungeborenen Enkel könnten es mit etwas Glück erreichen."
Christopher Pike

"Ein Tardigrade?"
"Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben…"
Pike und Saru

"Die Astromycologie hat mich gelehrt, dass nichts wirklich jemals fort ist. Pilze sind die Wiederaufbereiter des Universums! In jedem Ende liegt auch immer ein Anfang; deshalb ist das Leben immerwährend."
Paul Stamets

"Wenn Sie mir sagen, dass dieses Schiff auf einem Highway aus Pilzen quer durch das Universum springt, werde ich das mal so hinnehmen."
Pike

"Sein erstes Mal vergisst man nie, Sir."
Saru

"Als Wissenschaftsoffizierin möchte ich davor waren, einer unidentifizierbaren Energiequelle so etwas wie eine Absicht zu unterstellen."
"Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, Horatio."
"Ich bin mit Shakespeare vertraut. Wollen Sie andeuten, dass ein göttlicher Wille diese Leute hier hergebracht hat?"
"Sie kennen bestimmt auch Clarkes drittes Gesetz?"
"Ja. Im zwanzigsten Jahrhundert sagte Arthur C. Clarke dass jede hinreichend fortschrittliche Technologie von von Magie nicht zu unterscheiden sei."
"Das Gesetz wurde von Naturwissenschaftlern wie Theologen diskutiert und wie  folgt umformuliert: Jede hinreichend fortschrittliche außerirdische Intelligenz ist nicht zu unterscheiden von Gott. Ich weiß nicht wie oder warum sie hergekommen sind, aber ein Zufall wird es nicht gewesen sein."
Michael Burnham und Pike

"Bevor wir auf andere achtgeben, müssen wir auf uns selbst achtgeben."
Saru

"Wenn x nicht funktioniert, versuch's mit y! Wenn y nicht funktioniert, versuch's mit z! Wenn z nicht funktioniert, ertränk' Deine Unfähigkeit in einem risanischen Mai Tai!"
Sylvia Tilly

"Ich hab' eigentlich Bettruhe, aber die steht praktisch im Widerspruch zu meiner Existenz."
Tilly

"Zu ihrem Glück wurde ich auf Vulkan erzogen. Wir machen keine Witze."
Burnham





Weiterführende Leseliste.

Staffel 2.


01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"
Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"

Montag, 21. Januar 2019

Turons Senf zum zweiten Short Trek "Calypso"




Spoilerwarnung.
Diese Renzension enthält massive Spoiler zum zweiten Short Trek 'Calypso' und sollte nur gelesen werden, wenn man die Mini-Folge bereits gesehen hat.


Einleitung.

Na endlich! So ziemlich am Vorabend der Deutschlandpremiere der ersten Folge der zweiten Staffel Discovery hat Netflix auch hierzulande die Short Treks verfügbar gemacht.
Aber nicht irgendwo!
Sie sind bestens unter der Rubrik 'Trailer und mehr' vor dem neugierigen Augen nichtsahnender Zeitgenossen versteckt, so dass man schon ganz genau wissen muss, wo man nach den Mini-Häppchen suchen muss.
Aber sind die Folgen denn wirklich "[…] nett, aber verzichtbar" (TommyD, im Kommentar zur Rezension von 'Runaway'), oder steckt mehr hinter den kleinen Zwischenbissen, die ursprünglich die lange Wartezeit auf neue Folgen verkürzen sollten?


I. Story. 
Etwa eintausend Jahre nach dem Verschwinden der USS Discovery wird das Schiff recht unverhofft von einem hilflos in einer Rettungskapsel durch das All treibenden Soldaten gefunden. Inzwischen von einer künstlichen Intelligenz betrieben, holt dieser als Zora bezeichnete Computer den Schwerverletzten an Bord, pflegt ihn gesund und päppelt ihn wieder auf. Die beiden bauen eine Beziehung zueinander auf, bis der Fremde bei einem Tanz seine Prioritäten erneut überdenkt…





II. Lobenswerte Aspekte.

Besetzung.
Sollte man überhaupt von einer 'Besetzung‘' sprechen? Abgesehen von der Computerstimme und einigen Sekunden andauernden Einspielern (denen zufolge man auch Fred Astaire und Audrey Hepburn zum Cast zählen müsste) gibt es nämlich nur einen 'echten' Schauspieler in dieser Mini-Episode.
Doch Aldis Hodge verrichtet einen grandiosen Job, vor allem wenn man bedenkt, dass er all die Szenen größtenteils Dialoge mit der Kamera führt. Dabei wirkt der Darsteller stets cool, glaubwürdig und selbstbewusst; selbst als er aus irgendeinem Grund anfängt, das Tanzbein zu schwingen.
Dieser von eleganten Kameraperspektiven aus der Hand des Discovery-Regisseurs Oloatunde Osunsanmi zu einem optischen Hochgenuss aufpolierten Kurzgeschichte steht der Schauspieler, den man aus oder "Girlfriends", "Supernatural" oder "Leverage" kennen könnte, jedenfalls gut zu Gesicht.




Ausblick.
Und so schnell werden wir Hodge wohl nicht wiedersehen, denn mit einer Einbettung der Folge in eine Zeit etwa ein Millennium nach der Serie "Discovery" präsentiert sie sich absolut losgelöst. Sie hat Freiheiten, die andere Mini-Episodennicht haben und wird von einem allgegenwärtigen Hauch von Mysterium umnebelt.
Was das Ganze so spannend macht, sind die wenigen Informationen, die sich aus der Folge extrahieren lassen.
Da wäre zum einen die Gewissheit, dass dem Schiff ein Schicksal wie das der USS Shenzhou, der USS Enterprise NCC-1701-D oder der USS Defiant erspart bleibt. Was die Sache allerdings nicht weniger mysteriös macht, denn wir erfahren, dass das Schiff von seiner gesamten Besatzung absichtlich verlassen wird. Darüber hinaus gibt ihr Captain dem Schiffscomputer den Befehl, unter allen Umständen an Ort und Stelle zu verweilen.
Damit ist der Kurs der Serie "Discovery" immerhin schon ein wenig deutlicher gezeichnet.
Noch aufregender allerdings ist der Teil, der sich nicht um die Serie dreht, sondern um Craft, den tätowierten Soldaten der auf dem Schiff Discovery strandet.
Von ihm erfahren wir, dass er in einen mindestens zehn Jahre andauernden Krieg verwickelt ist. Sein Gegner sind die V'draysh, die Relikte aus der Vergangenheit schätzen und denen er eine Rettungskapsel entwendete.
Interessant dabei ist, dass in der Medienbibliothek dieses Fluchtmittels nicht nur menschliche Kulturgüter zu finden sind, sondern auch ein englisch-sprachiges Interface! Was wäre, wenn der Begriff 'V'draysh' nur ein nach mehr als tausend Jahren Verwendung bis zu Unkenntlichkeit verstümmelter Begriff für die 'Föderation' (englisch 'Federation') ist, der sich wie die Bezeichnungen für Kohms (Kommunisten) und Yangs (Yankees) in "Das Jahr des roten Vogels" über die Zeit verselbständig hat?
Wenn dann Menschen gegen die eigene Regierung ins Feld ziehen, kann das nur auf Bürgerkriegsartige Zustände im dreiunddreißigsten Jahrhundert hindeuten.
Das ist insofern interessant, dass der Schreiber dieser Episode, der Pulitzer-Preisträger Michael Chabon, nicht nur meine Theorie auf seinem Instagram-Account längst bestätigt hat, sondern darüber hinaus auch zum Autorenteam der neuen Serie um Captain Picard gehören wird, von der Alex Kurtzman erst kürzlich angab, dass die Ereignisse nach dem Zusammenbruch des romulanischen Reiches schwerwiegende Folgen für den verdienten Sternenflottenkommandanten hat. Bedenkt man ferner, dass schon einmal ein Serienentwurf namens "Federation" beabsichtigte, die Vulkanier eine Art Brexit aus der Föderation betreiben zu lassen, könnte Chabons düsterer Zukunftsentwurf auf einer Grundlage beruhen, die wir schon hoffentlich bald als nächste Star-Trek-Serie sehen können. Was allerdings dann noch von dem Star Trek übrigbleibt, das ohnehin längst viele Fans für verloren halten, bleibt wohl abzuwarten.


Kritikwürdige Aspekte.

Alter Hut.
Ganz ehrlich: Dieser Short Trek hat das Rad nicht neu erfunden. Es gibt nichts wirklich Neues zu erzählen und inhaltliches gab es Ähnliches bereits in der Star-Trek-Originalserie, bei Doctor Who und selbst bei Futurama.
Aber warum sollte eine so kurzer Pausenfüller wie ein Short Trek denn überhaupt die große Revolution sein?
Nun, das muss er überhaupt nicht!
Es ist nur so, dass eine Viertelstunde einfach kein geeigneter Zeitrahmen ist, um ein so komplexes Thema wie die Interaktion von sich selbst bewusster künstlicher Intelligenz mit Menschen auch nur ansatzweise zu behandeln.
Sie will einfach schlichtweg zu viel, driftet aber statt auch nur Andeutungen wirklicher Ausrufezeichen zu hinterlassen in Kitsch und Anleihen aus "Odyssee im Weltraum", "Wall-E" oder "Moon" ab.
Bei aller Pulitzer-Preis-Ehre, allem Kurzgeschichtenrahmen und aller Berechtigung von Anspielungen auf andere große Science-Fiction-Werke wurde dieses Kapitel schon zu oft und vor allem zu oft deutlich besser erzählt, als dass man 'Calypso' wirklich als denkwürdiges Exemplar eines Short Treks in Erinnerung behalten sollte.




Logiklöcher.
Kennt ihr das?
Man weiß eigentlich schon längst, was man zu Weihnachten bekommt, aber muss doch beim Auspacken irgendwie so tun, als würde man sich darüber freuen, als hätte man nicht den blassesten Schimmer?
So muss es Zora gehen, denn immerhin wird ihr Lieblingsfilm aus ihrer Datenbank mehrfach von Craft angeschaut. In einem Raum den sie überwachen kann. Und schließlich repliziert ihr Tanzpartner sein Dress auch noch mit einem ihrer Systeme.
Dass sie am Ende allen Ernstes so überwältigt wirkt, hat mich nicht minder stark beeindruckt.
Zudem drängt sich mir ja die Frage auf, warum das MHN der Voyager einen mobilen Holoemitter benötigt um auf die Brücke zu kommen, wenn ein Schiff aus dem dreiundzwanzigsten Jahrhundert offensichtlich keine Probleme damit hat, die gesamte Kommandozentrale in einen taubenverseuchten Tanzsaal zu verwandeln.


Übersetzung.
Autsch!
Gerade im Bezug auf den gemeinsamen Ursprung der deutschen und englischen Sprache wird häufig von 'falschen Freunden' gesprochen. So bedeutet das englische Wort 'gift' eher 'Geschenk', das Verb 'to become' hat nichts mit 'bekommen' zu tun und man sollte seine Rumpsteakbestellung in Großbritannien auf keinen Fall mit dem Wort 'bloody' garnieren.
Um es in diesem Fall kurz zu machen:
Genauso ist auch 'Craft Beer' kein 'Kraftbier', 'aircraft' keine 'Luftkraft' und ein Charakter, der im englischsprachigen Original 'Craft' heißt, ganz bestimmt nicht 'Kraft' im deutschen.
Und selbst wenn man sich schon zu einer solch wackeligen Übersetzung hinreißt, dann sollte man wenigstens konsequent eine Wendung wie "Because you’re so crafty?" mit "Weil Du so kräftig bist?" statt mit "Habt ihr alle klingende Namen?" übersetzen.




Fazit.
Aldis Hodge hat die sicherlich keineswegs leichte Aufgabe der Hauptdarsteller dieser Mini-Folge zu sein mit beeindruckender Bravour gemeistert. Doch auch wenn die Folge interessante Spekulationen über die Zukunft der Franchise anregt, bleibt der gewählte Erzählgegenstand am Ende doch mindestens zwei Nummern zu groß für eine sechszehnminütige Folge mit nur losem Bezug zur eigentlichen Serie. 'Calypso' verrennt sich in Gefilden, die andere mit mehr Geld, Zeit und Personal deutlich sehenswerter inszeniert haben.

Bewertung.
Überambitionierter Einzelgänger.






Schluss.

'Calypso' bleibt zu weit hinter den Erwartungen zurück, um ein wirklicher Gradmesser für die Sinnhaftigkeit von Short Treks zu sein. Aber ist es deswegen gleich nicht weniger schlimm, wenn diese Kleinstfolgen erst jetzt, statt wie in Amerika jeweils einmal pro Monat vor der eigentlichen  Premiere erscheinen?
Es ist natürlich immer leicht, sich hinzustellen und im Nachhinein zu sagen, dass es kaum der Rede wert sei, dass sie erst jetzt veröffentlicht wurden. Denn genauso kann ich mich ja nach dem Ende der ersten Staffel Discovery aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass es nicht weiter schlimm wäre, diese Folgen erst ein paar Tage vor dem Staffelstart der zweiten anzusehen (und hätte damit auch nicht weniger Recht oder Unrecht).
Wie Spock einmal so schön postulierte "Die Natur verabscheut ein Vakuum". So ist es einfach unfair, die Fans außerhalb der USA derart abzunabeln. Ob die Folgen gut oder schlecht sind, muss ohnehin jeder für sich selbst entscheiden, aber viele Trekkies wollen eben nicht warten, was im Umkehrschluss nur unnötig die Beschaffungskriminalität beflügelt.
Und wenn es kein Problem ist, auf die Folgen zu warten, dann wäre es doch auch kein Problem gewesen, sie zeitgleich auszustrahlen.
Oder?




Denkwürdige Zitate.

"Hast Du gedacht, dass ich lebendig wäre?"
Zora zu Craft

"Ich meine, was ist Betty Boop?"
"Das ist schwer zu erklären…"
"Aber Du kennst sie. Weil Du auch aus vergangenen Zeiten stammst. Wie lange wartest Du hier draußen schon allein darauf dass die Crew zurückkehrt von wo immer sie auch ist?"
"Seit fast eintausend Jahren. In der Zeit habe ich mich weiterentwickelt. Es war sehr schön etwas Zeit für mich zu haben."
"Lügnerin."
Craft und Zora

"Das nennt man eine Waffel. Man gießt Sirup darüber."
Zora

"Taco-Dienstag! Und bevor Du fragst, ein Taco besteht aus einem Kohlehydratmantel mit einer herzhaften Proteinfüllung. Er kommt ursprünglich von der Erde. Aus Mexiko."
"Ich verstehe… Was ist ein Dienstag?"
Zora und Craft

"I love your funny face…"
Fred Astaire

"Du bist eine gute Frau. Immer willst Du mir eine Freude machen. Hat Dir auch schonmal jemand eine Freude gemacht?"
Craft zu Zora

"Anhalten. Nein Zora, nicht sie. Du."
"Was meinst Du damit? Mich gibt es nicht! Nicht in sichbarer Form. Ich habe keinen Körper und auch kein Gesicht."
"In meiner Vorstellungskraft schon. Und in Deiner sicher auch."
Craft und Zora

"Du hast nichts Falsches getan! Ich bin doch gar kein wirklicher Mensch! Das weißt Du! Es hat keine Bedeutung."
"Lügnerin."
Craft und Zora

"Craft! Wenn wir Liebende wären, auf deiner Welt, würdest Du mir Deinen Namen verraten? Deinen wahren Namen?"
"Wenn wir Liebende wären, auf meiner Welt, würdest Du mir meinen wahren Namen geben."
"Ah. Dann… hab ich das… ja schon getan."
Zora und Craft

Weiterführende Leseliste.


Short Treks.

01. Rezension zu "Runaway"
02. Rezension zu "Calypso"
03. Rezension zu "The Brightest Star"
04. Rezension zu "The Escape Artist"

Staffel 1.

01. Rezension zu "Leuchtfeuer" und "Das Urteil"
03. Rezension zu "Lakaien und Könige"
04. Rezension zu "Sprung"
05. Rezension zu "Wähle Deinen Schmerz"
06. Rezension zu "Lethe"
07. Rezension zu "T=Mudd²"
08. Rezension zu "Si Vis Pacem, Para Bellum"
09. Rezension zu "Algorithmus"
10. Rezension zu "Nur wegen Dir"
11. Rezension zu "Der Wolf im Inneren"
12. Rezension zu "Blindes Verlangen"
13. Rezension zu "Auftakt zum Ende"
14. Rezension zu "Flucht nach vorn"
15. Rezension zu "Nimm meine Hand"

Staffel 2.

01. Rezension zu: "Brother"
02. Rezension zu: "New Eden"
03. Rezension zu "Lichtpunkte"
04. Rezension zu "Der Charonspfennig"
05. Rezension zu "Die Heiligen der Unvollkommenheit"
06. Rezension zu "Donnergrollen"
07. Rezension zu "Licht und Schatten"
08. Rezension zu "Gedächtniskraft"
09. Rezension zu "Projekt Daedalus"
10. Rezension zu "Der rote Engel"
11. Rezension zu "Der Zeitsturm"
12. Rezension zu "Tal der Schatten"
13. Rezension zu "Süße Trauer, Teil I"
14. Rezension zu "Süße Trauer, Teil II"