Mittwoch, 30. Juli 2014

Star Trek Jumps the Shark 03: TNG



Einleitung. Niemand wird bestreiten können (oder wollen), dass ein Großteil jener Faszination, die Star Trek bis heute ausstrahlt, eng mit der Neuauflage der Franchise durch den Fernsehstart von "The Next Generation" zusammenhängt.
Ohne den Erfolg Picards und seiner Crew wären die nachfolgenden Ableger wie "Deep Space Nine", "Voyager" oder "Enterprise" überhaupt nicht denkbar gewesen und unbestreitbar überflügelte dieser Reboot seinen Vorgänger in puncto Zuschauerinteresse um Längen. "Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert", wie die Serie in der sehr ungenauen deutschen Synchronisation fortan hieß, begründete das TV-Phänomen, dass vor allem viele neue Fans in seinen Bann schlug und ohne die hohen Qualitätsstandards, die durch die Serie gesetzt wurden, wäre auch die Aufregung um die Abrams-Kinofilme wohl nur halb so groß. In diesem Zusammenhang diese Kult-Serie dadurch in Frage zu stellen, dass man Theorien darüber aufstellt, wann die Serie über den berüchtigten Hai sprang, muss im ersten Moment einmal blasphemisch wirken. Hält man solchen Zweiflern jedoch die heute nur noch sehr schwer zugängliche erste Staffel entgegen oder bedenkt, welche Durststrecken die Erfolgsserie in ihrer siebenten (und finalen) Staffel mitunter offenbarte, kann man sicherlich kaum mehr von der Hand weisen, dass es irgendwo einen Knick gegeben haben muss, dem wir im Folgenden auf den Grund gehen sollten. Sämtliche aufgeführten Anzeichen für einen Sprung über die Haifinne sind der Auflistung im ersten Teil unserer Serie entnommen und wie bereits in der vorangegangenen Betrachtung zur Originalserie folgt sie den vier Themenfeldern "Besetzungswechsel", "Charakterentwicklung", "Handlungsentwicklung" und "Kunstgriffe". Dabei kann die Reihenfolge der einzelnen Punkte aus dramaturgischen Gründen variieren und wie gewohnt kann die Zählung der einzelnen Finnen davon abhängen, wie oft ein bestimmter Punkt eintrifft.



1. Besetzungswechsel



Rauswurf eines Hauptcharakters. Zum ersten aber nicht letzten Mal in der Geschichte Star Treks konnte man als Zuschauer Zeuge des (missglückten) Versuchs werden, einer der etablierten Hauptrollen durch eine Neubesetzung neuen Schwung zu verleihen. Der Wechsel von Beverly Crusher zur kantigeren Ärztin Katherine Pulaski und wieder zurück zu Beverly Crusher bleibt wohl bis heute einer der am wenigsten nachvollziehbaren Winkelzüge der verantwortlichen Produzenten. Ob der kurzzeitige Abschied an internen Querelen, anderweitigen Karriereplänen McFaddens oder sich an den vermeintlichen Wünschen der Fans orientierte, wird wohl das Geheimnis der damals Beteiligten bleiben. Dafür bleibt dieses abenteuerliche Bäumchen-wechsel-Dich-Spielchen bis heute ein großes Manko für all jene, die sich die Serie am Stück ansehen möchten.



Die Große Lücke. Bei diesem Punkt können wir thematisch auch gleich beim großen Frauentausch mit Gates McFadden und Diana Muldaur verweilen, denn Dr. Katherine Pulaski gelang es nicht, die großen Fußstapfen auszufüllen, die ihr hinterlassen wurden. Das lag allerdings weniger an ihrer Amtsvorgängerin Dr. Beverly Crusher (die in der ersten Staffel bestenfalls als farblos zu bezeichnen wäre), sondern am Umstand, dass die neue Chefärztin nur allzu deutlich an den markigen Schiffsarzt der Originalserie angelegt war. In ihren Duellen mit dem Ersatz-Spock Data, ihrem ruppigen Patienten-Umgang sowie ihrer Transporterphobie wirkte sie zu oft wie ein Abziehbild Leonard 'Pille' McCoys und ließ die Eigenständigkeit vermissen, die Crusher im Vorfeld schon allein durch ihre Mutterrolle wenigstens im Ansatz andeuten konnte. So war die Rückeinführung von Mama Beverly ein wahrer Glücksfall für die noch junge Serie.


New Kid. Und weil aller guten Dinge drei sind, kann Pulaski aufgrund der genannten Ausführungen ferner auch unter der Kategorie eines 'neuen Gesichtes' aufgeführt werden, dass frischen Wind in die Darstellerriege einbringen sollte. Und auch, wenn dies nur bescheidenen Erfolg einbrachte, blieben die Macher diesem in der Serienbranche weit verbreiteten Prinzip treu, als Wil Wheaton sich allmählich von der “Next Generation” verabschiedete und mit Ro Laren ein gänzlich neuer Charakter mit vielen Ecken und Kanten die vermeintlich verkrusteten Figurenbeziehungen aufbrechen sollte. Doch auch für Michelle Forbes blieb die Serie nur ein kurzes Intermezzo; sie verließ TNG ebenfalls nach kurzer Zeit und schlug sogar das Angebot aus, ihre Rolle bei "Deep Space Nine" als Teil der Hauptbesetzung fortzuführen.




Pubertät. Eine der tragischsten Erfahrungen eines Kindes auf dem Weg zu einem Erwachsenen ist fraglos die Pubertät. Und diese Metamorphose durften die Zuschauer am Beispiel des einst kleinen und vorlauten Wesley Crushers Woche für Woche miterleben. Der Fremdschämfaktor war bei dessen Schwärmereien, modischen Fehltritten und Egozentrierung erschreckend hoch. Dass sich der junge Wesley eben nicht in einen wunderschönen Schmetterling, anmutigen Schwan oder wenigstens der gewagten Prognose Qs in “Rikers Versuchung” verwandelte, ist sicherlich zu einem großen Teil an der Frustration Schuld, die Wil Wheaton bis heute ob seiner damaligen Darstellung in Fankreisen immer wieder entgegenschlägt.




2. Charakterentwicklung

Richtungswechsel. Und wo wir gerade bei Wesley sind: Eigentlich war die Karriere des Enterprise-Ziehkindes so wunderschön vorgezeichnet. Vorzeitiger Dienst auf der Enterprise, Blitz-Studium an der Sternenflottenakademie und Rückkehr als Offizier an Bord des Schiffes, auf dem Mutti die Wehwehchen seiner Idole kuriert.
Doch Pustekuchen!
Bei Wheatons finalem Auftritt in “Am Ende der Reise” entwickelte sich der Schiffszögling in eine so abstruse Richtung, dass selbst die letzten Crusher-Sympathisanten nur noch fassungslos mit dem Kopf schütteln konnten. Es verwundert jedenfalls kaum, dass dieser seichte Abschluss unter der Führung des Reisenden im letzten TNG-Kinofilm “Nemesis” wieder revidiert wurde. Dort saß der ehemalige Tourist nämlich wieder in Sternenflottenuniform unter den Hochzeitsgästen, auch wenn es für das ohnehin bereits zerrüttete Verhältnis zwischen Fans und Schauspieler bereits viel zu spät war.



Zuwachs. Nachdem Wesley schließlich dem Niedlichkeitsfaktor entwachsen und im Verlaufe der Serie immer seltener zu sehen war, begannen neue Kindergestalten die Flure der USS Enterprise unsicher zu machen. Doch während  Molly O'Briens Auftritte verhältnismäßig überschaubar ausfielen, begann Alexander Rozhenko als Sohn Worfs immer mehr den Platz einzunehmen, den zuvor Wesley Crusher innehatte und trieb dem Fernsehzuschauer ein ums andere Mal Sorgenfalten auf die Stirn. Schon allein das plötzliche Auftauchen des illegitimen Sohnes des Sicherheitschefs der Enterprise ist mit ‘hanebüchen’ noch sehr wohlwollend umschrieben und dass Alexander sang und klanglos verschwand, nur um in "Deep Space Nine" eine äußerst fragwürdige Wiederauferstehung als Schiffstolpatsch zu erfahren, trug auch nicht gerade dazu bei, der Popularität des Charakters neuen Auftrieb zu verleihen. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass erst TNG die Tradition nerviger Kinderdarstellungen innerhalb Star Treks begründete.





Das zweite Gesicht. So wirklich neu war ein Großteil der Figurenkonstellation bei TNG nun wirklich nicht. Jeder, der einmal den Entwurf zur geplanten (aber nie ralisierten) TOS-Fortsetzung "Phase II" gelesen hat, wird deutliche Parallelen erkennen können. Aber auch, wer sich nicht die Mühe macht, kann bereits anhand des ersten Star-Trek-Kinofilms (der Leinwand-Realisierung der Serienidee) einige vertraut gewordene Ansätze erkennen:
Der junge erste Offizier, der den eigentlichen Captain bei dessen Arbeit selbstlos unterstützt und als großer Frauenschwarm gilt.
 Die sinnlich-erotische Außerirdische, die früher mal eine Beziehung mit dem mittlerweile zum ersten Offizier aufgestiegenen Mann führte und über außergewöhnliche Psycho-Fähigkeiten verfügt.
In der Serie war außerdem noch ein Vulkanier namens Xon eingeplant, der zwar nicht zu emotionalen Ausbrüchen fähig war, aber zur Belustigung der Crew immer wieder versuchen sollte, menschliche Verhaltensweisen zu ergründen. Im Film wurde die Figur durch den beim Transporterunfall verstorbenen Wissenschaftsoffizier Sonak angedeutet, während der ursprünglich für die Serien-Rolle gecastete David Gautreaux in einer Nebenrolle als Commander Branch zu sehen war.
Die Parallelen zwischen Will Decker und Wil Riker, Ilia und Deanna sowie Xon und Data sind jedenfalls ein deutlicher Beleg dafür, dass auch vieles in der hochgelobten Dynamik der "nächsten Generation" im Prinzip nichts weiter war als ein Aufguss einer alten Idee.





Autorenliebling. Wie eingangs eventuell deutlich wurde, zählen sowohl Wesley Crusher, als auch Katherine Pulaski nicht unbedingt zu den Fan-Favoriten, was die Serie jedoch nicht davon abhielt, eine ganze Reihe fragwürdiger Episoden auszuschütten, in denen es sich vorrangig um diese beiden Personen dreht. In "Die Gesetze der Edo", "Die Thronfolgerin", "Mutterliebe", "Die jungen Greise" oder "Planet der Klone" (um nur fünf Beispiele zu nennen) wird schnell deutlich, dass der Ansatz möglicherweise gut gemeint war: Die Autoren wollten mehr Tiefe, Substanz und Leben in diese Figuren bringen.
Doch im Endeffekt ging dieser Schuss völlig nach hinten los. Entsprechende Episoden vergrößerten den Abstand zwischen Fanbasis und Figuren noch weiter, gute Plots wurden zugunsten lahmer Charakterentwicklungshilfe zu Nebenhandlungen degradiert und häufig wirken die Bemühungen so gekünstelt, dass es schlichtweg keinen Spaß macht, solchen konstruierten Inhalten zu folgen.



Substanzverlust. Wie ein Versprechen muten Picards Worte im TNG-Pilotfilm an, mit denen er den zukünftigen Gegner der Föderation beschreibt:

"Sie wissen natürlich, dass die Ferengi ihre Verbündeten sehr oft verspeisen".

Entsprechend spannungsgeladen wie ernüchternd war dann auch das erste Aufeinandertreffen in "Der Wächter". Mit jeder weiteren Folge verkamen die ursprünglich als Hauptantagonisten angelegten Aliens mehr und mehr zur Lachnummer und mündeten schließlich in dem Zerrbild einer Supermacht, die im Dominionkrieg keine nennenswerte Rolle spielen sollte.



3. Handlungsentwicklung



Achterbahn. Heute mutet es beinahe wie ein Wunder an, dass TNG eine solche Erfolgsgeschichte schreiben konnte. Hätte die bislang letzte Star-Trek-Serie "Enterprise" etwa eine qualitativ ähnlich fragwürdige erste Staffel abgeliefert, hätte sie das grüne Licht einer vierten Staffel sicherlich nicht mehr gesehen. Doch TNG gelang das Kunststück, die Qualität deutlich nach oben zu schrauben und konnte sogar einen Begriff prägen, der das exakte Gegenteil zu "Jumping the Shark" bildet. Die Redewendung "Growing a Beard" bezieht sich auf die Gesichtsbehaarung Rikers, die ab der zweiten Staffel auch von einem Aufwärtstrend zeugte. Nun kann man sicherlich darüber streiten, ob denn tatsächlich jene Staffel, in der Autorenstreik, Katherine Pulaski und "Kraft der Träume" das Geschehen dominierten, bereits als 180-Grad-Wende bezeichnet werden kann, doch unbezweifelbar lag die Qualitätsmesslatte der Staffel höher als die der ersten. Fortan mauserte sich die Serie zu dem, was die Fans bis heute lieben, auch wenn es spätestens ab Einschnitten wie der zeitgleichen Ausstrahlung von "Deep Space Nine", dem Tod Gene Roddenberrys oder dem Anbruch der definitiv letzten Staffel auch wieder zu Abflachungserscheinungen kam.



Wildwuchs. Eine der bis heute unverständlichsten Entwicklungen innerhalb TNGs wird wohl die in "Die Raumkatastrophe" beschriebene Weltraumverschmutzung durch Warpantriebe sein. Dabei geht es gar nicht einmal um die nur mäßige Interpretationsfähigkeiten fordernde Parabel auf die Umweltverschmutzung in unserer Gegenwart, sondern um ein einschneidendes Ereignis im gesamten Serien-Universum, das fortan die Handlung beschränkte. Ab diesem Zeitpunkt durfte die Enterprise nämlich nur noch mit angezogener Handbremse (also maximal Warp fünf) fliegen. Kein Wunder, dass diese Idee nach und nach aufgegeben wurde, Während man bei "Deep Space Nine" und im ersten TNG-Kinofilm "Treffen der Generationen" gar nicht erst darauf einging, verfügte die USS Voyager immerhin über einen verbesserten Warpantrieb und entzog sich damit dem Damoklesschwert, dass stetig über der restlichen siebenten Staffel TNGs schwebte.


Messlattenhoch. Fragt man in Fankreisen nach der besten TNG-Episode überhaupt, so wird immer wieder der Titel "Das zweite Leben" fallen. In vielen Fanumfragen, Erhebungen und Preisnominierungen führt diese tatsächlich großartige Folge das Feld an. In der Tat repräsentiert sie vieles, was die Serie ausmacht: einen philosophischen Zugang im Science-Fiction-Gewand, eine Zentrierung auf das schauspielerische Talent Patrick Stewarts und Spannung, ohne auf bildgewaltige Raumschlachten, Schießereien oder Explosionen zu setzen. Dennoch fällt sie erzähltechnisch aus dem Rahmen, bildet einen markanten Einschnitt in der Entwicklung Picards und beschränkte die Auftritte des restlichen Casts auf ein Minimum (Marina Sirtis ist in dieser Episode sogar gar nicht zu sehen).
Aber all diese Faktoren machten "Das zweite Leben" zu einem Fixpunkt der Star-Trek-Geschichte. Keine Folge im Vorfeld und keine die danach gesendet wurde konnte die hohen Qualitätsstandards, die diese einzelne Episode zu setzen wusste, je wieder erreichen. Was allerdings nicht heißen soll, dass es keine guten Folgen mehr gab, aber keiner Episode gelang es mehr, diesen Niveaugipfel zu erklimmen und fortan stand alles im Schatten dieses einen Meisterstückes aus der fünften Staffel.




Hochzeit. Abgesehen von einigen Versuchen gab es nur eine eizige Hochzeit im Serienverlauf, deren Zeuge der Fernsehzuschauer werden durfte. Bei der Ehelichung von Keiko Ishikawa und Miles Edward O'Brien zogen gleich zu Beginn der Episode Gewitterwolken auf, aber der geneigte Fan der Serie hatte Glück in Unglück: Da die beiden O'Briens nur kurze Zeit später auf der Raumstation Deep Space 9 ihr Glück suchten, blieb ihm der Anblick einer Menge Ehestreitigkeiten erspart. Erst im Laufe der Serie "Deep Space Nine" erwuchsen aus den unsympathischen Ansätzen, die Keiko bereits an Bord der Enterprise offenbarte, jene unangenehmen Charakterzüge, die O'Brien eher Mitleid zuteil werden ließen...




Gaststarinflation. Wer TNG einigermaßen aufmerksam gesehen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass sich Gaststars in dieser Serie wahrlich die Klinke in die Hand gaben. Das begann schon mit den Auftritten diverser TOS-Stars wie DeForest Kelley, Leonard Nimoy und James Doohan. Eine zweite Welle bildeten verdiente Schauspieler wie Whoopi Goldberg, Dwight Schultz oder Kelsey Grammar. Und weil Star Trek damals großes Medieninteresse genoss, ließen es sich auch weitere Sternchen wie der Komiker Joe Piscopo, der Basektballspieler James Worthy oder der Sänger Mick Fleetwood nicht entgehen, ihre Fußstapfen in der Serie zu hinterlassen. Wer aber dachte, dass dies lediglich eine exklusive Nische für die Prominenz des US-amerkianischen Showbiz' bleiben sollte, sah sich mit den Auftritten von wissenschaftlich bedeutenden Personen wie dem Physiker Stephen Hawking oder der Astronautin Mae Jemison getäuscht. Ergänzt wird diese Illustre Liste glanzvoller Namen zusätzlich durch eine Reihe von Schauspielern, die während ihres TNG-Auftrittes noch nicht den Bekanntheitsgrad innehatten, der ihnen heutzutage zuteil wird. So traten beispielsweise auch Kirsten Dunst, Teri Hatcher oder Famke Janssen in mehr oder weniger überschaubaren Cameos in Erscheinung. Auch wenn es außergewöhnliche Stargastauftritte auch in anderen Star-Trek-Serien gab, so drängelten sich die meisten Sternchen fraglos bei TNG zusammen.




Urlaub. Man könnte an dieser Stelle durchaus mit einiger Berechtigung anmerken, dass Picards Zwangsfreizeit in "Picard macht Urlaub" hier nicht unbedingt mitaufgeführt werden sollte, da seine Ferien keinen eklatanten Einfluss auf die Serie hatten und sie auch nicht beeinflussten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn tatsächlich war sein Ferienabenteuer mit Vash der Grundstein für "Gefangen in der Vergangenheit" und hatte damit sogar Auswirkungen auf Episoden wie "Eine hoffnungslose Romanze", "Der Feuersturm" oder "Kontakte". Damit war das Verhalten der Captains im Prinzip durch die Ereignisse eines einzigen Urlaubs bestimmt, weswegen man diesen durchaus ins Feld führen sollte.





Faule Eier. TNG haftet der Makel an, bis heute die einzige 'echte' Clip-Show der Star-Trek-Geschichte fabriziert zu haben. Zwar kam die Episode "Kraft der Träume" vorrangig deswegen zustande, weil aufgrund eines Autorenstreiks Drehbücher fehlten, doch bis heute hält sie auch aufgrund der fehlenden Qualität die Rote Laterne unter den beliebtesten Star-Trek-Folgen fest.



Haarteil. Eigentlich war die Frisurenpolitik bei Star Trek vergleichsweise entspannt, wofür nicht zuletzt Gene Roddenberry selbst sorgte, der auf die Frage eines Journalisten, ob Glatzköpfigkeit im 24. Jahrhundert nicht kuriert werden könnte, antwortete: "Im 24. Jahrhundert kümmert es niemanden mehr".
Dennoch blieb frisurentechnisch Rikers Bart (vgl. "Achterbahn") hängen, auch wenn eine andere Frisurenentwicklung viel aussagekräftiger war: Das Haarteil, dass Marina Sirtis im Verlaufe späterer Staffeln verordnet bekam, trug maßgeblich zu ihrer Wandlung zu einem Sex-Symbol bei.

Bildquelle: diply.com



Augenwischerei. Doch im Wandel Deanna Trois vom Schiffsberater zum Objekt der Begierde wandelte TNG auch stets auf dem schmalen Pfad unterschwellig Sex als Verkaufsmittel zu benutzen. Zwar waren die entsprechenden Momente noch überschaubar, doch die Produzenten formten damit den Ausgangspunkt für eine bedenkliche Entwicklung bei Star Trek, die in Seven of Nine und T'Pol seinen zweifelhaften Höhepunkt erfahren sollte.




Schoßtierchen. Als allmählich klar wurde, dass in puncto Niedlichkeit mit Wesley, Alexander oder Molly keine Pferde zu gewinnen waren, setzten die Drehbuchschreiber einen genialen Kniff ein, um die niederen Instinkte des Zuschauers anzusprechen. Obgleich Brent Spiner nicht unbedingt als Katzenfan gilt, erhielt sein Alter Ego Data einen felinen Mitbewohner und fortan entwickelte sich Spot zum Liebling der Drehbuchautoren und Fans. Ein genialer Schachzug, der dem Auftauchen von Katzenvideos im Internet um Jahre vorausging.



4. Produktionsentwicklungen




Absolutismus. Im Spiegelinterview gab Patrick Stewart 1999 über TNG zu Protokoll:

"Die große Schwäche der Serie war leider über Jahre der latente Sexismus Roddenberrys, gegen den wir uns anfangs nicht energisch genug gewehrt haben. Die Frauenrollen waren oft so angelegt, daß sie kaum ins 20. Jahrhundert paßten, geschweige denn ins 24.; ich habe viel Wert darauf gelegt, das zu ändern."

Der Satz verdeutlicht ein Dilemma der Serie. Zu Beginn wurde sie von den Visionen und Eingaben Gene Roddenberrys dominiert, dessen Eingriffe besonders in der ersten Staffel deutlich sichtbar blieben. Mit zunehmender Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Star-Trek-Erfinders wendete sich das Blatt. Die mittlerweile selbstbewusster auftretenden Schauspieler und einige Produzenten übernahmen Verantwortung. Dadurch kam es natürlich auch zu Konflikten, wie etwa die französische Herkunft Picards zeigt: War sie zu Beginn der Serie noch vergleichsweise stark ausgeprägt, gewannen britische Elemente durch den Einfluss Stewarts immer mehr an Bedeutung.



Überstürzter Abschied. Einen der denkwürdigsten Momente TNGs haben wir bislang geflissentlich ausgelassen (bzw. extra für den Schluss aufgehoben): Das Aussscheiden Denise Crosbys aus der Serie. Nachdem sie bereits am Ende der ersten Staffel keine Zukunft mehr in ihrer Rolle sah, stieg die Darstellerin Tasha Yars kurzerhand aus der Serie aus. Eine Entscheidung, die sie bereut haben dürfte. Während ihrer eigene Karriere keine nennenswerten Sprünge gelangen, wurde die Star-Trek-Serie zu einem kommerziellen Erfolg. Im Lichte dieser Entwicklung mutet es nur bedingt merkwürdig an, dass Crosby sämtliche Gelegenheiten nutzte, um wie in "Die alte Enterprise", "Wiedervereinigung?" oder "Gestern, Heute, Morgen" erneut aufzutreten. Während der Wiedereinstieg anderen Schauspielern wie Michelle Forbes oder Wil Wheaton leichter fiel, blieb Crosby nur der Erfindungsreichtum der Drehbuchautoren, um wieder an Bord anheuern zu können.



Endstand. Gesamtzahl der Haisichtungen:




Zusammenfassend bleibt zu bemerken, dass TNG Abstriche in allen Bereichen offenbarte, auch wenn sich vermeintlich negative Aspekte zuweilen ins Positive verkehrten. Zudem liegt die Serie mit 28 Finnen knapp unterhalb des Niveaus der Originalserie, obwohl TNG etwa einhundert Folgen mehr zu bieten hat.
Mit der Bezeichnung "Growing a Beard" gelang es ferner, den Gegenbegriff zu "Jumping the Shark" zu etablieren und es Bedarf schon einiger Anstrengungen, an dieser Serie wirklich einen Wendepunkt festmachen zu können.



Der Moment des Haisprungs: Staffel 5, Episode 25 "Das zweite Leben"



Wenn es eine Episode gibt, die aus den vielen guten TNG-Episoden heraussticht, dann ist dies fraglos "Das zweite Leben". Die Folge setzte die Standards, an denen sich die nachfolgenden Episoden messen lassen mussten. Auch wenn danach noch gute Folgen wie "Das Gesicht des Feindes" , "Beförderung" oder "Genesis" gesendet wurden, hatte die Serie heimlich, still und leise am Ende der fünften Staffel ihren Zenit erreicht. Als anschließend auch noch "Deep Space Nine" in direkter Konkurrenz lief und mit der siebenten Staffel das Ende des TV-Daseins abzusehen war blieb immer noch diese eine Folge als Leuchtturm einer erfolgreichen Serie bestehen.

Alternative Hai-Sprünge. Natürlich sind auch andere Auslegungen abseits von "Das zweite Leben" denkbar.

"Aquiel". Während diese Folge innerhalb der sechsten Staffel solide bis unauffällig gewertet werden kann, bildet sie einen markanten Einschnitt innerhalb Star Treks. Einen Tag, nachdem sie am 2. Januar 1993 ausgestrahlt wurde, wurde auch die der Pilotfilm der nächsten Star-Trek-Serie "Deep Space Nine" gesendet. Ab diesem Punkt gab es zwei Serien, die zwar nicht in puncto Sendezeit, aber doch zumindest in thematischer Konkurrenz miteinander standen. Auch mit der Beendigung TNGs hielten die verantwortlichen Fernsehproduzenten an dieser zweifelhaften Strategie fest und ließen auch "Star Trek: Voyager" parallel laufen. Dieses Überangebot führte einigen Fans zufolge zu Ermüdungserscheinungen und einem Informationsüberschuss beim Zuschauer, der mitverantwortlich für den Niedergang der Franchise gemacht wird. Zudem wanderten auch einige talentierte Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler ab, was auch Auswirkungen auf die Qualität TNGs hatte.



"Gefahr aus dem 19. Jahrhundert, Teil II". Mit dem zweiten Teil dieser Episode wurde die finale siebente Staffel eingeleitet. Den Schauspielern und Produzenten war spätestens ab diesem Zeitpunkt bewusst, dass dies der Schlusspunkt der Serie werden würde und vielleicht waren aus diesem Grund die Zügel vergleichsweise locker gespannt. Zudem war den meisten Schauspielern klar, dass ihre Karriere anschließend auf der großen Kinoleinwand eine Fortsetzung finden würde, während die meisten Produzenten bereits in die Planungen für die nächste Star-Trek-Serie "Voyager" involviert waren, deren Produktion sich direkt an die finale Episode "Gestern, Heute, Morgen" anschloss. Eine Mischung aus Trott und sinkendem Interesse an der auslaufenden Serie sorgte auch für einen leichten Abwärtstrend, dem erst durch das Serienfinale Einhalt geboten wurde.



Soweit also meine Gedanken dazu, wann TNG über den berühmten Hai sprang. Das Thema ist ohne Frage kontrovers und ich behaupte nicht, dass meine Erkenntnisse deckungsgleich mit den Empfindungen anderer Fans sein müssen. Wenn Du also selbst anderer Meinung bist und den Zeitpunkt des Qualitätsverlustes an völlig anderer Stelle ansetzen würdest oder Deiner Meinung nach ein gewichtiger Aspekt in meiner Auflistung fehlt, so lass es uns in den Kommentaren wissen!

Weiterführende Leseliste:

Star Trek Jumps the Shark 01: Star Trek 
Star Trek Jumps the Shark 02: TOS 
Star Trek Jumps the Shark 03: TNG
Star Trek Jumps the Shark 04: DS9
Star Trek Jumps the Shark 05: Voyager
Star Trek Jumps the Shark 06: Enterprise

5 Kommentare:

  1. Wurde diese "Jumping the Shark"-Artikelserie nach TNG hier gar nicht mehr forgeführt?
    Schade!

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    1. Die Pläne für jede Serie liegen noch in der Schublade und können jederzeit reaktiviert werden - ich war mit nur nicht so sicher, auf wie viel Interesse das stößt. Allerdings bleibt die Frage, ob man so etwas wie Discovery mitaufnimmt...

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    2. Ich glaube Discovery kann man außen vor lassen...die Serie ist ein dauerhafter Haisprung.... ;-)

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    3. discovery fährt bei umfragen regelmässig ergebnisse von sehr gut bis gut mit 60% der stimmen ein. die serie hat ihre zuschauer gefunden und ich glaube nur ewig gestrige star trek tng fans hacken vehement darauf rum. soll nicht bedeuten, daß alles and disco super ist, gerade die dritte staffel war in bezug auf die drehbücher zum teil grenzwertig. sieht man sich aber konzepte wie den sporenantrieb oder auch die dlilzium interferenz, die zum brand geführt hat an, so stehen sie in roddenberrys tradition zu diliziumkristallen als antrieb (kristalle sind normalerweise keine energiespender), zeitreisen, riesigen weltraumkreaturen, die einfach so lebenskarft absaugen können. dementsprechend ist disco das genaue gegenteil von einem haisprung, da sie regelmäßig versuchen, neue wege zu gehen, die in sich gesehen genauso gut funktionieren was roddenberry geschaffen hat.

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    4. Eventuelle Haisprung-Aspekte bei "Discovery" sollte man eh erst erörtern, wenn diese Serie zum Ende gekommen ist, oder? Und vielleicht sogar dann auch noch ein paar Jährchen warten, das erleichtert die Einordnung.

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